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Die
Erfindung betrifft ein marines Sicherheitssystem nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1. Insbesondere betrifft die Erfindung ein marines
Sicherheitssystem, bei dem zur Abwehr eines Piraterie-Angriffs eine
Substanz außen
am Schiffsrumpf über
Auslässe
ausströmt.
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Zur
Sicherung von Schiffen und anderen Wasserfahrzeugen gegen Übergriffe
durch Piraten und andere Angreifer sind zuverlässige technische Sicherheitssysteme
erwünscht.
Die Piraterie ist auch in heutiger Zeit ein ernstzunehmendes Risiko
für Reedereien,
Seeleute, Ladungseigner und Versicherer. Fast täglich ereignen sich auf den
Weltmeeren Piratenüberfälle, bei
denen es insbesondere zu Geiselnahmen und Kaperung des Schiffes
kommt. Heutzutage sind Piraten mit modernsten Waffen ausgerüstet und
gut ausgebildet. Dasselbe gilt auch für Terrororganisationen, die
zuweilen die Piraterie unterstützen
oder auch selbst Überfälle auf
Schiffe verüben.
Die modernen Piraten agieren auf offener See wie auch in Häfen. Die
Bandbreite ihrer Verbrechen reicht von einfachem Diebstahl bis hin
zu Schiffsraub, Entführung
und Mord. In letzter Zeit ereignen sich auch immer häufiger Überfälle auf
Barken und Schleppverbände.
Auch nehmen Schiffsentführungen
mit Lösegeldforderungen
drastisch zu. Zudem überfallen
Piraten insbesondere abseits der üblichen Routen der kommerziellen
Schifffahrt auch Privatjachten. Etwa 80% des Welthandels erfolgt über die Handelsschifffahrt.
Die Transportwege führen
oft durch politisch unsichere Gebiete und zuweilen durch maritime
Nadelöhre,
wie etwa die Straße
von Malakka oder den Suezkanal. Überfälle in diesen Passagen
und Teilblockaden würden
den Welthandel bereits empfindlich treffen und Zusatzkosten in Milliarden-Euro-Höhe verursachen.
Die meisten der derzeit registrierten Piraterie-Fälle ereignen
sich in Territorialgewässern,
also in Küstennähe. Opfer
der Piraterie sind insbesondere die Schiffsbesatzung, die Reeder
bzw. die Eigentümer,
die Händler
der verschifften Waren und die Versicherer. Insbesondere unter diesen
Kreisen erwächst
ein zunehmendes Interesse bzw. Bedürfnis für zuverlässige Sicherheitssysteme.
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Zum
Schutz vor Piraten schließen
Schiffsbesatzungen auf großen
Schiffen alle offenen Türen und
Luken, sobald die Gefahr eines Überfalls
besteht. Auf den unteren Decks werden die Türen teilweise verschweißt. Die
eigentliche Abwehr erfolgt dann mit Wasserschläuchen, aus denen mit hohem Druck
Wasser auf die Angreifer gespritzt wird. Es sind auch Elektrozaun-Systeme
bekannt, die das Erklettern von Bordwänden unmöglich machen sollen. Zudem
weisen manche Reeder ihre Mannschaften dazu an, leere Flaschen auf
dem Wetterdeck zu zerschlagen, weil viele Piraten die Schiffe barfuss
entern. Es gibt auch insbesondere große Schiffe, bei denen zur Abwehr
von Piratenangriffen ein Hochspannungszaun um das Schiff herum installiert
ist. Neuerdings ist auch eine Art „akustische Kanone” bekannt,
mit der Angreifer durch hochenergetisch gebündelte hochfrequente Töne vertrieben
werden sollen. Diese Abwehrmaßnahme
wird auch als Long Range Acoustic Device bezeichnet und z. B. im
Internet unter der URL http://de.wikipedia.org/wiki/Long Range Acoustic
Device beschrieben.
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Aus
der
JP 2002037178
AA ist ein marines Sicherheitssystem bekannt, bei dem eine
mit kleinen Löchern
versehene Leitung entlang der Reling eines Schiffes verlegt wird,
wobei in die Leitung heißer Dampf
eingelassen wird, der aus den Löchern
ausströmt,
um Angreifer abzuwehren. Aus der
JP-A-2002037179 ist ein ähnliches System bekannt, bei
dem hochsiedendes Wasser aus einer mit Löchern versehenen Leitung austritt.
