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Die
Erfindung betrifft einen Sitz-Liege-Sessel mit einer Tragstruktur
für eine
Sitz-Rücken-Bespannung,
wobei die Tragstruktur gelenkig mit einem Fußgestell verbunden ist, und
mit einem Verstellmechanismus zur Veränderung der Neigung der Tragstruktur
gegenüber
dem Fußgestell.
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Derartige
Sitz-Liege-Sessel sind im Stand der Technik vielfach bekannt. Sie
werden beispielsweise zur Entspannung oder zum Fernsehen benutzt und
erlauben dem Benutzer des Sessels eine zurückgelehnte, liegende oder fast
liegende Stellung einzunehmen. Es sind dabei Sitz-Liege-Sessel bekannt, die
es gestatten, dass die auf dem Sessel sitzende Person nach Wunsch
durch Verlagern des Körpergewichtes
die Rückenlehne
und die Sitzfläche
gemeinsam in eine angepasste bequeme Schräglage kippen kann. Solche Sessel
besitzen häufig
noch eine klappbare Fußstütze, die
automatisch beim Bewegen des Sitz-Liege-Sessels von einer Sitz- in eine
Liegestellung vor den Sitz hochgeklappt und bei umgekehrter Bewegung
unter den Sitz zurückgeklappt
wird. Für mehr
Bequemlichkeit und Komfort sind die Rückenlehne und die Sitzfläche oftmals
als einstückige,
starre Schale mit einer Polsterung ausgebildet.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen gattungsgemäßen Sitz-Liege-Sessel mit einer
im Vergleich mit einer Sitzschale vergrößerten Formveränderlichkeit
und verbesserten Formanpassung an eine im Sessel sitzende Person
vorzuschlagen.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch einen
Sitz-Liege-Sessel mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Weitere
vorteilhafte Ausführungsformen
sind den rückbezogenen
Ansprüchen
zu entnehmen.
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Die
Tragstruktur des erfindungsgemäßen Sitz-Liegesessels
weist einen Rahmen auf, in dem eine Sitz-Rücken-Bespannung befestigt,
insbesondere gespannt ist. Die Bespannung kann beispielsweise aus
einem elastischen oder unelastischem Gewebe bestehen. Eine Elastizität kann auch
vom Rahmen kommen, der allerdings auch starr sein kann. Es ist vorgesehen,
aber nicht zwingend, dass der Rahmen eine im Sessel sitzende Person
im Bereich ihres Körpers
vorzugsweise bis über
die Schultern, evtl. einschließlich
ihres Kopfs, und das Gesäß, evtl.
bis zu den den Oberschenkeln zwischen den Knien und dem Gesäß umgibt.
Dabei wird von einer vorgesehenen Position der Person in/auf dem
Sessel ausgegangen. Die Bespannung kann allseitig, an beiden Längs- oder
an beiden Querseiten am Rahmen befestigt sein, die Aufzählung ist
nicht abschließend. Die
Bespannung kann im Rahmen gespannt oder ohne Spannung befestigt
sein, die im Sessel sitzende Person spannt die Bespannung im Rahmen.
Die Bespannung passt sich gut an die Form der Person an, besser
als es mit einer weitgehend starren, gepolsterten Sitzschale möglich ist.
Der erfindungsgemäße Sessel
ist deswegen sehr bequem für
einen Benutzer.
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In
bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung weist die Sitz-Rücken-Bespannung
ein elastisches Polster oder dgl. als Lendenwirbelstütze (sog.
Lordosenstütze)
auf, die in dem Bereich angeordnet ist, in dem sich normalerweise
ein Lendenwirbelbereich einer im Sessel sitzenden Person befindet.
Die Lendenwirbelstütze
kann beispielsweise auf der Bespannung oder in einer Tasche oder
dgl. der Bespannung angeordnet sein. In einer Sitzstellung des Sessels,
in der eine Lehne des Sessels verhältnismäßig aufrecht nach oben steht
und das Gewicht einer im Sessel sitzenden Person verhältnismäßig stark
auf dem Gesäß lastet,
bewirkt die Lendenwirbelstütze
eine Wölbung
nach vorn, sie stützt
die Lendenwirbelsäule
von hinten bzw. drückt
die Lendenwirbelsäule
nach vorn. Einer zu starken Wölbung
der Lendenwirbelsäule
im Sitzen nach hinten wird entgegengewirkt, was als orthopädisch günstig anzusehen
ist. Die sitzende Person erhält
eine aufrechtere Stellung, ihre Bandscheiben im Lendenwirbelbereich
werden entlastet.
