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Verfahren zum gleichzeitigen Färben und Appretieren von Textilien
Zusatz zum Patent 922 162 Gegenstand des Hauptpatents ist ein Verfahren zum gleichzeitigen
Färben und Appretieren von Textilien, bei dem das zu behandelnde Textilgut zunächst
beladen wird mit einem zur Kupplung unter Farbstoffbildung befähigten Salz und dann
getränkt wird mit einer Flotte, die einerseits wasserlösliche Bildungskomponenten
eines härtbaren Kunstharzes bzw. ein wasserlösliches Vorkondensationsprodukt enthält
und andererseits eine mit dem vorher aufgebrachten Salz farbstoffbildend kuppelnde
Komponente, wonach eine Wärmebehandlung zur Härtung des Kunstharzes, gegebenenfalls
nach vorheriger Bildung, vorgenommen wird. Bei der Weiterarbeit auf diesem Gebiet
wurde nun gefunden, daß ganz allgemein jedes in saurer Lösung arbeitende Hochveredelungsverfahren
für Textilien, insbesondere Cellulosehydrattextil-gut, mit einem Färbeverfahren
gemeinsam durchgeführt werden kann, bei dem in der ersten Stufe sowohl ein Kupplungskörper,
wie z. B. ein Naphthol, als auch in einer beständigen indifferenten Form die zu
kuppelnde Diazoverbindung aufgebracht wird, wonach in der zweiten Stufe in einem
sauren Bad die Aktivierung der zu kuppelnden Diazoverbindung und die Bildung des
Farbstoffes auf der Faser vorgenommen wird.
Es ist bekannt, Kupplungskomponenten,
wie z. B. ß-Naphthol usw., auf ein Gewebe zu klotzen und das geklotzte Gewebe nachträglich
mit einer Lösung einer Diazoverbindung zu behandeln zur Entwicklung, d. h. Bildung
des Farbstoffes auf der Faser. Beim Drucken von Geweben ist es andererseits bekannt,
Kupplungskörper, wie Naphthole, zusammen mit der zu kuppelnden Diazoverbindung in
beständiger indifferenter Form auf das Textilgut aufzubringen, wonach dann in einem
sauren Entwicklungsbad die Diazoverbindung aktiviert wird, so daß also auf der Faser
die Farbstoffbildung eintritt.
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Nach der Erfindung soll nun eine solche Mischung einer Kupplungskomponente,
vorzugsweise ein Naphthol, mit der Diazoverbindung in beständiger indifferenter
Form auf das Textilgut durch Klotzen oder auf sonstige Weise, z. B. durch Drucken,
aufgebracht werden, wonach in dem sauren Entwicklungsbad gleichzeitig Stoffe; die
zur Hochveredelung des Textilgutes führen, aufgebracht werden, wie z. B. Formaldehyd
zusammen mit sauren Katalysatoren, vorzugsweise sauren Salzen von vier-und mehrwertigen
Metallen, wie Thorium und Zirkon, oder Formaldehyd zusammen mit Harnstoff oder Phenol
und vorzugsweise Polymerisationsstoffen bzw. Bildnern von im gehärteten Zustand
weichen Harzen oder auch Polymerisationsharze allein oder zweckmäßig zusammen mit
Formaldehyd. Es kann auch so vorgegangen werden, daß die Kupplungskomponente und
die Diazoverbindung in beständiger indifferenter Form in zwei aufeinanderfolgenden
-Arbeitsgängen aufgebracht wird.
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Vorzugsweise wird jedoch so vorgegangen, daß mit einer Mischung dieser
Stoffe im ersten Arbeitsgang geklotzt, dann getrocknet und dann in einem sauren
Bad behandelt wird, das z. B. Formaldehyd und saure Katalysatoren sowie gegebenenfalls
Harzbildungskomponenten oder lösliche Harzvorprodukte enthält. Im sauren Medium
wird in bekannter Weise aus dem Anti,diazotat die aktive Diazoverbindung zurückgebildet,
so daß die Kupplung ohne Verzögerung gleichmäßig durchgeführtwird; worauf getrocknet
und eine Wärmebehandlung vorgenommen wird.
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Überraschenderweise liefert diese Art des Färbens, die sonst lediglich
in der Druckerei angewendet wird, auch in der Färberei befriedigende Färbungen.
Die Harzbildungsreaktion bzw. die Anwesenheit von Formaldehyd und dessen Reaktion
mit der Faser stört überraschenderweise nicht die Güte und Gleichmäßigkeit der Färbung,
und andkererseits wird die Verdelungswirkung durch die Farbstoffbildung nicht ungünstig
beeinflußt.