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Aus
der
DE 1 505 259 A ist
ein Sicherheitssystem für
Kraftfahrzeuge, insbesondere Taxifahrzeuge, bekannt, dass zwei mit
Sprühdüsen versehene
Leitungen aufweist, die zur Verteilung und zum Versprühen von
gasförmigen
oder flüssigen
Medien im Fahrgastraum vorgesehen sind. Über einen Mischer kann das
Mischen und Versprühen
verschiedener Medien erreicht werden. Eine Anwendung im marinen
Bereich ist nicht beschrieben.
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Aus
der
DE 464 757 A ist
eine Vernebelungseinrichtung für
Seefahrzeuge bzw. Schiffe bekannt, die am Heck installierte Zerstäuberdüsen für säurehaltige
Flüssigkeit
aufweist, die geeignet ist, an feuchter Luft weißen Nebel zu erzeugen. Am Bug
des Schiffes ist dazu eine Wasserzerstäubungseinrichtung vorgesehen,
die die Luft mit Wasserdampf sättigt,
wobei die Wasserzerstäubungseinrichtung
am Ende eines in der Höhe
verstellbaren Rohres angebracht ist, so dass die Schiffbesatzung
nicht belästigt wird.
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Somit
sind marine Sicherheitssysteme bekannt, die an dem Schiffsrumpf
befestigbare Auslässe
für flüssige oder
gasförmige
Substanzen aufweisen, wobei die Substanz mittels einer Pumpe über Leitungen
den Auslässen
zugeführt
wird, welche die Substanz zur Abwehr von Piraterie-Angriffen außen am Schiffsrumpf
ausströmen
lassen. Des weiteren sind Sicherheitssysteme für Landfahrzeuge bekannt, die
mehrere Leitungen zum Verteilung und Mischen von zu versprühenden gasförmigen und/oder
flüssigen
Medien aufweisen.
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Diese
bekannten Systeme sind jedoch nicht besonders effektiv oder kaum
geeignet, was ihren Einsatz im marinen Bereich angeht. Sofern nur
Wasserdampf versprüht
wird, kann das Ausströmen
von Wasserdampf durch entsprechende Schutzkleidung oder Schutzschilde
leicht abgewehrt werden. Außerdem
erfordert das Erzeugen und Ausströmen von Wasserdampf wie auch
von hochsiedendem Wasser einen relativ hohen Energieaufwand. Zudem
kann der Einsatz von hochsiedendem Wasser ebenfalls durch einfache
Gegenmaßnahmen,
wie etwa Schutzschilde oder dergleichen, abgewehrt werden. Sofern säurehaltige
Substanzen versprüht
werden, können auch
diese durch spezielle Schutzkleidung abgewehrt werden. Somit können die
herkömmlichen
Lösung
nicht sehr effektiv verhindern, dass die Angreifer sich Zugang zum
Schiff verschaffen.
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Deshalb
ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein marines Sicherheitssystem
der eingangs genannten Art so zu verbessern, dass die oben genannten
Nachteile vorteilhaft überwunden
werden. Insbesondere soll ein marines Sicherheitssystem vorgeschlagen
werden, das den Piraten bzw. Angreifern den Zugang zum Schiff unmöglich macht
oder zumindest deutlich erschwert.
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Gelöst wird
die Aufgabe durch ein marines Sicherheitssystem mit den Merkmalen
des Anspruchs 1.
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Demnach
wird ein marines Sicherheitssystem vorgeschlagen, das mindestens
zwei separate Leitungssysteme aufweist und das daran jeweils angeschlossene
Auslässe
zum Ausströmen
der Substanz aufweist, und das mindestens zwei verschiedene Überwachungselemente
und eine damit verbundene Steuerung aufweist, die in Abhängigkeit
von Anzeigen der verschiedenen Überwachungselemente
einen Alarm auslöst
und/oder Alarmvorrichtungen aktiviert.
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Als Überwachungselemente
können
verschiedene Überwachungsvorrichtungen,
wie z. B. optische Kamera, Infrarot-Kamera und/oder Radargerät, verwendet
werden und/oder können
verschiedene Überwachungssensoren,
wie z. B. akustischer Sensor, Bewegungs-Sensor, optischer Sensor und/oder
Infrarot-Sensor,
verwendet werden.
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Somit
verfügt
das hier vorgeschlagene Sicherheitssystem über mindestens zwei separate Systeme
bzw. Vorrichtungen, mittels denen die Substanz gezielt auf die Angreifer
bzw. Piraten abgegeben werden kann. Zudem verfügt das Sicherheitssystem über verschiedene
mit einer Steuerung verbundene Überwachungselemente,
die eine davon abhängige
Alarmierung und/oder Aktivierung von Abwehrmaßnahmen ermöglichen.
