DE1564656A1 - Verfahren zur Dekontaminierung von Fluessigkeiten,die radioaktive Ionen enthalten - Google Patents
Verfahren zur Dekontaminierung von Fluessigkeiten,die radioaktive Ionen enthaltenInfo
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Description
Verfahren zur Dekontaminierung' von Flüssigkeiten, die
radioaktive Ionen enthalten. 1564656
A. Problemstellung;
■■* Nach § 34 der 1. Strahlenschutzverordnung vom 30. Juni 1960
(BCJBl I., S. 430). ist es verboten, radioaktive !Flüssigkeiten,
deren Aktivität bezogen auf eine Volumeneinheit oberhalb einer vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Freigrenze liegt, in
die allgemein zugängliche Kanalisation abzugeben. Es ist daher notwendig, entweder die Flüssigkeiten zu lagern, bis die
Radioaktivität unter die zulässige Freigrenze abgefallen· ist, oder die Flüssigkeiten vor der Abgabe einer.Dekontamination
zu unterwerfen. Letzteres ist stets dann unumgänglich oder vorzuziehen, wenn große Flüssigkeitsmengen anfallen, oder
wenn keine Möglichkeit vorhanden ist, kontinuierlich anfallende radioaktive Fiüssigkeitsmengen vorschriftsmäßig abklingen
zu lassen.
B. Bisherige Verfahren zur Dekontaminierung radioaktiver Flüssigkeiten ' '
1) Aus der konventionellen Abwasserbehandlung ist bekannt, daß Verunreinigungen durch Schlamm, Bimstein, Schlacke
und ähnlichem oberflächenreichen Material adsorbiert werden können.- Ähnliche Anlagen werden auch für eine
teilweise Reinigung schwach radioaktiver Abfall-Lösungen verwendet.
2) Eine größere Rolle spielen adsorptive Mitfällungen an
oberflächenreichen und voluminösen Stoffen wie MnO(OH)p,
Al(OH)5, Fe(OH), und an Sulfiden und Sulfaten.
3) Venn nicht zu große Mengen an Fremdsalzen vorliegen, kann . radioaktives Abwasser über Ionenaustausch gereinigt werden.
4) Die Destillation ist bisher in den meisten Fällen für die Reinigung geringer Volumina und hochaktiver Lösungen verwendet
worden. Die Radioaktivität läßt sich dabei um den Faktor 10 herabsetzen.
1) R. Lindner: Kern- u. Radiochemie. Springer-Verlag 1961.
909887/02 04
Gemeinsam ist den hier angeführten Verfahren, daß sie.sehr
aufwendig sind und große· Kosten verursachen. Bei 1) und 2)
ist zu bedenken, daß man nach einer Filtration zwar ein festes, aber immerhin noch recht voluminöses radioaktives "
Produkt erhält. Organische Ionenaustauscher lassen sich zwar nach dem 3eladen mit. radioaktiven Ionen zu einem sehr
geringen Volumen veraschen, aber ihre beschränkte Kapazität setzt ihrer Anwendung bei Gewässern, die mit größeren Mengen
inaktiver Salze "verunreinigt" sind, gewisse Grenzen.
C. Das erfindungsgemäße Verfahren benutzt zur Dekontamination
radioaktiver Lösungen den an sich bekannten Effekt des heterogenen Isotopenaustauschqs derart, daß an geeigneten
imprägnierten Materialien im Säulenverfahren durch rapiden Isotopenaustausch radioaktive Flüssigkeiten dekontaminiert
werden. Dies geschieht durch die Verfahrensmerkmaie nach Anspruch 1.
I. Der Effekt des heterogenen Isotopenaustausches
In einem heterogenen System flüssig-fest stehen die Ionen des Kristallgitters eines Niederschlages in einem thermodynamischen
Gleichgewicht mit' den isotopen Ionen, die in einer mit dem Niederschlag (feste Phase) in Kontakt stehenden
Lösung (flüssige Phase) vorhanden sind. Unter den Ionen findet ein ständiger Austausch statt, wobei ursprünglich
gelöste Ionen einen Platz im Gitter des Bodenkörpers einnehmen und dafür Ionen aus dem Gitter in Lösung
gehen.
