DE3445253C2 - - Google Patents
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Description
Gegenstand der Erfindung ist die nephrologisch-urologische Verwendung
von L-Cystein zur Harnansäuerung und zur Behandlung
der Phosphaturolithiasis.
In epidemiologischen Studien der letzten Jahre wurde nachgewiesen,
daß durchschnittlich 4% der erwachsenen Bevölkerung
im Laufe des Lebens ein- oder mehrmals an Harnsteinen erkranken.
Harnsteine sind Grenzfälle der Biomineralisation. Ihre Genese
wird multikausal von pathologisch-anatomischen, metabolischen
und physikalisch-chemischen Faktoren bestimmt. Die Ursachen der
Harnsteinbildung bestimmen auch die Harnsteinzusammensetzung.
Durch physikalisch-chemische Untersuchungsverfahren wie die Infrarotspektroskopie
und die Röntgendiffraktion ist es möglich,
eine genaue quantitative Harnsteinanalyse durchzuführen.
Ein Großteil, etwa 15 bis 20%, der Harnsteine besteht aus verschiedenen
Phosphaten. Eine Zusammenstellung der im Harnstein meist
vorkommenden Phosphate wird nachfolgend gegeben.
Ein entscheidender Faktor für die Phosphatsteinbildung ist der
Urin-pH-Wert. Die überwiegende Zahl der Phosphatsteine entsteht
im alkalischen Milieu. So kristallisieren Apatit, Carbonatapatit
und Struvit bei Urin-pH-Werten über 7,0. Brushit dagegen kristallisiert
bei Urin-pH-Werten von 6,8 bis 7,0.
Die Bildung von Phosphatharnsteinen beruht auf verschiedenen Ursachen.
Eine sind z. B. Harninfekte mit Urease-produzierenden Keimen,
die durch Harnstoffspaltung den Urin alkalisieren; es entsteht
eine Übersättigung von Magnesiumammoniumphosphat, Calciumphosphat
und Monoammoniumurat im Urin mit anschließender Kristallurie
und nachfolgender Bildung von Harnsteinen wie die genannten:
Struvit, Carbonatapatit und Monoammoniumurat. Bei dieser Entstehung
liegen normalerweise begünstigende Faktoren vor, wie ein zu
geringes Harnvolumen, ein Mangel an Citrat oder Inhibitoren, eine
zu hohe Konzentration an Calcium und Phosphat im Urin.
Eine weitere Ursache u. a. für die Bildung von Calciumphosphatkonkrementen
sind Stoffwechselstörungen, wie z. B. die renale
tubuläre Acidose, die ebenfalls zu einer Anhebung des pH-Wertes
im Harn führt; die inkomplette Form der renalen tubulären Acidose
kann durch Ansäuerung des Harns ausgeglichen werden.
Weiterhin ist neben der veränderten Calcium- und Phosphatausscheidung,
z. B. unter den Bedingungen des primären Hyperparathyreoidismus
der Urin-pH-Wert ein begünstigender Faktor der
Phosphatsteinbildung. Dementsprechend kann auch hier eine
Senkung des pH-Wertes notwendig sein.
Das therapeutische Ziel wie Harnansäuerung und Behandlung der
Phospaturolithiasis sollte stets mit der geringsmöglichen
Stoffwechselbelastung einhergehen. Deshalb sind solche Medikamente
zu favorisieren, die bei geringer Dosis einen hohen
säuernden Effekt zeigen.
Zur Bekämpfung von Phosphatsteinen werden bislang L-Methionin
gemäß Deutscher Apotheker Zeitung 124, Jahrgang Nr. 22,
31. 04. 1984, Seite 114 (2) NH₄Cl, Acidol-Pepsin, Ascorbinsäure
als harnansäuernde Präparate angewandt. Von diesen Arzneimitteln
müssen zum Teil sehr hohe Tagesdosen appliziert werden, wenn
eine ausreichende Harnansäuerung erzielt werden soll. Auch durch
die benötigte hohe Aufnahme wird jedoch gleichzeitig der Organismus
einer hohen metabolischen Belastung ausgesetzt; dies
trifft besonders auf den Leberstoffwechsel zu und kann zur Veränderung
der Blut- und Harnwerte führen.
