DE3829631A1 - Verfahren zur filzfreiausruestung von textilen materialien aus wolle - Google Patents
Verfahren zur filzfreiausruestung von textilen materialien aus wolleInfo
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Description
Zur Verbesserung der Schrumpfbeständigkeit von textilen Materialien, die
aus Wolle bestehen oder Wolle zusammen mit anderen Fasern im Gemisch
enthalten, sind zahlreiche Methoden bekannt. Hierüber wird in der
Literatur in Übersichtsartikeln berichtet, vgl. K.R. Makinson, Fiber
Science Series, Band 8, Shrinkproofing of Wool, Marcel Dekker Inc., New
York und Basel 1979 und A. Bereck, Deutscher Färberkalender, Band 84,
247-285 (1980). Behandlungen der textilen Materialien mit chlorhaltigen
oder chlorfreien Oxidationsmitteln haben dabei große praktische Bedeutung,
einerseits als selbständige Ausrüstungsverfahren, andererseits als
Vorbehandlungsstufe von kombinierten Verfahren, bei denen das aus Wolle
bestehende Textilmaterial zunächst oxidiert und daran anschließend mit
einem Polymerisat behandelt wird. Dabei wird eine Reihe von verschiedenen
Polymeren und reaktionsfähigen oligomeren Substanzen eingesetzt. Einige
darunter können auch ohne eine oxidierende Vorbehandlung verwendet werden.
Alle bisher bekannten Filzfreiausrüstungsverfahren weisen jedoch Nachteile
auf. Behandelt man beispielsweise ein textiles Material aus Wolle mit
einem kationischen Polyamid-Epichlorhydrin-Harz auf Basis von Adipinsäure
und Diethylentriamin nach dem Verfahren, das aus der GB-PS 10 74 731 und
der GB-PS 11 74 822 bekannt ist, so muß man mit einer deutlichen
Veränderung des färberischen Verhaltens der Wolle rechnen. Führt man
dagegen die Filzfreiausrüstung nach dem Verfahren der DE-OS 23 07 563 oder
der DE-AS 24 14 470 durch, bei denen als Polymer Additionsprodukte von
Isocyanaten und Disulfiten verwendet werden, so tritt eine deutliche
Verhärtung der Wolle auf. Textile Materialien aus Wolle, die nach den
Verfahren der GB-PS 15 33 343 zunächst mit einem Oxidations- oder
Chlorierungsmittel und anschließend mit einer Verbindung behandelt werden,
die mehrere Aziridinreste enthält, so erhält man zwar Materialien, die
eine hohe Krumpfbeständigkeit und einen ausgesprochen weichen Griff
aufweisen, sie sind aber in der Regel etwas gelber als das unbehandelte
Material. Diese Farbtonverschiebung der Wolle wird durch die hierbei
angewandte chlorierende Vorbehandlungsstufe verursacht und kann bei weißer
oder pastellfarbiger Ware (z.B. hellblau) störend wirken. Eine Vergilbung
tritt bei sämtlichen Verfahren auf, die einen chlorierenden Behand
lungsschritt enthalten, insbesondere dann, wenn die Chlorierung zur
Vermeidung von unegaler Behandlung oberhalb von pH 2 durchgeführt wird. Es
hat daher in der Praxis nicht an Versuchen gefehlt, chlorierende Filzfrei
ausrüstungsmittel durch andere Oxidationsmittel, wie beispielsweise
Caro′sche Säure (H2SO5), ihre Salze (Caroat) oder durch Kaliumpermanganat
zu ersetzen. Die Anwendung dieser Mittel führt zwar in der
Regel nicht zur Vergilbung der Wolle oder anderer keratinhaltiger Fasern,
sondern bewirkt oft eine Erhöhung des Weißgrades der so behandelten
textilen Materialien. Leider ist aber die schrumpfverringernde Wirkung
dieser Mittel nicht ausreichend, um Wolle waschmaschinenfest zu machen.
