DE895062C - Verfahren zur kontinuierlichen Aufgabe der Tonerde in Elektrolysieroefen zur Aluminiumherstellung - Google Patents
Verfahren zur kontinuierlichen Aufgabe der Tonerde in Elektrolysieroefen zur AluminiumherstellungInfo
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Description
(WiGBL S. 175)
AUSGEGEBEN AM 29. OKTOBER 1953
14238 VIa/ 40 c
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur fortlaufenden Aufgabe der Tonerde in Elektrolyseöfen
zur Herstellung von metallischem Aluminium. Das neue Verfahren besteht darin, daß die Tonerde
in das Elektrolytbad des Aluminiumofens mit das Bad nicht berührenden Schubmitteln unter einem
solchen Druck eingeführt wird, der imstande ist, die oberflächliche Kruste des Elektrolytbades zu
durchstechen.
Es ist bekannt, daß beim Betrieb der Öfen zur Aluminiumherstellung durch Schmelzflußelektrolyse
von in einem Schmelzbad von Kryolith oder sonstigen Fluoriden gelöster Tonerde die Tonerdeaufgabe
in diskontinuierlicher Weise beim Eintreten des Anodeneffektes erfolgt. Üblicherweise
wird dies so durchgeführt, daß. man die erstarrte Decke des Bades einbricht und die vorbestimmte
Charge Tonerde einrührt, die vorher auf die Decke geladen wurde.
Der Anodeneffekt stellt sich in der Praxis bei den Elektrplytöfen dann ein, wenn der Gehalt an
gelöster Tonerde im Bad aus Kryolith oder sonstigen Fluoriden unter eine gewisse kritische Grenze sinkt:
Unter Umständen steigt der Widerstand gegen den Stromdurchgang, und die Spannung im Ofen, die
bei normalem Betrieb im allgemeinen zwischen 4" und io Volt liegt, steigt demzufolge an, bis sie
Werte von etwa 40 bis 50 Volt erreicht.
Solcherart ändert sich die Tonerdekonzentration im Elektrolyseschmelzbad kontinuierlich von einem
Maximum-auf ein Minimum von dem Augenblick an, in welchem, gleich nach dem Anodeneffekt, die
Tonerde in das Bad eingerührt wird, bis zu dem Augenblick, da sich der Anodeneffekt neuerlich
einstellt. Dies bedingt einen größeren Kraftverbrauch und eine geringere Stromausnutzung als
erzielbar wäre, würde man durch kontinuierliches Zuführen der Tonerde in das Bad dessen Zusammensetzung
konstant halten.
Es ist bereits früher versucht worden, die Tonerde einzurühren, bevor es zum Anodeneffekt
ίο kommt, indem die zur Elektrolyse der im Bad aufgelösten
Tonerde erforderliche Zeit vorberechnet wurde. Diese Methode !hat sich aber als nicht -zweckmäßig
erwiesen, da es vorkommt, daß nicht immer die ganze frühere Tonerdecharge in Lösung gegangen
ist, und sich so der Anodeneffekt früher einstellt als vorausgesehen, sowie daß die nicht zum
richtigen Zeitpunkt eingerührte Tonerdecharge nicht in Lösung geht, weil sie die Löslichkeit der
Tonerde im Schmelzbad bei der Betriebstemperatur übersteigt, und sich so auf dem Boden des
Aluminiumofens niederschlägt und Unregelmäßigkeiten in dessem Betrieb hervorruft.
Die beste Abhilfe besteht hierfür in der kontinuierlichen
Zuführung der Tonerde in das Schmelzbad, und zwar in einer Menge, die der im Ofen
elektrolysierten Menge derart entspricht, daß der Prozentsatz gelöster Tonerde konstant gehalten
wird. Die bisher vorgeschlagenen Methoden haben jedoch kein brauchbares Ergebnis gezeitigt, weil
dieselben mit einfachem Auffallen der Tonerde auf die Badoberfläche arbeiteten. Auch wenn diese Aufgabe
durch Auffallenlassen an den heißesten oder wärmeisolierten Stellen des Ofens durchgeführt
wird, so widersetzt sich doch dem Eintritt der vorgewärmten oder, nicht vorgewärmten Tonerde
in das Bad die Bildung einer Kruste auf letzterem, so daß ein Eingreifen von außen stets notwendig
bleibt. Im günstigsten Fall erzielt man mit diesen Methoden nur eine halbkontinuierliche Zuführung,
der alle vorbeschriebenen Nachteile ebenfalls anhaften.
