DE3729212C1 - Reaktiver Panzerschutz - Google Patents
Reaktiver PanzerschutzInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen reaktiven Panzerschutz gemäß dem Ober
begriff des Anspruches 1.
In der Zeitschrift WEHRTECHNIK Heft 8/1986 Seite 21 (Kasten rechts
unten) ist dargelegt, daß die übliche sogenannte reaktive oder postaktive
Panzerung, bei der eine Sprengstoffüllung schwere Panzerstahlplatten
in und gegen Beanspruchungsrichtung eines einschlagenden Projektils
beschleunigt, nur geringe Wirksamkeit gegen KE-Munition (z. B. Schwer
metallpenetratoren) aufweist. Das liegt vor allem daran, daß unter
spitzem Winkel auftreffende KE-Munition von einer solchen, auch
sogenannten aktiven, Platte nicht hinreichend aus ihrer Wirkrichtung
abgelenkt wird, und daß ein nicht-abgelenkter, also an der Spitze
mit einer wesentlichen Reaktionskomponente in Axialrichtung bean
spruchter Penetrator kaum zerstörbar ist. Auch sind der Sprengstoffüllung
und der Stärke solcher vom Sprengstoff zu beschleunigenden Inert-Platte
praktische Grenzen gesetzt, weil die Hauptpanzerung des zu schützenden
Objektes die Reaktionskräfte beim Auslösen der Sprengstoffüllung
und damit die Aufprallenergie der in Beschußrichtung fortgeschleuderten
Panzerplatte auffangen können muß, ohne daß es dadurch im zu schützenden
Objekt zu unzuträglichen Beschleunigungskräften, also zu Funktions
störungen kommt.
Aus der AT-E 45 421 B ist eine dort sogenannte Wandstruktur mit
reaktiver Panzerung bekannt, bei der in lichtem Abstand vor einer
stoßwellenabsorbierenden Beschichtung des zu schützenden Gegenstandes
flache Stahlplatten-Kästen gehaltert sind, die völlig mit Sprengstoff
gefüllt sind. Bei Beanspruchung durch den Strahl eines Hohlla
dungs-Gefechtskopfes bewirkt die stoßwellenreflektierende Auslegung
der Seitenwände dieser Kästen eine vergleichsweise lang anstehende
Reflektionswirkung der innerhalb der Plattenstruktur auftretenden
Detonationswellen, mit langsamen Druckabfall innerhalb der
Plattenstruktur. Das kann zwar die Ausbildung und damit Wirkung eines
Hohlladungs-Strahles abträglich beeinflussen, ist jedoch ohne große
Schutzwirkung gegen die Durchschlagskraft von sprengstoffgeformten
Projektilen oder gar gegen Beschuß mit KE-Munition.
Bei der reaktiven Schutzvorrichtung nach der FR 32 80 528 wird der
Zwischenraum zwischen der Hauptpanzerung des zu schützenden Objektes
und einer parallel davor angeordneten Vorpanzerung durch Querstreben
in einzelne voneinander getrennte Hohlräume unterteilt, in denen
Platten aus stahlblechbelegten Sprengstoffschichten rechtwinklig
zueinander angeordnet werden, ohne sich an den einander benachbarten
Rändern zu berühren. Wenn eine der Sprengstoffschichten von einem
eindringenden Hohlladungsstrahl gezündet wird, erfolgt kurz darauf die
Zündung der quer dazu orientierten benachbarten Sprengstoffplatten
über eine Zündschnur-Kopplung. Auch dieser Mechanismus ist folglich
auf die Störung der Hohlladung-Strahlwirkung ausgelegt und
dementsprechend wenig effektiv gegen die Durchschlagswirkung von mas
siven Projektilen.
