DE56659C - Apparat zum Zerkleinern, Mahlen und Mischen von städtischen Abgängen behufs Verarbeitung derselben auf Dünger - Google Patents
Apparat zum Zerkleinern, Mahlen und Mischen von städtischen Abgängen behufs Verarbeitung derselben auf DüngerInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT
PATENTSCHRIFT
KLASSE 16: Düngerbereitung.
derselben auf Dünger.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 25. Mai 1890 ab.
Der Zweck der vorliegenden Erfindung ist, die unverwerthbaren Stoffe von Kanalabwässern,
Excrementen und ähnlichen Abgängen, welche sich in Städten ansammeln, zu zerstören und
den Rest auf Dünger zu verarbeiten.
Zu diesem Behufe wird der Müll, d. h. die trockenen und festen Bestandtheile der Abgänge,
zuerst in einen Trichterkasten gebracht, aus welchem er auf ein Schüttelsieb gelangt, so
dafs seine feineren Theile durch die Maschen des letzteren auf in ihrer Längsrichtung cannelirte
Walzen fallen und die gröberen Stücke in einen gewöhnlichen Steinbrecher oder dergleichen
gelangen. Hier werden diese Stoffe fein vermählen, weil sie sonst nicht als Düngemittel
zum Ausstreuen auf Ackerland verwendet werden können, und kommen dann in ein rotirendes Trommelsieb, welches geneigt gelagert ist. Die nicht durch die Maschen fallenden
Theile gelangen dann allmälig an das tiefere Ende der Trommel und werden später in einem Cupolofen, welcher mit einem Gebläse
versehen ist, verbrannt. Die zurückbleibenden Aschenreste werden wiederum in den bereits erwähnten Trichterkasten gebracht
und nochmals durch die Maschine gesendet.
Der durch die Maschen des rotirenden Trommelsiebes hindurchfallende Müll vereinigt
sich dagegen mit den direct aus dem Schüttelsieb kommenden Stoffen auf den cannelirten
Walzen, welche ähnlich wie Zahnräder in einander greifen. Eine dieser Walzen ruht in mit
starken Fedefbuffern versehenen elastischen Lagern, so dafs die nicht zu vermählenden
Theile durchgehen können, ohne die Maschine zu beschädigen. Ein zweites, aber feineres
Schüttelsieb, welches ebenso wie das erste durch Gestänge hin- und herbewegt wird,
nimmt die zwischen den Walzen durchgehenden Stoffe auf und sondert den Müll nochmals,
indem es die unzerquetschten Theile, welche die Walze aus einander preisten, aus der Maschine
auswirft, die wiederum in den Cupolofen gebracht werden können.
Unter dem zweiten Schüttelsieb ist noch ein anderes Walzenpaar angeordnet, bei welchem
die eine Walze schneller läuft als die andere, so dafs der aus dem zweiten Schüttelsieb herausfallende
Müll auf das Feinste vermählen und eine gleichmäfsig pulverförmige Masse erzielt
wird. Der Grad der Feinheit dieses Pulvers kann je nach Wunsch durch Verstellen der
Walzen gegen einander geregelt werden.
Von dem letzten Walzenpaar gelangt das Düngepulver schliefslich in ein längliches Mischgefäfs,
worin es mit den Excrementen, dem Urin und mit thierischen und pflanzlichen
Resten vermengt wird. Letztere Stoffe kommen in aufgelöstem Zustande aus einem Behälter,
welcher mit einem Filtersieb ausgerüstet ist, um die festen von den flüssigen Bestandtheilen
trennen zu können. Ferner ist dieser Behälter noch mit rotirenden Rührschaufeln versehen,
um die Masse so mit einem Lösungs- oder Desinfectionsmittel zu mischen, dafs es noch
genügend dünnflüssig bleibt, um durch ein Rohr in das Mischgefäfs der Mahlmaschine gelangen
zu können. Der etwa zurückbleibende
Urin kann dann durch Destillation in irgend einer Weise verwerthet werden.
Der Mischbottich der Mahlmaschine ist mit einer oder mehreren rotirenden Wellen, welche
Schraubenflügel tragen, ausgestattet, so dafs sich die breiige Masse mit dem Pulver und
einer Quantität Gyps, welcher als Absorptionsmittel hinzugethan wird, innig vermengt. Das
Ganze verläfst schliefslich die Maschine an dem breiteren Ende des Mischbottichs und man erhält
ein Düngemittel, welches einen guten Handelswerth besitzt.
Auf den beiliegenden Zeichnungen ist die Mahlvorrichtung dargestellt. Fig. ι zeigt eine
Längsansicht und Fig. 2 eine Endansicht derselben. Fig. 3 ist ein Schnitt nach Linie a-b
der Fig. 1, und Fig. 4 ist eine vergröfserte Ansicht eines elastischen Lagers für die cannelirten
Walzen.