Ziel der Erfindung war es daher die Verwendung eines nephrologisch-
urologischen Pharmakons zur Harnansäuerung und zur Behandlung
der Phosphaturolithiasis vorzusehen, das ohne übermäßige Belastung
für den Organismus, insbesondere für den Leberstoffwechsel,
in ausreichender Menge verabreicht werden kann.
Es wurde nun gefunden, daß die Verwendung von L-Cystein und bestimmte
Additionssalze desselben diese Anforderungen erfüllen.
Gegenstand der Erfindung ist daher die nephrologisch-urologische
Verwendung von L-Cystein und/oder pharmakologisch verträglichen
Additionssalzen des L-Cysteins. Weiterhin bevorzugt die Verwendung
von L-Cystein-monohydrochlorid-monohydrat sowie die Verwendung
von L-Cystein-monohydrochlorid-monohydrat in Mengen von
0,75 g je Applikationseinheit.
Im Vergleich zu dem bekannten L-Methionin, das in Tagesdosen
von 3 g/die für eine Ansäuerung des Harns (entsprechend
40,2 mmol H⁺) angewandt wird, reichen vom L-Cystein-HCl · H₂O
bereits 2,35 g/die für den gleichen Effekt. Die nachfolgende
Tabelle I zeigt die jeweils für eine entsprechende Ansäuerung
notwendigen L-Cystein-HCl · H₂O bzw. L-Methionin.
Wie man sieht, sind die notwendigen L-Methionin-Dosen deutlich
höher.
Die auch zur Ansäuerung des Urins verwendete Verbindung L-Methionin
besitzt eine -SCH₃-Gruppe statt wie bei L-Cystein eine -SH-Gruppe.
Bei der Verstoffwechselung gehen daher beide Verbindungen verschiedene
Wege. Die notwendige Entmethylierung des L-Methionins,
bevor_S¯ zu SO₄=im Körper oxidiert wird, bringt eine Belastung
für den Organismus und die Entstehung von Zwischenprodukten mit.
L-Cystein | |
HS-CH₂-CH(NH₂)-COOH | |
L-Methionin | CH₃S-CH₂-CH₂-CH(NH₂)-COOH |
Statt des Cysteinhydrochlorids können selbstverständlich auch
andere Säureadditionssalze vorgesehen werden oder das L-Cystein
selbst, das dann im Magen in Cysteinhydrochlorid umgewandelt wird.
Aus H⁺-Bilanzierungsgründen im Urin wird jedoch das L-Cystein-
hydrochlorid bevorzugt.
In verschiedenen Versuchsreihen wurden Gruppen von je 6 gesunden
männlichen Probanden mit einem mittleren Körpergewicht von 75 kg
und einem Lebensalter von 25 bis 30 Jahren in folgender Weise behandelt:
Die Probanden erhielten eine normale grob standardisierte gemischte Kost. Nach einer Kontrollperiode von 4 Tagen wurden den Probanden 14 Tage lang mit den Mahlzeiten Säurelieferanten verabreicht, und zwar täglich in folgenden Mengen:
Die Probanden erhielten eine normale grob standardisierte gemischte Kost. Nach einer Kontrollperiode von 4 Tagen wurden den Probanden 14 Tage lang mit den Mahlzeiten Säurelieferanten verabreicht, und zwar täglich in folgenden Mengen:
Gruppe A:
3×2 Tabletten Säuregemisch (eine Tablette: 150 mg NH₄Cl, 100 mg Lysin-HCl, 100 mg Betain-HCl) entsprechend 24 mmol H⁺-Ionen;
3×2 Tabletten Säuregemisch (eine Tablette: 150 mg NH₄Cl, 100 mg Lysin-HCl, 100 mg Betain-HCl) entsprechend 24 mmol H⁺-Ionen;
Gruppe B:
3×4 Tabletten Säuregemisch (s. o.) entsprechend 48 mmol H⁺-Ionen;
3×4 Tabletten Säuregemisch (s. o.) entsprechend 48 mmol H⁺-Ionen;
Gruppe C:
2,4 g Cystein-HCl · H₂O entsprechend 41 mmol H⁺-Ionen und 13,7 mmol Sulfat.
