-
1,25-(OH)2D3 und Analoge
-
Die
1α-hydroxylierten
Metaboliten von Vitamin D (von besonderer Bedeutung sind 1α,25-Dihydroxyvitamin
D3 und 1α,25-Dihydroxyvitamin
D2) sind als hochgradig wirksame Regulatoren
der Calcium-Homöostase bei
Tieren und Menschen bekannt. In jüngerer Zeit wurde auch ihre
Aktivität
bei der zellulären
Differenzierung festgestellt. Infolgedessen wurden zahlreiche Strukturanaloge
dieser Metaboliten, z. B. Verbindungen mit verschiedenen Seitenkettenstrukturen,
verschiedenen Hydroxylierungsmustern oder verschiedener Stereochemie,
hergesellt und getestet. Wichtige Beispiele für derartige Analoge sind 1α-Hydroxyvitamin
D3, 1α-Hydroxyvitamin
D2, verschiedene, an den Seitenketten fluorierte
Derivate von 1α,25-Dihydroxyvitamin
D3 und Analoge mit homologen Seitenketten.
Mehrere dieser bekannten Verbindungen weisen in vivo oder in vitro
eine hochgradige Aktivität
auf und besitzen vorteilhafte Aktivitätsprofile, so dass sie bei
der Behandlung verschiedener Krankheiten, wie renale Osteodystrophie,
Vitamin D-resistente Rachitis, Osteoporose, Psoriasis, multiple
Sklerose und bestimmte maligne Erkrankungen, eingesetzt werden oder
dafür vorgeschlagen
worden sind.
-
1,25-(OH)2D3 als Immunomodulator
-
Der
erste Hinweis, dass Vitamin D möglicherweise
eine immunitätsmodulierende
Wirkung aufweist, bestand in der Entdeckung, dass periphere Blutmonozyten
und aktivierte T-Lymphozyten 1,25-Dihydroxyvitamin D2-Rezeptoren
aufweisen (Übersicht
bei S. C. Manolagas, et al., Mol. and Cell. Endocrin., Bd. 43 (1985), S.
113–122).
Trotz zahlreicher Untersuchungen bleibt die immunomodulatorische
Aktivität
von 1,25-Dihydroxyvitamin D3 weitgehend
undefiniert und häufig
umstritten (Übersicht
bei S. C. Manolagas et al., a. a. O. (1985); W. F. C. Rigby, Today,
Bd. 9 (1988), S. 54–57;
und J. M. Lemire et al., J. Nutr., Bd. 125 (1995), S. 17045–17085).
-
Die
Wirkung von 1,25-Dihydroxyvitamin D3 auf.
humane periphere mononukleare Blutzellen (PBMC) wurde in vitro eingehend
untersucht. Diese in vitro-Experimente zeigten, dass das Hormon
die mitogenstimulierte Proliferation von PBMC (J. M. Lemire et al.,
J. Clin. Invest., Bd. 74 (1984), S. 657–661; W. F. C. Rigby et al.,
J. Clin. Invest., Bd. 74 (1984), S. 1451–1455) durch Verringerung der
IL-2-Bildung (J. M. Lemire et al., J. Immunol., Bd. 134 (1985),
S. 3032; S. Iho et al., Immunol. Let., Bd. 11 (1985), S. 331–336; S.
C. Manolagas et al., J. Clin. Endocrinol. Met., Bd. 63 (1986), S.
394) auf dem Niveau der Gentranskription (2. Alroy et al., Mol. Cell.
Biol., Bd. 15 (1995), S. 5789–5799)
hemmt. Im Gegensatz dazu berichteten Bhalla et al. (A. K. Bhalla
et al., J. Immunol., Bd. 133 (1984), S. 1748–1754), dass das Hormon nicht
die mitogenstimulierte Mäuse-Milz- und
-Thymus-Zellproliferation
hemmt, obgleich es die antigenstimulierte Proliferation dieser Zellen
hemmt. Lacey et al. (D. L. Lacey et al., J. Immunol., Bd. 138 (1987),
S. 1680–1686)
berichteten, dass das Hormon tatsächlich die mitogeninduzierte
Proliferation von klonierten Mäuse
T-Zellen stimuliert. Es gab keine Untersuchungen, die direkt auf
die Wirkung des Hormons auf die in vivo-T-Lymphozyten-Differenzierung
und -Funktion abgestellt waren.
-
Über unterschiedliche
Ergebnisse bezüglich
der in vitro-T-Lymphozyten-IFN-γ-Synthese
wurde berichtet. Rigby et al. (W. F. C. Rigby et al., J. Clin. Invest.,
Bd. 79 (1987), S. 1659–1664)
und Reichel et al. (H. Reichel et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA,
Bd. 84 (1987), S. 3387–3389)
zeigten, dass 1,25-Dihydroxyvitamin D3 die
IFN-γ-Synthese
in mitogenstimuliertem PBMC verringert. Jedoch berichteten Muller
et al., (K. Muller et al., Immunol. Let., Bd. 35 (1993), S. 177–182), dass
das Hormon in humanen T-Zelllinien keinen Einfluss auf die IFN-γ-Synthese
ausübt.
Das Hormon hemmt die zytotoxische T-Lymphozyten-Entwicklung, jedoch
nicht die zytotoxische Funktion (F. Merino et al., Cell. Immunol.,
Bd. 118 (1989), S. 328–336).
-
Es
gibt eine Kontroverse über
die in vitro Wirkung von 1,25-Dihydroxyvitamin
D3 auf Monozyten/Makrophagen-Zellen. 1,25-Dihydroxyvitamin
D3 verstärkt
eine Differenzierung von myeloiden Leukämiezellen zum Makrophagen-Phänotyp (S.
C. Manolagas et al., a. a. O. (1985)). Es erhöht auch die Bildung von M-CSF, TNF-α und Prostaglandin
E2 durch Monozyten-Makrophagen, vermindert
aber die IL-12-Synthese (J. M. Lemire et al., FASEB J., Bd. 8 (1994),
A745 (abs)). Das Hormon verringert die Makrophagen-Costimulationswirkung bezüglich der
T-Zellproliferation (W. F. C. Rigby und M. G. Waugh, Arthritis Rheum.,
Bd. 35 (1992), S. 110–119). Über unterschiedliche
Ergebnisse wurde bezüglich
der Einflüsse
von 1,25-Dihydroxyvitamin D3 auf die IL-1-Synthese
berichtet. Das Hormon verringert gemäß einigen Berichten die IL-1-Synthese
(S. Iho et al., a. a. O. (1985); C. S. Tsoukas, et al., J. Clin.
Endocrionol. Metab., Bd. 69 (1989), S. 127–133) und erhöht gemäß anderen
Berichten die IL-1- Synthese
(E. P. Amento, J. Clin. Invest., Bd. 73 (1987), S. 731–739; A.
K. Bhalla et al., Immunol., Bd. 72 (1991), S. 61–64; D. L. Fagan et al., Mol.
Endocrinol., Bd. 5 (1991), S. 179–186). Gleichermaßen berichteten
einige Autoren, dass 1,25-Dihydroxyvitamin D3 die
in vitro-Expression von Klasse II-Protein verstärkt (P. A. Morel et al., J.
