Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zum Entfernen von Luft- und Gaseinschlüs
sen aus in eine Form eingefülltem Material, insbesondere Nahrungsmittel wie Fleisch, und
zum Zusammenpressen des Materials, mit einer Kammer zum Aufnehmen der Form, wobei
die Kammer durch ein abhebbares Oberteil gebildet wird, das auf ein Unterteil vakuumdicht
aufsetzbar ist, und in der Kammer ein Preßelement zum Verdichten des Materials angeordnet
ist. Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zum Entfernen von Luft und Gaseinschlüssen
aus in eine Form eingefülltem Material, insbesondere Nahrungsmittel wie Fleisch, und zum
Zusammenpressen des Materials, unter Verwendung einer solchen Vorrichtung.
Eine gattungsgemäße Vorrichtung ist aus der deutschen Patentschrift DE 39 26 179 C2 bekannt
und dient dazu, aus in eine Form eingefülltem Material wie beispielsweise Kochschinken
Luft- und Gaseinschlüsse zu entfernen, die aus verschiedenen Gründen unerwünscht sind.
Bei der Herstellung von Kochschinken wird bekanntlich meist so verfahren, daß einzelne
Schinkenstücke gepoltert werden, wobei Eiweiß aus dem Inneren von Fleisch- und Muskel
stücken nach außen an die Oberfläche dringt. Eine Anzahl derartiger Schinkenstücke werden
dann in eine Form gefüllt und zusammengedrückt, wobei sich aufgrund einer regelrechten
Verklebung der Fleischoberflächen eine innige Verbindung der Schinkenstücke einstellt.
Durch Aufbringen eines Unterdrucks bzw. Vakuums läßt sich das Auftreten von Luftein
schlüssen bzw. Hohlräumen im fertigen Erzeugnis zuverlässig verhindern.
Mit der aus der DE 39 26 179 C2 bekannten Arbeitsweise geht einher, daß das in der Form
befindliche Material aufgrund des durch die Membran ausgeübten Drucks einer volumetri
schen Schwindung von ca. 5% unterworfen ist, was durch die Entfernung von Lufteinschlüs
sen und eine geringfügige Zusammendrückbarkeit des Materials selbst verursacht wird. Als
Folge davon ist die Form nach dem Vakuumpressen nicht mehr vollständig gefüllt, so daß
sich in einem anschließenden Formgebungsschritt, in dem an sich ein möglichst kreisrunder
Schinken erzeugt werden soll, die gewünschte Form nicht erzielt werden kann. Die Folge sind
mehr oder weniger ovale Formen, die seitens der Kunden nicht angenommen werden.
Neben dem genannten Formproblem ist das bekannte Verfahren bzw. die bekannte Vorrich
tung auch dahingehend nachteilig, daß das Fassungsvermögen der verwendeten Formen nicht
zu 100% ausgenutzt wird, was selbstverständlich unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten als
negativ anzusehen ist.
Der naheliegende Versuch, die Formen vor dem Vakuumpressen zu "überfüllen", um zu er
reichen, daß nach dem Vakuumpressen aufgrund der Schwindung die Form gerade ganz ge
füllt ist, hat nicht zu befriedigenden Ergebnissen geführt, da sich gezeigt hat, daß die Membran
einen Teil des über den oberen Rand der Form überstehenden Materials seitlich herausdrückt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine gattungsgemäße Vorrichtung und ein ent
sprechendes Verfahren zu deren Verwendung dahingehend zu verbessern, daß das Fassungs
vermögen der Form vollständig ausgenutzt werden kann, d. h. daß die Form nach dem Vaku
umpressen zu 100% gefüllt ist, so daß ein im Querschnitt wie gewünscht kreisrunder oder in
sonstiger Weise maßgenauer Schinken erzeugt werden kann.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß bei einer gattungsgemäßen Vorrichtung nach Anspruch 1 durch einen
von der Form lösbar angeordneten Rahmen gelöst, der einen den Rand der Form erweiternden
und damit das Fassungsvermögen der Form bei Überfüllung der Form vergrößernden Form
rand bildet.