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Das
hat u. a. den Vorteil, dass potentielle Angreifer mehrere separate
Leitungssysteme und ein intelligentes Überwachungs- und Alarmsystem überwinden müssen, um das Schiff zu entern.
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Dabei
kann als Überwachungsvorrichtung,
z. B. eine optische Kamera, Infrarotkamera und/oder Radargerät vorgesehen
sein, mittels der ein Piraterie-Angriff angezeigt wird. Ebenso kann
auch als Überwachungssensor
z. B. ein akustischer Sensor, Bewegungssensor, optischer Sensor,
und/oder Infrarotsensor vorgesehen sein. In diesem Zusammenhang
ist es möglich,
dass das System bzw. die Steuerung einen Alarm auslöst und/oder
Alarmvorrichtungen aktiviert, wenn die mindestens eine der Überwachungsvorrichtungen
bzw. der Sensoren einen Piraterie-Angriff anzeigt.
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Dabei
ist es vorteilhaft, wenn abhängig
von der Anzeige der Überwachungsvorrichtung
bzw. des Sensors eine vorgebbare Alarmstufe ausgelöst wird, insbesondere
ein stiller oder ein nicht-stiller Alarm ausgelöst wird.
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Auch
ist es vorteilhaft, wenn abhängig
von der Anzeige ein oder mehrere der Leitungssysteme aktiviert wird
bzw. werden, um die mindestens eine Substanz ausströmen zu lassen.
In diesem Zusammenhang ist es auch von Vorteil, wenn abhängig von der
Anzeige ein oder mehrere Auslässe
aktiviert wird bzw. aktiviert werden, um über diese die Substanz an bestimmten
Abschnitten und/oder Ebenen des Schiffsrumpfes ausströmen zu lassen.
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Außerdem können die
separaten Leitungssysteme auch an verschiedenen Orten bzw. Abschnitten
des Schiffsrumpfes installiert und dort gezielt aktiviert werden,
wodurch wiederum der benötigte
Energieaufwand sowie der Materialverbrauch an verwendeter Substanz
reduziert werden können. Auch
ist es möglich,
durch die verschiedenen separaten Leitungssysteme unterschiedliche
Substanzen gezielt zum Einsatz zu bringen. Zudem ist es möglich, die
separaten Leitungssysteme und die daran angeschlossenen Auslässe unterschiedlich
konstruktiv zu gestalten, um die Substanz oder die verschiedenen
Substanzen unterschiedlich abzugeben, beispielsweise durch Versprühen, Vernebeln,
Spritzen oder Ausgießen.
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Weitere
vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
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Demnach
ist es vorteilhaft, wenn die Auslässe der separaten Leitungssysteme
an verschiedenen Abschnitten des Schiffsrumpfes, insbesondere entlang
der Reling, angeordnet sind. Auch ist es vorteilhaft, wenn die separaten
Leitungssysteme auf verschiedenen Ebenen des Schiffsrumpfes, insbesondere
an oder unterhalb der Reling, angeordnet sind.
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Weiterhin
können
in vorteilhafter Weise die Auslässe
der separaten Leitungssysteme abschnittsweise verschachtelt werden,
insbesondere in abwechselnder Folge zueinander angeordnet werden. Auch
können
die Auslässe
bevorzugt in teilweise sich überlappenden
Abschnitten und/oder Ebenen des Schiffsrumpfes angeordnet werden.
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Von
Vorteil ist es auch, wenn die Auslässe als Spritzdüsen und/oder
als durchlässige
Membran ausgebildet sind.
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Bevorzugt
ist ein steuerbares Ventil vorgesehen, das eine impulsartige Zufuhr
der Substanz in dem jeweiligen Leitungssystem und/oder zu den daran
angeschlossenen Auslässen
bewirkt. Vorzugsweise sind für
mindestens zwei der separaten Leitungssysteme separat steuerbare
Ventile vorgesehen, die in den Leitungssystemen und/oder den daran
angeschlossenen Auslässen
unterschiedliche Zufuhren von verschiedenen Substanzen bewirken.
In diesem Zusammenhang ist es von Vorteil, wenn in dem Schiffsrumpf
mindestens zwei mit den Ventilen oder Pumpen verbundene Tanks vorgesehen
sind, die verschiedene Substanzen oder Konzentrationen davon enthalten.
