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Anlage zum unmittelbaren Verarbeiten von auf der Strecke hergestellten
Langfaserbändern zu Feingarn Die Erfindung betrifft die Herstellung von Garn aus
Bastfasern, z. B. Flachs, Hanf, Jute oder Ramie, sowie aus langen Blattfasern, z.
B. Sisal- und Manilahanf, sie betrifft indessen nicht die Herstellung von Baumwoll-und
Wollgarn.
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Bei der Herstellung von Garn ist es gebräuchlich, die Fasern einer
Zahl von Streich-oder Krempeloperationen zu unterziehen, wodurch sie in ein Faserband
umgewandelt werden. Die Fasern in einem solchen Band haben nur eine geringe natürliche
Kohäsion, und das Faserband muß, da es vor dem endgültigen Verspinnen zu Garn einem
sehr beträchtlichen Verzug zu unterwerfen ist, einer Zwischenbehandlung unterworfen
werden. Eine gebräuchliche Arbeitsweise besteht darin, daß das Faserband nach dem
Krempeln aus den Kannen, in denen es aufgesammelt ist, heraus einer oder mehreren
Strecken zugeführt wird, in denen es einer Reihe von Verzug- und Dublieroperationen
unterworfen wird, und daß es dann in eine Vorspinnmaschine geleitet wird, in welcher
es in gewissem Grade verzogen, roh verdrallt und dann: auf Spulen gewunden wird.
Letzte werden darauf in das Spulengatter der Spinnmaschine eingesetzt, und das Vorgärn
wird in der Spinnmaschine weiter verzogen und zum fertigen Garn versponnen. Ein
großer Nachteil dieser Arbeitsweise liegt darin, daß das Vorgarn auf Spulen gewunden
werden muß. Letzte sind in modernen Betrieben sehr vergrößert worden, aber die höchste
Größe der Spulen, die benutzt werden kann, ist scharf begrenzt durch die benutzten
Spinnvorrichtungen, Flügel, Ringe, Kapseln u. dgl., und infolgedessen wird viel
Zeit und Arbeit verbracht, um die Spinnmaschine dauernd mit Vorgarn zu versorgen.
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Eine weitere Arbeitsweise besteht darin, ohne eine Vorspinnmaschine
zu benutzen, das Arbeitsgut in Form eines Faserbandes den Spinnvorrichtungen einer
Spinnmaschine zuzuführen. Dann ist es nötig, ein Nadelstreckwerk im Oberteil der
Feinspinnmaschine vorzusehen, dessen Nadelstäbe das Faserband zugleich verstrecken
und stützen. Diese Arbeitsweise hat vor allem den Nachteil, daß die Geschwindigkeit,
mit welcher die Nadelstäbe arbeiten können, mechanisch begrenzt ist, so daß die
Leistung verringert wird, und daß es sehr schwierig ist, eine wirksame Ausschaltvorrichtung
anzuordnen,
urn Materialverschwendung bei Brüchen und Hemmungen zu vermeiden.
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Die Erfindung ermöglicht es, unter Ver-' rneidung dieser Nachteile
ohne Benutzun. einer Vorspinninaschine oder eines Nadel= Streckwerkes. in der Feinspinnmaschine
Garif aus großen Vorräten von Faserband unmittelbar herzustellen. Sie erfordert
nicht die Benutzung von kostspieligen Vorrichtungen all Stelle der ausgeschalteten
Teile, sondern im Gegenteil. sie setzt das Anlagekapital der Gesamteinrichtung beträchtlich
herab, ebenso die zti ihrer Wartung erforderliche Bedienungsarbeit.
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Dies wird nach der Erfindung dadurch erreicht, daß ztnli Verfestigen
des Faserbandes eine Vorrichtung zum Kräuseln des Faserbandes (Fig. i bis 3) hinter
der letzten Strecke vor der Spinnkanne und in der Feinspinnniaschine all der Eintrittsstelle
des Bande: in das Streckwerk eine Spannvorrichtung zum Glattziehen der Kräuselung
angeordnet sind.
