DE102012013435A1

DE102012013435A1 - Verfahren zur Vorregistrierung einerBearbeitungsstation

Info

Publication number: DE102012013435A1
Application number: DE102012013435A
Authority: DE
Inventors: Stephan Schultze; Holger Schnabel; Mario Göb; Jochen Müller
Original assignee: Robert Bosch GmbH
Current assignee: Robert Bosch GmbH
Priority date: 2012-04-04
Filing date: 2012-07-05
Publication date: 2013-10-10
Also published as: US20130264410A1; CN103358686B; CN103358686A

Abstract

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Bearbeitungsmaschine (100), bei der ein erster Bahnabschnitt einer Warenbahn (101) von einer ersten (111) und einer zweiten (114) Klemmstelle begrenzt wird und in dem Bahnabschnitt eine Bahnzugkraft vorherrscht, wobei eine dritte Klemmstelle (110) innerhalb dieses Bahnabschnitts geschlossen wird, so dass ein zweiter Bahnabschnitt zwischen der ersten Klemmstelle (111) und der dritten Klemmstelle (110) gebildet wird, wobei die geschlossene dritte Klemmstelle (110) und/oder die geschlossene erste Klemmstelle (111) anschließend um einen Winkel (φ) verstellt wird, so dass die Bahnzugkraft in dem zweiten Bahnabschnitt verändert, vorzugsweise erhöht, wird.

Description

Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Bearbeitungsmaschine.
Obwohl die Erfindung nachfolgend im Wesentlichen unter Bezugnahme auf Druckmaschinen beschrieben wird, ist sie nicht auf eine derartige Anwendung beschränkt, sondern vielmehr bei allen Arten von Bearbeitungsmaschinen verwendbar, bei denen eine Zugkraft einer Warenbahn bzw. Materialbahn vorgegeben werden soll. Die Warenbahn kann aus Papier, Stoff, Pappe, Kunststoff, Metall, Gummi, in Folienform usw. ausgebildet sein.
Hintergrund der Erfindung
Bahnbearbeitungsmaschinen, wie z. B. Druckmaschinen, insbesondere bei Tiefdruck-, Siebdruckmaschinen und Inline-Flexodruckmaschinen, weisen z. B. als Bearbeitungseinrichtungen Druckwerke und eine oder mehrere andere Bearbeitungseinrichtungen, wie Trockner, eine Präge oder Stanze, auf. Wird die Warenbahn bei der Bearbeitung eingeklemmt, wie bspw. bei den meisten Druckwerken oder Prägen, sollen diese allgemein als klemmende Bearbeitungseinrichtungen oder Klemmstellen bezeichnet werden. Die Materialbahn wird durch Klemmstellen in verschiedene Bahnabschnitte mit möglicherweise auch unterschiedlichen Bahnzugkraftwerten unterteilt, weil eine Klemmstelle im ”geschlossenen” Zustand die Warenbahn einklemmt und eine reibschlüssige Einheit bildet. Die Bahnzugkraft stellt sich nach einer gewissen Zeit stationär in den Abschnitten (bei angenommener konstanter Drehgeschwindigkeit der Zylinder und damit Fördergeschwindigkeit der Bahn) ein.
Bei Bahnbearbeitungsmaschinen ist es verbreitet, die Bahnzugkraft und das Bearbeitungsregister zu steuern oder zu regeln, um ein optimales Bearbeitungsergebnis zu erzielen. Dies erfolgt bei Bearbeitungseinrichtungen mit rotierenden Zylindern, wie z. B. Druckwerken oder Prägen, wie dem zuständigen Fachmann bekannt ist, z. B. mittels sog. Winkelverstellungen oder Veränderungen der Rotationsgeschwindigkeit. Bei einer Winkelverstellung wird ein rotierender Zylinder der Klemmstelle zusätzlich zu seiner üblichen Rotationsbewegung um einen bestimmten Winkel verdreht. Ist die Warenbahn von diesem Zylinder eingeklemmt, wird die Warenbahn dadurch auf einer Seite der Klemmstelle gedehnt und auf der anderen Seite der Klemmstelle gestaucht. Dadurch geht üblicherweise auch eine Veränderung der Bahnspannung in den angrenzenden Abschnitten einher.