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In
einer nach hinten geneigten Liegestellung des Sessels drückt das
Gewicht der im Sessel sitzenden bzw. liegenden Person mit einer
um ca. 90° gedrehten
Kraftrichtung und somit viel stärker
als im Sitzen auf das elastische Polster, das die Lendenwirbelstütze (Lordosenstütze) bildet.
Die Lendenwirbelstütze
wird zusammengedrückt,
so dass sich auch im Lendenwirbelbereich eine Wölbung der Bespannung einschließlich der
Lendenwirbelstütze
nach hinten bzw. unten ergibt. Die Wölbung nach hinten bzw. unten
ist einer Kyphose, also einer Krümmung
des Rückens
nach hinten, die der Rücken
beim Liegen auf der Bespannung natürlicherweise einnimmt, angepasst.
Die erfindungsgemäße Lendenwirbelstütze wirkt
also im Sitzen als Lendenwirbelstütze und wird im Liegen durch
das Körpergewicht „weggedrückt”, also
weitestgehend wirkungslos, damit sie die im Liegen angenehme Kyphose
des Rückens
nicht stört.
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Verbessert
wird die „Wegdrückbarkeit” der Lendenwirbelstütze durch
eine beispielsweise V-förmige
Ausnehmung in einer Längsmitte
der Lendenwirbelstütze,
in die das elastische Material der Lendenwirbelstütze vom
Gewicht der im Sessel sitzenden bzw. liegenden Person gedrückt wird.
Die Ausnehmung stellt Raum für
die Verformung der Lendenwirbelstütze zur Verfügung.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform der
Erfindung weist die Tragstruktur des erfindungsgemäßen Sitz-Liege-Sessels
einen Basisrahmen und einen Einsetzrahmen auf, wobei der Basisrahmen
um eine horizontale Hauptschwenkachse gegenüber dem Fußgestell schwenkbar gelagert
ist und die Sitz-Rücken-Bespannung an dem
Einsetzrahmen befestigt ist, der wiederum starr lösbar mit
dem Basisrahmen verbunden ist. Der zweiteilige Aufbau der Tragstruktur
verein facht bzw. ermöglicht
erst die Befestigung der Sitz-Rücken-Bespannung
an der Tragstruktur und deren Befestigung an dem Fußgestell,
wenn die Tragstruktur eine Verkleidung ihrer Unter- und Rückseite
aufweist. Die Lordosenstütze ist
nicht zwingende Voraussetzung für
den Basis- und den Einsetzrahmen. Es sind auch Ausgestaltungen der
Erfindung möglich,
deren Tragstruktur einen Basis- und
einen an ihm festgelegten Einsetzrahmen aufweist, an dem die Sitz-Rücken-Bespannung befestigt,
jedoch keine Lendenwirbelstütze
vorhanden ist.
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Das
Material der Bespannung kann beispielsweise aus textilen Wirk- oder
Webwaren mit oder ohne Kunststoffbeschichtung, aus Kunststofffolien,
Netzen, Fellen, Leder oder anderen geeigneten elastischen oder unelastischen
Materialien bestehen. Eine Polsterung ist zwar möglich, jedoch nicht notwendig.
Auch eine unelastische Bespannung ergibt einen Polstereffekt aufgrund
der Bespannung des Einsetzrahmens, die den Komfort einer gepolsterten Sitzschale übertrifft.
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Die
Herstellung des Sitz-Liege-Sessels ist vereinfacht bzw. überhaupt
nur möglich,
indem die Bespannung am Einsetzrahmen befestigt wird, bevor dieser
am Basisrahmen der Tragstruktur mit dem Verstellmechanismus zur
Neigungsänderung
angebracht wird. Die Befestigung an dem Fußgestell ist ungehindert möglich, da
der bespannte Basisrahmen eine nach oben offene Schale bildet, wodurch
die Befestigungsstelle zwischen dem Verstellmechanismus und dem
Fußgestell
problemlos erreichbar ist. Der Einsetzrahmen kann unabhängig von
dem Basisrahmen mit einer Sitz-Rücken-Bespannung
versehen werden, die vorzugsweise durchgehend ausgebildet ist. Der
bespannte Einsetzrahmen wird anschließend auf den verkleideten,
am Fußgestell
befestigten Basisrahmen aufgesetzt und mit diesem starr lösbar verbunden.
Die Sitz-Rücken-Bespannung
verschließt
den Basisrahmen auf der dem Fußgestell abgewandten
Oberseite.
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Der
Einsetzrahmen weist idealerweise aber nicht zwingend eine gekrümmte Form
auf, so dass eine ergonomisch günstige
und bequeme Sitz- und/oder Liegeposition des Benutzers sichergestellt ist.
