Mittel zur Behandlung -von Werkstoffen. Es wurde gefunden, dass Lösungen, ins besondere wässerige, von polymeren Carbon- säuren oder ihren Salzen für sich allein oder in Verbindung mit andern Stoffen vorzüg liche Mittel für die Behandlung von Werk stoffen sind.
Sie kommen zum Beispiel als Dispergier-, Emulgier-, Verdickungs-, Netz und Bindemittel, beispielsweise bei der Her stellung von Präparaten für die Textilindu strie, in Betracht, ferner für alle die Fälle, in welchen wasserunlösliche Körper oder mit Wasser nicht mischbare Flüssigkeiten dis pergiert werden sollen.
Unter polymeren Carbonsäuren sind sol che Produkte zu verstehen, welche unge sättigte. Säuren, insbesondere Acrylsäure oder ihre Homologen oder Derivate, im hoGhpoly- merisierten Zustand enthalten.
Auch Carb- oxylgruppen enthaltende Mischpolymerisate, die durch Polymerisation von Gemischen, zum Beispiel solchen aus Acrylsäure und Sty- rol oder aus Acrylsäure und Nitril, erhalten werden, lassen sich verwenden.
Als basischer Bestandteil der Salze kom men ausser den Alkalien und Ammoniak alle wasserlöslichen Amine, zum Beispiel die Äthanolamine und ihre Ester oder die Äth)-- lenpolyamine, in Betracht. Auch die nicht vollständig verseiften oder die mit Ammo niak unter Druck verseiften Produkte aus Polyaerylnitril kommen im vorliegenden Falle in Frage.
Die grosse Mannigfaltigkeit in der Ver wendung der genannten Produkte hat ihre Ursache darin, dass diese vermöge ihrer zahl reichen, im Molekül enthaltenen Carboxyl- grupppen eine vorzügliche Wasserlöslichkeit und infolge ihrer hohen Molekülgrösse in ge löstem Zustand sehr hohe Viskosität, in trockenem Zustand die Eigenschaften von Bindemitteln besitzen. In diesen Eigenschaf ten übertreffen sie vielfach Leim, Gelatine, Gummiarabicum, Traganth, britisch Gummi, Kasein usw. und ersetzen daher vorteilhaft diese Produkte in all ihren Anwendungsmög lichkeiten.
Mit wenig Wasser für sich allein oder zu sammen mit andern Stoffen, wie Stärke, Dextrin, Gummi arabicum, angewandt, lie fern sie zähe Massen, in welchen Pigmente auf geeigneten Maschinen sich fein disper- gieren lassen. Solche Massen geben auch nach dem vollständigen Trocknen und Wieder auflösen in Wasser hochdisperse kolloide Lö sungen.
Mit den viskosen wässerigen Lösun gen der Produkte lassen sich, - eventuell unter Mitverwendung von Netzmitteln oder Seifen, -- Öle, Kohlenwasserstoffe und andere mit Wasser nicht mischbare Produkte in Emulsion bringen, zum Beispiel für pharma zeutische oder Desinfektionszwecke, für Schädlingsbekämpfungsmittel oder zur Dar stellung von Benzinseifen, wässerigen Öl- lacken, Pasten, Salben und dergleichen. Fer tige künstliche oder natürliche Emulsionen, zum Beispiel Latex, lassen sich nach Zusatz dlieser Körper ohne Koagulation eindicken und konservieren.
Da schon geringe Konzentrationen dieser Stoffe dem Wasser hohe Viskosität erteilen, sind sie für die Verwendung als Verdik- kungsmittel insofern besonders vorteilhaft, als man im Vergleich zu andern Verdickungs- mitteln, wie Gummi arabicum, Traganth, Bri- tischgumnii, infolge des hohen Polymerisa- tionsgrades viel weniger Trockensubstanz be nötigt, um gleiche Viskositäten zu erzielen.
Ferner wurde beobachtet, dass man bei die sen Verdickungsmitteln bei Anwendung der gleichen Farbstoffmenge Drucke von besserer Farbtiefe erzielen kann als bei den üblichen Verdickungsmitteln. Bemerkenswert ist fer ner, dass die genannten Stoffe als Verdik- kungsmittel beim Ätzdruck besonders klare Bunt- und Weissätzen liefern und gleichzei tig eine Ersparnis an Ätzmitteln ermögli chen.
Wie Leim, Gelatine, Stärke und andere hochmolekulare Stoffe erteilen sie beim Im prägnieren den Fäden und Geweben einen volleren und festeren Griff, der besonders geschmeidig wird bei Mitverwendung orga nischer Basen. Durch Zusatz von Füllkör pern, zum Beispiel Talkum, lassen sich ge füllte Appreturen und Beschwerungen erzie len.
Durch nachträgliche Überführung der wasserlöslichen in wasserunlösliche Salze, zum Beispiel solche des Aluminiums oder der Erdalkalien, werden wasserfeste Imprägnie rungen und Überzüge erhalten.
