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Streckwerk für Spinnmaschinen Die Erfindung bezieht sich auf ein Streckwerk
für Spinnmaschinen, insbesondere zum Verspinnen von Baumwolle und ähnlichen Faserstoffen,
auf dem das von der Strecke kommende Faserband im Wege einer ununterbrochenen Aufeinanderfolge
von Verzügen zu Garnen der gewünschten Nummer fertiggesponnen wird, mit wenigstens
sechs, vorzugsweise aber sieben auf die ganze Walzenstrecke verteilten, aus je einer
geriffelten unteren Walze und je einer glatten oberen Walze bestehenden Walzenpaaren.
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Es ist bereits bekannt, das von der Strecke kommende Faserband im
Wege einer ununterbrochenen Aufeinanderfolge von Verzügen unter Ausschalten der
üblichen Vorspinnmaschinen (Flyer) zu Garnen jeder gewünschten Nummer zu verspinnen.
Die zu diesem Zweck bereits bekannten Streckwerke enthalten eine größere Anzahl,
und zwar wenigstens sechs, vorzugsweise sieben auf die ganze Walzenstrecke verteilte,
aus j e einer geriffelten unteren Walze und je einer glatten oberen Walze bestehende
Walzenpaare. Nach diesem Verfahren sollen die starken Faserbänder bis zum feinen,
fertigen Garn auf Spinnmaschinen ausgesponnen werden, in deren Streckwerken hundert-
und mehrfache Verzüge zur Anwendung kommen.
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Obwohl dieses Verfahren sehr bedeutende Vorteile bietet, konnte es
bisher in der Praxis keinen Eingang finden, und die zu dessen Ausführung vorgeschlagenen
Spinnmaschinen sind über das Versuchsstadium nie hinausgekommen. Der Grund dafür
ist darin zu sehen, daB es bisher nicht gelungen
ist, ein geeignetes
Streckwerk zu schaffen, das neben höchsten Verzügen auch gestattet, die Vorzüge
richtig auf die.einzelnen Streckwalzenpaare zu verteilen, die Größe der einzelnen
Verzüge zu kontrollieren und konstant zu halten, mit der fortschreitenden Verfeinerung
des Bandes auch dessen Verdichtung und Verschmälerung zu sichern, das Gefüge des
Bandes während des Vorzuges unverändert beizubehalten und womöglich noch zu verbessern.
Dabei muß das Streckwerk in der Lage sein, den vorgenannten Bedingungen unter den
"verschiedensten Arbeitsbedingungen gerecht zu. werden, d. h. unabhängig davon,
ob auf der Spinnmaschine dünne oder dicke Baumwollbänder verarbeitet werden, dicke
oder dünnste Garne herzustellen sind und die zu verarbeitende Baumwollqualität lang-
oder kurzfaserig ist.
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Diese verschiedenen Bedingungen werden nun durch das Streckwerk nach
der Erfindung erfüllt, das im wesentlichen dadurch gekennzeichnet ist, daß eine
vorzugsweise auf alle Oberwalzen wirkende Andrückvorrichtung vorgesehen ist, deren
auf die einzelnen Oberwalzen wirkende Druckglieder als rautenförmige Sattelstücke
gestaltet sind, die jeweils mit zwei aneinander anschließenden Flanken unmittelbar
gegen zwei aufeinanderfolgende Oberwalzen drücken.
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Sämtliche Oberwalzen des Streckwerkes sind in an sich bereits bekannter
Weise mit einem Überzug aus leicht nachgiebigem, aber w iderstandsfähigem Material
(Leder, Gummi oder Kunststoff) versehen, wobei diese Bezüge nach einem weiteren
Merkmal der Erfindung derart ausgebildet sind, daß ihre axiale Länge in Richtung
der Fortbewegung des Faserbandes von der ersten bis zur letzten Oberwalze abnimmt
und auf jeder Oberwalze etwas über die maximale Breite des unter der Walze hindurchgehenden
Bandes hinausgeht.
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Weitere Erfindungsmerkmale gehen aus der folgenden Beschreibung eines
Ausführungsbeispiels des Streckwerkes nach der Erfindung hervor, das in der Zeichnung
veranschaulicht ist.
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Fig. i zeigt ein komplettes Streckwerk in Seitenansicht, teilweise
geschnitten, in- schematischer Darstellung; Fig.2 zeigt im Aufriß ein Fadenführungselement
(Kamm) ; Fig. 3 a, 3 b und 4 zeigen bauliche- Einzelheiten der Andrückvorrichtung.
