Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine
Vorrichtung zum genauen und sicheren Dosieren von
Chargen beliebiger Medien mit Vorgabe eines SOLL-
Wertes (Msoll) einer Meßgröße wie Volumen oder
Gewicht, unter Verwendung eines Dosier-Systems mit
einem die Meßgröße bzw. deren Änderung pro Zeiteinheit
überwachenden Meßaufnehmer.
Zum Abfüllen von fließfähigen oder schütt- bzw.
rieselfähigen Medien in einer vorgegebenen
Mengeneinheit mittels einer volumetrisch oder
gravimetrisch arbeitenden Dosiervorrichtung werden
beim Stand der Technik die verschiedensten Verfahren
und Vorrichtungen eingesetzt. Beispielsweise ist aus
der EP-B- 01 12 609 ein Dateneingabe-System für
Tankstellen bekannt, welches nach Maßgabe einer
Geldeingabemenge eine vorgegebene Kraftstoffmenge
ausgibt. Das System ist kompliziert und erfordert
nachteilig einen hohen Aufwand an technischen und
finanziellen Mitteln.
Aus der DE-OS 28 43 660 ist ein Steuergerät zur
Ferneinstellung und - Steuerung von Zellenraddosierern
bekannt. Die Erfindung sieht vor, daß der periodische
Drehwinkel des Zellenrades direkt als Prozentsatz
einer Umdrehung durch Ferneinstellung am Steuergerät
vorgenommen wird. Die mit diesem Gerät erreichbare
Dosiergenauigkeit für unterschiedliche Schüttgüter ist
vergleichsweise gering, weil z. B. die Füllungsgrade
der Zellen des Zellenrades Unterschiede aufweisen
können. Auch sind anteilige Werte zwischen zwei
Zelleninhalten nicht einstellbar. Für flüssige Medien
ist die Vorrichtung nicht verwendbar.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein
Verfahren sowie eine Vorrichtung der eingangs
genannten Art zu vereinfachen und die Genauigkeit zu
verbessern, wobei eine chargenweise Dosierung
beliebiger riesel- oder fließfähiger Medien mit
vorwählbarem SOLL-Wert einer Meßgröße problemlos
möglich sein soll.
Die Lösung gelingt bei einem Verfahren der eingangs
genannten Art mit der Erfindung dadurch,
- - daß zum Abzug des Mediums aus einem Vorrat ein
Dosierorgan wie Abzugseinrichtung oder Absperrorgan
verwendet wird, dessen Austragsleistung (M/t) für das
Medium in weiten Grenzen einstellbar ist, und
- - daß die Austragsleistung der Abzugseinrichtung bzw.
des Absperrorganes zu Beginn der Dosierung nach
Maßgabe der vorgegebenen Höhe des SOLL-Wertes (Msoll)
auf einen mehr oder weniger großen Wert bzw.
Öffnungsgrad eingestellt und dieser gegen Ende der
Dosierung nach einem vorgegebenen Programm verringert
wird.
Aus der Praxis ist zwar schon ein Dosiersystem
bekannt, welches ein Auslaßorgan mit Hauptschieber und
Nebenschieber aufweist. Zu Beginn des Abfüllvorganges
werden Haupt- und Nebenschieber sofort voll geöffnet,
und ein Massenstrom schießt aus dem Dosierorgan
heraus; nach Erreichen einer vorgegebenen Mengengrenze
wird dann der Hauptschieber geschlossen und der
Nebenschieber bis zum Erreichen eines SOLL-Wertes
offengehalten und dann ebenfalls geschlossen. Die
vergleichsweise spontanen Öffnungs- und
Schließvorgänge der Absperrorgane können bei einigen
Medien zu nachteiligen Druckwellen im Massenstrom und
fallweise zu Beschädigungen der Dosierorgane bzw. zu
Verdichtungserscheinungen in der Materialsäule führen;
auch lassen sich unkontrollierbare Nachlaufmengen
nicht sicher vermeiden.
