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Stand der
Technik
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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Steuerung
der Bremsanlage eines Fahrzeugs gemäß den Oberbegriffen der unabhängigen Patentansprüche.
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Bei
herkömmlichen
Bremsanlagen für
Fahrzeuge wird in der Regel die Bremskraft, die vom Fahrer durch
die Betätigung
des Bremspedals erzeugt wird, auf die Radbremsen der Vorder- und
der Hinterachsen aus Stabilitätsgründen derart
verteilt, daß an den
Rädern
der oder den Vorderachsen eine höhere Bremskraft
erzeugt wird als an den Hinterrädern.
Diese Bremskraftverteilung wird entweder durch mechanische Druckminderer
für die
Hinterachsbremsen oder durch elektronische Beeinflussung der Bremskraft
der Hinterachsbremsen (siehe z.B.
DE 41 12 388 A1 = US-Patent 52 81 012) erreicht.
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Aus
der
DE 39 21 309 A1 ist
eine druckmittelbetätigbare
Bremsanlage für
mehrachsige Kraftfahrzeuge bekannt. Diese weist einen elektrischen Steuerkreis
mit einer Steuereinrichtung auf, durch welche in Druckmittelbremskreisen
für Radbremszylinder
liegende Drucksteuerventile steuerbar sind. Der Radbremsdruck an
wenigstens einer lastabhängig
steuerbaren Fahrzeugachse ist in Abhängigkeit von der Aktivierung
der Blockierschutzfunktion an dieser Fahrzeugachse und/oder weiteren
Fahrzeugachsen veränderbar.
Bei Aktivierung der Blockier schutzfunktion an der lastabhängig steuerbaren Achse
wird der Bremsdruck an dieser Achse verkleinert, bei Aktivierung
an der anderen Fahrzeugachse dagegen vergrößert. Bei gewollter großer Verzögerung des
Fahrzeugs wird, wenn eine Aktivierung der Blockierschutzfunktion
an den Achsen unterbleibt, der Radbremsdruck an der lastabhängig steuerbaren Fahrzeugachse
vergrößert.
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Aus
der
DE 42 27 777 C1 ist
eine blockiergeschützte
Bremsanlage für
Kraftfahrzeuge bekannt. Diese weist eine Druckmittelversorgung auf,
die von einem Fahrer über
ein Betätigungsglied
sowie von einem Rechner über
ein Bremssteuerventil steuerbar ist. Mindestens ein Bremskreis der
Bremsanlage enthält
ein Umsteuerventil, das die Druckmittelversorgung normalerweise über eine
Hauptleitung, bei bestimmten Betriebszuständen des Kraftfahrzeugs jedoch über eine
Zweigleitung mit Radbremsen verbindet. Solche Betriebszustände sind
z.B. Fahrt mit stark beladenem Fahrzeug, Notbremsungen, Blockiergefahr
bei normalem Bremsen oder Antriebsschlupf.
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Die
EP 0 584 813 A2 offenbart
ein Verfahren zur Steuerung einer Fahrzeugbremsanlage. Wenn eine
ABS-Regelung startet, also wenn z.B. an wenigstens einem Vorderrad
eine Blockierneigung erkannt wurde, wird an den Hinterradbremsen
zusätzlicher
Bremsdruck über
eine Pumpe zugeführt,
so dass der Hinterradbremsdruck ansteigt.
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Die
DE 34 11 743 C2 lehrt,
an den Hinterradbremsen nur einseitig einen höheren Bremsdruck einzusteuern,
um insgesamt den Hinterachs-Anteil der Gesamtbremskraft zu erhöhen. Dies
soll nach Überschreiten
eines Grenzwerts der Abbremsung, des Bremsdruckes oder einer abgeleiteten
Messgröße erfolgen.
Dabei ist der Grenzwert in Abhängigkeit von
der Fahrzeugverzögerung,
der Achslast und/oder abgeleiteter Größen variierbar.
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Moderne
Bremsanlagen weisen darüber
hinaus zur Vermeidung von blockierenden Rädern beim Bremsvorgang und
zur Vermeidung von durchdrehenden Rädern im Antriebsfall eine elektronische Steuereinheit
auf, welche einen Antiblockierschutzregler (ABS) und einen Antriebsschlupfregler
(ASR) enthält.
