Die Erfindung bezieht sich auf die folgenden selektiv
blockierten 4,6-Di-O-(aminoglycosyl)-1,3-diamino-
cyclitole:
3,2′,6′-Tri-N-Y-sisomicin,
3,2′,6′-Tri-N-Y-verdamicin,
3,2′,6′-Tri-N-Y-tobramycin,
3,2′,6′-Tri-N-Y-gentamicin C₁,
3,2′,6′-Tri-N-Y-gentamicin C1a,
3,2′,6′-Tri-N-Y-gentamicin C₂,
3,2′,6′-Tri-N-Y-gentamicin C2a,
3,2′,6′-Tri-N-Y-gentamicin C2b,
3,2′,6′-Tri-N-Y-Antibiotikum G-52,
3,2′,6′-Tri-N-Y-kanamycin B,
3,2′,6′-Tri-N-Y-3′,4′-didesoxykanamycin B und
3,2′,6′-Tri-N-Y-3′,4′-didesoxy-3′,4′-dehydrokanamycin B;
3,6′-Di-N-Y-gentamicin B,
3,6′-Di-N-Y-gentamicin B₁,
3,6′-Di-N-Y-kanamycin A und
3,6′-Di-N-Y-N-methylkanamycin A; und
2′,6′-Di-N-Y-sisomicin,
2′,6′-Di-N-Y-verdamicin,
2′,6′-Di-N-Y-tobramycin,
2′,6′-Di-N-Y-gentamicin C₁,
2′,6′-Di-N-Y-gentamicin C1a,
2′,6′-Di-N-Y-gentamicin C₂,
2′,6′-Di-N-Y-gentamicin C2a,
2′,6′-Di-N-Y-Antibiotikum G-52,
2′,6′-Di-N-Y-3′,4′-didesoxykanamycin B und
2′,6′-Di-Y-3′,4′-didesoxy-3′,4′-dehydrokanamycin B,
wobei Y eine Acylgruppe ist.
Diese Verbindungen sind wichtige Ausgangsprodukte für die Herstellung
von antibakteriell aktiven Umsetzungsprodukten der jeweiligen
Stammantibiotika.
Die DE-OS 25 09 885 beschreibt 2′,6′-Di-N-acyliertes Gentamicin B
und seine Verwendung als Antibiotikum.
GB-PS 14 26 908 beschreibt 1-N-(S)-α-Hydroxy-ω-aminoacylverbindungen
von Aminoglycosid-Antibiotika, insbesondere 2′,6′-Di-N-
benzyloxycarbonylverbindungen des Kanamicin B.
Die Acylschutzgruppen, Y, sind bekannt und umfassen beispielsweise
Benzyloxycarbonyl und substituiertes
Benzyloxylcarbonyl, wie p-Nitrobenzyloxycarbonyl und p-Methoxy-
benzyloxycarbonyl (durch katalytische Reduktion entfernbar);
Aryloxycarbonyl, wie Phenoxycarbonyl; und Alkoxycarbonyl, wie
Methoxycarbonyl, Aethoxycarbonyl und ähnliche (durch basische
Hydrolyse leicht entfernbar); Trichloräthoxycarbonyl (durch Zn
in Essigsäure entfernbar); Tertiäralkoxycarbonyl, wie tert.-
Butoxycarbonyl und tert.-Amyloxycarbonyl (durch schwach saure
Hydrolyse entfernbar); Halogenalkylcarbonyl, wie Chloracetyl
(durch Base, Thioharnstoff oder ähnlichem entfernbar) und
Trifluoractetyl (unter schwach basischen Bedingungen entfernbar);
Succinimid und Phthalimid (mit Hydrazin leicht entfernbar)
und Alkanoyl, wie Acetyl, Propionyl, und Aroyl, wie Benzoyl
(durch basische Hydrolyse entfernbar).
Bevorzugte Acylschutzgruppen sind Acetyl, tert-Butoxycarbonyl,
Benzyloxycarbonyl und 2,2,2-Trichloroethoxycarbonyl.
Die Ausgangsantibiotika zur Synthese der erfindungsgemäßen Verbindungen
sind allesamt aus der Literatur bekannte Verbindungen.
Die Verbindungen der Erfindung können hergestellt werden indem
man das jeweilige 4,6-Di-O-(aminoglycosil)-1,3-diaminocyclitol
in einem inerten organischen Lösungsmittel mit einem
Salz eines divalenten Kations der Übergangsmetalle Kupfer,
Nickel, Kobalt oder Kadmium oder von Gemischen dieser Übergangsmetalle
umsetzt, wobei sich ein Polyamin-Komplex ausbildet
zwischen dem Übergangsmetallsalz und zumindest einem
Gruppenpaar bestehend aus der Aminogruppe und der dazu zugänglichen,
benachbarten Hydroxylgruppe; daß man danach den entstandenen
Komplex mit einem die Acyl-Schutzgruppen Y
enthaltenden Amino-Blockierungsmittel umsetzt und den so erhaltenen
Komplex, der nun Acyl-Schutzgruppen Y an
den nicht komplexierten Aminogruppen aufweist, mit einem Fällungsmittel
für Übergangsmetall-Kationen oder mit Ammoniumhydroxid
umsetzt, um das Kation zu entfernen.
Übergangsmetallsalze, die als Komplexierungsmittel in dieser
Erfindung Verwendung finden, sind zweiwertige Salze von Kupfer,
Nickel, Kobalt und Kadmium. Jene mit stärkster Komplexierungskraft
sind die divalenten Übergangsmetallsalze von schwachen
Säuren, vorzugsweise schwachen organischen Säuren, wie Benzoe-,
Propion- und Essigsäure. Bevorzugte divalente Übergangsmetallsalze
sind die Acetate von Kupfer (II), Nickel (II), Kobalt (II)
und Kadmium (II) und deren Gemische. Bevorzugt sind Nickel(II)-
acetat, Kupfer(II)acetat und Kobalt(II)acetat.
Bevorzugte inerte Lösungsmittel sind polare, aprotische
organische Lösungsmittel, insbesondere Dialkylamide (z. B. Dimethylformamid)
und Dialkylsulfoxide (z. B. Dimethylsulfoxid).
Polare protische Lösungsmittel, wie niedrige Alkanole, insbesondere
Methanol und Äthanol, können auch verwendet werden,
wenn dies aus Löslichkeitsgründen notwendig ist. Bei protischen
Lösungsmitteln verwendet man meistens eine größere Menge des
divalenten Übergangsmetallsalzes als bei aprotischen, da protische
Lösungsmittel den Komplex schwächen.
Bevorzugt werden wasserfreie Lösungsmittel verwendet, um maximale
Ausbeuten zu erhalten. Wasser kann jedoch gegenwärtig sein
(oft erwünscht aus Löslichkeitsgründen) bis zu einem Gehalt von
25 Vol.% und noch mehr ohne die Ausbeuten des selektiv blockierten
Produktes zu schmälern, wenn nur zusätzliches Übergangsmetallsalz
zugegeben wird, da Wasser als protisches Lösungsmittel
auch den Komplex schwächt.
Gewöhnlich werden zumindest equimolare Mengen an Übergangsmetallsalz
multipliziert mit der Zahl der zugänglichen, benachbarten
NH₂/OH Gruppen-Paare im Polyamin eingesetzt und die molare
Menge des Acylierungsmittels in der zweiten Stufe des Verfahrens,
die vorzugsweise in situ durchgeführt wird, ist gleich
der molaren Menge des Polyamins multipliziert mit jener Zahl
von nicht-komplexierten Aminogruppen, die geschützt werden
sollen.
Falls ein Unterschied in der Reaktivität der nicht-komplexierten
Aminogruppen besteht, kann man, falls nur die reaktiveren
Aminogruppen geschützt werden sollen, entsprechend weniger Acylierungsmittel
verwenden.
Nach Reaktion des Komplexes mit dem Acylierungsmittel kann das
Übergangsmetallkation aus dem N-acylierten Komplex mit Fällungsmittel
für Übergangsmetallkationen oder mit Ammoniumhydroxid
entfernt werden. Im letzteren Fall bildet sich ein Komplex
mit Ammoniumhydroxid aus, der in Ammoniumhydroxid und Wasser
löslich ist. Dies kann dann von Vorteil sein, wenn das selektiv
blockierte Polyamin in einem organischen Lösungsmittel löslich
ist, da es dann vom wäßrigen, organischen Lösungsmittel, das
den Ammoniumhydroxid-Übergangsmetallsalz-Komplex enthält,
extrahiert werden kann.