Immunol., Bd. 136 (1986), S. 2181–2186), während andere Autoren berichteten,
dass es die Expression von Klasse II-Protein verringert (E. P. Amento,
a. a. O. (1987); M. N. Carrington et al., J. Immunol., Bd. 140 (1988),
S. 4013–4018;
W. F. C. Rigby et al., Blood, Bd. 76 (1990), S. 189–197). Insgesamt
lassen diese Befunde keine klare und übereinstimmende Beurteilung
darüber
zu, wie 1,25-Dihydroxyvitamin D3 die Makrophagenfunktion
modifiziert. Es gibt keine Untersuchungen, die sich direkt mit der
Wirkung des Hormons auf die in vivo-Differenzierung und Funktion
von Monozyten/Makrophagen befassen.
-
Es
gibt auch eine Kontroverse über
die Wirkung von 1,25-Dihydroxyvitamin
D3 auf B-Lymphozyten (Übersicht bei W. F. C. Rigby,
a. a. O. (1988)). Lemire et al. (J. M. Lemire et al., a. a. O. (1984))
berichteten, dass das Hormon die mitogenstimulierte IgG- und IgM-Synthese
durch humane periphere mononukleare Blutzellen hemmt. Es wurden
unterdrückende
und verstärkende
Wirkungen von 1,25-Dihydroxyvitamin D3 auf
die mitogenstimulierte B-Zellproliferation und auf die in vitro-Antikörpersynthese
gezeigt. Es wurde berichtet, dass 1,25-Dihydroxyvitamin D3 in
vivo die Antikörpersynthese
bei einigen Untersuchungen verstärkt
(J. Abe et al., Endocrinology, Bd. 124 (1989), S. 2645–2647; T.
K. Ross et al., Vitamins Hormones, Bd. 49 (1994), S. 281–326; R.
A. Daynes et al., Infec. Immun., Bd. 64 (1996), S. 1100–1109),
während
es bei anderen Untersuchungen eine Hemmwirkung ausübt (J. M.
Lemire et al., a. a. O. (1995)).
-
Lemire
et al., Transplantation, Bd. 54 (1992), S. 762–763, beschrieben eine Verlängerung
der Überlebenszeit
von murinen Herzallotransplantaten von 7 auf 16 Tage durch das Vitamin
D3-Analoge 1,25-Dihydroxy-delta-16-cholecalciferol.
Die wirksame Dosis dieses Analogen verursachte eine schwere Hyperkalzämie. Weitere
Analoge zeigten eine gewisse Veränderung,
bewirkten aber ebenfalls eine Hyperkalzämie.
-
Johnsson
et al., Transplant. Proc., Bd. 28 (1996), S. 888–891 beschrieben eine Verlängerung
der Überlebenszeit
von 3 auf 14 Tage durch Verabreichung des Vitamin D-Analogen MC
1288 bei Wistar/Kyoto-Ratten-Herz-Allotransplantaten.
Diese Autoren schlossen, dass das Analoge am besten in Kombination
mit Cyclosporin wirkte. Das Analoge erhöhte die Überlebenszeit von 8–11 Tagen,
rief aber ebenfalls eine Hyperkalzämie hervor.
-
Eine
Behandlung mit 1,25-Dihydroxyvitamin D3 (1,25-(OH)2D3) wurde von anderen
Autoren auf ihre Fähigkeit
zur Verlängerung
der experimentellen Überlebenszeit
bei Herztransplantationen getestet. Lemire et al. (a. a. O.) (1992))
verwendeten das murine Herztransplantatmodell und zeigten, dass
1,25-(OH)2D3 die Transplantatüberlebenszeit
nicht verlängerte.
In einem Übersichtsartikel
zitiert Bouillon (Bouillon et al., Endocrine Review, Bd. 16 (2)
(1995), S. 200–257)
ein Experiment an der Ratte, bei dem eine kurze Verlängerung von
Herztransplantaten bei Behandlung mit 1,25-(OH)2D3 erzielt wurde (6 Tage bei der Kontrolle
gegenüber
10 Tage bei Behandlung). Die Dosis an 1,25-(OH)2D3, die für
diese minimale Transplantatverlängerung
erforderlich war, betrug 500 ng/kg/Tag bei intraperitonealer Verabreichung.
Insgesamt lässt
sich aus diesen Experimenten der Schluss ziehen, dass unmodifiziertes
1,25-(OH)2D3 allein
die Transplantatüberlebenszeit
insgesamt nicht verlängert.
-
Kurze Zusammenfassung
der Erfindung
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Mäßigung der
Transplantatabstoßung
bei einem Transplantatempfänger
durch orale Verabreichung einer Menge einer Vitamin D-Verbindung,
vorzugsweise von 1,25-(OH)2D3 oder
Analogen davon, die die Akzeptanz von Allotransplantaten induziert.
Das Verfahren umfasst die Auswahl eines Patienten und die Verabreichung
einer ausreichenden Menge des Vitamin D-Analogen an den Patienten, so dass die
Abstoßung
des transplantierten Organs gemäßigt wird.
-
In
einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung wird
die Anfälligkeit
gegenüber
opportunistischen Infektionen nicht erhöht und die Knochenentmineralisierung
verhindert.
-
In
einer besonders vorteilhaften Ausführungsform des Verfahrens handelt
es sich bei der verabreichten Verbindung um ein 1α,25-Dihydroxyvitamin
D3 (1,25-(OH)2D3), 19-nor-1,25-Dihydroxyvitamin D2 (19-nor-1,25-(OH)2D3), 24-homo-22-Dehydro-22E-1α,25-dihydroxyvitamin
D3 (24-homo-22-Dehydro-22E-1,25-(OH)2D3), 1,25-Dihydroxy-24(E)-dehydro-24-homovitamin D3 (1,25-(OH)2-24-homo
D3) oder 19-nor-1,25-Dihydroxy-21-epivitamin D3 (19-nor-1,25-(OH)2-21-epi-D3). In einer besonders bevorzugten Ausführungsform
handelt es sich bei der Verbindung um 1,25-(OH)2D3.
-
Eine
bevorzugte Dosis der Vitamin D-Verbindung für die vorliegende Erfindung
stellt die maximale Dosis dar, die ein Patient verträgt und die
keine ernsthafte Hyperkalzämie
entwickelt.