Demgegenüber
liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, einen mit möglichst
geringen Sprengstoffmengen wirksamen reaktiven Panzerschutz anzugeben,
der, in Leichtbauweise - also auch anwendbar bei weniger schwerer
Hauptpanzerung des zu schützenden Objektes - ausführbar, insbesondere
einen postaktiven Schutz gegen den Beschuß mit KE-Munition erbringt;
wobei dieser anzustrebende reaktive Leichtbau-Panzerschutz
möglichst auch eine Schutzwirkung gegen Beschuß mit sprengstoffge
formten Projektilen, und möglichst sogar gegen strahlbildende Hohl
ladungen, erbringen und nach Zerstörung leicht auswechselbar werden
können soll.
Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß dadurch gelöst,
daß der gattungsgemäße reaktive Panzerschutz gemäß dem Kennzeichnungs
teil des Anspruches 1 ausgelegt ist.
Diese Lösung, eine fertigungstechnisch günstig optimierbare und
im Einsatz leicht handhabbare Leichtmetall-Wirkzellenpanzerung,
beruht in ihren grundlegenden Wirkmechanismen auf der Kombination
von in Beschußrichtung distanziert zueinander angeordneten äußerst
geringen Sprengstoffmassen unterschiedlicher Zündträgheit, die durch
energieverzehrende Materialschichtungen voneinander entkoppelt aber
funktionell über eine Zündverbindung miteinander gekoppelt sind.
Je nach der eingebrachten Beschuß-Energie wird zuerst die untere,
reaktionsfreudige oder zuerst die obere, zündträge der beiden dünnen
Sprengstoffschichten, und erst danach jeweils die andere Sprengstoff
schicht, initiiert, um im ersterwähnten Falle einen KE-Penetrator
durch mittige Stoßwelleninduktion zu zerbrechen und im zweiterwähnten
Falle einem sprengstoffgeformten Projektil eine ablenkende Reaktion
entgegenzusetzen; mit Energieverzehr jeweils durch Einarbeiten eines
Kraters in eine Schichtung aus amorphen, spröden Massen wie z. B.
- durch Beimischung von Tonerde Bortrioxyd, gesteigert druckfestem -
Silikat (z. B. hochfestem Glas) zwischen den beiden dünnen Sprengstoff
schichten. Bei Beanspruchung durch einen Hohlladungsstrahl dagegen
werden beide Sprengstoffschichten praktisch gleichzeitig gezündet;
mit der Wirkung, daß die untere, zwischen dünnen Panzerstahlplatten
verdämmte Sprengstoff-Schicht die weitere Ausbreitung der quer
hindurchtretenden Hohlladungsspitze stört; während die obere Schicht,
und gegebenenfalls wenigstens eine zusätzlich zwischen den Spröd
körperlagen, etwa parallel zur Beanspruchung, eingesetzte dünne
Sprengstoffwand, die der Spitze nachfolgenden Strahlpartikel durch
Querbeanspruchung mit Sprengstoffschwaden und Detonationsstoßwellen
aus ihrer bisherigen Bewegungsrichtung ablenkt, so daß diese einen
Abbau kinetischer Energie, zusätzlich zur Energieumsetzung in den
Sprödkörper, erfahren. Dabei ist von besonderer praktischer Bedeutung,
daß die gute Schutzwirkung dieses, an sich gegen KE-Penetratoren
optimierten, reaktiven Panzerschutzes weitestgehend unabhängig vom
Auftreffwinkel bei der Beanspruchung durch einen Hohlladungsstrahl
ist.
