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Verfahren zur Herstellung trockener, in kaltem Wasser löslicher Binde-,
Klebe-, Appretiermittel u. dgl.
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Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von
trockenen, in kaltem Wasser löslichten Binde-, Klebe-, Appretiermitteln u. dgl.
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Es ist nach der deutschen Patentschrift 7I9 568 bekannt, Starkelösungen
mit Formaldehyd aufzuschließen und mit Harnstoff zu erhitzen, um flüssige Stärkeleime
zu gewinnen. Trockene, in kaltem Wasser lösliche Produkte sind auf diesem oder einem
ähnlichen Wege jedoch noch nicht hergestellt worden. Stärkelösungen hat man auch
schon durch Erhitzen mit bestimmten Mengen von Harnstoff-Formaldehyd,Kondensationsprodukten
stabilisiert. Auch hier wurden keine in kaltem Wasser löslichen, trockenen Produkte
erhalten.
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Klebe- und Appreturmittel auf der Basis von Stärke, Harnstoff und
Aldehyd sind durch Mischen dieser Stoffe schon gewonnen worden, wobei in Abwesenheit
von Wasser gearbeitet werden mußte.
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Aus der britischen Patentschrift 494 927 ist bereits ein Verfahren
zur Herstellung von Stärke-
produkten bekannt, gemäß dem ein Gemisch
aus Stärke, Wasser und einem Aldehyd dem sogenannten Quellstärkeprozeß unterworfen
wird, indem das Gemisch vorzugsweise auf rotierenden Walzen kurze Zeit erhitzt und
zu einer dünnen Schicht ausgepreßt wird, die man gleichzeitig oder unmittelbar danach
trocknet. Auf diese Weise werden Aldehydquellstärken erhalten, die ebenso wie gewöhn,liche
Quellstärken in kaltem Wasser löslich sind. Wenn diese Lösung nach Zusatz eines
Katalysators, insbesondere einer Säure oder einer säureabspaltenden Veibindung,
auf einem Träger eingetrocknet wird, bilden sich wasserbeständige Schichten. Diese
Wirkung läßt sich noch dadurch verstärken, daß der Lösung ein Stoff, z. B. Harnstoff,
zugesetzt wird, der mit dem Aldehyd ein Kunstharz zu bilden vermag. Es wurde nicht
für möglich gehalten, unmittelbar eine Quellstärke, welche bereits die Kunsfflarzkomponente
enthält, dadurch herzustellen, daß ein Gemisch aus Stärke mit einer beschränkten
Menge Wasser, das sowohl das Aldehyd wie die Kunstharzkomponente enthält, diesem
Erhitzungsprozeß unterworfen wird, da zu erwarten war, daß in diesem Falle die Kunstharzbii
dung schon während des Quell stärkeprozesses erfolgen würde und daß man ein unlösliches
Produkt erhalten würde. Tatsächlich ist das auch der Fall, wenn man ein Gemisch
aus nicht oder nur wenig abgebauter Stärke, Aldehyd und Harnstoff oder einem Vorkondensat
der letzten zwei Substanzen, z. B. Dimethylolharnstoff, in Gegenwart von Wasser
dem betreffenden Erhitzungs- und Trocknungsprozeß unterwirft.
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Später wurde gefunden, daß diese Bildung unlöslicher Produkte noch
nicht während des OuellsvtärkeprozessSes erfolgt, wenn Aminotriazine, z. B.
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Melamin (britische Patentschrift 632 79I) oder Phenole (USA.-Patentschrift
2 583 268), als Kunstharzkomponenten benutzt werden, sofern der Quellstärkeprozeß
in einem schwachen sauren, neutralen oder alkalischen Medium ausgeführt wurde. In
diesem Falle ist es, im Gegensatz zu dem, was bei der Anwendung von Harnstoff gefunden
wurde, also möglich, Quelflstärken zu erhalten durch ein Verfahren, bei dem nicht
nur das Aldehyd, sondern auch die Kunstharzkompon,ente der Stärke schon vor dem
Erhitzungsprozeß zugesetzt wird, so daß die Kunstharzkomponente homogen durch die
Ouellstär'keteilchen verteilt ist.