-
Wenn
es sich bei der Vitamin D-Verbindung nicht um eine α-Hydroxyverbindung
handelt, liegt eine besonders vorteilhafte Tagesdosis der Vitamin
D-Verbindung im Bereich von 10,0 bis 100 μg pro Tag pro Patient mit 72,6
kg (160 lb). Wenn es sich bei der Vitamin D-Verbindung um eine 1α-Hydroxyverbindung
handelt, liegt die bevorzugte Dosis im Bereich von 0,25 bis 50 μg pro Tag
pro Patient mit 72,6 kg (160 lb). Wenn der Patient Calcium in einer
Menge von mehr als 800 mg/Tag einnimmt, werden Dosen von 1,25-(OH)2D3 von mehr als 0,75 μg pro Tag
pro Patient mit 72,6 kg (160 lb) nicht bevorzugt. Wenn der Patient
auf eine Diät
mit geringem Calciumgehalt gesetzt ist und/oder die Dosis spät am Abend
einnimmt, sind höhere
Dosen von 1,25-(OH)2D3 möglich und
bevorzugt. Bei dieser Ausführungsform
der Erfindung kann 1,25-(OH)2D3 in
einer hohen Dosis von 1,5 μg
pro Tag pro Patient mit 72,6 kg (160 lb) verabreicht werden. Eine
bevorzugte Dosis beträgt
0,5 bis 1,0 μg
pro Tag pro Patient mit 72,6 kg (160 lb).
-
Es
stellt einen Vorteil der vorliegenden Erfindung dar, dass das Verfahren
zu einer Mäßigung der Transplantatabstoßung führt.
-
Gemäß einem
weiteren Vorteil der vorliegenden Erfindung wird durch das Verfahren
die Transplantatüberlebenszeit
erhöht.
-
Gemäß einem
weiteren Vorteil der vorliegenden Erfindung bewirkt das Verfahren
eine Mäßigung der Transplantatabstoßung ohne
Erhöhung
der Gefahr einer opportunistischen Infektion.
-
Gemäß einem
weiteren Vorteil der vorliegenden Erfindung erhöht das Verfahren die Transplantatüberlebenszeit
ohne Erhöhung
der Gefahr einer opportunistischen Infektion und ohne Knochenentmineralisierung beim
Patienten.
-
Gemäß einem
weiteren Vorteil der vorliegenden Erfindung mäßigt das Verfahren die Transplantatabstoßung ohne
Knochenentmineralisierung beim Patienten.
-
Weitere
Vorteile und Merkmale der vorliegenden Erfindung ergeben sich beim
Studium der Beschreibung, der Ansprüche und der Zeichnung.
-
Kurze Beschreibung der
verschiedenen Darstellungen der Zeichnung
-
1 ist
ein Diagramm zur Darstellung der Operationserfolgsrate für Isotransplantate,
eine Allotransplantatkontrolle und Allotransplantate bei mit 1,25-(OH)2D3 behandelten Empfängern.
-
2 ist
ein Diagramm zur Darstellung des Transplantationserfolgs im Anschluss
an eine Behandlung von Transplantatempfängern mit 1,25-(OH)2D3 und Cyclosporin.
-
3 ist
ein Diagramm zur Darstellung der Erfolgsrate für Lewis-Lewis-Isotransplantate, ACI-Lewis-Allotransplantate
und ACI-Lewis-Allotransplantate
bei mit 1,25-(OH)2D3 behandelten
Patienten.
-
4 ist ein Diagramm zur Darstellung der
Mortalität
im Anschluss an eine systemische C. albicans-Infektion.
-
5 ist
ein Diagramm zur Darstellung der Mortalität im Anschluss an eine okulare
HSV-Infektion.
-
Ausführliche
Beschreibung der Erfindung
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung einer Vitamin D-Verbindung, vorzugsweise
von 1,25-(OH)2D3 oder
von Analogen davon bei der Herstellung eines Arzneimittels zur oralen
Verabreichung an humane Transplantationspatienten in einer Menge,
die eine Verringerung von Abstoßungssymptomen
bewirkt. Ein Transplantationspatient wird ausgewählt und erhält eine Verabreichung des Vitamin
D-Analogen in einer Menge, die ausreicht, dass die Abstoßungssymptome
beseitigt oder gemäßigt werden.
Unter "gemäßigt" verstehen wir, dass
die Überlebensdauer
durch die verabreichte Verbindung in signifikanter Weise verlängert wird.
-
Unsere
Ergebnisse zeigen, dass Behandlungen mit 1,25-(OH)2D3 die Transplantationsüberlebenszeit im Vergleich
zu einem unbehandelten Empfänger
verlängern
können.
Jedoch werden immunosuppressive Mittel nicht in Form eines einzelnen
Verabreichungsmodus gegeben. Vielmehr werden in den meisten Transplantationszentren
3-fache oder 4-fache Aufrechterhaltungstherapien angewandt. Somit
würde 1,25-(OH)2D3 (oder ein Analoges
davon) typischerweise als Bestandteil einer Aufrechterhaltungstherapie
gegeben, wobei eine der Verbindungen in der Menge vermindert oder
abgesetzt würde
(vermutlich Prednison). Um die Wirksamkeit zu überwachen, ist die Behandlung
mit 1,25-(OH)2D3 mit
einer Standardtherapie in Bezug auf die Anzahl von akuten, durch
Biopsie nachgewiesenen Abstoßungsepisoden
während
der ersten 6 Monate und in Bezug auf eine verminderte oder nicht
erhöhte
Toxizität
zu vergleichen. Vorzugsweise ist der Patient auf eine verminderte
akute Abstoßung
bei verringerten oder gar keinen opportunistischen Infektionen und
einem vermindertem Knochenverlust zu überwachen.
-
Unter
einer "signifikant
verlängerten" Überlebenszeit verstehen wir,
dass die Vergleiche zeigen, dass die Organüberlebensrate um mindestens
10%, vorzugsweise 20% und ganz besonders 30% höher ist.
-
Wir
haben festgestellt, dass 1,25-(OH)2D3 nicht als bloßes Immunosuppressivum wirkt,
sondern als selektives Modulationsmittel von Immunreaktionen, was
eine entsprechende Widerstandsfähigkeit
gegen Infektionen ermöglicht,
während
für eine
Toleranz von beliebigen Transplantaten mit unterschiedlicher Histokompatibilität gesorgt
wird.
-
Ferner
haben wir festgestellt, dass die Analogen von 1,25-(OH)2D3 im Gegensatz zu anderen Arzneistoffen,
die dazu verwendet werden, ein Überleben
von Transplantaten zu ermöglichen,
keine Knochenentmineralisierung verursachen, sondern die Knochen
des Transplantatempfängers
verbessern.
-
In
einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung handelt
es sich bei der verabreichten Verbindung um 1α,25-Dihydroxyvitamin D3 (1,25-(OH)2D3), 19-nor-1,25-Dihydroxyvitamin
D2 (19-nor-1,25-(OH)2D3), 24-homo-22-Dehydro-22E-1α,25-dihydroxyvitamin
D3 (24-homo-22-Dehydro-22E-1,25-(OH)2D3), 1,25-Dihydroxy-24(E)-dehydro-24-homovitamin D3 (1,25-(OH)2-24-homo
D3) oder 19-nor-1,25-Dihydroxy-21-epivitamin D3 (19-nor-1,25-(OH)2-21-epi-D3).
