DE4243681A1

DE4243681A1 - Chirurgischer Mehrlagen-Adhäsionswundverschluß

Info

Publication number: DE4243681A1
Application number: DE4243681A
Authority: DE
Original assignee: RICHTER SOEREN 12159 BERLIN
Current assignee: RICHTER SOEREN 12159 BERLIN
Priority date: 1992-12-18
Filing date: 1992-12-18
Publication date: 1994-06-23
Anticipated expiration: 2012-12-19
Also published as: DE4243681C2

Description

In der chirurgischen Praxis tritt ständig die Aufgabe des abschließenden Wundverschlusses auf, für die in der Regel Nahtmaterial eingesetzt wird. Bei der Erfindung handelt es sich um einen alternativen Wundverschluß adhäsiven Typs, der vorzugsweise bei kleineren operativen Eingriffen die unerwünschten Nebenwirkungen von Nahtmaterial und Naht unter Beibehaltung wesentlicher Vorteile dieser Technik zu vermeiden hilft.

Während das Nähen als Wundverschluß sowie Heftklammertechniken nach Eingriffen in größeren Gewebsbezirken oder solchen, die tiefer intracorporal lokalisiert sind, bis heute ohne echte Alternative geblieben sind, muß nach einer Exzision kleinerer epidermaler oder intradermaler pathogener Gewebspartien die Frage entschieden werden, ob eine Naht nötig ist. Meist wird zur Vermeidung von Infektionen und zur Prophylaxe von atrophischer oder hypertrophischer Vernarbung mit Gefahr der Keloidbildung diese Frage positiv beantwortet. Das hat zur Konsequenz, daß bei vielen kleineren chirurgischen Routineeingriffen Nahtspuren durch Einbluten in die Nahtkanäle, Blutgerinnung, verzögertes Abbauen von Nahtmaterial oder Infektion mit drohender weiterer Gewebeschädigung um die Einstichstellen entstehen, die z. T. kosmetisch nicht minder relevant als die eigentliche Schnittwunde sein können und vermieden werden könnten. Eine Ausnahme bei der Anwendung von Nahtmaterial bilden etwa Bißwunden von Hunden, die aus Gründen drohender Infektionsgefahr normalerweise nicht genäht werden, sondern nur plastisch-chirurgisch nachbehandelt werden können.

Zur Lösung des Problems, d. h. zum Schutz des Patienten vor Nahtspuren und störenden Nebenwirkungen der konventionellen Nähtechnik, dient der eingangs genannte Mehrlagen-Adhäsionswundverschluß, dessen erste Lage, im einfachsten Fall einteilig und mit größerer Fläche als das zu erwartende Exzisat, zentral perforiert ist. Diese erste Lage wird bereits vor der Operation auf die Haut um das zu exzisierende Gewebe aufgebracht und ist als hautfreundliches, gut luftdurchlässiges Heftpflaster besonderen Zuschnitts ausgeführt, wobei neben der zentralen Perforation noch mindestens eine weitere, kleinere Perforierung zum Anwenden der Lokalanästhesie vorhanden ist, und eine segmentierte, provisorische Schicht mit geringerer Adhäsion als die Schicht mit Hautkontakt für eine Abdeckung zum Schutz vor Eindringen von Körpersekret sorgt. Die zweite Lage des Adhäsions-Wundverschlusses entspricht der chirurgischen Naht und wird mit sehr starker Adhäsion auf die erste aufgebracht, wofür die provisorische Abdeckung der ersten Lage teilweise entfernt wird. Auch diese Lage ist segmentiert, wobei jedes Segment für sich die Schnittwunde mit dünnem Querschnitt überlagert. Die Spannung eines jeden Segmentes läßt sich den Bedürfnissen anpassen, was für gleichmäßigen Wundverschluß sorgt. Ausführungsbeispiele für diese zentrale zweite Lage sind entkeimte, mit Klebemasse versehene, sich zur Mitte hin verjüngende Gewebe, etwa aus Seide oder Kunstseide, oder mit Sekundenklebstoff auf dem Trägermaterial zu befestigende Fäden aus Nahtmaterial, das durch Schlaufen einer Verstärkung für die erste Lage gezogen wird. Die abschließende, auf die zweite Lage aufzubringende dritte Lage ist ein zum Auffangen von Scherkräften präparierter, biegeelastischer Deckverband guter Luftdurchlässigkeit, etwa aus Gewebe mit orthogonaler und diagonaler Fadenführung, ggf. durch Klebung stabilisiert oder in Kontakt gebracht. Diese dritte Lage ist mit Aussparung für die engere Schnittumgebung mit einer adhäsiven Schicht versehen und besitzt für die Schnittumgebung eine entkeimte Wundauflage. Der gesamte Mehrlagen-Adhäsionswundverschluß ist in seiner Größe den speziellen Erfordernissen anzupassen und bietet dann einen umfassenden Wundschutz.

