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Die Erfindung betrifft eine Orthese zur Korrektur von Fehlstellungen und zum Redressieren von Körpergliedern in Abduktions- oder Adduktionsrichtung.
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Aus der
DE 10 2005 010 491 U1 ist eine Orthese dieser Art zur Korrektur einer Hallux-Valgus-Fehlstellung und zum Redressieren (Geraderichten) der Großzehe bekannt. Diese bekannte Orthese ist in der Form einer Gelenkbiegeschiene ausgebildet, die sich vom Mittelfuß zur Großzehe an der Innenseite des Fußes erstreckt. Die Ausrichtung des am Mittelfuß befestigten Schienenteils bestimmt die Ausrichtung des zweiten, an der Großzehe befestigten Schienenteils in Abduktions- bzw. Adduktionsrichtung. Die Kraft, mit der die Großzehe in Adduktionsrichtung, d. h. weg von der Fußmittellinie, gezogen werden kann, hängt dabei allein von der Materialsteifigkeit der beiden Schienenelemente ab. Weiterhin sind dort die beiden Schienenelemente mittels eines Gelenks miteinander verbunden, mit dem die beiden Schienenelemente in Extensions- bzw. Flexionsrichtung verschwenkt werden können. Das Gelenk besteht dabei aus zwei kalottenförmigen Tellerscheiben, die aneinander befestigt sind. Eine zusätzliche Verstellmöglichkeit ergibt sich dadurch, dass die beiden Schienenelemente gegenseitig geringfügig in Längsrichtung verschoben werden können, wodurch sich der Winkel ändert, den die beiden Schienenelemente zueinander einnehmen.
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Nachteilig ist bei dieser bekannten Orthese, dass die auf das zu korrigierende Körperglied aufzubringende Kraft in Abduktions- oder Adduktionsrichtung nicht ausreichend einstellbar ist. Weiterhin kann die Korrekturkraft im Laufe der Zeit durch Materialermüdung abnehmen oder ganz verschwinden. In vielen Fällen reicht die damit erzielbare Korrekturkraft auch nicht aus, um die gewünschte Korrektur oder Redressierung der Großzehe zu bewirken.
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Aus der
DE 600 35 431 T2 ist eine Knieorthese mit zwei Schienenelementen bekannt, die im Bereich des Kniegelenks mittels eines Gelenks derart miteinander verbunden sind, dass die beiden Schienenelemente gegeneinander in Extensions- und Flexionsrichtung verschwenkt werden können und auch eine geringfügige mediale und laterale Bewegung ermöglichen. Beabstandet zu diesem zentralen Gelenk weist das Oberschenkelschienenelement und das Unterschenkelschienenelement jeweils ein weiteres Zwischengelenk auf, das ein Verschwenken der benachbarten Schienenabschnitte in medialer und lateraler Richtung, nicht jedoch in Flexions- und Extensionsrichtung ermöglicht. Diese Zwischengelenke weisen jeweils dynamische Antriebsmittel in Form von Torsionsfedern auf, die um Gelenkzapfen herum angeordnet sind und die benachbarten Schienenabschnitte in medialer oder lateraler Richtung vorspannen. Mit dieser bekannten Knieorthese ist jedoch eine Korrektur von Fehlstellungen und ein Redressieren von Körpergliedern in Abduktions- oder Adduktionsrichtung nur in sehr eingeschränktem Umfang möglich. Weiterhin ist die bekannte Knieorthese kompliziert aufgebaut, teuer in der Herstellung und nicht universell einsetzbar.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Orthese der eingangs genannten Art zu schaffen, die eine verbesserte Korrektur von Fehlstellungen und ein verbessertes Redressieren von Körperglieder in Abduktions- oder Adduktionsrichtung ermöglicht und universell einsetzbar ist.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Orthese mit den Merkmalen des Anspruches 1 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung sind in den weiteren Ansprüchen beschrieben.
