DE19747257C2 - Vorrichtung zur Kapselung von Rohlingen aus metallischen Hochtemperatur-Legierungen - Google Patents
Vorrichtung zur Kapselung von Rohlingen aus metallischen Hochtemperatur-LegierungenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Kapselung
von Rohlingen aus metallischen Hochtemperatur-Legie
rungen, insbesondere TiAl-Legierungen, die zum Warmum
formen einer Strangpressung unterzogen werden.
Metallische Hochtemperatur-Legierungen werden zur Her
stellung von hochbelasteten bzw. hochbelastbaren Bautei
len verwendet, beispielsweise als Bauteile zum Einsatz
in Turbinen zum Antrieb von Flugzeugen und dergleichen.
Um die erstrebten Eigenschaften, z. B. hohe Festigkeiten,
zu erreichen, wird für bestimmte Bauteile grundsätzlich
gefordert, daß sie warm umgeformt worden sind. Im Falle
von TiAl-Legierungen als bestimmter metallischer Hoch
temperatur-Legierung ist ein Umformen der Bauteile auch
im Hinblick auf die Einstellung bestimmter Gefüge erfor
derlich, die auf anderem Wege schmelzmetallurgisch nicht
erreicht werden. Es hat sich gezeigt, daß eine Warmum
formung von TiAl-Gußblöcken Temperaturen von 1100°C
erfordert, vergleiche Y.-W. Kim, D. M. Dimiduk, J. Metals
43 (1991) 40. Dies ist vielfach, beispielsweise beim
Heißstrangpressen, wegen der Begrenzung der Gesenk- oder
Matritzen- und Aufnehmertemperaturen nur nichtisotherm
möglich. Da das Formänderungsvermögen und der Umformwi
derstand von TiAl-Legierungen stark temperaturabhängig
sind, müssen die Rohlinge für das Strangpressen gekap
selt werden, um hohe Temperaturverluste zu vermeiden.
Als Kapselmaterial stehen bisher Ti-Legierungen oder
austenitische Stähle zur Verfügung, deren Umformwider
stand allerdings bei den erforderlichen Temperaturen
sehr viel kleiner ist als der des umzuformenden TiAl-
Rohmaterials bzw. eines entsprechenden Rohlings aus die
sem Werkstoff. Eine Verwendung von Kapselmaterialien
mit besser angepaßtem Umformwiderstand wie z. B. TZM-
Molybdän scheidet aus Kostengründen aus.
Die großen Unterschiede im Umformwiderstand von Kapsel-
und Kernmaterial führen zu einem ungleichmäßigen Umfor
men beim Strangpressen mit unerwünschten Variationen im
Umformgrad über die Länge des Stranges und außerdem auch
zur Rißbildung in bestimmten Bereichen der Kapseln. Es
wurde versucht, die Umformwiderstände zwischen Kapsel-
und Kernmaterial durch eine Abkühlphase zwischen dem
Anwärmen und dem Strangpressen anzupassen. Modellrech
nungen des Temperaturverlaufes von Kapsel und Kern mit
zunehmender Haltezeit zeigen, daß auf diese Weise zu ge
ringe Temperaturunterschiede erreicht werden. Auch bei
einem niedrig angenommenen Wärmeübergangswert, der nur
mit einer Wärmeisolationsschicht (beispielsweise Glas
wolle) zu erreichen ist, ist der erreichbare Tempera
turunterschied noch nicht ausreichend.
Aus der DE 39 19 107 A1 ist ein Verfahren zur Formgebung
und Verbesserung der mechanischen Eigenschaften von
pulvermetallurgisch hergestellten Rohlingen aus einer
Legierung mit erhöhter Warmfestigkeit durch Heißstrang-
Pressen bekannt. Das bekannte Verfahren nutzt zur
Herstellung von Bauteilen aus pulverförmigen Werkstoffen
keine Kapselung, da dort Werkstücke hergestellt werden
können sollen, die Abmessungen aufweisen sollen, die
einer Kapselung nicht zugänglich sind.
