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Die Erfindung betrifft ein reaktives Schutzsystem zur Bekämpfung von Hohlladungsgeschossen nach dem Oberbegriff des ersten Schutzanspruchs und findet als ein System zum Schutz von Fahrzeugen - insbesondere militärischen Fahrzeugen - oder Strukturen gegen Antipanzerwaffen bevorzugt mit Tandemgefechtsköpfen Anwendung.
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Zur Bekämpfung gepanzerter Fahrzeuge mit entsprechend massiver Panzerung durch Beschuss mittels Projektilen werden seit langer Zeit Hohlladungen eingesetzt. Hohlladungen bestehen aus einem explosivstoffgefüllten Gehäuse mit einer konischen Vertiefung im Explosivstoff, die mit einer in der Regel metallischen Einlage -häufig aus Kupfer - gefüllt ist. Bei Umsetzung der Ladung in ausreichendem Abstand vom Ziel (Standoff) wird die Einlage umgeformt und es bildet sich ein Hohlladungsstachel (Jet) mit Strahlspitzengeschwindigkeiten von bis zu 12.000 m/s.
Durch die hohe kinetische Energie des Stachels, die auf einen kleinen Trefferpunkt fokussiert ist, können dicke Panzerungen mit über 1000 mm Panzerstahl durchschlagen werden. Hohlladungen können auf verschiedene Wege mittels Raketen oder verschießbaren Gefechtsköpfen ans Ziel herangeführt werden. Man unterscheidet ATR (AntiTankRockets), ATGM (AntiTankGuidedMissile) und HEAT (HighExplosive AntiTank) Gefechtsköpfe.
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Eine besondere Methode der Panzerung stellen Reaktivpanzerungen dar, um Panzerfahrzeuge vor Beschuss zu schützen. Die ersten Experimente mit Reaktivpanzerung, damals „Gegenexplosion“ (russ. kontrvzryv) wurden 1949 in der Sowjetunion durchgeführt. In den 1960er-Jahren gab es erste Prototypen. Aufgrund eines Unfalles und der vorherrschenden Meinung, dass die Panzer gut genug geschützt seien, wurde die Forschung jedoch eingestellt und erst in den 1980er-Jahren wieder aufgenommen. Parallel dazu entwickelte 1967/68 der deutsche Ingenieur Manfred Held in Kooperation mit der IDF eine Version der Reaktivpanzerung. Diese kam im Libanonkrieg 1982 erstmals zum Einsatz und wurde als sehr effektiv beurteilt.
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Die Reaktivpanzerung wird in Form von Kacheln auf die passive Stahl- oder Verbundpanzerung aufgelegt. Sie besteht aus einer Schicht Sprengstoff, die wiederum mit einer Metallplatte abgedeckt ist. Trifft ein Projektil auf die Reaktivpanzerung, explodiert die Sprengstoffschicht und schleudert die Metallplatte dem Projektil entgegen.
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Die Wirkung der Granate wird dadurch wenigstens teilweise kompensiert - die restliche Wirkung wird durch die passive Panzerung aufgefangen. Wichtig für eine gute Schutzwirkung ist die Abgrenzung der Kacheln zueinander, so dass bei Beschuss nur die direkt betroffenen Kacheln explodieren. Bis die entsprechenden Kacheln ersetzt sind, ist das betroffene Areal lediglich durch die passive Panzerung geschützt.
Insbesondere Hohlladungen lassen sich mit Reaktivpanzerungen gut abwehren, um den Hohlladungsstrahl zu verwirbeln; allerdings wurden sogenannte Tandemhohlladungen entwickelt, um auch Reaktivpanzerungen durchdringen zu können. Gegen Hartkerngeschosse ist die klassische Reaktivpanzerung weitgehend wirkungslos.