Den Strukturplan einer Maschine 100 mit Druckwerken 111, 112, 113 und einer zusätzlichen als Präge 110 ausgebildeten Bearbeitungseinrichtung (dies kann z. B. eine Präge, eine Stanze, oder dergleichen sein) zeigt schematisch 1 anhand einer Tiefdruckmaschine: Jedes Druckwerk besteht aus einem Druckzylinder 111a, 112a, 113a und einem Presseur, die gegeneinander angestellt werden und die Warenbahn 101 einklemmen. Die Druckzylinder werden dabei in sog. wellenlosen (d. h. ohne gemeinsame Antriebswelle = ”Königswelle”) Maschinen mit jeweils einem eigenen Motor (nicht dargestellt) angetrieben. Ebenso besteht die Präge 110 aus einem angetriebenen Prägezylinder 110a und einem Presseur. Die Druckmaschine 100 wird von einer Recheneinheit 200 gesteuert, de dazu programmtechnisch eingerichtet ist und mit Aktoren (z. B. die Motoren) und Sensoren, (z. B. Registermarkensensoren, Drehwinkelsensoren) kommuniziert.
Hinter jedem Druckwerk sind jeweils ein Trockner 102 und eine Kühlwalze 103 vorhanden. Vor den Druckwerken ist ein angetriebenes Einzugswerk 115 und am Ende der Bearbeitung ein angetriebenes Auszugswerk 114 vorhanden. Einzugswerk und Auszugswerk sind ebenfalls Klemmstellen, die die Warenbahn einklemmen.
Zwischen dem letzten Druckwerk 111 und dem Auszugswerk 114 ist hier die Präge 110 als weitere Bearbeitungsstation 110 vorhanden. Oftmals ist die letzte Kühlwalze (im Bild hinter dem letzten Druckwerk) hinter die weitere Bearbeitungsstation verschoben, so dass diese letzte Bearbeitung noch an der aufgeheizten Warenbahn durchgeführt wird. Von besonderer Bedeutung ist, dass auch die weitere Bearbeitungsstation die Bahn, genauso wie die Druckwerke, einklemmt und auch registerhaltig bearbeiten muss. Beispielsweise soll ein Prägebild exakt an einem Druckbild ausgerichtet sein.
Zudem wird der Durchmesser der Bearbeitungsstationen meist derart gestaffelt, dass die Durchmesser in Bahnlaufrichtung immer geringfügig größer gewählt werden, um eine sich durch die Bearbeitung (z. B. Feuchtigkeitseintrag, Erwärmung) oder den Transport (Spannung) einstellende Verlängerung bzw. Ausdehnung der Warenbahn und damit der bereits erfolgten Bearbeitungsschritte (z. B. einzelne Farbauszüge) auszugleichen. Dies erleichtert auch den Erhalt einer erwünschten Bahnzugkraft. Der Durchmesser des Prägezylinders 110a ist meist merklich größer gewählt als derjenige der Druckzylinder 111a–113a, da sich die Bahn auf dem langen Weg zur Präge durch den Farbeintrag und die Trocknung und Erwärmung meist merklich ausdehnt.
Anstatt einer Tiefdruckmaschine mit nachgeschalteter zusätzlicher Bearbeitungsstation kann die Erfindung auch für andere Druckverfahren, wie z. B. (Schmalbahn-)Flexodruck, Siebdruck bzw. jeglicher anderer Art von Bearbeitungsvorgängen angewandt werden. Auch dort sind meist nachgeschaltete Bearbeitungsstationen hinter den Druckwerken.
