DE1596917C3 - Schnell umschlagendes phototropes Glas auf der Basis eines Tonerde-Boratglases mit Zusätzen an Silberhalogeniden und Kupferoxid und Verfahren zu seiner Herstellung - Google Patents
Schnell umschlagendes phototropes Glas auf der Basis eines Tonerde-Boratglases mit Zusätzen an Silberhalogeniden und Kupferoxid und Verfahren zu seiner HerstellungInfo
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Description
b) Die erfindungsgemäßen phototropen Gläser sind entweder völlig farblos oder höchstens sehr leicht gelb-
Die Erfindung betrifft ein schnell umschlagendes stichig, d. h. praktisch farblos. Außerdem sind sie
phototropes, durchsichtiges Glas, d. h. ein Glas, das 35 durchsichtig.
beim Auffallen von ultravioletter oder sichtbarer c) Die phototropen Gläser der Erfindung sind che-Strahlung
von kurzer Wellenlänge momentan dunkel misch verhältnismäßig stabil. Bei der Entwicklung der
wird, jedoch nach Beendigung der UV-Bestrahlung vorliegenden Erfindung wurde zunächst auch ein
sofort in seinen früheren Zustand zurückkehrt, sowie phototropes Glas hergestellt, das einen B2O3-Li2O-ein
Verfahren zur Herstellung dieses Glases. 40 Glaskörper mit Mikrokristallen von AgBr enthielt, je-Phototrope
Gläser sind bereits bekannt. Sie zeichnen doch war dieses Glas, obwohl es eine rasche Umsich
dadurch aus, daß ihre optische Durchlässigkeit kehrung der Färbung und Erholung zeigte, nicht zuumgekehrt
proportional zur Intensität der auftreffen- fiiedenstellend hinsichtlich der Durchsichtigkeit und
den aktinischen Strahlung variiert. Solche Gläser chemischen Dauerhaftigkeit.
werden auf den verschiedensten Gebieten angewendet, 45 Die ausgezeichneten Eigenschaften der beanspruchbeispielsweise
für die Herstellung von optischen Linsen ten Gläser dürften auf eine synergistische Wirkung der
oder als Gläser für Gebäude und Kraftfahrzeuge. einzelnen Bestandteile der erfindungsgemäßen photo-Wenn
ein Glas dieser Art für die Herstellung von tropen Gläser zurückzuführen sein. Eine Beschrei-Augengläsern
verwendet wird, wird das Glas bei Ein- bung jedes Bestandteils und der Mengen, in denen er
wirkung von intensiver Strahlung rasch dunkel, schützt 50 enthalten sein muß, wird nachfolgend gegeben,
die Augen und entfärbt sich nach dem Aufhören der Die Schnelligkeit des Umschlags zwischen Färbung
intensiven Lichteinstrahlung sofort wieder, so daß bei und Entfärbung (Erholung) der erfindungsgemäßen
allen vorkommenden wechselnden Beleuchtungsver- phototropen Gläser wird durch die Verwendung der
hältnissen stets eine gute Sicht gewährleistet ist. Der- vorstehend beschriebenen Boratgläser als Grundglas
artige Gläser eignen sich besonders gut zur Herstellung 55 erreicht. Die Mengenverhältnisse der darin enthaltenen
von Fensterscheiben, deren Lichtdurchlässigkeit sich Bestandteile B2O3, Al2O3 und der Erdalkalioxide
entsprechend der Intensität des auftreffenden Sonnen- . müssen innerhalb der vorstehend angegebenen Belichtes
verändert. reiche gehalten werden. Falls hiervon Abweichungen Es ist bekannt, daß phototrope Gläser dadurch her- vorliegen, besteht eine Neigung zur Entglasung,
gestellt werden können, daß man eine geringe Menge 60 welche die Ausbildung eines durchsichtigen Glases unan
Silberhalogeniden in mikrokristalliner Form in die möglich macht. Der Bereich der bevorzugten Mengen
Glasmasse einbaut. Typische Beispiele dafür sind in beträgt 60 bis 80 Gewichtsprozent B2O3, 7 bis 20 Geder
US-Patentschrift 3 208 860 und in der britischen wichtsprozent Al2O3 und 12 bis 25 Gewichtsprozent
Patentschrift 950 906 beschrieben, in denen für den des Erdalkalioxids. Als Erdalkalioxid können CaO,
Glaskörper ein Silikatglas verwendet wird und die zur 65 SrO und BaO entweder einzeln oder als Gemisch von
Erzielung der Färbung und Entfärbung des Glases eine zwei oder mehreren dieser Verbindungen verwendet
bestimmte Zeit benötigen. werden. CaO ist der am meisten bevorzugte Bestand-Gegenstand
der Erfindung ist nun ein verbessertes, teil, und als nächstes wird bevorzugt SrO verwendet.
