Die Erfindung bezieht sich auf ein Getriebe für Antriebe von
Schienentriebfahrzeugen mit den Merkmalen des Oberbegriffs des
Patentanspruchs, wie es aus dem DE-GM 17 50 046 bekannt
ist.
Schienentriebfahrzeuge werden mit Antrieben ausgestattet, die den hohen
Anforderungen des modernen Verkehrs hinsichtlich Kraftübertragung in einem
großen Geschwindigkeitsbereich, hoher Beschleunigungen und großer
Bremsverzögerungen genügen. Bei bestimmten Antriebsanordnungen von
elektrischen Schienentriebfahrzeugen (z. B. Tatzlagerantrieb, Hohlwellenantrieb) ist
es üblich, den Fahrmotor achsparallel zum anzutreibenden Radsatz anzuordnen,
wobei die Drehmomentenübertragung vom Fahrmotor über eine Antriebswelle
zumeist über ein Ritzel auf ein Großrad und von dort z. B. über eine Abtriebswelle
und deren elastische Verbindung mit dem Laufrad erfolgt. Ritzel und Großzahnrad
sind von einem Gehäuse umgeben, das ein flüssiges Schmiermittel mit definierter
Viskosität enthält. Derartige Getriebe und ihre Bauteile sind z. B. beschrieben in
Sachs, K.: Elektrische Triebfahrzeuge Bd. 1, Springer-Verlag Wien - New York
1973, Abschnitt 3.52.
Hohe Umfangsgeschwindigkeiten der An- und Abtriebswellen, die aus der
Antriebskonzeption resultierenden Platz- und Spielverhältnisse für das Getriebe
sowie die im Fahrbetrieb zu ertragenden Erschütterungen machen es bei modernen
Schienentriebfahrzeugen erforderlich, die Dichtungen zwischen den Wänden des
Gehäuses des Getriebes und den sie durchstoßenden Wellen als berührungslose
Dichtungen auszuführen, wie sie z. B. aus der DD 2 81 156 grundsätzlich
bekannt sind.
Neben der Realisierung der Energiewandlung erweist es sich bei derartigen
Getrieben als besonderes Problem, den inneren Aufbau des Getriebes und das
Zusammenwirken der berührungslosen Dichtung zwischen Welle und Gehäuse des
Getriebes auf der Abtriebsseite mit den Bauteilen des Getriebegehäuses und dem
Zahnradsatz so zu gestalten, daß ein Verlust an Schmiermittel sowie das
Eindringen von Fremdstoffen ins Getriebeinnere unter allen Betriebsverhältnissen
maximal eingeschränkt eine lange wartungsfreie Laufdauer erreicht und eine
Verschmutzung der Umwelt vermieden wird.
Für die Gestaltung eines Getriebes für Schienenfahrzeuge mit einer
berührungslosen Dichtung für eine Wellendurchführung sind eine Reihe von
technischen Detaillösungen bekannt.
In dem DE-GM 17 50 046 ist die Verwendung einer mit Welle und Zahnrad
mitlaufenden, den Zahneingriff zum benachbarten Zahnrad überdeckenden, aus
dem Zahneingriff herausgequetschtes und abgeschleudertes Öl zurückhaltenden
und die berührungslose Dichtung zwischen Welle und Gehäuse abschirmenden
Schleuderscheibe offenbart. Formgebung und Zusammenwirken mit der
berührungslosen Wellendichtung sind jedoch nur unzureichend geeignet, hohe
Dichtwirkung zu erzielen, da in Richtung der Haupterstreckung der
Schleuderscheibe abgeschleudertes Öl bei Getriebestillstand in den
Dichtungsbereich zurücktropft.
Der in den Patentansprüchen angegebenen Erfindung liegen die folgenden
Probleme zugrunde:
Bei Traktionsgeschwindigkeiten der Schienentriebfahrzeuge über 120 km/h können
bisher bewährte Getriebekonstruktionen mit berührungslosen Dichtungen, wie z. B.
nach der DD 2 81 156, die Dichtheit nicht unter allen Betriebsbedingungen
gewährleisten. Getriebe mit berührungslosen Wellendichtungen, bei denen die
Passungen der Dichtungspartner enger toleriert sind oder die Zahl der
Umlenkstellen für austretendes Schmiermittel vervielfacht wurde (z. B. durch
vielstufige Treppenlabyrinthe), erfordern nicht nur erhöhten technologischen
Aufwand und höhere Kosten, sondern sind häufig aufgrund der konstruktions- und
betriebsbedingten Platz- und Spielerfordernisse nicht anwendbar.
Ein weiteres Problem besteht darin, daß die bekannten Getriebe für
Schienentriebfahrzeuge hinsichtlich Leistungsvermögen, Geschwindigkeit und
Dichtheit meist in allen Bauteilen speziell angepaßte Konstruktionen für den
jeweiligen Fahrzeugtyp sind; eine Fahrzeugneuentwicklung oder eine im Interesse
der Erhöhung der Traktionsgeschwindigkeiten beabsichtigte Änderung der
Getriebeübersetzung an im Betriebseinsatz befindlichen Schienentriebfahrzeugen
z. B. erfordert nicht nur den Austausch der kraftübertragenden Zahnräder, sondern
den Einsatz eines kompletten neuen Getriebes, so daß hohe Aufwände und Kosten
für die Neuentwicklung und Erprobung, die Beschaffung, den Umbau und die
Lagerhaltung entstehen.