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Es wurde überraschenderweise gefunden, daß sich beim oben beschriebenen
Erhitzungs- und Trocknungsprozeß trockene in kaltem Wasser lösliche Binde-, Klebe-,
Appretiermittel u. dgl. auf Basis von Stärke, Harnstoff und Aldehyd gewinnen lassen,
wenn man ein Gemisch aus einem genügend abgebauten, wasserlöslichen Stärkeäther
und/oder Stärkeester, Wasser und einem Vorkondensat aus Harnstoff oder einem Harnstoffderivat
und einem Aldehyd kurze Zeit auf hohe Temperaturen, vorzugsweise im neutraleyi oder
schwach alkalischen Medium, erhitzt und dabei zu einer dünnen Schicht auspreßt oder
ausbreitet, die gleichzeitig oder unmittelbar danach getrocknet wird.
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Es ergab sich nämlich, daß in diesem Falle, ebenso wie bei der bekannten
Verwendung von Aminotriazinen und Phenolen, wälhrend des Erhitzungs- und Trocknungsprozesses
noch keine in kaltem Wasser unlösliche Kondensationsprodukte gebildet werden. Diese
unlöslichen Kondensationsprodukte entstehen erst, wenn eine Lösung des trockenen
Produktes bei hoher Temperatur auf einem Träger getrociçnet wird, vorzugsweise in
Gegenwart eines Katalysators.
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Der Erhitzungs- und Trocknungsprozeß wird vorzugsweise so ausgeführt,
daß das Gemisch auf rotierende Trookenzylinder gebracht wird, die bis zu I00° C
oder höher erhitzt werden und so eingenchtet sind, daß die Masse zu dünnen Schichten
ausgepreßt oder ausgebreitet wird. Das Stärkeprodukt wird, insoweit das noch nicht
während der VorbehandJung stattgefunden hat, verkleistert und gleichzeitig oder
unmittelbar danach getrocknet, so daß das von den Walzen anfallende Material aus
dünnen Filmen oder Schuppen besteht, die gegebenenfalls gemahlen werden können.
Als Trnckenzylinder können die bekannten Ein- oder Zweiwalzentrockenapparate benutzt
werden. Erwünschtenfalls können jedoch auch Valcuu!mwalzentrockner zur Anwendung
kommen; in diesem Falle ist es möglich, den Erhitzungs- und Trocknungsprozeß bei
Temperaturen unter I00° C auszuführen.
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Der Aus druck »genügend abgebaute Stärkeäther und/oder Stächeester«
wird nachstehend gebraucht. um diejenigen Stärkeäther und/oder Stärkeester zu bezeichnen,
deren I5|/oige Lösung in Wasser eine Brookfield-Viskosität bei go0 C von höchstens
100 cP hat. Beispiele solcher Stärkeprodukte sind Dextrine, britisahe Gums und weit
abgebaute dünnkoahende Stärken.
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Die Bestimmang der Brookfield-Viskosität wird wie folgt ausgeführt:
75 g des Ausgangsmaterials (berechnet als Trockensubstanz) werden in 500 cm3 Wasser
dispergiert und die Dispersion wird während 15 Minuten unter mechanischem Rühren
auf I00° C erhitzt, wonach die Erhitzung noch weitere 5 Minuten fortgesetzt wird.
Die heiße Lösung wird bis auf go0 C gekühlt und durch Zusatz von Wasser von go0
C auf ihr ursprüngliches Gewicht von 575 g gebracht. Die Viskosität der in dieser
Weise erhaltenen Lösung wird sofort mit einem Brookfield-Viskositätsmesser bei go0
C gemessen.
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Die nach der Erfindung verwendeten Stärkeätiher und -ester können
aus verschiedenen nativen Stärken hergestellt werden. Es ist auch möglich, von stärkehaltigen
Materialien, wie z. B. Weizen, Roggen, Buchweizen, Hafer oder Gemischen von Stärke
und Kasein, auszugehen. Der Abbau der Stärke kann in bekannter Weise, z. B. mittels
Säuren, Alkalien, Oxydationsmittel oder Enzyme durchgeführt werden.
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Der Abbau der erfindungsgemäß zu verwendendien Stärkeprodukte kann
erwünschtenfalls gleiohzeitig mit der Verätherung oder Veresterung erfolgen, wie
in der britisdhen Patentschrift 60I 374 beschrieben wird; während des Erhitzungs-
und Trocknungsprozesses oder vor oder nach demselben
kann man dem
Gemisch erwünschtenfalls andere wasserlösliche Polysaccbaride, insbesondere Zelluloseäther,
zusetzen.