Die Wirkung bleibt weit unterhalb der Wirksamkeit der chlorabspaltenden
Substanzen, vgl. die oben zitierte Literaturstelle K.R. Makinson,
Seite 311. Die Gründe dafür sind in dieser Literaturstelle auf den
Seiten 233 ff ausführlich dargelegt. Eine einbadige Anwendung von
chlorierenden Substanzen und Kaliumpermanganat oder eine Verfahrensweise,
wie Kaliumpermanganatbehandlung und anschließende Chlorierung der Wolle,
schädigt die Wollsubstanz und löst in der Regel das Vergilbungsproblem
nicht. Bei gefärbter oder weiß-bunt-gemusteter Wollware scheidet eine
Permanganatbehandlung ohnehin aus, weil Permanganat die Farbstoffe
angreift.
Sowohl nach der Chlorierung der Wolle als auch nach einer Behandlung von
Wolle mit Kaliumpermanganat ist eine reduktive Nachbehandlung, z.B. mit
Natriumbisulfit, unerläßlich. In dem zuerst genannten Fall der Chlorierung
müssen aggressive Chloraminreste, die sich aus Wollpeptid und Chlor
bilden, zerstört werden. Im zweiten Fall wird der aus Kaliumpermanganat
entstandene Braunstein zu wasserlöslichen Mangan-2-Salzen reduziert und
dadurch eliminiert. Daraus folgt, daß die bisher bekannten Verfahren zur
Filzfreiausrüstung mindestens zweistufig sind.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur
Filzfreiausrüstung von textilen Materialien, die aus Wolle bestehen oder
Wolle zusammen mit anderen Fasern im Gemisch enthalten, zur Verfügung zu
stellen, bei dem praktisch keine Vergilbung und praktisch keine Schädigung
der Fasern auftritt. Das behandelte textile Material soll außerdem einen
weichen Griff aufweisen.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst mit einem Verfahren zur Filzfrei
ausrüstung von textilen Materialien, die aus Wolle bestehen oder Wolle
zusammen mit anderen Fasern im Gemisch enthalten, durch Chlorieren und
Bleichen der textilen Materialien, wenn man
- (a) die textilen Materialien in wäßriger Flotte so weit chloriert, daß die Aktivchloraufnahme, bezogen auf den Gehalt an Wolle der trockenen textilen Materialien, 0,2 bis 2 Gew.% beträgt,
- (b) die chlorierten textilen Materialien dann unmittelbar mit einer Wasserstoffperoxid enthaltenden Flotte behandelt, die 3 bis 30 ml Wasserstoffperoxid, berechnet auf 35 gew.%iges Wasserstoffperoxid, pro Liter gelöst enthält oder 1 bis 10 Gew.%, bezogen auf Wolle, H2SO5 oder eines wasserlöslichen Alkali- oder Ammoniumsalzes der Perschwefelsäure darauf in wäßriger Lösung einwirken läßt und gegebenenfalls
- (c) 0,5 bis 5 Gew.%, bezogen auf die textilen Materialien, eines bekannten Polymeren für die Filzfreiausrüstung aufbringt.
Die Wolle kann in allen Verarbeitungsstufen vorliegen, z.B. als Gewebe,
Maschenware, Flocke, Kammzug oder Garn.