Die bekannte Einrichtung eignet sich daher nur für das
Abfüllen einer begrenzten Auswahl von sehr gleichmäßig
schüttfähigem Gut und hält erhöhten Anforderungen
einer genauen Dosierung von Gutarten mit
unterschiedlichem Schütt- oder Rieselverhalten nicht
stand. Zum Abfüllen von Flüssigkeiten ist diese
bekannte Einrichtung ungeeignet.
Dagegen werden Nachteile und technische Grenzen
bekannter Abfülleinrichtungen mit einem Verfahren nach
der Lehre der Erfindung vorteilhaft überwunden, denn
dabei wird die Austragsleistung bzw. der Öffnungsgrad
des Dosierorganes zu Beginn der Dosierung nach Maßgabe
der vorgegebenen Höhe des SOLL-Wertes auf einen mehr
oder weniger großen Wert bzw. Öffnungsgrad eingestellt
und dieser gegen Ende der Dosierung nach einem
vorgegebenen Programm verringert.
Eine Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß die
eingestellte Austragsleistung, unabhängig vom
vorgegebenen SOLL-Wert, bei Erreichen eines Wertes der
Meßgröße entsprechend einer vorprogrammierten
konstanten Differenz zum SOLL-Wert, rampenartig, d. h.
konstant oder stufenweise, zurückgefahren wird.
Weil diese Differenz vorteilhaft immer konstant ist,
sind unkontrollierbare Nachlaufmengen vermeidbar bzw.
exakt kompensierbar. Unabhängig vom Faktor Zeit
richtet sich bei dieser Ausgestaltung der Erfindung
der Austrags- bzw. Öffnungsgrad des Dosier- bzw.
Absperrvorganges selbsttätig bzw. programmgesteuert
nach der SOLL-Wert-Vorgabe. Dies ermöglicht eine
überraschend genaue Dosierung bei unterschiedlichen
Medien und vermeidet Verschleiß an den Dosierorganen
sowie schädliche Druckwellen in der Materialsäule;
zudem wird mit Vorteil für eine äußerst genaue
Dosierung das Dosierorgan insbesondere bei kleinen
Dosiermengen nach Maßgabe des SOLL-Wertes nur
teilweise geöffnet.
Eine weitere Ausgestaltung der Erfindung sieht vor,
daß die Austragsleistung beim Anfahren des
Dosiervorganges auf den einzustellenden Wert stetig
beschleunigt und beim Abfahren von diesem Wert bis auf
Null stetig verzögert wird. Dies ergibt äußerst
schonende und genau einzuhaltende Betriebsparameter.
Dazu ist weiter vorgesehen, daß die Änderung der
Austragsleistung beim An- und Abfahren in einer
Zeitfunktion mit linearem bzw. progressivem oder
degressivem Gradienten konstant oder stufenweise
vorgenommen wird. Dabei spielt dann das Schütt- oder
Fließ- oder Rieselverhalten des Mediums für das genaue
Dosierergebnis keine Rolle. Das Verfahren kann
vorteilhaft auch bei Flüssigkeiten angewendet werden.
Infolgedessen werden unter allen praktisch
vorkommenden Anwendungsfällen optimale
Abfüllergebnisse erzielt.
Eine weitere Ausgestaltung der Erfindung sieht vor,
daß zum Ende des Dosiervorganges der Massenstrom (M/t)
durch Drosselung der Austragsleistung in Schritten und
vorzugsweise in quasi-kontinuierlichen Schritten, vom
eingestellten Wert auf Null zurückgefahren wird. Die
Anzahl der Schritte sowie die damit erzielbare
Optimierung des Verfahrens richtet sich nach dem
rheologischen Verhalten des Mediums, weiter nach der
vorgegebenen Soll-Menge (Msoll) sowie nach der
zulässigen Toleranzbreite des Dosierergebnisses. Nach
einem weiteren Vorschlag kann dabei so vorgegangen
werden, daß die Abzugsleistung und damit die Größe des
Massenstromes in zeitlich gleichen Abständen bei jedem
Schritt um eine Stufe zurückgefahren wird.
Ferner ist vorgesehen, daß die Austragsleistung,
beginnend bei einem programmierten Grenzwert in
Annäherung der Meßgröße an den vorgewählten SOLL-Wert,
beispielsweise bei 90 Prozent, in einander folgenden
Schritten, z. B. jedesmal bei 92%, 94%, 96%, 98% um
eine Stufe, und zuletzt bis auf Null zurückgefahren
wird.
Eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach
der Erfindung ist gekennzeichnet durch:
- - ein fernbetätigbares, mit einem Stellglied
ausgebildetes Dosierorgan mit einem von einer
Programmeinheit ansteuerbaren Schrittmotor,
- - einen auf Volumen, Gewicht oder Niveau ansprechenden
Meßaufnehmer mit einem elektronischen
Meßwertgenerator,
- - eine Programmeinheit mit einer digitalen SOLL-Wert-
Eingabe, einer Recheneinheit mit Steuersignalausgabe
und digitaler Signalanzeige,
- - eine Energieversorgung mit einem
Meßumformerspeisegerät,
- - eine externe Bedienungseinheit.
Als Stellglied kann ein beliebiges Absperrorgan mit
kontinuierlichem Ausgang und ein beliebiger
systemunabhängiger Meßaufnehmer, z. B. ein Durchfluß-
oder Niveauaufnehmer vorgesehen sein. Beispielsweise
kann als Stellglied ein Kugelhahn, eine
Schieberanordnung, eine mehrgliedrige Blendeneinheit
oder ein anderes bekanntes Abfüll- bzw. Dosierorgan
vorgesehen sein. Als Meßaufnehmer kann außer einem
Zähler beispielsweise eine Bandwaage oder eine
stationäre Wägeeinrichtung vorgesehen sein.
Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der
Erfindung ergeben sich aus der nachstehenden
Erläuterung der in den Zeichnungen schematisch
dargestellten Ausführungsbeispiele.
Es zeigen:
Fig. 1-Fig. 3 Mengen-Zeit-Diagramme
unterschiedlicher Abfüllvorgänge,
Fig. 4 eine Einrichtung zum exakten
Abfüllen eines Mediums,
Fig. 5 eine andere Ausgestaltung der
Einrichtung.
Das Abfülldiagramm nach Fig. 1 zeigt einen typischen
Verfahrensverlauf; danach wird zu Beginn des Dosier-
bzw. Abfüllvorganges, gekennzeichnet durch das Wort
"Start", der Durchsatz des Dosierorganes durch
Aktivierung des Stellgliedes (vgl. Fig. 4 und 5,
Ziffer 1) mit zügigem Öffnen des
Durchflußquerschnittes auf eine programmierte Größe
des Massenstroms (M/t) hochgefahren. Der dabei
erreichte Massenstrom des Mediums wird vom Zeitpunkt t
= y bis zum Zeitpunkt t = x aufrechterhalten. Zu
diesem Zeitpunkt hat der Meßaufnehmer die Erreichung
eines im Dosierprogramm vorgesehenen Grenzwertes
unterhalb des SOLL-Wertes erkannt und signalisiert.
Dieser Grenzwert liegt beim gezeigten Beispiel bei 90%
des SOLL-Wertes (= 100%). Danach wird durch
Drosselung des Stellgliedes (1) der Massenstrom des
Mediums (M/t) graduell über degressive Stufen bei
jeweils 92%, 94%, 96%, 98% und zuletzt auf 100% =
"Stop" annähernd stetig zurückgefahren. Dabei wird
zuletzt die SOLL-Menge = 100% mit äußerster
Genauigkeit und mit schonenden Betriebsparametern
erreicht.
Beispielsweise wird dabei vorteilhaft die
Austragsleistung, unabhängig vom voreingestellten
SOLL-Wert, beim Dosiervorgang ab einem konstanten, im
Steuerprogramm eingegebenen IST-Wert der Meßgröße, im
Abstand vor Erreichen des Soll-Wertes, rampenartig, d. h. konstant oder stufenweise zurückgefahren.
Zum Beispiel:
- 1. voreingestelte Menge 5000 l; Abfahrrampe beginnt
bei 4800 l;
- 2. voreingestellte Menge 2000 l; Abfahrrampe beginnt
bei 1800 l;
- 3. voreingestellte Menge 80 l; Abfahrrampe ist bereits
wirksam bei 50 l; Absperrorgan ist nur mit geringem
Öffnungsgrad, z. B. 25% geöffnet.
