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Hintergrund
der Erfindung
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Systemischer
Lupus erythematosus (SLE) ist eine systemische Autoimmunkrankheit
unter potentieller direkter Beteiligung von zahlreichen Organsystemen
(vergl. den Übersichtsartikel
von B. L. Kotzin, Cell, Bd. 85 (1996), S. 303–306). Zu den klinischen Manifestationen
von SLE gehören
Hautausschläge
und Gelenkschmerzen sowie eine schwere und progressive Affektion
der Nieren. SLE-Patienten weisen typischerweise erhöhte Serumspiegel
an Antikörpern
gegen nukleare Bestandteile (d. h. antinukleare Antikörper) auf.
Zur Studie der Krankheit setzen die Forschungsgruppen mehrere Tiermodelle
ein, einschließlich
das F1-Hybrid von New Zealand Black-Mäusen (NZB) und New Zealand
White-Mäusen
(NZW), MRL-Mäuse,
die in Bezug auf das Lymphoproliferationsgen (lpr-Gen) homozygot
sind, und BXSB-Mäuse,
die das krankheitsbeschleunigende Yaa-Gen auf dem Y-Chromosom tragen.
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Hauptziele
der von SLE-Patienten erzeugten Autoantikörper umfassen Protein-Nucleinsäurekomplexe,
wie Chromatin, die kleinen nuklearen U1- und Sm-Ribonucleoprotein-Teilchen (snRNP)
und die Ro/SSA- und La/SSB-RNP-Komplexe
(Tan, 1989; Cotson und Odell, 1995). Autoantikörper gegen Phospholipide und Zelloberflächenmoleküle werden
ebenfalls nachgewiesen.
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Ein
Großteil
von Patienten mit SLE weisen Symptome von Niereninsuffizienz auf.
Zu klinischen Erscheinungen gehören
typischerweise asymptomatische Hämaturie
oder Proteinurie, akute nephritische oder nephrotische Syndrome,
rasch zunehmende Glomerulonephritis und chronische Niereninsuffizienz
(vergl. Austin und Balow, Seminars in Nephrology, Bd. 19 (1) (1999),
S. 2–11).
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Die
derzeitigen Behandlungen richten sich gegen Lupus-Nephritis, obgleich
die gebräuchlichen
therapeutischen Behandlungsmaßnahmen
potentiell toxisch sind und sich bei einigen Hochrisikopatienten
als unwirksam erweisen können.
Typischerweise werden starke immunosuppressive Behandlungen verschrieben. Für schwere
SLE-Fälle
werden Immunosuppressiva, wie chemotherapeutische Mittel und Cyclosporin,
verwendet. Zu weiteren Behandlungen gehören eine Behandlung mit Corticosteroiden
und zytotoxischen Arzneistoffen. Alternative Therapien umfassen
eine Behandlung mit Cyclophosphamid und Prednison. Zu Nebenwirkungen
einer Langzeitanwendung von Prednison gehören die Entstehung von hohem
Blutdruck, Diabetes und Osteoporose.
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Derzeit
suchen zahlreiche pharmazeutische Firmen nach alternativen Therapien.
Die Fa. La Jolla Pharmaceutical Company (La Jolla, Kalifornien)
führt Phase
II/III-Studien mit LJP394-Toleragen durch, das so konzipiert ist,
dass es auf B-Zellen abzielt, die anti-doppelsträngige DNA-Antikörper aufweisen,
die an Nierenschädigungen
beteiligt sind. Genelabs Technologies, Inc. führt eine Phase III-Studie mit
DHEA, einem natürlich auftretenden
Androgen, mit dem Ziel einer Besserung der gesamten Krankheit durch.
Zu weiteren therapeutischen Arzneistoffen gehören IDEC-131, ein humanisierter,
monoklonaler Antikörper,
der auf CD40 an Helfer T-Zellen abzielt (Idec Pharmaceuticals Corp.,
San Diego, Kalifornien) und ein 5G1.1-C5-Komplement-Inhibitor (Alexion
Pharmaceuticals, New Haven, Connecticut).
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Lemire,
et al., Autoimmunity, Bd. 12 (2) (1992), S. 143–148, beschreiben die Abschwächung bestimmter
Symptome von experimentellem murinem Lupus bei MRL/I-Mäusen durch
1,25-Dihydroxyvitamin D3.