Durch diese überraschend einfache Maßnahme wird verhindert, daß über den Rand der Form
nach oben überstehendes Material durch die Membran seitlich herausgedrückt wird, so daß
die Form nach dem Vakuumpressen praktisch zu 100% gefüllt ist und die anschließende Ver
formung zu einem kreisrunden Schinken problemlos gelingt.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen beschrieben.
In verfahrensmäßiger Hinsicht wird die Aufgabe der Erfindung durch ein Verfahren nach Anspruch 12 zum Ent
fernen von Luft und Gaseinschlüssen aus in eine Form eingefülltem Material, insbesondere
Nahrungsmittel wie Fleisch, und zum Zusammenpressen des Materials, unter Verwendung
einer erfindungsgemäßen Vorrichtung, gelöst, welches sich dadurch auszeichnet, daß (a) die
das Material enthaltende Form auf das Unterteil gesetzt wird, (b) das Oberteil abgesenkt und
der Rahmen in Zusammenwirken mit der Form gebracht wird, (c) Kammer und Druckbereich
mit Unterdruck beaufschlagt werden, (d) der Druckbereich mit der Atmosphäre verbunden
oder mit Überdruck beaufschlagt wird, wodurch sich die Membran auf das Material und auf
den Rahmen auflegt und das Material zusammendrückt, (e) der Druckbereich mit Unterdruck
beaufschlagt oder mit der Atmosphäre verbunden wird, und die Kammer mit der Atmosphäre
verbunden oder mit Überdruck beaufschlagt wird, wodurch die Membran von dem Material
und dem Rahmen abgehoben wird, und (f) das Oberteil angehoben und die Form aus der
Kammer entnommen wird.
Im Falle der Verwendung eines Preßstempels wird die Aufgabe der Erfindung durch ein Ver
fahren nach Anspruch 13 zum Entfernen von Luft und Gaseinschlüssen aus in eine Form eingefülltem Material,
insbesondere Nahrungsmittel wie Fleisch, und zum Zusammenpressen des Materials, unter
Verwendung einer solchen Vorrichtung, gelöst, das sich dadurch auszeichnet, daß
- a) die das Material enthaltende Form auf das Unterteil gesetzt wird,
- b) das Oberteil abgesenkt und der Rahmen in Zusammenwirken mit der Form gebracht
wird,
- c) die Kammer mit Unterdruck beaufschlagt wird,
- d) der Preßstempel abgesenkt wird,
- e) die Kammer mit der Atmosphäre verbunden oder mit Überdruck beaufschlagt wird
und der Preßstempel angehoben wird, und
- f) das Oberteil angehoben und die Form aus der Kammer entnommen wird.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand einer bevorzugten Ausführungsform beschrieben,
wobei auf eine Zeichnung Bezug genommen wird, in der
Fig. 1 eine schematische Seitenansicht einer erfindungsgemäßen Vorrichtung mit einer mit
Material gefüllten Form zeigt,
Fig. 2 eine Seitenansicht von Teilen der Vorrichtung gemäß Fig. 1 in der angegebenen Rich
tung (Pfeil II) zeigt,
Fig. 3 eine Draufsicht von oben auf eine leere Form mit Rahmen zeigt,
Fig. 4 eine Draufsicht auf einen Halterahmen mit zwei daran befestigten Rahmen zeigt, und
Fig. 5 eine Seitenansicht in Richtung Pfeil V in Fig. 4 zeigt.
Fig. 1 zeigt in seitlicher Ansicht und stark schematisiert eine erfindungsgemäße Vorrichtung,
bei der eine oben offene, mit Material gefüllte, rechteckige Form 1 von einem auf und abbe
wegbaren, haubenartigen Oberteil 2 und einem Unterteil 3, auf dem die Form 1 steht, um
schlossen ist. Das Oberteil 2 wirkt bei 4 z. B. mit einer umlaufenden Gummidichtung vaku
umdicht mit dem Unterteil 3 zusammen.
Mit Abstand oberhalb des oberen, sich über den Umfang der Form 1 erstreckenden Randes 5
der Form ist eine flexible Membran 6 mittels geeigneter Befestigungen 7, 8, die beispielswei
se durch Klemmleisten gebildet sein können, entlang ihrer Ränder am Oberteil 2 befestigt.
Die Membran 6 schließt mit dem Oberteil 2 einen gasdichten Druckbereich 10 ein, der wahl
weise mit Unter- oder Überdruck beaufschlagt werden kann.