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Zudem
ist es von Vorteil, wenn für
mindestens zwei der separaten Leitungssysteme separat steuerbare
Ventile vorgesehen sind, die in den Leitungssystemen und/oder den
daran angeschlossenen Auslässen
unterschiedliche Formen von Zufuhren der einen Substanz bzw. der
verschiedenen Substanzen bewirken. In diesem Zusammenhang ist es besonders
vorteilhaft, wenn die Ventile von einer Steuerung so gesteuert werden,
dass die unterschiedlichen Formen der Zufuhren getaktete Strömungsimpulse
aufweisen, die sich in ihrer Amplitude, Zeitdauer und/Zeitlage voneinander
unterscheiden.
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Auch
ergeben sich besondere Vorteile, wenn zumindest eines der separaten
Leitungssysteme ein steuerbares Ventil vorgesehen ist, das an den
Auslässen
ein dosiertes Ausströmen
der Substanz bewirkt.
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Von
Vorteil ist es ebenfalls, wenn die Steuerung die Pumpen und/oder
die Ventile so steuert, dass die Zufuhr der Substanz mindestens
zeitweise nur in einem der separaten Leitungssysteme zu den daran
angeschlossenen Auslässen
erfolgt. Außerdem
ist es von Vorteil, wenn mindestens eine Pumpe vorgesehen ist, die
mit einem unterhalb der Wasseroberfläche am Schiffsrumpf angeordneten
Ansaugstutzen und mit mindestens einem der Leitungssysteme/und/oder
den Tanks verbunden ist, um von außen Wasser anzusaugen.
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Von
Vorteil ist es weiterhin, wenn zumindest einer der Auslässe als
manuell bedienbare Bord-Spritzkanone ausgebildet ist.
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Bevorzugt
ist die eingesetzte Substanz ein Gemisch aus Wasser, Schmierflüssigkeit
und/oder Abwehrflüssigkeit.
Hierbei ist es von Vorteil, wenn die Abwehrflüssigkeit mindestens einen Reizstoff
für menschliche
Schleimhäute
enthält.
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Auch
kann das marine Sicherheitssystem bevorzugt einen Mischer aufweisen,
der mit dem Ansatzstutzen verbunden ist und das Gemisch, insbesondere
unter Ansaugen von Meerwasser, herstellt.
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Nachfolgend
wird die Erfindung und sich daraus ergebenden Vorteile näher anhand
von Ausführungsbeispielen
und unter Bezugnahme auf beiliegende, Zeichnungen beschrieben, wobei
die Zeichnungen folgendes darstellen:
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1 zeigt
eine erste Ausführungsform
der Erfindung, bei der verschiedene Abschnitte eines Schiffsrumpfes
mit separaten Leitungssystemen und daran angeschlossenen Auslässen ausgestattet sind.
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2 zeigt
im Detail den Aufbau des marinen Sicherheitssystems für einen
solchen Abschnitt.
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3 zeigt
in einer weiteren Ausführungsform
die Anordnung von Auslässen
zum impulsartigen Ausströmen
der Substanz.
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4a und
b zeigen verschiedene Taktungen zur Ansteuerung der Leitungssysteme.
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5 zeigt
in einer weiteren Ausführungsform
die Anordnung von zwei Leitungssystemen auf verschiedenen Ebenen
des Schiffsrumpfes.
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6 zeigt
in einer Variante zur 5 die Ausgestaltung eines Auslasses
des unteren Leitungssystems als durchlässige Membran.
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7 zeigt
zusätzliche
Schutzmaßnahmen zur
Erweiterung des marinen Sicherheitssystems.
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8 und 9 zeigen
Ablaufdiagrame für jeweils
eines Überwachungs-
und Alarmierungsprogramms, welches das System ausführt.
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Die 1 zeigt
in einer schematischen Darstellung die Draufsicht auf einen Schiffsrumpf
S mit darin angeordnetem Sicherheitssystem LG, wobei verschiedene
Abschnitte A1, A2, ... A5, B1, B2 ... B5 entlang der Reling des
Schiffsrumpfes S über
separate Leitungssysteme und daran angeschlossene Auslässe versorgt
sind. Dazu sind entlang der Reling in vorbestimmten Abständen Auslässe vorzugsweise in
Form von Spritzdüsen
angeordnet, welche abschnittsweise mit einem der Leitungssysteme
verbunden sind, die wiederum bei einem zentralen Rechner bzw. eine
Steuerung gesteuert werden. Die Details dazu sind in den 2, 3 sowie 5 und 6 dargestellt.
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Im
in der 1 dargestellten Beispiel werden insgesamt zehn
Abschnitte A1, A2, ... A5, B1, B2 ... B5 entlang der Reling R versorgt
und können
separat angesteuert werden. Somit kann z. B. der Abschnitt A1 am
Heck einzeln angesteuert werden und gezielt einen eventuell dort
stattfindenden Angriff abwehren. Gleiches gilt für die anderen einzelnen Abschnitte.