Die Erfindung stellt sich dem Problem, den bekannten Lösungen für ein Getriebe
für Schienentriebfahrzeuge mit einer berührungslosen Dichtung zwischen einer
Welle und dem Gehäuse des Getriebes insbesondere auf der Abtriebsseite eine
solche Lösung hinzuzufügen, die auf engem Raum und mit vertretbarem
technologischen Aufwand realisierbar ist, deren Dichtheit unter allen
Betriebsverhältnissen auch bei höheren Geschwindigkeiten gewährleistet ist und
die es gleichzeitig gestattet, unterschiedliche Getriebeübersetzungen in einem
weitestgehend einheitlichen Getriebegehäuse zu realisieren.
Erfindungsgemäß wird dieses Problem mit den kennzeichnenden Merkmalen des
Patentanspruchs gelöst.
Funktion und vorteilhafte Wirkungen der Erfindung werden mit Hilfe der folgenden
Ausführungsbeispiele beschrieben.
In den Zeichnungen ist dargestellt:
Fig. 1: eine Ausführung eines erfindungsgemäßen Getriebes,
Fig. 2: ein Querschnitt durch das Getriebe nach Fig. 1.
Nach Fig. 1 enthält das Gehäuse 1 eines Getriebes für Schienentriebfahrzeuge,
das in bekannter Weise aus einem Ober- und einem Unterkastenteil in einer Ebene,
in der die Achsen von Großrad 2 und Ritzel 3 liegen, dichtend zusammengesetzt
sein kann, in der von der Welle 4 der Abtriebsseite durchsetzten Seitenwand eine
berührungslose Dichtung, deren zweckmäßiger Aufbau in Fig. 2 gezeigt wird: Ein
innerer Labyrinthring 5, der fest mit der rotierenden Welle 4 gekoppelt ist (im
Ausführungsbeispiel durch feste Verbindung am Großrad 2), mit hier nicht mehr als
drei axial nebeneinanderliegenden trapezförmigen Spritzringen wird von einem
äußeren Labyrinthring 6 umgeben, der starr und in üblicher Weise abgedichtet mit
dem Gehäuse 1 verbunden ist. Drei Ölnuten 7 umgreifen die Spritzringe des
inneren Labyrinthringes 5.
Die Belastung einer berührungslosen Dichtung mit ablaufendem oder
abgeschleudertem Schmiermittel und damit der Grad ihrer Dichtheit hängt - wie
oben erläutert - nicht nur von der Ausbildung der Dichtung selbst ab: Sie wird stark
von der Menge des "freien" Ölvolumens, das sich in bekannter Weise im Ölsumpf
A 17, der sich unterhalb des Großrades 2 im unteren Teil des Gehäuses 1 sammelt
und durch die Rotation der Getriebebauteile in den Eingriff zwischen Großrad 2 und
Ritzel 3 transportiert wird, von dem geometrischen Abstand des Ruhespiegels 19
des Ölsumpfes A 17 zur berührungslosen Dichtung sowie von den aus der
Rotationsbewegung und der abgeschleuderten Schmiermittelmenge resultierenden
Druckverhältnissen im Inneren des Gehäuses 1 beeinflußt.
Um sowohl die Intensität des Abschleuderns des Schmiermittels innerhalb eines
Getriebes mit einem Gehäuse mit den vorstehend genannten Merkmalen
gegenüber der berührungslosen Dichtung weiter zu begrenzen als auch den Einsatz
unterschiedlicher Großrad-Ritzel-Kombinationen mit anderen Zahnraddurchmessern
und Leistungsparametern zu realisieren, ohne den Ruhespiegel 19 des Ölsumpfs A
17 mit negativen Auswirkungen für die Dichtwirkung der berührungslosen
Dichtung ändern oder ein anderes Getriebegehäuse einsetzen zu müssen, ist
erfindungsgemäß die folgende Lösung realisiert:
- - Als Mittel für eine Beförderung von Schmiermittel wurde ein- oder
beidseitig des Großrades 2 jeweils eine Schleuderschiene 20 angeordnet, deren
Durchmesser und Form so ausgebildet ist, daß sie nicht nur in an sich bekannter
Weise den Zahneingriff zum benachbarten Ritzel 3 überdeckt, aus dem
Zahneingriff herausgequetschtes und abgeschleudertes Öl zurückhält und die
berührungslose Dichtung zwischen Abtriebswelle 4 und Gehäuse 1 des Getriebes
abschirmt, sondern auch in den Ölsumpf A 17 eintauchend Zahneingriff und den
zweiten Ölsumpf B 18 ausreichend mit Öl versorgt. Die besondere Formgebung der
Schleuderscheibe gemäß Fig. 2 erzwingt dabei, daß durch kombinierte
Adhäsions- und Zentrifugalkräfte ein Abschleudern nicht streng radial, sondern ins
Innere des Gehäuses 1 erfolgt.
- - Auf Grund der Anordnung und oben beschriebenen Wirkung von ein oder zwei
Schleuderscheiben ist es nicht mehr erforderlich, daß das Großrad mit seinen
Zahnköpfen in den Ölsumpf A 17 eintaucht, ohne daß die Schmierung und Kühlung
des Getriebes eingeschränkt wird. Mit einer derartigen Anordnung wird nicht nur
das Verwirbeln von Schmiermittel reduziert, sondern gleichzeitig die
Voraussetzung geschaffen, unterschiedliche Zahnradgrößen und
Getriebeübersetzungen in ein und demselben Gehäuse unterzubringen und mit
geringstem Aufwand Getriebe für unterschiedliche Anforderungen bereitzustellen.