Die während der 1980er-Jahre entwickelte Kontakt-5-Reaktivpanzerung soll gleichwohl gegen Hohlladungsgranaten und KE-Penetratoren wirksam sein. Gemäß Hersteller kann Kontakt-5 die Penetrationsenergie eines APFSDS-Penetrators um bis zu 38 % senken. Die neueren Entwicklungen zielen dementsprechend auf eine größere Wirkung gegen Tandemhohlladungen zum einen und Hartkerngeschosse zum anderen. Die Entwicklung führt momentan zu dickeren Metallplatten auf der Sprengstoffschicht, die durch ihre große Masse das angreifende Projektil besser abwehren können. Eine weitere Entwicklung stellen elektronische Panzerungen dar.
Zur Bekämpfung von Hohlladungsgefechtsköpfen beschreibt die Druckschrift
DE 2053345A1 eine Schutzeinrichtung gegen Geschosse, welche eine explosivstoffgefüllte Anordnung (ERA Box) aufweist, die auf der Fahrzeuggrundpanzerung montiert werden kann.
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Beim Auftreffen des Hohlladungsstrahls auf die mit Explosivstoff gefüllte Box wird der enthaltene Sprengstoff zur Detonation gebracht. Durch die Sprengwirkung werden um den Explosivstoff angeordneten Bleche auseinandergetrieben. Die Wechselwirkung dieser Flugbleche mit dem Hohlladungsstrahl stört die Kohärenz des Strahls und reduziert die Wirkung im Ziel signifikant. Auf diese Weise wird eine Zielperforation verhindert. Trifft ein weiteres Hohlladungsgeschoss auf eine bereits zerstörte Box so ist kein Schutz des Fahrzeuges mehr gegeben.
Zur Bekämpfung von Fahrzeugen, die mit einem solchen Schutzsystem ausgestattet sind, wurden aus diesem Grund seitens der Waffenentwickler Systeme mit Tandemgefechtsköpfen vorgestellt, die 2 Hohlladungen in Reihe tragen. Die erste Hohlladung (Precursor) hat ausschließlich die Funktion, die ERA Box auszulösen, um für den Strahl der 2. Hohlladung einen freien Durchgang zu schaffen.
Ein Schutz militärischer Fahrzeuge gegen diese Art von Bedrohungen ist heute mit konventionellen Schutzsystemen nahezu unmöglich.
Eine Schutzvorrichtung für gepanzerte Fahrzeuge, insbesondere gegen Hohlladungsgeschosse, mit mindestens einem vor der Außenseite einer zu schützenden Wandung angeordneten Schutzmodul ist aus der Druckschrift
DE 103 10 952 A1 bekannt. Das Schutzmodul ist aus einer Ruhestellung, in der es in einer fest vorgegebenen Position angeordnet ist, in eine aktive Stellung bewegbar, in welcher mindestens Teilbereiche des Schutzmoduls einen gegenüber der Ruhestellung vergrößerten Abstand von der zu schützenden Wandung besitzen. Das Schutzmodul kann aus mehreren gegeneinander bewegbaren Bauelementen aufgebaut sein, die jeweils in einer Verschiebungs- und/oder Schwenkbewegung aus der Ruhestellung in die aktive Stellung bewegbar sind, in welcher sie miteinander verrastet sind. Dies bedeutet einen komplizierten konstruktiven Aufbau, da entsprechende Stellmöglichkeiten mit Antrieben dafür vorgesehen sein müssen. Eine Gegenmaßnahme zur aktiven oder reaktiven Bekämpfung der Hohlladungsgeschosse ist nicht vorhanden.
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Aktive Schutzsysteme, die über eine empfindliche Sensorik das Umfeld der Fahrzeuge permanent nach möglichen anfliegenden Bedrohungen absuchen, sind in der Lage, die Bedrohung vor Auftreffen auf ihr Ziel zu erkennen und zu zerstören. Diese Systeme sind mit aufwendiger Sensorik, Elektronik und Software ausgestattet und entsprechend schwierig zu qualifizieren und validieren. Auch sind die Kosten für diese Systeme erheblich.