Die Form 1 ist vollständig mit zu verarbeitendem Material gefüllt, und zwar nicht nur bis zu
ihren oberen Rand 5, sondern darüber hinaus, was mit der gestrichelten Linie 12 angedeutet
ist, bzw. auch noch weiter. Die Form 1 schließt in ihrem unteren Bereich mit einer im Quer
schnitt halbkreisförmigen bzw. trogförmigen Bodenwand 13 ab.
Wie Fig. 1 weiter zeigt, ist in dem Oberteil 2, mit Abstand und unterhalb der Membran 6,
mittels geeigneter Befestigungen 15 und 16 ein Rahmen 17 angebracht, der den Rand 5 der
Form übergreift. Wie Fig. 3 in einer Draufsicht auf Rahmen und Form zeigt, ist der Rahmen
insgesamt rechteckig und liegt mit seinem inneren Rand über dem Rand 5 der Form. Zentrie
rungsansätze 19 des Rahmens 17 liegen im oberen Bereich der Form 1 seitlich an dieser an
und gewährleisten eine Zentrierung bzw. ein zentriertes Aufsetzen des Rahmens 17 auf der
Form.
Fig. 2 erläutert die Anordnung von Membran 6, Rahmen 17 und Form 1 in einer seitlichen
Ansicht aus der mit II gekennzeichneten Richtung. Wie Fig. 1 und 2 zeigen, ist der Rahmen
17 im Querschnitt im wesentlichen dreieckig, d. h. er weist eine von oben nach innen zum
Rand 5 der Form hin schräg abfallende Innenfläche 20 auf.
Sowohl der Druckbereich 10 als auch die zur Aufnahme der Form zwischen Oberteil 2 und
Unterteil 3 gebildete Kammer 21 sind wahlweise mit Unterdruck bzw. Überdruck beauf
schlagbar, d. h. evakuierbar oder mit einem unter Überdruck stehenden Gas beaufschlagbar.
Bei der Verarbeitung eines Materials, insbesondere von Fleisch, mit der erfindungsgemäßen
Vorrichtung bzw. dem erfindungsgemäßen Verfahren geht man zunächst so vor, daß die Form
1 mit einer gewissen Toleranzbreite etwa bis zu der in Fig. 1 mit 12 angedeuteten Füllinie mit
vorab gepolterten Fleischstücken gefüllt wird, wobei sich zwischen diesen unbeabsichtigte
bzw. nicht zu vermeidende Lufteinschlüsse innerhalb der Form befinden können. Die Form
kann bis an den oberen Rand 23 des Rahmens gefüllt sein.
Die so gefüllte Form 1 wird auf das Unterteil 3 aufgesetzt und das Oberteil 2, zusammen mit
der daran gehaltenen Membran 6 und dem daran befestigten Rahmen 17, von oben auf die
Form bzw. das Unterteil abgesenkt. Bei Erreichen des in Fig. 1 dargestellten Schließzustands
ist die Kammer 21 vakuumdicht geschlossen, und der Rahmen 17 liegt gegen den Rand 5 der
Form 1 an. Hier ist kein gasdichter Abschluß erforderlich, da am Übergang Rand/Rahmen
lediglich das seitliche Herausdrücken des Materials verhindert werden soll. Je nach dessen
Festigkeit bzw. "Fließfähigkeit" kann durchaus eine Spaltbreite im Bereich von einigen mm
zulässig sein.
Nun werden sowohl der Druckbereich 10 als auch die Kammer 21 evakuiert, wobei verblei
bende Luft aus Hohlräumen innerhalb der Form 21 entweichen kann. Die Membran verbleibt
hierbei im wesentlichen in der in Fig. 1 mit 6 bezeichneten Stellung.