Es ist deshalb Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine
Vorrichtung zur Kapselung von Rohlingen aus metallischen
Hochtemperatur-Legierungen der eingangs genannten Art zu
schaffen, mit der Wärmeverluste des Rohlings vermieden
werden, wobei aufgabengemäß angestrebt wird, die Kapse
lung durch längere Wartezeiten zwischen Anwärmen und
Strangpressen bei geringen Temperaturverlusten im Kern
soweit abzukühlen, daß Kapselwerkstoff und Kernwerkstoff
nahezu gleiche Umformwiderstände haben, wozu insbeson
dere Temperaturunterschiede bis 500°K nötig sind. Die
Vorrichtung soll dabei an sich einfach und kostengünstig
ausbildbar und bereitstellbar sein.
Gelöst wird die Aufgabe für eine Vorrichtung nach dem Oberbegriff des geltenden Patentanspruchs 1 gemäß der Erfindung dadurch, daß
die Kapselung wenigstens aus einer ersten, den Rohling
eng aber beabstandet umschließenden ersten inneren Hülle
und einer die innere Hülle eng aber beabstandeten zwei
ten, äußeren Hülle besteht, wobei die erste und die
zweite Hülle aus einem metallischen Werkstoff bestehen.
Der Vorteil der erfindungsgemäßen Lösung besteht darin,
daß damit eine optimale Abschirmung gegen Wärmestrahlung
aus dem Rohling, d. h. dem Kern der Vorrichtung geschaf
fen wird, die bei den vorliegenden Temperaturen grund
sätzlich die wesentliche Ursache der Wärmeverluste ist,
wobei es weiterhin dadurch vorteilhafterweise möglich
ist, einen optimalen Wärmeleitungswiderstand durch Va
kuumisolation zu erreichen und schließlich vorteilhaf
terweise eine Konvektion zu vermeiden sowie die Vermei
dung von Werkstoffpaarungen, die bei den bei einer
Strangpressung dieser Art erforderlichen hohen Tempera
turen zu unerwünschten Reaktionen führen.
Es hat sich gezeigt, daß für einen effektiven Strah
lungsschutzschild, den die innere Hülle bildet, ein
blechförmiges Element als innere Hülle ausreicht, um
allein dadurch eine um 33% reduzierte abgestrahlte
Leistung zu erreichen.
Die äußere Hülle der Vorrichtung weist, wie Versuche
ergeben haben, vorzugsweise eine Wanddicke von 5 bis 10
mm auf, wobei die äußere Hülle grundsätzlich aus Stahl
oder vorzugsweise einer Titan-Legierung, z. B. TiAl6V4,
gebildet werden kann.
Untersuchungen haben ergeben, daß vorteilhafterweise die
innere Hülle lediglich eine Wanddicke im Bereich von 0,1
bis 1 mm, insbesondere aber vorteilhafterweise eine
Wanddicke von 0,3 mm ausreicht, um eine Verminderung der
Abstrahlungsleistung um 33% zu erreichen. Aufgrund der
hohen Erwärmungs- und Bearbeitungstemperatur einerseits
aber auch aus Kostengründen andererseits ist es vorteil
haft als innere Hülle Bleche oder Folien aus Molybdän
und/oder Tantal zu verwenden, die ein geringes Emis
sionsvermögen ε aufweisen. Dadurch werden außerdem Ma
terialpaarungen vermieden, die bei den anzuwendenden
hohen Temperaturen zu unerwünschten Reaktionen führen.
Grundsätzlich ist es zwar möglich, auf unterschiedlich
geeignete Weise dafür zu sorgen, daß der Rohling fort
während zu der ihn umgebenden inneren Hülle beabstandet
ist, um einen unmittelbaren Wärmekontakt zwischen dem
Rohling und der inneren Hülle weitgehend zu vermeiden.
Es hat sich aber als vorteilhaft herausgestellt, den
Rohling derart auszubilden, daß dieser eine Mehrzahl von
vorspringenden Stegen aufweist, die als Abstandshalter
zur den Rohling umhüllenden inneren Hülle fungieren. So
können beispielsweise die Stege auf einfache Weise bei
im wesentlichen zylindrisch im Querschnitt ausgebildetem
Rohling durch einfaches Abdrehen bzw. Abfräsen geschaf
fen werden.
