Verfahren zur Herstellung von Nano- und Mesofasern durch Elektrospinnen von kolloidalen Dispersionen
Beschreibung
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Polymerfasern, insbesondere von Nano- und Mesofasern, wobei eine kolloidale Dispersion wenigstens eines im Wesentlichen wasserunlöslichen Polymers in einem wässrigen Medium elek- troversponnen wird, sowie mit diesem Verfahren erhältliche Fasern.
Zur Herstellung von Nano- und Mesofasern sind dem Fachmann eine Vielzahl an Verfahren bekannt, von denen dem Elektrospinnverfahren („Electrospinning") derzeit die größte Bedeutung zukommt. Bei diesem Verfahren, welches beispielsweise von D.H. Reneker, H. D. Chun in Nanotechn. 7 (1996), Seite 216 f. beschrieben ist, wird übli- cherweise eine Polymerschmelze oder eine Polymerlösung an einer als Elektrode dienenden Kante einem hohen elektrischen Feld ausgesetzt. Dies kann beispielsweise dadurch erreicht werden, dass die Polymerschmelze oder Polymerlösung in einem elektrischen Feld unter geringem Druck durch eine mit einem Pol einer Spannungsquelle verbundene Kanüle extrudiert wird. Aufgrund der dadurch erfolgenden elektro- statischen Aufladung der Polymerschmelze oder Polymerlösung entsteht ein auf die Gegenelektrode gerichteter Materialstrom, der sich auf dem Wege zur Gegenelektrode verfestigt. In Abhängigkeit von den Elektrodengeometrien werden mit diesem Verfahren Vliese bzw. so genannte Nonwovens oder Ensembles geordneter Fasern erhalten.
In DE-A1-101 33 393 wird ein Verfahren zur Herstellung von Hohlfasern mit einem Innendurchmesser von 1 bis 100 nm offenbart, bei dem eine Lösung eines wasserunlöslichen Polymers - beispielsweise eine Poly-L-Iactid-Lösung in Dichlormethan oder eine Polyamid-46-Lösung in Pyridin - elektroversponnen wird. Ein ähnliches Verfahren ist auch aus WO-A1-01/09414 und DE-A1-103 55 665 bekannt.
Aus DE-A1-196 00 162 ist ein Verfahren zur Herstellung von Rasenmäherdraht oder textilen Flächengebilden bekannt, bei dem Polyamid, Polyester oder Polypropylen als fadenbildendes Polymer, ein maleinsäureanhydrid-modifizierter Polyethylen /Polypropylen-Kautschuk sowie ein oder mehrere Alterungsstabilisatoren zusammengegeben, aufgeschmolzen und miteinander vermischt werden, bevor diese Schmelze schmelzversponnen wird.
DE-A1-10 2004 009 887 betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Fasern mit einem Durchmesser von < 50 μm durch elektrostatisches Verspinnen oder Versprühen einer Schmelze von mindestens einem thermoplastischen Polymeren.
Durch das Elektrospinnen von Polymerschmelzen lassen sich nur Fasern mit Durchmessern größer 1 μm herstellen. Für eine Vielzahl von Anwendungen, z.B. Filtrationsanwendungen, werden jedoch Nano- und/oder Mesofasern mit einem Durchmesser von weniger als 1 μm benötigt, die sich mit den bekannten Elektrospinnverfahren nur durch Einsatz von Polymerlösungen herstellen lassen.
Allerdings weisen diese Verfahren den Nachteil auf, dass die zu verspinnenden Polymere zunächst in Lösung gebracht werden müssen. Für wasserunlösliche Polymere, wie Polyamide, Polyolefine, Polyester oder Polyurethane, müssen daher nicht-wässrige Lösungsmittel - regelmäßig organische Lösungsmittel - eingesetzt werden, die in der Regel toxisch, brennbar, reizend, explosiv und/oder korrosiv sind.
Bei wasserlöslichen Polymeren, wie Polyvinylalkohol, Polyethylenoxid, Polyvinylpyrroli- don oder Hydroxypropylcellulose, kann zwar auf den Einsatz nicht-wässriger Lösungsmittel verzichtet werden. Jedoch sind die auf diese Weise erhaltenen Fasern naturgemäß in Wasser löslich, weshalb deren technische Anwendung stark eingeschränkt ist. Aus diesem Grund müssen diese Fasern nach dem Elektrospinnen durch mindestens einen weiteren Verarbeitungsschritt, beispielsweise durch chemische Ver- netzung, gegenüber Wasser stabilisiert werden, was einen erheblichen technischen Aufwand darstellt und die Herstellungskosten der Fasern erhöht.
WO 2004/080681 A1 betrifft Vorrichtungen und Verfahren zur elektrostatischen Verarbeitung von Polymerformulierungen. Die Polymerformulierungen können Lösungen, Dispersionen, Suspensionen, Emulsionen, Mischungen davon oder Polymerschmelzen sein. Als Verfahren zur elektrostatischen Verarbeitung ist unter Anderem Elektrospin- ning genannt. In WO 2004/080681 A1 sind jedoch keine konkreten Polymerformulierungen, die zum Elektroverspinnen geeignet sind, erwähnt.
In WO 2004/048644 A2 ist die Elektrosynthese von Nanofasern und Nano-Composit- Filmen offenbart. Zum Elektroverspinnen werden Lösungen von geeigneten Ausgangssubstanzen eingesetzt. Gemäß der Beschreibung umfasst der Begriff „Lösungen" dabei auch heterogene Mischungen wie Suspensionen oder Dispersionen. Unter anderem können gemäß WO 2004/048644 A2 Fasern aus elektrisch leitfähigen Polymeren hergestellt werden. Diese werden gemäß WO 2004/048644 A2 bevorzugt aus den die entsprechenden Monomeren enthaltenden Lösungen erhalten.
Die prioritätsältere nicht vorveröffentlichte Anmeldung „Verfahren zur Herstellung von
Nano- und Mesofasern durch Elektrospinning von kolloidalen Dispersionen" vom 24. Februar 2005 mit dem deutschen Aktenzeichen DE 10 2005 008 926.7 betrifft ein
Verfahren zur Herstellung von Polymerfasern, wobei eine kolloidale Dispersion we-
nigstens eines im Wesentlichen wasserunlöslichen Polymers in einem wässrigen Medium elektroversponnen wird. In diesem Verfahren ist es erstmals gelungen, wäss- rige Polymerdispersionen mittels eines Elektrospinnverfahrens zu verspinnen, wobei Polymerfasern, insbesondere Nano- oder Mesofasern, erhalten werden.