Oft ist es einfacher, das Kation auszufällen. Geeignete Fällungsmittel
sind u. a. das Dioxim von Dimethylglyoxal, 1,3-Dicarbonylalkane,
wie Acetylaceton und Heptan-3,5-dion, Sulfide, wie
Ammoniumsulfid, Alkalimetallsulfide (z. B. Natriumsulfid). Erdalkalimetallsulfide
(z. B. Calciumsulfid), Alkalimetallhydrosulfide
(z. B. Natriumhydrosulfid) und Schwefelwasserstoff.
Davon sind das Dioxim von Dimethylglyoxal, Acetylaceton und
Schwefelwasserstoff besonders gut geeignet.
Bei der Entfernung des Kations ist jedoch Schwefelwasserstoff
meistens das Mittel der Wahl auf Grund der Einfachheit des
Durchleitens von Schwefelwasserstoff durch das Reaktionsgemisch.
Das entstehende Sulfid wird auch rasch und quantitativ
gebildet und ist durch Filtration leicht zu entfernen.
Die beanspruchten Verbindungen sind wertvolle Zwischenprodukte für die
Herstellung von 4,6-Di-O-(aminoglycosyl)-1,3-diaminocyclitolen
mit Substituenten an Aminogruppen, die während des Herstellungsverfahrens
nicht geschützt waren. Substitution in Stellung 1
des Moleküls ergibt dabei ganz besonders wertvolle Verbindungen.
Besonders wertvoll sind Verbindungen, worin
der 1-N-Substituent
ist und X Wasserstoff,
Alkyl, Alkenyl, Cycloalkyl, Cycloalkylalkyl, Hydroxyalkyl,
Aminoalkyl, mono- oder di-N-Alkylaminoalkyl, Aminohydroxyalkyl,
mono- oder di-N-Alkylaminohydroxyalkyl, Phenyl, Benzyl oder
Toluyl bedeutet, wobei die aliphatischen Radikale bis zu sieben
Kohlenstoffatome aufweisen und, falls durch Amino und Hydroxy
substituiert, diese Substituenten an verschiedenen Kohlenstoffatomen
tragen und deren pharmazeutisch annehmbaren Säureadditionssalzen.
Ein besonders wertvolles Produkt ist das
1-N-Ethylsisomicin.
Die folgenden Beispiele illustrieren die Erfindung.
Beispiel 1
3,2′,6′-Tri-N-acetylsisomicin
A. Über den Kupfer(II)-acetatkomplex
Man gibt 9 g (45 mMol) Kupfer(II)-acetathydrat unter
Rühren zu einer Lösung von 1,3 g (2,9 mMol) Sisomicin
in 16 ml Wasser und 54 ml Dimethylformamid. Man rührt
35 Minuten bei Raumtemperatur und gibt dann zu dem hierdurch
gebildeten Kupfer(II)-salzkomplex 9,3 ml einer
1molaren Lösung von 9,3 mMol Essigsäureanhydrid in
Dimethylformamid tropfenweise mit einer Geschwindigkeit
von etwa 25 Tropfen/Minute. Man rührt das Reaktionsgemisch
weitere 30 Minuten, gibt dann 30 ml Wasser zu und
läßt Schwefelwasserstoff etwa 10 Minuten durch die Lösung
perlen, rührt das Gemisch weitere 30 Minuten, filtriert
dann die Lösung durch eine Schicht eines Filterhilfsmittels
auf Kieselgurbasis ("Celite®") und wäscht das als
Rückstand verbleibende Kupfer(II)-sulfid dreimal mit
je 20 ml Wasser. Man engt das mit dem Waschwasser vereinigte
Filtrat ein und chromatograpiert den erhaltenen
Rückstand an Kieselgel (150 g, 74-250 µ), wobei mit
Chloroform : Methanol : Ammoniumhydroxid (30 : 10 : 1) eluiert
wird. Man vereinigt gleiche Fraktionen, bestimmt durch
Dünnschichtchromatographie an Kieselgel unter Verwendung
eines aus Chloroform, Methanol und Ammoniumhydroxyd
bestehenden Lösungsmittelsystems (2 : 1 : 0,34), und dampft
die das Hauptprodukt enthaltenden Fraktionen unter vermindertem
Druck ein und gefriertrocknet das erhaltene
wäßrige Gemisch zu einem Rückstand in Form von 1,29 g
3,2′,6′-Tri-N-acetylsisomicin (Ausbeute 76%)
[α]+186,7° (c 4,4 in Wasser);
PMR (ppm) (D₂O): δ 1,22 (4′′-C-CH₃);
1,94, 1,98, 2,0 (N-Acetyle); 2,51 (3′′-N-CH₃); 2,59
(H-3′′, J2′′,3′′ = 9,5 Hz); 5,10 (H-1′′, J1′′,2′′ = 4,0 Hz);
5,51 (H-1′, J1′,2′ = 2,5 Hz);
Massenspektrum: (M⁺) m/e 573,
ferner m/e 392, 374, 364, 346, 233, 215, 205, 187; 160;
443, 425, 415, 397; 169.
Analyse: Berechnet für
C25H43O10N₅ · H₂CO₃: C 49,13; H 7,14; N 11,02. Gefunden:
C 49,10; H 7,02; N 11,38%.
B. Über ein Gemisch von Kupfer(II)-acetatkomplex und
Nickel(II)-acetatkomplex
1) Man gibt 8 g (40 mMol) Kupfer(II)-acetathydrat und
10 g (40 mMol) Nickel(II)-acetattetrahydrat unter
Rühren zu einer Lösung von 8,94 g (20 mMol) Sisomicin
in 400 ml Dimethylsulfoxyd. Nach 30 Minuten bei Raumtemperatur
gibt man tropfenweise eine Lösung von 5,4 ml Essigsäureanhydrid
in 50 ml Tetrahydrofuran (60 mMol) zu. Nach
erfolgter Zugabe rührt man das Reaktionsgemisch weitere
30 Minuten, gießt es in 1,5 l Äther und mischt den
Inhalt sorgfältig. Man läßt das Gemisch absitzen und
dekantiert die Ätherschicht. Man wiederholt die vorstehend
beschriebene Behandlung dreimal unter Verwendung
von je 500 ml Äther. Man löst den halbfesten Rückstand
in 400 ml Methanol und läßt Schwefelwasserstoff
durch die Lösung perlen, um Kupfer(II)- und Nickel(II)-
ionen zu entfernen. Man entfernt den Feststoff durch
Filtration durch das Filterhilfsmittel "Celite®" und
wäscht den Rückstand mit Methanol. Man engt die vereinigten
Filtrate unter vermindertem Druck ein und löst
den Rückstand in 150 ml Wasser. Man behandelt die
wäßrige Lösung mit dem Ionenaustauscherharz "Amberlite®
IRA-401S" in der Hydroxydform, bis der pH-Wert etwa 9
beträgt. Man filtriert das Harz ab, wäscht gut und
gefriergetrocknet entweder die wäßrige Lösung unter Bildung
von 3,2′,6′-Tri-N-acetylsisomicin in 90%iger Ausbeute
(10,3 g) oder engt die wäßrige Lösung zu einem
dicken Sirup ein, löst den Rückstand in der geringsten
Menge Isopropanol und fällt das Produkt mit überschüssigem
Äther aus.
2) Als Alternative engt man das Filtrat nach Entfernung
der Kupfer(II)- und Nickel(II)-ionen durch Behandlung
mit Schwefelwasserstoff und Filtration ein
und löst den Rückstand in der Mindestmenge Isopropanol
und fällt das Produkt mit überschüssigem Äther aus,
wobei man das essigsaure Salz von 3,2′,6′-Tri-N-acetylsisomicin
in 90%iger Ausbeute erhält.
C. Über den Kobalt(II)-acetatkomplex
1) Man rührt 0,447 g (1 mMol) Sisomicin in 20 ml
Dimethylformamid und gibt 0,516 g (2,07 mMol) Kobalt-
(II)-acetattetrahydrat zu. Man rührt 20 Minuten bei
Raumtemperatur und gibt dem hierbei gebildeten Kobalt-
(II)-acetatkomplex tropfenweise 3 ml einer 1molaren
Lösung von Essigsäureanhydrid in Tetrahydrofuran zu.
Man rührt eine weitere Stunde, gibt 10 ml Wasser zu und
läßt dann Schwefelwasserstoff durch die Lösung perlen,
bis das gesamte Kobalt(II) ausgefällt ist. Man entfernt
das Kobalt(II)-sulfid durch Filtration durch eine
Schicht des Filterhilfsmittels "Celite®" und wäscht den
Rückstand mit Wasser. Man dampft das Filtrat unter
vermindertem Druck ein und löst den erhaltenen Rückstand
in der Mindestmenge Chloroform : Methanol : Ammoniumhydroxid
(2 : 1 : 0,35). Man leitet die Lösung durch eine
Kieselgelsäule (50 g, 74-250 µ) und wäscht die Säule
mit dem gleichen Lösungsmittel. Man fängt die homogenen
Fraktionen auf, die das durch Dünnschichtchromatographie
bestimmte 3,2′,6′-Tri-N-acetylsisomicin enthalten,
dampft die vereinigten Fraktionen unter vermindertem
Druck ein und gefriertrocknet den erhaltenen Rückstand,
wobei man 3,2′,6′-Tri-N-acetylsisomicin erhält (Ausbeute
0,498 g, 88% der Theorie).