Der Einsetzrahmen und der Basisrahmen, die zusammen die Tragstruktur
bilden, begrenzen gemeinsam mit ihrer Bespannung einen Hohlraum
der Tragstruktur, in den die Sitz-Rücken-Bespannung bei Belastung ausweichen
kann.
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Vorzugsweise
ist der Einsetzrahmen an den Basisrahmen mittels Haltestiften, insbesondere
unter Vorspannung befestigt. Die Haltestifte sind zweckmäßigerweise
an dem Basisrahmen fest angebracht und wirken mit zugeordneten,
an dem Einsetzrahmen ausgebildeten Löchern zusammen. Die Haltestifte
und die Löcher
erstrecken sich vorzugsweise bei mit dem Basisrahmen verbundenem
Einsetzrahmen orthogonal zu der Sitz-Rücken-Bespannung. Durch den
unter Vorspannung auf den Basisrahmen aufgesetzten Einsetzrahmen
klemmen die Haltestifte in den Durchbrüchen, so dass an sich weitere
Befestigungsmaßnahmen
zwischen dem Basis- und dem Einsetzrahmen nicht notwendig sind.
In der Regel genügen
bei geeigneter Anordnung zwei bis vier derartiger Verbindungsstellen
an der Tragstruktur. Für
eine dauerhafte und zuverlässige
Verbindung zwischen dem Basis- und dem Einsetzrahmen kann ein Teil
der Haltestifte durch Spannschrauben ersetzt sein, wobei der Einsetzrahmen
günstigerweise
ein zugeordnetes Gewinde aufweist. Die Spannschrauben sind vorzugsweise
im Bereich einer Sitzfläche
der Sitz-Rücken-Bespannung
des Sitz-Liege-Sessels angeordnet
und damit bei aufgerichteter Tragstruktur nicht sichtbar.
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Lendenwirbelstützen werden
gemeinhin auch als Lordosenstütze
bezeichnet. Als Lordose bezeichnen Mediziner die nach vorn gerichtete
natürliche
Krümmung
der menschlichen Wirbelsäule.
Die Lendenwirbelsäule
ist in aufrechter Haltung normalerweise bauchwärts gebogen und wird von an
der Bauchseite liegenden Muskeln gehalten. Wenn insbesondere im
Sitzen diese Muskeln schlaff sind oder ermüden, geht die Lendenwirbelsäule allmählich in eine
rückwärts gerichtete
Wölbung,
die als Kyphose bezeichnet wird, über. Anwendung finden Lordosenstützen vor
allem an Bürostühlen und
Autositzen, also an Sitzmöbeln,
auf denen der Benutzer in aufrechter Haltung über eine längere Zeitdauer verweilt, so
dass die Muskulatur ermüdet.
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Die
Lendenwirbelstütze
des erfindungsgemäßen Sitz-Liege-Sessels
stützt
in aufrechter Sitzhaltung die Rückenlordose,
indem sie die bauchwärts
gebogene Kontur der Lendenwirbel nachbildet. In liegender Stellung
ermöglicht
sie dagegen die dann gewollte Kyphose. Die Lendenwirbelstütze ist beispielsweise
ein Polster in einer Tasche der Sitz-Rücken-Bespannung angeordnet.
In der Sitzstellung wirkt die Lendenwirbelstütze auf den Rücken eines
Benutzers spürbar
ein, in der Liegestellung optimaler Weise nicht. Insbesondere wird
sie beim Schwenken der Tragstruktur zusammen mit der sich anpassenden
Sitz-Rücken-Bespannung
durch die einsitzende Person elastisch verformt und weggedrückt, so
dass die Lendenwirbelstütze
zunehmend unwirksam wird. Die Lendenwirbelstütze wird beim Übergang
von der steilen Sitzstellung in die flache Liegestellung fortschreitend
durch die Verlagerung des Gewichts des Benutzers auf die Sitz-Rücken-Bespannung und insbesondere
auf die Lendenwirbelstütze
von dem Rücken
der einsitzenden Person weggedrückt,
indem die orthogonal zu der Sitz-Rücken-Bespannung
sowie der Lendenwirbelstütze
wirkende Komponente der Gewichtskraft der Person stetig zunimmt,
so dass die Lordosenstütze
in der Liegestellung so gut wie nicht mehr wirksam ist.
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Gemäß einer
weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist
der Basisrahmen eine schwenkbar gekoppelte Fußstütze und/oder eine schwenkbar
befestigte Kopfstütze
auf. Die Kopf- und die Fußstütze ermöglichen
einen hohen Sitz- bzw. Liegekomfort für den Benutzer, wobei die Kopfstütze vorzugsweise
manuell einstellbar und die Fußstütze zwangsgeführt ist.