Auch können
mehrere Abschnitte gemeinsam angesteuert werden, wie etwa die steuerbordseitigen
Abschnitte A2 und B2. Oder der Bugbereich kann durch Ansteuerung
der Abschnitte A3, B3, A4 und B4 vollständig angesteuert und abgewehrt
werden. Durch die Aufteilung des marinen Sicherheitssystems in mehrere
verschiedene Leitungsabschnitte und den damit verbundenen Auslässen DA
und DB ist eine sehr flexible und gezielte Abwehr möglich. Außerdem können die
verschiedenen Abschnitte A1, A2, ... A5, B1, B2... B5 auch mit unterschiedlichen Substanzen
oder Gemischen von diversen Stoffen versorgt werden. Beispielsweise
verfügt
das System grundsätzlich über zwei
unterschiedlich befüllte Tanks
I und II, die zum einen ein Schmiermittel und zum anderen eine Abwehrflüssigkeit
enthalten. Durch in dem System vorgesehene Mischer werden diese
verschiedenen Stoffe zusammen mit Wasser zu einer effektiven Substanz
gemischt, die dann über die
Leitungssysteme LA oder LB den Auslässen DA bzw. DB zugeführt werden
kann. Das Wasser kann beispielsweise durch einen Ansaugstutzen E
aus dem Meerwasser gewonnen werden (s. 5 und 6).
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Die 2 zeigt
in einem Ausschnitt die wesentlichen Elemente des marinen Sicherheitssystems
nach 1. So enthält
das System die Auslässe
DA und DB, die in Form von Spritzdüsen gestaltet sind, welche
jeweils mit einem der verschiedenen Leitungssysteme LA bzw. LB verbunden
sind. Die verschiedenen Leitungssysteme werden zentral über eine
Steuerung PC angesteuert, wobei diese vorzugsweise die in den Leitungssystemen
vorhandenen Pumpen PA bzw. PB oder Ventile steuert.
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Wie
die 3 darstellt, können
die Auslässe bzw.
Spritzdüsen
DA und DB verschachtelt zueinander angeordnet sein. Somit ist beispielsweise
eine abwechselnde Besprühung
von Angreifern aus den jeweiligen Düsen DA oder DB möglich. Zudem
weist das System eine Steuerung PC auf, die eine impulsförmige Zufuhr
der jeweiligen Substanz in den Leitungssystemen LA oder LB erlaubt.
Durch die impulsartige Zufuhr und das anschließende Ausströmen aus
den Auslässen
bzw. Spritzdüsen
DA und DB wird eine sehr effektive und gleichzeitig materialsparende Abwehr
erreicht. Das impulsartige Ausströmen kann beispielsweise durch
Taktung entsprechender Ventile erreicht werden.
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In 4a und 4b sind
verschiedene Taktungen TA und TB dargestellt. Nach 4a werden
im Wechsel zeitweise zunächst
die Spritzdüsen DA
mehrmals impulsartig angesteuert und danach die Spritzdüsen DB.
Mit den Taktungen nach 4b erfolgt eine wechselweise
Ansteuerung der Düsen DA
und DB. Viele weitere Taktungen sind denkbar und können je
nach Anwendungsfall optimiert werden.
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In 5 ist
ein Teilquerschnitt durch den Schiffsrumpf S dargestellt, welcher
die Anordnung des marinen Sicherheitssystems mit den verschiedenen
Leitungssystemen LA und LB näher
darstellt. Die zentrale Steuerung PC steuert insbesondere die für die Leitungssysteme
vorgesehenen Pumpen PA und PB, welche wiederum mit einer zentralen
Pumpe verbunden sind, die über
einen Ansaugstutzen E Meerwasser ansaugt. Die Pumpen PA und PB sind
zudem mit den zuvor beschriebenen Tanks I und II verbunden, um das
besagte Gemisch herzustellen, welches dann über die Leitungssysteme LA
und LB den jeweiligen Auslässen
bzw. Spritzdüsen
DA und DB zugeführt
wird. In dem hier dargestellten Beispiel sind die Leitungssysteme
bzw. Auslässe
DA und DB für
verschiedene Ebenen des Schiffsrumpfes S vorgesehen, um somit eine
räumlich
kaskadierte mehrfache Abwehrmaßnahme
zu erreichen.