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Eine aktive Gegenmaßnahmenvorrichtung auf der Grundlage eines durch die Explosion einer Sprengstoffladung erzeugten Projektils, das gegen die gefährdenden Bedrohung vor deren Aufschlag auf das zu schützende Ziel abgefeuert wurde, die insbesondere für gepanzerte Ketten- und Radfahrzeugen sowie stationären Einrichtungen bestimmt ist, wird in der Druckschrift
EP 1 635 133 B1 beschrieben.
Die Gegenmaßnahme besteht aus einem linearen Projektilprofil, welches durch Explosion aus einer Metalleinlage mittels einer auslösenden gestreckten Ladung aus plastischem Sprengstoff erzeugt wird. Die Metalleinlage wird durch einen geformten Streifen aus einem metallischen Material gebildet, der in der Richtung seiner Längsachse mindestens einmal gerundet, oder mit rechtem oder stumpfem Winkel gebogen ist. Die Anwendung von zusätzlichen plattenartigen Panzerungselementen ist hierbei nicht vorgesehen.
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Die Aufgabe der Erfindung besteht daher darin, ein reaktives Schutzsystem zur Bekämpfung von Hohlladungsgeschossen zu entwickeln, welches zum Schutz von Fahrzeugen - insbesondere militärischen Fahrzeugen - oder Strukturen gegen Antipanzerwaffen mit Tandemgefechtsköpfen Anwendung findet und einen relativ einfachen konstruktiven Aufbau bei einem relativ geringen Gewicht aufweist und dabei sicher in der Lage ist, Hohlladungen beim Auftreffen auf das Schutzsystem aber vor dem Eindringen in das Fahrzeug zu vernichten.
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Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen des ersten Schutzanspruchs gelöst.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
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Das erfindungsgemäße reaktive Schutzsystem zur Bekämpfung von Hohlladungsgeschossen zum Schutz von Fahrzeugen, insbesondere militärischen Fahrzeugen oder Strukturen, ist außen am Fahrzeug befestigbar, wobei eine Hauptwirkladung des Hohlladungsgeschosses durch mindestens eine Gegenmaßnahme zerstört wird, bevor diese auf das Fahrzeug wirkt. Dadurch werden die Insassen des Fahrzeuges zuverlässig geschützt.
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Das Schutzsystem ist dabei insbesondere gegen Hohlladungsgeschosse mit Tandemgefechtsköpfen wirksam.
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Es weist Mittel zur Initiierung der Gegenmaßnahme auf, wobei die Mittel durch Auftreffen des Hohlladungsgeschosses auf das am Ziel angeordnete Schutzsystem auslösbar sind.
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Dafür weist das Schutzsystem mindestens ein ERA Modul (Explosive Reactive Armor Modul - Reaktivpanzerung) auf und die Initiierung der Gegenmaßnahme ist durch Penetration der äußeren Lagen des ERA-Moduls auslösbar.
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Bevorzugt erfolgt die Initiierung über das ERA-Modul in Verbindung mit einer Sprengübertragung innerhalb des Schutzsystems.
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Insbesondere erfolgt die Initiierung über eine Zündereinheit und/oder einen elektrischen Impuls, wobei bevorzugt die Zündereinheit der Gegenmaßnahme aus einem Laserzünder besteht.
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Bei dem reaktiven Schutzsystem ist eine Triggereinheit auf der Zieloberfläche derart segmentiert, dass eine gerichtete Initiierung der Gegenmaßnahme zur effektiveren Bekämpfung der Bedrohung möglich ist.
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Das reaktive Schutzsystem weist in der Regel wenigstens einen ERA-Modul (Explosive Reactive Armor) Modul auf, insbesondere zur Abwehr mindestens eines Hohlladungsgeschosses und besitzt wenigstens eine in einem Winkel geneigte Triggereinheit, wobei eine Kante der Triggereinheit vom Fahrzeug mehr beabstandet ist als die gegenüberliegende Kante und wobei eine Gegenmaßnahme in dem Bereich der gegenüberliegenden Kante angeordnet ist, die sich näher am Fahrzeug befindet. Dadurch ist es möglich, dass das Hohlladungsgeschoss durch die Gegenmaßnahme zerstört wird, bevor es die Außenhaut des Fahrzeuges durchdrungen hat.