Um auf gleiche Weise wie vorangehend beschrieben auch
dafür zu sorgen, daß die innere Hülle gegenüber der
äußeren Hülle einen vernachlässigbar geringen Wärmekon
takt aufweist, ist es ebenfalls vorteilhaft, die äußere
Hülle mit einer Mehrzahl von vorspringenden, auf die in
nere Hülle gerichteten Stegen zu versehen, die als Ab
standhalter zur inneren Hülle fungieren. Auch hier ist
es prinzipiell möglich, die Stege, insbesondere wenn es
sich um eine im Querschnitt hohlzylinderförmige äußere
Umhüllung handelt, durch entsprechendes Ausdrehen bzw.
geeignetes Ausfräsen der äußeren Hülle herzustellen.
Die Stege sind aber bei der äußeren Umhüllung und bei
dem inneren Rohling bzw. Kern der Vorrichtung vorzugs
weise derart auszubilden, daß ihre Berührungsfläche mit
der jeweils angrenzenden inneren Hülle sehr klein gegen
über der übrigen Mantelfläche ist.
Wie schon erwähnt, kann die Anbringung allein einer ein
zigen inneren Hülle, die das erwähnte Strahlungsschutz
schild bildet, zu einer Verminderung der Abstrahlungs
leistung von 33% führen. Um die abgestrahlte Leistung
noch weiter zu vermindern, ist es bei einer weiteren
vorteilhaften Ausgestaltung der Vorrichtung möglich,
eine dritte und eine vierte Hülle vorzusehen, die eben
falls jeweils voneinander eng beabstandet zwischen der
ersten Hülle und der zweiten Hülle und jeweils zu diesen
eng beabstandet angeordnet sind. Die Wahl weiterer Hül
len wird davon abhängen, inwieweit für den speziellen
Strangpressvorgang in Abhängigkeit des den Rohling bil
denden Werkstoffs es als notwendig angesehen wird, einen
gleichen Umformwiderstand von Mantel- und Kernmaterial
zu erreichen.
Ebenso wie bei der oben beschriebenen Grundausgestaltung
der Vorrichtung mit wenigstens zwei Hüllen kann es auch
bei der vorangehend beschriebenen Ausgestaltung der Vor
richtung mit vier Hüllen vorteilhaft sein, die zur ers
ten, inneren Hülle benachbarte dritte Hülle mit einer
Mehrzahl von sowohl zur ersten Hülle als auch zur vier
ten Hülle hin gerichteten Stegen zu versehen, die als
Abstandshalter zu der benachbarten ersten Hülle und
vierten Hülle fungieren. Auch in diesem Falle können die
Stege durch entsprechendes Abdrehen bzw. Abfräsen der
dritten Hülle ausgebildet werden, wobei das entsprechen
de, oben erwähnte Abdrehen bzw. Abfräsen des Rohlings
bzw. der äußeren zweiten Hülle zur Ausbildung der dor
tigen Stege, wie beschrieben, unbeeinflußt bleibt bzw.
auf gleiche Weise, wie beschrieben, ausgeführt werden
kann.
Vorteilhafterweise besteht die dritte Hülle aus dem
gleichen Werkstoff wie die zweite Hülle, wobei vorteil
hafterweise die vierte Hülle aus dem gleichen Werkstoff
wie die erste Hülle besteht.
Insgesamt wird mit einer Ausbildung der Vorrichtung im
vorbeschriebenen Sinne mit vier Hüllen die abgestrahlte
Leistung gegenüber dem Rohling auf ca. 25% reduziert.
Schließlich muß sowohl für die Gestaltung mit zwei
Hüllen und mehr Hüllen die jeweils äußere Hülle vakuum
dicht ausgebildet werden, damit einmal Wärmeleitung über
das Gas in den Zwischenräumen wie auch Konvektion in den
Zwischenräumen unterdrückt werden, zum anderen eine Oxi
dation der metallischen Teile verhindert wird, um das
geringe Emissionsvermögen dieser Teile zu erhalten.