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Durch das Verfahren nach der Erfindung wird ebenso wie durch das Verfahren
nach .dem Hauptpatent der Vorteil erreicht, daß in wesentlich weniger Arbeitsgängen
als bisher nicht nur eine Färbung mit hervorragenden Echtheitseigenschaften, sondern
gleichzeitig auch eine Hochveredelung, d. h. verhältnismäßig beständige verbesserte
Festigkeitseigenschaften, verminderte Quellfähigkeit, geringeres Einlaufvermögen
usw., erreicht wird. Wenn man die einzelnen Arbeitsgänge nach dem bisherigen Verfahren
und nach dein Verfahren der Erfindung folgendermaßen vergleicht:
Gebräuchliches Erfindungsgemäßes |
Verfahren . Verfahren |
i. Grundieren z. Grundieren |
2. Trocknen 2. Trocknen |
3. Entwickeln 3: Entwickeln, Hochveredeln |
q.. Spülen q,. Trocknen |
5. Kochendes Seifen 5. Kondensieren |
6. Spülen |
7. Trocknen |
B. Hochveredeln |
g. Trocknen |
zo. Kondensieren |
so ergibt sich die Bedeutung der Vereinfachung, wobei trotz der Hochveredelung einwandfreie
Färbungen und trotz der Färbung eine einwandfreie Hochveredelung erzielt wird, obwohl
Spülprozesse und kochendes Seifen fortfallen. Das Verfahrendes Hauptpatents, dem
diese Vorteile ebenfalls zukommen, ist nun insofern verbesserungsfähig; als die
Kupplungsgeschwindigkeit in dem Entwicklungsbad durch die Anwesenheit der Hoehveredelungskomponenten
beschleunigt werden kann bzw. die Abnahme der Geschwindigkeit ausgeglichen werden
kann, wenn man nach dem Vorschlag der vorliegenden Erfindung die Diazokomponenten
in beständiger Form vor dem Durchgehen durch das saure Bad aufbringt.
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Man kann indem sauren Bad, das zur Entwicklung und Hochveredelung
dient, auch Stoffe aufbringen, die ein Hydrophobieren des Textilgutes herbeiführen,
z. B. durch Einbringen einer Seifenemulsion von hydrophobierenden Stoffen, wie Wachs
usw., zusammen mit einem Metallsalz, das mit der Fettsäure eine unlösliche Seife
auf der Faser bildet. Der saure Katalysator kann gleichzeitig als ein solches Metallsalz
herangezogen werden. Beispiel i Ein Zellwollnessel in der Einstellung 16/i6, wie
er z. B. für Fahnenstoffe gebräuchlich ist, wird in einem Bad, das für rooo Teile
Wasser folgende Zusätze enthält, geklotzt: 8o Teile des Antidiazotates des o-Nitro-p-chloranilins
-!- Naphthol, 5 Teile Spiritus, q.o Teile Türkischrotöl, 6o Teile Natronlauge von
io° B8, 5 Teile Pyridinbase.
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Anschließend wird getrocknet. Das trockene Material kommt in ein Bad
folgender Zusammensetzung für iooo Teile Wasser: 15o Teile Formaldehyd, 3oo/oig,
5 Teile Aluminiumchlorid, 5o Teile Glaubersalz calc.; dann wird bei 50
bis 6o° getrocknet. Man erhält ein Fahnenrot von leuchtender Farbe und sehr guten
Echtheitseigenschaften und ein Gewebe von vermindertem Quellwert, hoher Krumpfbeständigkeit
und sehr guter Naßfestigkeit. Beispiel 2 Einen Zellwollköper, wie er in der Einstellung
für Berufskleidung hergestellt wird, klotzt man
in einem Bad folgender
Zusammensetzung für iooo Teile Wasser: ioo Teile Antidiazotat des Dianisidins -h
Naphthol, 8 Teile Spiritus, 6o Teile Türkischrotöl, 75 Teile Natronlauge io° Be,
8 Teile Pyridinbase.
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Anschließend wird getrocknet. Das trockene Material kommt in ein Bad
folgender Zusammensetzung für iooo Teile Wasser: 175 Teile Formaldehyd, 3o°/oig,
75 Teile Harnstoff, 3o Teile einer Seifenwachsalkoholeinulsion, ioTeileLeim, ioTeile
Thoriumchlorid.
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Anschließend wird getrocknet und danach während 2 Minuten bei 13o°
einer Wärmebehandlung unterworfen.
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Man erhält einen Berufsköper von der üblichen blauen Färbung mit sehr
guten Echtheitseigenschaften, der kräftigen, baumwollartigen Griff besitzt, sehr
gut wasserabstoßend ist und verminderte Duellfähigkeit bei wesentlich erhöhten Festigkeitseigenschaften
aufweist.