DE1083224B

DE1083224B - Verfahren zum Faerben von hochpolymere lineare Polyester, insbesondere Polyaethylenglykol-terephthalat, enthaltendem oder aus diesen bestehendem Textilmaterial

Info

Publication number: DE1083224B
Application number: DEF23732A
Authority: DE
Inventors: Klaus Berner; Dr Wilhelm Happe; Helmut Roehser
Original assignee: Hoechst AG
Current assignee: Hoechst AG
Priority date: 1957-08-10
Filing date: 1957-08-10
Publication date: 1960-06-15

Description

Verfahren zum Färben von hochpolymere lineare Polyester, insbesondere Polyäthylenglykolterephthalat, enthaltendem oder aus diesen bestehendem Textilmaterial Das Färben von Fasergut aus hochpolymeren linearen Polyestern, insbesondere solchen vom Typ des Polyäthylenglykolterephthalats, ist verhältnismäßig schwierig, weil dem Fasergut funktionelle Gruppen fehlen. Hinzu kommt, daß das Quellungsvermögen des Fasermaterials in wäßrigem Medium außerordentlich gering ist. Um nun das Eindringen von Farbstoffen, mit denen die Polyesterfasern gefärbt werden sollen, beispielsweise Dispersions-, Entwicklungs- oder Küpenfarbstoffe, zu fördern, verwendet man Hilfsmittel, sogenannte Carrier. Die verschiedensten Verbindungen sind als Carrier verwendet worden. Trotzdem macht das Färben des Polyestermaterials noch Schwierigkeiten, da eine Anzahl der bisher bekannten Carrier unangenehme Eigenschaften aufweisen. So besitzen z. B. halogenierte aromatische Kohlenwasserstoffe toxische Eigenschaften oder hinterlassen in den Fasern Rückstände, die beim späteren Bügeln einen unangenehmen Geruch verursachen. Mit Wasserdampf flüchtige Carrier verursachen durch Zurücktropfen während des Färbevorganges irreparable fleckige Färbungen.
Als recht brauchbare Carrier haben sich o- und P-Oxydiphenyl erwiesen. Die Anwendung der Verbindungen stieß jedoch bisher auf beträchtliche Schwierigkeiten, da die Zubereitungen dieser Produkte unter Verwendung von Alkoholen, z. B. Pineöl, und Türkischrotöl beim Färben die Oxydiphenyle nicht voll wirksam werden lassen und die Verwendung von Chlorbenzolen als Lösungsmittel Schwierigkeiten wegen derenWasserdampfflüchtigkeit verursacht. Man hat auch versucht, die genannten Diphenylderivate in Form der Natriumsalze einzusetzen und im Verlauf des Färbeprozesses die Phenole durch Zugabe von Säuren in Freiheit zu setzen. Hierdurch wird jedoch der Färbeprozeß beträchtlich kompliziert, denn beim einbadigen Färben von Ihiischungen aus Polyesterfasermaterial und Wolle, Naturseide oder ähnlichen Fasern würde eine unangenehme Beschränkung der Auswahl der Farbstoffe eintreten, da zum Färben des Wollanteils je nach Qualität und Verwendungszweck der Ware sowohl neutral ziehende Metallkomplexfarbstoffe als auch stark sauer ziehende Farbstoffe eingesetzt werden.
Es wurde nun gefunden, daß man Textihnaterial aus hochpolymeren linearen Polyestern, insbesondere aus Polyäthylenglykolterephthalat, besonders vorteilhaft mit Dispersions-, Entwicklungs- und Küpenfarbstoffen färben kann, wenn man als Hilfsmittel Mischungen aus o- oder p-Oxydiphenyl, vollständig oder teilweise hydrierten aromatischen Kohlenwasserstoffen oder deren Alkyl-, Oxy- oder Halogenderivaten und oberflächenaktiven Alkylarylsulfonaten verwendet.
Als vollständig oder teilweise hydrierte aromatische Kohlenwasserstoffe seien beispielsweise Tetrahydronaphthalin und Dekahydronaphthalin genannt. Als Alkyl- arylsulfonate eignen sich solche Produkte, die eine ausgesprochene Oberflächenaktivität besitzen und als Netz-oder Waschmittel anzusprechen sind. Der Alkylrest dieser Verbindungen enthält etwa 6 bis 20 und mehr Kohlenstoffatome.
Das Mengenverhältnis der einzelnen Komponenten kann in weiten Grenzen schwanken. So erhält man klare Lösungen der Komponenten, wenn man o- bzw. p-Oxydiphenyl mit den hydrierten aromatischen Kohlenwasserstoffen im Gewichtsverhältnis 65:5 bis 5:65 mischt und diesen Mischungen etwa ein Viertel bis etwa das Dreifache an Alkylarylsulfonat, bezogen auf die Gewichtsmenge des eingesetzten Phenols, zugibt. Ein Überschuß an Alkylarylsulfonat ist an sich nicht schädlich, jedoch sind die Mischungen dann keine klaren Lösungen mehr, eine Eigenschaft, die für die Praxis nicht erwünscht ist.-Die Ilischungen werden dem Färbebad üblicherweise in emulgierter Form zugesetzt. Es ist vorteilhaft, zunächst eine Stammemulsion zu bereiten, indem man die Mischung der in Betracht kommenden Komponenten in Wasser einrührt. Hierbei ist es vorteilhaft, auf 1 Teil der Mischung etwa 3 Teile Wasser vorzulegen. Bei der Bereitung der Stammemulsionen hat es sich als zweckmäßig erwiesen, dem Wasser weitere oberflächenaktive Stoffe zuzusetzen, beispielsweise Paraffin- oder Halogenparaffinsulfonate, primäre oder sekundäre Phosphors#iureester sowie deren Oxäthylierungsprodukte u. ä. Hierdurch wird die Feinverteilung der Ernulsion im Färbebad wesentlich gefördert.