-
Bei
einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung weist die Vitamin D-Verbindung die folgende Formel auf
wobei X
1 und
X
2 jeweils unabhängig voneinander aus der Gruppe
Wasserstoff und Acyl ausgewählt
sind; wobei Y
1 und Y
2 H
bedeuten können
oder einer dieser Reste O = Aryl oder O = Alkyl bedeuten kann und
eine β- oder α-Konfiguration
aufweisen kann; Z
1 = Z
2 =
H oder Z
1 und Z
2 zusammen
CH
2 bedeuten; und wobei R eine Alkyl-, Hydroxyalkyl-
oder Fluoralkylgruppe bedeutet oder R die folgende Seitenkette bedeuten
kann
wobei (a) eine S- oder R-Konfiguration
aufweisen kann, R
1 Wasserstoff, Hydroxy
oder O-Acyl bedeutet, R
2 und R
3 jeweils
unabhängig
voneinander Alkyl, Hydroxyalkyl oder Fluoralkyl bedeuten oder zusammen
die Gruppe -(CH
2)
m-
bedeuten, wobei m einen Wert von 2 bis 5 hat, R
4 Wasserstoff,
Hydroxy, Fluor, O-Acyl, Alkyl, Hydroxyalkyl oder Fluoralkyl bedeutet,
wobei dann, wenn R
5 Hydroxy oder Fluor bedeutet,
R
4 Wasserstoff oder Alkyl bedeuten muss,
R
5 Wasserstoff, Hydroxy, Fluor, Alkyl, Hydroxyalkyl
oder Fluoralkyl bedeutet oder R
4 und R
5 zusammen doppelt gebundenen Sauerstoff
bedeuten, R
6 und R
7 zusammen
eine Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung
bilden, R
8 H oder CH
3 bedeutet,
und wobei n einen Wert von 1 bis 5 hat und wobei der Kohlenstoff an
einer beliebigen der Positionen 20, 22 oder 23 in der Seitenkette
durch ein O-, S- oder N-Atom
ersetzt sein kann.
-
In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
der Verbindung werden R2 und R3 unter
Alkyl, Hydroxyalkyl und Fluoralkyl ausgewählt.
-
Man
kann eine in Frage kommende Vitamin D-Verbindung bezüglich ihrer
Eignung für
die vorliegende Erfindung bewerten. Vorzugsweise wird die in Frage
kommende Verbindung zunächst
einem anfänglichen Mäusemodell-Screeningvorgang
unterzogen, wie er beispielsweise in den nachstehenden Beispielen
für 1,25-(OH)2D3 beschrieben ist.
Eine erfolgreiche Verbindung führt
zu einer Verringerung von Symptomen der Transplantatabstoßung bei
Mäusen,
vorzugsweise in einem Ausmaß,
wie er in den Beispielen für
1,25-(OH)2D3 dargelegt ist.
Jedoch wird eine erfolgreiche Verbindung allgemein als eine Verbindung
beschrieben, die die Überlebenszeit
des Transplantats um mindestens 10% und vorzugsweise 20% verlängert.
-
Vorzugsweise
soll die Verbindung auch eine signifikante Verringerung von opportunistischen
Infektionen und von Knochenentmineralisierungen im Vergleich zu
mit Cyclosporin A behandelten Transplantatempfängern ergeben. Die nachstehenden
Beispiele beschreiben experimentelle Modelle für die Messung von opportunistischen
Infektionen und von Knochenentmineralisierung. Für diese Verbindungen lässt sich
sodann ein erfolgreiches Verhalten bei humanen Patienten vorhersagen.
-
Die
nachstehenden Beispiele belegen, dass mit Vitamin D-Verbindungen
behandelte Tiere gegenüber opportunistischen
Infektionen nicht anfälliger
sind als Kontrolltiere.
-
Die
Beispiele belegen ferner, dass mit Vitamin D-Analogen behandelte
Tiere keine verminderten Werte für
die gesamte Knochenasche und die prozentuale Knochenasche zeigen.
Tatsächlich
bewirken Behandlungen mit Vitamin D-Analogen eine Zunahme der Werte
für die
gesamte und prozentuale Knochenasche.
-
Eine
bevorzugte Dosis der Vitamin D-Verbindung für die vorliegende Erfindung
stellt die maximale Dosis dar, die ein Patient verträgt und bei
der er keine ernsthafte Hyperkalzämie entwickelt.
-
Wenn
es sich bei der Vitamin D-Verbindung nicht um eine 1α-Hydroxyverbindung
handelt, liegt eine besonders vorteilhafte Tagesdosis der Vitamin
D-Verbindung im Bereich von 10,0 bis 100 μg pro Tag pro Patient mit 72,6
kg (160 lb).
-
Wenn
es sich bei der Vitamin D-Verbindung um eine 1α-Hydroxyverbindung handelt, liegt die
bevorzugte Dosis im Bereich von 0,5 bis 50 μg pro Tag pro Patient mit 72,6
kg (160 lb). Wenn der Patient Calcium in normaler Menge aufnimmt,
werden Dosen der 1α-Hydroxyverbindung,
wie 1,25-(OH)2D3,
von mehr als 0,75 μg
pro Tag pro Patient mit 72,6 kg (160 lb) nicht bevorzugt. Wenn der
Patient auf eine Diät
mit geringem Calciumgehalt gesetzt ist und/oder die Dosis spät am Abend
einnimmt, sind höhere
Dosen von 1,25-(OH)2D3 möglich und
bevorzugt. Bei dieser Ausführungsform
der Erfindung kann die Menge des verabreichten 1,25-(OH)2D3 einen hohen Wert
von 1,5 μg
pro Tag pro Patient mit 72,6 kg (160 lb) aufweisen. Eine bevorzugte
Dosis liegt im Bereich von 0,5 bis 1,5 μg pro Tag pro Patient mit 72,6
kg (160 lb).
-
1,25-Dihydroxyvitamin
D3 (1,25-(OH)2D3) wird derzeit in einer Menge von 0,5 μg/Tag pro
Patienten mit 72,6 kg (160 lb) verabreicht, üblicherweise in zwei Viertelmikrogramm-Kapseln
am Morgen und am Abend, um eine Behandlung von Osteoporose oder
renaler Osteodystrophie vorzunehmen. In Ländern, wo die diätetische Calciummenge
in der Größenordnung
von 800 mg/Tag oder sogar im Bereich bis zu 1 000 mg/Tag liegt,
können
höhere
Dosen an 1,25-(OH)2D3 nicht
angewandt werden, da derartige Dosen zu einer Erhöhung von
Calcium im Urin und im Plasma führen,
woraus sich die Gefahr einer Hyperkalzämie und einer daraus resultierenden
Beeinträchtigung
der Niere sowie eine Calcifizierung des Herzens, der Lunge, der
Aorta und anderen Weichgeweben ergibt.
-
Daher
liegt die maximale bevorzugte Dosis von 1,25-(OH)2D3 offensichtlich bei 0,5 μg/Tag. Jedoch können höhere Dosen
unter Umständen,
bei denen das diätetische
Calcium im Bereich von 600 mg/Tag liegt, angewandt werden. Andere,
weniger aktive 1α-Hydroxyvitamin
D-Verbindungen können in
sicherer Weise in höheren
Dosen verabreicht werden. Beispielsweise erfolgt in Japan die Behandlung
von Osteoporose mit 1,25-(OH)2D3 in
einer Dosis von 0,5 bis 0,75 μg/Tag.