Zur Filzfreiausrüstung des Wollmaterials erfolgt in der Verfahrensstufe a)
zunächst eine Chlorierung. Als chlorierende Agenzien kommen beispielsweise
gasförmiges Chlor, Chlorwasser und eine Reihe von anorganischen und
organischen Substanzen in Betracht, die reaktives Chlor, d.h. Chlor in der
Oxidationsstufe +1, enthalten. Von besonderer technischer Bedeutung sind
dabei hypochlorige Säure und ihre Salze, insbesondere Natriumhypochlorit
sowie wasserlösliche Salze der Dichlorisocyanursäure, vorzugsweise
Natriumdichlorisocyanurat. Die Verwendung von wasserlöslichen Salzen der
Dichlorisocyanursäure zur Chlorierung von proteinhaltigen textilen
Materialien ist bekannt. Die Chlorierung wird vorzugsweise in einem
wäßrigen Medium durchgeführt. Hierbei arbeitet man entweder in langer
Flotte oder durch Foulardieren. Das Flottenverhältnis in der langen Flotte
beträgt in der Regel 1:10 bis 1:50. Vorzugsweise verwendet man als
chlorierendes Agens Natriumhypochlorit oder Natriumdichlorisocyanat. Die
Konzentrationen der chlorierenden Agenzien in der Flotte betragen 0,2 bis
2,0 g/l, bezogen auf den Aktivchlorgehalt. Die Chlorierung der textilen
Materialien wird bei einer Flottentemperatur von etwa 5 bis 35, vorzugs
weise 10 bis 25°C durchgeführt. Der pH-Wert der Chlorierungsflotte liegt
zwischen 2 und 7, vorzugsweise 3 bis 5. Die Dauer der Chlorierung richtet
sich nach der Reaktionsgeschwindigkeit des Chlorierungsmittels mit der
Wolle. Sie kann je nach pH-Wert und Temperatur der Behandlungsflotte
zwischen 5 und 60 Minuten betragen. Die Behandlungsflotte enthält
vorzugsweise eine solche Konzentration an Chlorierungsmittel, daß nach
Abschluß der Chlorierung das aktive Chlor im Behandlungsbad verbraucht
ist. Der Endpunkt der Chlorierung kann beispielsweise mit Hilfe von
Kaliumjodid-Stärke-Papier leicht festgestellt werden. Die proteinhaltigen
Fasern der textilen Materialien werden soweit chloriert, daß die
Aktivchloraufnahme, bezogen auf den Wollgehalt der trockenen textilen
Materialien, 0,2 bis 2, vorzugsweise 0,5 bis 1,5 Gew.% beträgt.
Die Chlorierung der textilen Materialien kann auch in Gegenwart eines
Netzmittels durchgeführt werden. Sofern die Chlorierung in Gegenwart eines
Netzmittels erfolgt, enthält die Chlorierungsflotte 0,2 bis 1,0 g/l eines
Netzmittels oder eines Netzmittelgemisches. Geeignete Netzmittel sind
beispielsweise Alkoxylierungsprodukte von langkettigen Alkoholen, z.B.
C8- bis C18-Alkoholen sowie die Alkoxylierungsprodukte von Phenol und
Alkylphenolen. Als Alkoxylierungsmittel kommen vorzugsweise Ethylenoxid
und/oder Propylenoxid in Betracht. Pro Mol Alkohol oder Phenol lagert man
beispielsweise 5 bis 60, vorzugsweise 5 bis 20 Mol Ethylenoxid an.
Propylenoxid wird in einer solchen Menge, meistens zusammen mit Ethylen
oxid an die Alkohole oder Phenole angelagert, daß man noch wasserlösliche
Netzmittel erhält. Weitere geeignete Netzmittel sind C9- bis C13-Alkyl
phosphorsäuremono- oder -diester sowie C4- bis C8-Alkylphosphorsäure
triester und C8-C18-Alkylsulfonate. Die Chlorierung der Wolle kann auch
kontinuierlich durchgeführt werden. In der Verfahrensstufe (a) des
erfindungsgemäßen Verfahrens wird vorzugsweise soweit chloriert, daß die
Aktivchloraufnahme 0,2 bis 2,0, vorzugsweise 0,5 bis 1,5 Gew.% beträgt.
Der Chlorierungsgrad der Wolle beträgt bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
etwa nur 50%, des Wertes, der bei den Verfahren des Standes der Technik
üblicherweise eingestellt wird.