Die Eckpunkte des Diagrammes sind beim Start mit A,
bei Erreichen des programmierten Massenstromes (M/t)
mit B, bei Erreichen des Grenzwertes von 90% mit C,
und bei Erreichen des SOLL-Wertes = 100% mit D
bezeichnet. Die zugeordneten Zeitpunkte sind beim
Start mit t = 0, bei Erreichen des programmierten
Massenstromes (M/t) unterhalb des Punktes B mit t = y,
bei Erreichen des Grenzwertes unterhalb des Punktes C
mit t = x, und bei erreichtem SOLL-Wert = 100%
unterhalb D mit t = z bezeichnet.
Fig. 2 zeigt einen ähnlichen Diagrammverlauf mit dem
Startpunkt A, einem vergleichsweise etwas geringer
eingestellten Massenstrom (M/t), welcher am Punkt B
erreicht wird, einem Grenzwert am Punkt C bei 92% des
vorgegebenen SOLL-Wertes und dem Punkt D beim
Erreichen des SOLL-Wertes = 100%. Die zugeordneten
Zeitpunkte sind die gleichen, nämlich t = 0 beim
Start, t = y unterhalb des Punktes B, t = x unterhalb
des Punktes C, und t = z unterhalb des Punktes D.
In der Fig. 3 ist eine vereinfachte Abwandlung eines
Abfüllvorganges mit einer vergleichsweise geringer
vorgewählten Menge von z. B. 100 Liter und
vergleichsweise erheblich kleinerem Massenstrom (M/t)
gezeigt. Vom Startpunkt A entsprechend t = 0 wird
durch zügiges Öffnen des Stellgliedes (1) der
Massenstrom (M/t) mit linearem Gradienten bis zum
Punkt B hochgefahren und sofort, bei dem dort bereits
erreichten Grenzwert von 96%, in zwei Stufen bis zum
vorgegebenen SOLL-Wert = 100% auf Null
zurückgefahren.
Fig. 4 zeigt eine Vorrichtung zum Dosieren einer
Flüssigkeit. Diese wird gemäß Pfeil (11) mit der
Leitung (12) in einen nicht gezeigten Behälter
eingefüllt. Die Vorrichtung umfaßt ein
fernbetätigbares Stellglied (1) mit einem von einer
Programmeinheit (5) ansteuerbaren Schrittmotor (2).
Das Stellglied (1) kann beispielsweise ein Kugelhahn
sein. Weiterhin gehört zur Vorrichtung ein auf
Volumen oder Gewicht ansprechender Meßaufnehmer (3),
im gezeigten Beispiel ein Durchfluß-Volumenzähler.
Dieser ist mit einem elektronischen Meßwertgenerator
(4) gekoppelt. Von diesem führt eine Signalleitung
(14) zur Programmeinheit (5) . Die Energieversorgung
erfolgt beim gezeigten Ausführungsbeispiel direkt
durch eine Einspeisungsleitung (9). Die
Programmeinheit (5) weist eine digitale SOLL-Wert-
Eingabe (6) auf; sie besitzt ferner eine Recheneinheit
(7) mit Steuersignalausgabe durch die Steuerleitung
(15) und eine digitale Signalanzeige (8).
Fig. 5 zeigt eine ähnlich ausgeführte Vorrichtung zum
genauen Abfüllen eines Mediums mit vorwählbarem SOLL-
Wert einer Meßgröße. Dabei sind gleiche
Funktionselemente mit gleichen Bezugsziffern
bezeichnet. Für die Energieversorgung (9) ist bei
dieser Ausführung ein Meßumformerspeisegerät (16) in
die Programmeinheit (5) integriert. Die Vorrichtung
besitzt eine externe Bedienungseinheit (10) mit
Vorwahlschalter (17), sowie Start (18) und Stop (19).
Sowohl die Diagramme entsprechend den Fig. 1-3,
als auch die Fig. 4 und 5 der Vorrichtung zeigen,
daß der Erfindungsgegenstand bei höchster Präzision
sehr einfach und robust, sowie mit handelsüblichen
Elementen aufbaubar ist.