2) Bei dem vorstehend beschriebenen Versuch wird durch
Verwendung von Dimethylsulfoxyd an Stelle von Dimethylformamid
und durch Isolieren und Reinigen des erhaltenen
Produkts in der in Beispiel 1B beschriebenen
Weise 3,2′,6′-Tri-N-acetylsisomicin in guten Ausbeuten
erhalten.
D. Unter Verwendung von Acetylaceton als Reagens zum
Ausfällen des Übergangsmetalls
Bei den in den Beispielen 1A, 1B und 1C beschriebenen
Versuchen verwendet man Acetylaceton an Stelle von
Schwefelwasserstoff als Reagens zur Ausfällung des
Übergangsmetalls und filtriert die gebildete Fällung
des entsprechenden Übergangsmetall-acetylacetonats
und isoliert und reinigt jeweils das erhaltene Produkt
in der beschriebenen Weise, wobei man 3,2′,6′-Tri-N-
acetylsisomicin erhält.
Beispiel 2
3,2′,6′-Tri-N-acetylverdamicin über den Kupfer(II)-
acetatkomplex
Zu einer Lösung von 4,61 g (10 mMol) Verdamicin in
300 ml Dimethylformamid und 90 ml Wasser gibt man unter
Rühren 14 g (70 mMol) Kupfer(II)-acetatmonohydrat,
rührt das Reaktionsgemisch etwa 30 Minuten bei Raumptemperatur
und gibt dann zu dem hierdurch gebildeten
Kupfer(II)-salzkomplex trofpenweise 33 ml einer 1molaren
Lösung von Essigsäureanhydrid in Dimethylformamid
(3,3 Äquivalente). Man rührt weitere 18 bis 20 Stunden
bei Raumtemperatur, gibt Wasser zu und läßt Schwefelwasserstoffgas
durch die Lösung perlen. Man filtriert
das hierdurch gebildete Kupfersulfid durch das Filterhilfsmittel
auf einer Glasfritte, wobei man mit 50 bis
200 ml Wasser spült. Man dampft das Filtrat unter vermindertem
Druck und stellt den pH-Wert der wäßrigen Lösung mit
dem Ionenaustauscherharz "Amberlite® IRA-401S" in der
Hydroxydform auf etwa 9 ein. Man gefriertrocknet die
Lösung zu einem Rückstand, der aus 5,5 g 3,2′,6′-Tri-N-
acetylverdamicin besteht. Man reinigt durch Chromatographie
an 300 g Kieselgel (74-250 µ), wobei man mit
Chloroform : Methanol : Ammoniumhydroxyd (28%) (30 : 10 : 1)
eluiert. Man vereinigt die Fraktionen, die gemäß Dünnschichtchromatographie
gleich sind, und dampft die
vereinigten Fraktionen unter vermindertem Druck zu
einem Rückstand ein, der aus 1,68 g (2,8 mMol, 28% der
Theorie 3,2′,6′-Tri-N-acetylverdamicin besteht.
PMR (ppm) (D₂O): δ 1,25 (4′′-C-CH₃);
1,36 (6′-C-CH₃, J6′,7′ = 7 Hz); 1,97, 2,04 (N-Acetyle);
2,56 (3′′-N-CH₃); 4,91 (H-4′′); 5,11 (H-1′, J1′,2′ = 4 Hz);
5,60 (d,H-1′′, J1′′,2′′ = 2,5 Hz);
Massenspektrum: m/e
587 [M]⁺; 392, 374, 364; 346, 233, 215, 205, 187;
457, 439, 429, 411; 183.
Beispiel 3
3,2′,6′-Tri-N-(2,2,2-trichloräthoxycarbonyl)-derivate
von Sisomicin und Gentamicin C1a über den Kupfer(II)-
acetatkomplex
A. 3,2′,6′-Tri-N-(2,2,2-trichloräthoxycarbonyl)sisomicin
Man gibt 14 g (70 mMol) Kupfer(II)-acetathydrat unter
Rühren zu einer Lösung von 5,0 g (11,1 mMol) Sisomicin
in 300 ml Dimethylsulfoxyd, rührt 45 Minuten und gibt
denn zu dem hierdurch gebildeten Kupfer(II)-salzkomplex
portionsweise 9,25 g (32 mMol) N-(2,2,2-Trichlor-
äthoxycarbonyloxy)succinimid (innerhalb von 2 bis 3
Minuten). Man rührt die erhaltene grüne Lösung eine
Stunde, verdünnt dann das Reaktionsgemisch mit 2n-Ammoniumhydroxyd
(3 l) und extrahiert zweimal mit je
600 ml Äthylacetat. Man vereinigt die organischen Extrakte,
wäscht mit 600 ml 2n-Ammoniumhydroxyd, das
60 g Natriumchlorid enthält, trocknet über Natriumsulfat
und dampft unter vermindertem Druck ein. Man chromatographiert
den erhaltenen Rückstand an Kieselgel
(300-350 g), wobei man mit einem Lösungsmittelgemisch
aus Chloroform, Methanol und konzentriertem Ammoniumhydroxid
(Volumenverhältnis 7 : 2 : 0,1) eluiert. Man vereinigt
gleiche Eluate, die das gewünschte Produkt enthalten
(bestimmt durch Dünnschichtchromatographie), und
dampft die vereinigten Eluate unter vermindertem Druck
ein und trocknet den erhaltenen Rückstand bei 60°C und
0,133 mbar, wobei man 3,2′,6′-Tri-N-(2,2,2-trichloräthoxycarbonyl)sisomicin
in einer Ausbeute von 7,52 g
(77% der Theorie) erhält. Schmelzpunkt 124-127°C.
[α]+91,0° (c 0,5 in Chloroform);
PMR (ppm)
(CDCl₃): δ 1,17 (4′′-C-CH₃) 2,58 (3′′-N-CH₃) und 4,77
(-CH₂CCl₃).
B. 3,2′,6′-Tri-N-(2,2,2-trichloräthoxycarbonyl)gentamicin
C1a
Man gibt 2,8 g (14mMol) Kupfer(II)-acetathydrat unter
Rühren zu einer Lösung von 1,0 g (2,22 mMol) Gentamicin
C1a in 65 ml Dimethylsulfoxyd bei 25°C. Man rührt
eine weitere Stunde und gibt dann zu dem hierdurch
gebildeten Kupfer(II)-salzkomplex portionsweise 1,8 g
(62 mMol) N-(2,2,2-Trichloräthoxycarbonyloxy)succinimid
über einen Zeitraum von 15 Minuten. Man rührt weitere
2 Stunden, verdünnt dann das Reaktionsgemisch mit
800 ml 2n-Ammoniumhydroxyd und extrahiert mit Äthylacetat
(3 × 75 ml). Man dampft die vereinigten Extrakte
unter vermindertem Druck ein und chromatographiert den
erhaltenen Rückstand an einer Kieselgelsäule (110 × 2,5 cm),
wobei man zuerst mit 250 ml Chloroform und dann mit
einem Gemisch von Chloroform, Methanol und konzentriertem
Ammoniumhydroxyd (Volumenverhältnis 7 : 2 : 0,1) eluiert.
Man vereinigt gleiche Eluate, die das gewünschte
Produkt enthalten (bestimmt durch Dünnschichtchromatographie),
und dampft die vereinigten Eluate zu einem
Rückstand ein, der aus dem gewünschten Produkt besteht.
Ausbeute 1,51 g (78% der Theorie).
[a]+80,0° (c 0,3 in Chloroform);
ν:3330,
1730, 1520, 1040, 1025 cm-1;
PMR (ppm) (CDCl₃): δ 1,14
(4′′-C-CH₃) 2,55 (3′′-N-CH₃) und 4,64 (-CH₂CCl₃).
