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Verfahren zur Herstellung von Chromledern
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von Chromledern, wobei man die entkälkten und gebeizten Blössen, ohne einen üblichen Pickel einzuschalten, mit Lösungen von Alkalipolyphosphaten behandelt,
Der eigentlichen Chromgerbung lässt man bei der Herstellung von Chromledern ein Pickeln vorangehen. Dieses hat die Aufgabe, die Haut sauerzustellen und eine vorzeitige Hydrolyse der basischen Chromsalze und damit eine Ausscheidung von hochbasischen Chromsalzen auf der Oberfläche zu verhindern, wobei ein Zusatz von Salzen gleichzeitig eine Säureschwellung der Haut vermeidet. Im allgemeinen wird für diesen Zweck Schwefelsäure oder Ameisensäure und Kochsalz verwendet.
In neuester Zeit hat man erkannt, dass der Pickel in seiner bisherigen Form gewisse Nachteile für das Leder hat, indem er die Haut zu stark entwässert und die Chromaufnahme verringert. Dadurch werden die Leder weniger voll und festnarbig, und die Chromverluste sind unnötig hoch.
Die Bestrebungen der letzten Jahre gehen daher in Richtung, die Salze beim Pickeln mehr oder weniger auszuschalten. Aus diesem Grunde hat man bisher gewisse aromatische Sulfosäuren, z. B. Sulfophthalsäure oder Naphthalinsulfosäure, die nicht quellend wirken, eingesetzt. Diese Produkte haben jedoch den Nachteil, dass sie nur in gelöster Form mit der Haut in Berührung gebracht werden dürfen. Handelsüblich sind solche Produkte in Blockform, die mit nichtrostenden Instrumenten zerkleinert und vor ihrer Anwendung gelöst werden müssen.
Auch Polyphopshorsäuren haben die Eigenschaft, die Säurequellung der Haut zu verhindern, jedoch sind diese für den vorliegenden Zweck schwierig anzuwenden, da sie zähe, hochviskose Massen bilden. Man hat deshalb auch schon Blössen vor der Chromgerbung, an Stelle des Pickelns, mit angesäuerten Lösungen von Polyphosphaten ohne Salzzusatz behandelt, doch wurden hiebei Phosphatmengen von mindestens 50 angewendet, um eine Säureschwellung der Haut zu vermeiden. Mit zu grossen Polyphosphatmengen vorgegerbte Blössen erfordern eine unverhältnismässig grosse Chrommenge, um die Leder kochfest zu gerben. Auch sind diese nur für bestimmte Zwecke verwendbar, da sie sehr fest und ohne jeden Zug sind.
Man hat auch schon mit kleinen Mengen von Polyphosphaten ohne Pickel Chromleder hergestellt, allerdings unter Zusatz von Chromalaun und bei PH-Werten von über 5, in welchem Bereich ohnedies keine Säureschwellung auftritt. Die so erhaltenen Leder weisen jedoch einen starken Massverlust auf und erfordern relativ hohe Fettmengen, um sie genügend weich zu machen.
Es hat sich überraschenderweise gezeigt, dass die beschriebenen Nachteile vermieden werden können, wenn man zur Herstellung von Chromledern Mischungen aus Alkalipolyphosphaten und Alkalibisulfat, vorzugsweise im Verhältnis von 1 : 2 bis 2 : 1, insbesondere im Verhältnis 1 : 1 verwendet. Das erfindungsgemässe Verfahren zur Herstellung von Chromledern ist somit im wesentlichen dadurch charakterisiert, dass man Lösungen eines Gemisches aus Alkalihydrogensulfat und Alkalipolyphosphaten, die vorzugsweise 3 - 10 Phosphoratome imMolekül aufweisen, anwendet und das Chromgerbmittel ent-
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weder bereits der Flotte oder erst nach einer gewissen zeitlichen Einwirkung der Lösung aus dem Salzgemisch zusetzt.
Der Ausdruck"Anwendung von Lösungen eines Gemisches aus Alkalihydrogensulfat und Alkalipoly- phosphaten" umfasst dabei nicht nur die Zugabe von Lösungen dieser Substanzen, sondern auch die Zugabe dieser Substanzen in fester Form zu den in wässeriger Behandlungsflotte befindlichen Blössen.
Diese Gemische werden zweckmässig in einer Menge von 3 bis 50 angewendet. Bei einem Mischungsverhältnis von Polyphosphat zu Bisulfat von 1 : 2 sind besonders vorteilhaft Mengen von 3 bis 5% anzuwenden. Bei einem Verhältnis von 1 : 1 soll die eingesetzte Menge 3-4% und bei einem Mischungsverhältnis von 2 : 1 30 ; 0, berechnet auf das Blössengewicht, betragen, d. h. also, dass man bei den beim Pickeln üblichen PH- Werten von 2,5 bis 4 zweckmässig 2% Polyphosphat einsetzt, wobei auch bei 10calo Wasser, berechnet auf das Blössengewicht, die Haut keine Säureschwellung erleidet, obwohl die angewendeten Phosphatmengen weit unterhalb der die Säureschwellung verhindernden Mengen liegen.
Als Polyphosphate eignen sich für das erfindungsgemässe Verfahren nieder-, mittel- und hochmolekulare Produkte ; jedoch haben sich die nieder- und mittelmolekularen Alkalipolyphosphate mit 3 - 10 Phosphoratomen im Molekül am zweckmässigsten erwiesen, weil sehr hochmolekulare Produkte unter Umständen Ausfällungen mit den Chromverbindungen ergeben können.