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1,25(OH)2D3 und Analoge
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Die
1α-hydroxylierten
Metaboliten von Vitamin D (von besonderer Bedeutung sind 1α,25-Dihydroxyvitamin
D3 und 1α,25-Dihydroxyvitamin
D2) sind als hochwirksame Regulatoren der
Calcium-Homeostase bei Tieren und Menschen bekannt. Neuerdings wurde
auch ihre Aktivität
bei der zellulären
Differenzierung festgestellt. Infolgedessen wurden zahlreiche strukturelle
Analoge dieser Metaboliten, z. B. Verbindungen mit verschiedenen
Seitenkettenstrukturen, verschiedenen Hydroxylierungsmustern oder
verschiedener Stereochemie, hergestellt und getestet. Wichtige Beispiele
für derartige
Analoge sind 1α-Hydroxyvitamin
D3, 1α-Hydroxyvitamin
D2, verschiedene, in der Seitenkette fluorierte
Derivate von 1α,25-Dihydroxyvitamin
D3 und Analoge mit homologisierten Seitenketten.
Mehrere dieser bekannten Verbindungen weisen eine starke in vivo-
oder in vitro-Aktivität
auf und besitzen vorteilhafte Aktivitätsprofile und werden somit
bei der Behandlung einer Vielzahl von Krankheiten verwendet oder
dafür vorgeschlagen,
z. B. bei renaler Osteodystrophie, Vitamin D-resistenter Rachitis,
Osteoporose, Psoriasis, multipler Sklerose, Arthritis und bestimmten
malignen Zuständen.
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1,25-Dihydroxyvitamin
D3 als ein Immunomodulator
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Der
erste Hinweis, dass Vitamin D möglicherweise
die Immunität
moduliert, bestand in der Feststellung, dass periphere Blutmonozyten
und aktivierte T-Lymphozytens 1,25-Dihydroxyvitamin D3-Rezeptoren
aufweisen (Übersichtsartikel
von S. C. Manolagas et al., Mol. and Cell. Endocrin., Bd. 43 (1985),
S. 113–122). Trotz
zahlreicher Untersuchungen bleibt die immunomodulatorische Aktivität von 1,25-Dihydroxyvitamin
D3 weitgehend undefiniert und häufig widersprüchlich (Übersichtsartikel
von S. C. Manolagas et al., a.a.O. (1985); W. F. C. Rigby, Today,
Bd. 9 (1988), S. 54–57;
und J. M. Lemire et al., J. Nutr., Bd. 125 (1995), S. 1704S–1708S).
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Die
Wirkung von 1,25-Dihydroxyvitamin D3 auf
humane, periphere, mononukleare Blutzellen (PBMC) wurde in vitro
eingehend untersucht. Diese in vitro-Experimente zeigten, dass das
Hormon die mitogenstimulierte Proliferation der PBMC hemmte (J.
M. Lemire et al., J. Clin. Invest., Bd. 74 (1984), S. 657–661; W.
F. C. Rigby et al., J. Clin. Invest., Bd. 74 (1984), S. 1451–1455),
und zwar durch Verringerung der IL-2-Erzeugung (J. M. Lemire et
al., J. Immunol., Bd. 134 (1985), S. 3032; S. Iho et al., Immunol.
Let., Bd. 11 (1985), S. 331–336;
S. C. Manolagas et al., J. Clin. Endocrinol. Met., Bd. 63 (1986),
S. 394) auf dem Niveau der Gentranskription (I. Alroy et al., Mol.
Cell. Biol., Bd. 15 (1995), S. 5789–5799). Im Gegensatz dazu berichteten
Bhalla et al. (A. K. Bhalla et al., J. Immunol., Bd. 133 (1989),
S. 1748–1754),
dass das Hormon die mitogenstimulierte Mäusemilz- und Thymus-Zellproliferation
nicht hemmte, obgleich es die antigenstimulierte Proliferation dieser Zellen
hemmte. Lacey et al. (D. L. Lacey et al., J. Immunol., Bd. 138 (1987),
S. 1680–1686)
berichteten, dass das Hormon tatsächlich die mitogeninduzierte
Proliferation von klonierten Mäuse
T-Zellen stimulierte. Es gibt keine Studien, die sich direkt mit
der Wirkung des Hormons auf die T-Lymphozyten-Differenzierung und die
in vivo-Funktionsweise befassten.
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Unvereinbare
Ergebnisse wurden bezüglich
der in vitro-Synthese von T-Lymphozyten-IFN-γ berichtet. Rigby et al. (W.
F. C. Rigby et al., J. Clin. Invest., Bd. 79 (1987), S. 1659–1664) und
Reichel et al. (H. Reichel et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Bd.