Entsprechendes gilt für
andere Länder
mit geringer Calciumaufnahme, wie Italien, wo eine Dosis von 1,25-(OH)2D3 von 1 mg/Tag
mit Erfolg eingesetzt wurde (A. Caniggia et al., Metabolism, Bd.
39 (1990), S. 43–49).
-
Wir
nehmen an, dass zur Erhöhung
des Transplantationserfolgs eine höhere Dosis an 1,25-(OH)2D3 besonders hilfreich
ist. Die Calciumaufnahme kann auf etwa 400 bis 500 mg/Tag verringert
werden, indem man lediglich Milchprodukte und Calciumergänzungen
in der Nahrung weglässt.
Ferner kann die Dosis von 1,25-(OH)2D3 am Abend vor dem Zubettgehen, d. h. um
22 Uhr, verabreicht werden. Aufgrund des Zeitpunkts des Auftretens
dieser Verbindung im Kreislauf ergibt sich für die Calciumresorption ein
Minimum, was höhere Dosen
an 1,25-(OH)2D3 ermöglicht.
-
Nachstehend
wird ein bevorzugtes Behandlungsschema angegeben: vor dem Transplantationsvorgang
wird die Calciumaufnahme des Patienten auf etwa 500 mg/Tag verringert,
indem sämtliche
Calciumergänzungen
weggelassen werden und auch die Aufnahme von Milchprodukten verringert
wird, wodurch sich eine diätetische
Calciumaufnahme von 500 mg ergibt. Die Behandlung mit Vitamin D
soll mindestens 5 Tage vor dem Transplantationsvorgang beginnen.
Wenn unter diesen Umständen
das 1,25-(OH)2D3 um 22 Uhr verabreicht
wird, kann die Dosis an 1,25-(OH)2D3 in sicherer Weise auf bis zu 1 μg oder vielleicht
auf 2,0 μg/Tag erhöht werden.
-
Die
bevorzugte Verabreichungsart für
1α-Hydroxyverbindungen
besteht in einer Verabreichung unter regulären diätetischen Umständen in
einer Dosis von 0,5 bis 0,75 μg/Tag
der Verbindung. Ein bevorzugtes Verfahren besteht in der Verabreichung
von 0,75–1 μg/Tag um
22 Uhr oder vor dem Zubettgehen. Ein besonders bevorzugtes Verfahren
besteht darin, sowohl die diätetische
Calciumaufnahme auf 400 bis 500 μg/Tag
zu verringern und um 22 Uhr 0,75 bis 1,5 μg/Tag zu verabreichen.
-
Eine
bevorzugte Behandlungsweise mit Nicht-1α-Hydroxyverbindungen besteht
in der Verabreichung unter regulären
diätetischen
Umständen.
In diesem Fall kann die Dosis auf bis zu 100 μg/Tag pro Patient mit 72,6 kg
(160 lb) erhöht
werden.
-
Unter "Transplantatabstoßung" verstehen wir Krankheitssymptome,
die durch einen Verlust an Organfunktionen gekennzeichnet sind.
So wird eine Nierenabstoßung
durch eine Erhöhung
der Creatininkonzentration im Blut und mittels einer Biopsie festgestellt.
Eine Herzabstoßung
wird durch eine endomyokardiale Biopsie festgestellt, während eine
Pankreasabstoßung
durch Biopsie und erhöhte
Blutglucosewerte festgestellt wird. Eine Leberabstoßung wird
durch Messung von aus der Leber stammenden Transaminasen, durch
Messung der Bilirubinkonzentration im Blut und durch Biopsie festgestellt.
Eine Darmabstoßung
wird durch Biopsie festgestellt, während eine Lungenabstoßung durch
Messung der Sauerstoffsättigung
im Blut festgestellt wird.
-
Die
vorliegende Erfindung eignet sich für sämtliche Organtransplantationen,
vorzugsweise für
Herz, Leber, Niere, Pankreas, Lunge und Darm. Bei Hauttransplantaten
handelt es sich aufgrund der besonderen immunologischen Aspekte
nicht um Organtransplantate entsprechend der erfindungsgemäßen Definition.
-
Beispiele
-
A. Verringerung von opportunistischen
Infektionen nach einer Transplantation
-
1. Allgemeines
-
Wir
verglichen eine Behandlung mit 1,25-(OH)2D3 und mit Cyclosporin A in Bezug auf die
Möglichkeit zur
Verhinderung von Herz-Transplantatabstoßungen.
Da Cyclosporin A den hauptsächlich
eingesetzten Arzneistoff gegen Abstoßungen darstellt, wird es als
Vergleichsstandard für
die Bewertung neuer Transplantationsarzneistoffe verwendet (B. M.
Jubak und C. D. Colt, "Handbook
of Kidney Transplantation",
Infection Complications of Kidney Transplantation and their Management,
G. M. Danovitch Hrsg., S. 187–213).
-
Ferner
bestimmten wir, ob identische Dosen an 1,25-(OH)2D3 und Cyclosporin A die Fähigkeit des Wirts, Infektionen
mit Candida albicans und Herpes simplex-Viren (HSV) zu überstehen,
verminderte. Somit wurden C. albicans und HSV als Pathogene zur
Messung der Widerstandsfähigkeit
des Wirts verwendet, da Transplantationspatienten, die mit breit
wirkenden, immunosuppressiven Arzneistoffen (wie Cyclosporin A)
behandelt werden, häufig
fungale und virale Infektionen entwickeln. C. albicans-Infektionen gehören zu den
häufigsten
Infektionen bei immunosupprimierten Individuen (B. M. Jubak und
C. D. Colt, a. a. O.). Gleichermaßen tragen Mitglieder der Herpesviridae-Familie
von Viren zu einem großen
Teil der Morbidität
und Mortalität
von immunosupprimierten Individuen bei (B. M. Jubak und C. D. Colt,
a. a. O.). Zu Mitgliedern dieser Familie von Viren gehören HSV,
Zytomegalovirus (CMV) und Epstein-Barr-Virus (EB). Sämtliche
humanen Herpes-Viren werden häufig
im Anschluss an eine immunosuppressive Therapie auf Organtransplantationen
reaktiviert (D. O. White und F. J. Fenner, Medical Virology Third
Edition, Kapitel 16, S. 401).
-
2. Materialien
und Methoden
-
Tiere:
B10.A(4R)-Mäuse-Brutpaare
wurden von Jackson Laboratories (Bar Harbor, ME) bezogen und in
der Biochemie-Tieranlage gezüchtet.
Geschlechtslos gemachte neugeborene B10.A(4R)-Mäuse im Alter von 12 bis 24
Stunden wurden als Spender von Herztransplantaten herangezogen.
