DE3419067C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung von rechtsdrehendem
4-(2-Isopropylamino-1-hydroxyethyl)-methansulfonanilid
(d-Sotalol) oder eines pharmazeutisch verträglichen
Säureadditionssalzes davon zur Verlängerung der
Dauer des Aktionspotentials des Herzmuskels und zur Verlängerung
der Refraktärperiode, um Arrhythmien zu verhindern
oder zu behandeln, ohne dabei eine β-adrenergen-
Blockade hervorzurufen.
Die Racematform von 4-(2-Isopropylamino-1-hydroxyethyl)-
methansulfonanilid ist in der US-PS 33 41 584 beschrieben.
Diese Verbindung ist ein β-Blocker, in der Literatur
wird sie als Sotalol oder MJ 1999 bezeichnet. Pharmakologisch
gesehen reduzieren β-Blocker die sympathische Stimulation
des Herzens und werden daher als Antiarrhythmika angesehen.
Antiarrhythmika werden im allgemeinen nach ihrem elektrophysiologischen
Wirkungsmechanismus in vier Klassen eingeteilt.
Eine derartige Klassifizierung wurde zuerst
von E. M. Vaughn Williams: classification of antiarrhythmic
drugs, in "Symposium of Cardiac Arrhythmias", Seiten
449-472; Sanoe et al, Herausgeber A. B. Astra, Soedertalje,
Schweden (1970), vorgeschlagen.
Weitere Informationen hierzu finden sich in
N. Edvardsson, "Current Therapeutic Research", 28,
No. 1 Supplement, Seiten 113S-118S, Juli 1980 und
Keefe et al, "Drugs", 22, Seiten 363-400 (1981).
Die Antiarrhytmika können wie folgt klassifiziert
werden:
I. Lokale anästhetische Wirkung,
II. β-Rezeptorblocker,
III. Verlängerung der Dauer des Aktionspotentials
IV. Calciumantagonisten.
II. β-Rezeptorblocker,
III. Verlängerung der Dauer des Aktionspotentials
IV. Calciumantagonisten.
Die Mittel der Klasse I beeinflussen die Dauer des
Aktionspotentials gewöhnlich nur wenig oder überhaupt
nicht. Sie verursachen eine lokale Anästhesie direkt
an der Herzzellmembran. Auch die Mittel der Klasse II beeinflussen
das Aktionspotential nur wenig oder überhaupt
nicht. Sie wirken in der Weise, daß sie die
β-adrenergen Rezeptoren kompetitiv inhibieren, wodurch
die sympathische Stimulation des Herzens reduziert wird.
Die Agentien der Klasse III sind dadurch charakterisiert,
daß sie die Dauer des Aktionspotentials verlängern können,
wodurch Arrhythmien verhindert oder gelindert werden.
Die antiarrhythmische Wirksamkeit der Agentien der Klasse
IV beruht darauf, daß diese Agentien Calciumantagonisten
sind.
Nach der obigen Klassifizierung ist Sotalol ein antiarrhythmisches
Agens der Klassen II und III, s. N. Edvardsson
et al, "European Heart Journal", 1, S. 335-343 (1980);
N. Edvardsson, s. O.; D. E. Ward et al, "Clin. Cardio", 2,
S. 185-191 (1979); D. P. Myburgh et al, "SA Medical Journal",
S. 295-298 (August 1979); L. D. Davis, et al, "Research in
Physiology", S. 99-114, A. Gaggi Publisher, Bologna
(1971); B. N. Singh et al, "Br. J. Pharma", 30, S. 675-687
(1970).
Bei dem erfindungsgemäßen Wirkstoff handelt es sich um rechts
drehendes 4-(2-Isopropylamino-1-hydroxyethyl)-methansulfonanilid.
Diese Verbindung und das entsprechende linksdrehende
Stereoisomer sind biologisch untersucht worden, da es bekannt
ist, daß einzelne Stereoisomere manchmal verschiedene biologische
Wirkungen haben, vgl. "Stereochemistry and Biological
Activity of Drugs", von E. J. Ariens et al., Blackwell Sci. Publ.