84 (1987), S. 3387–3389)
zeigten, dass 1,25-Dihydroxyvitamin D3 die IFN-γ-Synthese
in mitogenstimulierten PBMCs verringerte. Jedoch berichteten Muller
et al. (K. Muller et al., Immunol. Let., Bd. 35 (1993), S. 177–182), dass
das Hormon keinen Einfluss auf die IFN-γ-Synthese in humanen T-Zelllinien
hatte. Das Hormon hemmte die zytotoxische T-Lymphozyten-Entwicklung,
zeigte aber keine zytotoxische Funktion (F. Merino et al., Cell.
Immunol., Bd. 118 (1989), S. 328–336).
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Es
besteht eine Kontroverse über
die in vitro-Wirkung von 1,25-Dihydroxyvitamin
D3 auf Monozyten-Makrophagen-Zellen. 1,25-Dihydroxyvitamin
D3 verstärkte
die Differenzierung von Myeloid-Leukämie-Zellen zum Makrophagen-Phänotyp (S.
C. Manolagas et al., a.a.O. (1985)). Es erhöhte auch die Monozyten/Makrophagen-Erzeugung
von M-CSF, TNF-α und
Prostaglandin E2, verringerte aber die IL-12-Synthese (J. M. Lemire
et al., FASEB J., Bd. 8 (1994), A745 (abs)). Das Hormon verringerte
die kostimulatorische Makrophagen-Funktion in Bezug auf die T-Zellproliferation
(W. F. C. Rigby und M. G. Waugh, Arthritis Rheum., Bd. 35 (1992),
S. 110–119).
Bezüglich
der Einflüsse
von 1,25-Dihydroxyvitamin D3 auf die in
vitro-Synthese von IL-1 gibt es unvereinbare Ergebnisse. Das Hormon
verringerte gemäß einigen
Berichten die IL-1-Synthese (S. Iho et al., a.a.O. (1985); C. S.
Tsoukas et al., J. Clin. Endocrinol. Metab., Bd. 69 (1989), S. 127–133) und
erhöhte gemäß anderen
Berichten die IL-1-Synthese
(E. P. Amento, J. Clin. Invest., Bd. 73 (1987), S. 731–739; A.
K. Bhalla et al., Immunol., Bd. 72 (1991), S. 61–64; D. L. Fagan et al., Mol.
Endocrinol., Bd. 5 (1991), S. 179–186). Gleichermaßen berichteten
einige Forschungsgruppen, dass 1,25-Dihydroxyvitamin D3 die
in vitro-Expression von
Klasse II-Protein verstärkte
(P. A. Morel et al., J. Immunol., Bd. 136 (1986), S. 2181–2186),
während
andere Autoren berichteten, dass es die Expression von Klasse II-Protein
verringerte (E. P. Amento, a.a.O. (1987); M. N. Carrington et al.,
J. Immunol., Bd. 140 (1988), S. 4013–4018; W. F. C. Rigby et al.,
Blood, Bd. 76 (1990), S. 189–197).
Zusammen ergeben diese Befunde keine klare und übereinstimmende Ansicht, wie 1,25-Dihydroxyvitamin
D3 möglicherweise
die Makrophagenfunktion modifiziert. Es gibt keine Studien, die
sich direkt mit der Wirkung des Hormons auf die Monozyten/Makrophagen-Differenzierung
und die in vivo-Funktion befassen.
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Ferner
gibt es eine Kontroverse über
die Wirkung von 1,25-Dihydroxyvitamin
D3 auf B-Lymphozyten (Übersichtsartikel von W. F.
C. Rigby, a.a.O. (1988)). Lemire et al. (J. M. Lemire et al., a.a.O.
(1984)) berichteten, dass das Hormon die mitogenstimulierte IgG-
und IgM-Synthese durch humane, periphere, mononukleare Blutzellen
stimulierte. Suppressive und verstärkende Wirkungen von 1,25-Dihydroxyvitamin
D3 auf die mitogenstimulierte B-Zellproliferation
und auf die in vitro-Antikörper-Synthese wurden gezeigt.
In einigen Studien wurde berichtet, dass 1,25-Dihydroxyvitamin D3 in
vivo die Antikörper-Synthese
verstärkt
(J. Abe et al., Endocrinology, Bd. 124 (1989), S. 2645–2647; T.
K. Ross et al., Vitamins Hormones, Bd. 49 (1994), S. 281–326; R. A.
Daynes et al., Infec. Immun., Bd. 64 (1996), S. 1100–1109),
während
in anderen Studien berichtet wurde, dass es diese Synthese hemmte
(J. M. Lemire et al., a.a.O. (1995)).
