Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum
Dosieren von Chargen beliebiger Medien mit Vorgabe eines
SOLL-Wertes (Msoll) für eine chargenbestimmende Meßgröße unter
Verwendung eines Dosiersystems mit einem die Meßgröße oder
deren Änderung pro Zeiteinheit überwachenden Meßaufnehmer und
mit einem Dosierorgan, das den Abzug des Mediums aus einem
Vorrat festlegt und dessen Austragsleistung (M/t) für das
Medium in weiten Grenzen einstellbar ist.
Ein derartiges Verfahren und eine derartige Vorrichtung sind
aus der DE 38 29 831 A1 bekannt.
Zum Abfüllen von fließfähigen oder schütt- bzw. rieselfähigen
Medien in einer vorgegebenen Mengeneinheit mittels einer
volumetrisch oder gravimetrisch arbeitenden Dosiervorrichtung
werden beim Stand der Technik die verschiedensten Verfahren
und Vorrichtungen eingesetzt. Beispielsweise ist aus der EP
0 112 609 A2 ein Dateneingabe-System für Tankstellen bekannt,
welches nach Maßgabe einer Geldeingabemenge eine vorgegebene
Kraftstoffmenge ausgibt. Das System ist kompliziert und
erfordert nachteilig einen hohen Aufwand an technischen und
finanziellen Mitteln.
Aus der DE 28 43 660 A1 ist ein Steuergerät zur
Ferneinstellung und Steuerung von Zellenraddosierern
bekannt. Die Erfindung sieht vor, daß der periodische
Drehwinkel des Zellenrades direkt als Prozentsatz einer
Umdrehung durch Ferneinstellung am Steuergerät vorgenommen
wird. Die mit diesem Gerät erreichbare Dosiergenauigkeit für
unterschiedliche Schüttgüter ist vergleichsweise gering, weil
z. B. die Füllungsgrade der Zellen des Zellenrades
Unterschiede aufweisen können. Auch sind anteilige Werte
zwischen zwei Zelleninhalten nicht einstellbar. Für flüssige
Medien ist die Vorrichtung nicht verwendbar.
Aus der eingangs genannten DE 38 29 831 A1 ist eine Einrichtung zum Zapfen einer
vorwählbaren Flüssigkeitsmenge bekannt. In der Flüssigkeitsleitung
befindet sich bei dieser Anordnung stromabwärts eines
Drosselventiles ein Durchflußmengenmesser, ein Absperrventil
und noch ein Stück Auslaufrohrleitung. Sowohl beim Anfahren
als auch beim Abschalten ergeben die darin vorhandenen
Flüssigkeitsmengen eine Verfälschung des
Dosierungsergebnisses, insbesondere bei geringen Zuteilmengen.
Dies kann möglicherweise in Fällen wie Verwendung der
Dosiervorrichtung z. B. in Großküchen, zu vernachlässigen sein.
Jedoch bei äußerst exakt einzuhaltenden Dosierungen,
beispielsweise in der chemischen Industrie, können gerade bei
Klein- und Kleinstmengen derartige Toleranzabweichungen nicht
hingenommen werden. Weiterhin wird mit der genannten
Vorrichtung am Ende des Dosiervorganges das Absperrventil
schlagartig geschlossen. Dadurch entsteht eine Druckspitze,
bei Wasserleitungen als "Wasserschlag" gefürchtet, weil dieser
sich durch die nahegelegenen Organe wie Durchflußmengenmesser
und Drosselventil als Druckwelle fortsetzt und dort zu Schäden
und Störungen führen kann.
Aus der DE 36 17 166 A1 ist ein Verfahren zum gravimetrischen
Füllen von Behältnissen mit fließfähigem Gut bekannt, bei dem
der Zulaufstrom zunächst ohne jede Drosselung im Grobstrom
ununterbrochen zuläuft und das Zulaufgut noch nach dem
Grobstrom bis zum Erreichen des Mengensollwertes taktweise
zugegeben wird und die Zulaufmenge je Zeiteinheit
(Zulaufstromstärke) mit zunehmender Anzahl der Zugabetakte
sich ändert.