2,4 g Cystein-HCl · H₂O entsprechend 41 mmol H⁺-Ionen und 13,7 mmol Sulfat.
Den Probanden wurden jeweils vor dem Mittagessen ca. 22 ml Vollblut
entnommen, und zwar während der Kontrollperiode täglich und
während der Versuchsperiode am 2., 4., 8., 11. und 14. Tag. Davon
wurden 2 ml mit Heparin für die Blutgasanalysebestimmung versetzt
und die restlichen 20 ml Blut ohne Zusätze für die Bestimmung
von Natrium, Kalium, Chlorid, Calcium, anorganischem Phosphat,
Parathormon, 25-OH-Vitamin D₃, Ammoniak, Kreatinin, Harnsäure,
Sulfat, Magnesium, γ-GT und Citrat als abzentrifugiertes
Serum verwertet.
Während der gesamten Versuchszeit wurde unter Kältelagerung und
5 ml Isopropanol als Konservierungszusatz 24-Stunden-Harn gesammelt.
Die Sammelperiode begann um 7,00 Uhr morgens und endete
am nächsten Morgen um die gleiche Zeit.
Der 24-Stunden-Harn wurde auf Volumen, spezifisches Gewicht,
pH-Wert, Ammoniak, Titrationsacidität, Gesamtacidität, pCO₂,
Kalium, Natrium, Chlorid, Calcium, anorganisches Phosphat, Magnesium,
Sulfat, Kreatinin, Harnsäure, Oxalat, Citrat und zyklisches
AMP untersucht.
Die nachfolgenden Tabelle II bis IV zeigen die mit Cystein-HCl
erhaltenen Ergebnisse zusammen mit Daten einer Nachkontrolle.
Die tabellarisch wiedergegebenen Daten liefern folgendes Bild:
Eine tägliche Säurebelastung von 41 mmol als Cystein-HCl (ca. 13,7 nmol Cl+S) führt zu einer Harnacidose mit erhöhter Sulfatausscheidung und nur einer kurzfristigen Steigerung des Calciumumsatzes ohne Steigerung der Parathormonsekretion.
Eine tägliche Säurebelastung von 41 mmol als Cystein-HCl (ca. 13,7 nmol Cl+S) führt zu einer Harnacidose mit erhöhter Sulfatausscheidung und nur einer kurzfristigen Steigerung des Calciumumsatzes ohne Steigerung der Parathormonsekretion.
- - Der Harn-pH fällt während der Säurebelastung im Mittel um 0,64 pH-Einheiten auf pH 5,61 ab.
- - Die Gesamtacidität des Harns (NH₄⁺+Tit. Acid.-HCO₃-) nimmt um durchschnittlich 51,9 mmol/d von 60,1 auf 112,0 mmol/d zu, wobei die Titrationsacidität um 18,1 mmol/d und die Ammoniakausscheidung um 32,0 mmol/d steigen sowie die Bicarbonatausscheidung von 4,1 auf 0,6 mmol/d abnimmt. Die Gesamtsäureausscheidung ist drei Tage nach Absetzen der Therapie noch nicht wieder auf die Ausgangswerte zurückgekehrt, obwohl die Sulfatausscheidung schon nach 24 Stunden normalisiert ist.
- - Im Blut dagegen sinkt der pH nur geringfügig in der ersten
Woche um 0,05 pH-Einheiten auf pH 7,30 ab und erreicht in der
zweiten Woche wieder den Ausgangswert.