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Insbesondere weist jedes Schutzsystem zwei Triggereinheiten auf, die so geneigt sind, dass deren aufeinander zuweisende Kanten vom Fahrzeug mehr beabstandet sind, als die gegenüberliegenden Kanten der Triggereinheiten.
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Vorteilhafter Weise ist mindestens eine Gegenmaßnahme im Bereich einer Kante einer Triggereinheit angeordnet, die am nächsten zum Fahrzeug liegt.
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Insbesondere ist jede Triggereinheit mit einer Steuereinheit gekoppelt, welche die Gegenmaßnahme zur Zerstörung des Hohlladungsgeschosses auslöst.
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Es ist möglich, dass mindestens zwei Triggereinheiten mit einer gemeinsamen Steuereinheit gekoppelt sind.
Bevorzugt weist jedes Schutzsystem wenigstens eine obere erste Triggereinheit und wenigstens eine untere zweite Triggereinheit auf, wobei oberhalb der ersten Triggereinheit wenigstens eine erste Einrichtung zur Auslösung einer Gegenmaßnahme und unterhalb der zweiten Triggereinheit wenigstens eine zweite Einrichtung zur Auslösung einer zweiten Gegenmaßnahme angeordnet ist.
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Bei Penetration der oberen ersten Triggereinheit durch ein Hohlladungsgeschoss mittels der Steuereinheit wird ein Signal an die untere zweite Einrichtung zur Auslösung der zweiten Gegenmaßnahme ausgegeben Des Weiteren wird bei Penetration der unteren zweiten Triggereinheit durch das Hohlladungsgeschoss mittels der Steuereinheit ein Signal an die obere zweite Einrichtung zur Auslösung der ersten Gegenmaßnahme ausgegeben.
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Das Schutzsystem weist eine Umhausung auf und kann mit mindestens einer Querstrebe zum Abstützen wenigstens einer Triggereinheit an der Umhausung versehen sein.
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Vorteilhafter Weise ist wenigstens eine Gegenmaßnahme in Bezug auf die vom Fahrzeug am weitesten beabstandete Kante einer geneigten Triggereinheit in Richtung zum Fahrzeug zurückgesetzt oder weist im Wesentlichen den gleichen Abstand vom Fahrzeug auf, wie die vom Fahrzeug am weitesten beabstandete Kante der Triggereinheit.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen und zugehörigen Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
- 1 Konstruktiver prinzipieller Aufbau eines reaktiven Schutzsystems in der Seitenansicht,
- 2 Prinzipdarstellung eines reaktiven Schutzsystems gem. 1 in der Anflugphase einer Antipanzerwaffe mit Hohlladung,
- 3 Reaktives Schutzsystem gem. 1 beim Auftreffen der Antipanzerwaffe,
- 4 Reaktives Schutzsystem gem. 1 bei der Bekämpfung/Zerstörung der Haupthohlladung der Antipanzerwaffe,
- 5 Darstellung eines Schutzsystems in der Vorderansicht,
- 6 Darstellung einer weiteren Variante eines Schutzsystems in der Vorderansicht,
- 7 Prinzipdarstellung der Draufsicht einer weiteren Variante eines Schutzsystems in der Draufsicht,
- 8 Prinzipdarstellung einer weiteren Variante eines Schutzsystems in der Draufsicht,
- 9 Prinzipdarstellung einer weiteren Variante eines Schutzsystems in der Seitenansicht,
- 10 Prinzipdarstellung von nebeneinander angeordneten Schutzsystemen mit im wesentlich horizontal verlaufenden aneinandergrenzenden Kanten zweier Triggereinheiten,
- 11 Prinzipdarstellung von nebeneinander angeordneten Schutzsystemen mit im wesentlich Vertikal verlaufenden aneinandergrenzenden Kanten zweier Triggereinheiten.