Mit Hilfe des in DE 10 2005 008 926.7 beschriebenen Verfahrens ist es gelungen, die vorstehend erwähnten Nachteile des Standes der Technik zu vermeiden und ein Verfahren zur Herstellung von wasserstabilen Polymerfasern, insbesondere von Nano- und Mesofasern, nach dem Elektrospinnverfahren bereitzustellen, bei dem auf den Einsatz von nicht-wässrigen Lösungsmitteln zur Herstellung einer Polymerlösung sowie eine Nachbehandlung der elektroversponnenen Fasern zur Stabilisierung derselben gegenüber Wasser verzichtet werden kann.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein gegenüber DE 10 2005 008 926.7 opti- miertes Verfahren zum Elektroverspinnen von wässrigen Polymerdispersionen bereitzustellen, mit dem Polymerfasern mit optimierten strukturellen und/oder mechanischen Eigenschaften erhalten werden können.
Die Aufgabe wird durch die Bereitstellung eines Verfahrens gelöst, bei dem eine kolloi- dale Dispersion wenigstens eines im Wesentlichen wasserunlöslichen Polymers in einem wässrigen Medium elektroversponnen wird.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist dann dadurch gekennzeichnet, dass die kolloidale Dispersion mindestens ein nichtionisches Tensid enthält.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können Fasern mit einer hohen Wasserbeständigkeit erhalten werden, die sich durch eine gute mechanische Stabilität auszeichnen. Es ist möglich mit dem erfindungsgemäßen Verfahren Nano- und Mesofasern mit einem Durchmesser von weniger als 1 μm aus wässrigen Dispersionen herzustellen, so dass der Einsatz von nicht-wässrigen toxischen, brennbaren, reizenden, explosiven und/oder korrosiven Lösungsmitteln vermieden werden kann. Da die gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Fasern aus im Wesentlichen wasserunlöslichen Polymeren aufgebaut sind, ist ein nachfolgender Verfahrensschritt zur Wasserstabilisierung der Fasern nicht erforderlich.
In dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung der Polymerfasern wird eine kolloidale Dispersion wenigstens eines im Wesentlichen wasserunlöslichen Polymers in einem wässrigen Medium elektroversponnen. Unter im Wesentlichen wasserunlöslichen Polymeren sind im Sinne der vorliegenden Erfindung insbesondere Polymere mit einer Löslichkeit in Wasser von weniger als 0,1 Gew.-% zu verstehen.
Eine Dispersion im Sinne der vorliegenden Erfindung bezeichnet im Einklang mit dem Lehrbuchwissen eine Mischung von mindestens zwei nicht miteinander mischbaren Phasen, wobei eine der wenigstens zwei Phasen flüssig ist. In Abhängigkeit von dem Aggregatzustand der zweiten bzw. weiteren Phase werden Dispersionen in Aerosole, Emulsionen und Suspensionen unterteilt, wobei die zweite oder weitere Phase bei Aerosolen gasförmig, bei Emulsionen flüssig und bei Suspensionen fest ist. Bevorzugt werden in dem erfindungsgemäßen Verfahren Suspensionen eingesetzt. Die erfindungsgemäß bevorzugt einzusetzenden kolloidalen Polymerdispersionen werden in der Fachsprache auch als Latex bezeichnet.
Grundsätzlich können die erfindungsgemäßen kolloidalen Polymerdispersionen durch alle dem Fachmann zu diesem Zweck bekannten Verfahren hergestellt sein, wobei insbesondere durch Elektrospinnen von durch Emulsionspolymerisation von geeigne- ten Monomeren hergestellten Latices besonders gute Ergebnisse erhalten werden. Im Allgemeinen wird der durch Emulsionspolymerisation erhaltene Latex direkt ohne weitere Aufarbeitung in dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzt.
Bei dem wässrigen Medium, in dem das im Wesentlichen wasserunlösliche Polymer vorliegt, handelt es sich im Allgemeinen um Wasser. Das wässrige Medium kann neben Wasser weitere Zusatzstoffe enthalten, z. B. Zusatzstoffe, die bei der Emulsionspolymerisation von geeigneten Monomeren zur Herstellung eines Latex eingesetzt werden. Geeignete Zusatzstoffe sind dem Fachmann bekannt.
Erfindungsgemäß enthält die zum Elektroverspinnen eingesetzte kolloidale Dispersion mindestens ein nichtionisches Tensid.
Es wurde gefunden, dass der Zusatz eines nichtionischen Tensids zu der in dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten kolloidalen Dispersion einen positiven Einfluss auf die physikalischen Eigenschaften der Dispersion, z. B. Viskosität, Oberflächenspannung und Leitfähigkeit, die Verfahrensbedingungen sowie auf die Stabilität, und Morphologie der erhaltenen Fasern, insbesondere Nano- oder Mesofasern, hat.
In dem erfindungsgemäßen Verfahren können grundsätzlich beliebige dem Fachmann bekannte Tenside eingesetzt werden.
Ohne an eine Theorie gebunden zu sein, wird angenommen, dass durch den Einsatz von nichtionischen Tensiden eine sterische Stabilisierung der kolloidalen Dispersion erzielt wird. Dadurch kann die mechanische Stabilität der mit dem erfindungsgemäßen Verfahren erhaltenen Fasern verbessert werden. Des Weiteren wurde gefunden, dass
durch den Einsatz von nichtionischen Tensiden die Bildung von Fasern durch Elektrospinning gegenüber einem Versprühen der kolloidalen Polymerdispersion verbessert werden kann. Weiterhin wurde gefunden, dass durch die Anwesenheit von nichtionischen Tensiden eine Abnahme der Viskosität der kolloidalen Dispersion erreicht werden kann, wodurch die Herstellung dünnerer und kompakterer Fasern als ohne Zusatz von nichtionischen Tensiden möglich ist. Des Weiteren kann eine Zunahme der Leitfähigkeit der Dispersionen sowie eine Abnahme der Oberflächenspannung festgestellt werden.
Geeignete nichtionische Tenside sind dem Fachmann bekannt und z. B. ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus (Oligo)oxyalkylengruppen enthaltenden Tensiden, Koh- lenhydratgruppen enthaltenden Tensiden und Aminoxiden.