Zusätzliche Alternativen und Weiterbildungen sowie weitere Merkmale
und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den weiteren Ansprüchen
und, auch unter Berücksichtigung der Darlegungen in der Zusammen
fassung, aus nachstehender Beschreibung von in der Zeichnung unter
Beschränkung auf das Wesentliche abstrahiert und nicht ganz maß
stabsgerecht skizzierten bevorzugten Realisierungs- und Wirk-Bei
spielen zur erfindungsgemäßen Lösung. Es zeigt:
Fig. 1 im Querschnitt den reaktiven Panzerschutz, aufgebaut
als Wirkzellen-Panzerung, unter Berücksichtigung
des Wirkmechanismus gegen KE-Penetratoren,
Fig. 2 in vergrößerter Ausschnittdarstellung die Wirkung
der aktiven Panzerschutzzelle nach Fig. 1 gegen
einen Schwermetall-Penetrator,
Fig. 3 den Wirkmechanismus einer reaktiven Panzerungszelle
nach Fig. 1 bei Beaufschlagung mit dem Projektil
einer projektilbildenden Hohlladungs-Belegung,
Fig. 4 eine Weiterbildung des Wirkzellenelementes nach
Fig. 1 bzw. Fig. 3 zur Verbesserung des Wirkmechanismus
bei Beaufschlagung mit dem Stachel einer strahl
bildenden Hohlladungseinlage
und
Fig. 5 in vergrößerter Ausschnittdarstellung den Wirk
mechanismus gegen den Hohlladungsstrahl.
Die in der Zeichnung im Querschnitt skizzierte reaktive oder postaktive
Wirkzellen-Panzerung besteht aus einer Anzahl nebeneinander und
erforderlichenfalls auch übereinander, unter Einhaltung eines Dämpfungs-
Abstandes 10 auf der Haupt-Panzerung 11 eines zu schützenden Objektes
angeordneten, Wirkzellen 12. Deren Seitenberandungen können im Interesse
einer wechselseitigen Überdeckung auch parallelogrammförmig abge
schrägt oder stufenförmig abgesetzt verlaufen.
Jede Wirkzelle 12 weist am Grunde, zur Hauptpanzerung 11 hin, zwei
dünne Stahlplatten 13 auf, zwischen denen eine sehr dünne Schicht
14 hochbrisanten Sprengstoffes eingeschlossen ist.
Der Mittenbereich der Wirkzelle 12, insgesamt etwa deren halbe Höhe
ausmachend, weist eine spröde Füllung 15 auf, die beispielsweise
aus einzelnen Lagen 16 von plattenförmigen Glaskörpern besteht,
welche sich, wie die hochbrisante Sprengstoffschicht 14, im wesent
lichen parallel zur Grundfläche der Wirkzelle 12 und damit zur darunter
gelegenen Hauptpanzerung 11 erstrecken. Anstelle durchlaufender
Glaskörperlagen 16, wie zur Vereinfachung in der Zeichnung skizziert,
können auch in jeder Lage 16 einzelne Glaskörperplatten nebeneinander
angeordnet sein, um durch die Wahl der Stoßfugen-Verläufe die Aus
breitung einer Stoßwelle quer zu den Glaskörperlagen 16, bei Bean
spruchung der Wirkzelle 12 von oben, konstruktiv beeinflussen zu
können. Die Glasfüllung 15 einschließlich einer dünnen Deckschicht
17 aus reaktionsträge eingestelltem Sprengstoff ist beidseitig,
also oben und unten, von hochfest-zähen Verdämmungsblechen 18 (bei
spielsweise aus Stahlblech des Types 50 CrVIV) eingefaßt und ruht,
über eine schockabsorbierende Schicht 19, auf der, nachfolgend einfach
keitshalber als Brisanzschichtung 20 bezeichneten, Anordnung der
dünnen brisanten Sprengstoffschicht 14 zwischen den dünnen Platten
13 aus Panzerstahl oder aus hochfestem, zähem Stahl.
Eine Vorpanzerung 21, bestehend aus einer weiteren Schockabsorber-Schicht
22 unter einer passiven Panzerung 23 (etwa ausgeführt als Panzer
stahlplatte oder als Keramik-Verbundplatte mit faserverstärkten
Verbundwerkstoffen) kann, wie dargestellt, oben in die jeweilige
Wirkzelle 12 einbezogen oder aber gesondert auf der Wirkzelle 12
angebracht sein. Diese Vorpanzerung 21 soll verhindern, daß der
Wirkmechanismus der Wirkzelle 12 bereits durch Beschuß mit konventioneller
Kleinkalibermunition ausgelöst, also die reaktive Panzerung vom
zu schützenden Objekt abgeräumt, wird, ehe die tatsächliche Bedrohung
einsetzt.