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Kurze zusammenfassende
Darstellung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung einer Vitamin D-Verbindung, die aus
1,25-Dihydroxyvitamin D3, 19-Nor-1,25-dihydroxyvitamin
D2, 19-Nor-21-epi-1,25-dihydroxyvitamin
D3, 1,25-Dihydroxy-24-homo-22-dehydro-22E-vitamin
D3 und 19-Nor-1,25-dihydroxy-24-homo-22-dihydro-22E-vitamin
D3 ausgewählt ist, bei der Herstellung
eines Medikaments zur oralen Verabreichung zum Reduzieren oder Eliminieren von
Proteinurie und/oder zum Reduzieren oder Eliminieren geschwollener
Lymphknoten bei einem SLE-Patienten oder zum Verhindern von SLE-Symptomen
bei einem Individuum, das für
SLE anfällig
ist, wobei das Niveau der Calciumaufnahme des Patienten oder des
Individuums wenigstens 800 mg/Tag/72,6 kg (160 lb)-Patient beträgt.
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(Mit "SLE-Symptomen" bezieht sich die
Anmelderin auf die Schwellung von Lymphknoten und auf Proteinurie,
die für
SLE charakteristisch sind.) Das Medikament kann in einem Verfahren
eingesetzt werden, das die Auswahl eines SLE-Patienten und die Verabreichung
einer ausreichenden Menge des Vitamin D-Analogen an den Patienten,
so dass die SLE-Symptome verringert werden, umfasst. Vorzugsweise
zeigt der Patient eine Verringerung der Proteinurie-Spiegel auf
weniger als 100 mg/dl. Vorzugsweise ist der Patient auch auf eine Calcium
enthaltende Diät
eingestellt, wobei die Calciumaufnahme des Patienten mindestens
800 mg/Tag/72,6 kg (160 lb) Calcium beträgt. Ein bevorzugter Bereich
beträgt
800 mg/Tag bis 1,5 g/Tag/72,6 kg (160 lb)-Patient. Bei einer bevorzugten
Ausführungsform
der Erfindung handelt es sich bei der Verbindung um 1,25(OH)2D3.
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Eine
bevorzugte Dosis der Vitamin D-Verbindung für die vorliegende Erfindung
ist die maximale Dosis, die für
einen Patienten verträglich
ist und nicht zur Entwicklung von Hyperkalzämie führt.
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Wenn
es sich bei der Vitamin D-Verbindung nicht um eine 1α-Hydroxyverbindung
handelt, beträgt
eine besonders vorteilhafte tägliche
Dosis der Vitamin D-Verbindung 5,0 bis 50 μg pro Tag pro Patient mit 72,6
kg (160 lb). Wenn es sich bei der Vitamin D-Verbindung um eine 1α-Hydroxyverbindung
handelt, beträgt
die bevorzugte Dosis der Verbindung 0,5 bis 25 μg pro Tag pro Patienten mit
72,6 kg (160 lb). Bei dieser Ausführungsform der Erfindung kann
die Menge des verabreichten 1,25(OH)2D3 mit 1,5 μg
pro kg pro Tag pro Patient mit 72,6 kg (160 lb) hoch sein. Eine
bevorzugte Dosis beträgt
0,5 bis 5,0 μg
pro Tag pro Patient mit 72,6 kg (160 lb).
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Es
stellt einen Vorteil der vorliegenden Erfindung dar, dass das Verfahren
die SLE-Symptome in Bezug auf Proteinurie und Lymphknotenschwellung
verringert.
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Ein
weiterer Vorteil der vorliegenden Erfindung besteht darin, dass
das Verfahren das Einsetzen der SLE-Symptome verringert.
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Ein
weiterer Vorteil der vorliegenden Erfindung besteht darin, dass
die Vitamin D-Verbindung oral verabreicht wird.
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Ein
weiterer Vorteil der vorliegenden Erfindung besteht darin, dass
empfindliche Individuen prophylaktisch behandelt werden können, um
die Entwicklung von SLE zu verhindern.
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Ein
weiterer Vorteil der vorliegenden Erfindung besteht darin, dass
kein Knochenverlust als Nebenwirkung der Behandlung eintritt.
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Weitere
Vorteile und Merkmale der vorliegenden Erfindung ergeben sich beim
Studium der Beschreibung, der Ansprüche und der Zeichnungen.
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Kurze Beschreibung der
verschiedenen Darstellungen in den Zeichnungen
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1 ist
ein Diagramm, bei dem die Schwere von Proteinurie bei Kontrollmäusen und
mit 1,25(OH)2D3 behandelten
MRL/MPJ-Mäusen
gegen das Alter der Mäuse
aufgetragen ist. Das Diagramm zeigt den prozentualen Anteil von
Mäusen
mit Proteinurie-Werten von 100 mg/dl und mehr.