Unter „(Oligo)oxyalkylen" -(OR1)n- ist dabei zu verstehen, dass die (ON- go)oxyalkylengruppen enthatlenden Tenside eine oder mehrere Oxyalkylengruppen aufweisen können. In der allgemeinen Formel -(OR1)n- bedeutet R1 eine Alkylengruppe, bevorzugt eine Alkylengruppe mit 2 bis 4 Kohlenstoffatomen und n bedeutet mindestens 1 , bevorzugt 3 bis 30. Dabei stellt n herstellungsbedingt üblicherweise einen Mit- telwert der Zahl der Oxalkylengruppen dar. Wenn n größer 1 ist, können die Reste R1 in den n Oxyalkylengruppen gleich oder verschieden sein.
Geeignete (Oligo)oxyalkylengruppen enthaltende Tenside sind z. B. ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus (Oligo)oxyethylengruppen (Polyethylenglycolgruppen) enthaltenden Tensiden, (Oligo)oxypropylengruppen enthaltenden Tensiden, (Oligo) oxybutylengruppen enthaltenden Tensiden und Tensiden, die zwei oder mehr verschiedene Oxyalkylengruppen, z. B. (Oligo)oxyethylengruppen und (Oligo) oxypropy- lengruppen, in statistischer Reihenfolge oder in Form von Blöcken (Blockcopolymeri- sat) enthalten, z. B. Blockcopolymerisate auf Basis von Propylenoxid und Ethylenoxid. Bevorzugt sind die (Oligo)oxyalkylengruppen enthaltenden Tenside ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Fettalkoholalkoxylaten, alkoxylierten Triglyceriden und beidseitig alkylierten Polyalkylenglycolethern. Geeignete Alkoxylate oder alkoxylierte Verbindungen sind z. B. Ethoxylate, Propoxylate, Butoxylate oder statistische oder Blockcopolymere (oder -oligomere) aufgebaut aus zwei oder mehr verschiedenen Alkoxylaten, z. B. Ethoxylaten und Propoxylaten.
Geeignete Kohlenhydratgruppen enthaltende Tenside sind z. B. ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Alkylpolyglycosiden, Saccharoseestern, Sorbinanestern (Sorbi- tane), z. B. Polyoxyethylensorbitantrioleat, und Fettsäure-N-methylglucamiden (Fett- säureglucamide).
Wie aus der vorstehend genannten Gruppe von Tensiden hervorgeht, können die erfindungsgemäß geeigneten nichtionischen Tenside entweder (Oligo) oxyalkylengrup- pen oder Kohlenhydratgruppen oder sowohl (Oligo)oxyalkylengruppen als auch Kohlenhydratgruppen enthalten.
Geeignete Aminoxide sind insbesondere Alkyldimethylaminoxide.
Es ist möglich, einzelne Tenside oder Mischungen zweier oder mehrerer Tenside in dem erfindungsgemäßen Verfahren einzusetzen.
Die vorstehend genannten nichtionischen Tenside sind dem Fachmann bekannt und kommerziell erhältlich oder nach dem Fachmann bekannten Verfahren herstellbar.
Die erfindungsgemäß eingesetzten nichtionischen Tenside können grundsätzlich in solchen Mengen in den kolloidalen Dispersionen enthalten sein, die nicht zur Koagulation führen. Die optimalen Mengen sind dabei unter anderem von dem eingesetzten Tensid und der Anwendungstemperatur abhängig. Bevorzugt ist das mindestens eine nichtionische Tensid in einer Menge von 0,5 bis 10 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,3 bis 5 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des eingesetzten im Wesentlichen wasserunlöslichen Polymers, in den kolloidalen Dispersionen enthalten. Es wurde gefunden, dass besonders gute Verfahrensergebnisse - sowohl in Bezug auf die Bildung der Polymerfasern als auch in Bezug auf die Qualität, z. B. die mechanische Stabilität, der Polymerfasern - erzielt werden, wenn 0,3 bis 1 Gew.-%, bevorzugt 0,5 bis 1 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Dispersion, des nichtionischen Tensids, z. B. eines Blockcopolymers auf Basis verschiedener Alkylenoxide, z. B. auf Basis von Propylenoxid und Ethylenoxid, eingesetzt werden.
Das gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren in den kolloidalen Dispersionen ent- haltene mindestens eine nichtionische Tensid kann entweder bereits während der Herstellung der kolloidalen Dispersionen, insbesondere eines Polymerlatex der mittels Emulsionspolymerisation hergestellt wird, oder nachträglich im Anschluss an die Herstellung der kolloidalen Dispersionen, z. B. zu dem fertigen, durch Emulsionspolymerisation hergestellten Latex, zugegeben werden. In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird das mindestens eine nichtionische Tensid nachträglich zu der fertigen kolloidalen Dispersion vor Beginn des Elektrospinnverfahrens zugegeben.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird in dem erfindungsgemäßen Verfahren eine kolloidale wässrige Dispersion eines aus der aus
Poly-(p-xylylen); Polyvinylidenhalogeniden; Polyestern wie Polyethylenterephthalaten,
Polybutylenterephthalat; Polyethern; Polyolefinen wie Polyethylen, Polypropylen, Po- ly(Ethylen/Propylen) (EPDM); Polycarbonaten; Polyurethanen; natürlichen Polymeren, z. B. Kautschuk; Polycarbonsäuren; Polysulfonsäuren; sulfatierten Polysacchariden; Polylactiden; Polyglycosiden; Polyamiden; Homo- und Copolymerisaten von aromati- sehen Vinylverbindungen wie Poly(alkyl)styrolen, z.B. Polystyrolen, Poly-α- methylstyrolen; Polyacrylnitrilen; Polymethacrylnitrilen; Polyacrylamiden; Polyimiden; Polyphenylenen; Polysilanen; Polysiloxanen; Polybenzimidazolen; Polybenzothiazolen; Polyoxazolen; Polysulfiden; Polyesteramiden; Polyarylenvinylenen; Polyetherketonen; Polyurethanen; Polysulfonen; anorganisch-organischen Hybridpolymeren wie ORMO- CER®en der Fraunhofer Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V. München; Siliconen; vollaromatischen Copolyestern; Poly(alkyl)acrylaten; Po- ly(alkyl)methacrylaten; Polyhydroxyethylmethacrylaten; Polyvinylacetaten; PoIy- isopren, synthetischen Kautschuken wie Chlorbutadien-Kautschuken, z. B. Neopren® von DuPont, Nitril-Butadien-Kautschuken, z. B. Buna N®; Polybutadien; Polytetrafluor- ethylen; modifizierten und nicht modifizierten Cellulosen, Homo- und Copolymerisaten von α-Olefinen und Copolymeren aufgebaut aus zwei oder mehr die vorstehend genannten Polymere bildenden Monomereinheiten bestehenden Gruppe ausgewählten wasserunlöslichen Polymers eingesetzt. Alle vorgenannten Polymere können in den erfindungsgemäß einzusetzenden Latices jeweils einzeln oder in beliebiger Kombi- nationen miteinander eingesetzt werden und in jedem beliebigen Mischungsverhältnis.
