DE1443616C3 - Verbessertes Verfahren zur Fluorierung und Polyfluorierung von Chlor enthaltenden niederen aliphatischen Halogenkohlenwasserstoffen - Google Patents
Verbessertes Verfahren zur Fluorierung und Polyfluorierung von Chlor enthaltenden niederen aliphatischen HalogenkohlenwasserstoffenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein verbessertes Verfahren zur Fluorierung und Polyfluorierung von Chlor enthaltenden,
niederen aliphatischen Halogenkohlenwasserstolf-'n
durch katalytische Umsetzung mit wasserfreiem Fluorwasserstoff.
Zur Herstellung von fluorierten Kohlenwasserstoffen durch Reaktion von chlorhaltigen niederen aliphatischen
halogenierten kohlenwasserstoffen mit Fluorwasserstoff unter Halogenaustausch ist der Umsatz
des Fluorwasserstoffs trotz Anwendung aller hierfür geeigneten Maßnahmen — wie z. B. Überschuß
des zu fluorierenden halogenierten Kohlenwasserstoffs oder der Katalysatonnenge — nicht vollständig.
Dadurch erhöhen sich einerseits, durch die nicht umgesetzte Flußsäure, die Materialkosten, zum
anderen aber fällt das Endprodukt zusammen mit beträchtlichen FluorwusserstofTmengen an.
Die grundlegende Verfahrensweise, deren Verbesserung sich die vorliegende Erfindung zum Ziele
setzt, ist bereits in der britischen Patentschrift 462 969 ausführlich beschrieben. Als Katalysator dienen
Antimonfluorchloride, in denen das Antimon in seiner 3- und/oder 5-wertigen Form vorliegt. Die als
Aiisgangsmaterial verwendeten aliphatischen Halogenkohlenwasserstoffe,
deren Halogenatome vorwiegend nicht Fluoratome sind, werden bei erhöhtem Druck und erhöhter Temperatur zusammen mit wasserfreiem
Fluorwasserstoff in Reaktoren, die mit verhältnismäßig hohen Mengen des Katalysators beschickt
sind, zur Reaktion gebracht. Aus dem Endprodukt werden die gewünschten hochfluorierten
Konlenwasserstolfe abgetrennt und die weniger hoch fluorierten Kohlenwasserstoffe dem Fluorierungsprozeß
im Kreislauf wieder zugeführt. Als bevorzugte Aiisfiihrungsvveise der Polyfluorierung ist in dieser
britischen Patentschrift das Beispiel 8 bezeichnet, mit dem ein mehrstufiges Verfahren mit zwei hintereinandergeschaltetcn
Reaktoren beschrieben wird; durch Verwertung eines Antimonkatalysators mit
einem erhöhten Gehalt an 3-wertigem Antimon im zueilen Reaktor wird ein möglichst vollständiger Re-
;>l tionsablauf angestrebt und dabei auch ein fast quantitativer Verbrauch des Chlors erreicht. F.s wird
aber auch durch diese bevorzugte Verfahrensweise ein Fliiorwasserstoffverbrauch von nur etwa 75 η.Ό
ermöglich·.
Bei den großtechnischen Verfahren, beispielsweise zur Herstellung von Chlorfluormetlnmcn aus Tetrachlorkohlenstoff
bzw. aus Chloroform oder von Chlorduoräthanen aus chlorierten Äthan- oder Älhylenderivatcii,
enthält somit der als Nebenprodukt anfallende Chlorwasserstoff .soch Fluorwasserstoff, so
daß die bei der Absorption in Wasser aus dem Gemisch mit den fluorierten Endprodukten gewinnbare
k'.ni/enliierte Salzsäure mit einem Gehalt an 30 bis
3d" 11 Chlorwasserstoff durch einen zusätzlichen Gehalt an Flußsäure für die normalen Verwendungsgebiete nicht einsetzbar ist.