Die genannten Stoffe sind auch geeignete Bindemittel zum Schlichten von Fäden, wo bei die Fäden genügend geschlossen werden, so dass sie sich als Ketten in der Weberei gut verarbeiten lassen, oder zur Herstellung von Fadenbindemitteln als Ersatz für Kasein oder Pflanzenleimen oder in Kombination mit diesen, wobei die Pigmente auf der Un terlage gut und reibecht fixiert werden.
Besonders wertvoll ist die unbegrenzte Haltbarkeit der mit Hilfe dieser Stoffe her gestellten Lösungen und Verdickungen. Im Gegensatz zu den bisher verwendeten Pro dukten sind die Polycarbonsäuren und ihre Salze gegen Säuren, Alkalien und Bakterien vollständig beständig.
Von besonderer Bedeutung ist auch die stets gleichmässige und einwandfreie Beschaf fenheit der oben genannten Verdickungen, ein nicht zu unterschätzender Vorteil gegen über den pflanzlichen Verdickungsmitteln. <I>Beispiel 1:</I> Man teigt 100 gr eines 10%igen Teiges von Dibrompyranthren mit 220 gr einer 10%igen wässerigen Lösung des Natrium salzes der polymeren Acrylsäure, 330 gr Weizenstärkeverdickung und 100 gr Gly zerin an,
gibt 150 gr Kaliumcarbonat und 90 gr Natriumformaldehydsulfoxylat zu, druckt, dämpft 5 Minuten im Mather-Platt, spült, seift und stellt wie üblich fertig. Man erhält einen lebhaften Orangedruck. Beispiel <I>2:
</I> Man löst 60 gr des Schwefelsäureesters der Leukoform des Dimethoxydibenzanthrons in 50 gr Thiodiglykol und 85 gr Wasser und teigt dann mit 700 gr einer 10 % igen wäs serigen Lösung des Triäthanolaminsalzes der polymeren Acrylsäure an.
Hierauf gibt man noch 40 gr chlorsaures Natrium, 1 :3 in Wasser gelöst, und 40 gr R.hodanammonium, 1.5 gr vanadinsaures Ammoniak, 1 : 100 in Wasser gelöst, und 10 gr 25%iges Ammo niak zu. Diese Paste druckt man auf Baum wolle, dämpft, spült und seift. Man erhält einen lebhaften grünen, sehr echten Druck.
Beispiel <I>3:</I> Man druckt auf ein mit Oxamin Reinblau 6B (Schultz, Farbstofftabellen, 192.3, Nr. 424) gefärbtes Baumwollstück eine Ätz- paste auf, die 10 bis 50 Teile Natriumform- aldehydsulfoxylat und 990 bis 950 Teile einer 5%igen wässerigen Lösung des Na triumsalzes der polymeren Acrylsäure ent hält, dämpft 5 Minuten im Mather-Platt,
spült und stellt wie üblich fertig. Man er hält eine blendende Weissätze auf blauem Grund.
<I>Beispiel</I> Man druckt auf ein mit Naphtalrot GR (Schultz, Farbstofftabellen, 1923, Nr. 166) gefärbtes Wollstück eine Druckpaste auf, die 100 gr Natriumformaldehydsulfoxylat, 100 gr Zinkoxyd, 1 : 1 in Wasser ange- schlämmt, und 800 gr einer 7%igen wäs serigen Lösung des Natriumsalzes der poly meren Acrylsäure enthält, dämpft 5 Minu ten im Mather-Platt, spült und stellt wie üblich fertig.
Man erhält eine blendende Weissätze auf rotem Grund.
<I>Beispiel 5:</I> Man behandelt ein gefärbtes Macco- gewebe 10 Minuten lang bei gewöhnlicher Temperatur in einer Flotte, welche 100 gr einer 10%igen Lösung des nicht vollständig verseiften Nitrils der Polyacrylsäure pro Li ter enthält. Hierauf wird ohne zu spülen abgequetscht und getrocknet. Das Gewebe besitzt einen vollen, nicht harten Griff. Einen vollen, besonders geschmeidigen Griff erhält man, wenn man das Salz aus Polyacrylsäure und dem Monoölsäureester des Triäthanol- amins verwendet.
<I>Beispiel 6:</I> Man behandelt ein Baumwolle- oder Kunstseidengewebe mit einer Flotte, welche 30 gr einer 14 % igen Lösung des Ammonium salzes der Polyacrylsäure pro Liter Flotte enthält, quetscht ab und geht durch ein zwei tes Bad, welches essigsaure Tonerde in einer Menge, die 10 gr Aluminiumoxyd pro Liter entspricht, enthält, quetscht ab und trocknet bei 60 bis 70 C. Das Gewebe wird durch diese Behandlung wasserdicht und erhält einen vollen Griff.
Diese Arbeitsweise ist besonders geeignet für Stoffe, die den Witterungseinflüssen aus gesetzt sind, da die so erhaltene Appretur im Gegensatz zu Imprägnierungen, die neben Seife Füllmittel, wie Stärke, Leim etc., ent halten, sich nicht zersetzt.