Standardbicarbonat (ca. 23,2 mmol/l) und pCO₂ (ca. 6,7 kPa) bleiben im Normalbereich unverändert, ebenso die Ammoniakwerte des Serums. Man findet also im Blut keine Tendens zur metabolischen Acidose.
- - Die Natrium- und Kaliumwerte im Serum sowie die Kalium- und Natriumausscheidung im Harn sind unter Cystein-HCl-Belastung unverändert. Nach Absetzen der Cysteintherapie sinken die Werte der Kaliumausscheidung um 10 mmol/d ab.
- - Die Chlorausscheidung im Harn beträgt 24 mmol/d und liegt damit höher, als der Mehrzufuhr von 13,6 mmol/d entspricht. Sie bleibt auch noch während der dreitätigen Nachkontrolle erhöht. Im Serum findet man durchweg unveränderte normale Chloridwerte.
- - Die Sulfatausscheidung im Harn nimmt unter Cystein-HCl-Belastung
um 13,9 mmol/d im Mittel zu, was fast mit der zusätzlichen
Schwefelzufuhr übereinstimmt.
Die Serumsulfatwerte steigen gering von 175 auf 216 µmol/l an. - - Die Bicarbonatausscheidung nimmt um 3,5 mmol/d im Mittel während der Ansäuerung ab.
- - Die Phosphatausscheidung nimmt nur in der ersten Woche der
Cystein-HCl-Gabe um 5,5 mmol/d zu. Im Mittel der zwei Wochen
bedeutet das wegen der Verringerung der Wertigkeit des Phosphations
im Sauren eine Zunahme der Anionenvalenzen um ca.
2 mmol/d.
Im Serum treten keine Phosphatveränderungen auf. - - Die Citratausscheidung nimmt von 2,81 aus 1,82 ab, was einer Anionenvalenzabnahme bei sinkenden pH-Werten von ca. 2 mmol/d entspricht. Auch nach Absetzen des Cysteins bleiben die Citratwerte über drei Tage weiterhin niedrig.
- - Die Harnsäure- und Oxalatausscheidung verändert sich unter Cystein- HCl-Therapie nicht, ebenso nicht die Serum-Harnsäurewerte.
- - Insgesamt werden unter 41 mmol/d Säurebelastung mit Cystein- HCl-Therapie ca. 48,5 mmol/d Anionenvalenzen mehr renal ausgeschieden, die einer Kationenmehrausscheidung von ca. 34 mmol/d (32 mmol NH₄⁺, 2 mmol Ca++) gegenüberstehen.
- - Die Calciumausscheidung mit dem Harn nimmt nach Cystein-HCl-
Belastung nur in der ersten Woche der Medikation um 2,51 mmol/d
von 4,68 auf 7,19 mmol/d zu. Schon nach dem fünften Tag und in
der zweiten Woche sinkt die Calciumausscheidung auf die Ausgangswerte,
so daß über 14 Tage betrachtet diese Werte nicht
deutlich verändert sind.
Im Serum treten auch keine Veränderungen des Calciumspiegels auf. - - Die Magnesiumausscheidung wird durch Cystein-HCl-Therapie gering um 0,47 mmol/d gesteigert.
- - Der Parathormonspiegel im Serum hat unter Cystein-HCl im Gegensatz zur NH₄Cl-Acidose eine Tendenz zum Abfall. Man findet um 39 ng/l geringere Werte, als dem Ausgangswert von 428 ng/l entspricht.
- - 25-OH-Vitamin D₃ im Serum ist nur in der ersten Woche der Therapie geringfügig um 7 nmol/l vermindert und steigt in der zweiten Woche auf die Ausgangswerte an, so daß im Mittel über die Gesamtzeit keine deutlichen Veränderungen zu beobachten sind.