Nach Beendigung der Chlorierung erfolgt unmittelbar eine Behandlung der
chlorierten textilen Materialien mit Peroxid, Peroxysulfat oder
Kombinationen derselben im Verfahrensschritt (b). Beim erfindungsgemäßen
Verfahren entfällt das bisher übliche Entchloren mit Natriumdisulfit. Die
Chlorierung der Wolle wird vorzugsweise im Verfahrensschritt (a) soweit
durchgeführt, daß die Flotte praktisch kein aktives Chlor mehr enthält
(Prüfung mit Kaliumjodid-Stärke-Papier). Eine so weit erschöpfte Flotte
gemäß Verfahrensschritt (a) braucht nicht abgelassen zu werden, sondern
kann direkt für den Verfahrensschritt (b) verwendet werden. Im
Verfahrensschritt (b) erfolgt die Behandlung der chlorierten Wolle mit
einer Peroxiverbindung unter den bei der Wollbleiche üblichen Bedingungen.
Zu diesem Zweck setzt man der praktisch erschöpften Chlorierungsflotte
gemäß (a) 3 bis 30, vorzugsweise 5 bis 15 ml Wasserstoffperoxid, berechnet
als 35%iges Wasserstoffperoxid, zu oder verwendet als Peroxiverbindung
H2SO5 oder die Alkali- oder Ammoniumsalze dieser Säure, oder Kombinationen
von Wasserstoffperoxid und Persulfat oder Peroxyschwefelsäure in jedem
beliebigen Verhältnis. Die Konzentration der wasserlöslichen Salze der
Caro′schen Säure sowie die der Peroxyschwefelsäure in der Behandlungs
flotte liegt bei 1 bis 10, insbesondere 2 bis 5 Gew.%, bezogen auf Wolle.
Vorzugsweise verwendet man im Verfahrensschritt (b) Wasserstoffperoxid.
Der pH-Wert der Flotte, die für die Behandlung des textilen Materials im
Verfahrensschritt (b) in Betracht kommt, liegt wie bei der oxidativen
Wollbleiche üblich, zwischen 5 und 9,5. Wenn man in dem pH-Bereich von 7,0
bis 9,5 arbeitet, wählt man für die Behandlung des textilen Materials
Temperaturen der Flotte zwischen 35 und 60, vorzugsweise zwischen 40 und
50°C. Es ist jedoch auch möglich, bei Flottentemperaturen zwischen 10 und
35°C zu arbeiten, jedoch benötigt man dann längere Verweilzeiten der
textilen Materialien in der Flotte. Bei empfindlichen Färbungen oder bei
stark gebleichtem Material kann es vorteilhaft sein, die Behandlung im
Verfahrensschritt (b) bei möglichst tiefen Temperaturen, d.h. zwischen 10
und 25°C durchzuführen. In solchen Fällen benötigt man in aller Regel
außer längeren Behandlungszeiten auch höhere Peroxidkonzentrationen. Bei
der Arbeitsweise im schwach sauren pH-Bereich, z.B. von 5 bis 7, ist es
oft vorteilhaft, die Behandlung des textilen Materials im Verfahrens
schritt (b) in Gegenwart eines Bleichaktivators durchzuführen. Bleich
aktivatoren werden dabei in Konzentrationen von 1 bis 5 g/l Flotte
verwendet. Beim Arbeiten im sauren pH-Bereich und der gegebenenfalls in
Betracht kommenden Mitverwendung von Bleichaktivatoren führt man die
Behandlung des textilen Materials in der Regel bei Temperaturen zwischen
60 und 80°C durch. Die Behandlungsdauer berägt dann 10 bis 60 Minuten.
Geeignete Bleichaktivatoren sind Carboxylgruppen aufweisende wasser
lösliche Verbindungen oder Carbonsäureanhydride, z.B. Pentaacetylglukose,
Glukonsäure, Pentapropionylglukose, Tetraacetylethylendiamin, Tetra
acetylglykoluril, Carbonsäureanhydride, wie Bernsteinsäureanhydrid,
Benzoesäureanhydrid oder Phthalsäureanhydrid, Natrium- oder Magnesium
diacetylphosphat sowie Verbindungen, die unter Anwendungsbedingungen unter
Bildung von Carbonsäure hydrolysieren, z.B. Phenolester, wie p-Carboxyl
phenylacetat, p-Sulfonylphenylacetat, p-Kresylacetat oder Phenylacetat.