F.s hat deshalb nicht an Versuchen gefehlt, die nicht umgesetzte Flußsäure aus dem Fluorierungsgemisch
/M entfernen. Hierzu sind u.a. folgende Verfahren bekanntgeworden:
1. Verflüssigen des gewonnenen Reaktionsgasgemisches, mehrfache fraktionierte Destillation
und Abtrennen des Fluorwasserstoffs durch Lösliclikeitsverdrängung
in einem Absetztank und durch einen Wasserwascliprozeß (USA-Patentschriften
2450414, 2450415. 2478 36?):
■> L öslichkeitsverdrängung des Fluorwasserstoffs
"' aus dem flüssigen Reaktionsprodukt (USA.-Patentschrift 2 640 0K6);
3 Gegenstronnväsche der Reaktionsgasc mit SaIz-'
säure-Flußsäure-Lösung (deutsche Ausk-e-
schrift 1 036 S26. USA.-Patentschrift 2 690 S ] -");
4 Gcenstromwäsche der Reaktionsgasc -iit
H SO, (britische Patentschrift 792 927);
5. Ionenaustauscher (USA.-Patentschrift 2 829 02S).
Man hat aber auch versucht, die abgetrennte ti-'isäureha!ti"e
wäßriae Salzsäure durch geeignete Malnahmen
ffußsäurefrei bzw. fiußsäurearm zu maci: .:.
Hierzu sind unter anderem bekanntgeworden:
1. Chemische Umsetzungen unter Bildung \· .;
AlF, CaF.,, Na0SiF11:
2 Absorption mit Aluminiumoxyd, Aktivkon.. Bauxit (deutsche Patentschrift 1 652 962, fr:.
zösischc Patentschrift 1 129 026).
Die ansegebenen Palentschriften sind nur afsB.
spiele dafür angeführt, wie dringlich das geschilde·
Problem empfunden wird, und alle bisher bekann:. Verfahren zur Entfernung des nicht umgesetzt..
Fluorwasserstoffs belasten die Wirtschaftlich^ ■
durch die dazu erforderlichen umfangreichen Zusai/ apparaturen, Energien oder Chemikalien ganz \u
sentlich.
Die Erfindung setzt sich demgegenüber zur Au! gäbe, die nachträgliche Entfernung überschüssige:
Fluorwasserstoffs überhaupt unnötig zu machen, in dem sie ein verbessertes Verfahren zur Fluoricrunu
und Polyfluorierung bestimmter Ausgangsstofk schafft, bei den. der "Fluorwasserstoff in der Fluoric
rungsreaktion selbst praktisch vollständig verbraucht wird. d. h. praktisch nicht mehr mit den Endprodukten
entweicht.
Bei der Umsetzung von Fluorwasserstoff mit den halogenierten chlorhaltigen Kohlenwasserstoffen
hängt das Gleichgewicht, dem Massenwirkungsgesetz entsprechend, an sich von den Mengenverhältnissen
der reagierenden Stoffe ab. Versuche, bei der Herstellung von polyfluorierten Kohlenwasserstoffen den
Umsetzungsgrad des Fluorwasserstoffs dadurch zu erhöhten, daß man einen Überschuß an den zu fluorierenden
aliphatischen Halogenverbindungen einsetzte, führten jedoch nicht zu dem gewünschten vollständigen
Umsatz der Flußsäure; auch durch Veränderung der Katalysatormenge und der anderen
Reaktionsbedingungen, wie Temperatur. Druck und Verweilzeit, konnte das Ziel nicht erreicht werden.
Dies hängt offenbar damit zusammen, daß bei dem Polyfluorierungsvorgang gleichzeitig eiiiC größere
Anzahl verschiedener Reaktionen, und zwar teilweise mit den gleichen Rcaktionsteiliiehmern nebeneinander
ablaufen und daß diese Reaktionen in einem komplizierten dynamischen Gleichgewicht miteinander
stehen. Dabei kommt hinzu, daß Versuche mit einem sehr hohen Überschuß an den /11 fluorierenden
Ausgangsverbindungen im Hinblick auf das Ziel der Herstellung von höher fluorierten Kohlenwasserstoffen
nur von theoretischer Bedeutung sind. Die technisch v.'einigsten Produkte enthalten nämlich im
Molekül mindestens zwei Fluoraiome (Dichlordilluorinelhan
und Difluorchlormethan), so daß vorzugsweise eine Polyfluorierung erreicht werden muß.
Hs ist aber bekannt, daß der Austausch des zweiten Chloraloms im Molekül durch Flour langsamer verläuft
und dementsprechend energischere Reaktions-
bedingungen erfordert, als der Austausch des ersten
Chloratoms. Dies zwingt dazu, bei der Herstellung der wirtschaftlich wichtigen Produkte mit mindestens
zwei Fluoratomen im Molekül die Menge an Flußsäure' gegenüber dem Äquivalentverhältnis ziemlich
hoch zu halten, um das Gleichgewicht nach der Richtung des höherfluorierten Produktes zu verschieben.
