DE4105512C2 - Verwandlungssitz zur wahlweisen Benutzung als Stuhl oder als Kniesitz - Google Patents

Description

Gegenstand der Erfindung ist ein Verwandlungssitz, der wahlweise als Kniesitz oder als Stuhl mit ausreichender Beinfreiheit benutzt werden kann.

Kniesitze, oft als Balance-Sitze bezeichnet, sind als Mittel zu gesundem Sitzen bekannt, sie werden zwar von Arbeitsmedizinern und Orthopäden nicht ohne Einschränkung für eine Dauerbenutzung am Arbeitsplatz akzeptiert, jedoch für wechselweise Be­ nutzung und als Sitz für Erholungspausen empfohlen (Schobert, Hannes: Orthopädie des Sitzens. Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg, 1989, Seiten 283 bis 285).

Sitzmöbel, die wahlweise als Stuhl oder als Kniesitz benutzt werden können, sind in verschiedenen Ausführungen bekannt. Beispielsweise wird in der DE 38 08 939 A1 in mehrere Positionen verstellbarer, therapeutischer Stuhl beschrieben, dessen Rückenlehne in den Raum hinter und unterhalb des Sitzens geschwenkt werden kann und dort nach Umkehr der Sitzrichtung als Kniestütze dient. Ferner sind aus der US 4 650 249 und der DD 267 424 A1 umwandelbare Sitzmöbel bekannt, deren Sitz zusätzlich in Sitzrichtung verschieb­ bar ist.

In der DD 267 425 A1, von deren Gegenstand die Erfindung ausgeht, wird ein Sitzmöbel beschrieben, dessen Kniestützen über Tragarme an der Vorderkante des beweglich ange­ ordneten Sitzes angelenkt sind und sich in Ruhelage schräg unter dem Sitz befinden, wobei dies jedoch die Beinfrei­ heit einschränkt. Zur Umwandlung in einen Kniesitz ist der Sitz nach hinten zu verschieben und die Kniestützen sind in den Raum vor den Sitz zu klappen, womit jedoch kein vollwertiger Kniesitz erreicht wird.

Demgegenüber ist es Aufgabe der Erfindung, einen Verwand­ lungssitz vorzuschlagen, der bei Benutzung als Stuhl ein dynamisches Sitzen ohne Einschränkung der Beinfreiheit ge­ stattet, vom Benutzer bequem und ohne Beeinträchtigung der Kippsicherheit in einen vollwertigen Kniesitz verwandelt werden kann und nicht mehr Raum beansprucht als ein normaler Stuhl.

Die Aufgabe wird gelöst durch die in den Patentansprüchen 1 und 4 angegebenen Verwandlungssitze. Zweckmäßige Weiter­ bildungen des Sitzes nach Anspruch 1 sind Gegenstand der Unteransprüche 2 und 3.

Die Verwandlungssitze nach Anspruch 1 und 4 sind sowohl als vollwertige Stühle wie auch als vollwertige Kniesitze zu benutzen.

Erfindungsgemäß sind bei dem Verwandlungssitz nach Anspruch 1 der Tragarm der Kniestütze und der Sitz unabhängig voneinander am Gestell des Verwandlungssitzes angelenkt und durch einen Lenker miteinander verbunden. Die Abmessungen des Tragarms und des Lenkers sowie die Anlenkungspunkte sind frei wählbar, sie bestimmen die Zuordnung der Bewegungen von Kniestütze und Sitz. Durch eine geeignete Bemessung dieser Bauteile und der Anwendung der in den Unteransprüchen 2 und 3 angegebenen Maßnahmen zur erfindungsgemäßen Anpassung von nutzbarer Sitztiefe und Sitzneigung an die Erfordernisse der jeweiligen Sitzposition kann eine Gewichtsverlagerung des Be­ nutzers beim Übergang vom Normalsitz in den Kniesitz und umgekehrt weitgehend vermieden werden. Auf diese Weise wird die Forderung nach normaler Stuhltiefe der erfindungsgemäßen Verwandlungssitze erfüllt, ohne deren Kippsicherheit zu beeinträchtigen, und es ist möglich, die für Bürodrehstühle üblichen höhenver­ stellbaren Drehgestelle mit fünfstrahligem Fußkreuz für den Aufbau erfindungsgemäßer Verwandlungssitze zu verwenden.

Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im folgenden anhand von Zeichnungen dargestellt und im einzelnen erläutert.

Ein erstes Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verwandlungssitzes wird in Fig. 1 und Fig. 2 gezeigt. Fig. 1 zeigt den Verti­ kalschnitt des Verwandlungssitzes als Stuhl, Fig. 2 zeigt denselben als Kniesitz.

Das vorzugsweise aus Stahlrohr gefertigte Stuhlgestell 1 besteht aus einem U-förmigen Bodenteil, dessen Schenkel hinten nach oben geführt sind und einen Sitzträger 2 und eine Rückenlehne 3 tragen. Die Sitzfläche ist geteilt in einen gepolsterten Lenker 4 und einen Sitz 5, wobei ein Scharnier 7 diese Teile verbindet. Ein weiteres Scharnier 6 verbindet den Lenker 4 mit dem Sitzträger 2. Eine Kniestütze 8 ist mittels eines Lagers 9 mit einem Tragarm 10 verbunden. Der als zweiarmiger Hebel ausgeführte Tragarm 10 ist in einem am Sitzträger 2 befestigten Gelenk 11 gelagert, er trägt an seinem kurzen Ende ein Lager 12 für einen Lenker 13, der an seinem anderen Ende mit dem Scharnier 7 beweglich verbunden ist. Ein vorne an der Unterseite des Sitzes 5 angebrachter Bügel 14 umschließt einen Führungsstift 15. Sitzträger 2, Lager 9 und Tragarm 10 sind jeweils doppelt vorhanden.

Bei der Verwendung des Verwandlungssitztes als Stuhl (Fig. 1) liegen der Sitz 5 und der Lenker 4 auf den Sitzträgern 2, die Kniestütze 8 ist an die Tragarme 10 geklappt und befindet sich mit diesen unter dem Sitz 5. Eine nicht dargestellte Rast­ einrichtung fixiert die beweglichen Teile in ihrer Lage. Sitz 5 und gepolsterter Lenker 4 bilden zusammen eine Sitzfläche mit üblicher Sitztiefe. Der Verwandlungssitz ist in diesem Zustand ein vollwertiger, freischwingender Kragstuhl mit normaler Sitztiefe und voller Beinfreiheit.

Zur Umwandlung des Verwandlungssitzes in einen Kniesitz werden die Rasteinrichtung gelöst, die Tragarme 10 und das Gelenk 11 nach unten geschwenkt und die Kniestütze 8 bis zum Anschlag im Lager 9 nach vorne geklappt. Die am hinteren Ende der Tragarme 10 gelagerten Lenker 13 führen dabei das dabei den Sitz 5 mit dem Lenker 4 verbindende Scharnier 7 nach oben, dadurch wird der Sitz 5 nach hinten verschoben und nach vorne geneigt. Der Sitz 5 liegt vorne auf dem Sitzträger 2 auf und wird mittels einer Kulissenführung aus einem Bügel 14 und einem Führungsstift 15 geführt. Der Sitz 5 dient als Sitzfläche, deren Tiefe ausreicht, da in Kniesitzhaltung nur das Gesäß des Benutzers und nicht auch dessen Oberschenkel von der Sitzfläche gestützt werden müssen. In diesem Zustand ist der Verwandlungssitz ein Kniesitz mit in Grenzen an Benutzerwünsche anpaßbarer Lage von Sitz 5 und Kniestütze 8 und dem Raumbedarf eines normalen Stuhls. Die elastischen Eigenschaften der tragenden Teile des Verwandlungs­ sitzes wie Stuhlgestell 1, Sitzträger 2 und Trag­ arm 10 können so gewählt werden, daß dieser als Stuhl und auch als Kniesitz dem Benutzer ein Schaukeln ermöglicht.