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Die in Kannen 8 eingelegten Bänder 9 werden über eine angetriebene
Trommel io, eine Gabel ii und durch einen Trichter 12 hindurch den einzelnen Streckwerken
der Spinnmaschine zugeführt, aus deren letztem Walzenpaar, dem Ausgangswalzenpaar,
ein Faden der gewünschten Nummer heraustritt. Die Streckwerkseinheiten weisen eine
große Anzahl von Streckwalzenpaaren auf, um die erforderlichen hohen Verzüge durchführen
zu können. Das in Fig. i dargestellte Streckwerk besteht aus sieben.Streckwalzenpaaren.
Die sieben Unterwalzen sind mit ia bis 7a, die sieben Oberwalzen mit Ib bis 7b bezeichnet.
Die Unterwalze eines jeden Walzenpaares ist geriffelt ausgeführt, während die Oberwalze
mit einem glatten Überzug aus leicht nachgiebigem, aber widerstandsfähigem Material
(Leder, Gummi, Kunststoff) versehen ist. Die axiale Länge dieses Überzuges ist auf
jeder Oberwalze der maximalen Breite des unter dieser Walze durchlaufenden Bandes
angepaßt, und zwar übertrifft sie diese nm- ein weniges, während die Dicke des Überzuges
von einer Oberwalze zur nächsten in der Richtung der Fortbewegung des Bandes abnimmt.
Diese Maßnahme hat zur Folge, daß die Abnutzung der Überzüge möglichst gleichförmig
über die gesamte Breite erfolgt, wodurch wesentlich dazu beigetragen wird, daß die
zwischen Ober- und Unterwalzen erfolgenden Verzüge in den einmal eingestellten Streckwerken.
auf lange Zeit hinaus konstant bleiben. Gleichzeitig wird der von den Oberwalzen
auf die Unterwalzen ausgeübte Druck erhöht, bzw. bei einem vorgegebenen spezifischen
Optimaldruck werden die Leistungsanforderungen an die Andrückvorrichtung vermindert.
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Erfindungsgemäß wird auf sämtliche Oberwalzen lb bis 7b bzw. deren
feste Drehzapfen ein einstellbarer, zum Eigengewicht der Walzen hinzukommender Druck
ausgeübt. Die dafür vorgesehene. Andrückvorrichtung umfaßt ein Gewicht 23, das verschiebbar
an einem Ende eines einarmigen Hebels 24 angeordnet ist, dessen Drehpunkt=in einem
Lager 25 an der Bank 16 des Streckwerkes angeordnet ist -und über eine Zugstange
26 sowie eine Reihe weiterer, untereinander gelenkig verbundener Hebel 27, 29, 30a
und 30b nebst Zugstangen 34 32 und 33 die von dem Gewicht 23 ausgeübte Kraft auf
die festen Drehzapfen -der Oberwalzen la bis 7a überträgt, wobei diese Kraft in
einem bestimmten, vorher festgelegten Verhältnis zwischen der Oberwalze des Lieferwalzenpaares
i", - ib und den übrigen Oberwalzen aufgeteilt wird. Die letzten Glieder
31, 32 und 33 greifen an den rautenförmigen Sattelstücken 34, 35 und 36 an,
die ihrerseits jeweils auf zwei benachbarte Oberwalzen .drücken. Bei einer ungeradzahligen
Anordnung von Streckwalzenpaaren je Walzenstrecke muß daher für eine der Oberwalzen
ein besonderes Andrückelement vorgesehen werden, ähnlich dem Bügel 28 in Fig. i.
Die vorbeschriebene Andrückvorrichtung ist wenigstens zwei benachbarten Streckenwalzen
gemeinsam, während das Gewicht 23 vorzugsweise mehreren Streckenwalzen zugeordnet
ist. Das Gewicht 23 kann auch durch eine Feder ersetzt werden. Die Längen der Hebel
und Gestänge 27, 29, 30. und 30b sind so gewählt, daß die von den Sattelstücken
34 35- und 36 sowie von dem Bügel 28 ausgeübten Drücke von dem Streck-walzenpaar
7a, 7b in Richtung nach dem Ausgangswalzenpaar i", ib hin progressiv abnehmen.
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Die Anordnung von rautenförmigen Sattelstücken nach der Erfindung
auf den festen Oberwalzenzapfen trägt der Forderung Rechnung, daß die von diesen
Sattelstücken- ausgeübten Drücke unabhängig von den jeweiligenAbständen zwischen
den Streckwalzenpaaren wenigstens annähernd
konstant bleiben und
die # Sattelstücke selbst im Falle von Abstandsänderungen vorzugsweise automatisch,
d. h. ohne besonderes Nachstellen, ihre richtige Arbeitslage :einnehmen. Die Lagerböcke
37 der einzelnen Streckwalzenpaare sind in an sich bereits bekannter Weise längs
eines Steges 49 verschiebbar angeordnet, um die Abstände zwischen den einzelnen
Walzenpaaren der mittleren Faserlänge der zu verspinnenden Baumwollqualität anzupassen.