Dieser Effekt ist schon seit vielen Jahren bekannt una war ΒΟταοη Gegenstand zahlreicher Untersuchungen. Einmal
glaubte man, mit diesem Vorgang ein Verfahren zur ' Bestimmung von Oberflächen an Ionenkristallen in der Hand
zu haben 4)5)6)^ Zum anaeren konnte man die Beschaffen-
2) P. Paaeta, Chem. 101, 445 (1922).
3) Έ. Paneth, Radio-Elements or Indications, Me Grow-HiIl
.Boole Co. 1928, Seite 55 - 79-
4) A.G.Wahl u. N.A.3onner, Radioactivity applied to Chemistry, John Wiley and Sons, inc., IT.Y. 1951. .
5) R.Singleton u. J.Sprinks: Canad.J.Res.Sect. Β2χ,238 (1949)
6) R.Stow u. T.ft§rS.%B/9?^m. Physics t£>
744· 0949), ' '
ORIGINAL INSPECTED
heit der Oberfläche τοη Ionenkristallen untersuchen, die
in Berührung mit einer lösung stehen ' '*'. In neuerer
Zeit haben sich vor allen Dingen Lieser und Mitarbeiter
10)11)12)
' ' 'um eine Klärung der Kinetik des heterogenen
Isotopenaustausches und um deren Abhängigkeit von ver
schiedenen !Parametern bemüht. Schließlich sind noch die speziellen radiochemischen Verfahren zu erwähnen, die
unter Anwendung des heterogenen Isotopenaustauscheffetctes
ausgearbeitet worden sind ■*' *' ■*' '.
Die in diesen saalreichen Versuchen gemachten· Beobachtungen
lassen sich dahingehend zusammenfassen, daß der geschwindigkeitsbestimmende Schritt für den heterogenen
Isotopenaustausch die Oberflächenreaktion an der Grenzfläche
Kristall-Lösung ist, nicht die DiffUBionsgeschwindigkeit
der Ionen in der Lösung. Dem Isotopenaustauschan der Oberfläche folgt dann der noch um einige
Größenordnungen langsamere Vorgang der Rekristallisation ■ des Bodenkörpers unter dem Einfluß der Lösung. Durch das
dynamische Gleichgewicht zwischen den Kristallen und der Lösung erneuert sich die Oberfläche fortlaufend. Dabei
gelangen Ionen, die sich an der Kristalloberfläche befinden, langsam in das Innere der Kristalle, während
sich an der Kristalloberfläche erneut das Iöotopenaustauschgleichgewicht
einstellt. -
Aus diesen Betrachtungen folgt, daß die Größe der einzelnen Kristallpartikcel, die Größe der Oberfläche, die
Intensität der Durchmischung der Phasen und die Temperatur für die Geschwindigkeit des heterogenen Isotopenaustauechee, vjta. eminenter Wichtigkeit sind.
7) O'.-Hfefcti £.angew. Chem. £3,871 (1930) u.
0. Sfciacker, H. Peichtinger·
8)' I. KoHfhoff.F.EggtrtBentJ.Am.ClieBn.Soc.ÜtHia (194-1).
9) A. löttgoi J. Chem. Phys. JJ., 11 O94-3).
10) K.H.Meeer u. W.HildtZ.attorg.allg.Ohem. ,522,117 (1963)
■|1) i.H.Lieeer.P.GÜtlichil.ÄosenbautiitRadiooh.Acta ^,216 (65)
\i η π » » 2,38(136$)
13) D.li.SundermannIV.W.l4*inte: Anal.Chem. 2^,1578 (195Y)
14) K.Pritaej'ü.J.KennettjW.V.PrestwichxCanad.J.Phys. ,^9,662
15) N.R.Johnson,E.Eichler u.a. :Phys.Rev. 122,154-6 )^vl
16) R.S.Rai u.a.: Radiochim. Acta, ±, 30 (1966)
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Die m den meisten jfallea im "batch"-Verfahren untersuchten
Systeme wiesen Austausclihalbv/ertszeiten von
Minuten bis zu nehreren Stunden auf. Erst unter Bedingungen, wie sie .kürzlich, von Rai ; beschrieben worden sind,
genügen Kontatctzeiten in der Größenordnung von Sekunden,
um einen vollständigen Austausch bei Vorliegen sehr geringer Aktivitäten und Flüssigkeitsmengen zu erreichen.