Die beiden schockabsorbierenden Schichten 19, 22 können aus Metall
gewebe oder einfach als Hartschaumfüllung (beispielsweise mit Poly
urethan) ausgebildet sein. Die beiden dünnen Sprengstoffschichten
14, 17 bestehen bevorzugt aus, pro Zelle 12, wenigen Gramm kunststoff
gebundenem Sprengstoff wie er vielfältig bekannt ist, beispielsweise
aus der EP-PS 3 6 481, mit Einstellung der Zündfreudigkeit durch
den prozentualen Anteil an Inertmaterial-Einbindung neben dem eigentlichen
Sprengstoff. Im Interesse einfacher Handhabung werden diese Spreng
stoffschichten 14, 17 bei der Herstellung der Wirkzellen 12 vorzugs
weise in Folienform eingebracht. Der gesamte Aufbau der Wirkzelle
12 ist zweckmäßigerweise von einem Gehäuse 24 aus hochfest-zähem
Stahlblech eingeschlossen, um möglichst zu vermeiden, daß eine aufgrund
Beanspruchung reagierende Wirkzelle 12 womöglich benachbarte Wirkzellen
12 durch Druck- und Splitterbeanspruchung ebenfalls schon zündet,
obgleich diese noch gar keinen Beschuß von der Hauptpanzerung 11
abzuwehren haben.
Schließlich erstreckt sich durch die Wirkzelle 12, zwischen der
Sprengstoff-Deckschicht 17 und der unter der Glasfüllung 15 gelegenen
Brisanzschichtung 20, eine Zündverbindung 25, ausgebildet etwa einfach
als Detonationsschnur; die aus Gründen der Fertigungsvereinfachung
entgegen der Prinzipdarstellung der Zeichnung die Glasfüllung 15
nicht durchqueren muß, sondern an derem Rande, entlang dem Wirk
zellen-Gehäuse 24, geführt sein kann. Ebenfalls aus Fertigungsgründen
kann die Ankopplung der Zündverbindung 25 an die Brisanzzelle 20
auf eine unmittelbare Berührung der reaktionsfreudigen Sprengstoff
schicht 14 verzichten; es genügt, wie symbolisch dargestellt, eine
Ankopplung über eine der dünnen, die Sprengstoffschicht 14 einfassenden
Panzerstahlplatten 13.
Oben wurde schon erwähnt, daß die Glasfüllung 15 nicht aus durch
gehenden Glaskörperlagen 16 bestehen muß, sondern aus einzelnen
Körpern z. B. auf Stoß zusammengefügt sein kann. In diesem Zusammenhang
kann es für einen universellen Wirkmechanismus der reaktiven Wirk
zelle 12 zweckmäßig sein, wie in Fig. 4 berücksichtigt, über ihre
Höhe eine Unterteilung der Glasfüllung 15 durch Zwischenwände 26
aus dünnen Sprengstoffschichten einzufügen, die an die Deckschicht
17 angekoppelt sind und eine etwa gleich träge Zündeinstellung wie
jene aufweisen können.
Der Freiraum des Dämpfungs-Abstandes 10 zwischen der Unterseite
der Wirkzelle 12 und der Oberfläche der Hauptpanzerung 11 kann eben
falls, wie der Hintergrund der Vorpanzerung 21, schockabsorbierend
ausgeschäumt sein. Zweckmäßiger als eine einfache Hartschaum-Füllung
ist dann aber ein Laminat aus faserverstärktem Kunststoff; weil
dieses zusätzlich zur Dämpfungswirkung die Eigenschaft hat, zur
Schonung des Objektes unter der Hauptpanzerung 11 Beschuß- und Wirk
zellen-Partikel aufzufangen, oder jedenfalls aus ihrer momentanen
Bewegungsrichtung abzulenken, die bei einer Reaktion der Wirkzelle 12
auf Beschuß in Richtung auf die Hauptpanzerung 11 anfallen.
