DE4012699A1 - Lenksystem fuer ein mehrteiliges strassenfahrzeug - Google Patents
Lenksystem fuer ein mehrteiliges strassenfahrzeugInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Lenksystem für ein mehrteiliges
Straßenfahrzeug.
Durch die DE-A1-28 10 651 ist ein zweigliedriger Omnibus
bekannt, der aus einem vorderen Fahrzeugteil und einem
einachsigen Nachläufer besteht. Bei Vorwärtsfahrt ist die Achse
dieses Nachläufers abhängig vom Knickwinkel zwischen dem
vorderen Fahrzeugteil und dem Nachläufer zwangsgelenkt.
Weitere gattungsgemäße Lenksysteme bzw. Lenkvorrichtungen für
Gelenkwagenzüge sind durch die DE-B2-26 31 774 und durch die
DE-B2-24 56 165 bekannt.
Außerdem ist eine Vorrichtung zur Steuerung der Lenkbarkeit
einer selbstlenkenden Schlepp- oder Vorlaufachse durch die
DE-C2-29 48 181 bekannt. Weiterhin ist in der DE-C2-33 27 240
eine Vorrichtung zur Regelung der Knickstabilität von mehr
teiligen Straßenfahrzeugen beschrieben, bei der die Räder an
den nachlaufenden Achsen nicht lenkbar sind. Ferner ist in der
Zeitschrift Verkehr und Technik, 1985, Heft 1, Seiten 3-16, in
dem Aufsatz "Der Schubgelenkbus - ein modernes, sicheres und
bewährtes Fahrzeugkonzept" eine Knickschutzeinrichtung für
einen zweigliedrigen Gelenkbus erläutert.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Lenksystem für
mehrteilige Straßenfahrzeuge mit gelenkig verbundenen, ein
achsigen, aufgesattelten Fahrzeugteilen zu schaffen, das es
ermöglicht, ein solches Straßenfahrzeug in der Hauptfahrt
richtung genau spurfolgend und in der ohne besondere Maßnahmen
instabilen Rückwärtsrichtung ebenfalls fahrstabil zu betreiben.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im Anspruch 1 ange
gebenen Merkmale gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in
den Unteransprüchen beschrieben.
Durch das erfindungsgemäße Lenksystem können mehrteilige
Straßenfahrzeuge in beiden Fahrtrichtungen ohne besondere
Spurführungseinrichtungen lenkstabil betrieben werden. Dadurch
wird der für die Rückwärtsfahrt sich aus der Achsanordnung
ergebende lenkunstabile "Spießgang" in eine gegenüber der
Hauptfahrtrichtung (Vorwärtsfahrt) zwar weniger genaue, aber
trotzdem stabile Spurfahrt übergeführt. Bei Erhöhung des Lenk
winkels auf einen Wert über den halben Knickwinkel wird auch
eine Z-förmige durch irreguläre Vorgänge entstandene Fahr
zeugfigur in Rückwärtsfahrtrichtung auflösbar.
Eine Verbesserung der Spurfahrt beim Einfahren in und beim
Ausfahren aus engen Kurven erhält man durch ein Lenksystem
nach Anspruch 2.
Mit einem Lenksystem gemäß Anspruch 3 oder 4 ist es in vorteil
hafter Weise möglich, die Spurabweichung bei Rückwärtsfahrt
zu minimieren bzw. durch Eingriff einer Regeleinrichtung zu
optimieren.
Lenksysteme gemäß den Ansprüchen 13 bis 16 ermöglichen aufgrund
ihrer Sonderfunktionen eine mechanische Spurführung sowie eine
optimale Positionierung des Fahrzeuges in Querrichtung, insbe
sondere an Haltestellen. Bei einem Lenksystem nach Anspruch 6
ist eine derartige Positionierung des Fahrzeuges aus freier,
manuell gelenkter Fahrweise heraus möglich.
Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich
aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen
anhand der Zeichnung und in Verbindung mit den Unteransprüchen.
Es zeigen:
Fig. 1 ein Diagramm der Spurkinematik bei einem mehrteiligen
Straßenfahrzeug,
Fig. 2 eine schematische Draufsicht auf das erfindungsgemäße
Lenksystem.