Eine solche Abstandsänderung zwischen zwei benachbarten Oberwalzen, beispielsweise
den Walzen 4b und 5b, ist in Fig. 4 dargestellt. Wenn die Walze 5b in die Lage 5b1
verstellt wird, nimmt der Sattel 35 automatisch die gestrichelte Lage 351 ein, ohne
daß besondere Nachstellarbeiten erforderlich sind. Die Sattellage 351 ergibt sich
aus der Lage 35 durch Schwenken des Sattelstückes um die Achse der Walze 4b, auf
der das Sattelstück mittels einer halbkreisförmigen Aussparung schwenkbar aufliegt
(vgl. Fig. 3a). Es ist nun aus Fig. 4 leicht zu entnehmen, daß das Verhältnis der
Hebelarme, mit denen die durch die Zugstange 32 (Fig. i) auf das Sattelstück 35
übertragene Kraft auf die beiden Oberwalzen 4b und 5b wirkt, trotz der Abstandsänderung
zwischen diesen beiden Oberwalzen so gut wie unverändert geblieben ist.
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An der Andrückvorrichtung ist noch eine weitere konstruktive Einzelheit
bemerkenswert, und zwar die auf der Kuppelstange 26 aufgeschraubte Hülse 21, die
so auf der Stange 26 angeordnet ist, daß ihr unteres Ende nur wenige Millimeter
von der ortsfesten Bank 16 entfernt ist. Sollen aus irgendeinem Grund die gesamten
Streckenwalzen von der Andrückvorrichtung entlastet werden, so kann dies durch Abnehmen
des Bügels 28 von der Oberwalze ib bewirkt werden, ohne daß man das Gewicht 23 in
irgendeiner Weise beeinflussen müßte. Dadurch senkt sich der Bügel 27 und mit diesem
die Kuppelstange 26, bis die auf dieser aufgeschraubte Hülse 21 auf die Bank 16
auftrifft und jegliche weitere Kraftübertragung demgemäß aufhört. Durch neuerliches
Einhängen des Bügels 28 werden die ursprünglichen Druckverhältnisse in ebenso einfacher
Weise wiederhergestellt.
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Wesentlich für ein einwandfreies Arbeiten des Streckwerkes sind die
Fadenführungselemente, die zum Verdichten und gleichzeitigen Verschmälern des Faserbandes
sowie zum Führen der Einzelfasern zwischen den Streckwalzenpaaren vorgesehen sind
(Fig.2). Solche Fadenführungseinrichtungen (Kämme) sind an sich bereits bekannt
und werden in den gewöhnlichen Maschinen der Vorspinnerei gewöhnlich lose auf den
Baumwollstrang aufgesetzt.
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In dem Streckwerk nach der Erfindung bestehen nun diese zwischen je
zwei Streckwalzenpaaren an-. geordneten Fadenführungseinrichtungen aus einzelnen,
kammartigen, je zwei Faserbänder 9 übergreifenden Führungsplatten 2o, die auf einer
einzigen, zwischen je zwei Faserbändern. vorgesehenen Längstragstange 22 (Fig. i)
in der Längsrichtung verstellbar befestigt sind. Von diesen Führungsplatten 2o ist
in der Fig. i nur eine zwischen den Streck-,ralzenpaaren 3a, 3b und 4a, 4b
angedeutet, um die Übersichtlichkeit der Darstellung nicht zu beeinträchtigen.
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Das zum Antrieb der Riffelwalzen i. bis 7" erforderliche Getriebe
ist in der Zeichnung nicht dargestellt, da dasselbe für den Fachmann keine Neuigkeit
darstellt und für jede Walze die Umdrehungsgeschwindigkeit festgelegt ist. Diese
Geschwindigkeiten sind durch die Größe des zwischen den einzelnen Walzenpaaren gewünschten
Verzuges sowie durch den die Garnnummer bestimmenden Gesamtverzug bestimmt. In der
Praxis können. die Verzüge zwischen den Walzen 2" bis 7" annähernd konstant gehalten
werden. Weitgehende Verzugsänderungen sind dagegen zwischen den Walzen i" und 2a
erforderlich. Ein Beispiel einer Aufteilung des Gesamtverzuges zwischen den einzelnen
Streckwalzenpaaren geht aus der nachstehenden Tabelle hervor:
Zwischen den Walzenpaaren 6a, 6b und 7a, 7b: 2,01- (i,43-)facher
Verzug |
_ _ - 5a, 5b und 6a, 6b: 2,42 - _ |
_ _ - 4a, 4b und 5a, 5b: 2,74 - _ |
_ _ - 3a, 3b und 4a, 4b: 2,04 _ - |
_ _ _ 2a, 2b und 3a, 3b: 475 - _ |
- - - IQ, Ib und 2a, 2b: I,I- bis 6 - - |