Speziell bei der Fußstütze ist
die Stellung gegenüber
der Sitz-Polster-Bespannung an die Bewegung der Tragstruktur gegenüber dem
Fußgestell
gekoppelt. In der steilen Sitzstellung ist sie auf eine Unterseite
der Tragstruktur geklappt und Beinen und Unterschenkeln einer sitzenden
Person nicht im Weg. Beim Verlassen der steilen Sitzstellung schwenkt
die Fußstütze automatisch
zunehmend in die Erstreckungsrichtung des Einsetzrahmens, so dass
sie in einer weniger steilen Sitzstellung oder in der flachen Liegestellung
die Sitz-Rücken-Bespannung
verlängert
und die Beine des Benutzers abstützend
anhebt.
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Für die Neigung
der Tragstruktur eines Sessels gegenüber einem Fußgestell
durch Verlagerung des Körpergewichtes
der einsitzenden Person müssen,
insbesondere wenn der Sessel eine Wippfunktion zulässt, die
Hebellängen
und Gelenkpunkte des Verstellmechanismus so abgestimmt sein, dass
in jeder Lage zwischen dem Körpergewicht
des Benutzers und der Rückenlehne,
dem Sitz und der Fußstütze ein
Gleichgewicht besteht. Damit der Verstellmechanismus nicht zu leichtgängig ist,
müssen
in der Regel besondere Maßnahmen
getroffen werden, dass unvorsichtige Bewegungen der Person im Sessel
nicht ein ruckartiges Verstellen oder gar ein Schaukeln des Sitz-Liege-Sessels
bewirken. Daher wird des weiteren vorgeschlagen, dass der Verstellmechanismus
zur Veränderung
der Neigung der Tragstruktur gegenüber dem Fußgestell ein Feder- und/oder
Dämpferelement,
beispielsweise eine Gasdruckfeder, zur Dämpfung der Neigungsbewegung aufweist.
Vorzugsweise weist der Verstellmechanismus zudem eine Arretierung
für die
Gasdruckfeder auf.
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Die
Gasdruckfeder dämpft
im nicht arretierten Zustand die Neigungsgeschwindigkeit der an dem
Fußgestell
um eine horizontale Hauptschwenkachse schwenkbar gelagerte Tragstruktur
sowohl beim Übergang
von der steilen Sitzstellung in die flache Liegestellung wie auch
umgekehrt. In der arretierten Stellung verhindert sie eine Neigungsverstellung
der Tragstruktur gegenüber
dem Fußgestell
zuverlässig.
Die Arretierung kann bei einer Gasdruckfeder durch mechanisches
Blockieren der Kolbenstange der Gasdruckfeder oder durch Sperrung
einer Überströmleitung
der Gasdruckfeder realisiert sein.
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Bevorzugt
ist ferner ein Verstellmechanismus, der ein Viergelenk aufweist,
das die Fußstütze mit
dem Basisrahmen schwenkbar verbindet. Die Fußstütze ist mittels dem Viergelenk
vorzugsweise von einer unterhalb des Basisrahmens befindlichen Nichtgebrauchsstellung
in eine vor der Sitz-Rücken-Bespannung
liegende Gebrauchsstellung zwangsläufig bewegbar. Bei einem solchen
Viergelenk handelt es sich um ein viergliedriges, vorzugsweise ebenes
Koppelgetriebe aus vier gelenkig miteinander verbundenen Streben,
das genau einen Freiheitsgrad besitzt. Bei dem erfindungsgemäßen Sitz-Liege-Sessel
bilden die Fußstütze und
das Fußgestell
zwei gegenüberliegende
Streben des Koppelgetriebes, die jeweils zwei Gelenkpunkte aufweisen. An
den Gelenkpunkten sind die Fußstütze und
das Fußgestell über zwei
voneinander beabstandete, einander gegenüberliegende Schwenkarme schwenkbeweglich
miteinander verbunden. Dies ermöglicht, die
Fußstütze beim
Neigen der Tragstruktur gegenüber
dem Fußgestell
entlang einer Kreisbogenbahn zu führen. Ein derartiger Antrieb
für die
Fußstütze ist einfach
anzubringen, robust und kostengünstig.
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Zur
Unterstützung
der Gasdruckfeder weist der Verstellmechanismus bei einer günstigen
Variante des erfindungsgemäßen Sitz-Liege-Sessels
ein Federelement zur Dämpfung
der Neigungsbewegung der Fußstütze auf.
