-
Lederstanzvorrichtung Eine der wichtigsten, höchstbezahlten-und auch
-zeitraubendsten Arbeitsleistungen in der lederverarbeitenden Industrie ist das
Ausschneiden bestimmter Lederstücke aus dem Lederfell. Diese Arbeit wird bisher
von Hand ausgeführt. Der Zuschneider legt üblicherweise ein Modell bestimmter Größe
auf das Lederfell und fährt mit einem Zuschneidemesser um den Rand des Modells herum,
womit das so geformte Lederstück aus dem Lederfell ausgeschnitten wird. Der Zuschneider
muß hierbei das Modell auf dem Fell hin und her schieben, um die günstigste Stelle
herauszufinden. Die Arbeitsleistung eines solchen Zuschneiders ist verhältnismäßig
gering. Das Ausschneiden eines bestimmten Lederstückes muß sehr vorsichtig erfolgen,
und häufig läßt es sich nicht vermeiden, daß das Fell am Rand des Ausschnitts beschädigt
wird. Diese Arbeit des Zuschneiders ist aber bisher gerade bei empfindlichen, feinnarbigen
Oberledersorteii unentbehrlich gewesen. Sie läßt sich mit den bisher bekannten Vorrichtungen
nicht maschinell ausführen. Die an sich wohl bekannten Stanzvorrichtungen könnten
die Arbeit des Zuschneiders nicht ersetzen. Würde nämlich das Stanzmesser auf solchen
empfindlichen Fellen hin und her geschoben werden, um eine möglichst rationelle
Ausnutzung des Felles zu schaffen, so würde das empfindliche Fell durch das Hinundherschieben
des Stammessers nur zu leicht beschädigt «-erden können.
-
Mit der Erfindung wird angestrebt, diese Arbeit des Zuschneiders zu
mechanisieren, um einmal eine größere Arbeitsleistung zu ermöglichen und andererseits
die bei der Handarbeit nur unter größter Vorsicht vermeidbare Verletzung des Lederfelles
weitgehend auszuschalten. Diese
Mechanisierungdes Zuschneidens soll
nach der Erfindung durch Verwendung eines Bandmessers erreicht werden, welches,
um den Modellrand herumgelegt, mittels einer besonderen Vorrichtung längs des Modellrandes
herab und in das Leder eingeführt werden kann, um dort das gewünschte Lederstück
auszustanzen. Die Erfindung ist somit durch ein den ganzen Umfang des Modells eng
umfassendes, entlang dem Modellrand auf- und abwärts bewegbares Bandmesser gekennzeichnet,
welches vornehmlich an spitzen und scharfen Abknickungen des Modells aus einzelnen
Bandmesserstücken zusammengesetzt ist und welches von mehreren längenveränderlichen
Armen getragen wird, die an einen mit einem Druckstempel verbundenen Führungskopf
angeschlossen sind, der in einem mit dem Modell verbindbaren Gehäuse senkrecht,
zu dem Modell bewegbar ist.
-
Die Verbindung des Stempels mit dem Führungskopf kann verschiedenartig
sein. Es können nach einer Ausführung beide Teile fest miteinander verbunden sein,
wobei der Stempel gegenüber dem mit dem Modell verbindbaren Gehäuse abgefedert ist,
beispielsweise daß sein oberhalb des Gehäuses vorstehendes Betätigungsende unter
Wirkung einer Druckfeder steht; es kann die Feder aber auch zwischen dem Führungskopf
und dem Gehäuse angeordnet sein. Durch von Hand auf den Stempel ausgeübten Druck
werden somit der Führungskopf und mit ihm das von den längenveränderlichen Armen
getragene Bandmesser niedergedrückt und letzteres in das Lederfell eingedrückt.
Nach Aufheben des Druckes sind dann alle genannten Teile in Auswirkung der Federspannung
bestrebt, in ihre Ausgangsstellung zurückzukehren.