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Die erfindungsgemäße Orthese weist folgende Merkmale auf:
- – ein erstes Schienenelement, das mittels eines ersten Befestigungsmittels an einem ersten Körperglied befestigbar ist,
- – ein zweites Schienenelement, das mittels eines zweiten Befestigungsmittels an einem zweiten Körperglied befestigbar ist,
- – ein Gelenk, mit dem das erste und zweite Schienenelement um eine Gelenkachse schwenkbar miteinander verbunden sind, wobei das Gelenk mindestens einen Schwenkzapfen aufweist, mit dem das erste und zweite Schienenelement derart miteinander gekoppelt sind, dass die Schienenelemente relativ zueinander in Abduktions- und Adduktionsrichtung verschwenkbar sind,
- – eine zwischen dem ersten und zweiten Schienenelement wirkende Vorspannungserzeugungseinrichtung, die ein dynamisches Antriebsmittel aufweist das einerseits mit dem ersten Schienenelement und andererseits mit dem zweiten Schienenelement in Wirkverbindung ist, derart, dass die Schienenelemente durch das Antriebsmittel in Abduktions- oder Adduktionsrichtung dynamisch vorgespannt sind, und
- – eine am ersten Schienenelement drehbar gehalterte Drehscheibe, deren Drehachse senkrecht zur Gelenkachse des Gelenkzapfens angeordnet ist, wobei der Gelenkzapfen in oder an der Drehscheibe gehaltert ist, so dass das zweite Schienenelement multiaxial relativ zum ersten Schienenelement verschwenkbar ist.
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Durch die erfindungsgemäße Orthese können Fehlstellungen von Körpergliedern in Abduktions- oder Adduktionsrichtung auf besonders wirkungsvolle Weise korrigiert werden. Durch den Einsatz entsprechend starker Antriebsmittel können hohe Korrekturkräfte aufgebracht werden. Weiterhin ist es möglich, durch Einstellung der Vorspannkraft die Korrekturkräfte zu variieren und individuell an den jeweiligen Behandlungsfall anzupassen. Weiterhin ist die erfindungsgemäße Orthese universell einsetzbar, insbesondere bei Zehenfehlstellungen, Fingerfehlstellungen, Ulnardeviation bei rheumatischen Händen, Schulterluxationen, postoperativ nach Supraspinatus-Operationen in der Schulter, bei Schiefhals, postoperativer Hüftabduktion, Genuvarum (O-Bein), Genuvalgum (X-Bein), Klumpfuß oder Knickfuß. Weiterhin kann die erfindungsgemäße Orthese nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Tieren, d. h. im veterinärmedizinischen Bereich, eingesetzt werden. Besonders vorteilhaft ist dabei, dass die erfindungsgemäße Orthese nicht nur ein Verschwenken des zweiten Schienenelements in Abduktions- oder Adduktionsrichtung ermöglicht, sondern zusätzlich auch in einer weiteren Ebene, insbesondere in Extensions- und Flexionsrichtung. Hierdurch kann auch während des Beugens oder Streckens eines Gelenks eine Korrekturkraft in Abduktions- oder Adduktionsrichtung aufgebracht werden.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform besteht das dynamische Antriebsmittel aus mindestens einer Feder, wobei die Feder als Torsionsfeder ausgebildet ist, die sich um den Gelenkzapfen herum erstreckt, so dass der Gelenkzapfen einen zentralen Achszapfen für die Torsionsfeder bildet. Hierdurch kann eine sehr platzsparende Anordnung geschaffen werden, wobei darüber hinaus der Gelenkzapfen die Torsionsfeder stabilisiert.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform ist der Gelenkzapfen Teil einer Vorspannungseinstelleinrichtung, wobei die Feder am Gelenkzapfen festgelegt ist, der Gelenkzapfen drehbar im oder am ersten Schienenelement gehaltert ist und die Vorspannung der Feder durch eine Veränderung der Drehposition des Gelenkzapfens relativ zum zweiten Schienenelement einstellbar ist. Auf diese Weise kann eine platzsparende, einfach und kostengünstig zu realisierende Anordnung geschaffen werden, die eine individuelle Einstellung der Federvorspannung und damit der auf das Körperglied wirkenden Korrekturkraft ermöglicht.