Das Federelement beaufschlagt das Viergelenk zumindest in der stützenden Gebrauchslage
und vereinfacht das Zurückschwenken
der Fußstütze von
der Gebrauchslage in die Nichtgebrauchslage. Es hält zudem
die Fußstütze in der
Nichtgebrauchslage, d. h. in einer Ruhestellung lagestabil. Als
Federelement ist eine Zug-, Druck-, Torsionsfeder oder auch eine
andere Feder geeignet.
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Die
Bewegung von der Sitzstellung in die Liegestellung erfolgt bei entriegelter
Gasdruckfeder durch das Gewicht der in dem Sitz-Liege-Sessel sitzenden
Person, während
die Bewegung von der flachen Liegestellung bzw. von der weniger
geneigten Sitzstellung in die steil geneigte Sitzstellung durch Druck
der Beine des Benutzers auf die Fußstütze bewirkt wird. Die Tragstruktur
ist zu diesem Zweck mit der Fußstütze antriebsverbunden,
beispielsweise über
das erläuterte
Viergelenk. Damit ist die Tragstruktur vorzugsweise durch Klappen
der Fußstütze von
einer Stützstellung
in der Gebrauchslage in die Ruhestellung gegenüber der Tragstruktur und dem
Fußgestell
verschwenkbar. Die Zugfeder sowie die Gasdruckfeder wirken bei der
Aufrichtung der Tragstruktur unterstützend und beim Umlegen der Tragstruktur
hemmend. Sie verhindern in jedem Fall ein abruptes Kippen der Tragstruktur
mit der einsitzenden Person. Dabei kann das Federelement ungünstige Hebelverhältnisse
des Verstellmechanismus weitgehend ausgleichen.
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Bevorzugt
ist es weiterhin, wenn ein Schwerpunkt der Tragstruktur, insbesondere
mit einsitzender Person hinter der Hauptschwenkachse des Verstellmechanismus
angeordnet ist. In diesem Fall genügt das Lösen der Arretierung der Gasdruckfeder,
um die Tragstruktur durch das Gewicht des Benutzers in Richtung
der flachen Liegestellung zu bewegen. Eine zusätzliche Kraft ist nicht notwendig.
Zum Aufrichten der Tragstruktur, bei dem der Schwerpunkt der Tragstruktur
mit der Person angehoben wird, ist dem gegenüber eine Krafteinwirkung auf
die Tragstruktur erforderlich, wobei die Kraft über die Fußstütze eingeleitet wird und der
erforderliche Kraftaufwand bedingt durch die Übersetzung des von dem Viergelenk gebildeten
Koppelgetriebes minimiert ist. Damit ist ein problemloses Bewegen
der Tragstruktur aus der flachen Liegestellung in die Sitzstellung
möglich.
Dabei ist von einem durchschnittlichen Erwachsenen auszugehen, der
in einer vorgesehen Stellung im Sessel sitzt bzw. liegt. Für verschieden
große und/oder
verschieden schwere Personen kann es vorteilhaft sein, den erfindungsgemäßen Sitz-Liege-Sessel
in mehreren Ausführungen,
mit unterschiedlichen Geometrien des Verstellmechanismus und/oder
Größen herzustellen.
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Nachfolgend
wird die Erfindung anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
näher erläutert. Weitere
Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der folgenden Beschreibung des
Ausführungsbeispiels
der Erfindung in Verbindung mit den Ansprüchen und der beigefügten Zeichnung.
Die einzelnen Merkmale können
für sich
oder zu mehreren bei unterschiedlichen Ausführungsformen der Erfindung
verwirklicht sein. Es zeigen:
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1 einen
erfindungsgemäßen Sitz-Liege-Sessel
in einer steilen Sitzstellung, mit einer Tragstruktur für eine Sitz-Rücken-Bespannung;
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2 den
Sitz-Liege-Sessel aus 1 in einer flach geneigten Liegestellung;
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3 und 4 Prinzipskizzen
einer Lendenwirbelstütze
des Sitz-Liege-Sessels aus 1 und 2 in
Sitz- und Liegestellung gemäß der Erfindung;
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5 eine
Draufsicht der Lendenwirbelstütze
aus 3 und 4; und
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6 eine
Stirnansicht der Lendenwirbelstütze
aus 3 und 4.
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Die 1, 2 zeigen
ein Ausführungsbeispiel
des erfindungsgemäßen Sitz-Liege-Sessels 1, mit
einer Tragstruktur 2 für
eine in der Zeichnung nicht dargestellte Sitz-Rücken-Bespannung, wobei die
Tragstruktur gelenkig mit einem Fußgestell 3 verbunden
ist. Die Tragstruktur 2 kann gegenüber dem Fußgestell 3 von einer
Sitzstellung (1) in eine Liegestellung (2)
und umgekehrt um eine horizontale Hauptschwenkachse 4 geschwenkt
werden. Zwischenstellungen zwischen der Sitz- und der Liegestellung
sind möglich.