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In 1 wird eine Prinzipdarstellung des erfindungsgemäßen Schutzsystems 1 gezeigt. Es besteht im Wesentlichen aus einer ersten plattenartigen ersten Triggereinheit 2 und einer zweiten plattenartigen zweiten Triggereinheit 3. Beide Triggereinheiten 2, 3 sind an ihren aufeinander zuweisenden Seitenkanten 2a, 3a fest miteinander verbunden. Die Rückseite 2b der ersten Triggereinheit 2 und die Rückseite 3b der zweiten Triggereinheit 3b weisen in Richtung zu dem hier nicht dargestellten zu schützenden Objekt, z.B. einem Fahrzeug. Die beiden Triggereinheiten 2, 3 sind so zueinander in einem Winkel α geneigt, dass die aufeinander zuweisenden Seitenkanten 2a, 3a weiter vom Fahrzeug beabstandet sind, als die jeweils gegenüberliegenden Kanten 2c, 3c. Die beiden Triggereinheiten 2, 3 weisen hier im Wesentlichen die gleiche Höhe H1, H2 auf, es können aber auch unterschiedliche Höhen H1, H2 vorgesehen werden. Die hier in der Seitenansicht nicht darstellbare Breite ist ebenfalls im Wesentlichen gleich.
Im Bereich ihrer hier oberen Kante 2c ist an der ersten Triggereinheit 2 mindestens eine Kapsel/Einheit in Form einer ersten Gegenmaßnahme 4 angeordnet und so geneigt, dass die Wirkung im Wesentlichen in einem Winkel β2 in Bezug auf eine Horizontale (hier gestrichelt angedeutet) vom Fahrzeug weg und nach unten gerichtet ist.
An der zweiten Triggereinheit 3 ist im Bereich ihrer hier unteren Kante 3c ebenfalls mindestens eine Kapsel/Einheit in Form einer zweiten Gegenmaßnahme 5 angeordnet, die so geneigt ist, dass deren Wirkung im Wesentlichen in einem Winkel β3 in Bezug auf eine Horizontale (gestrichelt angedeutet) vom Fahrzeug weg und nach oben gerichtet ist.
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Von dem Bereich aus, in welchem die beiden Triggereinheiten 2, 3 miteinander verbunden oder anderweitig miteinander gekoppelt sind, kann eine Versteifung, hier ein Querblech 6, in Richtung zum nicht dargestellten Fahrzeug führen. Alternativ können auch ein oder mehrere Querstäbe als Versteifung vorgesehen werden. An dem Querblech 6 ist eine Steuereinheit 7 befestigt und die beiden Triggereinheiten 2, 3 sind mit der Steuereinheit 7 gekoppelt. Weiterhin sind die erste und zweite Gegenmaßnahme 4, 5 mit der Steuereinheit 7 gekoppelt. Das Querblech 6 stützt sich an einer mittels einer Strich-Punkt-Linie angedeuteten Umhausung 8 ab.
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Sind die Elemente der Panzerung (wie z.B. Triggereinheiten und die Umhausung) steif genug ausgeführt, kann gemäß eines nicht dargestellten Ausführungsbeispiels auch auf eine Versteifung verzichtet werden.
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An der Umhausung 8 befindet sich eine Lasche 9 mit welcher diese am Fahrzeug eingehängt werden kann. Es ist möglich, das Schutzsystem 1 auch an seiner Unterseite und/oder an seinen Seitenbereichen oder anderweitig am Fahrzeug bzw. dem zu schützenden Ziel zu fixieren.