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Als Aldehyd wird im Vorkondensat vorzugsweise Formaldehyd benutzt.
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Anstatt Harnstoff können auch Harnstoffderivate wie Thioharnstoff,
Guanidin oder Glukoseureide benutzt werden. Es wurde gefunden, daß die am besten
löslichen Produkte erhalten werden, wenn der Erhitzungs- und Trocknungsprozeß in
neutralem oder schwach alkalischem Medium, vorzugsweise bei einem pn von 7 bis IO
ausgeführt wird.
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Die untere Grenze für den pH-Wert ist von der benutzten Menge Vorkondensat
abhängig und auch von dem Grade, in dem der Stärkeäther oder -ester abgebaut und/oder
veräthert oder verestert ist. Der Zusatz von Vorkondensaten in veräthertem oder
verestertem Zustand hat ebenfalls einen günstigen Einfluß auf die Löslichkeit des
Endproduktes, so daß man einen größeren Bereich geeigneter pH-Freiheit in der Wahl
des p-Gebiets beim Erhitzungs- und Trocknungsprozeß hat.
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Der Erhitzungs- und Trocknungsprozeß wird vorzugsweise bei einer
möglichst niedrigen Temperatur ausgeführt, u;m die Gefahr der Bildung unlöslicher
Kondensationsprodukte zu verringern.
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Wenn die erfindungsgemäßen Produkte als Appretier-, Bindemittel u.
dgl. benutzt werden, werden der Lösung vorzugsweise Katalysatoren zugesetzt, welche
die Bildung unlöslicher Kondensatiionsprodukte fordern, wenn die Lösung dieser Produkte
auf einem Träger, z. B. einem Gewebe oder Papier, getrocknet wird. Als Katalysatoren
eignen sich Säuren und sauer reagierende oder säurebildende Substanzen. Erwünscbtenfalis
können sie den Produkten schon in trockenem Zustande zugesetzt werden, weil in Abwesenheit
von Wasser eine wesentliche Reaktion in dem Gemisch nicht erfolgt.
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In der bekanntgemachten Anmeldung S6307 IVa/ Sgk ist ein Verfahren
zur Herstellung von Klebstoffen in trockenem Zustand beschrieben, wonach konzentrierte
Lösungen von löslicher Stärke oder Dextrin, somit von abgebauten Stärken, zunächst
mit einer wäßrigen Formaldehydlösung erwärmt und darauf mit Harnstoff kondensiert
werden. Die derart erhaltenen Lösungen können auf erhitzten Zylindern in trockene
Pulver übergeführt werden.
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Die erfindungsgemäße Arbeitsweise unterscheidet sich von diesem Verfahren
dadurch, daß man von verätherten und/oder veresterten Stärkeprodukten ausgeht, während
außerdem das Aldehyd in Form eines Vorkondensats mit dem Harnstoff oder Harnstoffderivat
zugegeben wird und somit nicht erst mit der Stärke in Reaktion gebracht wird. Die
erfindungsgemäß hergestellten Produkte weisen gegenüber diesen bekannten Produkten
wesentliche Vorteile auf. Sie lösen sich besser und bedeutend schneller in Wasser,
und es werden dabei völlig glatte Lösungen oder Pasten erhalten. Auch bei verhältnismäßig
hohen Prozentsätzen an Kunstharzvorkondensaten behalten die betreffenden Stärkeprodukte
ihre gute Löslichkeit. Dazu kommt, daß die mit diesen Produkten erzielten Appreturen
sowohl gegenüber Oxydationsmitteln wie gegenüber Enzymen äußerst beständig sind.
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Die Produkte gemäß der Erfindung können als solche oder in Kombination
mit anderen, gegebenenfalls in kaltem Wasser löslichen oder quellenden Stärkeprodukten
benutzt werden, wie z. B. nativen Stärken, dünnkochenden Stärken, Dextrinen, Quellstärken
oder Quellstärkeäthern oder -estern, und die Erfindung umfaßt demenTtsprechend auch
die Herstellung solcher physikalischer Gemische. Diese zugesetzten Stärkep rodukte
werden beim Lösen des Trockenproduktes gemäß der Erfindung in Wasser ebenfalls gelöst
oder dispergiert werden, und sie werden beim Trocknen der Lösung auf einem Träger
an der Kondensationsreaktion teilnehmen.