In der Sitzstellung steht eine Rückenlehne
schräg
etwas nach hingen geneigt nach oben, in der Liegestellung ist die
Rückenlehne in
eine flachere Stellung nach hinten geneigt.
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Die
Tragstruktur 2 weist einen zweiteiligen Aufbau auf. Sie
ist aus einem Basisrahmen 5 und einen in den Basisrahmen 5 einsetzbaren
oder auf den Basisrahmen 5 aufsetzbaren Einsetzrahmen 6 zusammengesetzt.
Der Basisrahmen 5 ist ein räumliches Gittergestell, er
ist an dem Fußgestell 3 schwenkbar
gelagert, der Einsetzrahmen 6 ist starr lösbar mit
dem Basisrahmen 5 auf der dem Fußgestell 3 abgewandten
Oberseite verbunden. Der zweiteilige Aufbau der Tragstruktur 2 vereinfacht
die Befestigung einer in der Zeichnung nicht abgebildeten Sitz-Rücken-Bespannung.
Für die
Sitz-Rücken-Bespannung
sind übliche
textile- oder Lederbezüge
vorgesehen, deren Ränder
an gebogenen Längs-
und an Querträgern
des Einsetzrahmens 6 befestigt sind. Der Basisrahmen 5 ist
mit einer nicht gezeichneten Verkleidung versehen, um die Mechanik
des Sessels 1 zu verbergen.
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An
dem Basisrahmen 5 ist außerdem eine Kopfstütze 7 und
eine Fußstütze 8 angeordnet,
die schwenkbar befestigt sind. Die Kopfstütze 7 ist in der Neigung
gegenüber
dem Basisrahmen 5 und dem Einsetzrahmen 6 manuell
einstellbar. Die Position und die Neigung der Fußstütze 8 ist an die Stellung der
Tragstruktur 2 gegenüber
dem Fußgestell 3 gekoppelt.
Die Tragstruktur 2 weist außerdem einen Verstellmechanismus 9 zur
Veränderung
der Neigung der Tragstruktur 2 gegenüber dem Fußgestell 3 auf. Der
Verstellmechanismus 9 umfasst ein Traggelenk 10,
das die Hauptschwenkachse 4 aufweist, eine Gasdruckfeder 11 als
Feder-/Dämpferelement,
die ein ruckartiges Verstellen der Neigung der Tragstruktur 2 bezüglich des
Fußgestells 3 verhindert,
und eine in der Zeichnung nicht sichtbare Arretierung zum Blockieren
der Gasdruckfeder 11, die ein Schwenken des Traggelenkes 10 unterbindet.
Die Arretierung ist wahlweise lösbar
und kann in einer beliebigen Stellung der Tragstruktur 2 zu
dem Fußgestell 3 die
Gasfeder 11 sperren.
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Der
Verstellmechanismus 9 schließt außerdem auf jeder Seite des
Sessels 1 ein Viergelenk 13 ein, das die Fußstütze 8 mit
dem Basisrahmen 5 an Längsseiten
der Tragstruktur 2 zwangsläufig schwenkbar verbindet.
Das Viergelenk 13 weist Gelenkarme 14 auf, die
mit der Fußstütze 8 und
mit einer an dem Fußgestell 3 angeordneten
Gelenkgabel 15 des Traggelenkes 10 an Gelenkpunkten 16 schwenkbar
verbunden sind. Das Viergelenk 13 wirkt beim Neigen der
Tragstruktur 2 gegenüber
dem Fußgestell 3 als
Antrieb für
die Fußstütze 8.
Die Fußstütze 8 ist
mittels des Viergelenks 13 vorzugsweise von einer in der
Sitzstellung der Tragstruktur 2 unterhalb des Basisrahmens 5 befindlichen
Nichtgebrauchsstellung in eine in der Liegestellung vor dem Einsetzrahmen 6 liegenden
Gebrauchsstellung und umgekehrt verschwenkbar. Das Viergelenk 13 ist
als Antriebsverbindung für
die Tragstruktur ausgebildet. Drückt
in der Liegestellung ein im/auf dem Sessel 1 Liegender
bzw. Sitzender die Fußstütze 8 mit
seinen Füßen nach
unten, richtet das Viergelenk 13 den Sessel 1 in
die Sitzstellung auf.