Es ist wünschenswert, beim Hochfahren einer solchen Bearbeitungsmaschine schnell eine Registerhaltigkeit zwischen allen Bearbeitungseinrichtungen zu erhalten, um möglichst wenig Ausschuss zu erzeugen. Dies bereitet insbesondere für eine Bearbeitungsstation Schwierigkeiten, die eine merklich verlängerte Bahn ”nach”bearbeiten muss, z. B. ein Prägebild registerhaltig zu einem Druckbild aufbringen muss. Durch die beschriebenen merklich unterschiedlichen Zylinderdurchmesser kommt es nach dem Schließen der (vorregisterten, d. h. winkelrichtigen) Präge zu einem allmählichen Anstieg der Bahnzugkraft in dem Abschnitt vor der Präge, da i. a. im eingeschwungenen Zustand die Bahnspannung hinter der geschlossenen Präge deutlich geringer ist, als vor der geschlossenen Präge und da beim Schließen der Präge die Bahnspannung zwischen dem letzten Druckwerk und dem Auszugswerk den geringeren Bahnspannungsistwert der Sollbahnspannung hinter der Präge besitzt. Hierdurch kommt es zu Registerfehlern während des Einschwingvorgangs der Bahnspannung, so dass solange Makulatur erzeugt wird, bis die Bahnzugkraft ihren endgültigen Wert erreicht hat.
In der DE 10 2007 053 527 A1 wird eine Voreinstellung der Bahnzugkraft im Stillstand beschrieben. Auf diesen Anwendungsfall übertragen würde die offene Präge 110 auf einen registerhaltigen Winkelwert eingestellt (sog. Vorregisterung) und mittels des Auszugswerks 114 eine Bahnzugkraft im Bereich zwischen letztem Druckwerk 111 und Auszugswerk 114 eingestellt und anschließend die Präge 110 geschlossen. Diese Lösung ist auf den hier vorliegenden Fall nicht optimal anwendbar, da die sich ergebende Bahnzugkraft in dem Abschnitt vor der Präge stark von dem Trocknungsverhalten abhängt und daher nicht genau vorausgesagt werden kann. Selbst bei einer Voreinstellung der Bahnzugkraft im Stillstand ist daher ein Einschwingvorgang nach dem Anfahren kaum zu vermeiden. Weiterhin sind viele Auszugswerke nicht in der Lage, die von der Präge verursachte hohe Bahnzugkraft zu liefern.
In der DE 10 2006 004 307 A1 und der EP 1 981 791 B1 wird eine Voreinstellung der Bahnzugkraft für Druckwerke beschrieben. Hierbei tritt jedoch eine merkliche Bahnverlängerung üblicherweise nicht auf. Für die Voreinstellung wird mittels zusätzlich benötigter Messglieder zwischen den Druckwerken eine Bahnzugkraft durch Winkelverstellung eingestellt. Diese Lösung ist auf den hier vorliegenden Fall auch deshalb nicht gut anwendbar, da, wie erläutert, die sich ergebende Bahnzugkraft in dem Abschnitt vor der Präge nicht vorausgesagt werden kann. Zudem wird beim Lupfen des Presseurs der Präge nach einer Ermittlung der sich ergebenden stationären Bahnzugkraft die Bahnzugkraft vor der Präge wieder einbrechen, weil hinter der Präge eine geringere Bahnzugkraft gefahren wird.
Ein anderer Weg wäre, die Bahnzugkraft über entsprechende Ansteuerung der Bearbeitungseinrichtungen zu regeln und das Bearbeitungsregister über den Bahnzugkraftsollwert zu regeln. Dazu wird die Präge nach einer Vorregisterung geschlossen und anschließend mittels eines Bahnzugkraftreglers die Bahnzugkraft geregelt. Der Registerregler gibt einen benötigten Bahnzugkraft-Sollwert vor, d. h. der Bahnzugkraftregler stellt eine Bahnzugkraft ein und ein überlagerter Registerregler steuert den Bahnzugkraftregler. Der Startwert des Bahnzugkraftsollwertes wird beispielsweise anhand von vorhergehenden Produktionen ermittelt und ist in einer Datenbank abrufbar. Hierdurch ergibt sich eine Kaskadenregelung, deren Dynamik durch die beiden Regler relativ gering ist. Zudem sind zwei kaskadierte Regler einzustellen, was aufwändig ist. Des Weiteren wird hier mittels eines Bahnzugkraftreglers z. B. ein Getriebefeinabgleich der Präge eingestellt. Stationär muss der Registerregler jedoch dafür sorgen, dass dieser Getriebefeinabgleich gleich 0 wird, da ansonsten aufgrund des elektronischen Getriebes (1:1) zwischen den Druckwerken und der registerhaltigen Präge sich bei einem Getriebefeinabgleich ungleich 0 ein Registerfehler aufbauen würde. D. h. der Registerregler muss mit seiner (reagierenden) Dynamik dafür sorgen, dass er einen derartigen Bahnzugkraftsollwert vorgibt, dass sich ein Getriebefeinabgleich von 0 ergibt. Dies kann er nur aufgrund auftretender bzw. nicht auftretender Registerfehler erreichen, was wiederum die Einschwingdauer nicht optimal beeinflusst.