-
Zur Überwindung des Stanzdruckes kann nach einer weiteren Ausgestaltung
der Erfindung der Führungskopf vom Stempel aber auch mittels Hebelkraft niederdrückbar
sein. In diesem Fall kann das Betätigungsende des Stempels an ein Hebelgestänge
angeschlossen sein, und der von Hand ausgeübte Betätigungsdruck würde dann nicht
auf den Stempel unmittelbar; sondern auf das Hebelgestänge zur Auswirkung gebracht
und somit durch dieses Hebelgestänge eine Kraftübertragung erreicht werden, in welchem
Fall mit gemindertem Druckaufwand der gleiche Erfolg erzielbar ist, als wenn der
Druck unmittelbar auf den Stempel zur Auswirkung gebracht würde.
-
Eine Hebelkraftwirkung kann aber auch dadurch erreicht werden, daß
der sowohl im Gehäuse als auch in dem vorzugsweise zwischen einem Ober-und Unterteller
einspannbaren Führungskopf gleitbar geführte und wenigstens auf einem Teil seiner
Länge, zweckmäßig auf gegenüberliegenden Seiten, als Zahnstange ausgebildete Stempel
seine Axialbewegung über Zwischengetrieberäder auf den Führungskopf überträgt. Hierbei
kann es von Vorteil sein, die abgetriebenen Zahnräder mit an ihnen exzentrisch angelenkten,
auf den Führungskopf einwirkenden Druckstücken zu versehen. Nach der bevorzugten
Ausführungsform dieses Lösungsgedankens ist der Stempel innerhalb des Gehäuses mit
Schneckengewinde versehen, welches über darin eingreifende Getrieberäder, etwa Schneckenräder,
die Axialbewegung des Stempels auf den Führungskopf überträgt.
-
Der Führungskopf ist mit mehreren, beispielsweise sechs Armen versehen,
die an ihrem Ende das den Modellrand umschließende Bandmesser tragen. Für viele
Größen des auszustanzenden Lederstückes reichen sechs Arme aus. Diese sind zweckmäßig
derart angeordnet, daß vier Arme je einen- rechten Winkel zueinander einschließen
und zweiweitere, den ersterwähnten gegenüber längere Arme mit zwei zueinander in
ihrer Verlängerung liegenden Armen auf der gleichen Seite je einen spitzen Winkel
einschließen. Die Arme des Führungskopfes tragen je einen längenveränderlich aufschieb-
und feststellbaren Tragarm, die ihrerseits gemeinsam das Bandmesser halten.
-
Um eine möglichst innige Anlage des Bandmessers zu erreichen, sind
die nach unten abgewinkelten Enden der Tragarme mit einem Schlitz versehen, in den
das Bandmesser einsteck-und festklemmbar ist. Außerdem weist das Bandmesser im Abstand
voneinander lotrechte Schlitze auf, durch welche das Messer eng gegen den Modellrand
andrückende, eine lotrechte Bewegung aber zulassende Kopfstifte greifen, die im
Modell beispielsweise eingeschraubt oder eingeleimt sind. Diese Kopfstifte sind
zweckmäßig mit verschwenkbaren Köpfen versehen, um ein leichtes Aufsetzen und Abnehmen
des Bandmessers und ein Sichern des Messers in der Arbeitslage zu gewährleisten.
Wie bereits erwähnt, besteht das Bandmesser aus Einzelbandmesserstücken, die vornehmlich
an spitzen und scharfen Abknickungen des Modells zusammengesetzt sind. Zu ihrer
Verbindung sind diese Bandmesser teils an ihren zu verbindenden Enden mit Schlitz,
teils mit Ansatzstück versehen, die ineinandergesteckt durch Splinte gesichert werden.
-
Das jeweils austauschbare Modell ist mit einer zweckmäßig kreisförmigen
Öffnung versehen. In diese Öffnung ist ein austauschbares Verbindungsstück einfuhrbar,
an welches das untere Ende des Gehäuses, beispielsweise durch Verschraubung oder
durch druckknopfartiges Aufsetzen, anschließbar ist. Der untere Teil des Gehäuses
ist im Bereich der Arme des Führungskopfes mit sich in Richtung der Axialbewegung
des Stempels erstreckenden Schlitzen versehen.