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Die
Düsen DA
des ersten Leitungssystems LA befinden sind beispielsweise entlang
der Reling R installiert und sind als Spritzdüsen ausgebildet. Die Düsen DB des
zweiten Leitungssystems LB befinden sich unterhalb der Reling R
und ragen dort aus dem Schiffsrumpf S hervor, wobei diese Düsen vorzugsweise
die Substanz in Form eines Sprühnebels
abgeben, der sich an der Außenwand
des Schiffsrumpfes niederschlägt.
Dadurch, dass die Substanz unter anderem Schmier- oder Gleitmittel
enthält,
wird die Außenwand
des Schiffsrumpfes S für
Angreifer glatt und rutschig und kann somit nur schwer geentert
werden. Als zweite und zusätzliche
Abwehrmaßnahme
wird dann entlang der Reling R die Substanz gezielt auf die Angreifer
abgesprüht.
Beide Maßnahmen
zusammen erschweren ein Entern des Schiffes erheblich.
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Die 6 zeigt
eine Variante zur Ausführung nach 5,
wobei die Auslässe
des zweiten Leitungssystems LB nun als durchlässige Membran MB ausgebildet
sind, welche in den Schiffsrumpf S integriert sind. Dadurch wird
die Substanz entlang der Schiffsrumpfwand abgegeben, wobei die Wand
quasi schwitzt und ebenfalls rutschig und glatt für die Angreifer
wird. Weitere Ausgestaltungen der Auslässe bzw. Düsen und Membrane ist denkbar.
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In 7 ist
als Zusatzmaßnahme
eine Abwehrklappe bzw. palisadenartige Luke in Form eines Palisaden-Fertigbauteils
PLS dargestellt, bei dem die jeweilige Palisaden mit ihrem Sporn
SP im Angriffsfall aus der Bordwand herausragt und die Angreifer
am Hinaufklettern hindert. Bei Alarm wird der jeweilige Sporn SP
hydraulisch mittels einer Hydraulik HD oder pneumatisch ruckartig
ausgefahren. Daraufhin wird eine dahinter gelegene Düse DA aktiviert
und das Abwehrgemisch, wie bereits beschrieben, ausgestoßen. Im
Ruhezustand wird das Palisaden-Schild bzw. die Palisade selbst wird
mittels Magneten MG, die z. B. Elektromagneten sein können, zurückgehalten und
somit im eingefahrenen Zustand gesichert. Im Alarmfall werden dann
die Palisaden bzw. Sporne SP freigegeben, um aus der Bordwand ruckartig
auszufahren, damit die dahinter befindlichen Spritzdüsen DA anschließend die
Substanz gezielt auf die Angreifer absprühen können.
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Die
Düsen können mit
verschiedenen Takten angesteuert werden (s. auch 4a/b).
Beispielsweise werden im ersten Takt die Düsen 1, 3, 5 und im zweiten
Takt die Düsen
2, 4, 6 angesteuert. Die Substanz bzw. Flüssigkeit wird durch die Pumpen
so komprimiert, dass ein relativ starker Druck erreicht werden.
Somit wird die Substanz bzw. Flüssigkeit nicht
einfach abgegeben, sondern vielmehr stoßartig versprüht.
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Das
hier beschriebene marine Sicherheitssystem ist auch mit einem intelligenten Überwachungs-
und Alarmsystem ausgestattet, das nach einem Programm arbeitet,
welches weiter unten anhand der 8 und 9 näher beschrieben
wird. Das System verfügt über Überwachungsvorrichtungen
bzw. Sensoren, die mit der Steuerung PC verbunden sind. Als Vorrichtungen
bzw. Sensoren sind beispielsweise Kameras, Radargeräte, Bewegungssensoren
und dergleichen denkbar. Wenn durch diese Überwachungselemente ein Alarm
bzw. Angriff angezeigt wird, so löst die Steuerung PC einen Alarm aus,
und/oder aktiviert Alarmsysteme, wie beispielsweise Vorfeldbeleuchtung
oder Signalraketen, etc. Der ausgelöste Alarm kann in bestimmten
Stufen, beispielsweise als stiller Alarm oder nicht-stiller Alarm
erfolgen, wobei dies in Abhängigkeit
der von den Überwachungselementen
angezeigten Zustände erfolgt.