Es ist nun gefunden worden, daß sich eine kontinuierliche und regelmäßige Aufgabe in einfacher
Weise dadurch ermöglichen läßt, daß auf die Tonerde ein kontinuierlicher Druck ausgeübt wird,
der sie unter Überwindung des Widerstandes der erstarrten Kruste zwingt, in das Schmelzbad einzudringen.
Der Druck, der das kontinuierliche und regelmäßige Eindringen der Tonerde in das Schmelzbad
gestattet, wird erfindungsgemäß mit mechanischen Mitteln, vorzugsweise mittels einer Schubförderschnecke,
oder aber mit Druckluft oder komprimierten Gasen erteilt.
Die Einführung der Tonerde in das Elektrolysebad mit dieser Methode kann an beliebigen Stellen
des- Bades erfolgen. Immerhin ist das Auflösen der Tonerde erleichtert, wenn die Einführung in
unmittelbarer Nähe der Elektroden stattfindet, wo sich die Badschmelze in stärkerer Bewegung befindet,
sowohl wegen der Konvektionsströmungen als auch wegen der Entwicklung von Gasen an der
Anode.
Das Verfahren kann auf Aluminiumöfen beliebiger
Art Anwendung finden, sowohl auf solche mit vorher hergestellten bzw. gebrannten Einfach- oder
Mehrfachelektroden als auch auf solche mit kontinuierlichen, ebenfalls einfachen oder mehrfachen
Elektroden der Söderbergtype. Ferner besteht keine Begrenzung in bezug auf die Anwendung des Verfahrens
und auf die Leistung des Ofens. Es ist übrigens selbstverständlich, daß die Anzahl der
Einheiten zur Tonerdeaufgabe unter Druck sich wunschgemäß nach den jeweiligen Erfordernissen
richten kann.
Es sind zwar auch schon Einrichtungen zur Mechanisierung der sonst von Hand bedienten
Werkzeuge, wie Eisenstangen u. dgl., zum Einbrechen "der Kruste bekanntgeworden. Diese
Mechanisierung beläßt aber die Nachteile der bereits eingangs geschilderten Verfahren in bezug
auf die Diskontinuierlichkeit der Tonerde, Aufgabe und auf Verunreinigung des Bades bedingende Be-•
rührung derselben mit Eisenwerkzeugen. Demgegenüber besteht die neue Erfindung, für die im
Jolgenden in einem Ausführungsbeispiel ins einzelne gehende Angaben gemacht werden, auf der überraschenden
Erkenntnis, daß sich eine Tonerdeaufgabe" in Form einer unter stetig ausgeübtem
krustenbreehenden Druck stehenden, auf einen gewissen Abstand von der Badoberfläche freien
Tonerdesäule und in einer dem Betrieb des Elektrolysebades gemessenen Dosierung fortlaufend
verwirklichen läßt.
Fig. ι stellt schematisch eine Vorrichtung zur Anwendung des Verfahrens mit einer kontinuierlichen
Söderbergelektrode zentral montierten Schubförderschnecke dar;
Fig. 2 stellt schematisch die Verwendung von zwei Schnecken im Innern einer Söderbergelektrode
dar;
Fig. 3 stellt schematisch die Verwendung einer Schubförderschnecke außerhalb einer Söderbergelektrode
dar;
Fig. 4 stellt schematisch die Anwendung des Verfahrens mit Schubförderschnecke im Fall von
Mehrfachanodenöfen dar;
Fig. 5 stellt schematisch die Anwendung des Verfahrens mit einer Förderschnecke dar, die
gleichzeitig als Schub- und als Dosiervorrichtung no
dient;
Fig. 6 stellt schematisch die Anwendung des Verfahrens mit Druckluft oder komprimiertem
Gas dar;
Fig. 7 stellt schematisch die Anwendung des u5
Verfahrens mit Druckkolben dar.