Beispiel 4
2′,6′-Di-N-substituiertes Sisomicin
A. 2′,6′-Di-N-(2,2,2-trichloräthoxycarbonyl)sisomicin
über den Nickel(II)-acetatkomplex
Man gibt 5 g (11,1 mMol) Sisomicin und 15 g (75 mMol)
Nickel(II)-acetathydrat zu 350 ml Methanol und rührt
bis zur Auflösung. Zu der hierbei gebildeten und in
einem Eisbad gekühlten Lösung des Nickel(II)-salzkomplexes
gibt man 6,40 g (22 mMol) N-(2,2,2-Trichloräthoxycarbonyloxy)succinimid
in Portionen über eine
Zeit von 2 bis 3 Minuten und rührt das Reaktionsgemisch
eine Stunde bei Raumtemperatur. Man gibt 5 ml
konzentriertes Ammoniumhydroxyd zum Reaktionsgemisch,
dampft unter vermindertem Druck auf ein Volumen von
etwa 100 ml ein, gibt 500 ml 2n-Ammoniumhydroxyd zusammen
mit 50 g Natriumchlorid zu und extrahiert dreimal
mit je 300 ml Chloroform. Man vereinigt die organischen
Phasen, trocknet über Natriumsulfat und dampft
ein. Man chromatographiert den erhaltenen Rückstand an
300 g Kieselgel, wobei man mit einem Lösungsmittelgemisch
aus Chloroform, Methanol und konzentriertem Ammoniumhydroxid
(Volumenverhältnis 3 : 1 : 0,1) eluiert. Man
vereinigt gleiche Fraktionen, die daß gewünschte Produkt
enthalten (bestimmt durch Dünnschichtchromatographie,
und dampft die vereinigten Fraktionen unter
vermindertem Druck ein. Man trocknet die Fällung bei
60°C und einem Druck von 0,133 mbar zu einem Rückstand
aus 2′,6′-Di-N-(2,2,2-trichloräthoxycarbonyl)sisomicin.
Ausbeute 5,80 g (72% der Theorie); Schmelzpunkt 115-119°C.
[α]+94° (c 0,4 in Chloroform);
PMR (ppm) (CDCl₃):
δ 1,16 (4′′-C-CH₃); 1,33 (H-2, J₂ax,₂eq=J₁,₂ax=J₂ax,₃=10 Hz);
2,60 (3′′-N-CH₃); 4,73 (-CH₂CCl₃); 4,95 (H-1′′ und
(H-4′); 5,50 (H-1′, J1′,2′ = 3 Hz; 6,28 (2′-NH, J = 8 Hz)
und 7,45 (6′-NH).
B. 2′,6′-Di-N-t-butoxycarbonylisomicin über den
Kupfer(II)-acetatkomplex
Man gibt 0,6 g (3 mMol) Kupfer(II)-acetathydrat zu
einer Lösung von 447 mg (1 mMol) Sisomicin in 10 ml
Dimethylsulfoxyd und rührt 10 Minuten bei Raumtemperatur.
Zu dem hierdurch gebildeten Kupfer(II)-salzkomplex
gibt man tropfenweise eine Lösung von 576 mg
(2,2 mMol) N-t-Butoxycarbonyloxyphthalimid in 3 ml
Dimethylsulfoxyd. Man rührt 18 Stunden bei Raumtemperatur
und gibt dann die Reaktionslösung tropfenweise unter
Rühren zu 75 ml Diäthyläther. Man läßt die gebildete
Fällung absitzen, dekantiert die Diäthylätherlösung
und verreibt die Fällung zweimal mit je 75 ml Diäthyläther.
Man löst die Fällung in Methanol, läßt Schwefelwasserstoff
durch die Methanollösung perlen, trennt
das hierbei ausgefällte Kupfer(II)-sulfid durch Filtration
ab, entionisiert die methanolische Lösung mit dem
Ionenaustauscherharz "Amberlite® IRA-401S" (OH⊖) (20 g),
filtriert, engt das Filtrat unter vermindertem Druck
ein und chromatographiert den erhaltenen Rückstand an
75 g Aluminiumoxyd in einer Säule von 2,4 × 30 cm, wobei
man mit einem Gemisch von Chloroform, Methanol und
konzentriertem Ammoniumhydroxyd (Volumenverhältnis
30 : 10 : 1) eluiert. Man vereinigt gleiche Fraktionen, die
das gewünschte Produkt enthalten (bestimmt durch Dünnschichtchromatographie),
und dampft die vereinigten
Fraktionen ein und gefriertrocknet den erhaltenen Rückstand,
wobei man das gewünschte Produkt in einer Ausbeute
von 258 mg (40% der Theorie) erhält.
Massenspektrum (M⁺) m/e 647, ferner m/e 547, 530, 517,
499, 489, 471, 462, 350, 332, 322, 304, 191, 160.
C. 2′,6′-Di-N-t-butoxycarbonylsisomicin über den
Kobalt(II)-acetatkomplex oder den Nickel(II)-acetatkomplex
Bei dem in Beispiel 4B beschriebenen Versuch wird durch
Verwendung von Methanol als Lösungsmittel (an Stelle
von Dimethylsulfoxyd) und entweder Nickel(II)-acetat
oder Kobalt(II)-acetat als Übergangsmetallsalz (an
Stelle von Kupfer(II)-acetat) 2′,6′-Di-N-t-butoxycarbonylsisomicin
in verbesserten Ausbeuten erhalten.
Beispiel 5
3,6′-Di-N-Acylaminoglykoside
A. 3,6′-Di-N-benzyloxycarbonylgentamicin B über ein
Gemisch von Kupfer(II)-acetat- und Nickel(II)-
acetatkomplexe
Man gibt 8 g (40 mMol) Kupfer(II)-acetathydrat und
9,92 g (40 mMol) Nickel(II)-acetattetrahydrat unter
Rühren zu einer Lösung von 9,64 g (20 mMol) Gentamicin B
in 400 ml Dimethylsulfoxid. Man rührt 30 Minuten bei
Raumtemperatur und gibt dann zu dem hierbei gebildeten
Kupfer(II)-nickel(II)-salzkomplex 14 g (47,2 mMol)
N-Benzyloxycarbonyloxyphthalimid in 70 ml Dimethylsulfoxid
tropfenweise über eine Zeit von 10 Minuten.
Man rührt eine Stunde bei Raumtemperatur, gießt das
Reaktionsgemisch dann in 4 l Äther und schüttelt 1 Minute.
Man läßt das Öl absitzen und dekantiert den überstehenden
Äther ab. Man wiederholt diese Behandlung
noch zweimal unter Verwendung von 1500 ml bzw. 1000 ml
Diäthyläther. Man löst den hierbei erhaltenen gummiartigen
Rückstand in 400 ml Methanol und 40 ml konzentriertem
Ammoniumhydroxyd und läßt Schwefelwasserstoff
durch die Lösung perlen, trennt die hierbei gebildete
Fällung aus Kupfer(II)-sulfid und Nickelsulfid durch
Filtration durch eine Lage des Filterhilfsmittels
"Celite®" ab. Man wäscht den Rückstand mit Methanol und
rührt dann das mit den zum Waschen verwendeten Methanol
vereinigte Filtrat mit 400 ml des Ionenaustauscherharzes
"Amberlite® IRA-401S" (OH⊖) zur Entfernung des
N-Hydroxyphthalimids. Man filtriert die Lösung, wäscht
das Harz mit Methanol, dampft das mit dem zum Waschen
verwendeten Methanol vereinigte Filtrat ein und chromatographiert
den erhaltenen Rückstand an 900 g Kieselgel,
wobei man mit einem Gemisch von Chloroform, Methanol
und konzentriertem Ammoniumhydroxyd (30 : 10 : 1) eluiert.
Man vereinigt die gleichen Fraktionen, die das gewünschte
Produkt enthalten (bestimmt durch Dünnschichtchromatographie),
und dampft die vereinigten Fraktionen
unter vermindertem Druck zu einem Rückstand ein, der
das 3,6′-Di-N-benzyloxycarbongentamicin B enthält.
Ausbeute 10,86 g (75% der Theorie).
[α]+105,3°
(c 4,07 in Wasser).
Analyse: Berechnet für C35H50O14N₄ · CO₂ · 2 H₂O: C 52,04;
H 6,55; N 6,74%. Gefunden: C 51,94; H 6,33; N 6,83%.
B. 3,6′-Di-N-benzyloxycarbonylgentamicin B über den
Kobalt(II)-acetatkomplex
Man löst 4,82 g (10 mMol) Gentamicin B in 195 ml Dimethylsulfoxyd
und 5 ml Wasser. Man gibt 2 ml Triäthylamin
zu und rührt. Man gibt 7,08 g (28,5 mMol) Kobalt-
(II)-acetattetrahydrat zu und rührt weitere 30 Minuten.