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Eine bevorzugte Ausführungsforti einer Vorrichtung zurn Wellen oder
Kräuseln des Faserbandes bestellt darin, daß ein Paar voll Walzen zum Vorschieben
des Faserbandes gegen einen nachgiebigen Widerstand, z. B. ein flottierendes Gewicht,
welches eine [J-förmige Führungsrinne abdeckt, vorgesehen ist. Das Faserband kann
auch Matt dessen in bekannter Weise mittels eines Paares kannelierter Walzen gekräuselt
werden, welche (las gekrempelte Band in Kannen abliefern.
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Man hat hei Streckwerken mit Riftelwalzen bereits erkannt. daß die
Zugfestigkeit von Bauinwollfaserhändern durch die von den Ritielwalzen erzeugte
Krätiselting erhöht wird und daß infolgedessen die Kräuselung zulii Verziehen solcher
Bänder in der Feinstrecke günstig ist. Ini Gegensatz hierzu handelt es sich bei
der Erfindung nicht um die Anordnung voll Riffelwalzen in Streckwerken, «-as in
erster Linie den Zweck hat, einen genauen Verzug ohne Gleiten des Faserbandes zwischen
den Verzugwalzen zu bewirken, sondern die Kräuselvorrichtung liegt hinter der Vorstrecke
und kräuselt das Band erst unmittelbar vor dein Ablegen in die Spinnkanne. Die Erhöhung
der Bandfestigkeit hat hier den Zweck, den inneren Zusammenhalt des Faserbandes
so zti erhöhen, daß es möglich wird, das Faserband aus den Spinnkannen unmittelbar
in das horchliegende Oberteil der Spinnmaschine selbsttragend einzuführen. Einerseits
verstärkt die Wellung oder Kräuselung den Zusammenhalt der Fasern unter sich, andererseits
wirkt sie wie eine Feder, so daß beine Auftreten von @@'iderstrideli gegerl den
Allzug des Faserbandes aus der Sphinkanne nicht sofort ein relatives Gleiten der
Fasern eintritt, das zum Bruch führen könnte, sondern nur die Kräuselung wie eine
Zugfeder einen Ausgleich ergibt. Da beim Wiederglattziehen des Bandes ein Kräuse-'Itürigsrest
im Garn verbleibt, mindestens aber .der Faserverband auch nach dem Glattziehen der
Kräuselung ein stärkerer ist als vorher, so ist in dein Streckwerk der Feinspinninaschiiie
ein stärkerer und gleichmäßigerer Verzug möglich als bisher.
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Um <las Faserhand in der Feinspinnrnaschine ausreichend zu stützen
und .einen gleichmäßigen Verzug des Bandes in der Spinnmaschine trotz des Fehlens
der Nadelstäbe zu sichern, genügt nunmehr ein Gleitverzugstreckwerk ohne Nadelställe,
das ein rascheres Arbeiten gestattet.
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Eine Anlage nach der Erfindung ist in ihren wesentlichen Teilen auf
den Zeichnungen in einem Ausführungsbeispiel dargestellt. Auf der Zeichnung ist:
1# ig. i eine Vorrichtung zum Kräuseln oder Wellen eines Faserbandes und zum Ablegen
des gekräuselten Bandes in Kannen, Fig. 2 ein Grundriß der Well- oder Kräuselvorrichtung,
gesellen in Pfeilrichtung von der Ebene f 1-I-1 der Fig. i, Fig. 3 eine gleiche
Ansicht wie Fig. i einer zweiten Ausführungsforen einer Well-oder Kräuselvorrichtung,
Fig. 4 ein Aufriß eines Teiles einer Spinnrnaschitie, der zeigt, wie das Faserland
der Maschine zugeführt wird, und der die eingebaute Streckvorrichtung darstellt.