In Fig. 1 sind mit L1 die Längsmittelstrecke des zweiachsigen
Führungswagens 1 und mit L2, L3 die Längsmittelstrecken der
nachlaufenden Fahrzeugteile (Nachläufer 2, 3) bezeichnet. Jeder
Nachläufer 2, 3 ist über ein Wagengelenk G an dem jeweils vor
laufenden Fahrzeugteil aufgesattelt. Der erste Nachläufer 2 ist
ebenfalls über ein Wagengelenk G auf dem Führungswagen 1 aufge
sattelt. Der Führungswagen 1 und die Nachläufer 2, 3 weisen in
einem Abstand a vom Aufsattelpunkt (Gelenk G) des Nachläufers
eine gelenkte nachlaufende Achse A1, A2, A3 auf. Es ergibt sich
damit ein mehrteiliges Straßenfahrzeug, das aus einem Füh
rungswagen 1 und damit sowie untereinander gelenkig verbunde
nen, einachsigen, aufgesattelten Fahrzeugteilen besteht. Die
lenkbare Vorderachse des zweiachsigen Führungswagens 1 ist in
Fig. 1 mit A bezeichnet.
In der kinetisch stabilen Hauptfahrtrichtung (Vorwärtsfahrt)
ergibt sich bei einer Kreisfahrt, wie in Fig. 1 dargestellt,
zwischen zwei benachbarten Fahrzeugteilen 1, 2 bzw. 2, 3 jeweils
ein Knickwinkel β. Der Scheitelpunkt des Knickwinkels β ist
jeweils durch den Aufsattelpunkt des Nachläufers auf dem vor
laufenden Fahrzeugteil bestimmt. Die Lenkübersetzung zwischen
Knickwinkel und Lenkwinkel wird erfindungsgemäß so gewählt, daß
bei einer Kreisfahrt der Spurkreismittelpunkt M im Schnittpunkt
der Senkrechten S1, S2, S3 auf die Mitten der Längsmittelstrecken
L1, L2, L3 der benachbarten Fahrzeugteile liegt. Der mittlere
Spurkreis mit dem in Fig. 1 eingezeichneten mittleren Spurkreis
radius rsm schneidet also gleichgroße Längen an allen Enden der
Längsmittelstrecken der benachbarten Fahrzeugteile ab.
Durch die Tangente am mittleren Spurkreis wird der in Fig. 1
mit δv bezeichnete mittlere theoretische Lenkwinkel für die
Hauptfahrtrichtung bestimmt, wobei im vorliegenden Fall die
folgende Beziehung gilt:
mit L ist hierbei die Wagenteil-Länge bezeichnet.
Der in Fig. 1 dargestellte Zusammenhang ergibt in dem praktisch
zu nutzenden Winkelbereich, daß der Lenkwinkel δ annähernd
proportional zum Knickwinkel β ist und auch mit einfachen
mechanischen beziehungsweise hydraulischen Mitteln ein sehr
gutes Spurlaufverhalten zu erreichen ist. Die Abweichungen
liegen etwa in der Größe von ohnehin unvermeidlichen Lenk
fehlern, wie z. B. Elastizitäten, Schräglaufwinkeln und
dynamischen Effekten.
In Fig. 2 ist in Hauptfahrtrichtung 20 gesehen mit 1 ein voraus
laufendes Fahrzeugteil und mit 2 ein nachlaufendes Fahrzeugteil
bezeichnet. Bei dem vorauslaufenden Fahrzeugteil 1 kann es sich
hierbei sowohl um den zweiachsigen Führungswagen 1 - wie in Fig.
2 dargestellt - als auch um einen der einachsigen Nachläufer
handeln, da bei einem Führungswagen, die in Hauptfahrtrichtung
hintere Achse ebenso wie die Achsen der aufgesattelten Nach
läufer lenkbar sein kann.
Die lenkbaren Räder 9 und 10, in Fig. 2 nur im vorauslaufen
den Fahrzeugteil 1 dargestellt, sind über eine Spurstange
8 miteinander verbunden. Die Räder 9 und 10 sind in nicht näher
dargestellter Weise gelagert und im Fahrzeugteil 1 gehalten.