Dann gibt man zu dem hierbei gebildeten Gentamicin B-
Kobalt(II)-acetatkomplex tropfenweise eine Lösung von
6,5 g (20 mMol) N-(Benzyloxycarbonyloxy)phthalimid in
20 ml Dimethylsulfoxyd, rührt 3 Stunden, gießt dann
in Äther und isoliert in der in Beispiel 5A beschriebenen
Weise. Man reinigt den erhaltenen Rückstand durch
Auflösen in einer geringen Methanolmenge und Zugabe von
Äthylacetat und anschließend von Diäthyläther im Überschuß.
Man trennt die gebildete Fällung durch Filtration
ab und trocknet an der Luft, wobei man reines
3,6′-Di-N-benzyloxycarbonylgentamicin B in einer Ausbeute
von 90% der Theorie erhält.
C. 3,6′-Di-N-benzyloxycarbonylgentamicin B über den
Cadmium(II)-acetatkomplex
Man löst 4,82 g (10 mMol) Gentamicin B in 195 ml
Dimethylsulfoxyd und gibt 7,98 g (30 mMol) Cadmium(II)-
acetatdihydrat zu. Man rührt 30 Minuten und gibt dann
zu dem hierbei gebildeten Gentamicin B-Cadmium(II)-
acetatkomplex eine Lösung von 6,5 g (20 mMol) N-(Benzyloxycarbonyloxy)phthalimid
in 20 ml Dimethylsulfoxyd.
Man rührt 3 Stunden bei Raumtemperatur und isoliert
und reinigt dann auf die in Beispiel 5A beschriebene
Weise, wobei man 3,6′-Di-N-benzyloxycarbonylgentamicin B
erhält.
C. 3,6′-Di-N-benzyloxycarbonylkanamycin A über den
Nickel(II)-acetatkomplex
Man gibt 24,8 g (10 mMol) Nickel(II)-acetattetrahydrat
unter Rühren zu einer Lösung von 9,7 g (20 mMol) Kanamycin
A in 400 ml Dimethylsulfoxyd. Man rührt 30 Minuten
bei Raumtemperatur und gibt dann zu dem hierbei
gebildeten Nickel(II)-salzkomplex 13,0 bis 15,6 g
(44 bis 52 mMol) N-Benzyloxycarbonyloxyphthalimid in
70 ml Dimethylsulfoxid über eine Zeit von 10 Minuten.
Man rührt eine Stunde bei Raumtemperatur, gießt das
Reaktionsgemisch dann in 2500 ml Äther und schüttelt
1 Minute. Man läßt das Öl sich absetzen und dekantiert
die überstehende Dimethylsulfoxydätherphase. Man wiederholt
diese Behandlung noch zweimal unter Verwendung von
1500 ml bzw. 1000 ml Äther. Man löst den erhaltenen
gummiartigen Rückstand in 1000 ml Methanol und 50 ml
konzentriertem Ammoniumhydroxyd. Man läßt Schwefelwasserstoff
durch die Lösung perlen und filtriert das hierbei
ausgefällte Nickel(II)-sulfid durch eine Lage des Filterhilfsmittels
"Celite®" ab und wäscht den Rückstand mit
Methanol. Man rührt das mit dem zum Waschen verwendeten
Methanol vereinigte Filtrat mit 300 g des Ionenaustauscherharzes
"Amberlite® IRA-401S" (OH⊖), filtriert das
Harz ab und dampft das Filtrat unter vermindertem
Druck ein. Man verreibt den hierbei erhaltenen gummiartigen
Rückstand mit einem 50 : 50-Gemisch von Acetonitril
und Äther und filtriert den hierbei gebildeten
weißen kristallinen Feststoff ab, wobei man 3,6′-Di-N-
benzyloxycarbonylkanamycin A in einer Ausbeute von
12,5 g (83,5% der Theorie) erhält.
[α]+78°
(c 4,84 in 50%igem wäßrigem Methanol).
Analyse: Berechnet für C34H48O15N₄ · H₂O: C 56,2; H 6,75; N 6,94.
Gefunden: C 51,2; H 6,26; N 6,85%.
E. Man behandelt die nachstehend genannten Aminoglykoside
mit einem Gemisch von Kupfer(II)-acetathydrat und
Nickel(II)-acetattetrahydrat bzw. mit Kobalt(II)-acetattetrahydrat
bzw. mit Cadmium(II)-acetatdihydrat auf die
in den Beispielen 5A bis 5D beschriebene Weise:
- 1) Gentamicin B₁,
- 2) Gentamicin A₃,
- 3) 6′-N-Methylkanamycin A.
Man isoliert und reinigt die hierbei erhaltenen Produkte
und erhält
- 1) 3,6′-Di-N-benzyloxycarbonylgentamicin B₁,
- 2) 3,6′-Di-N-benzyloxycarbonylgentamicin A₃,
- 3) 3,6′-Di-N-benzyloxycarbonyl-6′-N-methylkanamycin A.
F. Herstellung von 3,6′-Di-N-t-butoxycarbonylgentamicin
B aus 6′-t-Butoxycarbonylgentamicin über
den Kupfer(II)-acetatkomplex
Zu einer Lösung von 10 g (17,1 mMol) 6′-N-t-Butoxycarbonylgentamicin
B in 300 ml Dimethylsulfoxyd gibt man
6,9 g (34,5 mMol) Kupfer(II)-acetatmonohydrat und rührt
20 Minuten. Dem hierbei in situ gebildeten Kupfer(II)-
salzkomplex gibt man tropfenweise eine Lösung von
4,5 g (17,1 mMol) N-t-Butoxycarbonyloxyphthalimid in
20 ml Dimethylsulfoxyd zu und rührt weitere 2 Stunden.
Dann gibt man weitere 2,4 g N-Butoxycarbonyloxyphtalimid
zu und rührt das Reaktionsgemisch weitere
10 Stunden. Man gießt das Reaktionsgemisch unter Rühren
in 1,5 l Äther, läßt die hierbei gebildete Fällung
bzw. das Öl absitzen und dekantiert die überstehende
Flüssigkeit vorsichtig. Man wäscht den Rückstand zweimal
mit je 300 ml Äther, löst ihn in 100 ml Äthanol
und läßt Schwefelwasserstoff durch die Lösung perlen,
wobei das Kupfer(II)-sulfid vollständig ausgefällt
wird. Man filtriert die Feststoffe durch eine Lage des
Filterhilfsmittels "Celite®" ab und wäscht mit Methanol.
Man rührt die methanolische Lösung mit dem Ionenaustauscherharz
"Amberlite® IRA-401S" (OH⊖) in einer
Menge, die gerade genügt, um den pH-Wert auf etwa 9 einzustellen,
und entfernt das N-Hydroxyphthalimid. Man
entfernt das Harz durch Filtration, wäscht mit Methanol
und engt das mit der Waschflüssigkeit vereinigte
Filtrat auf ein Volumen von etwa 50 ml ein, das das
gewünschte Produkt enthält.
Isolierung der Verbindung kristallisiert man durch Verreiben
des Rückstandes nach dem Eindampfen mit Äther,
wobei man 3,6′-Di-N-t-butoxycarbonylgentamicin B in
einer Ausbeute von 90% der Theorie erhält. Als Alternative
reinigt man durch Chromatographie an Kieselgel
(Verhältnis der Verbindung zu Kieselgel 1 : 40) unter
Verwendung von Chloroform : Methanol : Ammoniumhydroxyd
(2 : 1 : 0,35) als Lösungsmittelgemisch zum Entwickeln. Man
gießt gleiche Fraktionen, die 3,6′-Di-N-t-butoxycarbonylgentamicin
B enthalten (bestimmt durch Dünnschichtchromatographie),
engt ein und gefriertrocknet, wobei
man 3,6′-Di-N-t-butoxycarbonylgentamicin B erhält.
[α]+113,3° (c 0,39 in Wasser);
PMR (ppm) (D₂O):
δ 1,17 (4′′-C-CH₃); 1,38 (t-Butyl); 2,5 (3′′-N-CH₃); 2,54
(H-3′′, J2′′,3′′ = 10 Hz); 4,02 (H-5′′ eq, J₅′′ax,eq = 12 Hz);
5,04 (H-1′′, J1′,2′ = 3,5 Hz); 5,23 (H-1′, J1′,2′ = 3,0 Hz)
Analyse: Berechnet für C29H57O15N₄ · H₂O: C 49,63;
H 8,19; N 7,98%. Gefunden: C 49,83; H 7,81; N 7,68%.
