DE3819169A1 - Verfahren und system zur waegung des inhalts von muelltonnen - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren und ein System zur Wägung des Inhalts von Mülltonnen gemäß den oberbegrifflichen Merkmalen des Patentanspruches 1 und eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.

Bisher erfolgt die Abfallentsorgung im allgemeinen mittels kommunalen Entsorgungsfahrzeugen, mit denen die anfallenden Mülltonnen wöchentlich entleert werden. Der Bürger oder Hausbesitzer hat hierzu der Kommune je nach Mülltonnen- oder Behältergröße (z. B. 120-l-Tonne oder 1,1-m³-Großbehälter) eine Abfallbeseitigungspauschale zu bezahlen.

Manche Bürger mit kleinerem Haushalt können die zur Verfügung gestellte Tonnengröße nicht ausnutzen, da bei ihnen ein relativ kleines Müllvolumen anfällt, aber aus Standardisierungsgründen (Anpassung an die Aufnahme - insbesondere Hub-/Kippeinrichtung des Entsorgungsfahrzeuges) keine kleineren Tonnen erhältlich sind. Eine Verdoppelung der Entleerzeit, z. B. nur alle zwei Wochen anstatt wöchentlich, kommt wegen verwaltungstechnischer Probleme nicht in Frage. Deshalb herrscht bei manchen Bürgern oft Unmut darüber, daß sie für eine halbgefüllte Mülltonne genauso viel an Entsorgungsgebühren zahlen wie für eine vollkommen gefüllte Mülltonne.

Außerdem wird im Zuge der allgemeinen Überfüllung der Mülldeponien zwar eine Reduzierung der Müllmenge vom Bürger gefordert bzw. der Bürger erfüllt diese Forderung aus eigener Überzeugung, doch kann er selbst bei erheblicher Reduzierung keine Auswirkung auf seine Entsorgungsgebühren erkennen. Eine direkte Rückwirkung in Form von reduzierten Gebühren bei verringerter Müllmenge als Belohnung für seine Bemühungen wäre hier wünschenswert bzw. bei vergrößerter Müllmenge nach dem Verursacherprinzip eine erhöhte Gebühr angebracht.

Vereinzelt werden zwar Müllfahrzeuge an befahrbaren Waagen gewogen, um die Müllmenge, insbesondere bei Großbehältern oder Containern zu erfassen und die Entsorgungsgebühren gewichtsspezifisch zu berechnen. Dieses Verfahren kommt jedoch bei der Hausmüllsammlung mit einer Vielzahl von aufzunehmenden Mülltonnen nicht in Betracht, da nach jedem Behälter eine Waage angefahren werden müßte.

Demzufolge liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der oben genannten Art bzw. eine entsprechende Vorrichtung anzugeben, das bzw. die eine gewichtsbezogene Gebührenabrechnung auf einfache Weise auch bei der Außenmüllentsorgung ermöglicht.

Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren bzw. Vorrichtung mit den kennzeichnenden Merkmalen der Patentansprüche 1 bzw. 4 gelöst.

Durch die Wägung der Mülltonne nach deren Aufnahme und direkt am Fahrzeug wird das Müllgewicht im Zuge des Aufnahme- und Entleervorganges in einfacher und schneller Weise erfaßt. Durch die Zuführung des Wiegeergebnisses zu einer Datenverarbeitungsvorrichtung kann die Müllmenge bzw. das Müllgewicht dem jeweiligen Benutzer zugeordnet werden und in weiterer Bearbeitung, z. B. durch Übergabe des Datenspeichers an die Stadtverwaltung, eine gewichtsbezogene Gebührenberechnung durchgeführt werden. Der Benutzer der Mülltonne erhält damit eine genaue gewichtsbezogene Gebührenabrechnung.

Die Zuordnung des Benutzers der gewogenen Mülltonne kann dabei durch manuelle Eingabe, z. B. von Hausnummern oder durch abgespeicherte Straßenzüge mit fester Vorgabe der Reihenfolge der aufgenommenen Mülltonnen (insbesondere bei weitläufigen Siedlungen mit weit auseinander stehenden Häusern geeignet), oder durch automatische Eingabe mittels Erkennungsvorrichtung, z. B. Strichcodeaufkleber an jeder Mülltonne, und einem zugeordneten Lesegerät (z. B. Laser-Strichcode-Lesegerät) erfolgen. Letztere Verfahrensweise ermöglicht die Zuordnung von Mülltonne zum Benutzer praktisch simultan während der Hochkippbewegung und ist damit zeitsparend im Rahmen der Hausmüllsammlung durchzuführen.