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Zur
Dämpfung
der Neigungsbewegung der Fußstütze 8 und
der Tragstruktur 2 weist der Verstellmechanismus 9 noch
ein Federelement 17 in Form einer Zugfeder auf, das an
einem der Gelenkarme 14 und an der Gelenkgabel 15 angreift.
In den 1, 2 ist die Zugfeder 17 nur
teilweise abgebildet. Die Zugfeder 17 sowie die Gasdruckfeder 11 wirken bei
der Aufrichtung der Tragstruktur 2 unterstützend und
beim Umlegen der Tragstruktur 2 hemmend. Das Fußgestell 3 weist
einen Standfuß 18 auf,
von dem senkrecht ein Tragrohr 19 absteht, an dem das Traggelenk 10 gegenüber dem
Tragrohr 19 drehbar angeordnet ist. Das Traggelenk 10 ermöglicht ein Schwenken
der Tragstruktur 2 um etwa 35 bis 45° gegenüber dem Fußgestell 3.
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Dabei
weist der Basisrahmen 5 eine nach oben offene Struktur
auf. Er erweitert sich schalenförmig
ausgehend von dem Tragrohr 19 bis zu sich orthogonal zueinander
erstreckenden oberen Rahmenteilen 20, die in Draufsicht
eine im wesentlichen rechteckige Auflage für den Einsetzrahmen 6 bilden. Die
oberen Rahmenteile 20 sind in Größe und Form entsprechend dem
Einsetzrahmen 6 ausgebildet. Für eine ergonomische Körperhaltung
einer in dem Sitz-Liege-Sessel 1 sitzenden
Person weisen die seitlichen der Rahmenteile 20 und seitliche
Rahmenteile 21 des Einsetzrahmen 6 eine zu dem
Fußgestell 3 hin
gekrümmte
Form auf. Die seitlichen Rahmenteile 20, 21 können dabei
entweder gleichmäßig durchgebogen
und/oder geknickt sein.
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Der
Einsetzrahmen 6 und der Basisrahmen 5 begrenzen
einen Hohlraum 22 der Tragstruktur 2, in denen
die in den Figuren nicht gezeigte Sitz-Rücken-Bespannung des Einsetzrahmens 6 bei
Belastung ausweichen kann. Dies ist besonders wichtig in der flachen
Liegestellung. Die seitlichen oberen Rahmenteile 20 des
Basisrahmens 5 sind mit gebogenen Traversen 23 miteinander
und/oder mit unteren Rahmenteilen 24 des Basisrahmens 5 verbunden.
Ebenso sind die seitlichen Rahmenteile 21 des Einsetzrahmens 6 mit
einer durchgebogenen Querstrebe 12 zur gegenseitigen Abstützung in
etwa mittig aneinander festgelegt. An dem Basisrahmen 5 ist
außen
eine in der Zeichnung nicht gezeigte Bespannung als Verkleidung
angebracht, die den Hohlraum 22 seitlich und nach unten
abschließt.
Nach oben wird der Hohlraum 22 durch die ebenfalls nicht
dargestellte Sitz-Rücken-Bespannung
des Einsetzrahmens 6 abgeschlossen.
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Außerdem erstrecken
sich von einem mittleren Bereich der seitlichen Rahmenteile 20 des
Basisrahmens 5 jeweils Armstützenrahmenteile 25 an
den Basisrahmen 5 entlang der Tragstruktur 2 in
Richtung der Fußstütze 8.
Die Sitz-Rücken-Bespannung
des Einsetzrahmens 6 weist ein Polster als Lendenwirbelstütze auf,
die sich quer in einem mittleren Bereich der oberen seitlichen Rahmenteile 20,
sie erstreckt sich quer über
die Sitz-Rücken-Bespannung
und ist in eine Tasche der Sitz-Rücken-Bespannung eingenäht.
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3 zeigt
die Lendenwirbelstütze 29,
die auch als Lordosenstütze
bezeichnet werden kann, in schematischer Darstellung in der Sitzstellung
des Sessel 1. Zu sehen ist auch die Sitz-Rücken-Bespannung 30,
die oben und unten an Querholmen 31 des Einsetzrahmens 6 befestigt
ist. Die Lendenwirbelstütze 29 befindet
sich in einem mittleren Bereich der Sitz-Rücken-Bespannung 30,
wo sich normalerweise die Lendenwirbelsäule einer in dem Sessel 1 sitzenden
Person befindet und wölbt
sich nach vorn.