Auch Carbonsäuren, wie Fumarsäure und Glutarsäure können als
Bleichaktivator verwendet werden.
Nachdem die Peroxidverbindung praktisch verbraucht ist, ist die Behandlung
gemäß Verfahrensstufe (b) beendet. Das textile Material wird dann dem Bad
entnommen, gespült und getrocknet. Falls jedoch eine besonders effiziente
Filzfreiausrüstung von textilen Materialien erwünscht ist, schließt sich
an den Verfahrensschritt (b) eine Behandlung des textilen Materials mit
Polymeren an. Gegebenenfalls kann vor dieser Behandlung ein Spülen des
textilen Materials erfolgen. Im Verfahrensschritt (c) wird das Textilgut
in einem frischen Bad mit einer Lösung oder einer Dispersion eines
synthetischen Polymeren bzw. Oligomeren in an sich bekannter Weise
behandelt. Die Behandlung des textilen Materials kann dabei sowohl aus
kurzer Flotte (Flottenverhältnis von unter 1:10) aus langer Flotte
(Flottenverhältnis 1:10 bis 100), durch Klotzen, Sprühen oder Schaum
auftrag erfolgen. Die in der wäßrigen Flotte enthaltenen Polymeren ziehen
dabei auf die Wollfasern auf. Das so imprägnierte Textilgut wird
anschließend bei Temperaturen oberhalb von 60°C, in der Regel in dem
Temperaturbereich von 80 bis 150°C getrocknet, wobei eine Reaktion
zwischen den Polymeren und dem Textilmaterial bzw. eine Vernetzung des
Polymeren eintritt. Für die Filzfreiausrüstung geeignete Polymere sind
beispielsweise aus der GB-PS 15 33 343, der US-PS 45 92 757 und der
US-PS 29 61 247 bekannt. Die Filzfreiausrüstung von Wolle mit Polymeren
wird außerdem von A. Bereck in Deutscher Färberkalender, Band 84,
Seiten 255 ff (1980) ausführlich beschrieben. Die dort zur Filzfrei
ausrüstung beschriebenen Polymeren können bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren in der Verfahrensstufe (c) als Polymer eingesetzt werden. Nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren erhält man filzfest ausgerüstete Wolle,
die nicht vergilbt ist und auch praktisch keine Schädigung aufweist.
Verglichen mit den bekannten Verfahren zur Filzfreiausrüstung von Wolle
benötigt man bei dem erfindungsgemäßen Verfahren nur etwa die Hälfte der
Menge an Aktivchlor, um Ausrüstungen einer vergleichbaren Qualität
herzustellen. Im Unterschied zum Stand der Technik können die Verfahrens
stufen (a) und (b) in einem einzigen Bad durchgeführt werden.
Die Prozentangaben in den Beispielen sind Gewichtsprozent.
Für sämtliche Beispiele und Vergleichsbeispiele wurde ein Wollgestrick
verwendet, das extrem stark zum Filzschrumpfen neigte. Alle Behandlungen
erfolgten in langer Flotte bei einem Flottenverhältnis von 1:40. Die im
folgenden angegebenen Anwendungsmengen von Hilfsmitteln sind stets in
Gewichtsprozent, bezogen auf das Wollgewicht, berechnet. Die Versuchs
bedingungen und Ergebnisse sind in den Tabellen 1 und 2 zusammengefaßt. Im
folgenden werden für die einzelnen Behandlungen die Bedingungen angegeben,
unter denen die Behandlung jeweils erfolgt ist.