-
Die Erfindung ist in der Zeichnung in einem Ausführungsbeispiel veranschaulicht.
-
Fig. z stellt die Stanzvorrichtung in Seitenansicht, teilweise im
Schnitt dar; Fig. 2 zeigt eine Draufsicht auf die Vorrichtung. Ausgegangen wird
von einem Modell z bestimmter Formgebung, wie es aus Fig. 2 ersichtlich ist und
welches beispielsweise dazu dient, einen Schuhlederteil zu schaffen.
-
Dieses Modell weist eine kreisförmige Öffnung 2 auf, welche dazu dient,
die eigentliche erfindungsgemäße Stanzvorrichtung mit dem Modell zu verbinden.
Die
Stanzvorrichtung weist ein etwa zylinderförmig gestaltetes Gehäuse 3 auf, welches
über ein in der Offnung 2 eingesetztes Verbindungsstück 4. mit dem ,Modell i verbindbar
ist.
-
Der obere Kopf des Gehäuses 3 ist mit einer Bohrung 5 versehen, welche
zur Aufnahme eines Stempels 6 mit Betätigungsknopf 7 dient. Dieser Stempel 6, der
zwischen dem Kopf des Gehäuses 3 und dem Betätigungsknopf 7 von einer ihn hochziehenden
Druckfeder 8 umgeben ist, ist auf seiner in das Innere des Gehäuses 3 hineinragenden
Verlängerung auf einander gegenüberliegenden Seiten als Zahnstange 9 ausgebildet.
Mit diesen beiden Zahnstangen 9 ist je ein Zahnrad io im Eingriff, und diese wiederum
kämmen mit abgetriebenen Zahnrädern i i. Letztere besitzen je einen exzentrisch
angeordneten Zapfen 12, an welchen je ein Druckstück 13 angelenkt ist.
-
Der untere Teil des Stempels 6 greift gleitbar durch eine mittlere
Bohrung eines Führungskopfes 14, der mit radial abstehenden Armen 15 versehen ist.
Dieser Führungskopf 14 kann zweckmäßig zwischen einem Oberteller 16 und einem Unterteller
17 eingespannt sein. Die vorerwähnten Druckstücke 13 liegen mit ihren unteren Enden
auf dem Oberteller 16 auf. Die Lage der Arme 15 ergibt sich aus der Draufsicht gemäß
Fig. 2. Für andere Modellstücke würden Lage und Länge dieser Arme anders zu wählen
sein, und sofern bei entsprechend groß bemessenen Modellen sechs Arme nicht ausreichen,
können statt sechs auch mehr solcher Arme, beispielsweise acht oder zehn, Verwendung
finden. Auch können- diese Arme mit in einem Winkel zu ihnen, gegebenenfalls rechtwinklig
zu ihnen verlaufenden zusätzlichen Armen versehen sein.
-
Für ein bestimmtes Muster werden mitunter Modelle in verschiedenen
Größen benötigt, wie z. B. bei Schuhen. Aus diesem Grund ist es von Vorteil, die
Arme 15 längenveränderlich zu gestalten. Dies kann erreicht werden durch auf die
Enden der Arme 15 aufschiebbare Tragarme 18, die in geeigneter Weise durch Klemmschrauben
od. dgl. auf verschiedene Längenausziehung gegenüber dem Führungskopf i.I feststellbar
sind. An ihren Enden sind diese Tragarme 18 abgewinkelt. Die Arme 15 sind mit im
Winkel zu ihnen verlaufenden zusätzlichen Armen versehen, und diese zusätzlichen
Arme können auch überschiebbare, längenveränderliche Tragarme tragen. In den abgewinkelten
Enden der Tragarme i8 sind Schlitze i9 vorgesehen; in welche ein Bandmesser 2o mit
seinem oberen Rand einführbar ist, wo es mittels Klemmschrauben od. dgl. festgehalten
wird. Durch entsprechende Längenbemessung der Tragarme i8 gegenüber den Armen 15
des Führungskopfes werden erstere so eingestellt, daß das Bandmesser in seiner lotrechten
Lage gegen den Rand des Modells i anliegt. In gewissen Abständen ist dieses Bandmesser
mit lotrecht verlaufenden Schlitzen 21 versehen, welche über Kopfstifte 22, zweckmäßig
mit verschwenkbaren Köpfen, übergeschoben und so in ihrer Lage am Rand des Modells
gesichert werden. Die Länge der Schlitze 21 ist so bemessen, daß das Messer 2o hinreichend
tief gesenkt werden kann.