Aus der Praxis ist ferner ein Dosiersystem bekannt,
welches ein Auslaßorgan mit Hauptschieber und Nebenschieber
aufweist. Zu Beginn des Abfüllvorganges werden Haupt- und
Nebenschieber sofort voll geöffnet, und ein Massenstrom
schießt aus dem Dosierorgan heraus; nach Erreichen einer
vorgegebenen Mengengrenze wird dann der Hauptschieber
geschlossen und der Nebenschieber bis zum Erreichen eines
SOLL-Wertes offengehalten und dann ebenfalls geschlossen. Die
vergleichsweise spontanen Öffnungs- und Schließvorgänge der
Absperrorgane können bei einigen Medien zu nachteiligen
Druckwellen im Massenstrom und fallweise zu Beschädigungen der
Dosierorgane bzw. zu Verdichtungserscheinungen in der
Materialsäule führen; auch lassen sich unkontrollierbare
Nachlaufmengen nicht sicher vermeiden.
Die bekannte Einrichtung eignet sich daher nur für das
Abfüllen einer begrenzten Auswahl von sehr gleichmäßig
schüttfähigem Gut und hält erhöhten Anforderungen einer
genauen Dosierung von Gutarten mit unterschiedlichem Schütt-
oder Rieselverhalten nicht stand. Zum Abfüllen von
Flüssigkeiten ist diese bekannte Einrichtung ungeeignet.
Die bekannten Verfahren und Einrichtungen sind für
genaue Mengenabmessungen über ein breites Spektrum
unterschiedlicher Dosiermengen und insbesondere im unteren
Mengenbereich bei der geforderten hohen Genauigkeit nicht geeignet.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren sowie
eine Vorrichtung der eingangs genannten Art zu vereinfachen
und die Genauigkeit zu verbessern, wobei eine chargenweise
Dosierung beliebiger riesel- oder fließfähiger Medien mit
vorwählbarem SOLL-Wert einer Meßgröße problemlos möglich sein
soll.
Die Lösung gelingt bei einem Verfahren der eingangs genannten
Art mit der Erfindung dadurch, daß die Austragsleistung des
Dosierorgans von Beginn der Dosierung an nach einem Programm
auf einen Wert nach Maßgabe des SOLL-Wertes erhöht und bei
Erreichen eines Wertes der Meßgröße entsprechend einer
vorprogrammierten konstanten Differenz zum SOLL-Wert nach
einem Programm mit konstanter Änderungsrate oder stufenweise
monoton fallend verringert wird.
Nachteile und technische Grenzen bekannter
Abfülleinrichtungen werden mit dem Verfahren nach der Lehre der
Erfindung vorteilhaft überwunden, denn dabei wird die
Austragsleistung bzw. der Öffnungsgrad des Dosierorganes zu
Beginn der Dosierung nach Maßgabe der vorgegebenen Höhe des
SOLL-Wertes auf einen mehr oder weniger großen Wert bzw.
Öffnungsgrad eingestellt und dieser gegen Ende der Dosierung
nach einem vorgegebenen Programm verringert.
Eine Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß die Erhöhung
der Austragsleistung zu Beginn des Dosiervorganges stetig
erfolgt. Dies ergibt äußerst schonende und genau einzuhaltende
Betriebsparameter. Dabei spielt dann das Schütt- oder Fließ-
oder Rieselverhalten des Mediums für das genaue Dosierergebnis
keine Rolle. Das Verfahren kann vorteilhaft auch bei
Flüssigkeiten angewendet werden. Infolgedessen werden unter
allen praktisch vorkommenden Anwendungsfällen optimale
Abfüllergebnisse erzielt.
Nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung erfolgt die
Erhöhung und/oder die Verringerung der Austragsleistung mit konstanter
Änderungsrate oder stufenweise gleichmäßig. Weil diese
Differenz vorteilhaft immer konstant ist, sind
unkontrollierbare Nachlaufmengen vermeidbar bzw. exakt
kompensierbar. Unabhängig vom Faktor Zeit richtet sich bei
dieser Ausgestaltung der Erfindung der Austrags- bzw.
Öffnungsgrad des Dosier- bzw. Absperrvorganges selbsttätig
bzw. programmgesteuert nach der SOLL-Wert-Vorgabe. Dies
ermöglicht eine überraschend genaue Dosierung bei
unterschiedlichen Medien und vermeidet Verschleiß an den
Dosierorganen sowie schädliche Druckwellen in der
Materialsäule; zudem wird mit Vorteil für eine äußerst genaue
Dosierung das Dosierorgan insbesondere bei kleinen
Dosiermengen nach Maßgabe des SOLL-Wertes nur teilweise
geöffnet.
