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Es ist allgemein üblich, Textilgut mit Klotzbädern oder mit Druckpasten
zu behandeln, die Pigmente und Bindemittel für diese Pigmente enthalten, und durch
Trocknung und gegebenenfalls Hitzebehandlung die Pigmente mit Hilfe der-Bindemittel
auf dem Textilgut zu verankern. Als Bindemittel sind dabei filmbildende Polymerisate
gebräuchlich, vor allem selbstvernetzende Polymerisate. Die Pigmentfärbe- und -druckverfahren
werden gerne angewendet, da sie die Herstellung farbiger Textilien von hervorragender
Lichtechtheit auf wirtschaftliche Weise ermöglichen. Sie haben aber auch Nachteile,
die ihrem Einsatz auf manchen Gebieten hindernd entgegenstehen. So läßt besonders
die Wasch-und Reibechtheit pigmentgefärbter oder -bedruckter Textilien trotz der
erheblichen Verbesserungen, die die Einführung der selbstvernetzenden Polymerisate
als Bindemittel gebracht hat, noch immer Wünsche offen.
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Es wurden nun verbesserte Bindemittel auf der Grundlage von selbstvernetzenden
Polymerisaten gefunden, die auf Textilgut Pigmentfärbungen und Pigmentdrucke mit
besonders hohen Wasch- und Reibechtheiten liefern. Die erfindungsgemäßen Bindemittel,
bestehend aus einer Mischung aus (bezogen auf 100 Gewichtsteile der Mischung) 1.
0,5 bis 30 Gewichtsteilen eines Polymerisates aus a) 99,95 bis 950/, Acrylsäure
und/oder Methacrylsäure und b) 0,05 bis 50/0 wenigstens eines Monomeren mit zwei
polymerisierbaren Doppelbindungen und 2. 99,5 bis 70 Gewichtsteilen eines Polymerisats
aus c) 0,5 bis 5°/O~wvenigstens eines gegebenenfalls mit einem 1 bis 4 Kohlenstoffatome
enthaltenden Alkohol verätherten N-Methylolamids der Acryl- und/oder Methacrylsäure
und d) 99,5 bis 95% wenigstens eines Esters der Acrylsäure und/oder Methacrylsäure
mit einem 1 bis 8 Kohlenstoffatome enthaltenden Alkohol und/oder wenigstens eines
Monomeren mit zwei konjungierten Doppelbindingen oder einer Monomerenmischung, die
neben wenigstens einem der genannten Monomeren bis zur Hälfte ihres Gewichts andere
Monomere enthält.
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Als Monomere (b) kommen insbesondere die C2-C6-Alkylendiester oder
-Alkylendiamide der Acrylsäure oder Methacrylsäure in Betracht sowie das Methylenbisacrylamid
und -methacrylamid. Weiterhin eignen sich die Diallyläther von -C,- bis C6-Alkylenglykolen
und die Diallylester von Cr bis C6-Alkylendicarbonsäuren sowie der Phthalsäuren.
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Monomere der Gruppe (d) mit zwei konjugierten Doppelbindungen sind
z.B. Butadien, Isopren und Chlorbutadien. Zu den weiteren Monomeren, die in der
Komponenten (d) bis zu einer Menge von 50 Gewichtsprozent enthalten sein können,
zählen die zum Aufbau von Bindemitteln auch sonst üblichen Verbindungen wie Acrylamid,
Methacrylamid, Acrylnitril und Methacrylnitril, Vinylester von C2- bis C5-Alkylcarbonsäuren,
Cm bis C4-Alkylvinyläther und ferner hydrophobierende Comonomeren wie Vinylchlorid,
Vinylidenchlorid und polymerisierbare Kohlenwasserstoffe, wie Styrol.
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Die Polymerisate (1) und (2) sind an sich bekannt und nach bekannten
Methoden der radikalischen Polymerisation erhältlich. Für die Herstellung der Poly-
merisate
(l) wird die Polymerisation in organischen Lösungsmitteln bevorzugt, während sich
für die Herstellung der Polymerisate (2) die Emulsionspolymerisation in wäßrigem
Medium besonders bewährt hat.
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Die Polymerisate (1) werden nach der Polymerisation im allgemeinen
in üblicher Weise gänzlich oder partiell, etwa zu mindestens 80°/o aller verfügbaren
Carboxylgruppen neutralisiert. Für die Neutralisation hat sich Ammoniak besonders
bewährt.
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Die Färbebäder und Druckpasten enthalten etwa 0,8 bis 15,0, vorzugsweise
1,0 bis 10,0 0/o des neuen Bindemittels, 1 bis 20, vorzugsweise 5 bis 100/o eines
Pigmentes und gegebenenfalls daneben noch sonstige in Pigmentfärbebädern und Druckpasten
übliche Hilfsstoffe, wie 0,1 bis 30/o Netzmittel und 2 bis 200/o herkömmliche Bindemittel.
Diese Mengenangaben beziehen sich auf die Gesamtmenge einer wäßrigen Klotzlotte
oder Druckpaste, wie sie unmittelbar verwendet werden können. Vielfach bevorzugt
man jedoch das Arbeiten mit Öl-in-Wasser-Emulsionen. Hierfür braucht man die wäßrigen
Zubereitungen (= 100°/o) lediglich mit wasserunlöslichen organischen Flüssigkeiten
zu versetzen und durch intensives Verrühren in eine Emulsion zu überführen, und
zwar für Öl-in-Wasser-Emulsionen mit 10 bis 70 0/o. Hierbei ist es von großem Vorteil,
daß man zur Herstellung dieser Emulsionen keine Emulgiermittel mitzuverwenden braucht,
weil die erfindungsgemäßen Bindemittel selber emulgierende Eigenschaften haben,
die sie jedoch nach der Vernetzung verlieren. Die so erzeugten emulgatorfreien Färbungen
und Drucke sind daher gegen solvolytische Einflüsse wesentlich beständiger als solche,
welche noch Emulgatoren enthalten.