- - Die cAMP-Ausscheidung im Harn wird durch Cystein-HCl nicht beeinflußt. Die Werte liegen um 5,2 µmol/d.
- - Das Harnvolumen sowie das spezifische Gewicht bleiben über die gesamte Versuchsdauer konstant.
- - Im Harn ist die Kreatininausscheidung während der Säurebelastung mit ca. 1,0 mmol/d geringfügig erhöht, so daß bei unverändertem Serumkreatinin die Kreatininclearance um 15 ml/min auf 143 ml/min steigt.
- - Die γ-GT im Serum liegt während der gesamten Versuchsdauer um 10 U/l.
Die Acidose unter Cystein-HCl stellt eine kombinierte Sulfat-
HCl-Acidose dar, weil die SH-Gruppen des Cysteins in den Körperzellen
über Cysteinsäure zu Sulfat oxidiert werden. Die zugeführte
Chlormenge wird bei der NH₄Cl-Acidose nicht vollständig,
aber bei der Sulfat-HCl-Acidose vollständig renal ausgeschieden.
Im Serum nimmt der Sulfatspiegel daher etwas zu.
Die nachfolgenden Tabellen V und VI zeigen die Ergebnisse mit
unterschiedlicher Säurebelastung.
Wie man sieht, werden unter Säurebelastung mit Mischsäuredosen, entsprechend
24 und 48 mmol H⁺/d-Säuregemisch (eine Tablette: 150 mg NH₄Cl, 100 mg Lysin-HCl,
100 mg Betain-HCl), die noch niedriger sind als
vielfach verwendet, nach kurzfristigem Abfall der Parathormonwerte
im Serum deutliche Anstiege beobachtet, die bei höheren Dosen
verzögert auftreten. Mit diesen Anstiegen korrellieren letztlich
die Hyperphosphaturie und Hypercalciurie, wenngleich im Serum eher
eine Tendenz zum Calciumabfall und Phosphatanstieg zu erkennen ist.
Auch die Abnahme von 25-OH-Vitamin C₃ im Serum wäre als Ausdruck
einer hyperparathyreoten Stoffwechsellage zu interpretieren, weil
Parathormon in der Niere die 25-OH-1α-Hydroxylase aktiviert, wodurch
25-OH-Vitamin D₃ abnehmen muß. 25-OH-Vitamin-D₃-Abfall korrelliert
auch deutlich mit einer phosphaturischen Tendenz. Die
inverse Calcium-Phosphat-Bewegung im Serum stellt einen zusätzlichen
Reiz auf die Parathormonsekretion dar, der offensichtlich
mehr bei metabolisch-acidotischer Stoffwechsellage wirksam wird.
Die wahrscheinlich vermehrte 1,25-(OH)₂-Vitamin-D₃-Bildung aktiviert
die Calcium- und Phosphatabsorption im Darm und zusammen mit Parathormon
die Knochenresorption, so daß die unter Acidose renal
auftretenden Calcium- und Phosphatverluste, die anfangs zu geringen
Serumcalciumabnahmen führen, so ausgeglichen werden, daß später sogar
eine leichte Phosphaterhöhung im Serum resultiert.
Bei der stärkeren Säurebelastung mit 48 mmol H⁺-Ionen/d tritt die
Kompensation des Calciumverlustes aus dem Serum nicht ein, weil
Parathormon auch erst am Ende der zweiten Woche der Therapie deutlich
ansteigt.
