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Mantelgeschoß für Handfeuerwaffen mit geringer Geschoßgeschwindigkeit,
z. B. Faustfeuerwaffen Gegenstand der Erfindung ist ein Mantelgeschoß für Handfeuerwaffen
mit geringer Geschoßgeschwindigkeit, insbesondere selbstladende Faustfeuerwaffen.
Es ist bekannt, daß mit Geschossen kleinerer Kaliber eine gute Aufhaltekraft nur
erzielt werden kann, wenn die Bauart der -Geschosse so gestaltet wird, daß beim
Auftreffen oder Eindringen in das Ziel eine Stauchung oder Zertrümmerung der Geschosse
und damit eine Vergrößerung der Wirkungszone entsteht.
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Diese Stauchung und Wirkungserhöhung zu erzielen, ist nicht besonders
schwierig bei Geschossen, die mit hohen Geschwindigkeiten verfeuert werden, z. B.
Gewehrgeschossen. Bei hoher Geschoßgeschwindigkeit genügt schon z. B. ein Loch im
Vorderteil des Mantels, ein geringes Hervortreten des Bleikernes aus dem Mantel
o. dgl, um Stauchung oder Zertrümmerung und damit schlagartige Wirkung zu erzielen.
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Viel schwieriger gestaltet sich die Erfüllung der für die Erfindung
gestellten Aufgabe bei Geschossen mit verhältnismäßig geringer Geschwindigkeit,
wie z. B. für Revolver, Selbstladepistolen u. dgl. Bei den hier üblichen Geschwindigkeiten
von etwa aoo bis 5oo m/s kommt es vor, daß sogar nicht ummantelte Bleigeschosse
beim Eindringen in das Ziel gar nicht oder nur ungenügend gestaucht werden. Solche
Geschosse vermögen dann wohl tief in den getroffenen Körper einzudringen und mit
der Zeit vielleicht auch durch Verbluten oder Außerdienstsetzen lebenswichtiger
Organe schwere Schädigungen oder den Tod herbeizuführen. Die Augenblickswirkung
aber ist sehr oft eine kläglich geringe. Auch der lebensgefährlich getroffene Gegner
oder das z. B. durch Fangschuß zu erlegende Wild bleiben häufig noch längere Zeit
handlungsfähig und evtl. gefährlich für den Schützen. Dieser Übelstand wird noch
verschärft dadurch, daß die bei hoher Geschoßgschwindigkeit auch bei Vollmantelgeschossen
auftretende hydraulisch-dynamische Sprengwirkung im Ziel bei solchen Geschossen
geringer Geschwindigkeit ganz oder nahezu ganz fehlt.
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Obige Mißstände haben sich, insbesondere bei Munition für Selbstladepistolen
schon sehr früh und stark gezeigt. Man hat daher verschiedentlich versucht, die
Wirkung zu erhöhen durch besondere Bauart der Geschosse. So hat man z. B. Geschosse
mit sehr flacher Form des Vorderteils (Pilzgeschosse) zu verwenden gesucht. Abgesehen
von überaus hohem Luftwiderstand, arbeiten aber derartige Geschosse in Selbstladewaffen
nicht befriedigend, da es bei der Überführung vom Magazin in den Lauf Störungen
gibt. Man hat diese Störung durch Aufsetzen einer dünnen Metallkappe von schlanker
Spitzenform auf das flache Geschoßvorderteil zu vermeiden gesucht. Diese Metallkappe
setzte
aber dann die Verformbarkeit des Geschosses wieder so stark
herab. daß die gewünschte Wirkung ausblieb. Es wurden ferner auch und werden heute
noch die bei Jagdgeschossen üblichen Teilmantelbauarten auch für Pistolengeschosse
u. dgl. angewandt und geliefert. Eine Verwendung in nennenswertem 2 aß erfolgt
aber nicht, da solche Geschosse finit freiliegender Bleispitze durch Anstoßen der
weichen Spitze im Magazin oder am hinteren Teil des Laufes beim Selbstiadevorgang
Störungen in großer Zahl ergeben. Zieht man aber den Mantel so weit vor, daß die
freiliegende Bleispitze nicht mehr anstoßen und hemmen kann, so erfolgt wiederum
keine Verformung mehr im Ziel.