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Durch
die vorgegebene Bremskraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachsen
reicht in vielen Fällen.
die vom Fahrer eingestellte Bremskraft zwar aus, die Vorderräder, nicht
jedoch die Hinterräder zum
Blockieren zu bringen. So greift zwar an den Vorderrädern, nicht
jedoch an den Hinterrädern
der Antiblockierschutzregler ein. In einigen Fahrsituationen, z.B.
in Gefahrensituationen, ist es wünschenswert,
mit Blick auf einen optimalen Bremsweg die maximal übertragbare
Bremskraft auszunutzen. Dies wird durch den Stand der Technik nicht
erreicht.
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Es
ist Aufgabe der Erfindung, Maßnahmen anzugeben,
die ohne zusätzlichen
Aufwand den Bremsweg eines Fahrzeugs unter Ausnutzung der maximal übertragbaren
Bremskraft optimieren, ohne jedoch auf Fahrbahnen mit niedrigem
Reibwert die Querstabilität
zu gefährden.
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Dies
wird durch die Merkmale der unabhängigen Patentansprüche erreicht.
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Vorteile der
Erfindung
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Durch
die erfindungsgemäße Lösung wird während eines
Bremsvorgangs die maximal übertragbare
Bremskraft auch an den Hinterrädern
eines Fahrzeugs ausgenutzt und so der Bremsweg des Fahrzeugs optimiert,
d.h. verringert.
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Besonders
vorteilhaft ist, daß diese
Maßnahme
ohne zusätzlichen
Aufwand unter Ausnutzung vorhandener Komponenten einer Bremsanlage
erfolgt, die einen Bremskraftaufbau über den Fahrerwunsch hinaus
erlaubt, insbesondere einer Bremsanlage mit ABS- und ASR-Funktion.
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Vorteilhaft
ist, daß zumindest
in ausgewählten
Bremssituationen (z.B. in Gefahrensituationen) die Bremskraftverteilung
zwischen Vorder- und Hinterachsen im Sinne einer Optimierung der übertragenen
Bremskraft aufgehoben wird.
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Vorteilhaft
ist, daß die
Erhöhung
der Bremskraft an den Hinterachsbremsen dann erfolgt, wenn wenigstens
ein Vorderrad zum Blockieren neigt, d. h. an wenigstens einer Vorderradbremse
der Antiblockierschutzregler eingreift, wenn eine Panikbremssituation
erkannt oder wenn ein über
einen vorgegebenen Wert hinausgehender Bremswunsch des Fahrers vorliegt.
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Vorteilhaft
ist die Anwendung der erfindungsgemäßen Lösung bei hydraulischen, pneumatischen, elektrisch
gesteuerten hydraulischen und pneumatischen Bremsanlagen sowie bei
Bremsanlagen mit rein elektrischer Zuspannung.
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Weitere
Vorteile ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen bzw.
aus den abhängigen
Patentansprüchen.
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Zeichnung
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Die
Erfindung wird nachstehend anhand den in der Zeichnung dargestellten
Ausführungsbeispielen
näher erläutert. Dabei
zeigt 1 ein Schaltbild einer hydraulischen Bremsanlage
mit ABS- und ASR-Funktion. 2 zeigt
ein Übersichtsblockschaltbild
der elektronischen Steuereinheit zur Steuerung der Bremsanlage.
In 3 ist an einem Flußdiagramm die Realisierung
der erfindungsgemäßen Lösung als
Rechenprogramm dargestellt. 4 verdeutlicht
die Wirkungsweise der erfindungsgemäßen Lösung anhand von Zeitdiagrammen.
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Beschreibung
von Ausführungsbeispielen
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1 zeigt
ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel
einer hydraulischen Bremsanlage für ein heckgetriebenes Fahrzeug
mit einem ersten Bremskreis für
die Hinter-, und einen zweiten Bremskreis für die Vorderachse. Die Bremsanlage
weist einen pedalbetätigbaren,
zweikreisigen Hauptbremszylinder 100 mit Druckmittelsvorratsbehälter 102 auf.
Ein erster Bremskreis HZ1 ist mit den Radbremsen 104 und 106 der
nichtangetriebenen Fahrzeugräder,
im dargestellten Ausführungsbeispiel
den Vorderrädern, verbunden.
An einem zweiten Bremskreis (HZ2) sind die Radbremsen 108 und 110 der
angetriebenen Fahrzeugräder,
im dargestellten Ausführungsbeispiel die
Hinterräder
des Fahrzeugs, angeschlossen. Nachfolgend wird der im Zusammenhang
mit der erfindungsgemäßen Lösung stehende
zweite Bremskreis näher
erläutert.