Die Produkte können nicht nur beim Färben, sondern auch beim Drucken verwendet werden. Ferner ist es möglich, auch Farbstoffpräparate herzustellen, die neben dem Farbstoff das für das Färben als Hilfsstoff notwendige Gemisch der genannten Komponenten enthalten sowie noch sonstige übliche Zusatzstoffe.
Es wurde-weiterhin gefunden, daß die Stabilität der Mischungen insbesondere gegen Kälteeinwirkung ganz wesentlich erhöht werden kann, wenn man ihnen noch niederinolekulare aliphatische Ketone -und bzw. oder Dialkylamide niedennolekularer aliphafischer Carbonsäuren zusetzt. Als Ketone eignen sich beispielsweise Aceton, Diäthylketon und insbesondere Methyläthylketon. Als Dialkylamide von niederen aliphatischen Carbonsäuren seien beispielsweise genannt: Dimethylacetamid, Diäthy1formamid und Dimethylforn-lamid, wobei insbesondere die Verwendung des letzteren ausgezeichnete Ergebnisse liefert. Diese Lösungsmittel werden den Mischungen in relativ geringen Mengen von einigen Prozent zugesetzt. Verwendet man Mischungen von Ketonen und Dialkylcarbonsäureamiden, so hat es sich als sehr zweckmäßig erwiesen, eine Mischung von Methyläthylketon und Dimethylformamid irn Verhältnis 1 zu etwa 2 bis 3 zu verwenden.
Das Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung gestattet es, Textilmaterial, beispielsweise Fasern, Fäden, Gewebe, Gewirke usw., aus hochpolymeren linearen Polyestern, insbesondere Polyäthylenglykolterephthalat, in einfacher Weise mit bestem Erfolg zu färben. Auch Mischgewebe aus Polyäthylenglykolterephthalat und nativen Fasern, wie Wolle usw., können mit sehr guten Ergebnissen gefärbt -werden.
Beispiel 5 g Polyäthylenglykolterephthalatgarn werden im Flottenverhältnis 1: 40 111, Stunden in einem kochenden Färbebad gefärbt, das, bezogen auf das Warengewicht, 40/, des Farbstoffs der Formel sowie 3 g/1 einer Mischung von 45,5 Teilen o-Oxydiphenyl, 24,5 Teilen Tetrahydronaphthalin, 25,0 Teilen einer 660/#gen wäßrigen Paste eines Alkylarylsulfonates, 3,5 Teilen Dirnethylformamid und 1,5 Teilen Methyläthylketon enthält. Nach dem Färben wird gründlich heiß gespült. Man erhält eine violette Färbung, die ganz wesentlich tiefer ist als eine ohne den Zusatz der Hilfsmittelmischung hergestellte Färbung.
Die erhaltene Färbung ist auch viel tiefer als eine unter Verwendung von 3,5 g/1 einer Mischung aus 40 Teilen o-Oxydiphenyl, 30 Teilen Türkischrotöl und 30 Teilen Pineöl hergestellte Färbung.
Gleiche Ergebnisse erhält man, wenn man an Stelle des Farbstoffs A Farbstoffe der folgenden Konstitutionen verwendet: wobei in beiden Fällen eine sehr viel tiefere Blaufärbung erzielt wird.

Claims

PATENTANSPRÜCHE: 1. Verfahren zum Färben von hochpolymere lineare Polyester, insbesondere Polyäthylenglykolterephthalat, enthaltendem oder aus diesen bestehendem Textilmaterial mit Dispersions-, Entwicklungs- oder Küpenfarbstoffen unter Verwendung von Hilfsmitteln, dadurch gekennzeichnet, daß man als Hilfsmittel eine Mischung aus o- oder p-Oxydiphenyl, teilweise oder vollständig hydrierten Kohlenwasserstoffen oder deren Alkyl-, Oxyd oder Halogenderivaten und oberflächenaktiven Alkylarylsulfonaten verwendet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man dem Hilfsmittel noch niedere aliphatische Ketone und bzw. oder Dialkylamide niedermolekularer aliphatischer Carbonsäuren zusetzt. 3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß man eine Mischung von Dirnethylfonnamid und Methyläthylketon im Verhältnis von etwa 2 bis 3:1 verwendet.
In Betracht gezogene Druckschriften.' Britische Patentschriften Nr. 609 943, 609 945, 609 948; »Textil-Praxis«, 1956, S. 693; »Melliand-Textüberichte«, 1955, S. 1171.