Die Erfindung wird nun unter Bezugnahme auf die nach
folgenden schematischen Zeichnungen bzw. graphischen
Darstellungen anhand eines Ausführungsbeispieles und
einer Modifikation davon beschrieben. Darin zeigen:
Fig. 1 im Schnitt eine Vorrichtung gemäß der Erfindung
mit zwei Hüllen, die einen Rohling aus einer
metallischen Hochtemperatur-Legierung umschlie
ßen,
Fig. 2 eine Ausgestaltung der Vorrichtung der Erfin
dung gemäß Fig. 1, bei der jedoch wenigstens
in Teilbereichen der Rohling aus einer metal
lischen Hochtemperatur-Legierung von vier
Umhüllungen umschlossen ist,
Fig. 3a-3d den Verlauf eines minimalen und eines maximalen
Durchmessers des Querschnittes des Kernes (Roh
ing) in der Vorrichtung über der Stranglänge
bei verschiedenen Formen der Kapselung und
Wartezeiten nach dem Anwärmen,
Fig. 4 den Kraftverlauf beim Strangpressen in einer
Stahlkapselung mit Wärmeisolation nach einer
Wartezeit von 25 sec nach dem Anwärmen und
Fig. 5 den Kraftverlauf beim Strangpressen in einer
Stahlkapsel mit Wärmeisolation nach einer
Wartezeit von 50 sec nach dem Anwärmen.
In den Fig. 1 und 2 ist eine Vorrichtung 10 gemäß der
Erfindung dargestellt, wobei der der Strangpressung zu
unterziehende Rohling 11 aus einer metallischen Hoch
temperatur-Legierung, insbesondere einer TiAl-Legierung,
im wesentlichen einen zylindrischen Querschnitt auf
weist, wobei dementsprechend auch die Vorrichtung 10
auch im wesentlichen einen zylindrischen Querschnitt
aufweist. Es sei an dieser Stelle aber darauf hingewie
sen, daß diese Form des Rohlings 11 bzw. der Vorrichtung
10 keineswegs immer zylindrisch sein muß, denn es sind
auch viele andere mögliche Ausgestaltungen des Rohlings
möglich, die auch schon vor der endgültigen Strangpres
sung eine an die später einzunehmende Form grob ange
paßte Form aufweisen können. Zum Verständnis der Erfin
dung wird aber, da die Konstruktionsprinzipien der
Vorrichtung 10 allgemein gelten, Bezug genommen auf die
Darstellungen der Vorrichtung 10 gemäß den Fig. 1 und
2 mit im wesentlichen kreisförmiger Querschnittsform.
In der Vorrichtung 10 ist ein Rohling 11 angeordnet und
von einer ersten, inneren Hülle 12 und einer zweiten
äußeren Hülle 13 umgeben, vergleiche insbesondere Fig.
1. Die Umhüllung des Rohlings 11 bei der Ausgestaltung
der Vorrichtung 10 gemäß Fig. 1 ist vollständig, d. h.
es ist nicht nur die äußere, hier zylinderförmige Man
telfläche des Rohlings 11 von den Hüllen 12, 13 umgeben,
sondern auch ebenfalls die jeweiligen ebenen Stirnflä
chen des Rohlings 11.
Die erste, innere Hülle 12 umschließt eng aber beabstan
det den Rohling 11, wobei die innere Hülle 12 beispiels
weise eine Wanddicke von 0,1 bis 1 mm, vorzugsweise 0,3
mm aufweist. Die innere Hülle, die blechförmig ausgebil
det ist, besteht dabei vorzugsweise aus Tantal oder Mo
lybdän. Grundsätzlich können aber alle anderen geeigne
ten
Werkstoffe mit geringem Emissionsvermögen ε verwendet
werden, sofern sie nicht mit dem Material des Rohlings
(11) oder der äußeren Hülle (18) reagieren.
Die zweite, äußere Hülle 13 weist eine sehr viel größere
Wanddicke als die innere Hülle 12 auf, beispielsweise im
Bereich von 5 bis 10 mm. Sowohl für die innere Hülle 12
als auch die äußere Hülle 13 gilt, daß auch die im we
sentlichen ebenen Stirnflächen des Rohlings 11 mit glei
chem Hüllenaufbau, wie vorangehend beschrieben, abge
deckt werden.
Die äußere Hülle 13 kann beispielsweise aus Stahl oder
einem beliebigen anderen geeigneten Werkstoff für diese
Zwecke, beispielsweise TiAl6V4, ausgebildet sein.