In Fig. 1 ist der Wirkmechanismus bei Beanspruchung der Wirkzelle
12 durch einen KE-Penetrator 28 (Fig. 2), etwa einen Schwermetallstab,
symbolisch berücksichtigt. Ein solcher durchschlägt selbst noch
bei nicht-senkrechtem Auftreffen die Vorpanzerung 21 und führt in
der zündträge eingestellten Sprengstoff-Deckschicht 17 noch nicht
zur Zündung. Der Penetrator 28 reißt stattdessen einen Krater in
die Glasfüllung 15 und ihre Bedeckung 29 aus Verdämmungsblech 18
und reaktionsträger Sprengstoffdeckschicht 17, und er dringt mit
seiner Spitze 35 bis in das Zentrum der Brisanzzelle 20 vor. Hier
reagiert die reaktionsfreudige Sprangstoffschicht 14 (dargestellt
als Blitz- Symbol), und nun wird praktisch verzögerungsfrei über
die Zündverbindung 25 auch die Sprengstoff-Deckschicht 17 initiiert,
dargestellt durch den Wirkpfeil 32. Die Laufzeit der Detonationswelle
zwischen den Schichten ist (über entsprechende Auslegung des Materials
und der Länge der Zündverbindung 25) so gewählt, daß die Wirkung
im Mittenbereich des gerade eingedrungenen Penetrators 28 angreift.
Dieser Wirkmechanismus W beruht auf der Induzierung von, durch die
detonierende Deckschicht 17 ausgelösten und in den Krater 30 ein
strömenden, Detonationsschwaden-Stoßwellen in das Material des Penetrators
18, die darin derart hohe einander überlagernde Reflexwellen auslösen,
daß (trotz der Wirkübertragung über den Luftspalt des Kraters 30)
lokale Überbeanspruchungen zu mehrfachen Bruchstellen 33 des Penetrators
28 führen. Nachdem das Durchbohren der Glasfüllung 15 bereits kinetische
Energie des Penetrators 28 verzehrt hat, wird seine Eindringenergie
nun durch Zerstörung der Massestruktur hinter der Penetrator-Spitze 35
weiter aufgezehrt.
Wenn der Dämpfungsabstand 10 zwischen der Wirkzelle 12 und der Haupt
panzerung 11 wie erwähnt mit Fangmatten 27 ausgestattet ist, bewirkt
deren Faserstruktur darüberhinaus eine Ablenkung der einzelnen Teile
des mehrfach gebrochenen Penetrators 28 aus der ursprünglichen Einschlag
richtung, so daß auch eine Mehrfach-Wirkung der Penetratorteile
auf die Hauptpanzerung 11 vermieden ist.
Eine Steigerung des Schutzes ergibt sich, wenn (wie in Fig. 1 berück
sichtigt) unter dem schockabsorbierendem Abstand 10 auf der Haupt
panzerung 11 weitere Wirkmechanismen realisiert sind, darstellbar
als passive Module 40 mit Schrägblechanordnungen zur Richtungsab
lenkung der Teile des zerbrochenen Penetrators 28.
So ist mit einem Minimum an Sprangstoffaufwand - die Sprengstoff
schichten 14 und insbesondere 17 brauchen nicht einmal eine Höhe
von der Hälfte üblicher Penetrator-Durchmesser zu betragen - und
ohne daß die Hauptpanzerung 11 schwere sprengstoffbeschleunigte
Inert-Platten abfangen muß - ein wirksamer Schutz gegen Penetratoren
28 mit einer reaktiven Leichtbau-Wirkzelle 12 erzielt; indem der
reaktive Panzerungsmechanismus gerade nicht von der Penetrator-Spitze
35 aus dessen Eindringrichtung entgegen, sondern quer dazu im Mitten
bereich des Penetrators 28, und ohne das Erfordernis körperlicher
Berührung für den Wirkmechanismus W, angreift.