Der Erfindungsgegenstand besteht in einem verbesserten Verfahren zur Fluoricrung und PoK fluorierung
von Chlor enthaltenden, niederen aliphatischen Halogenkohlenwasserstoffe!! durch katalytisciie Umsetzung
mil wasserfreiem Fluorwasserstoff (z. B. in Gegenwart von Antimonfluorchlorid als Katalysator),
das dadurch gekennzeichnet ist, daß man die noch Fluorwasserstoff enthaltenden Reaktionsgase aus der
asten Reiktionsstufe in mindestens einer nachgeschalteten
Reaktionsstufe unter Zuführung eines Möchiometrischen Überschusses an zu fluorierendem,
Chlor enthaltendem, niederen aliphatischen! Halogenkohlenwasserstoff
umsetzt.
Das bevorzugte Verfahren der Kreislaufführung der nicht ausreichend fluorierten Kohlenwasserstoffanteiie
nutzt die Tatsache aus, daß die höher fluorierten Halogenverbindungen einen wesentlich niedrigeren
Siedepunkt besitzen, als die nicht und die nur niedrig fluorierten Kohlenwasserstoffe, so daß letztere
durch fraktionierte Destillation oder einfache Rück-'!ußkondcnsation
leicht aus dem die Endstufe verlassenden Gemisch de· Reaktionsprodukte abgeschieden
und der vorgeschalteten Reaktionsstufe zugeführt werden können.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann zu einem seil kontinuierlichen Prozeß ausgestaltet werden. Die
einzelnen Reaktionsstufen können auch in einem einzigen Durchflußreaktor hintcreinandergeschaltet werden,
dem man an der Eintrittsstelle des Fluorwasserstoffs
zunächst nur einen Teil der zu fluorierenden Ausgangshalogenkohlenwasscrstolfe und gegebenenfalls
die dem Endgasgemisch entzogenen und im Kreislauf geführten vorfluorierten Kohlenwasserstoffgemische
zuführt und in dessen rni> ^ren Bereichen
man weitere Teilmengen des zu fluorierenden chlorhaltigen Ausgangskohlcnvvasserstoffs einleitet.
Eine praktische Ausführungsform des erfindimgsgcmäßen
Fluorierungsvcrfahrens besteht z. B. d. in. daß in einem ersten Reaktor die Umsetzung des
halogeniertcn Ausgangskohlenwasserstoffcs, wie z. B.
Tetrachlorkohlenstoff, Chloroform, Perchlorälhylen oder Gemische mit entsprechenden Monoiluorverbindungen
mit einem Anl-monchlorfluorkatalysator
in uii sich bekannter Weise durchgeführt wird, wobei
man bei Reaktionstemperaturen von 60 bis 140 C und Drücken von 2 bis 15 atü ein Reaktionsgas erhält,
das noch 1 bis S Gewichtsprozent an nicht umgesetzter
Flußsäure aufweist. Wird diese gasförmige Reaktionsmischung nun in einen /weiten Reaktor geleitet,
in dem bei praktisch gleichem Druck wie im eisten die Rcaklionstemperatur vorzugsweise um 30
bis 50° C höher gehalten wird und dem gleichzeitig frischer halogenicrter Ausgangskohlenwasserstoff
hinzugcführt wird, so erhält man ein Gemisch von Reaktionsgasen, das weniger als 0.1 Gewichtsprozent
Flußsäure aufweist.
Durch Zwischenschalten weiterer Reaktionsstufen kann derFluorwasscrsloifgehalt des Endgasgemisches
noch stärker herabgedrückt werden. Besonders vorteilhaft ist es, in einer 'ler Endstufe nachgeschalteten
Rückflußkolonne den nicht umgesetzten halogenieiten Kohlenwasserstoff zusammen mit dem monofluorierten
Produkt zu kondensieren und in den vorangeschalteten Reaktor zurückzuführen, während man
im letzten Reaktor — entweder kontinuierlich oder diskontinuierlich — durch Zugabe von frischem
halogenicrten Ausgangskohlenwassersloff eine hohe
Konzentration desselben aufrechterhält.
Durch das erfindungsgemäß verbesserte Verfahren wird mit einfachen Mitteln ein praktisch vollständiger
Umsatz des Fluorwasserstoffs erreicht, wobei durch Absorption des mit dem Endprodukt entweichenden
Chlorwasserstoffs in Wasser eine verkaufsfähige 30°/oige Salzsäure mit weniger als 0,1 Gewichtsprozent
Flußsäuregehalt erhalten wird.