Männliche
C57BL/10-Mäuse
(Allotransplantat) (Sprague Dawley, Indianapolis, IN) und männliche
B10.A(4R)-Mäuse
(Isotransplantat) wurden als Empfänger verwendet. Der Spenderstamm
ist mit dem Empfänger
an einem Klasse I-Locus und an zwei Klasse II-Loci unverträglich (B10.A(4R)-H-2
KkAβ kAα k, C57BL10-H-2KbAβ bAα b).
-
Behandlungen:
Experimentelle Diäten
(S. Yang et al., Arch. Biochem. Biophys., Bd. 303 (1993), S. 98–106), die
kein Vitamin D enthielten, wurden zubereitet und für die Versuchsdauer
gemäß den Angaben
von S. Yang et al., (1993), a. a. O., alle 2 bis 3 Tage ersetzt.
Gruppen von 9–10
Empfängern
wurden mit der experimentellen Diät allein, der experimentellen
Diät plus
eine intraperitoneale Injektion von Cyclosporin A (25 mg/kg/Tag)
oder der experimentellen Diät,
die 50 ng 1,25-(OH)2D3 pro
Maus pro Tag ergab, gefüttert.
Mit den Diäten
wurde 1 Woche vor der Transplantation oder Infektion begonnen. Die
Dosis von Cyclosporin A beruhte auf den Berichten von anderen Autoren
(G. Babany et al., J. Pharmac. Exp. Therap., Bd. 244 (1987), S.
259). Eine Dosis von 2,5 mg/kg/Tag war zu nieder, um bei unseren
Experimenten das Überleben
des Transplantats zu verlängern.
Eine Dosis von 25 mg/kg/Tag erwies sich als wirksam. Die experimentellen
Diäten
enthielten normale Mengen an Calcium (0,47%).
-
Transplantationen:
Es wurde das Verfahren von Babany et al. (G. Babany et al., (1987),
a. a. O.) herangezogen. Empfängermäuse wurden
mit Etomidat (28 mg/kg intraperitoneal) betäubt. Das Spenderherz wurde sorgfältig herausgeschnitten
und ohne Entfernung des Atriums in zwei Teile aufgeteilt. Die Ohren
der Empfänger
wurden mit 70%igem Alkohol gereinigt. Ein Schlitz von 2 mm wurde
angebracht, um eine Tasche zu bilden, in die das Spenderherz eingesetzt
wurde. Anschließend
wurden überschüssige Flüssigkeit
und etwaige Luft sorgfältig
entfernt. Ein 16 gauge-Kunststoff-Angiokatheter wurde zum Einsetzen
des halben Herzens in die Ohrtasche verwendet.
-
Bewertung
der Transplantat-Lebensfähigkeit:
Die Herztransplantate wurden täglich
mit mikrochirurgischen Vergrößerungsgläsern (3 ×) von einem
technischen Assistenten, der über
die Behandlung nicht Bescheid wusste, betrachtet. Die Mäuse wurden
für diese
Beobachtungen nicht betäubt.
Besonders sorgfältig wurden
bei der Bewertung das Einsetzen und Nachlassen einer Kontraktionsaktivität berücksichtigt,
um eine falsche Bewertung eines Transplantats zu vermeiden. Nach
4 aufeinanderfolgenden Tagen, an denen keine Kontraktionen beobachtet
wurden, wurden die Tiere getötet,
gewogen und einer Blutentnahme für
die Analyse von Calcium im Serum unterzogen.
-
Datenanalyse:
Die Erfolgsrate für
jede Gruppe von Mäusen
wurde als Verhältnis
der Gesamtzahl der Empfänger
mit kontrahierenden Herztransplantaten zur Gesamtzahl in der Gruppe
angegeben.
-
Candida
albicans-Infektionen: Gruppen von 5–6 männlichen C57BL10-Mäusen erhielten eine intravenöse Injektion
von 5 × 106 C. albicans B311 (Typ A, Dr. Edward Balish,
University of Wisconsin, Madison). Eine systemische Candidose erfolgt
bei immunosupprimierten Patienten im Anschluss an eine Dissemination
von C. albicans aus dem Ernährungstrakt
(W. Krause et al., Lancet, Bd. 1 (1981), S. 598). Ein Todesfall
aufgrund von systemischer Candidose stellt das Ergebnis einer überhandnehmenden
Niereninfektion dar, die zu einem Nierenversagen führt (M.
T. Cantorna und E. Balish, J. Infect. Dis., Bd. 164 (1991), S. 936).
-
Virale
Herpes simplex (HSV-1)-Infektionen: Weibliche Balb/c-Mäuse wurden
durch Inhalation von 3–5%
Halothan betäubt.
Die Hornhaut wurde 3-mal
vertikal und 3-mal horizontal mit einer 27 gauge-Nadel geritzt.
Auf jedes Auge wurde ein Tropfen von 3,5 μl einer Virussuspension des
HSV-1-Stammes DRG4A1
(Dr. Curtis Brandy, University of Wisconsin, Madison) mit einem
Gehalt an 1 × 106 plaquebildenden Einheiten/Maus aufgebracht
(R. L. Kintner und C. R. Brandt, Curr. Eye Res., Bd. 14 (1994),
S. 145). Der Tropfen wurde 30 Sekunden belassen. Nach dem Schließen des
Auges wurde überschüssiges Medium
mit einem Wattebausch entfernt. Das Virus verursacht eine lokale
Infektion, die sich dann, wenn sie vom Immunsystem nicht beherrscht
wird, verteilt und eine virale Enzephalitis herbeiführt und
zum Tod führt.
-
3. Ergebnisse
-
1 beschreibt
die Erfolgsrate für
Isotransplantate und Allotransplantate. Bei sämtlichen Transplantaten setzte
innerhalb von 8 Tagen nach dem chirurgischen Eingriff eine Kontraktion
ein. Keines der Isotransplantate wurde abgestoßen, während sämtliche Kontroll-Allotransplantate
am 15. Tag nach der Transplantation abgestoßen waren. Gemäß 1 führt eine
Behandlung mit 1,25-(OH)2D3 zu
einer signifikanten Verlängerung
der Transplantatüberlebenszeit.
Die mit 1,25-(OH)2D3 behandelten Mäuse zeigten
keinerlei Transplantatabstoßungen
bis zum 18. Tag nach der Transplantation. 40% der mit 1,25-(OH)2D3 behandelten Mäuse wiesen Transplantate
auf, die bis zum 34. Tag überlebten.
20% der Transplantate überlebten
50 Tage oder mehr nach der Transplantation. Die Serum-Calciumwerte
lagen bei beiden Gruppen im Normalbereich (Kontrollgruppe –8,5 ± 0,6 mg
%; Behandlung mit 1,25-(OH)2D3: –9,3 ± 0.6 mg
%).