Der erfindungsgemäß ausgestaltete reaktive Panzerschutz weist darüber
hinaus den großen einsatztechnischen Vorteil auf, nicht nur entgegen
der bisherigen reaktiven Panzerung gegen KE-Penetratoren 28 wirksam
zu sein, sondern auch wie die bisherige reaktive Panzerung einen
wirksamen Schutz der Objekt-Hauptpanzerung 11 gegen Angriff mit
projektilbildend belegten Hohlladungen zu erbringen, ohne dafür
vom vorstehend beschriebenen penetrator-wirksamen Grundaufbau der
Wirkzelle 12 abweichen zu müssen. Denn das im Vergleich zur Penetrator-
Spitze 35 langsamere, und im Querschnitt wesentlich größere, spreng
stoffgeformte Projektil 36 (Fig. 3) ruft bereits beim Durchschlagen
der Sprengstoff-Deckschicht 17 einen Anzündpunkt 31 hervor. Gemäß
Wirkpfeil 32 initiiert die Deckschicht 17 über die Zündverbindung
25 die unter der Glasfüllung 15 gelegene Sprengstoffschicht 14;
und
der Wirkmechanismus W gegen sprengstoffgeformte Projektile 36 besteht
dann im wesentlichen darin, daß von der hoch-reaktiven Sprengstoff
schicht 14 die darübergelegene Panzerplatte 13 dem Projektil 36
entgegengeschleudert wird, während dieses sich noch durch die Glas
körperlagen 16 nach unten hindurcharbeitet. Dadurch wird das Projektil
36 verformt und in seiner Wirkrichtung abgelenkt, so daß es an Durch
schlagskraft verliert und die Hauptpanzerung 11 nicht mehr gefährdet.
Weil die Verdämmungsplatten 13 der Brisanzschichtung 20 nur eine
Stärke in derjenigen der Sprengstoffschicht 14 aufweisen, wird die
Hauptpanzerung 11 auch nicht durch die nach rückwärts, über den
Dämpfungsabstand 10 ausweichende untere Platte 13 gefährdet.
Schließlich wirkt die an sich gegen Schwermetall-Penetratoren optimierte
Wirkzelle 12 sogar gegen die Stachelwirkung strahlbildender Hohlladungs
einlagen. Sie braucht diesbezüglich einen Vergleich mit modernsten
postaktiven Leichtpanzerungen gegen Hohlladungs-Bomblets nicht zu
scheuen, wenn wie oben erwähnt eine vertikale Unterteilung der Glas
füllung 15 durch Sprengstoff-Zwischenwände 26 vorgesehen ist. Die
Wirkung dieses Aufbaues aus Deckschicht und Brisanzschicht entspricht
insoweit derjenigen des modernen sogenannten aktiven Doppelsandwich-
Schutze, wie er insbesondere wirksam ist gegen Hohlladungs-Gefechts
köpfe mit Vorhohlladung (Tandern-Hohlladung oder Doppel-Hohlladung)
und gegen großkalibrige Hohlladungs-Gefechtsköpfe. Gemäß Fig. 4
beruht der Wirkmechanismus W hier nun darauf, daß der höchst ernergie
reiche da extrem schnelle und dünne Partikelstrahl 37 beim Einbrennen
eines Kraters 30 in die Glasfüllung 15 die obere zündträge Spreng
stoffschicht 17 und die untere reaktionsfreudige Sprengstoffschicht
14 praktisch gleichzeitig zündet (so daß die Zündverbindung 25 deshalb
bei dieser Beanspruchung der Wirkzelle 12 keinen funktionellen Beitrag
leistet). Der obere Anzündpunkt 31 initiiert zugleich die Spreng
stoff-Zwischenwände 26, so daß die Ausbreitung von Detonationswellen
38 durch die Glasfüllung 15 zu Stoßwellen-Beanspruchungen, überlagert
durch Sprengstoffschwaden 34, des mittleren Teils des Partikelstrahles
37 im Krater 30 führt, verzögert mitlaufend mit dem Tiefergraben
des Kraters 30 durch die vorauseilende Strahlspitze 35.