Für die Räder 9 und 10 wäre hierbei sowohl eine durchgehende
Radachse als auch eine Einzelradaufhängung denkbar.
Die Räder 9 und 10 sind in Abhängigkeit vom Knickwinkel β
des nächstliegenden Wagengelenks G durch Übertragungsmittel
lenkbar. In dem in Fig. 2 dargestellten Ausführungsbeispiel
umfaßt das Übertragungsmittel ein Übertragungsgestänge 4, das
gelenkig an dem nachlaufenden Fahrzeugteil 2 angeordnet ist. An
dem Übertragungsgestänge 4 ist ein veränderlicher Hebelarm 5
angelenkt, der an seinem freien Ende mit einem Verstellantrieb
6 gekoppelt ist. Der Verstellantrieb 6 dient zur Änderung der
Lenkübersetzung, so daß man bei dem hier dargestellten Ausfüh
rungsbeispiel in vorteilhafter Weise eine veränderliche Lenk
übersetzung erhält. Der Hebelarm 5 ist über den mit ihm
gekoppelten Verstellantrieb 6 mit einem zusätzlichen Verstell
element 7 gelenkig verbunden.
Das zusätzliche Verstellelement 7 ist als zweiseitig wirkender
Hydraulikzylinder ausgebildet. Der Hydraulikzylinder 7 ist über
eine nicht näher bezeichnete Gelenkhebelanordnung mit der Spur
stange 8 verbunden. Durch dieses zusätzliche Verstellelement 7
wird eine überlagerte Lenkungsbeeinflussung ermöglicht. Bei
einer Bewegung der Übertragungsmittel 4-6 in die mit den
Pfeilen 21 und 22 eingezeichneten Richtungen ergeben sich für
das zusätzliche Verstellelement 7 sowie die Spurstange 8 die
durch die Pfeile 23 und 24 dargestellten Richtungen. Für die
lenkbaren Räder 9 und 10 resultiert daraus der mit Pfeil 25
bezeichnete Lenkeinschlag.
Claims (16)
1. Lenksystem für ein mehrteiliges Straßenfahrzeug, bestehend
aus einem zweiachsigen Fahrzeugteil (1) und damit sowie unter
einander gelenkig verbundenen, einachsigen, aufgesattelten
Fahrzeugteilen (Nachläufer 2, 3), das folgende Merkmale umfaßt:
- - der Lenkwinkel (δ) der Räder einer nachlaufenden Achse (A1, A2, A3) wird von wenigstens einem der beiden Knickwinkel (β) zwischen den benachbarten Fahrzeugteilen (1, 2; 2, 3) mit Hilfe von mechanischen und/oder hydraulischen Übertragungs mitteln (4, 5, 6) beeinflußt,
- - für die kinetisch stabile Hauptfahrtrichtung (Vorwärtsfahrt 20) wird die Lenkübersetzung zwischen dem Knickwinkel (β) und dem Lenkwinkel (δ) so gewählt, daß der Spurkreismittel punkt (M) im Schnittpunkt der Senkrechten (S1, S2, S3) auf die Mitten der Längsmittelstrecken (L1, L2, L3) der benachbarten Fahrzeugteile (1, 2, 3) liegt,
- - für die entgegengesetzte Fahrtrichtung (Rückwärtsfahrt) wird die Lenkübersetzung geändert, wobei der Lenkwinkel (δ) bei einer mechanischen Änderung der Lenkübersetzung relativ zum Knickwinkel (β) größer wird und bei einer elektronisch beeinflußbaren Änderung der Lenkübersetzung der Lenkwinkel (δ) im Sinne einer kontinuierlichen Spurführung dem Knick winkel (β) regelbar angepaßt wird.
2. Lenksystem nach Anspruch 1, wobei für die Hauptfahrtrichtung
(Vorwärtsfahrt 20) zumindest bei Änderungen der Spurkreis
radien oder bei Radiensprüngen eine zusätzliche elektronische
Überlagerung der mechanischen Lenkübersetzung vorgesehen ist.
3. Lenksystem nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Änderung der
Lenkübersetzung zwischen Vorwärtsfahrt (20) und Rückwärtsfahrt
kontinuierlich erfolgt.