Der Rohling 11 weist eine Mehrzahl von vorspringenden
Stegen 110 auf, die als Abstandhalter zur den Rohling 11
umgebenden inneren Hülle fungieren. Diese Stege können
beispielsweise durch Abfräsen oder Abdrehen des Rohlings
11, beispielsweise um 0,3 mm erzeugt werden, so daß die
sich somit ausbildenden Stege bei einer Höhe von 0,3 mm
eine Breite von etwa 1 mm haben. Durch diese Maßnahme
können die notwendigen geringen Abstände d = disol - dmo
zwischen der als erstes Strahlenschutzblech dienenden
ersten Hülle 12 und dem Rohling 11 eingehalten werden.
Zur Unterdrückung einer direkten Wärmeleitung zwischen
dem Rohling 11 und der zweiten, äußeren Hülle 12 unter
Einschluß der ersten, inneren Hülle 12 sind die Stege
110 am Rohling 11 und die Stege 131, die ebenfalls auf
analoge Weise an der zweiten äußeren Hülle 13 ausgebil
det sind, versetzt zueinander angeordnet. Insgesamt
wirkt somit die Gesamtheit der Umhüllung aus erster Hül
le 12 und zweiter Hülle 13 als doppeltes Strahlungs
schutzschild, womit sich die vom Rohling 11 abgestrahlte
Leistung im Vergleich zum ungeschützten Rohling 11 auf
etwa ein Drittel reduziert.
Bei der Ausgestaltung der Vorrichtung 10 gemäß Fig. 2,
die vom Grundsatz her einen gleichen Aufbau wie die
Vorrichtung 10 gemäß Fig. 1 aufweist, ist zusätzlich
noch eine dritte Hülle 14 und eine vierte Hülle 15 vor
gesehen. Auch diese Hüllen 14, 15 sind jeweils eng von
einander eng beabstandet angeordnet. Auch in diesem Fal
le weist die zur ersten, inneren Hülle 12 benachbarte
dritte Hülle 14 eine Mehrzahl von sowohl zur ersten Hül
le 12 als auch zur vierten Hülle 15 hin gerichteten Ste
gen 140 auf. Die Stege 140 dienen ebenfalls als Ab
standshalter zu der benachbarten ersten Hülle 12 und der
ebenfalls benachbarten vierten Hülle 15. Die dritte Hül
le 14 kann dabei aus dem gleichen Werkstoff wie die
zweite Hülle 13 bestehen. Die vierte Hülle 15 kann dabei
aus dem gleichen Werkstoff wie die erste Hülle 12 beste
hen. Faktisch sind in der Ausgestaltung der Vorrichtung
10 gemäß Fig. 2 vier Strahlungsschutzbleche wirksam,
nämlich die erste Hülle 12, die zweite Hülle 13, die
dritte Hülle 14, und die vierte Hülle 15. Bei der Aus
führungsform der Vorrichtung 10 gemäß Fig. 2 kann die
abgestrahlte Leistung gegenüber dem ungeschützten Roh
ling 11 auf ca. 25% reduziert werden, wobei bezüglich
einer Abschätzung dieser Reduktion der abgestrahlten
Leistung auf eine noch weiter unten aufgeführte Berech
nung verwiesen wird.
Im Temperaturbereich von 1000° bis 1400°C können grund
sätzlich für die Hüllen 13 und 14 Stahl oder Titanlegie
rungen verwendet werden. Bei noch höheren Temperaturen
sollten für diese Hüllen (13 und 14) Refraktärmetalle
wie Mo oder Ta gewählt werden. Die Hüllen 12 und 15 be
stehen vorzugsweise aus Mo oder Ta, auch bei noch höhe
ren Temperaturen als 1400°C. Grundsätzlich können aber
auch alle anderen geeigneten Werkstoffe mit geringem
Emissionsvermögen ε verwendet werden, sofern Material
paarungen vermieden werden, die zu Reaktionen führen.
Die erste Hülle 12 und die vierte Hülle 15 sind vorzugs
weise dünnwandig ausgebildet. Es sei noch daraufhinge
wiesen, daß die erfindungsgemäße Vorrichtung sich nicht
nur auf das Strangpressen von Titanaluminiden be
schränkt, vielmehr kann natürlich auch das Umformen
durch Strangpressen bei Temperaturen oberhalb von 1000°
C bei anderen metallischen Hochtemperatur-Legierungen
sehr erfolgreich angewendet werden.