Das Wollmaterial wurde zunächst mit einer Flotte vorbehandelt, die 1%,
eines handelsüblichen emulgierten Phosphorsäureesters und 3%, 60%ige
Essigsäure enthielt. Der pH-Wert der Flotte betrug 4,5, die Behandlungs
dauer 10 Minuten, die Behandlungstemperatur 20°C.
Nach dieser Behandlung setzte man jeweils zu diesem Bad die in den
Tabellen angegebene Menge an Chlorbleichlauge oder Natriumdichlor
isocyanurat zu. Das Textilmaterial wurde in dieser Flotte 30 bis
45 Minuten behandelt, d.h. bis Kaliumjodid-Stärke-Indikatorpapier sich
nicht mehr blau färbte. Die Behandlungstemperatur betrug 20°C, der pH-Wert
der Flotte lag bei 4 bis 4,5.
Die in der Tabelle 1 angegebenen Mischungen aus Wasserstoffperoxid,
Na4P2O7 und gegebenenfalls Bleichaktivator wurden zu dem nach Abschluß der
Chlorierung gemäß Verfahrensschritt (a) vorliegenden Bad direkt zugesetzt,
und zwar nachdem die Prüfung auf aktives Chlor mit Kaliumjodid-Stärke-
Indikator-Papier negativ ausfiel.
Als Bleichaktivator wurde ein Dicarbonsäuregemisch aus Bernsteinsäure,
Glutarsäure und Adipinsäure verwendet.
Die Filzfreiausrüstung mit einem Polymeren erfolgte ebenfalls in langer
Flotte bei einem Flottenverhältnis von 1:40. Als Polymer wurde der im
Beispiel 1 der GB-PS 15 33 343 beschriebene zweifache Ester der
β-Aziridinopropionsäure mit Polytetrahydrofuran vom Molekulargewicht 2000
eingesetzt. Das Polymere wurde zur Bereitung der Flotte zunächst in
5%iger wäßriger Schwefelsäure gelöst und zusammen mit 2%, Na2S2O5
(Natriummetabisulfit) in das Behandlungsbad gegeben. Die Polymerkonzen
tration betrug 1%. Das Textilmaterial wurde jeweils 30 Minuten lang bei
Raumtemperatur behandelt und ohne Spülen bei 110°C getrocknet.
Sofern eine Entchlorung des Textilmaterials durchgeführt wurde, erfolgte
sie in dem Bad, in dem das Textilmaterial zuletzt behandelt wurde. Hierzu
setzte man diesem Bad jeweils 2%, Na2S2O5 und 1%, eines handelsüblichen
Netzmittels (Anlagerungsprodukt von 48 Mol Ethylenoxid an 1 Mol Ricinusöl)
30 zu. Die Behandlung dauerte 10 Minuten bei 30°C. Sofern die Chlorierung mit
Natriumhypochlorit durchgeführt wurde, erfolgte diese Behandlung analog
der Chlorierung mit dem Dinatriumsalz der Isocyanursäure mit dem einzigen
Unterschied, daß der pH-Wert 3 betrug und die Behandlungsdauer ca.
10 Minuten betrug.
wurde so durchgeführt, daß man die Wolle zunächst mit einer Flotte
vorbehandelte, die 1%, 85%iger Ameisensäure und 1%, eines handelsüblichen
emulgierten Phosphorsäureesters enthielt. Die Behandlung dauerte 5 Minuten
und wurde bei 30°C und einem pH-Wert von 4 vorgenommen. Anschließend fügte
man 7% KHSO5 innerhalb von 5 Minuten zu. Die Behandlung dauerte ca.
30 Minuten. Der Endpunkt der Behandlung war dann erreicht, sobald sich
Kaliumjodid-Stärke-Papier nicht mehr beim Benetzen mit der Flotte blau
färbte.