G. 3,6′-Di-N-t-butoxycarbonylgentamicin B aus
Gentamicin B über den Kupfer(II)-acetatkomplex
Man gibt 5,0 g (25 mMol) Kupfer(II)-acetatmonohydrat
unter Rühren zu einer Lösung von 4,82 g (10 mMol)
Gentamicin B in 250 ml Dimethylsulfoxyd. Man rührt
30 Minuten und gibt dann zu dem hierbei in situ gebildeten
Kupfer(II)-salzkomplex tropfenweise eine
Lösung von 10,5 g (40 mMol) N-t-Butoxycarbonyloxyphthalimid in
20 ml Dimethylsulfoxyd. Man rührt 2 Stunden bei Raumtemperatur
und gibt dann weitere 1,5 g (5,7 mMol)
N-t-Butoxycarbonyloxyphthalimid zu. Man rührt 16 Stunden
und gibt dann weitere 0,35 g (1,33 mMol) N-t-Butoxycarbonyloxyphthalimid
zu. Man rührt weitere 6 Stunden
und gießt dann das Reaktionsgemisch unter Rühren
in 1,5 l Äther. Man rührt 30 Minuten, läßt das Reaktionsgemisch
stehen, dekantiert die überstehende Lösung,
gibt erneut 500 ml Äther zum Rückstand, läßt
stehen und dekantiert die überstehende Lösung. Man
löst den erhaltenen Rückstand in 100 ml Methanol und
läßt Schwefelwasserstoff 15 Minuten durchperlen. Man
filtriert das feste Kupfer(II)-sulfid durch eine Lage
des Filterhilfsmittels "Celite®" ab und wäscht den
Rückstand mit Methanol. Man behandelt die Methanollösung
mit dem Ionenaustauscherharz "Amberlite® IRA-401S"
(OH⊖) und stellt hierdurch den pH-Wert der Lösung auf
etwa 8,5 bis 9,0 ein, filtriert die Feststoffe ab und
wäscht sich mit Methanol. Man dampft die Lösung bis
nahezu Trockene ein und gefriertrocknet zur Entfernung
des Wassers. Man kristallisiert das 3,6′-Di-N-
t-butoxycarbonylgentamicin B durch Verreiben mit Äther.
Das rohe Konzentrat kann auch als Ausgangsmaterial bei
dem im Verwendungsbeispiel 3 beschriebenen Versuch
verwendet werden.
Beispiel 6
Andere 3,2′,6′-Tri-N-acylaminoglykoside
A. 3,2′,6′-Tri-N-benzyloxycarbonylgentamicin C₂
über ein Gemisch des Kupfer(II)-acetatkomplexes
und Nickel(II) acetatkomplexes
Man gibt 0,6 g (3 mMol) Kupfer(II)-acetathydrat und
0,743 g (3 mMol) Nickel(II)-acetattetrahydrat unter
Rühren zu einer Lösung von 0,925 g (2 mMol) Gentamicin
C₂ in 40 ml Dimethylsulfoxyd. Man rührt 30 Minuten
bei Raumtemperatur und gibt dann zu dem hierbei gebildeten
Gemisch von Kupfer(II)- und Nickel(II)-salzkomplex
1,8 g (6,5 mMol) N-Benzyloxycarbonyloxyphthalimid
in 7 ml Dimethylsulfoxyd über eine Zeit von 10 Minuten.
Man rührt eine weitere Stunde und gießt dann das Reaktionsgemisch
unter Rühren in 400 ml Äther. Man dekantiert
den überstehenden Äther und wiederholt diese
Behandlung mit 200 ml bzw. 100 ml Äther. Man löst den
erhaltenen gummiartigen Rückstand in 100 ml Methanol
und 5 ml konzentriertem Ammoniumhydroxyd und läßt dann
Schwefelwasserstoff durch die Lösung perlen. Man entfernt
das hierbei ausgefällte Kupfer(II)-sulfid und
Nickel(II)-sulfid durch Filtration durch eine Lage des
Filterhilfsmittels "Celite®", wäscht die Fällung mit
Methanol und rührt dann das mit dem zum Waschen verwendete
Methanol vereinigte Filtrat mit dem Ionenaustauscherharz
"Amberlite® IRA-401S" (OH⊖). Man filtriert
das Harz ab und wäscht mit Methanol. Man dampft das
mit dem zum Waschen verwendeten Methanol vereinigte
Filtrat unter vermindertem Druck ein und chromatographiert
den erhaltenen gummiartigen Rückstand an 50 g Kieselgel,
wobei man mit einem Gemisch von Chloroform,
Methanol und konzentriertem Ammoniumhydroxyd (30 : 10 : 1)
eluiert. Man vereinigt gleiche Fraktionen, die das
gewünschte Produkt enthalten (bestimmt durch Dünnschichtchromatographie),
und dampft die vereinigten
Eluate zu einem Rückstand ein, der aus 3,2′,6′-Tri-N-
benzyloxycarbonylgentamicin C₂ besteht. Ausbeute 1,4 g
(81% der Theorie). Massenspektrum: m/e 484, 411, 325,
160.
B. Auf die in Beispiel 6A beschriebene Weise behandelt
man Gentamicin C₁ mit Kupfer(II)-acetathydrat und
Nickel(II)-acetattetrahydrat in Dimethylsulfoxyd,
behandelt den hierbei gebildeten Salzkomplex mit
N-Benzyloxycarbonyloxyphtthalimid und dann mit Schwefelwasserstoff
und isoliert und reinigt das gebildete
Produkt, wobei man 3,2′6′-Tri-N-benzyloxycarbonylgentamicin
C₁ in einer Ausbeute von 1,3 g (72,5% der
Theorie) erhält. Massenspektrum: m/e 749, 615, 484,
466, 456, 425, 407, 325, 307, 297, 291, 160.
C. Gemischte 3,2′,6′-Tri-N-acylaminoglykoside und
Umwandlung in 3,6′-Di-N-acylaminoglykosid
1) 6′-N-Acetyl-2′-N-(2,2,2-trichloräthoxycarbonyl)-
sisomicin über den Kupfer(II)-acetatkomplex
Auf die in Beispiel 4A beschriebene Weise behandelt
man 6′-N-Acetylsisomicin mit etwa 7 Äquivalenten
Kupfer(I)-acetathydrat in Methanol und gibt dann zu
dem hierbei gebildeten Kupfer(II)-salzkomplex portionsweise
etwa 1 Äquivalent N-(2,2,2-Trichloräthoxycarbonyl)succinimid.
Man rührt das Reaktionsgemisch
1 Stunde, behandelt mit Ammoniumhydroxyd und isoliert
und reinigt das hierbei gebildete Produkt auf die in
Beispiel 4A beschriebene Weise, wobei man 2′-N-(2,2,2-
Trichloräthoxycarbonyl)-6′-N-acetylsisomicin erhält.
2) 3,6′-Di-N-acetyl-2′-N-(2,2,2-trichloräthoxycarbonyl)-
sisomicin über den Kupfer(II)-acetatkomplex
Man gibt 24 g (120 mMol) Kupfer(II)-acetathydrat unter
Rühren zu einer Lösung von 26,5 g (40 mMol) 2′-N-(2,2,2-
trichloräthoxycarbonyl)-6′-N-acetylsisomicin in 1 l
Dimethylsulfoxyd. Man rührt weitere 20 Minuten und
gibt dann zu dem hierbei gebildeten Kupfer(II)-salzkomplex
tropfenweise mit einer Geschwindigkeit von
etwa 25 Tropfen/Minute 40 ml einer 1molaren Lösung
von Essigsäureanhydrid in Tetrahydrofuran (40 mMol).
Man rührt das Reaktionsgemisch weitere 30 Minuten und
gießt dann in 8 l Äther. Man schüttelt gut und stellt
bei Seite. Man dekantiert die Ätherschicht und wäscht
den Rückstand noch zweimal mit je 1 l Äther. Man löst
den Rückstand in 800 ml Methanol und läßt Schwefelwasserstoff
15 Minuten durchperlen. Man rührt das
Gemisch weitere 30 Minuten, filtriert die Lösung dann
durch eine Lage des Filterhilfsmittels "Celite®" und
wäscht das als Rückstand verbleibende Kupfer(II)-sulfid
mit Wasser. Man engt das mit dem Waschwasser vereinigte
Filtrat ein und chromatographiert den erhaltenen
Rückstand an Kieselgel, wobei man mit Chloroform : Methanol : Ammoniumhydroxyd
(30 : 10 : 1) eluiert. Man vereinigt
gleiche Fraktionen, die das gewünschte Produkt
enthalten (bestimmt durch Dünnschichtchromatographie),
und dampft die vereinigten Fraktionen unter vermindertem
Druck auf einen Rückstand ein, der aus 3,6′-Di-N-
acetyl-2′-N-(2,2,2-trichloräthoxycarbonyl)sisomicin
besteht.