Nach den Fig. 1 und 2 wird die in dem Behälter (Aufgabetrichter) 1 enthaltene Tonerde mittels
Dosiervorrichtung 2 in die Rohrleitung 3 geschickt und durch die Schubförderschnecke 5 in das
Elektrolysierbad 4 eingestoßen. Die ganze Anordnung wird angetrieben durch einen Elektromotor
6, cter die Bewegung sowohl auf die Dosiervorrichtung
als auch auf die Schubförderschnecke 5 über die Reduziergetriebe 7 bzw. 8 und über die
konische öder Schrägkupplung 9 überträgt. Das die
Schnecke 5 enthaltende metallische Aufgaberohr 10 endet in Höhe einiger Zentimeter über der Badoberfläche
4, wobei den Niveauschwankungen des Bades Rechnung getragen wird. Der Abstand ist hinreichend, um Verunreinigungen zu vermeiden,
und, wie gefunden wurde, klein genug, um den durch die Schnecke erteilten Schub (bzw. den
durch die gleichwertigen Druckmittel gegebenen Schub) zur gewünschten Wirkung kommen zu
lassen. Um auch dem Niveauanstieg Rechnung zu tragen,, der durch das Hoch wachsen des Bodens
des Bades bedingt ist, kann das Rohr 10, welches die Schnecke 5 aufnimmt, durch an sich bekannte,
nicht dargestellte Mittel in veränderlicher Höhe einstellbar sein. Die Bohrung der Elektrode 11,
durch welche das Rohr 10 hindurchgeführt ist, wird durch den kreisrunden Einsatz 12 geschaffen, der
an der nicht dargestellten Haube oder an dem nicht dargestellten Gerüst des Ofens befestigt ist.
Selbstverständlich können auch mehrere Aufgabevorrichtungen
mit demselben Motor oder mit getrennten Motoren, wie in Fig. 2 dargestellt, angetrieben
werden, und es kann so die Aufgabe an mehreren Stellen des Ofens erfolgen.
Die Aufgabe kann nicht nur durch in der Elektrode geschaffene Bohrungen; sondern auch außerhalb
derselben erfolgen, d. h. zwischen Elektrode und Ofenwand, wie in Fig. 3 dargestellt. In diesem
Fall wird die nach unten wandernde Tonerdesäule wieder durch das die Schnecke enthaltende Aufgaberohr
geführt, es fehlt aber eine Führung durch eine Bohrung in der Elektrode. Es wurde gefunden, daß
die Tonerde dessen ungeachtet keine Tendenz zeigt, sich außerhalb des Aufgaberohres aufzuhäufen,
sondern sie bildet unter dem angewandten Druck, der im dargestellten Fall durch die Schubförderschnecke
erteilt wird, einen Kegelstumpf mit der größeren Endfläche auf der Badoberfläche oder auf
der Badkruste. Durch Wirkung des Druckes verbreitert sich die größere Grundfläche dieses Kegelstumpfes bis zu einer gewissen Grenze, und von da
an erfolgt die weitere Wirkung des Druckes in vertikaler Richtung derart, daß die Kruste eingestoßen
oder deren Bildung verhindert wird.
Endlich kann die Aufgabevorrichtung an beliebigen Ofentypen montiert werden, beispielsweise
auch an Öfen mit Mehrfachanoden 14, wie in Fig. 4 gezeigt.
In den Figuren der Zeichnungen sind gleiche Teile mit gleichen Bezugsziffern versehen.
Der Boden des Ofens bzw. Bades ist mit 13 bezeichnet.
In dem in Fig. 5 dargestellten Fall rutscht die Tonerde aus dem Beschickungstrichter 1 durch die
Röhre 15 unmittelbar zur Schnecke 16, die im Aufgaberohr 10 enthalten ist und zu gleicher Zeit
als Dosier- und als Schubförderschnecke wirkt und durch den Motor 6 mit Reduziergetriebe 17 angetrieben
wird, ähnlich wie in den vorher beschriebenen Fällen.
Im Fall des in Fig. 6 erläuterten Druckluftverfahrens ersetzt ein einfaches Aufgaberohr 18
das System mit Schnecke. Die Druckluft gelangt in das Aufgaberohr von oben durch eine Rohrleitung
19, die mit Regelventil 20 versehen ist und mit einer Düse 21 oberhalb des Eintritts der Tonerde
in das Aufgaberohr 18 endet.
