DE234229C

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Publication number: DE234229C
Application number: DENDAT234229D
Authority: DE
Publication date: 1900-01-01

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

PATENTSCHRIFT

- ΛΙ234229 KLASSE 39 b. GRUPPE

Verfahren zur Herstellung plastischer Massen. Patentiert im Deutschen Reiche vom 7. November 1908 ab.

Die vorliegende Erfindung bezweckt die Herstellung einer plastischen Masse, die sowohl zur Darstellung von Figuren, Gebrauchs- und Luxusgegenständen, Apparaten und Instrumen ten verwendet wird, als auch durch Aufstreichen auf, feste oder biegsame Unterlagen als Bodenbelag, Wandbekleidung u. dgl. dienen kann.

Namentlich bei Vier letztgenannten Verwendungsart besitzt die Masse den bekannten Linoleum- und Ledertapeten gegenüber einen wesentlichen Vorzug, insofern, als mit ihr sowohl bei neuen Anlagen, wie auch bei Reparaturen besonders leicht hantiert werden kann.

Die plastische Masse wird in den verschiedensten Farbentönen in der Fabrik dargestellt, in Blechbüchsen oder Fässern verpackt zur Baustelle gebracht, dort einfach mit geeigneten Instrumenten ausgestrichen, und nach zwei bis drei Tagen ist sie so erhärtet, daß sie ohne weiteres in Gebrauch genommen werden kann. Vor oder nach dem Erhärten der Masse können natürlich noch beliebige farbige Muster aufgezeichnet oder plastische Verzierungen angebracht werden.

Die auf eine Unterlage aufgetragene Masse schmiegt sich jeder beliebigen Form an, sie bedarf also nicht wie sonstige Bodenbeläge und Wandbekleidungen unter Umständen erst der Herstellung ausgleichender Unterlagen.

Infolgedessen werden Fugen, Risse und Bruchstellen, wie sie beispielsweise bei Linoleumbelag auf unebenem Boden, scharfkantigen Unterlagen usw. leicht entstehen, vermieden.

Die Masse eignet sich auch als Rohmaterial für Modellierzwecke, ferner kann sie, in die verschiedensten Formen gepreßt, zur Herstellung aller möglichen Figuren und Gegenstände Verwendung finden.

Als Grundstoff für die vorliegende Masse eignet sich Fasermaterial beliebiger Herkunft, besonders empfiehlt sich die Verwendung minderwertiger industrieller Abfallprodukte.

So hat sich beispielsweise ergeben, daß der sogenannte Fängstoff der Papier- und Zellulosefabriken, selbstverständlich auch Zellulose selbst, Holzschliff, Papierstoff jeglicher Art, ferner aber auch die fast wertlose Scherwolle der Tuchfabriken und anderes faseriges Material zur Herstellung der vorliegenden Masse geeignet ist.

Dieser Grundstoff ist in eine Masse gebettet, die dem Zweck entsprechend zunächst weich und plastisch ist, beim Verweilen an der Luft aber allmählich erhärtet, ohne spröde und brüchig zu werden.

Hierfür hat sich der Leim in geeigneter Zubereitung vorteilhaft erwiesen, indem man ihm einerseits eine geringe Gerbung zuteil werden läßt, beispielsweise durch Zugabe von etwas Gerbstoff oder Tannin, oder doppeltchromsaurem Kali und ähnlich wirkenden Stoffen, andererseits aber einen hygroskopisehen Stoff, z. B. Glyzerin, hinzufügt.