Bei den Vorrichtungen gemäß Fig. 1 und 2 umschließt
wenigstens die erste Hülle 12 den Rohling vakuumdicht,
wobei die erforderliche Evakuierung der Zwischenräume
zwischen wenigstens der ersten Hülle 12 und dem Rohling
11 dadurch erreicht wird, daß man den Deckel und den Bo
den wenigstens der ersten Hülle 12 durch kostengünstiges
Elektronenstrahlschweißen in einer Vakuumkammer zu
schweißt. Insgesamt kann die Fertigung der Vorrichtung
10 somit relativ kostengünstig gestaltet werden. Auch
die anderen Hüllen 13 bis 15 der Vorrichtung können,
falls erforderlich, vakuumdicht ausgebildet sein.
Eine Abschätzung, die die Wirksamkeit der erfindungsge
mäß mit der Vorrichtung 10 vorgeschlagenen Maßnahmen zur
Vermeidung von Wärmeverlusten durch Strahlung belegt,
soll anhand der Strahlungsleistung von nichtisolierten
und durch Wärmeschutzschilde isolierten Strangpreßroh
lingen 11 dargestellt werden.
Nach dem Stefan-Boltzmann-Gesetz strahlt ein nicht
schwarzer Körper in den kalten Raum die Wärmeleistung
dQs/dt = FεcT4 (Gl. 1)
ab. Die Bezeichnungen haben die folgende Bedeutung
F - Oberfläche des Körpers
c - Stefan-Boltzmannsche Strahlungskonstante (c = 5.7.10-8 Wm-2 K-4)
ε - Emissionsvermögen des Körpers
T - absolute Temperatur
F - Oberfläche des Körpers
c - Stefan-Boltzmannsche Strahlungskonstante (c = 5.7.10-8 Wm-2 K-4)
ε - Emissionsvermögen des Körpers
T - absolute Temperatur
Für metallisch blanke Körper gilt vielfach ε = 0.3. Ein
auf 1300°C erhitzter Strangpreßrohling der Abmessungen
ϕ 65 mm × 170 mm würde also ohne Isolation nach der Ent
nahme aus dem Ofen anfänglich eine Leistung von dQs/dt =
4,6 kW abstrahlen.
Die hierdurch entstehenden Wärmeverluste lassen sich bei
hohen Temperaturen sehr wirksam durch das Anbringen von
einem oder mehreren Strahlungsschutzschilden (Hüllen)
verhindern, die zwischen dem heißen Körper bzw. Rohling
11 und der kalten Umgebung eingebracht werden. Für die
vorliegende Geometrie eines heißen zylindrischen Roh
lings 11 reduziert sich diese bei einem konzentrisch um
den Körper angeordneten Strahlungsschild auf
s,1 = dQs,1/dt = FεcT4/(εs/εe + rk/rs), (Gl. 2)
mit εe = εεs/(1 - (1 - εs)(1 - εFk/Fs)).
Hierbei bedeuten
εs - das Emissionsvermögen
rk - der Radius des heißen Körpers
rs - der Radius des Strahlungsschutzschildes.
εs - das Emissionsvermögen
rk - der Radius des heißen Körpers
rs - der Radius des Strahlungsschutzschildes.
Nach Gl. 2 gilt
ds,1/drk < 0, (Gl. 3)
d. h. die Wirksamkeit des Strahlungsschutzschildes ist
umso höher, je geringer sein Abstand zum heißen Körper
ist. Nimmt man zur Vereinfachung der Abschätzung wei
terhin an, daß ε = εs und rk = rs, so gilt
dQs,1/dt = 1/2dQs/dt. (Gl. 4)
Durch das Anbringen eines Strahlungsschutzschildes kann
die abgestrahlte Leistung also bereits auf 50% redu
ziert werden. Bei der Anwendung von n Strahlungsschutz
schilden gilt unter den gleichen vereinfachenden Voraus
setzungen
dQs,n/dt = (1/(n + 1))dQs/dt. (Gl. 5)
Nach den hier dargestellten Verhältnissen muß die
Kapselung zur Vermeidung von Wärmeverlusten durch
Strahlung also nach folgenden Prinzipien erfolgen:
- - Als Strahlungsschutzschilde (Hüllen) müssen nach Gl. 2 Werkstoffe mit geringem Emissionsvermögen ε verwendet werden. Aufgrund der hohen Temperatur und aus Kosten gründen ist die Werkstoffauswahl auf Bleche bzw. Folien aus Mo oder Ta beschränkt. Allerdings sollten diese Werkstoffe eine möglichst glatte und oxidfreie Oberflä che haben.