Es ist wünschenswert, einen Einrichtvorgang einer Bearbeitungsmaschine, bei der durch Schließen einer Klemmstelle eine allmähliche Bahnspannungsänderung verursacht wird, zu beschleunigen.
Offenbarung der Erfindung
Erfindungsgemäß wird ein Verfahren zum Betreiben einer Bearbeitungsmaschine mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 vorgeschlagen. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche sowie der nachfolgenden Beschreibung.
Eine erfindungsgemäße Recheneinheit, z. B. ein Steuergerät einer Druckmaschine, ist, insbesondere programmtechnisch, dazu eingerichtet, ein erfindungsgemäßes Verfahren durchzuführen.
Auch die Implementierung der Erfindung in Form von Software ist vorteilhaft, da dies besonders geringe Kosten ermöglicht, insbesondere wenn eine ausführende Recheneinheit noch für weitere Aufgaben genutzt wird und daher ohnehin vorhanden ist. Geeignete Datenträger zur Bereitstellung des Computerprogramms sind insbesondere Disketten, Festplatten, Flash-Speicher, EEPROMs, CD-ROMs, DVDs u. a. m. Auch ein Download eines Programms über Computernetze (Internet, Intranet usw.) ist möglich.
Vorteile der Erfindung
Die Erfindung schafft eine Möglichkeit, das Anfahren bzw. Einrichten einer Bearbeitungsmaschine (insbesondere bis zum einem Zustand mit stationärer Bahnzugkraft und fehlerfreiem Register), bei der durch das Schließen einer Klemmstelle eine allmähliche Bahnspannungsänderung verursacht wird, zu beschleunigen und dadurch Ausschuss zu reduzieren. Durch die Erfindung werden Einricht- bzw. Einschwingvorgänge des Bahnzugkraft- bzw. Registerreglers verkürzt, so dass Zeit und Makulatur gespart werden (Kosten von Material und Druckfarbe).
Im Rahmen der Erfindung wird ein Verfahren zum Betreiben einer Bearbeitungsmaschine, bei der ein Bahnabschnitt von einer ersten und einer zweiten Klemmstelle begrenzt wird und in dem Bahnabschnitt eine Bahnspannung vorherrscht, vorgeschlagen, bei dem eine dritte Klemmstelle innerhalb dieses Bahnabschnitts (d. h. zwischen der ersten und der zweiten Klemmstelle) geschlossen wird, wobei anschließend die Bahnspannung in einem der von der dritten Klemmstelle begrenzten Bahnabschnitte schnell und gezielt durch entsprechende Beaufschlagung eines Einstellmittels auf einen bestimmten Wert erhöht wird. Damit wird der allmähliche Vorgang abgekürzt und eine Registerregelung kann im Wesentlichen sofort nach der Erhöhung im Wesentlichen normal arbeiten. Makulatur wird dadurch reduziert. Das Verfahren beinhaltet ein geregeltes, gesteuertes oder kombiniertes Einstellen einer Bahnzugkraft, die möglichst der endgültigen Bahnzugkraft entspricht, und ein gleichzeitiges/nachfolgendes Einschalten der Registerregelung. Zusätzlich oder alternativ kann die Bahndehnung entsprechend eingestellt werden.
Es bietet sich an, auch die Einstellmittel nachgeordneter Bahnabschnitte so zu beaufschlagen, dass die Veränderung der Bahnzugkraft ausgeglichen wird. Werden beispielsweise der dritten Klemmstelle nachgeordnete Klemmstellen mitverstellt (”kaskadiert”), ändert sich die Bahnzugkraft in Bahnabschnitten hinter der dritten Klemmstelle kaum. An die dritte Klemmstelle (z. B. Präge) und nachfolgende Achsen (wie z. B. Auszugswerk, Wickler) können auch Stellbefehle der Druckwerke vorgesteuert werden, wie z. B. in DE 10 2005 019 566 A1 , DE 10 2007 017 095 A1 oder DE 10 2009 005 820 A1 beschrieben.