Das Auslösen
eines Alarms bzw. die Aktivierung von Alarmvorrichtungen kann beispielsweise
in folgenden Stufen erfolgen:
Zunächst wird eine Vorfeldbeleuchtung
aktiviert und es werden Signalraketen abgefeuert. Dann wird ein Notsignal
gesendet. Dann öffnen
sich die Ventile an den Tanks I und II oder an den Frischwasserpumpen. Das
Mischungsverhältnis
zwischen der Abwehrflüssigkeit,
dem Schmiermittel und/dem Meerwasser wird durch Ansteuerung der
Ventile bzw. Pumpen gezielt eingestellt. Die Ventile zerstäuben das
Gemisch bestehend aus Wasser, Schmierflüssigkeit und Abwehrflüssigkeit
zu einem feinen Nebel in einem großen Radius von bis zu 360° von der
Bordwand. Das Gemisch legt sich an die Bordwand und auf Entergeräte der Angreifer
und reizt die Schleimhäute.
Das Schiffspersonal besetzt die mit dem marinen Sicherheitssystem
verbundenen Wasserkanonen und Schläuche, welche mit demselben
Abwehrgemisch betrieben werden. Durch dieses Sicherheitssystem wird
der Angreifer stark behindert, bestenfalls gestoppt. Dies führt zu einem
wichtigen Zeitvorteil, der es der Crew erlaubt, auf den Angriff
zu reagieren.
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Des
weiteren kann auch noch an jedem Bord-Abschnitt (siehe A1 bis A5,
B1 bis B5 in 1) eine Signallampe, gut sichtbar
für die
Crew, installiert sein. Somit wird die Schiffsbesatzung in die Lage
versetzt, den angegriffenen Bereich vom Deck aus schnell visuell
orten zu können.
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Wie
die 8 zeigt kann das von der Steuerung PC durchgeführte Verfahren 100 bzw.
Programm wie folgt ablaufen:
Die Überwachungs-Vorrichtungen oder
-Sensoren, wie z. B. eine Wärmebildkamera
IRC, ein Radargerät RDR
oder ein Infrarot-Sensor
IRS melden eine Alarmsituation an die Steuerung PC. Diese leitet
das Bild der Wärmebildkamera
IRC sowie auch das des Radargerätes
RDR weiter an bestimmte Monitore MON auf der Brücke des Schiffes. Dann erfolgt
in einem ersten Schritt 110 eine visuelle Datenverarbeitung
und/oder in einem Schritt 120 eine von der Steuerung PC
durchgeführte
Datenauswertung der empfangenen Daten. Die Auswertung führt in mindestens einem
nachfolgenden Schritt 121 bis 123 zur Einstufung
der Situation in eine vorgebbare Alarmstufe. Beispielsweise wird
abhängig
von den empfangenen Daten im Teilschritt 121 ein echter
Alarm, d. h. eine echte Bedrohungs-Situation, erkannt oder in einem Teilschritt 123 ein
Fehlalarm erkannt. Ist die Datenlage nicht eindeutig, so erkennt
das System in dem Teilschritt 122 auf „Unsicher” und löst in einem Folgeschritt 132 einen
stillen Alarm aus, damit noch nicht die ganze Schiffbesatzung alarmiert
wird, sondern nur die wachhabende Besatzung der Brücke, die dann
selbst die Situation klären
kann. Hingegen führt der
erste Teilschritt 121 direkt zu einem Folgeschritt 131,
bei dem ein echter Alarm ausgelöst
wird. Der Teilschritt 123 wiederum führt zu einem Folgeschritt 133,
bei dem kein Alarm ausgelöst
wird.
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Die
Steuerung PC löst
auch in regelmäßigen Intervallen
in einem Schritt 120 ein Wartungsprogramm für das System
aus, bei dem insbesondere die Leitungssysteme LA und LB sowie die
Auslässe mit
Frischwasser gespült
und gereinigt werden.
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In
der 9 ist ausgehende vom Schritt 120 bzw. 130 beschrieben,
wie das System in der Schrittfolge 140 verschiedene Alarme
auslöst
und einzelne Komponenten des Systems aktiviert:
Wird z. B.
ein echter Alarm erkannt, so löst
das System bzw. die Steuerung PC in einem Schritt 141 das Aussenden
eines Notruf-Signales (SOS) aus. Ebenfalls kann in einem Schritt 142 das
Schießen
von Signalraketen ausgelöst
werden. In einem Schritt 143 kann zudem auch die Vorfeldbeleuchtung
auf dem Schiff automatisch eingeschaltet werden.