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Ist
der Sessel 1 in die Liegestellung nach hinten geneigt,
wie in 4 dargestellt, lastet das mit parallelen Pfeilen
angedeutete Gewicht einer auf dem Sessel 1 sitzenden bzw.
liegenden Person viel stärker
auf der Lendenwirbelstütze 29 als
in der Sitzstellung. Deswegen wird die Lendenwirbelstütze 29, die
aus einem elastischen Material besteht, im Liegen zusammen- und
nach unten weggedrückt.
Wie in 4 zu sehen weist die Sitz-Rücken-Bespannung 30 eine
nach hinten bzw. nach unten gerichtete Wölbung, die von der Lendenwirbelstütze 29 nicht
unterbrochen wird. Die Sitz-Rücken-Bespannung 30 ist
einer kyphotischen Haltung, also einem nach hinten gerundeten Rücken einer
stark nach hinten geneigt sitzenden bzw. liegenden Person angepasst,
die Lendenwirbelstütze 29 ist
nicht nach vorn gewölbt, was
beim Liegen unbequem wäre.
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Eine
V-förmige
Ausnehmung 32 in einer Längsmitte der Lendenwirbelstütze 29 (5 und 6)
stellte Raum für
die elastische Verformung der Lendenwirbelstütze 29 in der Liegestellung.
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Der
Einsetzrahmen 6 ist unter Vorspannung an den Basisrahmen 5 mittels
Haltestiften 26 und in der Zeichnung nicht sichtbaren Spannschrauben
befestigt. Die Haltestifte 26 sind an dem Basisrahmen 5 fest
angebracht und wirken mit zugeordneten Löchern 27 an dem Einsetzrahmen 6 zusammen.
Die Haltestifte 26 und die Löcher 27 erstrecken
orthogonal zu dem Einsetzrahmen 6 mit der Sitz- Rücken-Bespannung. Im Bereich
der Kopfstütze 7 sind
zwei derartige Verbindungsstellen vorgesehen, wobei nahe der Fußstütze 8 zwei
Spannschrauben den Einsetzrahmen 6 an den Basisrahmen 5 spannen.
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Wie
die 1 zeigt, ist in der Sitzstellung des Sitz-Liege-Sessels 1 die
Fußstütze 8 nach
unten unter den Basisrahmen 5 geklappt. Dabei ist die Zugfeder 17 schwach
gespannt und hält
das Viergelenk 13 in eingeklappter Stellung. In dieser
Stellung ist eine Kolbenstange 28 der Gasdruckfeder 11 ausgefahren
und erstreckt sich versetzt zu der horizontalen Hauptschwenkachse 4 des
Verstellmechanismus 9. In der in der 2 dargestellten
nach hinten geneigten Liegestellung des Sitz-Liege-Sessels 1 ist
die Fußstütze 8 dem
gegenüber
nach vorn und oben geklappt. Sie verlängert den Einsetzrahmen 6 nach vorn.
Die Zugfeder 17 ist gespannt und die Kolbenstange 28 der
Gasdruckfeder 11 eingefahren. In der Liegestellung fluchtet
die Gasdruckfeder 11 mit der Hauptschwenkachse 4.
Durch die Geometrie der Mechanik nimmt die Wirkung der Gasdruckfeder 11 beim Übergang
von der Sitz- in die Liegestellung ab und gleicht damit die zunehmende
Kraft der zunehmend gespannten Zugfeder 17 aus. Der Ausgleich kann
vollständig,
unvollständig
oder auch mehr als vollständig
sein. Bevorzugt nimmt eine die Tragstruktur 2 in Richtung
der Sitzstellung aufrichtende Gesamtkraft der Gasdruckfeder 11 und
der Zugfeder 17 zu. Das Aufrichten der Tragstruktur 2 gegenüber dem Fußgestell 3 wird
günstigerweise
von der Zugfeder 17 und von der Gasdruckfeder 11 unterstützt, wobei die
Unterstützung
des Aufrichtens in der Liegestellung am stärksten ist und mit Annäherung an
die steilere Sitzstellung abnimmt. Da der Schwerpunkt der Tragestruktur
und der auf dem Sessel 1 sitzenden Person sich beim Aufrichten
nach vorn bewegt, also näher über die
Hauptschwenkachse 4 gelangt, nimmt das schwerkraftbedingte
Moment, das den Sessel 1 nach hinten in die Liegestellung
beaufschlagt, ab. Deswegen nimmt das entgegengerichtete, aufrichtende
Moment der Zugfeder 17 und der Gasdruckfeder 11 ebenfalls
ab. Dies ermöglicht
eine bequeme Aufrichtung des Sitz-Liege-Sessels 1 ohne
große Kraftanstrengung,
obwohl der wirksame Hebelarm der Fußstütze 8 sich stetig
dabei verkürzt.