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Die. Zeichnungen stellen eine Einrichtung dar, die ilisbesondere zurn
Spinnen von Jute geeignet ist, und in der folgenden Beschreibillig wird das Spinnen
von Tute beschrieben werden, uni die Erfindung zu erläutern, obgleich diese allgemein
auf andere Bast- und lange Blattfasern anwendbar ist.
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Auf der linken Seite von Fig. i ist eine übliche Streck- oder Verzugvorrichtung
zum Behandeln eines Faserbandes schematisch dargestellt, bevor es in Vorgarn oder
Lunte verwandelt wird. Das Jutefaserhand i wird aus Kannen z entnommen und über
eine Reihe voll Brerns- oder sogenannten jockevwalzen 3 und von hier über ein Nadelstreckwerk
d. geführt. Es wird beim Durchgang durch das Nadelstreckwerk und durch den Zug der
`Falze 3 -,-erstreckt. Das verstreckte Band kann dann. wenn es gewünscht wird, dubliert
werden, indem für diesen Zweck eine Dublierplatte G, siehe auch Fig. z, angeordnet
ist.
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Bei den meisten Jutefasern ist das Faserband in diesem Zustande sehr
schwach und hat nicht genügend Zugfestigkeit, um es in diesem Zustand der Spinnmaschine
zuleiten zu können. Allgemein hat man es auf dieser Arheitsstrlfe für notwendig
gehalten, dem
Band einen vorläufigen Drall in einer Vorspinnvorrichtung
zu geben, um das Verstrecken der Fasern während des Spinnprozesses ausreichend beherrschen
zu können.
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Im vorliegenden Falle jedoch wird das einfache oder dublierte Faserband
gewellt oder gekräuselt durch eine Vorrichtung gemäß Fig. i und 2. Diese Vorrichtung
besteht aus einer Führungsrinne 7 von U-förmigem Querschnitt und ungefähr der gleichen
Breite wie das Faserband. Neben der Rinne ist ein gewichtsbelasteter Hebel 8 gelagert,
der der Breite nach in die Rinne hineinpaßt, so daß er diese stellenweise schließt.
Das Faserband wird in die Rinne durch ein Paar angetriebener Walzern 9 gedrückt
und wird zwischen den Walzen 9 und dem Gewichtshebel 8 zusammengedrückt, bis der
Druck hinter dem Hebel 8 diesen lüftet und dem Faserband den Durchgang gestattet,
worauf es in die Kanne io abgelegt wird.. Die Zusammenpressung des Faserbandes in
der Rinne 7 zwischen den Walzen 9 und dem Gewichtshebel 8 verursacht eine Querfaltung
in Wellenform, so daß das Band beim Austritt aus der Rinne 7 gewellt oder gekräuselt
ist, wie bei ja in Fig. i dargestellt.
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Die Kanne io, in welche das gekräuselte Band abgelegt wird, hat zweckmäßig
kreisrunden O_uerschnitt und wird während des Füllens langsam gedreht. Das Band
erhält daher einen leichten Drall, dessen Stärke von dem Grad der Drehung der Kanne
abhängt. Derartige Kannen werden jedoch gewöhnlich nur mit zwei Umdrehungen pro
Minute bewegt, so daß die Stärke des Dralls nicht ausreicht, um die Zugfestigkeit
des Faserbandes zu beeinflussen.
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Eine zweite Art des Kräuselns ist in Fig. 3 dargestellt. Hier wird
das Faserband durch die Dublierplatte 6 mittels eines Paares von kannelierten Walzen
i i hindurchgezogen, welche durch eine Feder 12 gegeneinander gedrückt werden. Da
auf das Faserband hinter den Walzen i i außer durch sein Eigengewicht kein Zug ausgeübt
wird, so wellen oder kräuseln die Walzen i i das Band in einer Form, die genau der
Form und Tiefe der Kannelierung der Walzen i i entspricht.