Insbesondere mit Homo- oder Copolymerisaten basierend im Wesentlichen auf Acry- laten, aromatischen Vinylverbindungen wie Styrolen, alpha-Methylstyrolen; Vinylaceta- ten, Vinylethern, Butadienen, Isoprenen, Methacrylaten, Acrylamid, Vinylsulfonsäure, Vinylsulfonsäureestern, Vinylester, Vinylalkohol, Acrylnitril, Vinylsulfonen und/oder Vinylhalogeniden, werden gute Ergebnisse erzielt.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sind die im Wesentlichen wasserunlöslichen Polymere ausgewählt aus Homo- oder Copoly- mere basierend im Wesentlichen auf aromatischen Vinylverbindungen wie Styrolen, alpha-Methylstyrolen, Acrylaten, z. B. Methyl oder Butylacrylaten, und/oder Methacrylaten.
Alle der vorgenannten Polymere können unvernetzt oder vernetzt eingesetzt werden, sofern deren Löslichkeit in Wasser weniger als 0,1 Gew.-% beträgt.
Die vorstehend genannten im Wesentlichen wasserunlöslichen Polymere sind kommerziell erhältlich bzw. können gemäß dem Fachmann bekannten Verfahren hergestellt werden. In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wer- den im Wesentlichen wasserunlösliche Polymere eingesetzt, die durch Emulsionspolymerisation hergestellt werden, wobei geeignete durch Emulsionspolymerisation
erhältliche Polymere vorstehend genannt sind. Der bei der Emulsionspolymerisation erhaltene Polymerlatex kann - bevorzugt nach Zugabe des nichtionischen Tensids - direkt in dem erfindungsgemäßen Elektrospinnverfahren als kolloidale Dispersion eingesetzt werden.
Besonders gute Ergebnisse werden mit kolloidalen Polymersuspensionen erhalten, wobei der durchschnittliche gewichtsmittlere Teilchendurchmesser des wenigstens einen im Wesentlichen wasserunlöslichen Polymers im Allgemeinen von 1 nm bis 2,5 μm, bevorzugt von 10 nm bis 1 ,2 μm, besonders bevorzugt von 15 nm bis 1 μm beträgt. Der durchschnittliche gewichtsmittlere Teilchendurchmesser von durch Emulsionspolymerisation hergestellten Latexpartikel, die in einer bevorzugten Ausführungsform in dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzt werden, beträgt im Allgemeinen von 30 nm bis 2,5 μm, bevorzugt von 50 nm bis 1 ,2 μm (bestimmt nach W. Scholtan und H. Lange in Kolloid-Z. und Polymere 250 (1972), S. 782-796 mittels Ultrazentrifuge). Ganz besonders bevorzugt werden kolloidale Polymersuspensionen, insbesondere Latices, eingesetzt, worin die Polymerpartikel einen gewichtsmittleren Teilchendurchmesser von 50 nm bis 500 nm, insbesondere ganz besonders bevorzugt 50 nm bis 250 nm aufweisen.
Die erfindungsgemäß bevorzugt eingesetzte kolloidale Suspension kann Teilchen mit monomodaler Teilchengrößenverteilung der Polymerteilchen oder mit bi- oder polymodaler Teilchengrößenverteilung aufweisen. Die Begriffe mono-, bi- und polymodale Teilchengrößenverteilung sind dem Fachmann bekannt.
Sofern der erfindungsgemäß einzusetzende Latex auf zwei oder mehreren Monomeren basiert, können die Latexpartikel auf jede dem Fachmann bekannte Art und Weise angeordnet sein. Lediglich beispielsweise seien Teilchen mit Gradienten-Struktur, Kern- Mantel-Struktur, Salami-Struktur, Multikern-Struktur, Mehrschicht-Struktur und Himbeermorphologie genannt.
Unter dem Begriff Latex ist auch die Mischung zweier oder mehrerer Latices zu verstehen. Die Herstellung der Mischung kann durch alle dafür bekannten Verfahren erfolgen, z.B. durch Vermischen zweier Latices zu jedem Zeitpunkt vor dem Verspinnen.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung enthält die kolloidale Dispersion neben dem wenigstens einen wasserunlöslichen Polymer und dem mindestens einen nichtionischen Tensid zusätzlich wenigstens ein wasserlösliches Polymer, wobei unter wasserlöslichem Polymer im Sinne der vorliegenden Erfindung ein Polymer mit einer Löslichkeit in Wasser von mindestens 0,1 Gew.-% verstan- den wird.
Ohne an eine Theorie gebunden zu sein, kann das bevorzugt zusätzlich in den kolloidalen Dispersionen vorliegende wenigstens eine wasserlösliche Polymer als so genanntes Templatpolymer dienen. Mit Hilfe des Templatpolymers wird die Faserbildung aus der kollodialen Polymerdispersion (Elektrospinning) gegenüber einem Versprühen (Elektrospraying) weiter begünstigt. Das Templatpolymer dient dabei als eine Art „Klebstoff" für die im Wesentlichen wasserunlöslichen Polymere der kolloidalen Dispersion.
Nach der Herstellung der Polymerfasern gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren wird das wasserlösliche Polymer in einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens, z. B. durch Waschen/Extraktion mit Wasser entfernt.
Nach Entfernung der wasserlöslichen Polymere werden wasserunlösliche Polymerfa- sern, insbesondere Nano- und Mikrofasern, erhalten, ohne Desintegration der Polymerfasern.