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Die erste Triggereinheit 2 bildet in Verbindung mit der von dieser beabstandeten zweiten Gegenmaßnahme 5 einen ersten ERA-Modul und die zweite Triggereinheit 3 in Verbindung mit der von dieser beabstandeten ersten Gegenmaßnahme 4 einen zweiten ERA-Modul, wobei die Initiierung der zweiten Gegenmaßnahme 5 durch Penetration der äußeren Lagen der ersten Triggereinheit 2 des ersten ERA-Moduls auslösbar ist und die Initiierung der ersten Gegenmaßnahme 4 durch Penetration der äußeren Lagen der zweiten Triggereinheit 3 des zweiten ERA-Moduls erfolgt.
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Das erfindungsgemäße reaktive Schutzsystem 1 zur Bekämpfung von Hohlladungsgeschossen 10 erkennt die Bedrohung noch nicht in der Anflugphase (2). Erst beim Auftreffen auf eine Triggereinheit 2 oder 3 wird über die Steuereinheit 7 ein Zündsignal auf eine der vorhandenen Gegenmaßnahmen 4 oder 5 zur Bekämpfung der Bedrohung, hier des Hohlladungsgeschosses 10, eingeleitet (3). Wenn das Hohlladungsgeschoss 10 wie in 3 dargestellt, gegen die obere erste Triggereinheit 2 penetriert, wird von dieser über einen ersten Signalweg ein erstes Signal S1 an die Steuereinheit 7 ausgegeben und durch die Steuereinheit 7 über ein zweites Signal S2 die hier untere zweite Gegenmaßnahme 5 ausgelöst, z.B. über eine Sprengübertragung (z.B. eine Sprengleitung, ein elektrisches Signal, Lichtleiter oder dergleichen). Bevorzugt wird die Gegenmaßnahme mittels eines Laserzünders ausgelöst.
Durch die Ausrichtung der zweiten Gegenmaßnahme 5 des Schutzsystems 1 wird gemäß 4 nach deren Auslösen bevorzugt über eine Sprengung ein Partikelstrahl 11 nach oben auf das Hohlladungsgeschoss 10 abgegeben und dieses vernichtet, bevor das Hohlladungsgeschoss die Schutzeinrichtung durchdringt und auf das Fahrzeug auftrifft.
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Die Gegenmaßnahme (hier die Gegenmaßnahme 5) bekämpft die Hauptladung der Bedrohung (des Hohlladungsgeschosses 10) bevor diese ihre Wirkung auf das zu schützende Objekt ausüben kann (4).
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Bei Auftreffen /Penetrieren der unteren zweiten Triggereinheit 3 wird über ein durch dieses an die Steuereinheit 7 ausgegebenes Signal die obere erste Gegenmaßnahme 4 ausgelöst und bekämpfet die Hauptladung des Hohlladungsgeschosses 10 (hier nicht dargestellt).
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Dabei kann die Initiierung über das jeweilige ERA Modul beispielsweise in Verbindung mit einer Sprengübertragung innerhalb des Schutzsystems 1 erfolgen. Alternativ ist die Initiierung auch über eine Zündereinheit und/oder einen elektrischen Impuls möglich. Dies wird ausgelöst bzw. erfolgt bevorzugt über die Steuereinheit 7.
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Die Zündereinheit der Gegenmaßnahme 4, 5 kann beispielsweise aus einem Laserzünder bestehen.
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Die jeweilige Triggereinheit 2, 3 ist auf ihrer in Richtung zum Geschoss (Hohlladungsgeschoss 10) weisenden Zieloberfläche derart segmentiert, dass eine gerichtete Initiierung der Gegenmaßnahme 4, 5 zur effektiveren Bekämpfung der Bedrohung möglich ist.