<I>Beispiel 7:</I> Ein Viskosestrang wird in einer Flotte, welche 75 gr einer 10%igen Lösung des Di- äthanolaminsalzes der Polyacrylsäure pro Li ter Flotte enthält, bei gewöhnlicher Tem peratur 10 Minuten lang behandelt, ohne Spülen geschleudert, gut ausgeschlagen und getrocknet. Die gunstseidefäden sind durch diese Behandlung schwach gesteift, glatt und elastisch, sowie genügend geschlossen, so dass sie sich als Kette in der Weberei gut ver arbeiten lassen.
Gegenüber andern Schlich ten, wie Stärke, Leinöl und dergleichen, be sitzt diese Schlichte den Vorzug, gut was serlöslich zu sein, so dass sie nach dem Ver weben auch nach. längerem Liegen sehr leicht wieder entfernt werden kann.
<I>Beispiel 8:</I> Man mischt 2'5 cm' einer 1,0 % igen Lö sung von diisopropylnaphtalinsulfosaurem Na trium mit 75 cm' einer 10%igen Lösung des nicht vollständig verseiften Nitrils der Poly- acrylsäure, gibt unter kräftigem Rühren 100 cm' Olivenöl zu und verdünnt hierauf allmählich mit Wasser, bis zum Beispiel eine 30%ige Ölemulsion vorliegt.
Man erhält auf diese Weise wesentlich beständigere Emulsionen als mit den bekann ten Dispergiermitteln allein. Die betreffende Emulsion hat gegenüber andern, in bekann ter Weise mittelst Dispergiermitteln unter Zusatz von Schutzkolloiden hergestellten Öl- emulsionen den Vorteil, dass auch bei länge rem Stehen eine Zersetzung, wie sie beispiels weise bei Verwendung von Leim eintritt, nicht stattfindet; ein eventuelles Aufrahmen bei längerem Stehen kann durch kurzes Schütteln beseitigt werden;
eine in der vor liegenden Weise hergestellte Emulsion ist temperaturbeständig im Gegensatz zum Bei spiel zu Emulsionen, die mit Dispergiermit- teln und Dimethylzellulose hergestellt sind; letztere flockt bekanntlich bei Temperaturen von zirka<B>60'</B> C aus.
<I>Beispiel 9:</I> In 300 Gewichtsteile einer Leinölfarbe, die aus etwa 40% Leinölfirnis und etwa <B>60%</B> Eisenoxyd besteht, werden 36 Ge wichtsteile neutrales polyacrylsaures Natrium eingerührt. Durch Zusatz von 250 Gewichts teilen Wasser erhält man eine gut fliessende, streichfertige Farbe, die ähnlich wie Tem perafarben verwendet werden kann und auf Holz oder Mauerwerk rasch trocknet; durch Zusatz von wasserlöslichen Beschleunigern kann die Trockenzeit noch verkürzt werden.
<I>Beispiel 10:</I> Man behandelt Baumwolle oder Kunst seide mit einer sodaalkalischen Lösung eines Mischpolymerisates aus gleichen Teilen Acrylsäure und Vinyläthyläther, die pro Liter 5 gr des Mischpolymerisates enthält, quetscht ab und geht mit der Ware durch ein zweites Bad, das pro Liter 15 gr Barium chlorid enthält, quetscht wieder ab und trocknet bei zirka 80 C. Das Gewebe er hält eine steife und haltbare Appretur, die bei der Behandlung mit Seifenlösungen nicht entfernt wird.
Beispiel <I>11:</I> Der Teig eines Küpenfarbstoffes wird mit einer wässerigen alkalischen Lösung, welche <B>25%</B> polyacrylsaures Natrium und 1 % des Natriumsalzes einer isopropylierten NTaph- talinsulfosäure enthält, innig verrührt bezw. verwalzt, darauf getrocknet und gemahlen. Der trockene Farbstoff dispergiert beim Ein tragen in Wasser oder wässerige Verdickun gen sehr fein und liefert ausgiebige Färbun gen und Drucke.
<I>Beispiel 12:</I> 6 Gewichtsteile gekochtes Leinöl werden in 100 Gewichtsteilen Wasser, das 0,5 Ge wichtsteile neutrales polyacrylsaures Na trium enthält, emulgiert. In der so herge stellten Emulsion wird ein Acetatseidestrang 10 Minuten lang bei Zimmertemperatur be handelt, ohne vorheriges Spülen geschleudert, gut ausgeschlagen und getrocknet. Die Ace- tatseidefäden werden durch diese Behand lung elastisch, glatt und gut geschlossen, so dass sie sich gut als Kette in der Weberei verweben lassen.
Durch Zusatz von naphtensaurem Kobalt wird eine schnellere Trocknung des Leinöls auf dem Faden erreicht. Der Zusatz des polyacrylsauren Natriums erleichtert auch das nachträgliche Entschlichten.