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform weist die Vorspannungseinstelleinrichtung ein drehbares Handhabungsteil und ein mit dem Handhabungsteil gekoppeltes Zahnradgetriebe zum Drehen des Gelenkzapfens auf. Ein derartiges Zahnradgetriebe ermöglicht bei Verwendung einer geeigneten Übersetzung ein sehr einfaches, genaues und werkzeugloses Einstellen der Vorspannkraft.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform besteht das Zahnradgetriebe aus einem Schneckenradgetriebe mit einer mit dem Handhabungsteil gekoppelten Schneckenspindel und einem am Gelenkzapfen vorgesehenen Schneckenrad, das mit der Schneckenspindel in Eingriff ist. Hierdurch kann eine selbsthemmende Getriebeanordnung geschaffen werden, so dass zusätzliche Verdrehsicherungen zum Aufrechterhalten der eingestellten Vorspannkraft entfallen können. Alternativ hierzu ist es jedoch auch möglich, andere Arten von Zahnradgetrieben vorzusehen, beispielsweise Stirn- oder Kegelradgetriebe, gegebenenfalls mit zusätzlichen Verdrehsicherungen.
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Gemäß einer alternativen Ausführungsform ist die Feder als Zug- oder Druckfeder ausgebildet, die neben dem ersten Schienenelement angeordnet ist, wobei das zweite Schienenelement einen sich von der Gelenkachse medial oder lateral weg erstreckenden Hebel aufweist, mit dem die Feder gekoppelt ist. Alternativ hierzu ist es jedoch auch ohne weiteres möglich, dass das dynamische Antriebsmittels aus mindestens einem gummielastischen Element, Pneumatikzylinder oder Hydraulikzylinder besteht.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform weist die Orthese eine Arretierungseinrichtung auf, welche die Drehbewegung der Drehscheibe relativ zum ersten Schienenelement in vorbestimmten Drehpositionen arretiert. Eine derartige Arretierungseinrichtung kann beispielsweise eine oder mehrere Querbohrungen umfassen, welche im ersten Schienenelement im Gelenksbereich angeordnet sind, sowie aus einer oder mehreren Querbohrungen, die in der Drehscheibe angeordnet und mit den Querbohrungen des ersten Schienenelements in bestimmten Winkelstellungen zur Deckung gebracht werden können, so dass ein Arretierungsstift hindurchgesteckt werden kann. Alternativ hierzu ist eine Vielzahl anderer Arretierungseinrichtungen denkbar, beispielsweise eine lösbare Klemmeinrichtung, mit der die Drehscheibe in der gewünschten Winkelposition am ersten Schienenelement festgeklemmt werden kann.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnungen beispielhaft näher erläutert. Es zeigen:
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1: eine Seitenansicht einer ersten Ausführungsform einer an einem Fuß angelegten Orthese in Form einer Hallux-Valgus-Orthese gemäß einem Teilaspekt der Erfindung;
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2: eine Draufsicht auf die Orthese von 1;
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3: eine Seitenansicht der Orthese von 1 in Alleinstellung;
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4: eine Draufsicht auf die Orthese von 2 in Alleinstellung;
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5: einen vertikalen Längsschnitt durch das zweite Schienenelement und den Gelenkbereich;
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6a bis 6c: eine Seitenansicht, stirnseitige Ansicht bzw. Draufsicht auf den Gelenkbereich;
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7a: einen Schnitt längs der Linie VIIa-VIIa von 6b;
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7b: einen Schnitt längs der Linie VIIb-VIIb von 6a;
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7c: einen Schnitt längs der Linie VIIc-VIIc von 6a;
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8: eine Draufsicht auf eine zweite Ausführungsform einer Orthese in schematischer Darstellung gemäß einem Teilaspekt der Erfindung;
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9: eine Draufsicht auf eine dritte Ausführungsform einer Orthese in schematischer Darstellung gemäß einem Teilaspekt der Erfindung; und
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10: eine perspektivische Ansicht einer erfindungsgemäßen Orthese in schematischer Darstellung, wobei Teile weggelassen und verkürzt dargestellt sind.