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Eine Ausführungsvariante des Schutzsystems 1 ist in 5 in der Vorderansicht dargestellt. Hier sind mehrere nebeneinander angeordnete Schutzsysteme 1 einer reaktiven Panzerung dargestellt. An der vom Fahrzeug weg gerichteten Seite befinden sich oben die ersten Triggereinheiten 2 und unten die zweiten Triggereinheiten 3. Es ist erkennbar, dass diese an ihren aufeinander zuweisenden Seiten 2a, 3a weiter vom Fahrzeug beabstandet sind, als an ihren Seiten 2c, 3c. Die Seiten 2a, 3a, 2c, 3c sind im Wesentlichen horizontal ausgerichtet. Im oberen Bereich jeder ersten Triggereinheit 2 befindet sich jeweils eine erste Gegenmaßnahme 4 und im unteren Bereich jeder zweiten Triggereinheit 3 eine zweite Gegenmaßnahme 5. Jedes Schutzsystem 5 wird mittels einer Lasche 9 am Fahrzeug eingehängt und von untern mit einer nicht dargestellten Lasche zusätzlich gesichert /lagefixiert.
Es ist möglich die Schutzsysteme 1 einzeln auszutauschen, da jedes Modul separat am Fahrzeug befestigt ist.
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In 6 sind im Unterschied zu 5 an jeder Triggereinheit 2, 3 zwei Gegenmaßnahmen 4, 5 vorgesehen. Dadurch ergibt sich eine Multihitfähigkeit des Systems. Die jeweils zwei Gegenmaßahmen 4, 5 eines Systems 1 können voneinander beabstandet oder in benachbarten Kammern angeordnet sein.
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Es hat sich gezeigt, dass auch die Triggereinheiten 2, 3 nach Penetration mit einem Hohlladungsgeschoß und dessen Zerstörung im Wesentlichen unversehrt waren. Auch die in Richtung zum Fahrzeug weisende Rückseite einer Umhausung 8 wurde somit nicht durchschlagen, so dass nachgewiesen wurde, dass das Schutzsystem den hohen Anforderungen eines reaktiven Systems gerecht wird.
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In 7 ist ein Schutzsystem 1 gem. 1 dargestellt, welches jedoch um 90° gedreht wurde und hier in der Draufsicht als Prinzipdarstellung gezeigt wird. Die Seiten 2a, 3a, 2c, 3c der ersten und zweiten Triggereinheit 2, 3 verlaufen hier im Wesentlichen vertikal. Auch hier stützt sich eine Querplatte 6 am Gehäuse /der Umhausung 8 ab. Es ist eine Steuereinheit 7 innerhalb der Umhausung 8 vorgesehen. Bevorzugt wird auch hier eine Gegenmaßnahme 4, 5 auf der Seite einer Triggereinheit 2, 3 ausgelöst, wenn die angrenzende Triggereinheit 2, 3 durch ein Hohlladungsgeschoss (hier nicht dargestellt) penetriert wurde.
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In 8 ist eine weitere konstruktive Variante der erfindungsgemäßen Lösung in der Draufsicht dargestellt, bei welcher jedes Schutzsystem 1 nur eine Triggereinheit 2 aufweist. Eine Seite 2a der Triggereinheit 2 ist vom nicht dargestellten Fahrzeug beabstandet, so dass die Triggereinheit 2 in Bezug auf das Fahrzeug in einem Winkel α1 geneigt ist. Die Seiten 2a sind hier im Wesentlichen vertikal ausgerichtet.
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Gemäß 9 eines nicht dargestellten Ausführungsbeispiels können die in 8 dargestellten Schutzsysteme mit den Triggereinheiten 2 auch um 90° gedreht sein.
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Dabei ist bei jedem Schutzsystem 2 die Gegenmaßnahme 4, die mit einer Triggereinheit 2 gekoppelt ist, oben angeordnet und die vom Fahrzeug entferntere Seite 2a unten und im Wesentlichen horizontal ausgerichtet. Es besteht die Möglichkeit, dass sich die Schutzsysteme 1 etwas überlappen.
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Es können gemäß 10 auch an einem Schutzsystem 1 an einer Triggereinheit 2 und/oder 3 mehre Gegenmaßnahmen 4, 5 hier jeweils drei voneinander beabstandete Gegenmaßnahmen 4, 5 oben und unten vorgesehen sein. Die vom Fahrzeug weggeneigten Seiten 2a, 3a sind hier horizontal ausgerichtet.