3) 3,6′-Di-N-acetylsisomicin
Man gibt 3,9molare Äquivalente Zinkpulver zu einer
Lösung von 3,6′-Di-N-acetyl-2′-N-(2,2,2-trichloräthoxycarbonyl)sisomicin
in 10% Essigsäure enthaltendem
Methanol. Man erhitzt die Lösung 2 Stunden am Rückflußkühler,
wobei man die Reaktion durch Dünnschichtchromatographie
an Kieselgel unter Verwendung von
Chloroform : Methanol : Ammoniumhydroxyd (30 : 10 : 1) als
Lösungsmittelsystem überwacht. Wenn die Reaktion
beendet ist (bestimmt durch Dünnschichtchromatographie),
filtriert man die Lösung, gibt zum Filtrat Natriumcarbonat,
filtriert und engt das Filtrat unter vermindertem
Druck ein. Man reinigt den erhaltenen Rückstand
durch Chromatographie an Kieselgel, wobei man
mit Chloroform : Methanol : Ammoniumhydroxyd (30 : 10 : 1)
eluiert. Man vereinigt gleiche Fraktionen, die das gewünschte
Produkt enthalten (bestimmt durch Dünnschichtchromatographie),
dampft die vereinigten Fraktionen
unter vermindertem Druck ein und gefriertrocknet das
erhaltene wäßrige Gemisch zu einem Rückstand, der
aus 3,6′-Di-N-acetylsisomicin besteht.
Verwendungsbeispiel 1
Umwandlung von 3,2′,6′-Tri-N-acetylsisomicin in 1-N-
Äthylsisomicin
A. 3,2′,6′-Tri-N-acetyl-1-N-äthylsisomicin
Man gibt 0,1 n-Salzsäure unter Rühren zu einer Lösung
von 1,146 g (2 mMol) 3,2′,6′-Tri-N-acetylsisomicin in
20 ml Wasser, bis der pH-Wert der Lösung 2,7 erreicht.
Man kühlt das Reaktionsgemisch auf 3°C und gibt 2,2 ml
einer 1molaren Lösung von Acetaldehyd in Tetrahydrofuran
(2,2 mMol) und dann tropfenweise eine Lösung von
0,16 g (2,6 mMol) Natriumcyanborhydrid in 2 ml Wasser
zu. Man rührt das Reaktionsgemisch eine Stunde, wobei
man die Temperatur unter 5°C und den pH-Wert durch
Zusatz von 0,1 n-Salzsäure bei etwa 2,7 hält, und gibt
dann 0,44 ml einer 1molaren Lösung von Acetaldehyd in
Tetrahydrofuran (0,44 mMol) und anschließend eine Lösung
von 35 mg (0,56 mMol) Natriumcyanborhydrid in
einigen Tropfen Wasser zu, wobei man den pH-Wert durch
Zusatz von 0,1 n-Salzsäure bei 2,7 hält. Man rührt das
Reaktionsgemisch eine weitere Stunde und wiederholt
zweimal die vorstehend genannte Zugabe von 0,22 ml
Acetaldehydlösung und 10 mg Natriumcyanborhydrid. Man
rührt weitere 18 Stunden bei Raumtemperatur und bringt
die Lösung dann auf pH 9, indem sie mit dem Ionenaustauscherharz
"Amberlite® IRA-401S" in der Hydroxyd-
form rührt. Man filtriert das Harz ab, wäscht mit
Wasser und engt das mit dem Waschwasser vereinigte
Filtrat unter vermindertem Druck ein und chromatographiert
den erhaltenen Rückstand an 100 g Kieselgel
(74 bis 250 µ), wobei man mit Chloroform : Methanol : Ammoniumhydroxyd
(30 : 10 : 1) eluiert. Man vereinigt
gleiche Fraktionen (bestimmt durch Dünnschichtchromatographie)
an Kieselgel oder unter Verwendung des gleichen
Lösungsmittelsystems, wie vorstehend beschrieben,
jedoch im Mengenverhältnis von (30 : 10 : 1) und engt die vereinigten
Eluate, die das Hauptprodukt enthalten, unter
vermindertem Druck ein und gefriertrocknet das erhaltene
wäßrige Gemisch zu einem Rückstand aus
3,2′,6′-Tri-N-acetyl-1-N-äthylsisomicin. Ausbeute 0,84 g.
(70% der Theorie).
[α]+165° (c 0,8 in Wasser);
PMR (ppm) (D₂O): δ 1,05 (CH₂CH₃, J=7, O Hz); 1,17 (4′′-C-CH₃);
1,84, 1,9, 1,91 (N-Acetyle); 2,52 (3′′-N-CH₃);
4,80 (H-4′); 4,92 (H-1′′, J1′′,2′′ = 4,0 Hz); 5,4 (H-1′′,
J1′,2′ = 2,5 Hz);
Massenspektrum: (M⁺) m/e 601, (M+1)+m/e 602; ferner m/e 402, 392, 374, 160; 171, 453, 443, 425;
211 und 261.
Analyse: Berechnet für: C27H47N₅O10 · 1,5 H₂O:
C 51,58; H 8,02; N 11,14%. Gefunden: C 51,47
H 8,89; N 10,91%.
B. 1-N-Äthylsisomicin
Man gibt 0,1 g 3,2′,6′-Tri-N-acetyl-1-N-äthylsisomicin
zu 10 ml 1 n-Natriumhydroxyd und erhitzt die Lösung
unter einer Stickstoffatmosphäre auf die Rückflußtemperatur,
bis die Analyse eines aliquoten Teils durch Dünnschichtchromatographie
an Kieselgel unter Verwendung
eines Gemisches von Chloroform, Methanol und Ammoniumhydroxyd
(2 : 1 : 0,35) als Entwicklersystem anzeigt, daß
die De-N-acetylierung im wesentlichen vollendet ist
(etwa 48 Stunden). Man kühlt die Reaktionslösung, stellt
das Volumen durch Zugabe von Wasser auf etwa 50 ml
ein und rührt mit dem Ionenaustauscherharz "Amberlite®
IRC-50" in der Protonenform (das mit Wasser gewaschen
worden ist), bis der pH-Wert etwa 5,5 erreicht. Man
filtriert das Harz ab, wäscht mit Wasser und rührt das
Harz etwa 30 Minuten mit 100 ml 7%igem wäßrigem Ammoniumhydroxyd,
dekantiert die überstehende Lösung und
wiederholt diese Maßnahmen zweimal unter Verwendung von
je 50 ml 7%igem wäßrigem Ammoniumhydroxyd, worauf man
das Harz abfiltriert. Man vereinigt das Ammoniumhydroxydfiltrat
und die dekantierten Lösungen, engt unter vermindertem
Druck ein und extrahiert den erhaltenen Rückstand
mit Methanol. Man vereinigt die Methanolextrakte
und engt unter vermindertem Druck ein, löst den erhaltenen
Rückstand in einem Lösungsmittelgemisch aus Chloroform,
Methanol und Ammoniumhydroxyd (2 : 1 : 0,35) und
leitet die Lösung durch eine Aluminiumoxydsäule (8 g,
0,8 × 30 cm), wobei man mit dem gleichen Lösungsmittelgemisch
aus Chloroform, Methanol und Ammoniumhydroxyd
eluiert. Man vereinigt die gleichen Eluate (bestimmt
durch Dünnschichtchromatographie) und dampft die vereinigten
Eluate, die 1-N-Äthylsisomicin enthalten, ein
und gefriergetrocknet das erhaltene wäßrige Gemisch zu
einem Rückstand aus 1-N-Äthylsisomicin (71 mg, Ausbeute
90%).
C. Umwandlung von Sisomicin in 1-N-Äthylsisomicin ohne
Reinigung der Zwischenprodukte
1) 3,2′,6′-Tri-N-acetylsisomicin
Man gibt 3 g (15 mMol) Kupfer(II)-acetathydrat unter
Rühren zu einer Lösung von 0,447 g (1 mMol) Sisomicin
in 5,33 ml Wasser und 18 ml Dimethylformamid. Man rührt
30 Minuten bei Raumtemperatur und gibt dann tropfenweise
mit einer Geschwindigkeit von etwa einem Tropfen alle
3 Sekunden 3,1 ml einer 1molaren Lösung von Essigsäureanhydrid
in Dimethylformamid (3,1 mMol) zu. Man rührt
weitere 30 Minuten, gibt dann 10 ml Wasser zu und läßt
Schwefelwasserstoff durch die Lösung perlen. Man rührt
das Reaktionsgemisch 30 Minuten, filtriert das ausgefällte
Kupfer(II)-sulfid durch eine Lage des Filterhilfsmittels
"Celite®" ab. wäscht das als Rückstand erhaltene
Kupfer(II)-sulfid mit Wasser und stellt das vereinigte
Filtrat durch Rühren mit dem Ionenaustauscherharz
"Amberlite® IRA-401S" in der Hydroxydform auf pH 9
ein. Man filtriert das Harz ab, wäscht mit Wasser und
engt das mit dem Waschwasser vereinigte Filtrat auf
einen Rückstand aus 3,2′,6′-Tri-N-acetylisomicin ein.