-
2 beschreibt
die Verlängerung
der Transplantatüberlebenszeit
im Anschluss an eine Behandlung mit 1,25-(OH)
2D
3 oder Cyclosporin. Unbehandelte Kontrollempfänger (•) behielten
ihre Transplantate für
durchschnittlich 9,8 Tage; Kochsalzlösung-Kontrollen für 11,6 Tage
(Daten nicht aufgeführt);
2,5 mg/kg Cyclosporin (Daten nicht aufgeführt) für 11,3 Tage; und 50 ng 1,25-(OH)
2D
3 (o) für 52,2 Tage.
Eine hohe Dosis von Cyclosporin von 25 mg/kg (
)
ergab 34,0 Tage und eine Dosis von 200 ng 19 nor-1,25-(OH)
2D
2 (∇) 58,6
Tage. Von Bedeutung ist, dass 12% der mit 1,25-(OH)
2D
3 behandelten Mäuse und 22% der mit 19 nor-1,25-(OH)
2D
2 behandelten Mäuse ihre
Transplantate mehr als 100 Tage nach der Transplantation behielten,
während
es bei sämtlichen
mit Cyclosporin behandelten Mäusen
bis zum 50. Tag zu einer Abstoßung
kam. Wir schließen
daraus, dass 1,25-(OH)
2D
3 und
Analoge im Vergleich zu Cyclosporin sich besser in Bezug auf eine
Verhinderung von Transplantatabstoßungen und eine Aufrechterhaltung
der Transplantate verhalten.
-
In 4 ist die Mortalität im Anschluss an systemische
C. albicans-Infektionen in Form eines Diagramms dargestellt. Männliche
C57BL10-Mäuse
wurden systemisch mit C. albicans infiziert. Es handelte sich um
die gleichen Mäuse,
die bei den vorstehenden Experimenten als Transplantatempfänger verwendet
wurden. Die Behandlung mit Cyclosporin erhöhte die Anfälligkeit dieser Mäuse gegenüber einer
Infektion mit C. albicans im Vergleich zu den Kontrollen und zu
den mit 1,25-(OH)2D3 behandelten
Tieren. 40% der mit Cyclosporin behandelten Mäuse starben 9 Tage nach der
Infektion, während
keines der Kontrolltiere oder der mit 1,25-(OH)2D3 behandelten Tiere starb. 3 Wochen nach
der Infektion waren nur noch 20% der mit Cyclosporin behandelten
Tiere am Leben, während
80% der Kontrolltiere und 100% der mit 1,25-(OH)2D3 behandelten Tiere am Leben waren. Wir schließen daraus,
dass eine Behandlung mit 1,25-(OH)2D3 keinen Einfluss
auf die Anfälligkeit
von Mäusen
gegenüber
einer Infektion durch C. albicans ausübt.
-
In 5 ist
die Mortalität
im Anschluss an eine streuende okulare HSV-Infektion in Form eines
Diagramms dargestellt. Wir verwendeten weibliche Balb/c-Mäuse genau
nach den Angaben unserer Mitarbeiter (R. L. Kintner und C. R. Brandt,
(1994), a. a. O.). Eine Behandlung mit Cyclosporin A erhöhte die
Anfälligkeit dieser
Mäuse gegenüber einer
HSV-Infektion im
Vergleich zu den Kontrollen und zu den mit 1,25-(OH)2D3 behandelten Tieren. 100% der mit Cyclosporin
behandelten Mäuse
waren 10 Tage nach der Infektion eingegangen. Umgekehrt kam es bei
nur 30% der Kontrolltiere und bei nur 36% der mit 1,25-(OH)2D3 behandelten Mäuse zu einer
Streuung der viralen Infektion und zu einer letalen Wirkung. Wir
schlossen daraus, dass eine Behandlung mit 1,25-(OH)2D3 keinen Einfluss auf die Anfälligkeit
von Mäusen
auf HSV-Infektionen ausübt.
-
B. Transplantatabstoßungen bei
erwachsenen Ratten (nicht Gegenstand der Erfindung)
-
Um
die Fähigkeit
von 1,25-(OH)2D3,
die Transplantat-Überlebenszeit
zu verlängern,
zu testen, untersuchten wir die Fähigkeit von 1,25-(OH)2D3, die Überlebenszeit
einer erwachsenen Lewis-Ratte, der ein erwachsenes ACI-Herz transplantiert
worden war, zu verlängern.
Das Modell stellt ein direkt vaskularisiertes Modell dar und wird
als zwingender angesehen. Die Kombination von ACI-LEWIS wird als
hochgradig reaktionsfähig
und als besonders schwierig für
Transplantationen angesehen. Diese beiden Stämme von Ratten sind genetisch
nicht verwandt, so dass Transplantate rasch abgestoßen werden
sollten. Das Überleben
eines Transplantats bei diesem Modell erfordert stark "immunosuppressive" Arzneistoffe.
-
Tiere:
Männliche
Inzucht-ACI- und Lewis-Raten wurden als Spender und Empfänger herangezogen. Sämtliche
Tiere wurden von der Fa. Harlan Sprague-Dawley, Inc. (Indianapolis,
IN) bezogen. Die Tiere wurden gemäß den NIH-Richtlinien gehalten.
Sämtliche
Verfahren waren vom University of Wisconsin Research Animals Resources
Committee gebilligt.
-
Verfahrensweise:
Spender und Empfänger
wurden mit einer einzigen Injektion von Chloralhydrat (0,5 ml/100
g einer 7,5%igen Lösung,
ip) betäubt.
Nach Heparinisierung wurde das Spenderherz mit einer kalten, heparinisierten
UW-Lösung
perfundiert und entnommen. Die Spenderherzen wurden gemäß dem Verfahren von
Ono und Lindsey gemäß früheren Angaben
transplantiert (Y. Fujina et al., Transplant, Bd. 57 (1994), S. 41).
-
Behandlung:
Eine Lösung
von 1,25-(OH)2D3 in
Ethanol wurde zu einer experimentellen Diät ohne Gehalt an Vitamin D
gemäß den vorstehenden
Angaben gegeben. Die Empfänger
wurden 1 Woche vor der Transplantation auf eine experimentelle Diät mit 1,25-(OH)2D3 (500 ng/Ratte/Tag)
gesetzt und bis zum Abstoßungszeitpunkt
bei dieser Diät
belassen. Ferner erhielten die Ratten für die ersten 4 Tage nach der
Operation eine intraperitoneale Injektion von 1,25-(OH)2D3 (500 ng/Ratte). Die Empfänger wurden
bis zum Abstoßungszeitpunkt
bei der Diät
belassen.
-
Ergebnisse: 3 zeigt,
dass die Erfolgsrate für
die Transplantationseingriffe 100% betrug, wie durch die Lewis-Lewis-Isotransplantate
(♦) gezeigt
ist. Lewis-Ratten mit Kontrollbehandlung behielten ihre Transplantate
für durchschnittlich
6,6 Tage (O). Eine Behandlung mit 1,25-(OH)2D3 verlängerte
die Transplantatüberlebenszeit
auf einen Mittelwert von 22,6 Tagen (•). Wir schlossen, dass 1,25-(OH)2D3 die Überlebenszeit
von erwachsenen Transplantaten in genetisch nicht-verwandten Empfängern verlängerte.