Das Gestell A der Mahlvorrichtung ist stark gebaut und so montirt, dafs die Müllwagen
ihre Ladung von Kehricht oder trockenem Abfall direct in den Trichterkasten B abwerfen
können. Das darunter befindliche Schüttelsieb C, ebenso wie das zweite Schüttelsieb D
sind mit einer Excenterstange D1 verbunden, die andererseits an einer Scheibe E drehbar
befestigt ist und durch konische Zahnräder F auf der senkrechten Welle G in Umdrehung
versetzt wird. Die Welle G wird durch ein weiteres konisches Zahnradgetriebe H bethätigt,
welches von den Walzen K seine Bewegung erhält.
Die Maschen des Siebes C sind verschieden grofs. Am kleinsten sind sie am Einlafs und
am gröfsten am Auslafs. Am besten wird ihnen im ersten Theil des Siebes ein Durchmesser
von ι Y4 cm und im letzten ein solcher von
3 3/4 cm gegeben. Die Maschen des zweiten
Siebes £) sind alle von gleicher Gröfse, nämlich ι Y4 cm im Durchmesser, doch kann die
Gröfse derselben anders gewählt werden, je nachdem mehr oder weniger Theile verascht
werden sollen.
Die kleineren, auf das Sieb C gebrachten Körper gelangen auf das Sieb D und von da
wiederum zum Theil auf ein Schutzdach / und zum Theil (d. h. die gröfseren Körper) in eine
Abfuhrrinne U1, Fig. 2, von wo sie zur Heizung des Dampfkessels entnommen werden können.
Vom Schutzdach /fallen die kleineren Theile auf ebenfalls im Winkel zu einander stehende
und vorragende Flächen /, Fig. 3, welche das Material zwischen die Walzen K führen. Wie
schon erwähnt, ist .eine der Walzen elastisch gelagert, und zwar, wie aus Fig. 4 ersichtlich
ist, gegen eine Feder L, so dafs die harten, nicht zerbrechbaren Bestandtheile des Mülls
zwischen die Walzen hindurchgehen können. Die Zahnräder, durch welche die Walzen K
bethätigt werden, besitzen besonders lange Zähne, so dafs auch beim Nachgeben einer
der Walzen die Zahnräder stets noch in einander greifen.
Das zerquetschte Material fällt von den Walzen auf ein drittes Sieb M, welches, wie
die beiden oberen, durch eine Excenterstange JV und Zahnräderpaar O hin- und herbewegt
wird. Dieses Sieb ist auf vier Hebeln M1 gelagert, so dafs auch eine geringe Auf- und
Abbewegung erzielt wird, wodurch die Stücke, welche zu grofs sind, um durch die Maschen
des Siebes zu fallen, in eine Abführungsrinne P fallen, von wo sie, wie schon angegeben, in
einen Cupolofen gebracht werden.
Die feineren Stücke fallen zwischen die zweiten Walzen Q, welche festgestellte Lager besitzen
und von denen die eine schneller als die andere in Umdrehung versetzt wird, so dafs das Material
pulverförmig verrieben und in den Mischbottich -R gebracht wird. Letzterer besitzt eine
oder auch mehrere Schraubenwellen S, welche mit einer Schnecke oder mit Schneckenflügeln
ausgestattet sind und das Pulver bei seinem Transport nach dem vorderem Ende mit den
durch ein Rohr T in den Bottich gelangenden Excrementen und ähnlichen Stoffen mischen.
Diese flüssigen Abgänge kommen von einer Mischmaschine, welche in Fig. 7 dargestellt
und mit schwimmenden Filtersieben und Rührschaufeln ausgerüstet ist, welch letztere vermittelst
konischer Zahnräder Z und Welle Z1 in Drehung versetzt werden.
Die Welle Z1 kann auf beliebige Weise bethätigt werden, doch ist es vortheilhaft, die
Bewegung von dem Steinbrecher V vermittelst Kette auf ein auf Welle Z sitzendes Kettenrad
Z2 zu übertragen, um die flüssige Masse. in den Mischbottich R zu bringen, wo sie
vollständig mit dem Pulver vermengt wird.
In die Mischmaschine wird aufserdem eine gewisse Menge Schwefelsäure gegossen, um die
Masse zu desinficiren und löslich zu machen. Schliefslich wird in den Mischbottich R der
Mahlvorrichtung Gyps in solcher Menge eingeführt, dafs die Masse die erforderliche Consistenz
als Düngemittel erhält.
Die in den Fig. 1 bis 4 dargestellte Mahlvorrichtung kann auch zum Pulverisiren von
Erzen, Schlacken oder Cement verwendet werden, in welchem Falle die Mischmaschine
(Fig. 7) fortfallen kann und der Mischbo.ttich R der Mahlmaschine nur als Auffangrinne für
das Pulver dient, welches durch die Schnecke S abgeführt wird.