Die so erzeugte Querströmung von hochenergetischen Teilchen zerstört
fast vollständig die Spitze des Hohlladungs-Strahles und lenkt die
massereichen Hohlladungs-Partikelteile aus ihrer ursprünglichen
Wirkrichtung stark ab.
Vorzugsweise werden die hier beschriebenen Wirkzellen 12 in Kombination
mit dahintergelegenen, auf Wirkung gegen Hohlladungsstrahlen in
weitem Einlagenkaliberbereich optimierten Modulen eingesetzt, wie
sie in der heutigen Parallelanmeldung "Reaktive Panzerung" der Anmelderin
näher beschrieben sind, um insbesondere einen zusätzlichen Schutz
gegen die energiereiche Strahlspitze 15 von großkalibrigen Hohl
ladungen zu gewinnen.
Claims (10)
1. Reaktiver Panzerschutz, zum Einsatz vor der Hauptpanzerung (11)
eines zu schützenden Objektes, mit zwischen Inertplatten einge
schlossenem Sprengstoff, gekennzeichnet durch eine Brisanzschichtung
(20) mit einer dünnen brisanten Sprengstoffschicht (14) zwischen
zwei dünnen Panzerstahlplatten (13) hinter einer durch eine
dünne, im Vergleich zur Brisanz-Schicht (14) zündträge, Spreng
stoff-Deckschicht (17) abgedeckten Sprödkörper-Füllung (15)
zwischen hochfest-zähen Verdämmungsblechen (18), mit einer Zünd
verbindung (25) zwischen der Brisanzschichtung (20) und der
Sprengstoff-Deckschicht (17).
2. Panzerschutz nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß er als Wirkzelle (12), eingefaßt in ein Gehäuse (24) aus
hochfest-zähem Blech, aufgebaut ist.
3. Panzerschutz nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen der Glasfüllung (15) und der Brisanzschichtung
(20) eine Schockabsorberschicht (19) vorgesehen ist.
4. Panzerschutz nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß zu oberst in der Wirkzelle (12) oder über der Wirkzelle
(12) eine passive Vorpanzerung (21) ausgebildet ist.
5. Panzerschutz nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vorpanzerung (21) eine passive Panzerplatte (23) über
einer Schockabsorberschicht (22) aufweist.
6. Panzerschutz nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß Schockabsorberschichten (19, 22) in Form von Hartschaum
vorgesehen sind.
7. Panzerschutz nach einem der vorangehenden Ansprüchen,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen der Brisanzschichtung (20) und der Hauptpanzerung
(11) ein Entkopplungs-Abstand (10) ausgebildet ist.
8. Panzerschutz nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Entkopplungs-Abstand (10) mit faserarmierten Fangmatten
ausgestattet ist.
9. Panzerschutz nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Sprödkörper-Füllung (15) aus sich etwa parallel zur
Brisanzschichtung (20) und zur darunter gelegenen Hauptpanzerung
(11) erstreckenden Glaskörperlagen (16) aufgebaut ist.
10. Panzerschutz nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß in der Füllung (15) etwa quer zur Sprengstoff-Deckschicht
(17) verlaufende und an diese angekoppelte Sprengstoff-Zwischen
wände (26) ausgebildet sind.
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EP1083399A1 (de) | 1999-07-31 | 2001-03-14 | Henschel Wehrtechnik GmbH | Ortsveränderliches Objekt, insbesondere militärisches Rad-oder Kettenfahrzeug |
DE102010019475A1 (de) * | 2010-05-05 | 2011-11-10 | Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V. | Vorrichtung zum Schutz eines Objektes wenigstens gegen Hohlladungsstrahlen |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
FR2771489A1 (fr) | 1999-05-28 |
GB8814947D0 (en) | 1998-10-14 |
GB2325297A (en) | 1998-11-18 |
GB2325297B (en) | 1999-01-13 |
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