Endlich ist in Fig. 7 der Fall dargestellt, in dem der Motor 6 über ein Reduziergetriebe 22, einen
Exzenter 23 und ein Gestänge 24 den Kolben 25 antreibt, der gasdicht im Aufgaberohr 18 mit
kurzem Hub oberhalb der Stelle gleitet, an der die Tonerde aus der Röhre 3 zutritt, und der als Verdichterkolben
wirkt.
Es liegt auf der Hand, daß diese Beispiele zur Erläuterung gegeben sind, die Erfindung aber nicht
auf dieselben beschränkt ist. Es versteht sich, daß unter die Erfindung jedes mechanische System
fällt, welches die kontinuierliche Einführung der Tonerde in das Schmelzbad eines Elektrolysierofens
für Aluminiumherstellung vorsieht mittels Druckanwendung von außen, wobei der Druck dazu
dient, den Widerstand zu überwinden, den besagtes Schmelzbad dem Eintritt der Tonerde entgegensetzt.
Bei der praktischen Durchführung der Erfindung konnte festgestellt werden, daß dieses Verfahren
den Vorteil bietet, wirksam den Energieverbrauch zu vermindern und die Stromausnutzung zu verbessern,
da der Anodeneffekt praktisch unterdrückt wird. Auch kann dank der praktischen Unterdrückung
des Anodeneffekts (auf 24 bis 48 Stunden oder mehr) der Ofen mit konstanter Leistung, d. h.
mit automatischer Spannungsregelung betrieben werden. Es konnte des weiteren festgestellt werden,
daß die Öfen unter diesen Betriebsbedingungen eine günstigere thermische Bilanz aufweisen und
daß ein geringerer Einsatz von Korrekturzuschlägen zu den Elektrolysebädern und natürlich
auch ein geringerer Einsatz von Arbeitskräften zur Obenbedienung erforderlich ist. Es wurde auch
festgestellt, daß auch die Reinheit des Metalls verbessert werden kann, weil die Verunreinigungen
vermieden werden, die sich beim nicht kontinuierlichen Verfahren aus der Verwendung metallischer
Werkzeuge (eiserne Stangen) ergeben, deren es bedarf, um die Decke des Bades einzustoßen.
Claims (10)
1. Verfahren zur kontinuierlichen Aufgabe der Tonerde in Elektrolyseöfen für Herstellung
von metallischem Aluminium, dadurch gekennzeichnet, daß die Tonerde in das Elektrolytbad
des Aluminiumofens mit das Bad nicht berührenden Schubmitteln unter einem solchen Druck
eingeführt wird, der imstande ist, die oberflächliche Kruste des Elektrolytbades einzustoßen,
lao
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Tonerde in das Elektrolytbad durch ein praktisch vertikales Aufgaberohr eingeführt wird, welches unten in einer Entfernung
der Größenordnung einiger Zentimeter von der Badoberfläche endet, wobei der Schub-
druck innerhalb des besagten Aufgaberöhres zur Wirkung gebracht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Schub kontinuierlich
zur Wirkung gebracht wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Einführung an mehreren
Stellen der Badoberfläche erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Druck, der die Tonerde
in das Elektrolytbad schiebt, mittels Förderschnecke oder sonstigem mechanischen
Mittel durch unmittelbare Schubwirkung erzielt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das mechanische Schubmittel
gleichzeitig als Dosiervorrichtung wirkt.
7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Schubdruck mittels
Druckluft oder mittels komprimierter Gase erzielt wird.
8. Verfahren nach den vorhergehenden Ansprüchen, dadurch gekennzeichnet, daß die Einführung
der Tonerde in unmittelbarer Nähe der Elektroden erfolgt. .
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufgabe der Tonerde
durch eine Bohrung in der Elektrode erfolgt.
10. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,
daß die Tonerdeaufgabe durch ein der Elektrode außen anliegendes, die Badoberfläche
nicht berührendes Rohr erfolgt.
Angezogene Druckschriften:
USA.-Patentschriften Nr. 2423787, 2426389;
schweizerische Patentschriften Nr. 144129,
147272.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
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