Die Mikrokristalle des Silberhalogenids und des Kupferoxids sind hauptsächlich für die phototropen
Eigenschaften verantwortlich. Eine Photoempfindlichkeit wird nicht festgestellt, falls das Silberhalogenid
allein verwendet wird, d.h.'die Photoempfindlichkeit tritt nur bei gleichzeitiger Anwesenheit einer geringen
Menge des Kupferoxids auf. Als Silberhalogenid werden AgCl und AgBr verwendet, die entweder einzeln
oder gemeinsam eingesetzt werden können. AgJ wird jedoch nicht verwendet, da es hinsichtlich seiner
Entfärbungseignung sehr unterlegen ist, obwohl es lichtempfindlich ist. Die vorhandene Menge des
Silberhalogenids muß mindestens 0,05 Gewichtsprozent, berechnet als Silber, betragen. Falls weniger als
diese Menge verwendet wird, ist die erzielbare Dunkelverdichtung zu gering, um von Wert zu sein. Die erzielbare
Dunkelverdichtung steigt nahezu proportional an, wenn die vorhandene Silberhalogenidmenge bis zu
etwa 1,7 Gewichtsprozent, berechnet als Silber, ansteigt; falls diese Menge jedoch 1,7 Gewichtsprozent
übersteigt, bleibt die Dunkelverdichtung praktisch konstant. Infolgedessen ist die Anwesenheit des Silbers
in einer etwa 1,7 Gewichtsprozent übersteigenden Menge nicht wirtschaftlich. Das Kupferoxid ist bereits
stark wirksam in einer geringen Menge von 0,005 Gewichtsprozent, berechnet als CuO. Es wird
kein spezieller Vorteil erzielt, wenn man mehr als 0,03 Gewichtsprozent verwendet, da darüberliegende
Werte keine Steigerung der Wirksamkeit zeigen.
Die erfindungsgemäßen phototropen Gläser können außer den vorstehend aufgeführten wesentlichen Bestandteilen
noch Zusätze an Li2O, Na2O, K2O, PbO
und ZnO enthalten. Der Gesamtbetrag dieser Bestandteile darf jedoch nicht mehr als 25 %>
bezogen auf das Gesamtgewicht der phototropen Gläser, betragen. Falls der Gehalt an diesen Bestandteilen 25 Gewichtsprozent
überschreitet, werden die Eigenschaften des phototropen Glases in erheblichem Ausmaß verschlechtert.
Gegenstand der Erfindung ist ferner ein Verfahren zur Herstellung des weiter oben gekennzeichneten
schnell umschlagenden, phototropen Glases, das dadurch gekennzeichnet ist, daß ein Glas gemäß der
weiter oben angegebenen Zusammensetzung mit den Zusätzen erschmolzen, geformt und abgekühlt, anschließend
das Glas bei einer Temperatur zwischen 550 und 750°C während einer zur Kristallisation des
Silberhalogenids ausreichenden Zeit wärmebehandelt und dann abgekühlt wird.
Bei dem vorstehend beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung der phototropen
Gläser unterscheiden sich die zur Herstellung des Ansatzes für den Glaskörper erforderlichen Ausgangsmaterialien
in keiner Weise von denjenigen, wie sie zur Herstellung üblicher Boratgläser verwendet werden.
Zum Beispiel können Borsäure, Aluminiumhydroxid und Erdalkalicarbonate verwendet werden, die in der
Schmelzstufe in die entsprechenden Oxide überführt werden. Andererseits ist es hinsichtlich des Silberbromids
oder -chlorids möglich, zusammen z. B. ein Silbersalz, wie Silbernitrat, und ein Alkalihalogenid,
wie Natrium- oder Kaliumbromid oder -chlorid, als Ausgangsstoffe zu verwenden und das Silberbromid
oder -chlorid durch Umsetzung des Silbersalzes und des Alkalihalogenide in der Schmelzstufe zu bilden. Es
ist empfehlenswert, da während des Schmelzverfahrens des Glases der Verlust an Alkalihalogenid auf Grund
von Verflüchtigung größer ist als derjenige des Silbersalzes, das Alkalihalogenid im Überschuß einzusetzen.
