Die Erfindung bezieht sich auf ein Getriebe für Antriebe von
Schienentriebfahrzeugen mit den Merkmalen des Oberbegriffs des
Hauptanspruchs, wie es aus der gattungsbildenden DD 2 81 156 bekannt
sind.
Neben der Realisierung der Energiewandlung erweist es sich bei derartigen
Getrieben als besonderes Problem, den inneren Aufbau des Getriebes und das
Zusammenwirken der berührungslosen Dichtung zwischen Welle und Gehäuse des
Getriebes auf der Abtriebsseite mit den anderen Getriebebauteilen so zu gestalten,
daß ein Verlust an Schmiermittel sowie das Eindringen von Fremdstoffen ins
Getriebeinnere unter allen Betriebsverhältnissen maximal eingeschränkt, eine lange
wartungsfreie Laufdauer erreicht und eine Verschmutzung der Umwelt vermieden
wird.
Für die innere Gestaltung eines Getriebes für Schienenfahrzeuge mit einer
berührungslosen Dichtung für eine Wellendurchführung sind eine Reihe von
technischen Detaillösungen bekannt.
Aus der US 3 529 698 ist bekannt, ein
Schmierungssystem eines Getriebes für Schienenfahrzeuge zu gestalten, in dem
außer einem Ölsumpf im unteren Teil des Gehäuses, in den
sowohl Ritzel als auch Großrad eintauchen, ein zweites
Schmiermittelreservoir im oberen Teil des Getriebegehäuses angeordnet ist, aus
dem durch verschiedene Auslässe Öl auf die darunter befindlichen Zahnräder bzw.
in den Zahneingriff herabtropft. Der Sumpf ist durch Einbauten mit
Überlauföffnungen noch einmal unterteilt, um durch betriebsbedingte
Niveaudifferenzen eine Schmiermittelströmung quer zum Großrad zu erzeugen.
Im oberen und im unteren Teil des dortigen Gehäuses sind
unter Spaltbildung gegenüber dem für den Einbau der Zahn
räder vorgesehenen Volumen eine obere und eine untere, das
umlaufend mitgeschleuderte Öl in den Zahneingriff zwischen
Großrad und Ritzel und in das Schmiermittelreservoir ein
leitende Leiteinrichtung angeordnet.
In Sachs, K.: Elektrische Triebfahrzeuge Bd. 1, Springer-Verlag Wien - New York
1973, Abb. 3.222 ist außerdem ein Entlüftungsrohr aus dem Getriebegehäuse
oberhalb des Zahneingriffs zwischen Ritzel und Großrad vorgesehen, das dazu
dienen soll, solche atmosphärischen Druckverhältnisse im Getriebe herzustellen,
daß die Wellenabdichtung nicht druckbelastet wird.
Aus dem bekannten Stand der Technik resultiert folgendes Problem:
Bei Traktionsgeschwindigkeiten der Schienentriebfahrzeuge über 120 km/h können
bisher bewährte Getriebekonstruktionen mit berührungslosen Dichtungen, wie z. B.
nach der DD 2 81 156, die Dichtheit nicht unter allen Betriebsbedingungen
gewährleisten. Wesentliche Einflußfaktoren sind dabei ein meist zu geringer
Abstand zwischen der berührungslosen Dichtung und dem Ölsumpf, ein Aufbau
des Schmiersystems, der ohne Reduzierung der Kühl- und Schmierwirkung keine
Verringerung der Belastung der berührungslosen Dichtung durch umhergewirbeltes
Schmiermittel zuläßt sowie eine solche Luft- und Strömungsführung innerhalb des
Getriebes, daß Druckdifferenzen die Dichtwirkung der berührungslosen Dichtung in
Frage stellen. Der Weg, Getriebe mit berührungslosen Wellendichtungen, bei denen
die Passagen der Dichtungspartner enger toleriert sind oder die Zahl der
Umlenkstellen für austretendes Schmiermittel vervielfacht wurde (z. B. durch
vielstufige Treppenlabyrinthe), zu bauen, erfordert nicht nur erhöhten
technologischen Aufwand und höhere Kosten, sondern ist häufig aufgrund der
konstruktions- und betriebsbedingten Platz- und Spielerfordernisse nicht begehbar.
Die Erfindung stellt sich dem Problem, den bekannten Lösungen für den Aufbau
eines Getriebes für Schienentriebfahrzeuge solche Lösungen hinzuzufügen, die die
Dichtwirkung einer berührungslosen Dichtung der beschriebenen Art unter allen
Betriebsverhältnissen auch bei höheren Geschwindigkeiten unterstützen und mit
vertretbarem technologischen Aufwand realisierbar sind.
Erfindungsgemäß wird dieses Problem mit dem Kennzeichen des
Patentanspruchs 1 gelöst.
Funktion und vorteilhafte Wirkungen der Erfindung werden mit Hilfe des folgenden
Ausführungsbeispiels beschrieben.
In den Zeichnungen ist dargestellt:
Fig. 1 eine Ausführung eines erfindungsgemäßen Getriebes
Fig. 2 ein Querschnitt durch das Getriebe nach Fig. 1.