Dieser weist eine vom Hauptbremszylinder 100 ausgehende
Bremsleitung 112 auf, welche in zwei zu den Radbremsen 108 und 110 führende Bremsleitungen 114 und 116 verzweigt.
In der Bremsleitung 112 ist ein Umschaltventil (USV) 118 mit
einer federbetätigten
Durchlaßstellung
und einer elektromagnetisch schaltbaren Sperrstellung angeordnet.
Radbremsseitig sind Drucksteuerventilanordnungen 120 und 122 für die Bremsdruckmodulation
in den Radbremsen 108 und 110 vorgesehen. Jede
Ventilanordnung besitzt ein in der entsprechenden Bremsleitung 114 und 116 angeordnetes,
den Zufluß von
Druckmittel zu der Radbremse 108 bzw. 110 steuerndes
Einlaßventil
(EVHL, EVHR, 124, 126) mit einer federbetätigten Durchlaßstellung
und einer elektromagnetisch schaltbaren Sperrstellung. Zwischen
Einlaßventil
und Radbremse geht von der jeweiligen Bremsleitung je eine Rückführleitung 128 und 130 aus.
In den Rückführleitungen 128 und 130 ist
je ein Auslaßventil 132 und 134 (AVHL,
AVHR) angeordnet. Die Auslaßventile
haben eine federbetätigte
Sperrstellung und eine elektromagnetisch schaltbare Durchlaßstellung.
Die Rückführleitungen 128 und 130 werden
in einer Rückführleitung 136 vereinigt,
an welche eine Speicherkammer 138 angeschlossen ist. Außerdem weist
der Bremskreis eine durch einen elektrischen Antriebsmotor angetriebene,
hochdruckerzeugende Pumpe 142 auf. Die selbstsaugend ausgebildete
Pumpe ist mit einer Ansaugleitung 144 mit der Bremsleitung 112 verbunden,
und zwar zwischen Hauptbremszylinder 100 und Umschaltventil 118.
In der Ansaugleitung 144 befindet sich ein hochdruckfestes
Schaltventil (HSV, 146) mit einer federbetätigten Sperrstellung
und einer elektromagnetischen schaltbaren Durchlaßstellung.
Die Rückführleitung 136 ist
auf der Saugseite der Pumpe 142 an die Ansaugleitung 144 angeschlossen.
Ausgangsseitig ist die Pumpe 142 durch eine Förderleitung 148 mit
der Bremsleitung 112 zwischen Umschaltventil 118 und
dem Drucksteuerventilanordnungen 120 und 122 verbunden.
In der Förderleitung 148 sind
eine Dämpferkammer 150 und eine
Drossel 152 angeordnet. Ferner ist ein Druckbegrenzungsventil 154 vorgesehen,
welches das Umschaltventil 118 überbrückt und bei Überschreiten
eines Ansprechdrucks bei gesperrtem Umschaltventil 118 die
Bremsleitung 112 in Richtung Hauptbremszylinder öffnet. In
einem Ausführungsbeispiel
ist ferner ein Drucksensor 156 vorgesehen, der den Druck
in der Hauptbremsleitung 112, den sog. Systemdruck, erfaßt.
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Entsprechend
ist der erste Bremskreis ausgebildet, der in der Darstellung nach 1 die
Bremsen der nichtangetriebenen Räder
steuert und somit die zur Antriebsschlupfregelung notwendige Ausrüstung (USV,
HSV) nicht aufweist.
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Bei
allrad-getriebenen Fahrzeugen oder in Verbindung mit einer Fahrdynamikregelung
zeigt der erste Bremskreis ein dem zweiten Bremskreis entsprechenden
Aufbau.
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Neben
der dargestellten Bremskreisaufteilung wird die erfindungsgemäße Lösung auch
bei jeder anderen Bremskreisaufteilung (z. B. bei einer sog. X-Bremskreisaufteilung,
bei der die jeweiligen, diagonal gegenüberliegenden Radbremsen in
einem Bremskreis zusammengefaßt
sind) angewendet.