Oxford, 1983, S. 14-20). Nachstehend sind einige repräsentative
Veröffentlichungen aufgeführt. In der Literatur und auch
in der vorliegenden Anmeldung wird die Racematform von
4-(2-Isopropylamino-1-hydroxyethyl)-methansulfonanilid als
Sotalol oder dl-Sotalol bezeichnet. Das rechtsdrehende Isomer
wird als d-Sotalol oder (+)-Sotalol bezeichnet, während das
linksdrehende Isomer als l-Sotalol oder (-)-Sotalol bezeichnet
wird.
Nach D. C. Kvam et al., "J. Phram. Exper. Therap.", 149 (2),
S. 183-192 (1965) ist l-Sotalol etwa 20- bis 30mal wirksamer
als d-Sotalol gegen Hyperlipidämie oder eine durch Epinephrin
induzierte Hyperglykämie.
J. V. Levy et al, "Proc Soc. Exp. Biol. Med." 122,
S. 373-379 (1966) untersuchten die inotropen und chronotropen
Wirkungen von Sotalol, d-Sotalol und l-Sotalol
am Kaninchenherz (Atriumpräparat) und stellten fest,
daß d-Sotalol mit dem Racemat einen wesentlich
schwächeren β-Blocker darstellt, während
l-Sotalol beträchtlich wirksamer ist.
P. Somani et al, "J. Pharm. Exper. Therap.", 164 (2),
S. 317-325 (1968), untersuchten die antiarrhythmische
Wirksamkeit der rechts- und linksdrehenden Isomeren
von Sotalol beim Hund. Sie fanden, daß l-Sotalol
das als aktives Isomer hinsichtlich der Blockade von
β-Rezeptoren angesehen wird, auch das aktive Isomer für
spezifische antiarrhythmische Wirksamkeit (d. h. Blockade
der adrenergen induzierten Arrhythmie - Klasse II)
darstellt. Durch Oubain oder eine Ligatur der Herzarterie
induzierte Herzarrhythmien werden durch keines
der Isomere unterdrückt. Dies demonstriert, daß eine
nicht-spezifische antiarrhythmische Wirksamkeit (Klasse I)
fehlt, die bei anderen β-adrenergen Blockern beobachtet
wird, beispielsweise bei den linksdrehenden und
rechtsdrehenden Isomeren von Pronetholol, Propanolol
und H56/28. Es wird angenommen, daß die antiarrhythmische
Wirksamkeit von Sotalol auf der spezifischen
β-Rezeptorblockierungswirkung dieses Arzneimittels
beruht.
Somit kann aus dem Stand der Technik kein Hinweis darauf entnommen
werden, daß β-Sotalol, das einen unwirksamen
β-Blocker darstellt, die Dauer des Aktionspotentials
von Herzzellen verlängern würde.
Es wurde nun überraschend gefunden, daß d-Sotalol die
Dauer des Aktionspotentials des Herzmuskels verlängert
und somit zur Behandlung von Herzarrhythmien eingesetzt
werden kann. Durch die erfindungsgemäße Verwendung dieser
Verbindung können bei Säugetieren (Mensch und Tier)
Arrhythmien verhindert oder behandelt indem man eine
wirksame Dosis von d-Sotalol oder eines pharmazeutisch
verträglichen Säureadditionssalzes davon, wobei diese
Verbindung im wesentlichen frei von l-Sotalol ist, einem
Säugetier verabreicht. Dabei wird die Dauer des Aktionspotentials
von ventriculären Muskelzellen verlängert,
ohne eine signifikante β-adrenerge Blockade hervorzurufen.
d-Sotalol kann oral oder parenteral (z. B. per intravenöser
Injektion) verabreicht werden, wobei flüssige
oder feste pharmazeutische Präparate verwendet werden,
die d-Sotalol als freie Base oder in Form eines pharmazeutisch
verträglichen Säureadditionssalzes zusammen
mit einem pharmazeutisch verträglichen Träger enthalten.
Die verabreichte Dosis hängt von dem Alter, dem Gesundheitszustand,
dem Gewicht des Patienten, der Schwere der
Krankheit, der Art von gleichzeitig durchgeführten weiteren
Behandlungen und der Behandlungshäufigkeit ab.