Nach Ablauf eines vorab eingestellten Zeitraumes, während dem der Unterdruck bzw. das
Vakuum zwecks Entfernung von eingeschlossener Luft wirken kann, wird der Druckbereich
10 mit der Atmosphäre in Verbindung gebracht oder mit einem unter Überdruck stehenden
Gas beaufschlagt, während in der Kammer 21 noch Unterdruck bzw. Vakuum herrscht. Die
Membran 6 wird dadurch in Richtung auf die Form 1 verformt, wobei sie näherungsweise die
in Fig. 1 mit einer gepunkteten Linie 22 angedeutete Stellung einnimmt. Ja nach Füllungsgrad
der Form kann sie auch über oder unter der mit 22 bezeichneten Linie liegen. Durch die Kraft
des auf der Membran lastenden Luftdrucks, die bei einer üblichen Formengröße von ca. 15 ×
30 cm etwa 400 kg betragen kann, wird das Material bzw. Fleisch in der Form zusammenge
drückt und verdichtet, wobei die nunmehr luftleeren Hohlräume eliminiert werden. Dadurch
sowie aufgrund der Kompressibilität des Materials wird dieses weiter in die Form 1 hineinge
drückt, wobei die Materialoberfläche immer noch um ein gewisses Maß über den Rand 5 der
Form überstehen kann, evtl. bis an den oberen Rand des Rahmens oder darüber hinaus. Die
Rahmenhöhe (Abstand des oberen Rands 23 des Rahmens vom Rand 5 der Form) steht
selbstverständlich mit der Formgröße in einem sinnvollen Verhältnis.
Nach Ablauf eines vorbestimmten Zeitraumes zum Zusammenpressen des Materials bringt
man die Kammer 21 mit der Atmosphäre in Verbindung oder beaufschlagt die Kammer zu
sätzlich mit unter Überdruck stehenden Gas, wobei gleichzeitig oder anschließend der Druck
innerhalb des Druckbereichs 10 abgesenkt werden kann, indem der Druckbereich 10 entweder
mit der Atmosphäre in Verbindung gebracht oder mit Unterdruck beaufschlagt wird. Dadurch
löst sich die Membran 6 von der Materialoberfläche und kehrt im wesentlichen in die in Fig. 1
dargestellte, horizontale Stellung zurück.
Dem Rahmen 17 kommt hierbei die eingangs erläuterte Aufgabe zu, ein seitliches Heraus
drücken des Materials zwischen Membran 6 und Rand 5 der Form zu verhindern. Die Mem
bran 6 legt sich hierbei dicht an die schräg verlaufende Innenfläche 20 des Rahmens an, so
daß die Form dicht verschlossen ist. Dadurch ist die Form 1 nach Beendigung des Vakuum
pressens vollständig gefüllt, d. h. bis in Höhe des Randes 5 oder auch bis in Höhe des Randes
23 des Rahmens, so daß anschließend eine Verformung des Forminhalts zu einem zylindri
schen Körper mit im wesentlichen kreisförmigem Querschnitt problemlos möglich ist, ohne
Veränderungen an den Formen selbst vorzunehmen.
Eine bevorzugte Weiterentwicklung der erfindungsgemäßen Vorrichtung und des Verfahrens
besteht darin, mehrere Formen 1, beispielsweise 3 nebeneinander, innerhalb eines gemeinsa
men Oberteils 2 entsprechender Breite zu verarbeiten, wobei dann für jede Form 1 jeweils
eine Membran 6 und ein passender Rahmen 17 in dem Oberteil 2 angebracht sind. Eine ge
meinsame Kammer dient zur Aufnahme aller Formen. Dies ermöglicht eine rationellere Ver
arbeitung einer großen Zahl von Formen.
Wenn, wie dies bevorzugt vorgesehen und beispielhaft in Fig. 4 dargestellt ist, mehrere Rah
men und die zugehörige Membran an einem übergeordneten Halterahmen 25 angebracht sind,
der seinerseits lösbar in einem Oberteil gehalten ist, wobei der Halterahmen vorzugsweise
werkzeuglos zu lösen und zu befestigen ist, kann die Vorrichtung einfach und schnell für die
Verarbeitung unterschiedlicher Formen eingerichtet werden, beispielsweise von Formen un
terschiedlicher Höhe oder Länge bzw. Breite, oder auch zur Verwendung unterschiedlicher
Membranen.
Fig. 5 zeigt den Halterahmen 25 in einer Seitenansicht (Pfeil V in Fig. 4), wobei die elasti
sche, federnde Befestigung der Rahmen 17 an dem Halterahmen 25 mittels Stehbolzen 26 und
Federn 27 zu erkennen ist.