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Die Kannen io fiaben ein großes Fassungsvermögen, und wenn eine von
ihnen gefüllt ist, so wird sie durch eine leere ersetzt und auf die Rückseite einer
Spinnmaschine gebracht, vgl. Fig. 4. Diese Spinnmaschine ist nicht mit dem üblichen
Spulengatter versehen, da das-zugeführte Arbeitsgut nicht in Form eines verdrallten
Vorgespinstes auf Spulen gewickelt ist, sondern in Gestalt eines gekräuselten Faserbandes
aus dem. Kannen io entnommen wird. Dieses gekräuselte Faserband i wird aus den Karinen
herausgezogen und über Leitrollen 13 geführt, von wo es durch eine Führung 14 zwischen
den Scheiteln von angetriebenem Vorschubwalzen 15 der Spinnmaschine hindurchläuft.
Das Band i kann sein Eigengewicht auf dem Weg zur und durch die Spinnmaschine sicher
tragen, da die Wellung oder Kräuselung ausgezogen werden müßte, bevor eine relative
Längsverschiebung zwischen den Fasern des Bandes eintreten kann. In der Spinnmaschine
befindet sich ein Paar von Speisewalzen 15 üblicher Art, die in üblicher Weise durch
einen gewichtsbelasteten Hebel gegeneinander gedrückt werden. Das hierfür notwendige
Gewicht ist indessen geringer als bei den üblichen Spinnmaschinen.
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Der Grad der Kräuselung des Faserbandes dürfte über seine Länge nicht
völlig regelmäßig Senn, insbesondere, wenn das Band mittels einer Vorrichtung nach
Fig. i und 2 gekräuselt wird. Es ist indessen wichtig, daß das Faserband mit gleichförmiger
Geschwindigkeit der Spinnvorrichtung zugeführt wird, d. h. das Gewicht des Bandes,
das 'die Speisewalzen in der Zeiteinheit durchläuft, muß immer das gleiche sein,
wenn ein gleichmäßiges Gern erzeugt werden soll, und infolgedessen ist eine Spannvorrichtung
angeordnet, welche auf der Zeichnung in Gestalt eines gewichtsbelasteten Schwinghebels
1.Ia dargestellt ist, der mit seinem freien Ende auf dem Faserband in der Führung
14 aufliegt. Mittels dieser Vorrichtung werden die Wellen der Kräuselung glattgezogen,
bevor das Faserband die Berührungsstelle der Walzen 15 erreicht. Der Druck auf das
Faserband kann selbstverständlich je nach dem verarbeiteten Material geändert werden,
indem die Gewichte auf dem Hebel i4a gewechselt werden. .
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Statt des Hebels 14a kann eine Feder benutzt werden, und dann kann
die Führung 14 so ausgebildet sein, daß flache Federn verschiedener Stärke oder
eine veränderbare Zahl solcher Federn daran angebracht werden können. Es kann auch
ein angetriebenes Walzenpaar benutzt werden, das mit einer etwas geringeren Geschwindigkeit
als die Walzen 15 umläuft, oder eine glatte Stange, die bremsend auf das Faserband
wirkt.
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Die Stelle, an welcher die Spannvorrichtung auf das Faserband einwirkt,
liegt zweckmäßig dicht vor der Berührungsstelle der Vorschubwalzen 15, da sonst
bei kurzen Fasern die Möglichkeit besteht, daß sie aufgehalten und von den Vorschubwalzen
15 nicht gefaßt werden.
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Die Spinnmaschine hat noch ein Paar von Zug- oder Ablieferwalzen 16
üblicher Art, welche das Band dem Flügel 17 zuleiten, der es auf die Spule 18 aufspinnt.
"Zwischen
den Vorschubwalzen 15 und den Zugwalzen 16 befinden sich zwei auf das Faserband
wirkende Durchzugvorrichtungen. die je aus zwei Walzenpaaren i9, i9" und 2o, 2o"
bestehen.