4. Lenksystem nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3,
wobei eine elektromotorische oder hydraulische Änderung von
Hebelverhältnissen im Übertragungsgestänge (4) vorgesehen ist.
5. Lenksystem nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4,
wobei die Übertragungsmittel (4, 5, 6), die die Lenkung der
Räder (9) der nachlaufenden Achse (A1, A2, A3) abhängig vom
Knickwinkel (β) beeinflußen, wenigstens ein zusätzliches
hydraulisches oder elektromotorisches Verstellelement (7) für
eine überlagerte, vorzugsweise kontinuierliche Beeinflussung
des Lenkwinkels (δ) enthalten.
6. Lenksystem nach Anspruch 5, wobei mittels des zusätzlichen
Verstellelementes (7) der Lenkwinkel (δ), ausgehend von einer
neutralen Nullstellung, in beiden Richtungen (im positiven oder
negativen Drehsinn) veränderbar (vergrößer- oder verkleinerbar)
ist.
7. Lenksystem nach Anspruch 6, wobei das zusätzliche Verstell
element (7) vom Fahrer direkt oder indirekt unter Berücksich
tigung limitierender Parameter ansteuerbar ist.
8. Lenksystem nach Anspruch 6, wobei das zusätzliche Verstell
element (7) von einer elektronischen Steuer- und/oder Regel
einrichtung ansteuerbar ist.
9. Lenksystem nach Anspruch 8, wobei die das zusätzliche
Verstellelement (7) beeinflussende Steuer- bzw. Regelein
richtung im Störungsfall von dem jeweiligen Verstellelement
(7) getrennt wird und das betreffende Verstellelement (7)
durch eine zuvor von der Steuer- bzw. Regeleinrichtung freige
gebene fehlerredundante mechanische Rückstelleinrichtung in
seine neutrale Mittelstellung zurückgeführt wird.
10. Lenksystem nach Anspruch 8 oder 9, wobei die elektronische
Steuer-und/oder Regeleinrichtung auf der Basis der Knickwinkel
(β) und/oder auf der Basis der Abweichungen von einer
Sollspur unter Berücksichtigung der Fahrgeschwindigkeit einen
fahrdynamisch notwendigen bzw. zulässigen Korrekturwinkel
ermittelt.
11. Lenksystem nach Anspruch 10, wobei die Abweichungen von der
Sollspur durch mechanische Abtasteinrichtungen ermittelbar
sind.
12. Lenksystem nach Anspruch 10, wobei die Abweichungen von der
Sollspur durch vorzugsweise elektronische Positionserfassungs
einrichtungen ermittelbar sind.
13. Lenksystem nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 12,
wobei die Übertragungsmittel (4, 5, 6), die die Lenkung der Räder
(9) der nachlaufenden Achse (A1, A2, A3) abhängig vom Knickwinkel
(β) beeinflussen, entkoppelbar sind und die Lenkung von Spur
führungsrollen übernommen wird.
14. Lenksystem nach Anspruch 13, wobei die Entkopplung durch
seitliche Kräfte an den Spurführungsrollen eingeleitet und
beendet wird.
15. Lenksystem nach Anspruch 13 oder 14, wobei die Entkopplung
durch Überbrückung der Hydraulik des zusätzlichen Verstell
elementes (7) erfolgt.
16. Lenksystem nach einem der Ansprüche 13 bis 15, wobei nach
Beendigung der Entkopplung eine Zentrierung des zusätzlichen
Verstellelementes (7) in die neutrale Mittelstellung erfolgt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19904012699 DE4012699C2 (de) | 1990-04-20 | 1990-04-20 | Lenksystem für einen mehrgliedrigen Straßenfahrzeugzug |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19904012699 DE4012699C2 (de) | 1990-04-20 | 1990-04-20 | Lenksystem für einen mehrgliedrigen Straßenfahrzeugzug |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
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DE4012699A1 true DE4012699A1 (de) | 1991-10-24 |
DE4012699C2 DE4012699C2 (de) | 1994-03-31 |
Family
ID=6404780
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19904012699 Expired - Lifetime DE4012699C2 (de) | 1990-04-20 | 1990-04-20 | Lenksystem für einen mehrgliedrigen Straßenfahrzeugzug |
Country Status (1)
Country | Link |
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