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Als Pigmente eignen sich anorganische und organische Pigmente aller
Art.
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Als Netzmittel kommen beispielsweise wasserlösliche Alkohole in Betracht.
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Die Mitverwendung herkömmlicher Bindemittel kann dann zweckmäßig
sein, wenn man bestimmte Effekte erzielen will, z. B. einen besonders hohen Glanz
mit Hilfe thermoplastischer wasserunlöslicher Copolymerisate auf der Grundlage von
Acrylsäureestern oder für den Prägedruck z. B. härtbare wasserlösliche Aminoplaste.
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Man kann den Färbebädern und Druckpasten auch Vernetzungskatalysatoren
zusetzen. Diese dürfen keine Elektrolyten, also nicht ionisch sein und erst bei
den Fixierungstemperaturen Säure abspalten wie z. B.
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Dimethyloxalat und Methyl-p-toluolsulfonat. Die Verwendung von Katalysatoren
ist jedoch häufig nicht erforderlich, vor allem dann, wenn die neuen Bindemittel
mit Ammoniak neutralisierte Polymerisate (1) enthalten und sich wegen ihres hohen
Gehaltes an Ammoniumcarboxylatgruppen in der Hitze autokatalytisch vernetzen.
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Organische Flüssigkeiten für Emulsionsverdickungen sind beispielsweise
Benzol, Benzine des Siedebereiches von etwa 80 bis 200"C und chlorierte Kohlenwasserstoffe
dieses Siedebereiches.
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Sollte sich die Mitverwendung von Emulgatoren empfehlen, so kommen
hierfür in erster Linie solche des nichtionischen und anionischen Typs in Betracht.
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Die erforderlichen Mengen betragen jedoch nur etwa 10 bis 40 °/0 derjenigen
Mengen, die im Falle herkömmlicher Bindemittel benötigt werden, die selber keine
emulgierenden Eigenschaften aufweisen.
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Die mit den erfindungsgemäßen Bindemitteln hergestellten Klotzflotten
und Druckpasten, die im übrigen
wie herkömmliche Klotzflotten und
Druckpasten angewendet werden, eignen sich für das Bedrucken von Textilien aus Fasermaterialien
aller Art, z. B. aus Baumwolle, Zellwolle, Leinen, Wolle, Seide, Acetatseide, Nylon6,
Nylon 66, Polyäthylenterephthalat, Polyacrylnitril und Mischungen dieser Faserarten.
In all diesen Fällen erhält man Färbungen und Drucke ausgezeichneter Eigenschaften,
vor allem überraschend hoher Wasch- und Reibechtheiten, weshalb die universelle
Anwendbarkeit der Druckpasten sowohl hinsichtlich der unterschiedlichen Pigmente
als auch der diversen Fasermaterialien besonders hervorgehoben sei.
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Ein weiterer wesentlicher Vorteil der neuen Bindemittel liegt in
ihrer ausgezeichneten Reemulgierbarkeit, solange sie unvernetzt sind. Damit hängt
zusammen, daß sie auch nach dem Trocknen leicht wieder ausgewaschen werden können,
wo sie nicht vernetzt werden sollen, etwa aus den Schablonen von Filmdruckmaschinen.
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Im folgenden sind Teile und Prozente Gewichtseinheiten.
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Beispiel 1 Man bedruckt ein Baumwollgewebe auf einer Flachfilmdruckmaschine
üblicher Bauweise mit der Druckpaste folgender Zusammensetzung: 50 Teile eines 200/0gen
Kupferphthalocyaninpigmentteiges und 950 Teile einer Mischung in wäßriger Phase
mit 40/o Gehalt an Bindemittel, bestehend aus 5 Teilen polyacrylsaurem Ammonium
mit einem Gehalt an 0,1 0/o Butandioldiacrylat und 35 Teilen eines Mischpolymerisates
aus 60 Teilen Butadien, 15 Teilen Acrylnitril, 60 Teilen Styrol und 5 Teilen N-Methylolmethacrylamid.
Man trocknet das bedruckte Gewebe und erhitzt es 5 Minuten mit Heißluft auf 1400
C Man erhält einen Pigmentdruck ausgezeichneter Abriebfestigkeit.
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Beispiel 2 Ein Gewebe aus einer Fasermischung von 600/o Polyester
und 400/o Zellwolle wird mit einer Druckpaste folgender Zusammensetzung bedruckt:
60 Teile eines 20 0/0eigen Kupferphthalocyaninpigmentteiges und
940 Teile einer Benzin-in-Wasser-Emulsion
mit einem Gehalt an 350 Teilen Benzin und einem Festgehalt von 5,5 0/o an Bindemittel,
bestehend aus 2,5 Teilen polyacrylsaurem Ammonium mit einem Gehalt an 0,1 0/o Butandioldiacrylat
und 52 Teilen eines Mischpolymerisats aus 60°/o Butadien, 350/o Styrol und 5°/0
N-Methylolmethacrylamid.
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Man trocknet wie üblich und fixiert den Druck 5 Minuten bei 140"C.
Man erhält einen Pigmentdruck von hoher Brillanz und sehr guter Reib- und Waschechtheit.