DE69493C

DE69493C - Stuhl mit nach vorn sich senkender Sitzplatte

Info

Publication number: DE69493C
Application number: DENDAT69493D
Authority: DE
Original assignee: Dr. S. CZAPSKI in Jena
Anticipated expiration: 1912-02-23

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT

Bei den jetzt in Gebrauch befindlichen Stühlen befindet sich der Körper, des darauf Sitzenden fast stets in einer ungesunden Lage und vornübergebeugt, namentlich beim Schreiben, Zeichnen, aber auch beim Essen. Es ist dann der Körper zusammengekauert, die Oberschenkel bilden einen spitzen, im besten Falle einen rechten Winkel mit der Wirbelsäule; infolge dessen werden die in dem Unterleib befindlichen Organe, also namentlich die der Verdauung dienenden Eingeweide, sodann auch die dem Urogenitalsystem angehörigen Organe zusammengeprefst und in ihren Functionen gestört.

Der vorliegende Stuhl kennzeichnet sich dadurch, dafs der Sitz, nach Belieben und selbsttätig dem Druck der Schenkel folgend, mit der Haltung des Körpers seine Neigung gegen die Stuhlbeine bezw. den Fufsboden verändert, also horizontal oder auch etwas nach hinten abwärts geneigt ist, wenn man sich zurücksetzt und mit dem Rücken gegen die Rücklehne des Stuhles anlehnt, und bis zu einem genügenden Grade nach vorn abwärts geneigt, sobald man sich nach vorn überbeugt, um zu schreiben oder dergleichen.

Dieses Ziel kann auf verschiedene Weise mechanisch verwirklicht werden. Alle Ausführungsweisen kommen darauf hinaus, direct oder indirect eine dem Sitz parallele, von rechts nach links gehende Drehachse einzuführen, um welche sich der Sitz nach vorn neigen läfst, und gleichzeitig durch Federn, welche entweder vorn unterhalb des Sitzes nach oben wirken oder hinten oberhalb desselben nach unten wirken, · den Sitz nach Aufhören des auf ihm lastenden einseitigen Druckes in seine ursprüngliche Lage zurückzuführen.

In der Zeichnung ist ein derartiger Stuhl dargestellt, bei welchem der Sitz sich um zwei Zapfen ^ dreht. Die Lager L für dieselben befinden sich auf der Innenseite der seitlichen Wangen. Die Zapfen Z sind in gleicher Höhe mit dem Sitz selbst. Auf diese Weise sind beide fast vollständig verborgen. Der Sitz befindet sich in diesem Falle zwischen den seitlichen Wangen. An der vorderen Seite der ■ letzteren springt eine hölzerne Leiste nach innen, welche den beiden kräftigen Schraubenfedern W als Widerlager dient. Das andere Ende dieser Feder stützt sich gegen die untere Seite des .Sitzrahmens. Zwei unten an die .Sitzplatte geschraubte gekrümmte dünne eiserne Stangen, welche frei durch die Federn hindurchgehen, geben den letzteren Führung. Die Gröfse der Neigungsänderungen, welche man dem Sitz ertheilen kann, wird durch Anschläge A begrenzt, wie sie sich entweder bei der herkömmlichen Stuhlconstruction von selbst ergeben oder auch in naheliegender Weise besonders angebracht werden können.

Um auch den Federmechanismus möglichst zu verdecken und andererseits beim Vorn-

überbeugen ein Geklemmtwerden zwischen Sitz und Rahmen zu verhindern, ist es vortheilhaft, dem Sitz vorn eine abgerundete, geschweifte Form zu geben mit einer Fortsetzung B des Sitzrahmens nach unten.

Endlich kann man dieselbe Contruction auch bei Stühlen anwenden, deren Sitz gepolstert ist, sowie bei Bänken.

Claims

Patent-Anspruch:

Ein Stuhl (auch Bank), gekennzeichnet durch eine auf den abgeschrägten Zargen (s s) um ihre Mittelachse (Z) schwingende und durch Druckfedern (W) in waagrechter Lage gehaltene Sitzplatte (P), derart, dafs dieselbe sich bei entsprechender Belastung nach vorn senken kann.

Hierzu ι Blatt Zeichnungen.