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Aus den 1 bis 7c ist ein Ausführungsbeispiel einer gemäß einem Teilaspekt der Erfindung ausgebildeten Orthese ersichtlich, die im vorliegenden Beispiel als Hallux-Valgus-Orthese zur Korrektur einer Fehlstellung der Großzehe ausgebildet ist. Bei einer Hallux-Valgus-Indikation verläuft die Großzehe, was aus 2 nicht ersichtlich ist, stark abgewinkelt zur Längsmittellinie des Fußes, wobei sie zur Fußaußenseite hin, d. h. zur zweiten Zehe hin, abgewinkelt ist. Durch die Orthese soll eine derartige Fehlstellung korrigiert bzw. postoperativ in der gewünschten, dargestellten geraden Stellung gehalten werden. Hierzu wird die Großzehe durch die Orthese zur Fußinnenseite hin, d. h. in Abduktionsrichtung relativ zur Fußmittellinie gezogen.
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Die Orthese weist ein erstes Schienenelement 1 auf, das am Mittelfuß befestigbar ist, sowie ein zweites Schienenelement 2, das an der Großzehe befestigbar ist. Das erste Schienenelement 1 besteht hierzu aus einem seitlichen Schienenabschnitt 3, der im Bereich des Mittelfußes längs der Fußinnenseite verläuft, sowie einem oberen Schienenabschnitt 4, der sich über den Fußrücken erstreckt. Der obere Schienenabschnitt 4 ist als Halbschale ausgebildet und an die Form des Fußrückens angepasst. Die Halterung des ersten Schienenelementes 1 am Mittelfuß erfolgt mittels eines ersten Befestigungsmittels 5 in der Form eines Bandes, das einerseits am seitlichen Schienenabschnitt 3 befestigt ist, unter dem Fuß hindurchgeführt werden kann und, beispielsweise mittels eines Klettverschlusses, auf der gegenüberliegenden Seite am oberen Schienenabschnitt 4 befestigbar ist.
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Das zweite Schienenelement 2 besteht aus einer länglichen Schiene, die auf der Seite der Großzehe verläuft und mittels eines zweiten Befestigungsmittels 6 in der Form eines Bandes an der Großzehe befestigbar ist. Dieses Band ist vorzugsweise als Klettband ausgebildet und, wie aus 1 ersichtlich, durch zwei parallele Längsschlitze im zweiten Schienenelement 2 hindurchgeführt. Das Band wird um die Großzehe herumgeschlungen und festgeklettet, so dass das zweite Schienenelement 2 seitlich an der Großzehe anliegt und dort gehalten wird.
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Die Schienenelemente 1, 2 bestehen zweckmäßigerweise aus einem Kunststoffmaterial, das insbesondere in Längsrichtung eine erhöhte Biegesteifigkeit aufweist, so dass beim praktischen Gebrauch keine oder nur eine vernachlässigbar geringe Verformung um eine vertikale Achse herum auftritt, wenn das zweite Schienenelement 2, wie später noch näher ausgeführt wird, mittels Federkraft in Abduktionsrichtung, d. h. seitlich nach innen, vorgespannt wird.
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Die beiden Schienenelemente 1, 2 sind über ein Gelenk 7 miteinander gekoppelt, wobei das Gelenk 7 in etwa neben dem Großzehengrundgelenk angeordnet ist. Das Gelenk 7 weist eine Gelenkachse 8 auf, die beim dargestellten Ausführungsbeispiel im Wesentlichen vertikal verläuft. Aufgrund dieses Gelenks 7 kann das zweite Schienenelement 2 in einer horizontalen Ebene, d. h. in Abduktions- und Adduktionsrichtung, gegenüber dem ersten Schienenelement 1 verschwenkt werden.