Zur näheren Erläuterung sei ein Verfahren zur Flucrierung von Tetrachlorkohlenstoff mit den dabei
erhaltenen Mengenverhältnissen der Endprodukte angeführt:
Tetrachlorkohlenstoff und Fluorwasserstoff werden in einem Molverhältnis von 65 Molprozent HF zu
35 Molorozent CCl4 kontinuierlich einem Reaktor zugeführt, in dem sich ein Antimon-Chlorfluorkatalysator
befindet. Der Katalysator wurde zuvor durch Einleiten von Fluorwasserstoff in ein Gemisch von
90 Gewichtsprozent Antimonpentachlorid und 10 Gewichtsprozent
Antimontrichlorid bei einer Temneratur von 120 bis 140" C bis zur Erreichung eines
Fluorgehaltes von etwa 1 bis 7°/o hergestellt. Die Menge des Katalysators wurde so bemessen, daß sie
den vierfachen Gewichtsanteil des dem Reaktor stündlich zugeführten Gemisches der Reaktionspartner
Tetrachlorkohlenstoff und Fluorwasserstoff beträgt. Die Temperatur wird auf 80° C und der Druck
auf 8 atü eingeregelt. Die aus diesem ersten Fluoricrungsreaktor austretende Gasmischung, welche
59 Molprozent HCl. 24 Molprozent CCI2F,, 10 Molprozent
CCl1F, Ci Molprozent HF und 1 Molprozent
CCl4 enthält, wird in einen zweiten Reaktor geleitet.
Die Rcaklionstcmpcratur des zweiten Reaktors
wird um 30" C höher gehalten als im ersten Reaktor.
Die Katalysatormenge des zweiten Katalysators beträgt die Hälfte der im ersten Reaktor eingesetzten
Menge. Im zweiten Reaktor wird soviel Tetrachlorkohlenstoff vorgelegt und im Laufe der Reaktion
durch Zuführung von irischem Tetrachlorkohlenstoff ergänzt, daß ein Gewichtsverhältnis zwischen Katalysator
und Tetrachlorkohlenstoff von 1 : I aufrechterhalten wird.
Das aus dem zweiten Reaktor austretende Ga1-ecvnisch
hat eine Zusammensetzung von etwa 61 Molprozent HCl. 23.7 Molprozent CC1..F.,, 14 Molprozent
CCl1F, 1 Molprozent CCl4 und" 0,3 Molprozent
HF. '
Führt man die Reaktion so durch, daß in den beiden Reaktoren die Temperaturen gleich sind, wirkt
sich diese Abänderung der Verfahrensweise nur unbeträchtlich auf den FluorwasscrslolTverbrauch aus.
Der Fluorwass.erstolfgchalt des aus dem zweiten Reaktor austretenden Ciasgemisches beträgt in diesem
Falle 0.35 Molprozent.
Die Ausbeute der gewünschten fluorierten Endprodukte beträgt also, berechnet auf den eingesetzten
Fluorwasserstoff, 99,7 "ei der Theorie.
Claims (3)
1. Verbessertes Verfahren zur Fluoricrung und Polyfluorierung von Chlor enthaltenden, niederen
aliphatischen Halogenkohlenwasserstoffen durch katalytische Umsetzung mit wasserfreiem Fluorwasserstoff,
dadurch gekennzeichnet, daß man die noch Fluorwasserstoff enthaltenden
Reaktionsgase aus der ersten Reaktionsstufe in mindestens einer nachgeschalteten Reaktionsstufe
unter Zuführung eines stöchicnetrischen Überschusses
an zu fluorierendem, Chlor enthaltendem, niederen aliphatischen! Halogenkohlenwasserstoff
umsetzt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man in einer der letzten Reaktionsslufe
nachgeschalteten Rückflußkolonne den nicht umgesetzten Ausgangshalogenkohlenwasserstoff
zusammen mit dem monofluorierten Endprodukt kondensiert und in die erste Reaktionsstufe zurückführt, während man in der letzten
Reaktionsstufe kontinuierlich oder diskontinuierlich durch Zuführung von frischem Ausgangshalogenkohlenwasserstoff
eine hohe Konzentration desselben aufrechterhält.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß man in den
nachgeschalteten Reaktionsstufen bei einer gegenüber der ersten Reaktionsstufe um 30 bis
50° C höheren Temperatur umsetzt.
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