Bei dem wasserlöslichen Polymer kann es sich um ein Homopolymer, Copolymer, Blockpolymer, Pfropfcopolymer, Sternpolymer, hochverzweigtes Polymer, Dendrimer oder eine Mischung aus zwei oder mehreren der vorgenannten Polymertypen handeln. Nach den Erkenntnissen der vorliegenden Erfindung beschleunigt/begünstigt der Zusatz wenigstens eines wasserlöslichen Polymers nicht nur die Faserbildung. Es wird vielmehr auch die Qualität der erhaltenen Fasern deutlich verbessert.
Grundsätzlich können der kolloidalen Dispersion wenigstens eines im Wesentlichen wasserunlöslichen Polymers in einem wässrigen Medium alle dem Fachmann bekannten wasserlöslichen Polymere zugesetzt sein, wobei insbesondere mit aus der aus Polyvinylalkohol; Polyalkylenoxiden, z. B. Polyethylenoxiden; Poly-N-vinylpyrrolidon; Hydroxymethylcellulosen; Hydroxyethylcellulosen; Hydroxypropylcellulosen; Carboxy- methylcellulosen; Maleinsäuren; Alginaten; Collagenen; Kombinationen aufgebaut aus zwei oder mehr der die vorstehend genannten Polymere bildenden Monomereinheiten, Copolymeren aufgebaut aus zwei oder mehr der die vorstehend genannten Polymere bildenden Monomereinheiten, Pfropfcopolymeren aufgebaut aus zwei oder mehr der die vorstehend genannten Polymere bildenden Monomereinheiten, Sternpolymeren aufgebaut aus zwei oder mehr der die vorstehend genannten Polymere bildenden Monomereinheiten, hochverzweigten Polymeren aufgebaut aus zwei oder mehr der die vorstehend genannten Polymere bildenden Monomereinheiten und Dendrimeren aufgebaut aus zwei oder mehr der die vorstehend genannten Polymere bildenden Monomereinheiten bestehenden Gruppe ausgewählten wasserlöslichen Polymeren beson- ders gute Ergebnisse erzielt werden.
In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist das wasserlösliche Polymer ausgewählt aus Polyvinylalkohol, Polyethylenoxiden und PoIy-N- vinylpyrrolidon.
Die vorstehend genannten wasserlöslichen Polymere sind kommerziell erhältlich bzw. können gemäß dem Fachmann bekannten Verfahren hergestellt werden.
Unabhängig von der Ausführungsform beträgt der Feststoffgehalt der erfindungsgemäß einzusetzenden kolloidalen Dispersion - bezogen auf das Gesamtgewicht der Disper- sion - vorzugsweise 5 bis 60 Gew.-%, besonders bevorzugt 10 bis 50 Gew.-% und ganz besonders bevorzugt 10 bis 40 Gew.-%.
In der weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung enthält die in dem erfindungsgemäßen Verfahren einzusetzende kolloidale Dispersion umfassend wenigstens ein im Wesentlichen wasserunlösliches Polymer, mindestens ein nichtionisches Tensid und gegebenenfalls wenigstens ein wasserlösliches Polymer in einem wässrigen Medium, bezogen auf das Gesamtgewicht der Dispersion, 0 bis 25 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,5 bis 20 Gew.-% und ganz besonders bevorzugt 1 bis 15 Gew.-%, wenigstens eines wasserlöslichen Polymers.
Somit enthalten die erfindungsgemäß eingesetzten kolloidalen Dispersionen in einer bevorzugten Ausführungsform, jeweils bezogen auf die Gesamtmenge der kolloidalen Dispersion,
i) 5 bis 60 Gew.-%, bevorzugt 10 bis 50 Gew.-%, besonders bevorzugt 10 bis 40
Gew.-% wenigestens eines im Wesentlichen wasserunlöslichen Polymers, ii) 0,1 bis 10 Gew.-%, bevorzugt 0,3 bis 5 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,3 bis 1
Gew.-% wenigstens eines nichtionischen Tensids iii) 0 bis 25 Gew.-%, bevorzugt 0,5 bis 20 Gew.-%, besonders bevorzugt 1 bis 15 Gew.-% mindestens eines wasserlöslichen Polymers, und iv) 5 bis 94,9 Gew.-%, bevorzugt 10 bis 89,2 Gew.-%, besonders bevorzugt 15 bis 88,5 Gew.-% Wasser.
Das Gewichtsverhältnis von im Wesentlichen wasserunlöslichem Polymer zu dem be- vorzugt in den kolloidalen Dispersion vorliegenden wasserlöslichen Polymer ist abhängig von den eingesetzten Polymeren. Beispielsweise können das im Wesentlichen wasserunlösliche Polymer und das bevorzugt eingesetzte wasserlösliche Polymer in einem Gew.-Verhältnis von 10 : 1 bis 1 : 10, bevorzugt 9 : 1 bis 1 : 9, besonders bevorzugt von 8 : 2 bis 2 : 8 eingesetzt werden.
Die erfindungsgemäß einzusetzende kolloidale Dispersion kann auf alle dem Fachmann bekannte Arten elektroversponnen werden, beispielsweise durch Extrusion der Dispersion, bevorzugt des Latex, unter geringem Druck durch eine mit einem Pol einer Spannungsquelle verbundene Kanüle auf eine in Abstand zu dem Kanülenausgang angeordnete Gegenelektrode. Vorzugsweise wird der Abstand zwischen der Kanüle und der als Kollektor fungierenden Gegenelektrode sowie die Spannung zwischen den Elektroden derart eingestellt, dass sich zwischen den Elektroden ein elektrisches Feld von vorzugsweise 0,5 bis 2 kV/cm, besonders bevorzugt 0,75 bis 1 ,5 kV/cm und ganz besonders bevorzugt 0,8 bis 1 kV/cm ausbildet.
Gute Ergebnisse werden insbesondere erhalten, wenn der Innendurchmesser der Kanüle 50 bis 500 μm beträgt.