Als Einstellmittel kann die dritte Klemmstelle selbst verwendet werden, bspw. indem eine Winkelposition und/oder eine Rotationsgeschwindigkeit eines rotierenden Zylinders der Klemmstelle verstellt wird.
Wird als Einstellmittel die dritte Klemmstelle selbst verwendet und eine Winkelposition eines rotierenden Zylinders der Klemmstelle verstellt, berechnet sich der Verstellwinkel vorzugsweise aus den Durchmessern der dritten Klemmstelle und der anderen den betreffenden Bahnabschnitt begrenzenden Klemmstelle. Im Sinne der Erfindung wird somit ein rotierender Zylinder, welcher die Warenbahn einklemmt, der dritten Klemmstelle, bspw. ein Druckzylinder, Prägezylinder, Übertragungszylinder usw., nach dem Schließen um einen bestimmten Winkel verstellt. Hierdurch soll erreicht werden, dass sich die sich ansonsten erst allmählich stationär ergebende Bahnzugkraft im Wesentlichen sofort aufbaut. Der zu verstellende Winkel wird ermittelt aus den Durchmessern der den Bahnabschnitt begrenzenden Zylindern (z. B. eines Prägezylinders und einem der Präge vorausgehenden Druckzylinders) und aus der Bahnlänge zwischen den Zylindern, die den Bahnabschnitt begrenzen. Vorzugsweise können Trocknerlängen, geschätzte oder ermittelte E-Module, eine Trocknertemperatur und/oder ein Feuchtigkeitsgehalt des Materials berücksichtigt werden.
Bei Annahme eines homogenen Materials in dem Bahnabschnitt (z. B. zwischen letztem Druckwerk und Präge) ergibt sich stationär eine örtlich unabhängige Dehnung ε_DW-PR(x, t) = ε_DW-PR in diesem Bereich.
Bei Kenntnis der Durchmesser von Präge D_PR und Druckwerk D_DW sowie der Länge der Bahn zwischen dem Druckwerk und der Präge L_DW-PR beträgt die zusätzliche Dehnung dieses Bahnabschnitts im direkten Vergleich zu der Dehnung am Druckwerk ε_DW
Der zu verstellende Winkel beträgt dann
Ist das Material nicht homogen, was beispielsweise bei Verwendung eines Trockners der Fall sein kann, ergibt sich ein nicht konstantes E-Modul E(x, t) in diesem Bereich. Bei Kenntnis des E-Modul-Verlaufs bzw. durch dessen Schätzung kann die Bahnlänge L_DW-PR um einen Betrag bzw. Faktor korrigiert werden. Ist beispielsweise im Trockner das Material deutlich ”weicher” (kleinerer E) als direkt vor der Präge, an der das Register mittels Registersensor ermittelt wird, so wird eine deutlich größere Bahnlänge anzunehmen sein.
Es bietet sich an, die dritte Klemmstelle vor dem Schließen an der Warenbahn auszurichten, d. h. eine Vorregisterung durchzuführen, so dass sich die Klemmstelle nach dem Schließen im Register befindet und die Bearbeitung positionsrichtig auf der Warenbahn erfolgt.
Die Beaufschlagung eines Einstellmittels, um dadurch die Bahnzugkraft in dem einen der von der dritten Klemmstelle begrenzten Bahnabschnitte schnell und gezielt auf einen bestimmten Wert zu erhöhen, kann auch im Rahmen einer Bahnzugkraftregelung erfolgen. Dabei wird mittels der Bahnzugkraftregelung (in einer Recheneinheit) die Bahnzugkraft in dem betreffenden Bahnabschnitt, beispielsweise über einen Getriebefeinabgleich (d. h. Änderung der Rotationsgeschwindigkeit), über einen additiven Geschwindigkeitswert oder über eine Winkelverstellung eingestellt. Die Soll-Bahnzugkraft kann beispielsweise in vorausgehenden Produktionen gemessen und anschließend gespeichert werden. Bei Erreichen der gewünschten Ist-Bahnzugkraft wird die Bahnzugkraftregelung abgeschaltet und ein vorhandener Getriebefeinabgleich bzw. eine additive Geschwindigkeit weggenommen. Wurde eine Winkelverstellung durchgeführt, bleibt diese erhalten. Die Registerregelung kann zu einem beliebigen Zeitpunkt nach dem Schließen der Klemmstelle aktiviert werden, vorteilhaft ist beispielsweise der Zeitpunkt, an dem Reglerausgangsgrößen der Zugkraftregelung (z. B. Getriebefeinabgleich) weggenommen werden.
