DE1146785B - Zieluebungsmunition aus thermoplastischem Kunststoff - Google Patents

Description

Gegenstand der Erfindung ist eine Zielübungsmunition aus Kunststoff, bei der die Patronenhülse und das Geschoß in einem Stück gefertigt sind und zwischen Geschoß und Patronenhülse eine Sollbruchstelle angeordnet ist.

Es ist bekannt, Infantriepatronen aus Metall herzustellen, bei denen Geschoß und Geschoßhülse aus einem Stück bestehen. Die Verwendung derartiger Patronen als Zielübungsmunition scheidet jedoch aus Gründen der Sicherheit aus. Auch die später vorgeschlagenen, unter Verwendung von Kunststoff bzw. Kunstharzpreßstoff herstellbaren Übungsgeschosse bzw. Übungspatronen waren keineswegs geeignet, als Zielübungsmunition benutzt zu werden. Das ebenfalls seit längerer Zeit bekannte doppelwandige Zielübungsgeschoß entsprach wegen der zahlreichen Herstellungsgänge nicht mehr den gestellten Anforderungen bezüglich Einfachheit und Billigkeit. Auch Zielübungsgeschosse aus Kunststoff mit einer metallischen Spitze wurden bereits beschrieben. Aber durch die Vielzahl der Herstellungsschritte und das leichte Herausfallen der metallischen Spitze — bedingt durch die unterschiedlichen Wärmeausdehnungskoeffizienten — konnte sich auch diese Zielübungsmunition nicht richtig in der Praxis durchsetzen.

Es wurde nun überraschend gefunden, daß man eine einfache Zielübungsmunition auch aus Kunststoff herstellen kann, die den praktischen Anforderungen voll und ganz genügt, wenn man die folgenden konstruktiven Maßnahmen berücksichtigt: Patronenhülse und Geschoß sind aus einem Stück gefertigt, wobei zwischen Geschoß und Patronenhülse eine Sollbruchstelle angeordnet ist und das Geschoß im Geschoßkern nach dem Boden zu einen Hohlraum aufweist.

Der für die Herstellung der Munition verwendbare thermoplastische Kunststoff, insbesondere Polyäthylen und Polypropylen, hat eine Dichte kleiner als 1. Durch die konstruktive Kombination wird sowohl ein niedriges Geschoßgewicht erreicht als auch ein sicheres Loslösen des Geschosses von der Patrone und eine gute Stabilisierung des Geschosses nach dem Verlassen des Waffenlaufs. So wiegt z. B. ein Geschoß aus Polyäthylen der Pistolenpatrone Kaliber 9 mm Parabellum nur 0,4 g, während das vergleichbare Geschoß aus Metall 8 g schwer ist. Ein derartiges Geschoß erhält bei einem Gasdruck von nur 420 aiii eine Anfangsgeschwindigkeit von etwa 500 m/sec, während dagegen das gleiche Geschoß in Metallausführung bei einem Gasdruck von 2400 atü eine Anfangsgeschwindigkeit von nur 340 m/sec besitzt. Infolge der hohen Anfangsgeschwindigkeit ist Zielübungsmunition
aus thermoplastischem Kunststoff

Anmelder:

Dynamit Nobel Aktiengesellschaft,
Troisdorf (Bez. Köln)

Dipl.-Ing. Waldemar Maurer, Karlsruhe-Durlach,

Karl Koch und Emil Eisinger, Berghausen (Bad.),

sind als Erfinder genannt worden

die Präzision der Zielübungsmunition aus Kunststoff auf kurze Entfernungen sehr gut. Durch das geringe Gewicht bedingt, verliert das Geschoß aber auf

a₅ größere Entfernungen sehr rasch an Energie und somit an Geschwindigkeit. Beispielsweise beträgt die Geschwindigkeit V₁₂₅ beim Geschoß aus Kunststoff nur noch 320 m/sec. η

Dies ergibt zwangläufig eine sehr rasch abfallende Flugbahn des Geschosses und dementsprechend eine kurze Flugweite. Beispielsweise beträgt die maximale Flugweite eines Geschosses Kaliber 9 mm Parabellum aus thermoplastischem Material etwa 100 m, während ein gleiches Geschoß in Metallausführung eine maximale Flugweite von etwa 1500 m besitzt,

Für Geschosse Kaliber 7,65 mm Browning beträgt die maximale Flugweite bei der Ausführung in thermoplastischem Material etwa 70 m, während das Geschoß in Metallausführung etwa 1200 m weit fliegt.

Ähnlich liegen die Verhältnisse bei den Gewehrpatronen, wobei ein Kunststoff-Spitzgeschoß Kaliber 7,62 mm eine maximale Flugweite von etwa 300 m aufweist, während die Entfernung bei Ausführung dieses Geschosses in Metall etwa 4000 m beträgt.

Aus diesen Zahlenvergleichen geht der offensichtliche Vorteil der Geschosse gemäß der Erfindung für Ziel- und Übungsschüsse auf kurze Entfernungen hervor.

Durch Schaffung eines Hohlraumes im Geschoß nach dem Boden zu gelingt es, den Treibgasdruck zur Verbesserung der Abdichtung des Geschosses gegen die Laufwandung auszunutzen. Damit wird erreicht,

309 548/49

daß der Gefahrenbereich beim Schießen mit solchen Patronen wesentlich kleiner gehalten werden kann als beim Schießen mit Patronen, die ein schweres Metallgeschoß der herkömmlichen Art besitzen. Weiterhin ergeben sich dadurch sehr wesentliche Vereinfachungen im Hinblick auf den Ausbau entsprechender Schießstandanlagen.

Die Zeichnung zeigt ein Ausführungsbeispiel für eine derartige Zielübungspatrone. Geschoß 1 und Patronenhülse 2 sind aus einem Stück aus thermoplastischem Kunststoff gefertigt. Die Sollbruchstelle 3 gewährleistet ein sauberes Trennen des Geschosses von der Patronenhülse. Das Kunststoffgeschoß 1 ist mit einem Hohlraum 4 versehen, der sich vom Boden des Geschosses bis zur Mitte des Geschosses hinzieht.

Die Erfindung ist auf die Kombination der an sich bekannten Einzelmerkmale beschränkt, und nur diese soll für Zielmunition unter Schutz gestellt werden.

Claims (2)

PATENTANSPRÜCHE:

1. Zielübungsmunition mit einem Geschoß aus thermoplastischem Kunststoff, dadurch gekenn zeichnet, daß die Patronenhülse (2) und das Geschoß (1) in einem Stück gefertigt sind, wobei zwischen Geschoß und Patronenhülse eine Sollbruchstelle (3) angeordnet ist und das Geschoß (1) im Geschoßkern nach dem Boden zu einen Hohlraum (4) aufweist.

2. Zielübungsmunition nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der für die Herstellung des Geschosses verwendete thermoplastische Kunststoff eine Dichte kleiner als 1 hat.

In Betracht gezogene Druckschriften:

Deutsche Patentschriften Nr. 894370, 717471, 341991;

deutsches Gebrauchsmuster Nr. 1762 925;
österreichische Patentschrift Nr. 52 236.

Hierzu 1 Blatt Zeichnungen