Die Schmelzbedingungen sind die üblicherweise angewandten, wobei das Schmelzen durch Erhitzen
der Ausgangsmaterialien während eines Zeitraums zwischen 1J2 und 1 Stunde bei einer Temperatur
von 1100 bis 135O0C in Luft oder einer oxydierenden Atmosphäre bewirkt wird. Temperaturwerte oder
Zeiträume oberhalb oder unterhalb dieser Grenzen sind ungünstig, da, falls sie unterhalb der unteren
ίο Grenzen liegen, eine Neigung zur Blasenbeibehaltung
in dem erhaltenen geschmolzenen Glas besteht, während in dem Fall, daß sie oberhalb der oberen Grenzen
liegen, die verflüchtigten Mengen an Boroxid und Halogenbestandteilen groß werden.
Das auf diese Weise erhaltene geschmolzene Glas wird in die gewünschte Form gebracht und abgekühlt.
Das dabei erhaltene Glas muß dann bei 550 bis 7500C
wärmebehandelt werden. Durch diese Wärmebehandlung wird ein Teil des in dem Glas enthaltenen Silberhalogenide
und Kupferoxids zu sehr kleinen Kristallen verformt, wodurch das Glas lichtempfindlich wird.
Bei Temperaturen unterhalb 5500C wird keine Lichtempfindlichkeit
hervorgerufen, während bei Temperaturen oberhalb 75O0C die Durchsichtigkeit des Glases
verschlechtert wird. Der zur Wärmebehandlung geeignete Zeitraum liegt zwischen 1J2 und 3 Stunden.
Nach dem Abkühlen des Glases nach der Wärmebehandlung werden die erfindungsgemäßen phototropen
Gläser mit verschiedenen ausgezeichneten Eigenschaften erhalten.
Die folgenden, nicht begrenzenden Beispiele erläutern das Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemäßen
phototropen Gläser und belegen ihre umkehrbare Lichtempfindlichkeit.
Beispiele 1 bis 6
Sechs Ansätze der in der weiter unten folgenden Tabelle I angegebenen Zusammensetzung wurden in
einen Schmelztiegel gegeben, dieser wurde in einen Ofen eingeführt, und in einer Luftatmosphäre wurde
jeder Ansatz bis zum Schmelzen erhitzt. Die einzelnen Ansatzbestandteile wurden so ausgewählt, daß das
daraus hergestellte Glas die in der weiter unten folgenden
Tabelle I angegebene Zusammensetzung aufwies.
Der Schmelztiegel wurde dann aus dem Ofen herausgenommen, und das geschmolzene Glas wurde zur
Herstellung einer Scheibe auf eine Platte aus rostfreiem Stahl gegossen, wobei sich die Scheibe beim
Abkühlen verfestigte. Anschließend wurde diese Scheibe über einen Zeitraum, wie er in der weiter unten
folgenden Tabelle I angegeben ist, bei der ebenfalls in
der folgenden Tabelle I angegebenen Behandlungstemperatur wärmebehandelt und dann abkühlen gelassen.
Das dabei jeweils erhaltene Glas war durch-
sichtig und bei Ausschluß von Licht praktisch farblos.
Jedes der bei diesen sechs Versuchen erhaltenen
Gläser wurde einem Versuch unterzogen, bei dem die in der weiter unten folgenden Tabelle II angegebenen
Ergebnisse erzielt wurden. In dieser Tabelle sind die in
bezug auf die Verfärbung und Entfärbung der jeweiligen Gläser innerhalb der angegebenen Zeiträume
nach Beginn des Versuchs und nach Beendigung des Versuchs gemessenen Werte angegeben, wobei während
des Versuchs die Gläser mit Licht aus einer Xenonlampe 30 Sekunden lang bestrahlt wurden.
Die in der folgenden Tabelle II angegebenen Werte wurden auf folgende Weise erhalten: Jedes Glasprobestück
wurde vor und nach der Bestrahlung auf seine
Durchlässigkeit hin untersucht. Die optische Dichte wurde sowohl vor als auch nach der Bestrahlung aus
der Durchlässigkeit errechnet. Wenn man die optische Dichte zum Zeitpunkt der maximalen Färbung auf den
Wert 100 festsetzt, so geben die nach den angegebenen Zeiträumen erhaltenen optischen Dichten die Prozentsätze
der optischen Dichte zum Zeitpunkt der maximalen Färbung an. Die in der folgenden Tabelle II zusammengefaßten
Ergebnisse zeigen, daß die erfindungsgemäßen phototropen Gläser in allen Fällen einen
sehr schnellen Umschlag zwischen Färbung und Entfärbung aufwiesen.
Glas Nr.