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Die erfindungsgemäßen Produkte sind insbesondere in den Fällen von
Bedeutung, in denen unlösliche Schichten auf einem Träger erzeugt werden müssen.
Die Präparate können nicht nur für Appretierzwecke, sondern z. B. auch zum wasehbeständigen
Färben von Textilgeweben benutzt werden, sondern auch um diese knitterfest, schiebfest
und polfest zu machen, zur Erhöhung des Widerstandes gegen Reibung bzw. Abnutzung,
zum waschechten Fixieren von Pigmenten auf Textilgut, als Klebemittel, z. B. in
der Holztindustrie, zum Leimen von Papier, als Verdickungs- und Fixiermittel beim
Papier- und Textildruck, als Bindemittel für allerhand pulver-, korn- oder faserförmige
Materialien (Grundiermasse, Kitte, Wasserfarben, Brikette, Gußkerne und Faser- bzw.
Kunstholzplatten) u. dgl. Sie können auch als Preßpulver benutzt werden; zu diesem
Zweck können sie mit Fullstoffen, wie Holzmehl, Bentonit, gemahlenem Ton, Asbest-
und Zellulosefasern, Gewebeschn itzeln u. dgl., vermischt werden.
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Die Erfindung wird an Hand nachstehender Beispliele erläutert: Beispiel
In einen Alkalistärkekleister, der durch Vermischen von 2000 Gewichtsteilen Tapiokastärke,
4000 Gewichtsteilen Wasser und 400 Gewichtsteilen 300/obiger Natronlauge erhalten
wurde, werden bei einer Temperatur von 40 bis 600 C unter Rühren 440 Gewichtsteile
Epoxyäthan eingeführt.
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Nach einer Reaktionszeit von 2 bis 3 Stunden wird die alkalische
Masse mit konzentrierter Salzsäure neutralisiert und darauf wird das ganze Reaktionsgemisch
auf einem erhitzten rotierenden Zylinder getrocknet und anschließend gemahlen. Da
bei der alkalischen Behandlung bei erhöhter Temperatur, die zum Veräthern der Stärke
erforderlich ist, ein bedeutender Abbau des Stärkemoleküls eintritt, wird in dieser
Weise ein Oxyäthyläther von ziemlich weit abgebauter Stärke erhalten. Die Viskosität
einer 1 50/eigen Lösung dieses Oxyäthyläthers in Wasser beträgt 67 cP, gemessen
bei go0 C mit dem Brookfield-Viskosimeter (Spindel Nr. I und 12 R.P.M.).
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I50 Gewichtsteile Dimethylolharnstoff oder I50 Gewichtsteile des
Dimethyläthers von Dimethylolharnstoff werden in 2000 Gewichtsteilen Wasser von
50° C gelöst. IOOO Gewichtsteile des oben beschriebenen Stärkeproduktes werden dann
in dieser Lösung gelöst. Darauf wird das auf ein PH von etwa 8 eingestellte Gemisch
auf einem rotierenden Zylinder, der auf eine Temperatur' von etwa I400 C erhitzt
wird, zu dünnen Schichten ausgepreßt und gleichzeitig oder unmittelbar danach getrocknet.
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Sowohl mit Dimethylolharnstoff wie mit dem Dimethyläther von Dimethylolharnstoff
werden Stärkeprodukte erhalten, die mit 5 Gewichtsteilen kaltem Wasser eine praktisch
glatte Lösung mittlerer Viskosität ergeben. Das mit dem verätherten Vorkondensat
erhaltene Produkt löst sich jedoch rascher als das mit Dimethylolharnstoff hergestellte
Produkt.
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Bei obigen Versuchen wurde der Oxyäthyläther der abgebauten Stärke
zunächst gesondert getrocknet, aber es kann auch das Vorkondensat oder das verätherte
Vorkondensat dem neutralisierten Reaktionsgemisch des Stärkeäthers zugesetzt werden,
bevor dieses in der beschriebenen Weise in Trockenform gebracht wird.