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Das Gelenk 7 umfasst, wie aus den 5, 7a bis 7c ersichtlich, einen gestuft zylindrischen Gelenkzapfen 9, der in einer Konsole 10 des ersten Schienenelements 1 drehbar gelagert ist. Die Konsole 10 ist am vorderen Ende des seitlichen Schienenabschnitts 3 angeformt oder auf andere Weise fest mit diesem verbunden. Die Konsole 10 besteht aus einem zylindrischen Abschnitt, der seitlich über das erste Schienenelement 1 vorsteht.
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Der Gelenkzapfen 9 ist in der Konsole 10 drehbar gelagert und erstreckt sich mittig durch die gesamte Konsole 10 hindurch, wie schematisch in 5 dargestellt. Weiterhin weist der Gelenkzapfen 9 eine derartige Länge auf, dass seine gegenüberliegenden Endabschnitte 11 radial über die Konsole 10 hinaus vorstehen. Die Ausrichtung des Gelenkzapfens 9 ist dabei derart, dass seine Mittelachse, die mit der Gelenkachse 8 zusammenfällt, in der oder parallel zur Hauptebene des zweiten Schienenelements 2 liegt.
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Zur Lagerung des zweiten Schienenelements 2 am Gelenkzapfen 9 weist das zweite Schienenelement 2 einen verdickten Gabelungsbereich 12 mit Gabelenden 13 auf, welche sich um die Konsole 10 teilweise herum erstrecken und mit Bohrungen 14 versehen sind, in die sich die Endabschnitte 11 des Gelenkzapfens 9 hinein erstrecken. Die Endabschnitte 11 des Gelenkzapfens 9 sind in den Bohrungen 14 ebenfalls drehbar gelagert. Da der gegenseitige Abstand der beiden Gabelenden 13 nur geringfügig größer ist als der Durchmesser der Konsole 10, wird das zweite Schienenelement 2 durch die Konsole 10 in axialer Richtung des Gelenkzapfens 9 an der Konsole 10 festgelegt.
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Aufgrund dieser Anordnung ist es möglich, dass sich das zweite Schienenelement 2 um die Gelenkachse 8 herum relativ zum ersten Schienenelement 1 schwenken lässt.
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Die zur Korrektur der Zehenfehlstellung notwendige Korrekturkraft wird mittels einer Vorspannungserzeugungseinrichtung aufgebracht, die aus zwei Federn 15 in Form von Torsionsfedern (Schenkelfedern) besteht. Die Federn 15 erstrecken sich jeweils in der Nähe der beiden Endabschnitte 11 um den Gelenkzapfen 11 herum, d. h. der Gelenkzapfen 11 erstreckt sich durch die Federn 15 hindurch und bildet damit einen zentralen Achszapfen für die Torsionsfedern. Der mittlere Spiralbereich 16 der Federn 15 liegt dabei innerhalb der Konsole 10. Weiterhin weist jede Feder 15 einen äußeren Federschenkel 17 auf, der sich in eine zugeordnete Bohrung der Gabelenden 13 hinein erstreckt und damit am zweiten Schienenelement 2 verankert ist. Am gegenüberliegenden Ende weist jede Feder 15 einen weiteren, nicht näher ersichtlichen Federschenkel auf, der am Gelenkzapfen 9 festgelegt ist. Hierzu sind am Gelenkzapfen 9 zwei Abschnitte 18 mit vergrößertem Durchmesser vorgesehen, wodurch eine Schulter 19 gebildet wird, in der eine Axialbohrung zum Einstecken des innenliegenden Federschenkels vorgesehen ist.
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Aufgrund dieser Anordnung können die beiden Federn 15 durch ein Drehen des Gelenkzapfens 9 um die Gelenkachse 8 herum derart vorgespannt werden, dass auf das zweite Schienenelement 2 eine Schwenkkraft zur Fußinnenseite hin, d. h. in Abduktionsrichtung, aufgebracht wird.