Zusammensetzung
(Gewichtsprozent)
(Gewichtsprozent)
B2O3
Al2O3
CaO
BaO
SrO
Na2O
K2O
Ag
Br
Cl
CuO
Behandlungstemperatur (0C) Behandlungszeit (Min.) ....
69 15 15
0,8 0,5 1,27
0,01 670 120
62 13
25
0,01 725 30 69
5
25
25
1,27
0,46
0,46
1,46
0,01
700
-
0,01
700
-
43,0
30,0
26,6
30,0
26,6
0,4
0,25
0,65
0,01
700
30
700
30
69,0
17,4
13,0
13,0
0,6
0,6
1,0
0,6
1,0
0,01
670
30
670
30
35,4 22,3 25,0 17,0
0,2 0,1 0,08 0,20 0,23 0,01 700 30
Glas Nr. |
0 | Verstrichene Zeit nach Beginn des Versuches (Sekunden) |
10 | 20 | 30 | Verstrichene Zeit nach Beendigung des Versuches (Sekunden) |
10 | 20 | 30 |
0 | 5 | 91 | 100 | 100 | 5 | 58 | 45 | 39 | |
1 | 0 | 58 | 88 | 100 | 100 | 75 | 31 | 19 | 12 |
2 | 0 | 54 | 79 | 94 | 100 | 54 | 64 | 50 | 42 |
3 | 0 | 49 | 75 | 88 | 100 | 77 | 69 | 55 | 45 |
4 | 0 | 60 | 84 | 94 | 100 | 77 | 59 | 48 | 38 |
5 | 0 | 46 | 73 | 87 | 100 | 66 | 76 | 65 | 55 |
6 | 58 | 83 | |||||||
Claims (2)
1. Schnell umschlagendes phototropes Glas, einem der Silberhalogenide Silberchlorid und Silberbestehend
aus einem Tonerde-Borat-Grundglas 5 bromid und aus Kupferoxid bestehen, das durch die
und darin enthaltenen Mikrokristallen, die aus folgende, aus der Analyse ermittelte Zusammensetzung
mindestens einem der Silberhalogenide, Silber- gekennzeichnet ist:
Chlorid und Silberbromid und aus Kupferoxid be- 3Q bis g6 Gewichtsprozent Bo
stehen, geken η ζ e ι c h η e t du r c h die fol- 2 bis 35 Gewichts£rozent A1 £
gende, aus der Analyse ermittelte Zusammen- io 12 bis 45 Gewichtsprozent mindestens eines der Erd-
setzung· >
alkalimetalloxide CaO,
30 bis 86 Gewichtsprozent B2O3, SrO und BrO, :
2 bis 35 Gewichtsprozent Al2O3, . .. ,. , _, ,, ., „,*,.„
12 bis 45. Gewichtsprozent mindestens eines der sowie zusätzlich zum Grundglas mmdestens 0,05 Ge-
Erdalkalioxide CaO, SrO und BaO 15 Wichtsprozent Silber in Form der Silberhalogenide ■
und mindestens 0,005 Gewichtsprozent Kupferoxid,
sowie zusätzlich zum Grundglas mindestens 0,05 Ge- berechnet als CuO.
wichtsprozent Silber in Form der Silberhalogenide Die erfindungsgemäßen phototropen Gläser der
und mindestens 0,005 Gewichtsprozent Kupfer- vorstehend angegebenen Zusammensetzung weisen
oxid, berechnet als CuO. 20 viele vorteilhafte Eigenschaften auf, von denen die
2. Verfahren zur Herstellung eines phototropen wichtigsten nachfolgend angegeben sind:
Glases nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, a) Der Umschlag zwischen Färbung und Entfärbung
daß ein Glas der Zusammensetzung nach An- erfolgt bei den erfindungsgemäßen phototropen Glä-
spruch 1 mit den Zusätzen erschmolzen, geformt sern bei aktinischer Bestrahlung sofort, d. h., die er-
und abgekühlt, anschließend bei einer Temperatur 25 findungsgemäßen phototropen Gläser, die ein Borat-:
zwischen 550 und 750° C während einer zur Kristal- glas als Grundglas enthalten, brauchen nur etwa 20
lisation des Silberhalogenids ausreichenden Zeit bis 60 Sekunden zur Erreichung der Sättigung der
wärmebehandelt und dann abgekühlt wird. Färbung des Glases und etwa 5 bis 30 Sekunden zur
Rückgewinnung ihrer optischen Dichte auf den halben 30 Sättigungswert, wobei beide Zeiten als sehr kurz be-
zeichnet werden können.
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