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Die
Darstellung einer hydraulischen Bremsanlage erfolgt im Rahmen der
Beschreibung eines bevorzugten Anwendungsfalls. Die Vorteile der
erfindungsgemäßen Lösung werden
im Rahmen anderer vorteilhafter Ausführungsbeispiele auch bei pneumatischen,
elektrisch gesteuerten hydraulischen und pneumatischen Bremsanlagen
sowie Bremsanlagen mit rein elektrischer Zuspannung erreicht, die
eine Erhöhung
der Hinterradbremskräfte über den
Fahrerwunsch hinaus erlauben.
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Die
Steuerung der in 1 dargestellten Bremsanlage
wird durch das in 2 dargestellte elektronische
Steuergerät
durchgeführt,
welches über
Ausgangsleitungen (238, 240, 242, 244–246) mit
den betätigbaren
Ventilen (118, 120, 122, 146, usw.).sowie
der oder den Pumpen (142, usw.) verbunden ist. Ferner werden
dem elektronischem Steuergerät
wenigstens Eingangsleitungen, die von Meßeinrichtungen (216, 218, 220, 222)
zur Erfassung der Radgeschwindigkeiten der Fahrzeugräder ausgehen und
eine Eingangsleitung 224 von einem Bremspedalschalter 226 zugeführt. In
einem bevorzugten Ausführungsbeispiel
wird ferner wie in 2 strichliert dargestellt eine
Eingangsleitung 228 vom Drucksensor 156 sowie
eine Eingangsleitung 232 von einer Meßeinrichtung 234 zur
Erfassung der Fahrzeuggeschwindigkeit zugeführt.
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Die
Steuereinheit 200 umfaßt
im bevorzugten Ausführungsbeispiel
zwei Mikrocomputer (202, 204), die unabhängig voneinander
das gleiche Steuerprogramm durchlaufen, eine Eingabeeinheit 206, der
die Eingangsleitungen 208, 210, 212, 214 224 und
ggf. 228 und 232 zugeführt werden, und eine Ausgabeeinheit 236,
von der die Ausgangsleitungen 238, 240, 242 und 244 bis 246 ausgehen. Über die Ausgangsleitungen 244 bis 246 werden
die Ventile und Pumpen des ersten Bremskreises betätigt. Die Eingabeeinheit 206,
die beiden Mikrocomputer 202 und 204 sowie die
Ausgabeeinheit 236 sind über ein Kommunikationssystem 248 zum
gegenseitigen Informations- und Datenaustausch verbunden.
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Neben
der Durchführung
der erfindungsgemäßen Vorgehensweise
dient die in 2 dargestellte Steuereinheit
im bevorzugten Ausführungsbeispiel
zur Durchführung
einer Antriebsschlupf- und Antiblockierschutzregelung.
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In
bekannter Weise werden zu diesem Zweck die Radgeschwindigkeiten
der einzelnen Räder überwacht.
Tritt während
eines Bremsvorgangs an wenigstens einem Rad eine Blockierneigung
auf, so wird Bremsdruck an diesem Rad im Rahmen des Antiblockierschutzreglers
durch Ansteuern der entsprechenden Ventilanordnung, von Einlaß- und/oder Auslaßventil,
und der Pumpe Bremskraft (Druck) abgebaut, bis anhand der Radgeschwindigkeit
eine Verringerung der Blockierneigung erkannt wurde. Dann wird das
Auslaßventil
wieder geschlossen, das Einlaßventil
geöffnet
und so wieder Druck aufgebaut. Dieser Regelzyklus wiederholt sich
bis zur Beseitigung der Blockierneigung oder bis zur Beendigung des
Bremsvorgangs. Ein Durchdrehen eines Antriebsrades wird ebenfalls
anhand der entsprechenden Radgeschwindigkeit erkannt. Überschreitet
diese einen vorgegebenen Schwellwert, wird zur Verringerung der
Radgeschwindigkeit und Reduzierung der Durchdrehneigung das Umschaltventil 118 geschlossen
und die Pumpe 142 aktiviert. Durch steuern von Schaltventil 146,
Einlaßventil
und Auslaßventil
wird der Bremsdruck in der dem durchdrehenden Rad zugeordneten Radbremse
im Sinne einer Reduzierung des Schlupfes moduliert. Dabei wird in der
Radbremse ein gegenüber
dem Fahrerwunsch höherer
Bremsdruck aufgebaut.