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2 ist
ein Diagramm, bei dem die SLE-Schwere von Kontrollmäusen und
mit 1,25-(OH)2D3 behandelten
MRL/MPJ-Mäusen
gegen das Alter der Mäuse
aufgetragen ist. Die Schwere der MRL/MPJ-Symptome ist dargestellt.
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3A und
B sind Diagramme, bei denen die Proteinurie von Mäusen mit
einer 0,02%-Calciumdiät (3A)
und die durchschnittliche Symptombewertung (3B) bei
Lupus-Mäusen
mit einer 0,02%-Calciumdiät
dargestellt sind.
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Ausführliche
Beschreibung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung stellt die Verwendung einer Vitamin D-Verbindung bereit,
die aus 1,25-Dihydroxyvitamin D3, 19-Nor-1,25-dihydroxyvitamin
D2, 19-Nor-21-epi-1,25-dihydroxyvitamin
D3, 1,25-Dihydroxy-24-homo-22-dehydro-22E-vitamin
D3 und 19-Nor-1,25-dihydroxy-24-homo-22-dihydro-22E-vitamin
D3 ausgewählt ist, bei der Herstellung
eines Medikaments zur oralen Verabreichung zum Reduzieren oder Eliminieren von
Proteinurie und/oder zum Reduzieren oder Eliminieren geschwollener Lymphknoten
bei einem SLE-Patienten oder zum Verhindern von SLE-Symptomen bei
einem Individuum, das für
SLE anfällig
ist, wobei das Niveau der Calciumaufnahme des Patienten oder des
Individuums wenigstens 800 mg/Tag/72,6 kg (160 lb)-Patient beträgt.
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Das
Medikament kann bei einem Verfahren verwendet werden, das die Auswahl
eines SLE-Patienten und die Verabreichung einer ausreichenden Menge
des Vitamin D-Analogen an den Patienten, so dass die SLE-Symptome
verringert werden, umfasst. Bei einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung ist der Patient auf eine Calciumaufnahme von mindestens
800 mg/Tag/72,6 kg (160 lb) eingestellt.
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Es
besteht die Möglichkeit,
eine als Kandidat in Frage kommende Vitamin D-Verbindung bezüglich ihrer
Eignung für
die vorliegende Erfindung zu bewerten. Die als Kandidat in Frage
kommende Verbindung soll zunächst
einem anfänglichen
Mäusemodell-Screeningverfahren
unterzogen werden, wie es beispielsweise in den folgenden Beispielen
für 1,25-(OH)2D3 beschrieben ist. Eine erfolgreiche Verbindung
verringert die SLE-Symptome
der Lymphknotenschwellung und der Proteinurie bei MRL/MPJ-Mäusen, vorzugsweise in dem Ausmaß, wie es
in den Beispielen für
1,25-(OH)2D3 gezeigt wird.
Jedoch wird eine erfolgreiche Verbindung allgemein als eine Verbindung
beschrieben, die SLE-Symptome verringert.
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Vorzugsweise
soll die Verbindung eine signifikante Verringerung der Proteinurie
bewirken. Vorzugsweise zeigt die behandelte Maus eine Verringerung
der Proteinurie-Spiegel auf weniger als 100 mg/dl. Vorzugsweise
beträgt
der prozentuale Anteil der Proteinurie bei behandelten Mäusen weniger
als 50% des Werts der Kontrolle. Insbesondere beträgt der Proteinurie-Spiegel
weniger als 10% des Werts der Kontrolle. Für eine solche Verbindung lässt sich
dann die Vorhersage machen, dass sie auch bei humanen Patienten
erfolgreich ist.
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Eine
bevorzugte Dosis der Vitamin D-Verbindung ist die maximale Dosis,
die für
einen Patienten verträglich
ist und die nicht zur Entwicklung von Hyperkalzämie führt.
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Wenn
es sich bei der Vitamin D-Verbindung nicht um eine 1α-Hydroxyverbindung
handelt, liegt eine besonders vorteilhafte Tagesdosis der Vitamin
D-Verbindung im Bereich von 5.0 bis 50 μg pro Tag pro Patient mit 72,6
kg (160 lb).
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Wenn
es sich bei der Vitamin D-Verbindung um eine 1α-Hydroxyverbindung handelt, beträgt die bevorzugte
Dosis 0,5 bis 25 μg
pro Tag pro Patient mit 72,6 kg (160 lb). In dieser Ausführungsform
der Erfindung kann die verabreichte Menge an 1,25-(OH)2D3 mit 1,5 μg
pro Tag pro Patient mit 72,6 kg (160 lb) hoch sein. Eine bevorzugte
Dosis beträgt
0,5 bis 1,5 μg
pro Tag pro Patient mit 72,6 kg (160 lb).