Die radioaktive lösung wird hierbei durch eine frischgefällte dünne Schicht eines schwerlöslichen Salzes gesaugt.
Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt einen rapiden \mä
vollständigen Isotopenaustausch und eine schließliche Reduzierung des radioaktiven Teils auf ein sehr· geringes
Volumen. Es werden folgernde wesentliche Gesichtspunkte berücksichtigt:
a) Schwerlösliche Saj-ze der verschiedensten Systeme müssen
derart dargestellt werden, daß sie möglichst mikrokristallin bleiben und in großer räumlicher Verteilung
fixiert werden (Imprägnierung).
b) Durch Übertragung des bisher im "batch"-Verfahren
betriebenen Isotopenaustausches auf ein Säulenverfahren v/erden die dynamischen Gleichgewichtseinstellungen
derart verändert, daß 3ich in kürzester Zeit ein vollständiger Isotopeiiaustau3Ch erreichen läßt.
c) Das Fixieren von schwerlöslichen Kristallen auf Ce Hu.-iose-Watte
als indifferentem Trägermaterial (imprägnieren) bietet die Möglichkeit, in dem lockeren Gefüge
eine hohe Durchflußgeschwindigkeit zu erreichen. Des weiteren läßt sich die Ceiiuiosewatte, die mit den
ausgetauschten radioaktiven Ionen beladen ist, bis auf einen geringen Rückstand veraschen.
d) Die mit schwerlöslichen Salzen imprägnierte Watte ist
Lagerfähig und verliert nicht ihre Austauschfähi^icGit.
'3ie iLanri eingesetzt v/erde::., ohne daß vorher cLou:j.scLo
Operationen vie Fällungen caer c.ergj.eicaen vorg-inoa-■Gen
v;or J.en
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e) Die imprägnierte 'vatte besitzt eine hohe Austauschicapazität
und igt daher auch im Säulenverfahren für
die Dekontaminierung großer Flüssigkeitsmengen geeignet.
f) Bei Verwendung von Celluloseesterwatten (z.B. CoIIodiumwolle
oder Celluloseacetat) kann das (Trägermaterial
nach erfolgter .Belebung- in organischen lösungsmitteln
(ζ..B. Ilethrlacetat) gelöst werden. Aul diese Weise
können die radioaktiven Salze durch Filtration vom '
Trägermaterial getrennt v/erden.
D. Beispiele zur Darstellung und Effektivität der mit
schwerlöslichen Salzen imprägnierten Celluloseträgernt
ϊ) 5 g Ceiiulosewatte werden in 300 ml ELO aufges.chläri-st
und ständig gerührt. Unter Rühren wird zunächst eine lösung von 0,001 Hoi Sx(IlO7) ~ in 10 ml HpO zugegeben.
Danach erfolgt tropfenweise die Zugabe von 0,001 i-Iol
Na2SO. in 50 ml HpO gelöst. Die im Moment des Auftropfens
erscheinende Fällung an der Oberfläche der
Celiulose-v'asseraufschiämmung wird durch das stance
Rühren sofort verteilt.
Durch die Fällung mit äouimoiaren Mengen wird näherung3-weise
die Bildung von Äquivalentkörpern erreicht, das heißt von Kristallen, deren Oberfläche nicht einen.
Überschuß von Kationen odor Anionen enthält. Dadurch,
wird verhindere, daß an der Phasengrenze Eristail-lösung
sich eine elektrische Doppe!schicht ausbildet, die
unerwünschte ITebeneffekte zur Folge haben könnte. ITacli
Beendigung der Fällung wird noch etwa 1 Stunde gerührt. Dann wird das vrasser abfiltriert, die Celiulosevratte
mit ¥a„sser gewaschen und getrocknet.