Bei gleichartiger Mülltonnenausstattung eines Stadtbezirks genügt eine einmalige Wägung der Mülltonne vor dem Entleeren, da über die Datenverarbeitungsvorrichtung das Tara- Mülltonnengewicht abgespeichert und somit automatisch in Abzug gebracht werden kann.

Bei unterschiedlicher Mülltonnenausstattung kann der Mülltonnentyp über eine automatische Detektorvorrichtung (z. B. eingegossene Magneten oder dergleichen) erkannt werden oder auch manuell eingegeben werden oder durch eine zweite Wägung durch die Wägezelle nach dem Entleeren während der Absetzbewegung das Tara-Mülltonnengewicht ermittelt werden. Durch diese Verfahrensweisen kann somit das Müllmengengewicht genau erfaßt werden und dem jeweiligen Benutzer zugeordnet werden.

Durch diese Erfassung des Netto-Müllmengengewichts kann das eingefüllte Müllgewicht aufsummiert werden und somit das Entsorgungsfahrzeug genau bis zur zulässigen Beladungsgrenze beladen werden. Damit wird sichergestellt, daß das Entsorgungsfahrzeug weder das zulässige Gesamtgewicht überschreitet (Verkehrssicherheit) noch beträchtlich unterschreitet (keine frühzeitige Fahrt zur Mülldeponie).

Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche und werden im Rahmen der folgenden Beschreibung erläutert. Anhand eines Ausführungsbeispieles wird die Erfindung nachfolgend beschrieben. Es zeigt Fig. 1 eine Seitenansicht auf das Heck eines Entsorgungsfahrzeuges. Fig. 1 zeigt eine übliche Haushaltsmülltonne (1) , die durch eine Aufnahmevorrichtung (2), insbesondere eine Hub-/Kippvorrichtung, zu einem Einfüllschacht (1 a) eines Entsorgungsfahrzeuges (1 b) hochgekippt, entleert und dann wieder abgesetzt werden kann. An der Mülltonne (1) ist eine Strichcode-Markierung, insbesondere ein Erkennungsaufkleber (5), vorgesehen, der durch eine Lesevorrichtung (3), hier ein Laser, abgefragt und gelesen werden kann. Zum Schutz der Lesevorrichtung (3) ist hier eine Schutzklappe (4) vorgesehen, die das Lesegerät (3) in Nichtlesestellung abdeckt. Am Entsorgungsfahrzeug (1 b) ist eine Auslösetaste (6) angeordnet, durch die die Aufnahmevorrichtung (2) betätigt werden kann. Dabei wird die Mülltonne (1) von der Aufnahmevorrichtung (2) erfaßt und etwas angehoben. Ein Positionsdetektor (7) ermittelt die Wägeposition, die hier dargestellt ist. Dabei ist die Erkennungsvorrichtung (5), hier der Strichcodeaufkleber, in Übereinstimmung mit der Lesevorrichtung (3) gebracht, so daß die kundenspezifischen Daten der Mülltonne erfaßt werden können. Mit 8 und 9 sind Steuerventile für die Aufnahmevorrichtung (2) und die Schutzklappe (4) der Lesevorrichtung (3) bezeichnet. Deren Anschlüsse führen zu einer Datenverarbeitungsvorrichtung (10), die an dem Entsorgungsfahrzeug (1 b) angeordnet ist. Die Datenverarbeitungsvorrichtung dient zum einen zum Ansteuern der Steuerventile (8 und 9), wenn der Positionsdetektor (7) die Wägeposition anzeigt. Als Dateneingänge sind zum einen die Daten der Lesevorrichtung (3) und einer Wägezelle (11) vorgesehen. Die Wägezelle erfaßt das Gewicht der Mülltonne (1) in der gezeigten frei hängenden Stellung. Parallel zu der Wägezelle (11) kann ein Neigungsmesser (12) vorgesehen sein, der Schrägstellungen in Fahrzeuglängs- und/oder -querrichtung korrigiert. In die Datenverarbeitungsvorrichtung (10) mit Steuer-, Anzeige- und Speicherfunktionen kann eine Speicherkarte (13) eingesteckt werden, die die Speicherung der kundenbezogenen Nettogewichtsdaten übernimmt. Darüber hinaus kann auch das Datum und die Uhrzeit der Mülltonnenabholung abgespeichert werden. Die Speicherkarte (13) kann aus der Datenverarbeitungsvorrichtung (10) entnommen werden, wie hier dargestellt und mit einem Auswertecomputer (14) und einem Belegdrucker (15), z. B. in der Stadtverwaltung in Verbindung gebracht werden.