Die gröberen Bestandtheile, welche nicht durch die Maschen des Schüttelsiebes C fallen
können, gelangen, wie schon erwähnt, in die Abfuhrrinne U, Fig. 1, und von da in den
Steinbrecher V, wo sie zerquetscht und durch
einen Kanal W in das Trpmmelsieb X gebracht werden. Die Durchlochungen des letzteren
sind am kleinsten am Einlafsende und werden allmälig gröfser, ähnlich wie dies bei
dem Schüttelsieb C der Fall ist, so dafs die kleineren Theile durch die Maschen treten und
sich mit jenen vermischen können, welche von dem Schüttelsieb D kommen. Die gröberen
Bestandtheile werden durch einen Kanal Y abgeführt und zusammen mit den aus Schüttelsieb
M kommenden verarbeitet.
Das Verfahren und die dabei zur Anwendung gelangenden Vorrichtungen sind in Obigem
nur mit Rücksicht auf die Verarbeitung von Abgängen aus Städten beschrieben, welche entwickeltere
Kanalisations- und Abfuhreinrichtungen aufweisen, wobei die Excremente und
der Urin getrennt von dem Strafsenmüll, Asche u. dergl. fortgeschafft werden. Wo jedoch
noch die älteren Abortanlagen bestehen, welche alle Abgänge des Haushalts und der Strafse
gemischt aufzunehmen haben, bringt man dieses Gemisch bei Verarbeitung auf Dünger zunächst
vermittelst eines Kanals α in eine rotirende Trommel b, Fig. 5 und 6, welche vortheilhaft
im Querschnitt viereckig gestaltet und innen mit Schraubengang ähnlich angeordneten
Rippen versehen ist. Die Masse wird darin gut vermischt, zerbröckelt und aufgelockert
und gelangt an das tiefere Ende c in stets gleichbleibender Menge. Von hier fällt sie in
eine Rinne e, welche sie an die Becher eines Elevators d abgiebt. Der obere Theil des
Elevators ist von einem Blechmantel f umschlossen, um ein Verstäuben der feineren
Theile zu vermeiden, sobald das Gemisch auf das Schüttelsieb C der Mahlmaschine fällt.
Nachdem dies geschehen, wird das Ganze, wie vorher beschrieben, verarbeitet.
Der Elevator kann durch beliebige Mittel in Thätigkeit gesetzt werden.
Auf diese Weise werden die verschiedenen Bestandtheile der Abgänge aus Städten leicht
auf maschinellem Wege gesichtet, so dafs die unverwerthbaren Stoffe zu Asche reducirt und
die übrigen auf Dünger von gutem Handelswerth verarbeitet werden können.
Die Vorrichtungen können für die verschiedensten Zwecke verwendet werden, so auch
zur Herstellung von Briquettes, wobei der Kohlenstaub mit Theer u. dergl. vermischt wird.
Claims (2)
1. Ein Apparat zum Zerkleinern, Mahlen und Mischen von Stoffen, vorzugsweise von
städtischen Abgängen, behufs Verarbeitung der letzteren auf Dünger, bestehend aus
einer Sichtevorrichtung (C), von welcher die feinen Theile auf ein Schüttelsieb (D),
die gröberen Theile in eine Brechvorrichtung (V) und von dort in ein Trommelsieb
(X) gelangen, bei welcher Einrichtung die durch das Schüttelsieb (D) und über
die das Trommelsieb schützende Fläche (I) gehenden, mit den durch Trommelsieb (X)
gehenden feineren Theilen vereint, durch Walzen (K) zerdrückt und nach darauffolgender
Sichtung in einen nochmals durch Walzen (QJ zu zerkleinernden feineren und
in einen nach einem Cupolofen zuzuführenden gröberen Theil zerlegt werden (Fig. 1,
2 und 3).
2. Die Verbindung des in Anspruch 1. gekennzeichneten
Apparates mit einer Mischvorrichtung (Fig. 5), in welche Flüssigkeit oder
Excremente hineingelangen, derart, dafs der bei dem Apparat nach Anspruch 1. erhaltene
feinere, durch Walzen (QJ. gegangene Antheil der festen Stoffe ebenfalls in diese
Mischvorrichtung gelangt und dort mit den flüssigen Stoffen bezw. Excrementen gemischt
wird.
Hierzu 2 Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE56659C true DE56659C (de) | 1900-01-01 |
Family
ID=331084
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DENDAT56659D Expired DE56659C (de) | Apparat zum Zerkleinern, Mahlen und Mischen von städtischen Abgängen behufs Verarbeitung derselben auf Dünger |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE56659C (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE1263034B (de) * | 1962-08-07 | 1968-03-14 | Maschb Ruckstuhl & Co | Vorrichtung zur Umwandlung von Muell, Klaerschlamm, Muell-Klaerschlamm-Gemischen oder aehnlichen organischen Abfallstoffen in Kompost-Duengemittel |
-
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- DE DENDAT56659D patent/DE56659C/de not_active Expired
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE1263034B (de) * | 1962-08-07 | 1968-03-14 | Maschb Ruckstuhl & Co | Vorrichtung zur Umwandlung von Muell, Klaerschlamm, Muell-Klaerschlamm-Gemischen oder aehnlichen organischen Abfallstoffen in Kompost-Duengemittel |
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