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Diese
Möglichkeit,
die im Rahmen der Antriebsschlupfregelung zur Verfügung gestellt
wird, nämlich
die Erhöhung
der Bremskraft an einer Radbremse über den vom Fahrer vorgegebenen
Wert hinaus, wird im Rahmen der erfindungsgemäßen Vorgehensweise zur Herstellung
der maximal möglichen übertragbaren
Bremskraft ausgenutzt.
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Die
erfindungsgemäße Vorgehensweise
besteht darin, daß in
wenigstens einer vorgegebenen Bremssituation durch einen über den
Fahrerwunsch hinausgehenden Bremskraftaufbau in den Hinterachsbremsen,
die über
die Hinterachsräder übertragene
Bremskraft, erhöht
wird. Dies erfolgt in einem bevorzugtem Ausführungsbeispiel mittels Schalten des
Umschaltventils 118, der Pumpe 142 und des hochdruckfesten
Ventils 146. Die erfindungsgemäße Vorgehensweise wird dabei
in einem bevorzugtem Ausführungsbeispiel
dann eingesetzt, wenn an wenigstens einem Vorderrad ein Druckabbau,
d. h. der ABS-Fall,
erkannt wurde. Ferner wird in einem vorteilhaften Ausführungsbeispiel
die erfindungsgemäße Vorgehensweise
dann eingeleitet, wenn die Fahrzeugverzögerung oder der Fahrerwunsch
einen vorbestimmten Schwellwert überschreitet.
Ferner besteht die Möglichkeit,
die erfindungsgemäße Vorgehensweise
nur bei Bremsungen einzusetzen, in denen ein möglichst kurzer Bremsweg gewünscht wird. Diese
können
beispielsweise sog. Panikbremsungen sein, bei denen der Fahrer das
Bremspedal sehr schnell und nahezu vollständig betätigt. Die erfindungsgemäße Vorgehensweise
wird also dann eingeleitet, wenn erkennbar ist, daß der Fahrer
eine maximale Übertragung
der Bremskraft und somit einen optimalen Bremsweg wünscht.
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Die
obengenannten Kriterien werden sowohl einzeln als auch in beliebiger
Kombination angewendet.
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Ein
bevorzugtes Ausführungsbeispiel
der erfindungsgemäßen Vorgehensweise
ist anhand des Flußdiagramms
in 3 skizziert. welches Hinweise auf die Realisierung
als Rechenprogramm in einem der Mikrocomputer 204 bzw. 206 gibt.
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Der
in 3 dargestellte Programmteil wird zu vorgegebenen
Zeitpunkten während
eines Bremsvorgangs, d. h. bei betätigtem Bremspedalschalter eingeleitet.
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Beim
erstmaligen Start des Programmteils mit Schließen des Bremspedalschalters
wird ein Verzögerungsschwellwert
a0 auf den Wert null gesetzt. In darauffolgenden Abfrageschritt 300 wird
die gemessene Istverzögerung
des Fahrzeugs mit diesem Schwellwert a0 verglichen. Zur Bestimmung
der Fahrzeugverzögerung
wird die zeitliche Ableitung des Fahrzeuggeschwindigkeitssignals
bzw. die Differenz des Fahrzeuggeschwindigkeitssignals zu unterschiedlichen
Meßzeitpunkten
ermittelt. Das Fahrzeuggeschwindigkeitssignal selbst kann entweder durch
einen entsprechenden Sensor oder auf der Basis von Mittelwerten
ausgewählter
Radgeschwindigkeitssignalen gebildet werden. Unterschreitet die Verzögerung des
Fahrzeugs den Schwellwert a0 nicht, so wird gemäß Schritt 302 der
Schwellwert a0 auf einen ersten Wert a01 gesetzt. Dieser Wert ist
im bevorzugten Ausführungsbeispiel –0,3m/s2. Liegt also keine bzw. im nächsten Programmdurchlauf
aufgrund der Veränderung
des Schwellwertes keine große
Verzögerung
des Fahrzeugs vor, so wird gemäß Schritt 304 ein
Zähler
Z auf null sowie eine Marke AVZmemo zurückgesetzt. Daraufhin wird der
Programmteil beendet und zum vorgegebenen Zeitpunkt bei weiterhin
betätigtem
Bremspedalschalter mit Schritt 300 wiederholt.