Für die reduktive Nachbehandlung gab man zu dem Bad 5%, Natriumsulfit und
2% Natriumcarbonat. Der pH-Wert der Flotte wurde auf einen Wert in dem
Bereich von 7,5 bis 8,0 eingestellt. Die Behandlungsdauer betrug
20 Minuten.
Der Flächenkrumpf beim Waschen wurde nach der IWS-Testmethode Nr. 31, der
Gelbgrad nach DIN 6167 und die Alkalilöslichkeit nach DIN 54 281 bestimmt.
Wie die Ergebnisse in den Tabellen 1 und 2 zeigen, kann ein ausreichender
Filzfreieffekt auf dem untersuchten Material nur mittels einer intensiven
Chlorierung, vgl. Vergleichsbeispiel 5 und anschließender Behandlung mit
dem Polymer erreicht werden. Diese Vorbehandlung verursacht jedoch eine
deutliche Vergilbung der Wolle.
Verwendet man anstelle eines Chlorierungsmittels KHSO5, vgl. Vergleichs
beispiele 6 und 7, so erreicht man zwar eine Aufhellung der Wolle, jedoch
ist der Filzfreieffekt auch nach einer Polymerbehandlung bei weitem nicht
zufriedenstellend. Außerdem verursacht die oxidative Behandlung ein hohes
Maß an Wollschädigung, die an den hohen Anteilen von in Alkali löslichen
Bestandteilen der Wolle erkenntlich ist.
Gemäß den Beispielen 1 bis 10 erzielt man bei den noch zusätzlich mit
einem Polymer behandelten Materialien einen hohen Grad an Filzfreiheit,
wobei keine Vergilbung der Ware auftritt. Die niedrigen Werte der
Alkalilöslichkeit zeigen, daß die Schädigung der Wolle bei dem
erfindungsgemäßen Ausrüstungsverfahren vernachlässigbar gering ist.
Claims (5)
1. Verfahren zur Filzfreiausrüstung von textilen Materialien, die aus
Wolle bestehen oder Wolle zusammen mit anderen Fasern im Gemisch
enthalten, durch Chlorieren und Bleichen der textilen Materialien,
dadurch gekennzeichnet, daß man
- (a) die textilen Materialien in wäßriger Flotte so weit chloriert, daß die Aktivchloraufnahme, bezogen auf den Gehalt an Wolle der trockenen textilen Materialien, 0,2 bis 2,0 Gew.%, beträgt,
- (b) die chlorierten textilen Materialien dann unmittelbar mit einer Wasserstoffperoxid enthaltenden Flotte behandelt, die 3 bis 30 ml Wasserstoffperoxid, berechnet auf 35gew.%iges Wasserstoff peroxid, pro Liter gelöst enthält oder 1 bis 10 Gew.%, bezogen auf Wolle, H2SO5 oder eines wasserlöslichen Alkali- oder Ammoniumsalzes der Peroxyschwefelsäure darauf in wäßriger Lösung einwirken läßt und gegebenenfalls
- (c) 0,5 bis 5 Gew.%, bezogen auf die textilen Materialien, eines bekannten Polymeren für die Filzfreiausrüstung aufbringt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die
Verfahrensstufe (a) in Gegenwart eines Netzmittels durchführt.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
man die Verfahrensstufe (b) in Gegenwart eines Bleichaktivators
durchführt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß man textile Materialien aus Wolle oder aus Fasermischungen, die
Wolle enthalten,
- (a) in wäßriger Flotte bis zu einer Aktivchloraufnahme von 0,5 bis 1,5 Gew.%, bezogen auf den Gehalt an Wolle der trockenen textilen Materialien, chloriert und
- (b) direkt im Anschluß an die Chlorierung 5 bis 15 ml Wasserstoff peroxid, berechnet auf 35 gew.%iges Wasserstoffperoxid, zu der Flotte zusetzt und das textile Material bleicht.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß man auf das
textile Material zusätzlich (c) 1 bis 2,5 Gew.%, eines für die
Filzfreiausrüstung bekannten Polymeren aufbringt.
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