Gemäß einer weiteren Ausführungsform wird zunächst nach dem Schließen der dritten Klemmstelle eine Winkelverstellung durchgeführt, um eine sehr schnelle Voreinstellung der Bahnzugkraft zu erhalten, und anschließend mittels der Bahnzugkraftregelung die Soll-Bahnzugkraft (z. B. auf einen zuvor gemessenen Wert) eingestellt.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist wenigstens ein Reglerparameter für eine Regelung eines Registers an der der dritten Klemmstelle nachgeordneten zweiten Klemmstelle und/oder für eine Regelung einer Bahnzugkraft in dem Bahnabschnitt zwischen der dritten und der zweiten Klemmstelle, bspw. eines Auszugswerks, unterschiedliche Werte dafür auf, ob die dritte Klemmstelle geschlossen ist oder nicht. Durch das Öffnen und Schließen der dritten Klemmstelle ändert sich die wirksame Bahnlänge des Bahnabschnitts zwischen der ersten und der zweiten Klemmstelle (d. h. erste bis zweite bzw. erste bis dritte und dritte bis zweite). Reglerparameter, wie z. B. eine Proportionalverstärkung K oder eine Nachstellzeit T_N, können in Abhängigkeit von der Länge des Bahnabschnitts vorgegeben werden. Somit werden die Reglerparameter vorzugsweise an die kürzeste und/oder längste Bahnlänge angepasst, da hier die kleinsten bzw. größten Werte einzustellen sind. Bei geöffneter dritter Klemmstelle kann beispielsweise die Bahnzugkraftregelung, welche auf die zweite Klemmstelle wirkt, mit Reglerparametern versehen werden, die an die gesamte Bahnlänge zwischen erster und zweiter Klemmstelle adaptiert werden.
Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachfolgend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
Unter Bezugnahme auf 1 wird nun eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung erläutert. Gemäß der hier beschriebenen Ausführungsform der Erfindung soll die Bahnzugkraft in dem Bahnabschnitt zwischen dem Druckwerk 111 als erste Klemmstelle und der Präge 110 als dritte Klemmstelle nach dem Schließen der Präge möglichst schnell auf den stationären Wert gebracht werden, ohne zunächst einen allmählichen Einschwingvorgang abwarten zu müssen. Während des Einschwingens kann nämlich das Bearbeitungsregister (Längsregister, Umfangsregister) nicht sinnvoll geregelt werden, so dass Makulatur entsteht. Im geöffneten Zustand der Präge wird der Bahnabschnitt von dem Auszugswerk 114 als zweiter Klemmstelle begrenzt.
Beim Einrichten der Maschine 100 werden zunächst die Druckwerke 111–113 in einen registerhaltigen Zustand gebracht, so dass ein gutes Druckbild erzeugt wird. Anschließend wird die Präge 110 vorregistert. Dazu wird der Prägezylinder 110a so ausgerichtet, dass nach dem Anstellen bzw. beim Schließen das Prägebild exakt auf dem Druckbild auf der Warenbahn liegt. Wie beschrieben, ist wegen der Verlängerung der Warenbahn der Durchmesser D_PR des Prägezylinders 110a merklich größer als der Durchmesser D_DW des Druckzylinders 111a, beide rotieren jedoch gleich schnell, so dass nach dem Schließen der Präge 110 ein merklicher Anstieg der Bahnzugkraft in dem Bahnabschnitt zwischen Druckwerk 111 und Präge 110 erwartet wird. Um diesen allmählichen Anstieg abzukürzen, wird der Prägezylinder 110a im Wesentlichen unmittelbar nach dem Schließen der Präge 110 um einen bestimmten Winkel φ zusätzlich zu einer üblichen Rotation gedreht, um eine Erhöhung der Bahnzugkraft zu verursachen. Der Winkel φ wird aus den genannten Durchmessern sowie der Länge L_DW-PR zwischen dem Druckwerk 111 und der Präge 110 berechnet gemäß:
Aufgrund der klemmenden Präge wird durch die Winkelverstellung die Bahn um den Winkel φ mitverschoben, so dass sich durch diese Winkelverschiebung keine Veränderung am zuvor exakt eingestellten Register ergibt und der Registerregler (der nach der Vorregistrierung oder vorzugsweise mit dem Schließen der Präge gestartet wird) nach dem Schließen der Präge sicherstellt, dass das Prägebild sofort registerhaltig gedruckt wird und somit keine Makulatur entsteht.