Die Anzahl der Schritte sowie die damit erzielbare Optimierung
des Verfahrens richtet sich nach dem rheologischen Verhalten
des Mediums, weiter nach der vorgegebenen Soll-Menge (Msoll)
sowie nach der zulässigen Toleranzbreite des
Dosierergebnisses. Nach einem weiteren Vorschlag kann dabei so
vorgegangen werden, daß die Abzugsleistung und damit die Größe
des Massenstromes in zeitlich gleichen Abständen bei jedem
Schritt um eine Stufe zurückgefahren wird.
Eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach der
Erfindung zum Dosieren von Chargen beliebiger Medien mit einem
Dosierorgan mit einem motorbetriebenen Stellglied, einem die
Meßgrößen Volumen, Gewicht oder Niveau oder deren Änderung pro
Zeiteinheit überwachenden Meßaufnehmer mit einem
elektronischen Meßwertgenerator, einer Programmeinheit mit
einer digitalen SOLL-Wert-Eingabe für die vom Meßaufnehmer
überwachte Meßgröße, einer Recheneinheit mit
Steuersignalausgabe, die den Stellgliedmotor ansteuert, einer
digitalen Signalanzeige und einer Energieversorgung mit einem
Meßumformerspeisegerät ist dadurch gekennzeichnet, daß der
Stellgliedmotor ein Schrittmotor ist, eine externe
Bedienungseinheit vorgesehen ist, und die Programmeinheit das
Stellglied so steuert, daß die Austragsleistung des
Dosierorgans vom Beginn der Dosierung an auf einen Wert nach
Maßgabe eines eingegebenen SOLL-Wertes erhöht und bei
Erreichen eines Wertes der Meßgröße entsprechend einer
vorprogrammierten konstanten Differenz zum SOLL-Wert mit
konstanter Änderungsrate oder stufenweise monoton fallend
verringert wird.
In einer Ausgestaltung der Vorrichtung ist als Stellglied ein
Absperrorgan mit kontinuierlich verstellbarem Ausgang und als
Meßaufnehmer ein systemunabhängiger Durchfluß- oder
Niveauaufnehmer vorgesehen.
Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der
Erfindung ergeben sich aus der nachstehenden
Erläuterung der in den Zeichnungen schematisch
dargestellten Ausführungsbeispiele.
Es zeigen:
Fig. 1-Fig. 3 Mengen-Zeit-Diagramme
unterschiedlicher Abfüllvorgänge,
Fig. 4 eine Einrichtung zum exakten
Abfüllen eines Mediums,
Fig. 5 eine andere Ausgestaltung der
Einrichtung.
Das Abfülldiagramm nach Fig. 1 zeigt einen typischen
Verfahrensverlauf; danach wird zu Beginn des Dosier-
bzw. Abfüllvorganges, gekennzeichnet durch das Wort
"Start", der Durchsatz des Dosierorganes durch
Aktivierung des Stellgliedes (vgl. Fig. 4 und 5,
Ziffer 1) mit zügigem Öffnen des
Durchflußquerschnittes auf eine programmierte Größe "B"
des Massenstroms (M/t) hochgefahren. Der dabei
erreichte Massenstrom des Mediums wird vom Zeitpunkt t
= y bis zum Zeitpunkt t = x aufrechterhalten. Zu
diesem Zeitpunkt hat der Meßaufnehmer die Erreichung
eines im Dosierprogramm vorgesehenen Grenzwertes bei einer vorgegebenen
Differenz "dS" zum SOLL-Wert erkannt und signalisiert.
Dieser Grenzwert liegt beim gezeigten Beispiel bei einer
vorprogrammierten Differenz dS zum SOLL-Wert. Danach wird durch
Drosselung des Stellgliedes (1) der Massenstrom des
Mediums (M/t) nach einem Programm mit konstanter Änderungsrate
oder stufenweise monoton fallend verringert, zuletzt bis auf Null.
Dabei wird
die SOLL-Menge mit äußerster
Genauigkeit und mit schonenden Betriebsparametern
erreicht.
Beispielsweise wird dabei vorteilhaft die
Austragsleistung, unabhängig vom voreingestellten
SOLL-Wert, beim Dosiervorgang ab einem ins
Steuerprogramm eingegebenen IST-Wert der Meßgröße bei Erreichen
der vorprogrammierten Differenz dS zum Soll-Wert stufenweise oder
monoton fallend zurückgefahren.