Am Entsorgungsfahrzeug (1 b) kann des weiteren ein Handeingabegerät (16) vorgesehen sein, das die manuelle Eingabe von Wäge- und/oder Kundendaten für den Fall ermöglicht, wenn die kundenspezifische Erkennungsvorrichtung (5), wie z. B. der wetterfeste Strichcodeaufkleber, beschädigt sein sollte oder nicht automatisch lesbar ist.

Abschließend wird darauf hingewiesen, daß bei dem erfindungsgemäßen Verfahren darauf geachtet wird, daß sich ein geschlossenes, eichfähiges System ergibt. Hierzu gehört die möglichst automatische Bestimmung und Erfassung des Müll- Nettogewichts und die Auswertung der erfaßten Daten in dem in das eichfähige System eingeschlossenen Auswertecomputers (14), wobei besondere Vorkehrungen auf Hardware- oder insbesondere Softwarebasis getroffen werden, die die Genauigkeit der Wägung bis hin zum Endergebnis der Auswertung sicherstellen und Fehlbedienungen bzw. Manipulationen ausschließen. Mit anderen Worten wird auch der Auswertecomputer (14) eichfähig ausgebildet bzw. betrieben.

Claims (15)

1. Verfahren zur Wägung des Inhalts von Mülltonnen, die von einem Entsorgungsfahrzeug mit einer Aufnahmevorrichtung aufgenommen, entleert und abgesetzt werden, dadurch gekennzeichnet, daß die Mülltonne (1) nach der Aufnahme bzw. vor der Entleerung gewogen wird und das Wiegeergebnis einer Datenverarbeitungsvorrichtung (10) zugeführt und einem bestimmten Benutzer/Kunden zugeordnet wird.

2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß nach der Entleerung der Mülltonne (1) die leere Mülltonne gewogen wird und das Tara-Wiegeergebnis der Datenverarbeitungsvorrichtung (10) zur Berechnung des Nettogewichtes zugeführt wird.

3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Mülltonnentyp (1) während der Aufnahme- oder Entleer- oder Absetzbewegung erfaßt wird und der Datenverarbeitungsvorrichtung (10) unter Zuordnung eines typspezifischen abgespeicherten Tara-Gewichtes zur Berechnung des Nettogewichtes der eingefüllten Müllmenge zugeführt wird.

4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Wägung, Datenerfassung und Datenauswertung als geschlossenes, eichfähiges System ausgebildet werden.

5. Verfahren nach Anspruch 4, gekennzeichnet durch Hardware- und/oder Softwaremaßnahmen, die Genauigkeit und Fehlersicherheit gewährleisten.

6. System zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche unter Verwendung eines Entsorgungsfahrzeuges mit einer Aufnahmevorrichtung, insbesondere Hub-/Kippvorrichtung, für eine Mülltonne, dadurch gekennzeichnet, daß an der Aufnahmevorrichtung (2) eine Wiegezelle (11) zur Wägung der Mülltonne (1) vorgesehen ist und die Wiegezelle (11) mit einer Datenverarbeitungsvorrichtung (10) in Verbindung steht.

7. System nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß an dem Entsorgungsfahrzeug (1 b) ein Neigungsmesser (12) vorgesehen ist.

8. System nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß an jeder Mülltonne (1) eine kundenspezifische Erkennungsvorrichtung (5) vorgesehen ist und am Entsorgungsfahrzeug (1 b) eine Lesevorrichtung (3) dafür angeordnet ist.

9. System nach Anspruch 6, 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß eine Eingabevorrichtung (16) für Wäge- und/oder Kundendaten vorgesehen ist.

10. System nach einem der Ansprüche 6-9, dadurch gekennzeichnet, daß zur Erfassung der Kunden- und Wägedaten eine auswechselbare Speichervorrichtung (13) vorgesehen ist, die in die Datenverarbeitungsvorrichtung (10) einsetzbar ist.

11. System nach einem der Ansprüche 6-10, dadurch gekennzeichnet, daß ein Auswertecomputer (14) vorgesehen ist, dem die Kunden- und Wägedaten zugeführt werden.

12. System nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß der Auswertecomputer (14) eine Einrichtung zur Auswertung der auswechselbaren Speichervorrichtung besitzt.

13. System nach einem der Ansprüche 6-11, dadurch gekennzeichnet, daß die Übertragung der Daten zwischen dem Entsorgungsfahrzeug und der Auswertestelle drahtlos erfolgt.

14. System nach einem der Ansprüche 6-13, dadurch gekennzeichnet, daß am Entsorgungsfahrzeug ein Belegdrucker angebracht ist, der für jede Wägung unmittelbar einen Beleg erzeugt.

15. System nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß jede Mülltonne (1) mit einem Aufnahmefach für den Beleg versehen ist.