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Eine ähnliche Variante mit drei Gegenmaßnahmen 4, 5 an jeweils einer Triggereinheit 2, 3, jedoch mit vom Fahrzeug wegeneigten Seiten 2a, 3a, die vertikal ausgerichtet sind, zeigt 11.
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Durch die Verwendung von drei Gegenmaßnahmen je Triggereinheit 2, 3 können je Schutzsystem 1 mehrere Treffer erfolgreich abgewehrt werden.
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Selbstverständlich können auch noch mehr Gegenmaßnahmen 4, 5 je Schutzsystem 1 vorgesehen sein.
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Gemäß nicht dargestellter Ausführungsvarianten ist es auch möglich, bei einem Schutzsystem eine geneigte Triggereinheit und eine nicht geneigte Triggereinheit miteinander zu kombinieren.
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Erstmalig wird eine Gegenmaßnahme 4, 5, die bei auftreffen des Hohlladungsgeschosses 10 auf eine Triggereinheit 2, 3 ausgelöst wird, nicht in die Triggereinheit 2, 3 integriert, sondern grenzt an diese seitlich (oberhalb, unterhalb oder daneben) an oder ist beabstandet von dieser angeordnet.
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Die Sprengung der Gegenmaßnahmen 4, 5 erfolgt bevorzugt über die Steuereinheit 7 mittels einer Sprengschnur, einem Lichtleiter, einem elektrischen Impuls oder anderen bekannten Auslösungsmitteln.
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Die Gegenmaßnahme 4, 5 wirkt z.B. mit einem Partikelstrahl / Hochgeschwindigkeitsstrahl auf das Hohlladungsgeschoss 10 und zerstört zumindest dessen Hauptladung.
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Jedes Schutzsystem 1 besteht aus Modulen, die am Fahrzeug auswechselbar befestigt werden. Die Module werden neben und/oder übereinander am Fahrzeug oder an anderen zu schützenden Zielen, insbesondere militärischen Zielen bzw. militärischen Fahrzeugen angeordnet und bieten so einen zuverlässigen Schutz gegen Hohlladungen. Jedes Modul weist mindestens eine Gegenmaßnahme 4, 5 auf, welche durch Auftreffen des Hohlladungsgeschosses 10 auf das am Ziel angeordnete Schutzsystem 1 ausgelöst wird. Dabei wird durch die Gegenmaßnahme 4, 5 das Hohlladungsgeschoss 10 zerstört, bevor es das Schutzsystem 1 durchdrungen hat.
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Dies ist durch eine Neigung der Triggereinheit/en 2, 3 des Schutzsystems 1 und die neuartige Anordnung der Gegenmaßnahme/n 4, 5 möglich.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Schutzsystem
- 2
- erste Triggereinheit
- 2a
- Seitenkante der ersten Triggereinheit
- 2b
- Rückseite der ersten Triggereinheit
- 2c
- Kante
- 3
- zweite Triggereinheit
- 3a
- Seitenkante der ersten Triggereinheit
- 3b
- Rückseite der ersten Triggereinheit
- 3c
- Kante
- 4
- erste Gegenmaßnahme
- 5
- zweite Gegenmaßnahme
- 6
- Querblech/Querplatte
- 7
- Steuereinheit
- 8
- Umhausung
- 9
- Lasche
- 10
- Hohlladungsgeschoss
- 11
- Partikelstrahl
- H1
- Höhe der ersten Triggereinheit
- H2
- Höhe der zweiten Triggereinheit
- S1
- erstes Signal
- S2
- zweites Signal
- α
- Neigungswinkel zwischen erster und zweiter Triggereinheit
- β2
- Winkel der ersten Triggereinheit 2 in Bezug auf eine Horizontale
- β3
- Winkel der zweiten Triggereinheit 3 in Bezug auf eine Horizontale
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 2053345 A1 [0005]
- DE 10310952 A1 [0006]
- EP 1635133 B1 [0008]