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Es ist ein älterer Vorschlag bekannt, Geschosse, die ihrem Aufbau
nach wohl als Pistolengeschosse brauchbar sein könnten, in der Weise zu gestalten,
daß der vordere Mantelteil geschlitzt wurde, so daß eine Mehrzahl von im wesentlichen
spitzen Mantellappen entsteht, die durch Zusammendrücken eine im wesentlichen formgeschlossene
Spitze entstehen lassen. Der Zweck dieser Maßnahme war ersichtlich der, die Zerstörung
des Mantels beim Auftreffen auf das Ziel zu erleichtern. Indessen war dieser Vorschlag
in der Weise wiederum nachteilig, als bei einem so ausgebildeten Geschoß die Kernmasse
fast bis ganz an die Spitze herangezogen war, leas den Erfolg hat, daß die einzelnen
Mantellappen des vorderen Geschoßteiles von innen her durch die Kernmasse derart
abgestützt wurden, daß die beabsichtigte Geschoßverforinung wiederum hinfällig wurde,
insbesondere beim Auftreffen des Geschosses auf weiche Ziele, beispielsweise Fleischteile
des getroffenen Wildkörpers, insbesondere in den Gebieten geringerer Geschoßgeschwindigkeit.
Mit solchen Geschossen durchgeführte Versuche haben ergeben, daß insbesondere im
Gebiete geringerer Geschoßgeschwindigkeit beim Auftreffen auf weiche Ziele das Geschoß
trotz. der Schlitzung des Mantels im wesentlichen in seiner Form erhalten blieb,
ohne die anzustrebende Schockwirkung überhaupt zu erreichen.
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Aus diesem Grunde blieb der erwähnte Vorschlag, obgleich er schon
im vorigen Jahrhundert bekannt wurde, ohne praktische Verwertung. Tatsächlich ist
für selbstladende Faustfeuerwaffen der Zustand heute der, daß so gut wie ausschließlich
Vollmantelgeschosse verwendet werden, daß aber allerseits über zu geringe Wirkung
dieser Geschosse geklagt wird.
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Nach vorliegender Erfindung wird ein neues Geschoß geschaffen, welches
bei einfachstem Aufbau vollkommen glatte, ballistisch günstige und äußerlich feste
Beschaffenheit bis zur Spitze aufweist. Zugleich ergibt es aber schon bei geringsten
Geschwindigkeiten, wie z. B. aus den bekannten Taschenpistolen Typ Browning u. dgl.
verfeuert, mit absoluter Sicherheit eine solche Geschoßverformung im Ziel, daß neben
genügender Tiefenwirkung unbedingt auch ein Höchstmaß an Breiten- und Schockwirkung
erzielt wird, soweit die in der Patrone liegende Energie dies überhaupt ermöglicht.
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Die Erfindung erreicht den angestrebten Erfolg dadurch, daß bei einem
Mantelgeschoß für Handfeuerwaffen mit geringer Geschoßgeschwindigkeit, z. B. Faustfeuerwaffen,
bei welchen der Mantel bis zur Spitze formgeschlossen und vor Erzeugung der endgültigen
Form vorn auf einem Teil seiner Länge mit Aussparungen versehen ist, so daß nach
Fertigstellung der Geschoßform der Zusammenhang der Mantelwandung vorn auf einem
Teil der Geschoßlänge unterbrochen ist, der geschlitzte Mantelteil von Kernmasse
freigehalten wird und der Geschoßkern selbst vorn, das ist auf der der Geschoßspitze
zugekehrten Stirnseite, durch eine annähernd ebene Fläche begrenzt ist.
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Ausführungsbeispiele des nach diesem Gesetz aufgebauten Geschosses
sind in der Zeichnung dargestellt.
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Abb. i zeigt den Geschoßmantel a in gezogenem Zustand, der aus den
üblichen Werkstoffen, wie Messing, Tombak, Kupfer, Stahl o. dgl. bestehen kann;
Abb 2 veranschaulicht den mit Ausschnitten im Sinne der erfindungsgemäßen Gestaltung
des neuen Geschosses versehenen Mantel a im Schnitt. In diesem Beispiel sind vier
Ausschnitte vorgesehen; Abb. 3 stellt den Grundriß zu Abb. 2 dar. Abb. ,4 zeigt
den gleichen Mantel a nach Einpressen des Bleikernes b, welches zweckmäßig erst
nach dem Herstellen der Auszackungen am Mantelvorderteil vorgenommen wird.
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Abb.5 gibt die übliche Art und Weise wieder, wie die Herstellung der
Fertigform des Geschosses erfolgen kann, wobei das Geschoß a und die Preßinatrize
c im Schnitt, der Einpreßstempel d, sowie der Ausstoßstempel e dagegen in der Ansicht
dargestellt sind.