- - Der Abstand zwischen heißem Körper und dem ersten Strahlungsschutzschild und zwischen weiteren Strahlungs schutzschilden sollte nach Gl. 2 möglichst klein gehal ten werden.
- - Wärmeverluste durch Konvektion bzw. Wärmeleitung müs sen vermieden werden.
Zur Erprobung der beschriebenen Strangpreßkapselkon
struktion wurden 4 Strangpreßversuche durchgeführt. Dazu
wurden Rohlinge 11 mit einem Durchmesser von 65 mm, die
aus derselben TiAl-Legierung bestanden, in unterschied
liche Kapseln gekapselt. Da bei dem vorangehend be
schriebenen Aufbau der Kapselung durch eine erhöhte
Wartezeit zwischen Anwärmen und Strangpressen der ge
wünschte Temperaturunterschied zwischen Kapselung und
Rohling 11 zunimmt, wurde außerdem die Wartezeit vari
iert. Die sonstigen Versuchsbedingungen (Anwärmtempera
tur 1250°C, vorgegebene Stempelgeschwindigkeit 20 mm/s)
sowie die äußeren Maße der Kapselung waren in allen Ver
suchen identisch. Im einzelnen wurden folgende Formen
der Kapselung und Wartezeiten gewählt:
- 1. TiAl6V4-Kapselung ohne Wärmeisolation, 25 s Warte zeit
- 2. Stahlkapselung ohne Wärmeisolation, jedoch mit einge legter Mo-Folie als Reaktionsbarriere, 25 s Wartezeit
- 3. Stahlkapselung mit Wärmeisolation wie erfindungsgemäß beschrieben (s. Abb. 1), 25 s Wartezeit
- 4. 3. Stahlkapselung mit Wärmeisolation wie erfindungs gemäß beschrieben (s. Abb. 1), 50 s Wartezeit
Nach dem Strangpressen wurden die Stränge aufgeschnitten
und die Querschnittsform des TiAl-Rohlings 10 über die
Stranglänge verfolgt. Im idealen Fall - d. h. wenn Man
tel- und Kernwerkstoff gleichen Umformwiderstand aufwei
sen, müßten sich bei dem gewählten Aufnehmerdurchmesser
von 85 mm und dem Matrizendurchmesser von 30 mm kreis
förmige Querschnitte des TiAl-Rohlings 10 mit Durch
messer 22.9 mm ergeben. Fig. 3a-3d zeigt die minimalen
und maximalen Durchmesser der im allgemeinen ovalen
Querschnitte des TiAl-Rohlings 10 nach diesen Versuchen.
Die Ergebnisse zeigen, daß im Fall der TiAl6V4-Kapsel
ohne Wärmeisolation die ungünstigsten Verhältnisse vor
liegen, d. h. der Kernquerschnitt zeigt die größten Un
terschiede zwischen minimalem (dmin) und maximalem
(dmax) Durchmesser und liegt wegen des geringen Umform
widerstandes der TiAl6V4-Legierung im Vergleich mit dem
Kernwerkstoff z. T. erheblich über dem idealen Wert von
22.9 mm. Außerdem variiert der Querschnitt deutlich über
die Stranglänge. Im Fall der Stahlkapselung ohne Wärme
isolation sind die Querschnitte mehr der Kreisform ange
nähert und der Durchmesserverlauf über die Länge ist
gleichmäßiger, allerdings liegen die Werte über dem ide
alen Wert von 22.9 mm. Dagegen führt die Verwendung ei
ner Kapselung aus Stahl mit Wärmeisolation zu Durchmes
serverläufen um 22.9 mm, wobei für die verlängerte War
tezeit von 50 s der gleichmäßigste Verlauf beobachtet
wird. Aus diesen Ergebnissen kann geschlossen werden,
daß die Wärmeisolation wirksam ist und bei Wartezeiten
von 50 s schon eine gute Anpassung des Umformwiderstan
des zwischen Stahlmantel und TiAl-Rohling 10 erreicht
wurde. Die deutliche Wirkung der Wärmeisolation zeigt
sich auch im Kraftverlauf beim Strangpressen. Wie die
Fig. 4 und 5 zeigen, ist die anfängliche Matrizen
kraft beim Strangpressen von Kapselungen mit Wärmeiso
lation nach einer Wartezeit von 50 s erheblich höher als
nach einer Wartezeit von 25 s, was auf den aufgrund des
höheren Temperaturabfalls höheren Umformwiderstand des
Kapselwerkstoffs zurückzuführen ist. Bei Verwendung
einer Kapselung mit Wärmeisolation trat außerdem das
bereits erwähnte Aufreißen der Stränge im Anfangsbereich
nicht auf, was ebenfalls mit der besseren Anpassung der
Umformwiderstände von Kapsel- und Rohlingwertstoffs zu
erklären ist. Das durch die Erfindung angestrebte Ziel
wurde also erreicht.