Die beim erfindungsgemässenverfahren anwendbaren Gemische zeichnen sich ferner durch gute Beständigkeit und gute Lagerfähigkeit aus und sind nicht hygroskopisch. Auch erfolgt in Gegenwart der sauren Komponenten keine Rückwandlung des Polyphosphates. Des weiteren ist ihre Anwendung denkbar einfach, indem man sie nämlich in fester Form den im Wasser befindlichen Blössen zersetzt, wobei sich ein weiterer Zusatz von Salz oder Säure erübrigt. Nach einer gewissen Laufzeit, im allgemeinen von 60 min, kann die Chromgerbung im gleichen Bad durchgeführt werden. Man kann aber auch das Chromsalz gegebenenfalls in fester Form gleich mit dem Gemisch aus Polyphosphat und Natriumbisulfat zugeben.
Überraschend hat sich ausserdem gezeigt, dass sowohl bei Verwendung von langen als auch kurzen Flotten die Durchgerbung in relativ kurzer Zeit erfolgt und die Leder sehr schnell kochbeständig werden.
Das erfindungsgemässe Behandlungsverfahren zeichnet sich durch Schnelligkeit und Einfachheit aus.
Auch sind die so gegerbten Leder im fertigen Zustand voll bis in die Flämen und festnarbig, haben einen guten Griff und weisen eine gute Verteilung von Chrom und Phosphat im Lederquerschnitt auf. Selbstverständlich lassen sich auf diese Weise auch kombinierte Leder herstellen bzw. überwiegend vegetabilische Leder vorchromieren.
Durch Zusammenschmelzen von Natriumdihydrogenphosphat, Natriumbisulfat und rasches Abkühlen der Schmelze können nach der USA-Patentschrift Nr. 2, 156, 173 Produkte hergestellt werden, die Polyphosphate neben Bisulfat enthalten. Diese wurden jedoch bisher lediglich als saures Steinverhütungsmittel vorgeschlagen. Auch diese Produkte lassen sich ebenso wie die oben angeführten Gemische aus Polyphosphaten und Natriumbisulfat verwenden.
Beispiel 1 : Für die Herstellung von Rindbox bestimmte, gut entkalkte und gebeizte Blössen werden mit 60% Wasser und
3% eines Gemisches aus gleichen Gew.-Teilen wasserfreiem Natriumbisulfat und einem Natrium- polyphosphat mittlerer Kettenlänge etwa 1 h in Bewegung gehalten, wonach man in dasselbe
Bad 10% eines handelsüblichen Chromextraktes und nach 1 h
0, 5% kalziniertes Soda zugibt.
Die Weiterbearbeitung des so hergestellten Leders erfolgt in üblicher Weise. Die Leder sind nach etwa 3 - 3 1/2 h kochbeständig. Sie zeichnen sich durch grosse Fülle und einen dichtanliegenden Narben aus.
Beispiel 2 ; In üblicher Weise entkalkte und gebeizte Ziegenblössen werden mit 800 Wasser und
3% eines Produktes, das durch Zusammenschmelzen von 10 Teilen wasserfreiem Natriumdihydro- genphosphat und 8 Teilen wasserfreiem Natriumbisulfat und rasches Abkühlen der Schmelze er- halten wurde, 30 min in Bewegung gehalten und danach im gleichen Bad mit 12% eines handelsüblichen Chromextraktes von etwa 33% Basizität nach Schorlemmer gegerbt. Nach etwa 20 min wird mit etwa
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0, 50 kalziniertem Soda basifiziert.
Man erhält ein volles und festnarbiges Leder.
Beispiel 3 : Für die Herstellung von Schuhoberleder bestimmte, entkälkte und gebeizte Rindsblössen werden mit 400 Wasser und etwa
3, 50 eines Gemisches aus gleichen Teilen Natriumbisulfat und Natriumpolyphosphat sowie
10% eines basischen Chromsulfats von 330 Basizität nach Schorlemmer, welche beide zusammen pulverförmig zugesetzt werden, behandelt. Nach etwa 1 h wird mit etwa
0, 50 kalziniertem Soda basifiziert.
Die Leder sind nach 3 - 3 1/2 h kochfest.
Beispiel 4 : Zur Herstellung lohgarer Rindleder werden gut entkalkte und gebeizte Blössen mit
2, 5% eines Gemisches aus gleichen Teilen eines Natriumpolyphosphats mittlerer Kettenlänge und
Natriumbisulfat, und
2, 5% eines festen basischen Chromextraktes in etwa 300 Wasser 1-1 1/2 h unter Bewegung behan- delt und anschliessend nach kurzem Spülen direkt im Fass mit vegetabilischen und bzw. oder synthetischen Gerbstoffen, gegebenenfalls in Pulverform, ohne Flotte gegerbt. Man erhält vollständig glatte Leder von rein lohgarem Charakter, die sich durch eine helle und gleich- mässige Farbe sowie vorzügliche mechanische Eigenschaften auszeichnen. Die Durchgerbung vollzieht sich innerhalb einiger Stunden.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung von Chromledern, wobei man die entkälkten und gebeizten Blössen, ohne einen üblichen Pickel einzuschalten, mit Lösungen von Alkalipolyphosphaten behandelt, dadurch gekennzeichnet, dass man Lösungen eines Gemisches aus Alkalihydrogensulfat und Alkalipolyphosphaten, die vorzugsweise 3 - 10 Phosphoratome im Molekül aufweisen, anwendet und das Chromgerbmittel entweder bereits der Flotte oder erst nach einer gewissen zeitlichen Einwirkung der Salzgemischlösung zusetzt.