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1,25-Dihydroxyvitamin
D3 (1,25-(OH)2D3) wird derzeit in einer Menge von 0,5 μg/Tag pro
Patient mit 72,6 kg (160 lb) verabreicht, und zwar üblicherweise
in zwei Viertel-Mikrogramm-Kapseln morgens und abends für die Behandlung
von Osteoporose oder renaler Osteodystrophie. Diätetisches Calcium soll in der
Größenordnung
von 800 mg bis 1,5 g/Tag liegen. Unsere nachstehend in den Beispielen
wiedergegebenen Ergebnisse zeigen, dass eine Behandlung mit 1,25-(OH)2D3 nicht wirksam
ist, wenn Diäten
mit geringem Calciumgehalt (unter 500 mg/Tag pro Patient mit 72,6
kg (160 lb) eingesetzt werden.
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Daher
beträgt
die maximale bevorzugte Dosis an 1,25-(OH)2D3 offensichtlich 0,5 bis 0,75 μg/Tag. Weniger
wirksame 1α-Hydroxyvitamin
D-Verbindungen können in
sicherer Weise in höheren
Dosen verabreicht werden. Beispielsweise erfolgt in Japan die Behandlung
von Osteoporose mit 1,25-(OH)2D3 in
einer Dosis von 0,5 bis 1,0 μg/Tag.
Entsprechendes gilt für
andere Länder,
wie Italien, wo 1 μg/Tag
1,25-(OH)2D3 in
erfolgreicher Weise von Dr. Caniggia verabreicht worden ist (A.
Caniggia et al., Metabolism, Bd. 39 (1990), S. 43–49). Wir
ziehen auch eine geringere prophylaktische Dosis einer Vitamin D-Verbindung
bei anfälligen
Personen in Betracht.
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Wir
vertreten die Auffassung, dass für
die Behandlung einer vorhandenen SLE-Krankheit eine höhere Dosis
von 1,25-(OH)2D3 besonders
hilfreich ist.
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Ein
bevorzugtes Behandlungsschema ist nachstehend angegeben: Erhöhung der
Calciumaufnahme des Patienten auf mindestens 800 mg/Tag, möglicherweise
durch ergänzende
Calciumgaben und Erhöhung des
Verbrauchs an Molkereiprodukten. Unter diesen Umständen kann
die Dosis an 1,25-(OH)2D3 in sicherer Weise
auf 1,5 μg
erhöht
werden, wenn die Verabreichung abends erfolgt.
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Ein
bevorzugter Behandlungsmodus ist eine tägliche orale Verabreichung,
vorzugsweise mit einer Zubereitung mit langsamer Wirkstofffreisetzung
oder mit einer langsam freigesetzten Verbindung. Die Anmelderin zieht
es insbesondere in Betracht, dass eine möglichst kontinuierliche Dosierung
der Vitamin D-Verbindung bezüglich
der Verringerung der SLE-Krankheitssymptome von Vorteil ist.
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Die
bevorzugte Behandlungsart mit 1α-Hydroxyverbindungen
besteht in der Verabreichung von 0,5 bis 0,75 μg/Tag der Verbindung. Ein bevorzugtes
Verfahren besteht in der Verabreichung von 0,75 bis 1 μg/Tag um
10 Uhr abends oder vor dem Zubettgehen. Ein besonders bevorzugtes
Verfahren besteht sowohl in der Erhöhung der Aufnahme von diätetischem
Calcium auf mindestens 800 mg/Tag und in der Verabreichung von 0,75
bis 1,5 μg/Tag
der Verbindung um 10 Uhr abends.
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Eine
bevorzugte Behandlungsart für
Nicht-1α-Hydroxyverbindungen
besteht in der Verabreichung unter diätetischen Umständen, bei
denen der Patient mindestens 800 mg/Tag Calcium aufnimmt. In diesem
Fall könnte
die Behandlungsdosis auf 50 μg/Tag
pro Patient mit 72,6 kg (160 lb) erhöht werden.
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Eine
optimale Behandlungsdosis wird nach Beobachtung der Verringerung
der Symptome des Patienten als eine Funktion der verabreichten Menge
der Vitamin D-Verbindung festgelegt.
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Unter "SLE-Symptomen" verstehen wir Krankheitssymptome,
die durch erhöhte
Proteinurie-Spiegel und Lymphknotenschwellungen charakterisiert
sind.