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Abb.6 stellt ein erfindungsgemäßes Geschoß in der Ansicht dar.
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Abb.7 bis 9 zeigen einige weitere Ausführungsformen der Gestaltung
des vorderen Mantelteiles. Es ist selbstverständlich, daß im übrigen sonstige Konstruktionsmaßnahmen,
wie z. B. Rillen f (Abb. 8), g (Abb.9) sowie irgendwelche besonderen Bodenformen
lt (Abb 9) u. dgl., auch an dem erfindungsgemäßen Geschoß in üblicher
und
beliebiger Art und Zusammenstellung Verwendung finden können.
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Die Form der Aussparungen am Mantelvorderteil wird besonders zweckmäßig
so gewählt, daß, wie z. B. Abb. 6 zeigt, die stehengebliebenen Mantelzacken nach
dem Fertigpressen des Geschosses eine im wesentlichen lückenlose Mantelgestaltung
ergeben. Läßt man die Mantelzacken ganz spitz auslaufen, so ergibt sich auch an
der Geschoßspitze eine praktisch geschlossene Form. Schneidet man die Mantelzacken
eine Kleinigkeit flach ab, so entsteht eine Art Loch am Mantelvorderteil. Läßt man
dieses verhältnismäßig klein, so stört es beim Arbeiten der Patrone- in der Waffe
in keiner Weise, ist auch ballistisch unbedenklich, kann aber das Zusammenstauchen
des Mantelvorderteils weiter erleichtern.
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Unbedingt notwendig für da9 Wesen der Erfindung ist aber nicht, daß
die Mantelteile sich zu einer ganz geschlossenen Form vereinigen. Wie z. B. Abb.
7 zeigt, können auch offene Lücken verbleiben; diese dürfen nur nicht so breit sein,
daß durch Zutagetreten von Kernwerkstoff in größerer Ausdehnung Störungen des automatischen
Arbeitens der Waffe verursacht werden.
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Die Zahl der Aussparungen sowie deren Länge, bezogen auf die Geschoßlänge,
kann beliebig geregelt werden. Bedingung ist natürlich, daß die Mantellappen eine
genügende Festigkeit haben, um nicht- durch die Zentrifugalkraft infolge der Rotation
des Geschosses um seine Längsachse während des Flugeg nach außen gebogen zu werden.
Sieht man, nur wenige Lappen, z. B. zwei oder drei, vor und macht diese noch verhältnismäßig
kurz, so ist die Biegungssteifigkeit besonders groß. Solche Geschosse würden sich
dann für hohe Geschwindigkeit und schnelle Rotation eignen (Gewehrgeschosse). Wendet
man eine größere Zahl von Lappen an und evtl. noch von größerer Länge, so ist die
Festigkeit eine geringe. Solche Geschosse eignen sich dann nur für geringe Geschwindigkeit
und weniger schnelle Rotation, ergeben aber eine überaus leichte Verformbarkeit
im Ziel. Auch durch die Wahl größerer oder geringerer Wandstärke und entsprechenden
Verlaufs der Wandstärke von der Basis der Lappen bis nach vorn läßt sich die Verfor--mungseigenschaft
der Geschosse leicht und nach Belieben regeln, je nach Zweck und Beanspruchung.
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Das Eigenartige sämtlicher nach dem Erfindungsgedanken aufgebauter
Geschosse besteht im folgenden: Der von Kernmasse frei gebliebene Hohlraum im vorderen
Geschoßteil gestattet den den vorderen Geschoßmantelteil bildenden Mantellappen
beim Auftreffen auf das Ziel, selbst bei geringstem Widerstand und geringer Geschoßgeschwindigkeit,
ungehindert auf die Stirnfläche des Geschoßkernes zusammenzufallen. Dadurch entsteht
im getroffenen Körper ein Geschoß mit praktisch ebener Stirnfläche und einem für
das Zertrennen von getroffenen Teilen günstig geformter Rand. Das Eigenartige des
neuen Geschosses ist also, daß es nicht mehr Teile hat als die gewöhnlichen Mantelgeschosse,
nämlich nur Mantel und Kern, und daß es sich in der Waffe und beim Fluge wie ein
ballistisch günstiges Vollmantelgeschoß verhält, dagegen im getroffenen Körper eine
Wirkung ausübt wie ein ballistisch und auch hinsichtlich der Arbeitssicherheit in
Selbstladewaffen unbrauchbares Zylindergeschoß mit flacher Stirnfläche.