Es wurde gefunden, dass die Stabilität und Kompaktheit der gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Fasern weiter verbessert werden kann, wenn die Fasern - bevorzugt nach Entfernung des wasserlöslichen Polymers - auf eine Temperatur oberhalb der Glasübergangstemperatur oder des Schmelzpunktes des jeweils eingesetzten Polymers oder der eingesetzten Polymermischung erwärmt werden. Die Temperatur ist dabei abhängig von der Glasübergangstemperatur bzw. dem Schmelzpunkt des wenigstens einen wasserunlöslichen Polymers und liegt z. B. 5 bis 50 0C, bevorzugt 10 bis 40 0C, besonders bevorzugt 15 bis 30 0C oberhalb der Glasübergangstemperatur bzw. des Schmelzpunktes des jeweiligen wenigstens einen wasserunlöslichen Polymers. Üblicherweise wird für einen Zeitraum von z. B. 5 bis 90 Min., bevorzugt 10 bis 60 Min., bevorzugt in einer Sauerstoffarmen bzw. sauerstofffreien Atmosphäre, z. B. unter Stickstoff oder unter Argon, erwärmt.
Je nach Verwendungszweck der hergestellten Fasern kann es zweckmäßig sein, diese nachträglich chemisch miteinander zu verknüpfen oder z.B. durch einen chemischen Vermittler miteinander zu vernetzen. Dadurch lässt sich beispielsweise die Stabilität einer von den Fasern gebildeten Faserlage weiter verbessern, insbesondere in Bezug auf die Wasser- und Temperaturbeständigkeit.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind Fasern, insbesondere Nano- und Mesofasern, die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren erhältlich sind. Die erfindungsgemäßen Fasern zeichnen sich dadurch aus, dass sie aufgrund der erfindungsgemäßen Zugabe des mindestens einen nichtionischen Tensids eine gegenüber Fasern, die ohne Zugabe des nichtionischen Tensids hergestellt werden, optimierte strukturelle und/oder mechanische Eigenschaften, insbesondere in Bezug auf Gleichmäßig- keit, Kompaktheit und Stabilität, aufweisen.
Vorzugsweise beträgt der Durchmesser der erfindungsgemäßen Fasern 10 nm bis 50 μm, besonders bevorzugt 50 nm bis 2 μm und ganz besonders bevorzugt 100 nm bis 1 μm. Die Länge der Fasern hängt vom Verwendungszweck ab und beträgt in der Regel 50 μm bis hin zu mehreren Kilometern.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren lassen sich nicht nur kompakte Fasern, sondern insbesondere auch Hohlfasern, insbesondere solche mit einem Innendurchmesser von weniger als 1 μm und besonders bevorzugt von weniger als 100 nm herstellen. Zur Herstellung solcher Hohlfasern kann die mit dem vorgenannten erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Faser beispielsweise mit einem aus der aus anorganischen Verbindungen, Polymeren und Metallen bestehenden Gruppe ausgewählten Substanz beschichtet und anschließend das innen befindliche wasserunlösliche Polymer, beispielsweise thermisch, chemisch, biologisch, strahleninduziert, photochemisch, durch Plasma, Ultraschall oder Extraktion mit einem Lösungsmittel, abgebaut werden. Die zur Beschichtung geeigneten Materialien und die zur Auflösung des faserinneren Materials geeigneten Methoden sind beispielsweise in DE-A1-101 33 393 beschrieben.
Des Weiteren betrifft die vorliegende Erfindung kolloidale Dispersionen wenigstens eines im Wesentlichen wasserunlöslichen Polymers in einem wässrigen Medium, welche zudem wenigstens 0,5 Gew.-% eines wasserlöslichen Polymers mit einer Löslichkeit in Wasser von mindestens 0,1 Gew.-% und mindestens ein nichtionisches Tensid enthalten.
In einer bevorzugten Ausführungsform enthalten die erfindungsgemäßen kolloidalen Dispersionen, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht der Dispersion, i) 5 bis 60 Gew.-%, bevorzugt 10 bis 50 Gew.-%, besonders bevorzugt 10 bis 40
Gew.-% wenigstens eines im Wesentlichen wasserunlöslichen Polymers, ii) 0,1 bis 10 Gew.-%, bevorzugt 0,3 bis 5 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,3 bis 1 Gew.-% wenigstens eines nichtionischen Tensids iii) 0 bis 25 Gew.-%, bevorzugt 0,5 bis 20 Gew.-%, besonders bevorzugt 1 bis 15
Gew.-% mindestens eines wasserlöslichen Polymers, und iv) 5 bis 94,9 Gew.-%, bevorzugt 10 bis 89,2 Gew.-%, besonders bevorzugt 15 bis 88,5 Gew.-% Wasser.
Geeignete im Wesentlichen wasserunlösliche Polymere, wässrige Medien, wasserlösliche Polymere und nichtionische Tenside und geeignete Mengen dieser Komponenten in den kolloidalen Dispersionen sind vorstehend genannt. Die erfindungsgemäßen kolloidalen Dispersionen werden bevorzugt in dem erfindungsgemäßen Verfahren einge- setzt.
Des Weiteren betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung von nichtionischen Tensiden in einem Verfahren zur Herstellung von Polymerfasern durch ein Elektro- spinnverfahren.
Ein bevorzugtes Elektrospinnverfahren und geeignete Tenside sind vorstehend genannt.
Durch die Verwendung der nichtionischen Tenside in dem Elektrospinnverfahren kann zum einen eine Verbesserung des Elektrospinnverfahrens im Hinblick auf eine
Begünstigung der Faserbildung (Elektrospinning) gegenüber einem Versprühen der bevorzugt in dem Elektrospinnverfahren eingesetzten kolloidalen Dispersion erzielt werden. Des Weiteren können die strukturellen und mechanischen Eigenschaften der gemäß dem Elektrospinnverfahren hergestellten Polymerfasern verbessert werden, insbesondere in Bezug auf die Faserqualität Gleichmäßigkeit und Stabilität und die
Verspinnbarkeit der Fasern.
Weitere Ziele, Merkmale, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen und den Zeichnungen. Dabei bilden alle beschriebenen und/oder bildlich dargestellten Merkmale für sich oder in beliebiger Kombination den Gegenstand der Erfindung, unabhängig von ihrer Zusammenfassung in den Ansprüchen oder deren Rückbeziehung.
Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische Darstellung einer zur Durchführung des erfindungsgemäßen Elektrospinnverfahrens geeigneten Vorrichtung,
Fig. 2 rasterelektronenmikroskopische Aufnahme der gemäß Beispiel 2 erhaltenen Fasern vor und nach Wasserbehandlung,
Fig. 3 rasterelektronenmikroskopische Aufnahme der gemäß Beispiel 3 erhaltenen Fasern, erwärmt auf 1 10 0C, vor und nach
Wasserbehandlung,
Fig. 4 rasterelektronenmikroskopische Aufnahme der gemäß Beispiel 3 erhaltenen Fasern, erwärmt auf 130 0C, vor und nach
Wasserbehandlung.
Die in der Fig. 1 dargestellte, zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens geeignete Vorrichtung zum Elektrospinnen umfasst eine an deren Spitze mit einer mit einem Pol einer Spannungsquelle 1 verbundenen Kapillardüse 2 versehene Spritze 3
zur Aufnahme der erfindungsgemäßen kolloidalen Dispersion 4. Gegenüber dem Ausgang der Kapillardüse 2 ist in einem Abstand von etwa 20 cm eine mit dem anderen Pol der Spannungsquelle 1 verbundene quadratische Gegenelektrode 5 angeordnet, die als Kollektor für die gebildeten Fasern fungiert.
Während des Betriebs der Vorrichtung wird an den Elektroden 2, 5 eine Spannung zwischen 18 kV und 35 kV eingestellt und die kolloidale Dispersion 4 unter einem geringen Druck durch die Kapillardüse 2 der Spritze 3 ausgetragen. Aufgrund der durch das starke elektrische Feld von 0,9 bis 2 kV/cm erfolgenden elektrostatischen Aufla- düng der im Wesentlichen wasserunlöslichen Polymere in der kolloidalen Dispersion entsteht ein auf die Gegenelektrode 5 gerichteter Materialstrom, der sich auf dem Wege zur Gegenelektrode 5 unter Faserbildung 6 verfestigt, infolge dessen sich auf der Gegenelektrode 5 Fasern 7 mit Durchmessern im Mikro- und Nanometerbereich abscheiden.
Mit der vorgenannten Vorrichtung wird erfindungsgemäß eine kolloidale Dispersion wenigstens eines im Wesentlichen wasserunlöslichen Polymers und mindestens eines nichtionischen Tensids in einem wässrigen Medium elektroversponnen.
Die Bestimmung des Feststoffgehaltes innerhalb der Dispersion erfolgt gravimetrisch mittels eines Mettler Toledo HR73 Halogen Moisture Analyser, indem ca. 1 ml der Probe innerhalb von 2 Minuten auf 200 0C aufgeheizt wird und die Probe bis zur Gewichtskonstanz getrocknet und anschließend gewogen wird.
Die mittlere Teilchengröße ist der Gewichtsmittelwert d50, bestimmt mittels einer analytischen Ultrazentrifuge (nach W. Scholtan und H. Lange in Kolloid-Z. und Polymere 250 (1972), S. 782-796).
Die Größe, d.h. der Durchmesser und die Länge der Fasern, wird durch Auswertung elektronenmikroskopischer Aufnahmen bestimmt.
1. Herstellung der kolloidalen Dispersionen
1.1 Allgemeine Vorschrift
Der in den nachfolgenden Beispielen eingesetzte Polymerlatex enthält Polystyrol in einer Menge von. 40 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Polymerlatex. Die mittlere Teilchengröße (Gewichtsmittlwert, d50) beträgt 100 nm (Beispiel 1 , 2) bzw. 200 nm (Beispiel 3).
Die Herstellung von Polymerlatices enthaltend Polystyrol mit den vorstehend genannten Teilchengrößen erfolgt nach üblichen, dem Fachmann bekannten Verfahren. Dabei wird üblicherweise ein Polymerlatex mit einem Polystyrolgehalt von > 30 Gew.-% erhal- ten, der anschließend mit Wasser auf die gewünschte Konzentration verdünnt wird.
Als wasserlösliches Polymer wird Poly(vinylalkohol) (PVA I) mit einem gewichtsmittleren Molekulargewicht (Mw) von 195000 g/mol eingesetzt, das zu 98 % hydrolysiert ist (MOWIOL® 56 - 98 von Kuraray Specialities Europe KSE GmbH), bzw. Po- ly(vinylalkohol) (PVA II) mit einem gewichtsmittleren Molekulargewicht (Mw) von 145000 g/mol, das zu 99 % hydrolysiert ist (MOWIOL® 28 - 99 von Kuraray Specialities Europe KSE).
Als nichtionisches Tensid wird ein Blockcopolymer, auf Basis von Propylenoxid und Ethylenoxid (Basensol® der BASF AG) eingesetzt.
Die Herstellung der zum Elektroverspinnen gemäß Beispiel 2 eingesetzten kolloidalen Dispersionen erfolgt durch Mischen eines Polystyrol enthaltenden Latex mit Wasser, wobei der vorstehend erwähnte Polymerlatex enthaltend Polystyrol in einer Menge von. 40 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Polymerlatex, erhalten wird. Der Feststoffgehalt der zu verspinnenden Dispersion beträgt 18 Gew.-%. Zu dem Polymerlatex wird der vorstehend genannte Polyvinylalkohol gegeben in wässriger Lösung (10 gew.-%ig), so dass die zu verspinnende kolloidale Dispersion ca. 4,5 Gew.-% PVA Il enthält und das Gewichtsverhältnis von Polystyrol zu Polyvinylalkohol (PVA II) in der Mischung 80 : 20 beträgt. Zu dieser Mischung wird das nichtionische Tensid gegeben, wobei die Menge des nichtionischen Tensids in der zu verspinnenden kolloidalen Dispersion ca. 0,5 Gew.-% beträgt.
In einem Vergleichsversuch wird eine entsprechende kolloidale Dispersion ohne Zu- satz eines nichtionischen Tensids versponnen.
1.2 Beispieldispersionen
In Tabelle 1 sind die zu verspinnenden kolloidalen Dispersionen zusammengefasst:
1 ) Vergleich 2) PS = Polystyrol mit einer mittleren Teilchengröße von 100 nm in Wasser (ca. 40 gew.-%ig) 3) bezogen auf das Gesamtgewicht der Dispersion 4) wässrige Lösung 5) zusätzlich zugegebene Wassermenge 6) Basensol®: Blockcopolymerisat auf Basis von Propylenoxid und Ethylenoxid der BASF AG
2. Elektroverspinnen der hergestellten Dispersionen
Die gemäß Ziffer 1 hergestellten kolloidalen Dispersionen I und I V werden in der in Figur 1 dargestellten Vorrichtung elektroversponnen.