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Unter
einer "Verringerung
von SLE-Symptomen" verstehen
wir, dass der Proteinurie-Spiegel des Patienten weniger als 50%
des Werts von unbehandelten SLE-Patienten beträgt. Vorzugsweise beträgt der Proteinurie-Spiegel
weniger als 10% des Werts von unbehandelten SLE-Patienten.
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Die
Erfindung eignet sich auch zur Verzögerung oder Verhinderung des
Einsetzens von SLE bei empfindlichen Individuen.
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SLE
ist eine multigenetische Krankheit. Es ist wenig darüber bekannt,
welche Gene die Empfindlichkeit für diese Krankheit steuern.
Es ist aber bekannt, dass Verwandte 1. Grads (Kinder, Eltern, Geschwister) ein
5%-Risiko zur Entwicklung von SLE aufweisen, verglichen mit nur
0,001% bei der allgemeinen Bevölkerung.
Wenn ein Zwilling SLE aufweist, besteht beim anderen Zwilling eine
11- bis 96%ige Wahrscheinlichkeit, dass er diese Krankheit bekommt.
Wir ziehen es in Betracht, dass Verwandte 1. Grads von SLE-Patienten
eine mutmaßliche
Gruppe von empfindlichen Individuen darstellt, die Nutzen aus einer
prophylaktischen Behandlung ziehen können. Wenn in der Zukunft genetische
Marker verfügbar
werden, kann man durch ein Screening weitere empfindliche Individuen
auffinden. Ferner ist es bekannt, dass mehr als 85% von SLE-Patienten weiblich
sind (vergl. Cooper, Arthritis and Rheumatism, Bd. 41 (10) (1998),
S. 1714–1724.
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Die
nachstehenden Experimente belegen eine Verringerung oder Beseitigung
von SLE-Symptomen bei Modellmäusen.
Wir sehen eine ähnlich
gelagerte Verringerung von Symptomen bei humanen Patienten voraus.
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Es
stellt einen Vorteil der vorliegenden Erfindung dar, dass kein Knochenverlust
als Nebenwirkung auftritt, wie es bei anderen Behandlungen der Fall
ist; vergl. beispielsweise S. Trapani et al., Rheumatol. Int., Bd. 18
(1988), S. 45–49;
und Y. Kipen et al., J. Rheumatol., Bd. 26 (1999), S. 310–317.
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Beispiele
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Der
nachstehende experimentelle Nachweis belegt, dass 1,25-(OH)2D3 SLE-Symptome
bei Mäusen mit
einer 0,87%-Calciumdiät
verhinderte oder verlangsamte, jedoch diese Symptome bei Mäusen mit
einer 0,02%-Calciumdiät nicht
hemmte.
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A. 0,87%-Calciumdiät
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MRL-Mäuse stellen
das Modell für
die humane Lupus-Krankheit dar; vergl. Brians et al., J. Exp. Med., Bd.
148 (1978), S. 1198–1215,
und P. L. Cohen und R. A. Eisenburg, Annu. Rev. Immunol., Bd. 9
(1991), S. 243–269.
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Wenn
die MRL-Mäuse
bei dieser Studie ein Alter von 4 Wochen erreicht hatten, wurde
bei ihnen mit einer der drei experimentellen Diäten begonnen. Sämtliche
Mäuse erhielten
die experimentelle Diät,
die 0,87% Ca enthielt. Die Kontrollmäuse erhielten die experimentelle
Diät ohne
1,25-(OH)2D3; eine
Gruppe von 7 Mäusen
wurde mit der experimentellen Diät
mit 50 ng/Maus/Tag 1,25-(OH)2D3 gefüttert; und
eine weitere Gruppe von 8 Mäusen
wurde mit der experimentellen Diät
mit 200 ng/Maus/Tag 1,25-(OH)2D3 gefüttert. Die
Mäuse wurden
wöchentlich
auf physische Symptome geprüft.
Bei den MRL-Mäusen
mit der Kontrollfütterung
entwickelten sich Symptome der SLE-Krankheit spontan nach 5 Wochen.
Die Symptome wurden mit einer Skala von 0,5 bis 3 bewertet: 0,5
= kleine Geschwüre;
1: geschwollene Lymphknoten unter den Vorderbeinen; 2: geschwollene
Lymphknoten unter den Vorderbeinen und am Hals; 3: geschwollene
Lymphknoten unter den Vorderbeinen, am Hals und unter den Hinterbeinen
(Bewertung der Schwere in der Tabelle).