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Im
Schritt 300 im nächsten
Programmdurchlauf wird die ermittelte Fahrzeugverzögerung mit
dem im Schritt 302 (bzw. wie nachfolgend beschrieben im Schritt 308)
auf einen vorbestimmten Wert gesetzten Schwellwert verglichen. Unterschreitet
die Fahrzeugverzögerung
diesen Schwellwert, so wird im Schritt 308 der Schwellwert
auf einen zweiten Wert a02 gesetzt, der vorzugsweise kleiner als
der im Schritt 302 gesetzte Wert a01 ist. In einem bevorzugtem
Ausführungsbeispiel
hat es sich als sinnvoll erwiesen, den Wert a02 auf –0,2m/s2 vorzugeben. Durch die Schritte 302 und 308 soll
ein Pendeln um den Verzögerungswert
a0 vermieden werden. Durch die Schritte 302 und 308 wird
demnach eine Art Hysterese vorgegeben. Ist die Verzögerung des
Fahrzeugs ausreichend groß,
so wird nach dem Schritt 308 im Schritt 310 überprüft, ob an
wenigstens einer Vorderradbremse ein Druckabbau stattfindet bzw.
stattgefunden hat. Diese Überprüfung erfolgt
im bevorzugten Ausführungsbeispiel
anhand einer Marke, die vom Antiblockierschutzregler gesetzt wird,
wenn zum Druckabbau das Auslaßventil
an einem der Vorderradbremsen angesteuert wird. Mit Schritt 310 wird überprüft, ob an
wenigstens einem Vorderrad der ABS-Fall aufgetreten ist. Ist dies
nicht der Fall, wird der Zähler
Z sowie die Marke AVZmemo im Schritt 304 auf null gesetzt.
Hat an der Vorderachse ein Druckabbau stattgefunden, so wird im
Schritt 312 überprüft, ob der
Bremspedalschalter noch geschlossen ist. Diese Überprüfung dient dazu, festzustellen, ob
der Fahrer noch bremst oder ob ein Lösen der Bremse eine Ansteuerung
des Auslaßventils
zur Unterstützung
des Druckabbaus an dem wenigstens einen Vorderrad ausgelöst hat.
Ist der Bremspedalschalter gemäß 312 nicht
geschlossen, wird mit Schritt 304, bei geschlossenem Bremslichtschalter mit
Schritt 314 fortgefahren. Im Schritt 314 wird
analog zum Schritt 310 anhand einer bei Ansteuerung eines
Auslaßventils
an einer Hinterachsbremse gesetzten Marke überprüft, ob an wenigstens einer
Hinterachsbremse kein Druckabbau stattgefunden hat, d.h. ob die
Hinterachsbremsen sich nicht in der ABS-Regelung befinden. Hat ein
Druckabbau stattgefunden, wird mit Schritt 316, andernfalls
mit Schritt 318 fortgefahren. Hat kein Druckabbau stattgefunden,
so wird im Schritt 318 der Zähler Z inkrementiert und im
darauffolgenden Schritt 320 mit einem Maximalwert Zmax verglichen. Überschreitet der Zählerstand
diesen maximalen Wert nicht, so wird der Programmteil beendet. Überschreitet
der Zählerstand gemäß Schritt 320 den
Maximalwert, so wird im Schritt 322 die Marke AVZmemo auf
den Wert eins gesetzt. Daraufhin wird im Schritt 324 der
in der Hauptbremsleitung 112 gemessene oder durch ein Druckmodell
erfaßte
Systemdruck Psys mit einem Maximalwert Pmax verglichen. Unterschreitet der Systemdruck
den Maximaldruck nicht, wird der Programmteil beendet, andernfalls,
wenn der Systemdruck den Maximaldruck unterschreitet, gemäß Schritt 326 unter
Aktivierung der Rückförderpumpe
bei geschlossenem Umschaltventil Druck an den Hinterachsbremsen
durch Ansteuern des hochdruckfesten Schaltventils 146 mit
Pulsen vorbestimmter Länge
aufgebaut. Nach Schritt 326 wird der Programmteil beendet.
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Hat
Schritt 314 ergeben, daß an wenigstens einem Hinterrad
Druck abgebaut wurde, so wird im Schritt 316 die Marke
AVZmemo überprüft, ob sie den
Wert eins aufweist. Ist dies nicht der Fall, so bedeutet dies, daß in der
aktuellen Bremsphase noch keine Situation erkannt wurde, die zu
einem Bremskraftaufbau an den Hinterrädern führt, und der Programmteil wird
beendet. Ist sie eins, wird im Schritt 328 anhand einer
gesetzten Marke überprüft, ob bereits
ein Aufbaupuls zum Druckaufbau an den Hinterachsbremsen ausgegeben
wurde. Dadurch wird festgestellt, ob der im Schritt 314 erkannte
Druckabbau möglicherweise
durch Auftreten einer Blockierneigung an einem Hinterrad entstanden
ist. Ist kein Aufbaupuls ausgegeben, wird der Programmteil beendet,
ansonsten folgt Schritt 324.