Die Dispersion wird dabei bei einer Temperatur von 15 bis 16 0C durch eine Spritze 3 mit einer an deren Spitze vorgesehenen Kapillardüse 2 mit einem Innendurchmesser von 0,3 mm mit einem Probenvorschub von 0,7 ml/h gefördert, wobei der Abstand der Elektroden 2, 5 200 mm beträgt und zwischen den Elektroden eine Spannung von 30 kV angelegt wird. Die erhaltenen Fasern werden zur Entfernung des wasserlöslichen Polymers 17 Stunden bei Raumtemperatur mit Wasser behandelt.
In Figur 2 sind die rasterelektronenmikroskopischen Aufnahmen der aus den kolloidalen Dispersionen I (links) und I V (rechts) hergestellten Fasern dargestellt. Dabei sind in den oberen Abbildungen jeweils die erhaltenen Fasern vor der Behandlung mit Wasser dargestellt und in den unteren Abbildungen die entsprechenden Fasern nach der Behandlung mit Wasser.
In Figur 2 bedeuten:
I: Fasern durch Elektroverspinnen der Dispersion I; I V Fasern durch Elektroverspinnen der Dispersion I V.
Wie aus Figur 2 ersichtlich ist, werden bei Zugabe von nichtionischem Tensid gleichmäßigere Polymerfasern erhalten als ohne Zusatz von Tensid, die sich in Wasser nicht in einzelne Polystyrol-Teilchen auflösen.
3. Erwärmung von erfindungsgemäß hergestellten Polymerfasern auf Temperaturen oberhalb der Glasübergangstemperatur
3.1 Eingesetzte Dispersionen und Bedingungen des Elektrospinnings:
Es wird eine kolloidale Dispersion eingesetzt, die auf einem 40 gew.-%igen Polystyrollatex basiert. Die gewichtsmittlere Teilchengröße der Polystyrolpartikel (d50) ist 200 nm. Die Dispersion enthält 4,5 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmenge der Dispersion, Polyvinylalkohol PVA II, wobei das Gewichtsverhältnis von Polystyrol zu PVA Il 85 : 15 beträgt, und 0,8 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmenge der Dispersion, des nichtionischen Tensids.
In der folgenden Tabelle 2 sind die Komponenten der zu verspinnenden kolloidalen Dispersion und deren Mengen zusammengefasst:
1 ) PS = Polystyrol mit einer mittleren Teilchengröße von 200 nm in Wasser (40 gew.-%ig) 2) bezogen auf das Gesamtgewicht der Dispersion 3) wässrige Lösung 4) Basensol®: Blockcopolymerisat auf Basis von Propylenoxid und Ethylenoxid der BASF AG
Das Elektrospinning wird in der in Figur 1 dargestellten Vorrichtung durchgeführt, unter den folgenden Bedingungen:
Innendurchmesser der Kapillardüse: 0,3 mm
Probenvorschub: 0,7 ml/h
Abstand der Elektroden 2, 5: 200 mm Spannung zwischen den Elektroden: 10 kV.
Die erhaltenen Fasern werden zur Entfernung des wasserlöslichen Polymers 17 Stunden bei Raumtemperatur mit Wasser behandelt.
Ein Teil der nach dem Elektrospinning erhaltenen Fasern wird vor der Behandlung mit Wasser bei Temperaturen von jeweils 1 10 0C bzw. 130 0C jeweils für 15, 30 und 60 Minuten erwärmt. Der andere Teil der erhaltenen Fasern wird nach der Behandlung mit Wasser unter den entsprechenden Bedingungen erwärmt.
In Figur 3 und 4 sind rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen der entsprechenden Fasern im Vergleich zu nicht erwärmten Fasern dargestellt. Auf der linken Seite sind jeweils Aufnahmen von Fasern dargestellt, die vor dem Erwärmen nicht mit Wasser behandelt wurden, und auf der rechten Seite sind jeweils Aufnahmen von Fasern dargestellt, die vor dem Erwärmen mit Wasser behandelt wurden. In Figur 3 sind Aufnah- men von Fasern dargestellt, die bei 1 10 0C erwärmt wurden, und in Figur 4 sind Aufnahmen von Fasern dargestellt, die bei 130 0C erwärmt wurden. Des Weiteren ist in Figur 3 zum Vergleich eine Faser dargestellt (vor und nach Wasserbehandlung), die nicht erwärmt wurde.
In Figur 3 bedeutet:
V ohne Erwärmung
In Figur 3 und 4 bedeuten jeweils:
A Erwärmung für 15 Minuten auf 1 10 0C (Figur 3) bzw. 130 0C (Figur 4) B Erwärmung für 30 Minuten auf 110 0C (Figur 3) bzw. 130 0C (Figur 4) C Erwärmung für 60 Minuten auf 110 0C (Figur 3) bzw. 130 0C (Figur 4)
Auf den Aufnahmen in den Figuren 3 und 4 ist deutlich zu erkennen, dass durch das Erwärmen eine Glättung der Fasern erreicht werden kann.
Die Erfindung ist nicht auf eine der vorbeschriebenen Ausführungsformen beschränkt, sondern in vielfältiger Weise abwandelbar. Man erkennt aber, dass die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Herstellung von Polymerfasern betrifft, insbesondere von
Nano- und Mesofasern, nach dem Elektrospinnverfahren, bei dem eine kolloidale Dis-
persion wenigstens eines im Wesentlichen wasserunlöslichen Polymers (und mindestens eines nichtionischen Tensids) gegebenenfalls enthaltend des Weiteren wenigstens ein wasserlösliches Polymer in einem wässrigen Medium elektroversponnen wird. Des Weiteren betrifft die vorliegende Erfindung mit diesem Verfahren erhältliche Fa- sern.
Sämtliche aus den Ansprüchen, der Beschreibung und der Zeichnung hervorgehenden Merkmale und Vorteile, einschließlich konstruktiver Einzelheiten, räumlicher Anordnungen und Verfahrensschritten, können sowohl für sich als auch in den verschie- densten Kombinationen erfindungswesentlich sein.
Bezugszeichenliste
1 Spannungsquelle
2 Kapillardüse
3 Spritze
4 kolloidale Dispersion
5 Gegenelektrode
6 Faserbildung
7 Fasermatte