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Die Einstellung der Vorspannkraft erfolgt mittels einer Vorspannungseinstelleinrichtung, die ein am Gelenkzapfen 9 befestigtes Schneckenrad 20 (Stirnrad), eine in der Konsole 10 drehbar gelagerte Schneckenspindel 21 und ein Handhabungsteil 22 umfasst, um die Schneckenspindel 21 werkzeuglos drehen zu können.
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Das Schneckenrad 20 ist mittig am Gelenkzapfen 9 zwischen den beiden Abschnitten 18 drehfest am Gelenkzapfen 9 festgelegt. Die Längsachse der Schneckenspindel 21 verläuft senkrecht zur Längsachse des Gelenkzapfens 9 in horizontaler Richtung. Weiterhin trägt die Schneckenspindel 21 eine Schnecke 23 (7c), die mit dem Schneckenrad 20 in Eingriff ist. Zur Lagerung der Schneckenspindel 21 sind in der Konsole 10 entsprechende Bohrungen 24 vorgesehen.
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Das Handhabungsteil 22 besteht aus einem Ring, das mittels eines Gelenks 25 schwenkbar mit der Schneckenspindel 21 verbunden ist. Aufgrund des Gelenks 25 kann das Handhabungsteil 22 von der Konsole 10 weggeklappt werden, um die Schneckenspindel 21 und damit das Schneckenrad 20 und den Gelenkzapfen 9 auf einfache Weise und werkzeuglos verdrehen zu können, wodurch die beiden Federn 15 gleichzeitig mehr oder weniger vorgespannt werden. Nach dem Einstellen der gewünschten Vorspannkraft kann das Handhabungsteil 22 wieder an die Konsole 10 zurückgeschwenkt werden, so dass sie parallel zu dieser angeordnet ist und seitlich nur geringfügig vorsteht.
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Anhand von 8 wird im Folgenden ein zweites Ausführungsbeispiel einer gemäß einem Teilaspekt der Erfindung ausgebildeten Orthese beschrieben. Elemente dieser Ausführungsform, die gleich oder gleichwirkend zu den Elementen der ersten Ausführungsform sind, sind mit den gleichen Bezugszeichen wie bei der ersten Ausführungsform versehen. Diese Ausführungsform dient ebenfalls zur Korrektur einer Hallux-Valgus-Fehlstellung und besitzt wiederum zwei Schienenelemente 1, 2, die in ganz ähnlicher Weise wie die Schienenelemente 1, 2 der ersten Ausführungsform ausgebildet und am Fuß angebracht sein können. Die entsprechenden Befestigungsmittel 5, 6 wurden der Übersichtlichkeit halber nicht dargestellt.
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Wie aus 8 ersichtlich, ist das zweite Schienenelemente 2 in der Draufsicht L-förmig ausgebildet und weist einen sich von der Gelenkachse 8 medial weg erstreckenden Hebel 26 (Schienenschenkel) auf, der endseitig über einen Zuganker 27 mit einer als Zugfeder (Spiralfeder) ausgebildeten Feder 15' gekoppelt ist. Das vordere Ende der Feder 15' ist am Zuganker 27 befestigt, während das hintere Ende der Feder 15' über ein Gehäuse 28 mit dem ersten Schienenelement 1 gekoppelt ist. Das Gehäuse 28 kann beispielsweise, wie dargestellt, aus einer Hülse bestehen, in welcher die Feder 15' aufgenommen ist und das gleichzeitig eine Führung für den Zuganker 27 darstellt. Das Gehäuse 28 ist in einer nicht näher dargestellten Weise am ersten Schienenelement 1 befestigt.
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Die schwenkbare Halterung des zweiten Schienenelements 2 am ersten Schienenelement 1 erfolgt wiederum über einen (oder zwei fluchtende) Gelenkzapfen 9', dessen Ausrichtung und Anordnung gleich zum Gelenkzapfen 9 der ersten Ausführungsform sein kann, der jedoch einfacher ausgebildet sein kann, beispielsweise als einfacher Zylinderstift.