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Die
Proteinurie-Spiegel wurden wöchentlich
geprüft,
erstmals im Alter von 16 Wochen.
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Im
Alter von 10 Wochen entwickelten die Tiere mit einer Dosis von 200
ng 1,25-(OH)2D3 allmählich Symptome
von Hyperkalzämie.
Die Diät
wurde sodann durch die entsprechende Diät mit einem Dosierungsniveau
von 100 ng/Maus/Tag ersetzt.
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Die
ersten physischen Symptome der Lupus-Krankheit entwickelten sich
bei zwei weiblichen, mit dem Kontrollfutter gefütterten Mäusen allmählich im Alter von 14 Wochen.
Keine der mit 1,25-(OH)2D3 behandelten Mäuse zeigte
zu diesem Zeitpunkt Symptome. Im Alter von 17 Wochen starben die
ersten Kontrollmäuse.
Ihre Proteinurie-Spiegel waren über
300 mg/dl erhöht.
(Normale Proteinurie-Spiegel betragen 30 mg/dl oder weniger.) Zu
diesem Zeitpunkt starben die ersten 1,25-behandelten Tiere an Hyperkalzämie, wie
wir vermuten. Die 1 und 2 zeigen
die Ergebnisse dieser Experimente. In 1 ist der
prozentuale Anteil von Mäusen mit
erhöhter
Proteinurie dem Alter der Mäuse
gegenübergestellt.
In 2 ist die Schwere der SLE-Symptome dem Alter der
Mäuse gegenübergestellt.
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Die
Calciumwerte im Serum wurden gemessen. Es wurden Werte von 8 mg%
Ca für
die Kontrollen und von 12 mg% Ca sowohl für die mit 50 ng als auch für die mit
100 ng behandelten Gruppen festgestellt. Die 1,25-(OH)2D3-Behandlungsdiät wurde
im Alter von 17 Wochen abgesetzt und sämtliche Mäuse erhielten die 0,87%-Calcium-Kontrolldiät für den Rest
der Versuchsdauer. Die Ergebnisse des vorstehend beschriebenen Experiments
sind in den nachstehenden Tabellen 1 und 2 aufgeführt. Tabelle
1 zeigt, dass keine der mit 1,25(OH)2D3 behandelten Mäuse Proteinurie von 100 mg/dl
oder mehr entwickelte. Tabelle 2 zeigt, dass die Bewertungen für die Schwere
der Krankheit bei den behandelten Mäusen wesentlich geringer als
bei den Kontrolltieren war.
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B. Gruppe mit 0,02%-Calciumdiät
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MRL/MPJ-Fas<lpr>Mäuse wurden mit einer Futterdiät aufgezogen.
Im Alter von 5–6
Wochen wurden 13 Mäuse
auf eine gereinigte Diät
mit einem Gehalt an 0,02% Calcium umgestellt und 14 Mäuse wurden
auf eine Diät
mit einem Gehalt an 0,02% Calcium mit 100 ng 1,25-(OH)2D3 pro Maus/Tag gesetzt. Die Mäuse wurden
wöchentlich
auf physische Symptome von Lupus-Krankheit
geprüft.
Die Symptome wurden mit einer bei 0,5 beginnenden numerischen Skala
bewertet: 0,5 = kleine Hautgeschwüre; 1: geschwollene Lymphknoten
unter den Vorderbeinen; 2: geschwollene Lymphknoten unter den Vorderbeinen
und am Hals; 3: geschwollene Lymphknoten unter den Vorderbeinen,
am Hals und unter den Hinterbeinen (Bewertungen der Schwere, die
in der nachstehenden Figur verwendet werden).
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Die 3A und
B und die Tabellen 3 und 4 zeigen die in dieser Studie erhaltenen
Daten. Im Alter von 12 Wochen traten bei der Gruppe mit 0,02% Ca
+ 100 ng 1,25-(OH)2D3 allmählich SLE-Symptome
auf. Erst im Alter von 14 Wochen zeigten die Kontrollmäuse (0,02%
Ca) die gleiche prozentuale Schwere wie die Mäuse, die 1,25-(OH)2D3 erhalten hatten. Im Alter von 18 bis 20
Wochen starben etwa 21,4% der mit 0,02% Ca + 100 ng 1,25-(OH)2D3 behandelten Mäuse. Jedoch
starb keines der Kontrolltiere. Das Experiment wurde im Alter von
20 Wochen beendet.
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Wir
schließen
daraus, dass durch Verwendung einer Diät mit geringem Calciumgehalt
und durch Behandlung mit 1,25-(OH)2D3 sich ein rascherer Krankheitsfortschritt
ergibt.
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