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Die
erwähnten
Marken werden erst mit Beendigung des Bremsvorgangs zurückgesetzt.
Dies bedeutet, daß bei
einmal aufgetretener Blockierneigung an einem Vorderrad die Bremskraft
an der Hinterachse erhöht
wird. In einem vorteilhaften Ausführungsbeispiel wird die Erhöhung zurückgesetzt
bzw. nicht durchgeführt,
wenn anhand des Fahrerwunsch ein Lösen oder eine Rücknahme
des Bremspedals um einen vorgegebenen Wert erkannt wurde.
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In
einem anderen Ausführungsbeispiel
wird die in Schritt 310 überprüfte Marke direkt aus der erfaßten Blockierneigung
abgeleitet.
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Zusammenfassend
ist festzustellen, daß durch
die erfindungsgemäße Lösung die
Bremskraft an den Hinterachsbremsen über den vom Fahrer vorgegebenen
Wunsch hinaus durch Komponenten erhöht wird, die unabhängig von
der Bremspedalbetätigung
Bremskraft aufbauen können.
Dies insbesondere dann, wenn eine Situation erkannt wurde, nach der
ein Fahrerwunsch auf optimale Ausnutzung der übertragbaren Bremskraft wahrscheinlich
ist. Eine solche Situation wird erkannt, wenn an wenigstens einem
Vorderrad durch den Antiblockierschutzregler ein Bremskraftabbau
stattgefunden hat, wenn nach dem erstmaligen Erkennen des Abbaus
eine vorgegebene Verzögerungszeit
abgelaufen ist, und im Falle einer hydraulischen oder pneumatischen
Bremsanlage wenn der Druck in der Hauptbremsleitung einen vorgegebenen
Maximaldruck nicht überschreitet.
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Dies
ist in 4 an ausgewählten Signalverläufen des
bevorzugten Ausführungsbeispiels
verdeutlicht. Dabei ist in 4a der
Zeitverlauf des Bremspedalschalterzustandes, in 4b der
Zeitverlauf des Drucks in einer ausgewählten Vorderradbremse, in 4c der
Druckverlauf in einer ausgewählten
Hinterradbremse dargestellt. Zum Zeitpunkt t0 bis
zum Zeitpunkt t3 betätigt der Fahrer das Bremspedal,
so daß der
Bremspedalschalter seinen Zustand von offen nach geschlossen bzw.
von geschlossen nach offen ändert.
Zum Zeitpunkt t0 wird gemäß der Fahrervorgabe
und der Bremsanlagenauslegung Druck in der Vorderradbremse und in
der Hinterradbremse aufgebaut. Zum Zeitpunkt t1 wird am
Vorderrad eine Blockierneigung erkannt, so daß ab dem Zeitpunkt t1 die Antiblockierschutzregelung mit einem
Druckabbau einsetzt. Entsprechend wird ab dem Zeitpunkt t1 nach Ablauf der Verzögerungszeit zum Zeitpunkt t2 wie vorstehend beschrieben Druck an der
Hinterachsbremse aufgebaut, bis zu einem späterem Zeitpunkt auch an dem
Hinterrad Blockierneigung erkannt wird und der Antiblockierschutzregler
eingreift. Zum Zeitpunkt t3 löst der Fahrer
das Bremspedal, so daß der
Bremsdruck in den Radbremsen gemäß der Fahrervorgabe
abgebaut wird. Dabei ist vorausgesetzt, daß die Fahrzeugverzögerung und
der Systemdruck die vorgesehenen Größen über- bzw. unterschritten haben.
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Neben
den dargestellten Kriterien Fahrzeugverzögerung, Systemdruck, etc. ist
in einem anderen vorteilhaften Ausführungsbeispiel vorgesehen,
bei Vorliegen einer sog. Panikbremsung, wenn der Fahrer das Bremspedal
sehr schnell und fast vollständig betätigt, die
erfindungsgemäße Aufsteuerung
des Bremsdrucks in den Hinterradbremsen durchgeführt wird.