Endlich ist es notwendig, die Masse in allen Teilen gehörig zu homogenisieren, indem man

fti. Auflage, ausgegeben am 27. Mai 1914.)

noch etwas Harz bzw. Kolophonium in alkalischer Lösung und außerdem ein geeignetes Mineral- oder vegetabilisches öl hinzufügt.

je nach Art der Rohmaterialien und der Bestimmung der. herzustellenden Masse wird das Mengenverhältnis der erwähnten Stoffe verschieden sein. Ein gut brauchbares Produkt erhält man beispielsweise, wenn man die einzelnen Bestandteile in folgendem Verhältnis

ίο mischt: ioo Teile Füllmittel, ioo Teile Wasser, 200 Teile gekochte Leimlösung, 30 Teile Glyzerin, 20 Teile Aluminiumsulfat, 100 Teile öl, 80 Teile Harzseife, 50 Teile Kautschuk, 60 Teile Färbe. So hat es sich erwiesen, daß beispielsweise zur Herstellung der Masse folgende Arbeitsweise vorteilhaft ist: :

Der faserige Grundstoff wird zunächst mit Leim wasser verkocht, so daß eine breiartige Masse entsteht. Man fügt dann ein hygroskopisches Mittel, z. B. Glyzerin, und ein gerbendes Konservierungsmittel (z. B. 1 bis 2 Prozent Tannin) hinzu. Zu dieser Hauptmasse wird Harz, Kolophonium o. dgl. in einem alkalischen Lösungsmittel (z. B.. in verdünntem Ammoniak oder Gaswasser) gegeben und außerdem das erforderliche öl direkt zugesetzt. Das öl kann auch erst mit der Harzlösung vermischt werden. Danach wird die ganze Masse unter tüchtigem 'Durcharbeiten erhitzt. Nach Beendigung des Erhitzens läßt man das Produkt einige Stunden erkalten, wonach man eine in hohem Grade elastische, beliebig zu färbende Masse erhält.

Will man indessen eine dünnere Masse erzielen, so kann man dies durch entsprechendes Verrühren mit einer weiteren Menge alkalischer Flüssigkeit, z. B. Sodalösung oder Gaswasser usw., leicht erreichen.

Zur Herstellung besonderer Apparate oder da, wo die Anforderungen an das Material besondere Eigenschaften der Masse voraussetzen; kann auch das Harz ganz oder teilweise durch Kautschuk, Guttapercha, Balata u. dgl.,, in entsprechenden Lösungsmitteln, ersetzt werden.

Es ist bekannt, die hier beanspruchten Bestandteile in Mischung mit Casein auf Fußbodenbelagmassen ζμ verarbeiten. Die so hergestellten Massen weisen aber verschiedene Übelstände auf, und zwar nimmt die Elastizität dieser Massen schon nach verhältnismäßig kurzer Lagerung erheblich ab, so daß bei Auflagerung auf feuchtem Untergrund schon nach ganz kurzer Zeit Risse auftreten. Die Masse wird bald ganz hart und spröde wie Siegellack. .

Ein weiterer Nachteil der Caseinprodukte ist der, . daß sie gegen Fäulnis nicht widerstandsfähig sind.

Eine mit Casein versetzte Masse von der beanspruchten Zusammensetzung ist nur ganz kurze Zeit verwendbar und muß infolgedessen gleich nach Herstellung der Masse verarbeitet werden.

Ganz anders verhält sich die neue Masse, da sie ihre Eigenschaften lange Zeit unverändert beibehält. Z. B. ist es nicht nötig, die für Bodenbelagszwecke hergestellte plastische Masse auf der Baustelle selbst anzufertigen, sondern sie wird von der Fabrik direkt auf die Baustelle gebrauchsfertig geliefert, wodurch eine gleichmäßige Herstellung gewährleistet ist. Die neue Masse kann z. B. bei Belägen in jeder, beliebigen Stärke ausgeführt werden, so z. B. auch V₄ Millimeter dick (in welchem Falle ein Caseinprodukt schon nach 3 bis 4 Wochen bricht und abblättert), während die beanspruchte Masse jahrelang ihre hochelastischen Eigenschaften bei jeder Temperatur beibehält,

Claims

Patent-Anspruch: . .

Verfahren zur Herstellung plastischer Massen, dadurch gekennzeichnet, daß Fasermaterial beliebiger Herkunft mit kochender Leimlösung durchtränkt und nach Zusatz von Glyzerin, Mineral- oder vegetabilischen ölen, Härtemitteln, wie Tonerdesalzen, Chromaten usw. und Harzseiie gegebenenfalls nach Zumischung von Kautschuk, Guttapercha und Balata getrocknet wird.