Zum Beispiel:
- 1. voreingestelte Menge 5000 l; Abfahrrampe beginnt
bei 4800 l;
- 2. voreingestellte Menge 2000 l; Abfahrrampe beginnt
bei 1800 l;
- 3. voreingestellte Menge 80 l; Abfahrrampe ist bereits
wirksam bei 50 l; Absperrorgan ist nur mit geringem
Öffnungsgrad, z. B. 25% geöffnet.
Die Eckpunkte des Diagrammes sind beim Start mit A,
bei Erreichen des programmierten Massenstromes (M/t)
mit B, bei Erreichen des Grenzwertes bei einer vorgegebenen Differenz dS zum SOLL-Wert mit C,
und bei Erreichen des SOLL-Wertes mit D
bezeichnet. Die zugeordneten Zeitpunkte sind beim
Start mit t = 0, bei Erreichen des programmierten
Massenstromes (M/t) unterhalb des Punktes B mit t = y,
bei Erreichen des Grenzwertes bei einer vorgegebenen Differenz dS zum SOLL-Wert unterhalb des Punktes C
mit t = x, und bei erreichtem SOLL-Wert
unterhalb D mit t = z bezeichnet.
Fig. 2 zeigt einen ähnlichen Diagrammverlauf mit dem
Startpunkt A, einem vergleichsweise etwas geringer
eingestellten Massenstrom (M/t), welcher am Punkt B
erreicht wird, einem Grenzwert am Punkt C bei einer vorgegebenen Differenz
dS zum SOLL-Wert und dem Punkt D beim
Erreichen des SOLL-Wertes. Die zugeordneten
Zeitpunkte sind die gleichen, nämlich t = 0 beim
Start, t = y unterhalb des Punktes B, t = x unterhalb
des Punktes C, und t = z unterhalb des Punktes D.
In der Fig. 3 ist eine vereinfachte Abwandlung eines
Abfüllvorganges mit einer vergleichsweise geringer
vorgewählten Menge von z. B. 100 Liter und
vergleichsweise erheblich kleinerem Massenstrom (M/t)
gezeigt. Vom Startpunkt A entsprechend t = 0 wird
durch zügiges Öffnen des Stellgliedes (1) der
Massenstrom (M/t) mit linearem Gradienten bis zum
Punkt B hochgefahren und sofort, bei der dort bereits
erreichten Differenz zum SOLL-Wert in zwei Stufen bis zum
vorgegebenen SOLL-Wert auf Null
zurückgefahren.
Fig. 4 zeigt eine Vorrichtung zum Dosieren einer
Flüssigkeit. Diese wird gemäß Pfeil (11) mit der
Leitung (12) in einen nicht gezeigten Behälter
eingefüllt. Die Vorrichtung umfaßt ein
fernbetätigbares Stellglied (1) mit einem von einer
Programmeinheit (5) ansteuerbaren Schrittmotor (2).
Das Stellglied (1) kann beispielsweise ein Kugelhahn
sein. Weiterhin gehört zur Vorrichtung ein auf
Volumen oder Gewicht ansprechender Meßaufnehmer (3),
im gezeigten Beispiel ein Durchfluß-Volumenzähler.
Dieser ist mit einem elektronischen Meßwertgenerator
(4) gekoppelt. Von diesem führt eine Signalleitung
(14) zur Programmeinheit (5) . Die Energieversorgung
erfolgt beim gezeigten Ausführungsbeispiel direkt
durch eine Einspeisungsleitung (9). Die
Programmeinheit (5) weist eine digitale SOLL-Wert-
Eingabe (6) auf; sie besitzt ferner eine Recheneinheit
(7) mit Steuersignalausgabe durch die Steuerleitung
(15) und eine digitale Signalanzeige (8).
Fig. 5 zeigt eine ähnlich ausgeführte Vorrichtung zum
genauen Abfüllen eines Mediums mit vorwählbarem SOLL-
Wert einer Meßgröße. Dabei sind gleiche
Funktionselemente mit gleichen Bezugsziffern
bezeichnet. Für die Energieversorgung (9) ist bei
dieser Ausführung ein Meßumformerspeisegerät (16) in
die Programmeinheit (5) integriert. Die Vorrichtung
besitzt eine externe Bedienungseinheit (10) mit
Vorwahlschalter (17), sowie Start (18) und Stop (19).
Sowohl die Diagramme entsprechend den Fig. 1-3,
als auch die Fig. 4 und 5 der Vorrichtung zeigen,
daß der Erfindungsgegenstand bei höchster Präzision
sehr einfach und robust, sowie mit handelsüblichen
Elementen aufbaubar ist.