-
Die Wirkungsweise der Vorrichtung ergibt sich aus folgendem: Wird
auf den Knopf 7 entgegen der Spannung der Feder 8 ein Druck ausgeübt, so wird dadurch
der Stempel 6 in das Innere des Gehäuses 3 «-eiter hineingedrückt, dadurch über
die Zahnstangen 9 die Zahnräder io und über diese die abgetriebenen Zahnräder i
i gedreht, mit der Folge, daß die Exzenterzapfen 12 und mit ihnen die Druckstücke
13 nach unten verschwenkt werden und bei dieser Abwärtsbewegung den Führungskopf
i.1 nach unten mitnehmen. Mit dem Führungskopf und seinen Armen 15 und den Tragarmen
18 wird hierbei auch das Bandmesser 2o niedergedrückt, das mit seiner Schneide am
Modellrand sich abwärts bewegend in das darauf liegende Lederfell eingedrückt wird,
wodurch ein dem Modell entsprechendes Lederstück ausgestanzt wird. Nach Aufhebung
des Druckes auf den Knopf 7 bewirkt die Feder 8 ein Zurückziehen aller genannten
Teile nach oben in die Ausgangsstellung.
-
Vornehmlich an spitzen und scharfen Abknickungen des Modells würde
das Bandmesser, wenn es aus einem Stück besteht, sich am Rand des Modells nicht
genügend genau anpassen. Aus diesem Grund besteht das Bandmesser aus mehreren Einzelbandmesserstücken,
die vornehmlich an den spitzen und scharfen Abknickungen des Modells zusammengesetzt
sind. Zu diesem Zweck ist jedes Ende eines Bandmessers teils mit Schlitz, teils
mit darin einführbarem Einsatzstück versehen, über welche Teile also zwei Bandmesserstücke
zusammengesetzt werden können, worauf sie durch hindurchgesteckte Splinte gesichert
werden.
-
Das Gehäuse 3 weist an den Dürchtrittsstellen der Arme 15 selbstverständlich
sich in Richtung der Axiaibewegung des Stempels erstreckende Schlitze 23 auf, die
eine solche Länge haben, daß der benötigte Axialhub ausgeführt werden kann.
-
Diese Stanzvorrichtung ist vornehmlich zum Ausstanzen von Lederstücken,
insbesondere von Schuhoberlederteilen aus empfindlichen, feinnarbigen Oberledersorten
gedacht. Daneben kann diese Stanzvorrichtung naturgemäß auch zum Ausstanzen von
Stücken aus anderen Werkstoffen verwendetwerden. Erwähnt seien hier nur beispielsweise
Plüsch, Linoleum, gewisse Kunststoffe und sonstige ,Materialien, aus denen bisher
üblicherweise Stücke bestimmter Formgebung nur unter Verwendung eines von Hand geführten
Zuschneidemessers oder aber sonstiger verhältnismäßig komplizierter Vorrichtungen
herausgeschnitten wurden. Für alle diese Stoffe stellt die beschriebene Stanzvorrichtung,
die nach Bauart und Betätigungsart äußerst einfach ist, eine Erleichterung dar und
ermöglicht, die Arbeitsleistung wesentlich zu steigern.