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur

DE 102007053527 A1 [0011]
DE 102006004307 A1 [0012]
EP 1981791 B1 [0012]
DE 102005019566 A1 [0020]
DE 102007017095 A1 [0020]
DE 102009005820 A1 [0020]

Claims

Verfahren zum Betreiben einer Bearbeitungsmaschine (100), bei der ein erster Bahnabschnitt einer Warenbahn (101) von einer ersten (111) und einer zweiten (114) Klemmstelle begrenzt wird und in dem Bahnabschnitt eine Bahnzugkraft vorherrscht, wobei eine dritte Klemmstelle (110) innerhalb dieses Bahnabschnitts geschlossen wird, so dass ein zweiter Bahnabschnitt zwischen der ersten Klemmstelle (111) und der dritten Klemmstelle (110) gebildet wird, wobei die geschlossene dritte Klemmstelle (110) und/oder die geschlossene erste Klemmstelle (111) anschließend um einen Winkel (φ) verstellt wird, so dass die Bahnzugkraft in dem zweiten Bahnabschnitt verändert, vorzugsweise erhöht, wird.
Verfahren nach Anspruch 1, wobei der Winkel (φ) aus geometrischen Größen der Klemmstellen (110, 111) und des zweiten Bahnabschnitts berechnet wird.
Verfahren nach Anspruch 2, wobei der Winkel (φ) aus Durchmessern von rotierenden Zylindern (111a, 110a) der Klemmstellen berechnet wird.
Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, wobei der Winkel (φ) aus einer Warenbahnlänge des zweiten Bahnabschnitts berechnet wird.
Verfahren nach Anspruch 2, 3 oder 4, wobei der Winkel (φ) aus einem E-Modul der Warenbahn (101) in dem zweiten Bahnabschnitt berechnet wird.
Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei ein Bearbeitungsregister der dritten Klemmstelle (110) vor dem Schließen ausgerichtet wird.
Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei von der dritten Klemmstelle (110) eine höhere Bahnzugkraft in die Warenbahn (101) eingebracht wird als von der ersten und/oder der zweiten Klemmstelle.
Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die Bahnzugkraft in dem zweiten Bahnabschnitt auf einen Sollwert geregelt wird.
Verfahren nach Anspruch 8, wobei der Sollwert anhand von vorhergehenden Produktionen ermittelt wird und in einer Datenbank abrufbar ist.
Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei eine Regelung eines Bearbeitungsregisters der dritten Klemmstelle (110) direkt nach dem Schließen derselben und/oder nach dem Verändern der Bahnzugkraft in dem zweiten Bahnabschnitt durchgeführt wird.
Recheneinheit (200), die dazu eingerichtet ist, ein Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche durchzuführen.
Bahnbearbeitungsmaschine (100), insbesondere Druckmaschine, mit einer Recheneinheit (200) nach Anspruch 11.
Computerprogramm mit Programmcodemitteln, die eine Recheneinheit veranlassen, ein Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10 durchzuführen, wenn sie auf der Recheneinheit, insbesondere nach Anspruch 11, ausgeführt werden.
Maschinenlesbares Speichermedium mit einem darauf gespeicherten Computerprogramm, welches Programmcodemittel aufweist, die eine Recheneinheit veranlassen, ein Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10 durchzuführen, wenn sie auf der Recheneinheit ausgeführt werden.