Die wirksame Dosis an d-Sotalol liegt gewöhnlich zwischen
0,3 und 8,6 mg/kg Körpergewicht. Menschen wird eine Dosis
von 20-600 mg pro Patient 1 bis 4mal täglich
vorzugsweise oral verabreicht. Bei
der bevorzugten oralen Verabreichungsart ist eine größere
d-Sotalolmenge erforderlich, vorzugsweise 160-480 mg
1- oder 2mal täglich, um die gleiche Wirkung zu erzielen,
wie mit einer kleineren parenteral verabreichten
(z. B. durch intravenöse Injektion) Menge.
Man wählt jedenfalls die Dosierung so, daß die Dauer des
Aktionspotentials verlängert wird, ohne dabei schädliche
Nebenwirkungen hervorzurufen.
Zur Bestimmung der Wirksamkeit einer spezifischen
d-Sotaloldosis bei der Behandlung von Arrhythmien wurden
Verfahren eingesetzt, die bei Untersuchungen von Arrhythmien
üblicherweise eingesetzt wurden. Dazu zählen die
ambulante Elektrokardiographie mit computerunterstützter
Analyse und programmierte Stimulationstechniken zur Induktion
von Arrhythmien bei intrakardialen elektrophysiologischen
Untersuchungen, s. N. Edvardsson et al, s. o.
Pharmazeutisch verträgliche Säureadditionssalze von
d-Sotalol können auf übliche Weise hergestellt werden,
beispielsweise durch Lösen von d-Sotalol in einem geeigneten
Lösungsmittel und Zugabe der gewünschten Säure,
beispielsweise in einer stöchiometrischen Menge, und
Isolierung des Salzes nach Standardverfahren, beispielsweise
Konzentrieren und Kristallisieren. Als pharmazeutisch
verträgliche Säureadditionssalze von d-Sotalol,
die auf diese Weise hergestellt werden können, kann man
Salze von anorganischen Säuren, wie Schwefel-, Salpeter-,
Phosphor-, vorzugsweise Chlorwasserstoffsäure, und Salze
von organischen Säuren, wie Essig-, Propion-, Bernstein-,
Fumar-, Malein-, Zitronen-, Weinstein-, Zimt-, Milch-,
Ethandisulfon- vorzugsweise Mandelsäure, nennen.
Die erfindungsgemäß verwendeten, d-Sotalol enthaltenden pharmazeutischen
Mittel kann man auf übliche Weise unter Verwendung
üblicher Träger, Bindemittel und Lösungsmittel
herstellen. Wie bereits oben ausgeführt, ist die orale
Verabreichung bevorzugt. Es werden daher Dosierungsformen
eingesetzt, die für diese Verabreichungsart
geeignet sind. Zu den für die orale Verabreichung geeigneten
Mitteln gehören auf übliche Weise hergestellte
Lösungen, Tabletten, Kapseln, Dragees usw. die aus
pharmazeutischen Standardexipienten und Trägern, beispielsweise
Mannit, Milchzucker, organischen oder
anorganischen Calciumsalzen usw.; Bindemitteln, wie
Polyvinylpyrrolidon, Gelatine oder Cellulosederivaten;
und auch tablettenauflösenden Agentien, beispielsweise
Stärke oder Alginsäure; Gleitmitteln wie Stearinsäure,
und anorganischen Flußmitteln, wie Talk oder kolloidaler
Salicylsäure, hergestellt werden.
Eine Lösung des Sotalolracemats (24,5 g, 0,09 Mol), das
durch Neutralisieren von Sotalol-hydrochlorid in Ethanol
mit einem Moläquivalent konzentrierter Natriumhydroxidlösung,
Einengen und Extraktion der freien Base in
Acetonitril erhalten wird, in 200 ml heißem Isopropanol
mischt man mit 13,7 g (0,09 Mol) 1-Mandelsäure, kühlt
und erhält so eine "optisch angereicherte" Fraktion,
26,0 g, Fp. 125-140°C, [ α ] =-27,2°, des d-Sotalol·
1-Mandelatsalzes. Nach Kristallisation aus 300 ml Isopropanol
erhält man 18,7 g, Fp. 139-145,5°C, [ α ] =-25,4°.