2) Imprägnieren der ft at te wie unter 1 nur an Steile von
Br(ITO. )o und ITiW1O, werden YOl., . 6H9O und Ha^HFG
'J (L z- 'r j £■
c. cr
verv/enaot.
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'■j) Imprägnieren eier r/at'te v/i ο unter 1 nur v/erden
)2 und TOj..-. . 6H2 0 gleichzeitig vorgelegt und
gleichzeitig sit einer Lösung von Ha^SC^ unu. ira2HP0.
gefällt.
4) Imprägnieren der Watte wie unter 1 nur wird Ag HO7
und NaJ-Losung verwendet.
0,5 g einer nach Verfahren 3 imprägnierten Ceiluiosewatte
wurde mit H^O in eine Säule von 30 tin Lange und
2,5 cm Durchmesser geschiämr-ri;. Sie Gelluiosesäule hatte
eine Höhe von Ό cm. Das untere Ende der Säule war nit
einem Hahn und einer daÜbüber.Liegenden Pri^tefipla^te versehen.
Es wurden aber auch Säulen verwandt, cie an Steil
der i'rittenpiatte einfach mit Glaswolle angeschlossen
waren, wodurch, sich eirfe höhe Durchflußgescnwindigiieit
erreichen ließ.
Von einer Sr-^O 3tammlÖsung, die 23 mg Sr(IIOj)2 / 1CO πυ.
als träger enthielt, vmrden 0,5 ml abpittiert, aui' 10 zj.
aufgefüllt und in einen ?iüs3ig::eitszähirohr die .Ucbivität
gemessen. Sie betrug 146/ü 1/30 see über 10 Messungen
gemittelt. Diese 10 ml wurden auf 250 ml verdünnt
und durch die vorbereitete Säule gegeben. Die Dur^laufgeschwindigkeit
betrug etwa 200 ml/min. Dem Durchlauf wurden verschiedene Proben von ^e 10 ml entnommen und
gemessen. Es zeigte sich, daß die Aktivitätsrate auf das Gesamtvolumen umgerechnet bei 40 1/50 see lag, d.h.
< 0,3>3 der ursprünglichen .".^tivität.
Die Cellulosesäuls wurde dann aus dem Rohr herausgeschoben
und in 10 Scheiben von 0,5 cm Dicke zerlegt. Die einzelnen Scheiben wurden dann auf ihre Aktivität
untersucht. 'Eb zeigte sich, άε.3 die gesammte Aktivität
in der ersten Scheibe zuruci.cgeh3.Iten worden war.
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Claims (4)
- Patentansprüche1* Verfahren zur Dekontaminierung von Flüsigkeiten, die radioaktive Ionen enthalten, dadurch gekennzeichnet , dass auf geeigneten Trägermaterialien mikrokristalline, schwerlösliche Salze erzeugt werden, die mit den in Lösung "befindlichen auszutauschenden Ionen isotop -sindc
- 2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die derart imprägnierten Trägermaterialien in eine Säule gegeben und von den zu dekontaminierenden. Flüssigkeiten durchflossen v/erden, wobei eine rapide Dekontamination stattfindet.
- 3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass ein lockeres, voluminöses Material, ZoBo Cellulosewatte, als Trägermaterial benutzt wird.
- 4. Verfahren, nach einem -der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennz.e-ichn.et , dass als Trägermaterial z.B. Celluloseester-, Celluloseacetat oder Cellulosenitrat benutzt werden, die es gestatten, die Säulenfüllung in organischen Lösungsmitteln zu lösen.b. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch g e kennzeichnet , dass die Trägermat-irialien mit den auf ihnen fixierten radioaktiven Ionen leicht zu veraschen sind und dadurch die radioaktiven Substanzen auf einS J 9 8 8 7 / : :■: J <V BAD156465Rkleinstes Voliunen gebracht werden können.o (
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