-
C. Bewertung des Knochenverlustes
bei Transplantatempfängern
-
1. Allgemeines
-
Wir
gewannen Oberschenkelknochen von sämtlichen transplantierten Mäusen, um
festzustellen, ob unsere Behandlungen zu einem Knochenverlust führten. Eine
ernste Nebenwirkung zahlreicher immunosuppressiver Therapien bei
Transplantationspatienten besteht in einem Knochenverlust, spröden Knochen
und Osteopenie (V. A. Brener et al., Transplantation, Bd. 59 (1995),
S. 1393; B. A. Julian, et al., New Engl. J. Med., Bd. 325 (1991),
S. 544).
-
2. Materialien
und Methoden
-
Tiere:
B10.A(4R)-Mäuse-Brutpaare
wurden von der Fa. Jackson Laboratories (Bar Harbor, ME) bezogen
und in der Biochemie-Tieranlage gezüchtet. Geschlechtslos gemachte
neugeborene B10.A(4R)-Mäuse
im Alter von 12 bis 24 Stunden wurden als Spender für Herztransplantate
verwendet.
-
Männliche
C57BL/10-Mäuse
(Allotransplantat) (Sprague Dawley, Indianapolis, IN) und männliche B10.A(4R)-Mäuse (Isotransplantat)
wurden als Empfänger
verwendet. Der Spenderstamm ist mit dem Empfängerstamm an einem Klasse I-Locus
und einem Klasse II-Locus unverträglich (B10.A(4R)-H-2 KkAk, C57BL10-H-2 KbAb).
-
Behandlungen:
Experimentelle Diäten
(S. Yang et al., (1993), a. a. O.), die kein Vitamin D enthielten, wurden
hergestellt und für
die Versuchsdauer alle 2 bis 3 Tage ausgetauscht. Gruppen von 9–10 Empfängern erhielten
die experimentelle Diät
allein, die experimentelle Diät
plus eine intraperitoneale Injektion von Cyclosporin A (25 mg/kg/Tag)
oder die experimentelle Diät,
die 50 ng 1,25-(OH)2D3 pro
Maus pro Tag ergab. Mit der Fütterung
dieser Diäten
wurde 1 Woche vor der Transplantation oder Infektion begonnen. Die
gewählte
Dosis von Cyclosporin A beruhte auf den Berichten von anderen Autoren
(G. Babany et al., (1987), a. a. O.). Eine Dosis von 2,5 mg/kg/Tag
war zu nieder, um bei unseren Experimenten das Überleben des Transplantats
zu verlängern.
Die experimentellen Diäten
enthielten normale Mengen an Calcium (0,6%).
-
Transplantationen:
Es wurde das Verfahren von Babany et al. (G. Babany et al., (1987),
a. a. O.) herangezogen. Empfängermäuse wurden
mit Etomidat (28 mg/kg intraperitoneal) betäubt. Das Spenderherz wurde
sorgfältig
herausgeschnitten und ohne Entfernung des Atriums in zwei Teile
aufgeteilt. Die Ohren der Empfänger
wurden mit Alkohol gereinigt. Ein Schlitz von 2 mm wurde angebracht,
um eine Tasche zu bilden, in die das Spenderherz eingesetzt wurde.
Anschließend
wurden überschüssige Flüssigkeit
und etwaige Luft sorgfältig
entfernt. Ein 16 gauge-Kunststoff-Angiokatheter
wurde zum Einsetzen des halben Herzens in die Ohrtasche verwendet.
-
Bewertung
der Transplantat-Lebensfähigkeit:
Die Herztransplantate wurden täglich
mit mikrochirurgischen Vergrößerungsgläsern (3 ×) von einem
technischen Assistenten, der über
die Behandlung nicht Bescheid wusste, betrachtet. Die Mäuse wurden
für diese
Beobachtungen nicht betäubt.
Besonders sorgfältig wurden
bei der Bewertung das Einsetzen und Nachlassen einer Kontraktionsaktivität berücksichtigt,
um eine falsche Bewertung eines Transplantats zu vermeiden. Nach
4 aufeinanderfolgenden Tagen, an denen keine Kontraktionen beobachtet
wurden, wurden die Tiere getötet,
gewogen und einer Blutentnahme für
die Analyse von Calcium im Serum unterzogen.
-
Datenanalyse:
Die Erfolgsrate für
jede Gruppe von Mäusen
wurde als Verhältnis
der Gesamtzahl der Empfänger
mit kontrahierenden Herztransplantaten zur Gesamtzahl in der Gruppe
angegeben.
-
Messung
der Knochenasche: Oberschenkelknochen wurden von den transplantieren
Mäusen
entnommen, nachdem sämtliche
Mäuse die
Spenderherzen abgestoßen
hatten und durch Ersticken mit CO2 getötet worden
waren. Die Mäuse
waren 4 bis 8 Wochen mit Cyclosporin oder 1,25-(OH)2D3 behandelt worden. Die Oberschenkelknochen
wurden entnommen, von anhaftendem Gewebe befreit, zur Identifizierung
markiert und 24 Stunden in 100% Ethanol getaucht. Die Flüssigkeitsniveaus
wurden in periodischen Abständen
eingestellt, um die Proben vollständig eingetaucht zu halten.
Sodann wurden die Oberschenkelknochen entfernt und weitere 24 Stunden
in Chloroform getaucht. Anschließend wurden die Oberschenkelknochen
in austarierte Schmelztiegel gebracht und 12 oder mehr Stunden bei
100°C getrocknet.
Sodann wurden die Schmelztiegel und die Oberschenkelknochen in einem
Exsikkator getrocknet, gewogen und 24 Stunden in einem Muffelofen bei
600°C verascht.
Nach Abkühlen
des Ofens und der Proben wurden die Proben erneut 12 Stunden in
einen Ofen von 100°C
gestellt und sodann getrocknet. Anschließend wurden die veraschten
Oberschenkelknochen gewogen.
-
In
Tabelle 1 sind die Befunde zusammengestellt. Cyclosporin in niedriger
Dosis (2,5 mg) verursachte eine geringfügige Abnahme des gesamten Knochenaschegehalts.
Die hohe Dosis (25 mg) von Cyclosporin, die für eine Verlängerung der Überlebenszeit
des Transplantats erforderlich war, verringerte in signifikanter Weise
den Gesamtaschewert des Knochens. Andererseits verursachten Behandlungen
mit 1,25-(OH)2D3 nicht nur
keine Verringerung des Aschegehalts des Knochens, sondern erhöhten sowohl
den gesamten als auch den prozentualen Aschegehalt des Knochens.
Wir ziehen daraus den Schluss, dass eine Behandlung mit Cyclosporin,
die die Transplantatabstoßung
verzögert
(25 mg/kg), einen Knochenverlust herbeiführt, während eine Behandlung mit 1,25-(OH)2D3, die die Überlebenszeit
des Transplantats verlängert
(50 ng/Tag) tatsächlich den
gesamten und den prozentualen Aschegehalt des Knochens erhöht.
-