10
Vorrichtung
11
Rohling
110
Steg
12
erste, innere Hülle
120
Wanddicke
13
zweite, äußere Hülle
130
Wanddicke
131
Steg
14
dritte Hülle
140
Steg
15
vierte Hülle
Claims (15)
1. Vorrichtung zur Kapselung von Rohlingen aus metal
lischen Hochtemperatur-Legierungen, insbesondere TiAl-
Legierungen, die zum Warmumformen einer Strangpressung
unterzogen werden, dadurch gekennzeichnet, daß die Kap
selung wenigstens aus einer ersten, den Rohling (11) eng
aber beabstandet umschließenden ersten inneren Hülle
(12) und einer die innere Hülle (12) eng aber beabstan
deten zweiten, äußeren Hülle (13) besteht, wobei die er
ste und zweite Hülle (12, 13) aus einem metallischen
Werkstoff besteht.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die innere Hülle (12) durch ein blechförmiges Ele
ment gebildet wird.
3. Vorrichtung nach einem oder beiden der Ansprüche 1
oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die innere Hülle
(12) eine Wanddicke (120) im Bereich von 0,1 bis 1 mm
aufweist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die Wanddicke (120) 0,3 mm beträgt.
5. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1
bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die innere Hülle aus
Molybdän oder Tantal besteht.
6. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1
bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die äußere Hülle eine
Wanddicke (130) im Bereich von 5 bis 10 mm aufweist.
7. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1
bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die äußere Hülle aus
Stahl gebildet wird.
8. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1
bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die äußere Hülle (13)
aus TiAl6V4 gebildet wird.
9. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1
bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Rohling (11) eine
Mehrzahl von vorspringenden Stegen (110) aufweist, die
als Abstandshalter zur den Rohling (11) umhüllenden
inneren Hülle (12) fungieren.
10. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1
bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die äußere Hülle (13)
eine Mehrzahl von vorspringenden, auf die innere Hülle
(12) gerichteten Stegen aufweist, die als Abstandshalter
zur inneren Hülle (12) fungieren.
11. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1
bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß eine dritte Hülle (14)
und eine vierte Hülle (15) vorgesehen sind, die jeweils
voneinander eng beabstandet zwischen der ersten Hülle
(12) und der zweiten Hülle (13) und jeweils zu diesen
eng beabstandet angeordnet sind.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeich
net, daß die zur ersten, inneren Hülle (12) beabstandete
dritte Hülle (14) eine Mehrzahl von sowohl zur ersten
Hülle (12) als auch zur vierten Hülle (14) hingerich
teten Stegen (140) aufweist, die als Abstandshalter zu
der benachbarten ersten Hülle (12) und vierten Hülle
(15) fungieren.
13. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche
11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, daß die dritte Hülle
(14) aus dem gleichen Werkstoff wie die zweite Hülle
(13) besteht.
14. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche
11 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß die vierte Hülle
(15) aus dem gleichen Werkstoff wie die erste Hülle (12)
besteht.
15. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1
bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens die
äußeren Hülle (13) den Rohling (11) vakuumdicht um
schließt.
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