Nach weiterer Umkristallisation dieses Materials
aus 1 : 1 Isopropanol/absolutem Ethanol erhält man
d-Sotalol · 1-Mandelat als weiße , flockige Nadeln,
Fp. 154,5-156°C, [ α ] =-14,2°.
Analyse für C₁₂H₂₀N₂O₃S · C₈H₈O₃:
ber.:
C 56,58, H 6,65, N 6,60%;
gef.:
C 56,71, H 6,82, N 6,51%.
Analyse für C₁₂H₂₀N₂O₃S · C₈H₈O₃:
ber.:
C 56,58, H 6,65, N 6,60%;
gef.:
C 56,71, H 6,82, N 6,51%.
Eine Suspension von d-Sotalol · 1-Mandelat (10,6 g, 0,025 Mol
[ α ] =-14,2°) n 150 ml Isopropanol säuert man
mit 8 ml einer 3,9N ethanolischen Chlorwasserstoffsäurelösung
an und erhält bei Rückflußtemperatur eine vollständige
Lösung. Beim Kühlen setzen sich 7,0 g (90%)
eines weißen kristallinen Feststoffs ab. Nach Kristallisation
aus 20 ml Methanol und 150 ml Isopropanol erhält
man 6,0 g (78%) eines analysenreinen Produkts, Fp. 204-205,5°C
(Zers.), [ α ] =+36,0°.
Analyse für C₁₂H₂₀N₂O₃S · HCl:
ber.:
C 46,67, H 6,85, Cl 11,48%;
gef.:
C 46,81, H 6,98, Cl 11,44%.
Analyse für C₁₂H₂₀N₂O₃S · HCl:
ber.:
C 46,67, H 6,85, Cl 11,48%;
gef.:
C 46,81, H 6,98, Cl 11,44%.
Perfundierte Purkinje-Herzfasern und papilläre Herzmuskeln
von Meerschweinchen wurden elektrisch stimuliert. Die
transmembralen Potentiale wurden mit Glasmikroelektroden
auf übliche Weise aufgezeichnet, s. L. D. Davis et al.
"Research In Physiology", Herausg. F. F. Kao et al,
Seite 99, A. Gaggi, Bologna, 1971.
Die Bewertung der Testagentien erfolgte indem man die
Konzentration stufenweise von 3×10-7M bis zu 3×10-3M
erhöhte und jede Konzentration 30 min anwendete. Die Präparate
wurden bei 60/min stimuliert und die transmembralen
Potentiale wurden nach der Standardmikroelektrodentechnik
gemessen.
Bei einer Konzentration zwischen 3×10-7M und 10-4M
verlängerten Sotalol, d-Sotalol und l-Sotalol in fast
identischer Weise die Dauer des Aktionspotentials.
Bei 10 Hunden wurde eine Koronarligatur gelegt. Vier Tage
später wurde die Wirkung von d-Sotalol bei Konzentrationen
von 10-6 bis 5×10-4M auf die Aktionspotentiale
des Ventrikelmuskels und der Purkinjefasern von infarzierten
(Inf.) und nicht-infarzierten (Non-Inf.) Zonen bestimmt.
Bei einer Konzentration von 5×10-4M wurden die
nachfolgend gezeigten Ergebnisse mit den aufgeführten
mittleren Standardabweichungen (±) erhalten.
Diese Daten zeigen, daß d-Sotalol sowohl bei nicht-infarzierten
als auch bei infarzierten Zonen die Dauer
des Aktionspotentials signifikant verlängert und daß
die wirksame Refraktärperiode in den infarzierten Zonen
in signifikanter Weise mehr verlängert wurde als in den
nicht-infarzierten Zonen. d-Sotalol besitzt somit signifikante,
der Klasse III zugehörende Wirkungen.
Claims (2)
1. Verwendung von rechtsdrehendem 4-(2-Isopropyl-amino-1-
hydroxyethyl)-methansulfonanilid ("d-Sotalol") oder einem
pharmazeutisch verträglichen Säureadditionssalz davon
zur Verlängerung der Dauer des Aktionspotentials des
Herzmuskels.
2. Verwendung von d-Sotalolhydrochlorid oder -l-mandelat
nach Anspruch 1.
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