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Wie ersichtlich, bewirkt die Zugkraft der Feder 15' in Richtung des Pfeils 29 ein Drehmoment, welches das zweite Schienenelement 2 um die Gelenkachse 8 herum in Richtung des Pfeils 30 zu drehen versucht. Hierdurch wird auf die Großzehe in gleicher Weise wie bei der ersten Ausführungsform eine Kraft in Abduktionsrichtung, d. h. in Richtung des Pfeils 31, ausgeübt.
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Die Vorspannkraft der Feder 15' kann bei dieser Ausführungsform dadurch verändert werden, dass ein hinterer Gewindebolzen 32, der in das Gehäuse 28 eingeschraubt ist und das hintere Ende der Feder 15' hält, mehr oder weniger weit in das Gehäuse 28 eingeschraubt wird.
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9 zeigt in schematischer Weise eine Draufsicht auf eine dritte Ausführungsform einer gemäß einem Teilaspekt der Erfindung ausgebildeten Orthese. Diese dritte Ausführungsform ist ganz ähnlich zur zweiten Ausführungsform ausgebildet, wobei jedoch anstelle einer Zugfeder eine Feder 15'' in der Form einer Druckfeder (Spiralfeder) verwendet wird. Weiterhin erstreckt sich bei dieser Ausführungsform der Hebel 26 des zweiten Schienenelements 2 nicht in medialer, sondern in lateraler Richtung, d. h. in Richtung zur Fußmittelachse. Die Druckkraft der Feder 15'' bewirkt, dass ein im Gehäuse 28 verschiebbar gelagerter Stößel 33 aus dem Gehäuse 28 in Richtung des Pfeil 34 hinaus geschoben wird, wodurch das zweite Schienenelement 2 um die Gelenkachse 8 herum in Richtung des Pfeils 35 gedreht wird.
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10 zeigt eine schematische Darstellung einer Ausführungsform der erfindungsgemäßen Orthese. Im Gegensatz zu den ersten drei Ausführungsformen, bei denen die Konsole 10, in der der Gelenkzapfen 9, 9' gelagert ist, fester Bestandteil des ersten Schienenelements 1 ist, ist bei der Ausführungsform von 10 das zweite Schienenelement 2 über zwei Gelenkzapfen 9'' schwenkbar in oder an einer Drehscheibe 36 gelagert, die um eine Drehachse 37 drehbar (s. Pfeil 38) am ersten Schienenelement 1 gelagert ist. Die Hauptebene der Drehscheibe 36 verläuft hierbei parallel zur Hauptebene des ersten Schienenelements 1, so dass die Drehachse 37 senkrecht zur Hauptebene des ersten Schienenelements 1 verläuft. Das zweite Schienenelement 2 kann somit sowohl um die Drehachse 37 in Richtung des Pfeils 38 gedreht als auch in Abduktions- und Adduktionsrichtung um die Gelenkachse 8 in Richtung des Pfeils 39 verschwenkt werden. Die Verschwenkung in Abduktions- oder Adduktionsrichtung erfolgt wiederum durch eine nicht näher dargestellte Vorspannungserzeugungseinrichtung mit mindestens einer Feder, die in gleicher oder ähnlicher Weise wie bei den anhand der 1 bis 9 beschriebenen Orthesen ausgebildet sein kann und zwischen der Drehscheibe 36 und dem zweiten Schienenelement 2 wirkt.
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Obwohl die erfindungsgemäße Orthese anhand einer Zehengelenksorthese näher beschrieben worden ist, kann sie ohne weiteres derart ausgebildet werden, dass sie für andere Gelenke, insbesondere für Fuß-, Knie-, Hüft-, Finger- und Schultergelenke, sowohl im human- als auch im veterinärmedizinischen Bereich, eingesetzt werden kann.