Eine zweite Ausführungsform des Verwandlungssitzes zeigt Fig. 3, wobei der Verwandlungssitz als Kniesitz in Seitenansicht dargestellt und die Lage der Knie­ stützen und des Sitzes bei der Verwendung des Verwandlungssitzes als Stuhl gestrichelt eingetragen ist.

Das Stuhlgestell 41 besteht, wie bei Bürostühlen üblich, aus einem fünfstrahligen Fußkreuz und einer Mittelsäule mit Höhenverstellung 42, die den Sitz­ träger 43 trägt. An diesem sind eine Rückenlehne 45 und eine nach unten ragende Achse 46 befestigt. Eine Kniestütze 49 ist mittels eines Tragarms 48 und einer Lagerbuchse 47 auf einer Achse 46 gelagert und kann wahlweise in den Raum vor und unterhalb des Sitzes 44 oder unter den Sitz 44 geschwenkt werden. Der Sitz 44 ist mittels Lenker 51 und 54 und zugehöriger Lager 50 und 52, 53 und 55 beweglich am Sitzträger 43 befestigt. Achse 46, Lager­ buchse 47, Tragarm 48, Kniestütze 49, Lenker 51 sowie die Lager 50 und 52, 53 und 54 sind jeweils zweifach vorhanden.

Bei der Verwendung als Kniesitz befinden sich die Kniestützen 49 in dem Raum vor und unterhalb dem nach vorne abgesenkten und nach hinten verschobenen Sitz 44. Zur Umwandlung in einen Stuhl werden, wie gestrichelt dargestellt, die Kniestützen 49 unter den Sitz geschwenkt und der mittels der Lenker 51 und 54 und der zugehörigen Lager 50, 52 bzw. 53, 54 mit dem Sitzträger 43 verbundene Sitz 44 nach vorne gezogen. Dabei hebt sich die Sitzvorderkante an und die Sitzfläche liegt waagerecht. Die Bewegungen von Kniestützen und Sitz können, wie zuvor bereits beschrieben, mit Hilfe mechanischer Verbindungsglieder zwangsgekuppelt werden.

Der erfindungsgemäße Verwandlungssitz ist in dieser Variante ein Drehstuhl mit ausreichender Sitztiefe und üblicher Beinfreiheit, der vom sitzenden Benutzer einfach in einen Kniesitz verwandelt werden kann.

Claims (4)

1. Verwandlungssitz zur wahlweisen Benutzung als Stuhl oder als Kniesitz, bei dem eine Kniestütze an dem Ver­ wandlungssitz über einen Tragarm angelenkt und der Sitz gegenüber einem Sitzträger in seiner Neigung veränderbar ist, dadurch gekennzeichnet,
daß der Tragarm (10) als doppelarmiger Hebel ausgebildet und mit seinem mittleren Gelenk (11) am Stuhlgestell (1) oder Sitzträger (2) des Verwandlungssitzes und seinem freien, der Kniestütze (8) abgewandten Ende über einen Lenker (13) am Sitz (5) angelenkt ist.

2. Verwandlungssitz nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Sitz (5) mit dem Sitzträger (2) vorderenends über eine Kulissenführung (14, 15), und hinterenends über einen Lenker (4) verbunden ist.

3. Verwandlungssitz nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Lenker (4) derart gepolstert ist, daß er bei in Horizontalstellung befindlichem Sitz (5) dessen Sitzfläche verlängert.

4. Verwandlungssitz nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Sitz (44) über zwei Lenker (51; 54) mit dem Sitzträger (43) verbunden ist und die Kniestützen (49) um je eine vom Sitzträger (43) nach unten ragende Achse (46) schwenkbar gelagert sind.