2) 3,2′,6′-Tri-N-acetyl-1-N-äthylisisomicin
Man löst das gemäß Verwendungsbeispiel 1C (1) erhaltene Produkt
in 10 ml Wasser und stellt die Lösung mit 0,1 n-Salzsäure
auf einen pH-Wert von etwa 2,7 ein. Man kühlt das
Reaktionsgemisch auf etwa 3°C und gibt 0,73 ml einer
1molaren Lösung von Acetaldehyd in Tetrahydrofuran
(0,73 mMol) und dann tropfenweise eine Lösung von 0,55 g
Natriumcyanborhydrid in 0,7 ml Wasser zu. Man rührt eine
Stunde, wobei man den pH-Wert der Lösung durch Zusatz
von 0,1 n-Salzsäure bei etwa 2,7 hält, und gibt dann
0,15 ml einer 1 molaren Lösung von Acetaldehyd in Tetrahydrofuran
(0,15 mMol) und anschließend eine Lösung von
12 mg Natriumcyanborhydrid in einigen Wassertropfen zu,
wobei man den pH-Wert wieder bei 2,7 hält. Man wiederholt
diese Behandlung zweimal unter Verwendung von je 0,7 ml
einer 1molaren Lösung von Acetaldehyd in Tetrahydrofuran
und 3 mg Cyanborhydrid. Man rührt über Nacht bei
Raumtemperatur und stellt dann den pH-Wert der Lösung
mit 1 n-Natriumhydroxyd auf etwa 9 ein. Man engt die
Lösung unter vermindertem Druck auf einen Rückstand aus
3,2′,6′-Tri-N-acetyl-1-N-äthylsisomicin ein.
3) 1-N-Äthylsisomicin
Man löst das gemäß Verwendungsbeispiel 1C (2) hergestellte
3,2′,6′-Tri-N-acetyl-1-N-äthylisomicin in 60 ml 1 n-Natriumhydroxyd
und erhitzt 48 Stunden am Rückflußkühler
unter einer Stickstoffatmosphäre. Man kühlt und stellt
das Reaktionsgemisch durch Zugabe des Ionenaustauscherharzes
"Amberlite® IRC-50" in der Protonenform auf etwa
5,5 ein. Man filtriert das Harz ab und wäscht mit Wasser.
Man rührt das Harz 30 Minuten mit 100 ml 7%iger wäßriger
Ammoniumhydroxydlösung, dekantiert die Lösung und wiederholt
diese Behandlung zweimal unter Verwendung von je
100 ml 7%igem Ammoniumhydroxyd und filtriert dann. Man
vereinigt das Ammoniumhydroxydfiltrat mit den dekantierten
Flüssigkeiten, dampft unter vermindertem Druck ein
und chromatographiert den erhaltenen Rückstand an einer
Kieselgelsäule (25 g), wobei man mit einem Lösungsmittelgemisch
aus Chloroform, Methanol und Ammoniumhydroxid
(2 : 1 : 0,34) eluiert. Man vereinigt gleiche Fraktionen,
bestimmt durch Dünnschichtchromatographie an Kieselgel
unter Verwendung des gleichen Lösungsmittelsystems, und
engt die vereinigten Eluate, die 1-N-Äthylsisomicin enthalten,
unter vermindertem Druck ein und gefriertrocknet
das erhaltene wäßrige Gemisch zu einem Rückstand aus
1-N-Äthylsisomicin. Ausbeute 0,233 g (49% der Theorie).
Verwendungsbeispiel 2
Umwandlung von 3,2′,6′-Tri-N-acetylaminoglykosiden in
1-N-Äthylaminoglykoside
A. 3,2′,6′-Tri-N-äthylverdamicin
Man löst 880 mg (1,5 mMol) 3,2′,6′-Tri-N-acetylverdamicin
in 15 ml Wasser und stellt die Lösung mit 0,1 n-Salzsäure
(etwa 28 ml) auf pH 2,7 ein. Man kühlt in einem Eisbad
auf 8 bis 10°C und gibt dann unter Rühren wäßriges Acetaldehyd
(4,1 ml, 0,37molares Acetaldehyd) in 2 Äquivalenten
Wasser zu. Man rührt 5 Minuten bei 8°C, gibt dann
tropfenweise eine Lösung von 182 mg (3 mMol, 2 Äquivalente)
Natriumcyanborhydrid in 2,5 ml Wasser zu und stellt die
Lösung mit 0,1 n-Salzsäure auf pH 2,7 ein. Man hält den pH-Wert
durch Zusatz von 0,1 n-Salzsäure weiterhin bei etwa 2,7,
bis die Reaktion beendet ist, bestimmt durch Dünnschichtchromatographie.
Man läßt das Reaktionsgemisch
18 Stunden bei Raumtemperatur stehen, gefriertrocknet
das Reaktionsgemisch und chromatographiert den erhaltenen
Rückstand an 90 g Kieselgel in einer Säule von
1,5 × 126 cm, wobei man mit Chloroform : Methanol : Ammoniumhydroxyd (28%)
(30 : 10 : 1) eluiert. Man vereinigt
gleiche Fraktionen, die 3,2′,6′-Tri-N-acetyl-1-N-äthyl-
verdamicin enthalten (bestimmt durch Dünnschichtchromatographie).
Man dampft die vereinigten Eluate unter
vermindertem Druck auf einen Rückstand aus 3,2′,6′-Tri-
N-acetyl-1-N-äthylverdamicin ein. Ausbeute 550 mg
(0,84 mMol, 56% der Theorie). Massenspektrum: m/e 485,
467, 457, 439, 420, 402, 392, 374, 261, 243, 233, 215,
183.
B. 1-N-Äthylverdamicin
Man behandelt 200 mg (0,304 mMol) 3,2′,6′-Tri-N-acetyl-
1-N-äthylverdamicin mit 20 ml 1 n-Natriumhydroxyd bei
der Rückflußtemperatur unter einer Stickstoffatmosphäre
und isoliert und reinigt das gebildete Produkt auf die
in Beispiel 13B beschriebene Weise, wobei man 1-N-Äthylverdamicin
in einer Ausbeute von 88 mg (59% der Theorie)
erhält.
Verwendungsbeispiel 3
Umwandlung von 3,6′-Di-N-acylsubstituierten Aminoglykosiden
in die entsprechenden 3,6′-Di-N-unsubst.-1-N-alkyl-
aminoglykoside
Umwandlung von 3,6′-Di-N-t-butoxycarbonylgentamicin B
in 1-N-Äthylgentamicin B
Zu einer gerührten Lösung von 1,36 g-Di-N-t-butoxycarbonylgentamicin
B in 15 ml Wasser gibt man 2 ml einer
1molaren Lösung von Acetaldehyd in Tetrahydrofuran. Man
stellt die Lösung mit 0,1 n-Salzsäure auf einen pH-Wert
von etwa 4,9 ein, gibt 0,2 g Natriumcyanborhydrid zu
und stellt den pH-Wert periodisch auf etwa 4,9 ein.
Man rührt 5 Stunden bei Raumtemperatur, dampft dann die
Lösung zur Trockne ein, gibt 10 ml Trifluoressigsäure
zum erhaltenen Rückstand und läßt 5 Minuten stehen. Man
gießt die Reaktionslösung in Äther, isoliert die hierbei
gebildete Fällung durch Filtration und wäscht mit
Äther. Man chromatographiert die Fällung an 100 g Kieselgel
unter Verwendung von Chloroform : Methanol : Ammoniumhydroxyd
(3 : 4 : 2) als Lösungsmittelgemisch. Man vereinigt
gleiche Fraktionen, die 1-N-Äthylgentamicin B enthalten
(bestimmt durch Dünnschichtchromatographie), dampft
unter vermindertem Druck ein, löst den erhaltenen Rückstand
in Wasser und gefriergetrocknet. Ausbeute 40% der
Theorie.
[α]+126,2° (c 1 in Wasser);
PMR (ppm) (D₂O): δ 5,55 (H-1′,J1′,2′ = 3,0 Hz); 5,505 (H-1′′,
J1′,2′ = 4 Hz); 2,9 (3′′-N-CH₃); 1,05-1,5 (2 C-CH₃);
Massenspektrum: [M+1]⁺ 511; ferner m/e 380, 352, 334;
378, 350, 332; 219, 191, 173.
Analyse: Berechnet für
C21H42O10N₄ · 2 CO₂3 H₂O; C 42, 33; H 7,41; N 8,58%.
Gefunden: C 42,37; H 7,43; N 8,81.