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In
einer Schrittfolge 150 werden die verschiedenen Komponenten
angesteuert, insbesondere die Pumpen und/oder die Ventile des System
zum Aktivieren der Leitungssysteme für das gezielte Versprühen der
mindestens einen Substanz auf mögliche
Angreifer:
In einem Schritt 151 wird Meerwasser angesaugt. Und
im Schritt 152 werde die Tanks mit den Zutaten für die mindestens
eine Substanz angesaugt. Über die
Aktivierung der entsprechenden Pumpen im Schritt 160 erfolgt
die Aufbereitung der Substanzen durch Mischung der verschiedenen
Zutaten im Schritt 165. Anschließend wird die jeweilige Substanz
gezielt den gewünschten
Bereichen bzw. Auslässen
zugeführt.
Im Schritt 171 werden die Düsen an dem als Angriffstelle
erkannten Abschnitt bzw. Bereich des Schiffsrumpfes aktiviert. Im
Schritt 171 werden die an Bord befindlichen Spritzkanonen
mit der Substanz beschickt.
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Zusammenfassend
wird ein marines Sicherheitssystem vorgeschlagen, welches das Kapern
von Schiffen durch Piraten, Terroristen oder sonstigen unerwünschten
Personen behindert oder völlig
unterbindet. Die unterhalb der Reling gelegene Außenhaut bzw.
Bordwand des Schiffes wird ständig
durch elektronische Sensoren, wie etwa Bewegungssensoren, Kontaktdrähten usw.,
und/oder durch visuelle Sensoren, wie etwa Wärmekameras überwacht. Sobald sich ein Angreifer
nähert
und insbesondere versucht, mit Hilfe von Leitern, Enterhaken oder
drgl., sich Zugang zum Deck des Schiffes zu verschaffen, wird dies
durch die Sensoren erkannt und ein Alarm ausgelöst. Gleichfalls wird das Ausströmen der
Substanz aktiviert. Sobald ein akuter Alarm durch das Sicherheitssystem
ausgelöst
wird, öffnen
sich die Ventile und das in den Tanks gelagerte bzw. dort gemischte Gemisch
wird über
die Leitungssysteme den Auslässen
dazugeführt.
Wenn die Piraten oder Angreifer mit der versprühten Substanz in Berührung kommen, werden
sie sowohl durch die schmierenden Eigenschaften der Substanz wie
auch durch die Schleimhautreizenden Eigenschaften in mehrfacher
Hinsicht an ihrem Vorhaben gehindert. Als Schmiermittel hat sich
Seifenlauge als besonders vorteilhaft herausgestellt, weil sie ein
Naturprodukt darstellt, das keine Umweltbelastung bewirkt. Das System
kann im einfachsten Fall ähnlich
einer Brandschutzanlage bzw. Sprinkleranlage aufgebaut sein, kann
aber auch, je nach Anwendungsfall, sehr umfangreich und im jeweiligen
Ansatz optimiert ausgeführt
werden. Mit dem vorgeschlagenen System ist es möglich, insbesondere Hochseeschiffe
mit einem besseren Schutz auszustatten, sodass keine trainierten
Einsatzkräfte zum
Schutz des Schiffes erforderlich sind. Durch die automatische Überwachung
und Aktivierung der Systemkomponenten ist ebenso ein Einsatz von
geschultem Personal nicht erforderlich. Die Substanz wird vorzugsweise
impulsartig versprüht
und ist ein Gemisch aus Wasser, Schmierflüssigkeit und/oder Abwehrflüssigkeit.
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- S
- Schiffsrumpf
des Schiffes bzw. Wasserfahrzeuges
- LG
- Marines
Sicherheitssystem
- PA,
PB
- Pumpen
verbunden mit Tanks I, II
- I,
II
- Tanks
bzw. Behälter
- LA,
LB
- Leitungen
bzw. Leitungssysteme
- DA,
DB
- Düsen bzw.
Auslässe
- MB
- als
durchlässige
Membran gestalteter Auslass
- A1–A4; B1–B4
- Abschnitte
des Schiffrumpfes
- R
- Reling
- PC
- Steuerung
- TA,
TB
- Taktungen
- PA,
PB
- Pumpen
- VA,
VB
- Ventile
- IRC
- Überwachungs-Vorrichtung
in Gestalt einer Wärmebildkamera
- RDR
- Überwachungs-Vorrichtung
in Gestalt eines Radargerätes
- IRS
- Überwachungs-Sensor
in Gestalt eines Infrarot-Sensors
- MON
- Monitor
bzw. Bildschirm auf Brücke
des Schiffes
- 100
- Verfahren
zur Überwachung
und Alarmierung
- 110
bis 172
- einzelne
Verfahrensschritte
- PLS
- Palisaden-Fertigbauteil
- SP
- Sporn,
hydraulisch ausfahrbar
- HD
- Hydraulik
- MG
- Magnete
bzw. Elektromagnete