Nach Fig. 1 enthält das Gehäuse 1 eines Getriebes für Schienentriebfahrzeuge,
das in bekannter Weise aus einem Ober- und einem Unterkastenteil in einer Ebene,
in der die Achsen von Großrad 2 und Ritzel 3 liegen, dichtend zusammengesetzt
sein kann, in der von der Welle 4 der Abtriebsseite durchsetzten Seitenwand eine
berührungslose Dichtung, deren zweckmäßiger Aufbau in Fig. 2 gezeigt wird: Ein
innerer Labyrinthring 5, der fest mit der rotierenden Welle 4 gekoppelt ist (im
Ausführungsbeispiel durch feste Verbindung am Großrad 2), mit hier nicht mehr als
drei axial nebeneinanderliegenden trapezförmigen Spritzringen wird von einem
äußeren Labyrinthring 6 umgeben, der starr und in üblicher Weise abgedichtet mit
dem Gehäuse i verbunden ist. Drei Ölnuten 7 umgreifen die Spritzringe des
inneren Labyrinthringes 5.
Die Belastung einer solchen berührungslosen Dichtung mit ablaufendem oder
abgeschleudertem Schmiermittel und damit der Grad ihrer Dichtheit hängt - wie
oben erläutert - nicht nur von der Ausbildung der Dichtung selbst ab: Sie wird stark
von der Menge des "freien" Ölvolumens, das sich in bekannter Weise im Ölsumpf
A 17, der sich unterhalb des Großrades 2 im unteren Teil des Gehäuses 1 sammelt
und durch die Rotation der Getriebebauteile in den Eingriff zwischen Großrad 2 und
Ritzel 3 transportiert wird, von dem geometrischen Abstand des Ruhespiegels 19
des Ölsumpfes A 17 zur berührungslosen Dichtung sowie von den aus der
Rotationsbewegung und der abgeschleuderten Schmiermittelmenge resultierenden
Druckverhältnissen im Inneren des Gehäuses 1 beeinflußt. Um das "freie"
Volumen im Ölsumpf A 17 klein, den Abstand zwischen dessen Ruhespiegel 19
und der berührungslosen Dichtung groß sowie die Druckbelastung durch
abgeschleudertes Schmiermittel niedrig zu halten, ohne aber die für effektive
Schmierung und Wärmetransport sowie lange wartungsfreie Betriebsdauer
erforderliche Gesamtmenge an Schmiermittel zu unterschreiten, sind
erfindungsgemäß am Gehäuse 1 gemeinsam
realisiert:
- - Um stets eine ausreichende Menge an Schmiermittel in den Eingriff zwischen
Großrad 2 und Ritzel 3 zu bringen, wird im Bereich des Ritzels 3 ein zweiter
Ölsumpf B 18 angeordnet, der besonders bei Anfahrt oder Langsamfahrt des
Triebfahrzeuges die Schmiermittelversorgung des Zahneingriffs gewährleistet und
durch die Rotation des Großrades 2 aufgefüllt wird.
Gleichzeitig wird damit die benötigte Gesamtmenge an Schmiermittel unterteilt,
die Ölbadbewegung und Ölverwirbelung gedämpft und die berührungslose
Dichtung entlastet.
Um außerdem ein wirksames Auffüllen des Ölsumpfes B 18 bei beiden
Drehrichtungen des Getriebes zu erreichen, sind im Gehäuse 1 eine obere
Leiteinrichtung 15 sowie eine untere Leiteinrichtung 16 angeordnet, die in ihrer
Form den Konturen des Großrades 2 entlang eines Teils seines Umfanges und
unter Bildung eines Spaltes zur Verzahnung folgen und - je nach Drehrichtung
unterschiedlich wirksam - umlaufend mitgeschleudertes Schmiermittel auffangen,
ihm eine definierte Richtung aufzwingen und es in ungestörter Strömung (d. h.
ohne Drucksprünge) in den Ölsumpf B 18 sowie in den Zahneingriff leiten. In
dem in Fig. 1 gezeigten Ausführungsbeispiel wird mit der unteren
Leiteinrichtung 16 gleichzeitig die Höhe des Ölsumpfs B 18 begrenzt.
- - Nachdem Versuche mit einem an sich bekannten Entlüfter zum Druckausgleich
innerhalb des Gehäuses und Druckentlastung der berührungslosen Dichtung
deren Dichtheit nicht unter allen Betriebsbedingungen nachweisen konnten,
wurde überraschend eine wirksame Lösung gefunden, indem eine
Entlüfteranordnung im oberen Teil des Gehäuses (im Ausführungsbeispiel
bestehend aus zwei gleichen Entlüftern 23 in Drehrichtung vor und hinter dem
höchsten Punkt des Gehäuses) und eine zweite Lüfteranordnung im unteren Teil
des Gehäuses (im Ausführungsbeispiel ein gleichartiger Entlüfter 23 auf dem
zusätzlichen Vorratsbehälter 21 knapp oberhalb des Ruhespiegels 19 des
Ölsumpfes A 17) angeordnet wurde.
In einer Ausbildung beider oben genannter Lösungen wird durch einen zusätzlichen
Vorratsbehälter 21, der durch eine Schwallwand 22 mit wenigen Durchbrüchen mit
dem Inneren des Gehäuses 1 verbunden ist, das Volumen des Ölsumpfs A 17
ausreichend groß gestaltet, die beiden Teilvolumina aber in ihrer Bewegung
voneinander entkoppelt. Das ermöglicht, einen niedrigen Ruhespiegel 19 des
Ölsumpfs A 17 einzustellen.
Als zusätzliches Abschirm- und Beförderungsmittel für das Schmiermittel ist ein- oder
beidseitig des Großrades 2 jeweils eine Schleuderscheibe 20 angeordnet.