Unter der Cystein-HCl-Belastung von 41 mmol H⁺-Ionen/d, die einer
Sulfat-HCl-Acidose entspricht, treten dagegen während der gesamten
Versuchsdauer keine verstärkte Parathormonsekretion und keine Veränderungen
der Calcium- und Phosphatwerte im Serum auf, obwohl die
Harnacidose sichtbar wird und die Serumsulfatwerte auch leicht
erhöht sind. Gleichzeitig ist aber auch die Calcium- und Phosphatmobilisation
im Harn schwächer und im Harn keine cAMP-Mehrausscheidung
zu beobachten. Lediglich in der ersten Woche der Cysteingabe
beobachtet man einen geringen Abfall der 25-OH-Vitamin-D₃-Werte im
Serum, kombiniert mit einer kurzfristig erhöhten Calcium- und
Phosphatausscheidung im Harn. Trotz gering erhöhter Serumsulfatwerte
sind im Blut und Serum schon nach wenigen Tagen der Behandlung mit
41 mmol H⁺-Ionen/d keine Veränderungen der Blutgasanalysewerte und
anderer Parameter des Mineralstoffwechsels mehr erkennbar, obwohl
im Harn der Acidoseeffekt voll durchschlägt. Aber auch hier ist
die Calcium- und Phosphatausscheidung nur im Beginn der Therapie
über ca. 5 Tage erhöht.
Insgesamt kann festgestellt werden, daß die Cysteinbelastung als
Säuretherapie von viel weniger Nebenwirkungen begleitet ist als
die bisher übliche NH₄Cl- oder L-Methioninacidose. L-Cystein wird
außerdem viel niedriger dosiert.
10 mmol Säurevalenzzufuhr ergeben eine Harn-pH-Änderung um 0,15
pH-Einheiten. Die zu verabreichenden Mengen sollten davon ausgehend
so bemessen werden, daß der Harn-pH sicher unter 6,0 bleibt, aber
5,0 nicht unterschreitet. Zweckmäßig sind somit Cystein-HCl-Tagesdosen
von 2,25 g in Form von 3 Tabletten zu je 750 mg.
L-Cystein ist gemäß Rote Liste 1983, Nr. 56 051, 56 053 oder 56 061
als Leberpräparat seit vielen Jahren in der Therapie verwendet
worden. Bekannt sind Präparate mit 250 mg/Tablette für Tagesdosen
bis 1 g. Es existieren aus dieser Zeit zahlreiche Arbeiten, die
sich u. a. mit dem Leberschutz befassen, und zwar einer präventiv
und kurativ nekroseverhütenden Wirkung.
Das L-Cystein-HCl · H₂O als mittel zur Harnsäuerung besonders
günstige Eigenschaften hat, war bislang nicht erkannt worden.
Zur Herstellung von Tabletten wird Cystein-Hydrochlorid mit
folgenden Hilfsstoffen im nachfolgend dargestellten Verhältnis
gemischt:
Cystein-Hydrochlorid|750,0 mg | |
Mikrokristalline Cellulose | 88,8 mg |
Weizenstärke | 85,0 mg |
Aus diesen drei Komponenten wird eine Vormischung hergestellt.
Anschließend werden weitere nachgenannte Hilfsstoffe zugesetzt
und nachgemischt:
Hochdisperses Siliciumdioxid (Aerosil 200)|7,5 mg | |
Stearinsäure | 18,7 mg |
950,0 mg |
Aus dieser Mischung werden Tabletten von 950,0 mg Gewicht gepreßt,
enthaltend 750 mg Wirkstoff.
Mit diesem Material werden vorzugsweise Tabletten in OBLONG-Form
hergestellt.
Claims (3)
1. Nephrologisch-urologische Verwendung von L-Cystein und/oder
pharmakologisch verträglichen Säureadditionssalzen des
L-Cysteins zur Harnsäuerung und zur Behandlung der Phosphaturolithiasis.
2. Verwendung nach Anspruch 1 von L-Cystein-monohydrochloridmonohydrat.
3. Verwendung nach Anspruch 2 von L-Cystein-monohydrochloridmonohydrat
in Mengen von 0,75 g je Applikationseinheit.
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Legal Events
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---|---|---|---|
8110 | Request for examination paragraph 44 | ||
8127 | New person/name/address of the applicant |
Owner name: MADAUS AG, 5000 KOELN, DE |
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D2 | Grant after examination | ||
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8339 | Ceased/non-payment of the annual fee |