Claims

Chirurgischer Mehrlagen-Adhäsionswundverschluß, dadurch gekennzeichnet, daß
- a) Lage (1) als speziell präpariertes Heftpflaster, im einfachsten Fall einteilig und mit einer zentralen Perforation von größerer Fläche als das zu erwartende Exzisat, guter Haftungsfähigkeit und hoher Luftdurchlässigkeit bereits vor der Operation auf die Peripherie des Exzisates aufgebracht wird und den Träger für das Aufbringen des eigentlichen Wundverschlusses bildet.
  Lage (1) besteht aus einem System aus luftdurchlässigem Trägermaterial auf gut hautverträglicher Klebemasse, das mit Luftlöchern versehen ist und von einer weniger adhäsiven, provisorischen, segmentierten Deckschicht überlagert wird, die nach Ausführen der Operation entfernt wird und das Trägermaterial vor Eindringen von Körpersekret schützt. Zur Anwendung der Lokalanästhesie existiert in Lage (1) mindestens eine kleinere Perforation in Nähe der zentralen Perforation. Weiter ist der Mehrlagen-Adhäsionswundverschluß dadurch gekennzeichnet, daß
- b) Lage (2), die den Teil des Wundverschlusses bildet, der der chirurgischen Naht entspricht, mit starker Adhäsion auf Lage (1) aufgebracht wird und segmentiert ist, wobei jedes Segment für sich die Schnittwunde mit dünnem Querschnitt überlagert und mit individueller, der Wunde angepaßter Zugspannung auf dem Trägermaterial zu befestigen ist, wofür dessen ebenfalls segmentierte, provisorische Abdeckung z. T. entfernt wird. Ausführungsbeispiele sind mit Klebemasse versehene, gereinigte, sich zur Mitte hin verjüngende Gewebe, z. B. aus Seide bzw. Kunstseide, oder mit schnellstaushärtendem Klebstoff auf dem Trägermaterial zu befestigende Fäden aus Nahtmaterial mit sich verbreitenden Endstücken zur Vergrößerung der Angriffsfläche für Klebstoff. Auch ist es denkbar, das Trägermaterial an seinen zur Wunde hin orientierten und ggf. verstärkten Kanten mit Schlaufen auszustatten, durch welche die die Wunde überspannenden Fäden gezogen werden können. Ferner ist der Wundverschluß dadurch gekennzeichnet, daß
- c) Lage (3) den Deckverband bildet, der die Wunde vor Fremdkörpern und Umwelteinflüssen schützt. Er besitzt eine adhäsive Schicht in seiner Peripherie. Sein Trägermaterial ist speziell zum Auffangen von Scherkräften präpariert, wozu etwa ein Gewebe mit Orthogonal und Diagonalfäden zur Ausbildung von Kräftedreiecken dienen kann. Zudem besitzt Lage (3) eine entkeimte Wundauflage und die Fähigkeit zur Belüftung der Wunde. Außerdem ist kennzeichnend, daß
- d) alle drei Lagetypen sich zu einem kompletten Adhäsionswundverschluß ergänzen, der den individuellen Bedürfnissen durch mehrere zur Verfügung stehende Größen, jeweils in hinreichend keimfreier Verpackung, angepaßt werden kann. Schließlich ist kennzeichnend, daß
- e) sich für den Patienten im Vergleich zu Nähten der Vorteil einer Vermeidung von Nahtspuren und -infektionen ergibt und der Heilungsprozeß durch umfassenden Schutz gefördert wird.