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Verfahren zum gleichzeitigen Laugieren oder Mercerisieren und Färben
von Textilgut Diese Erfindung betrifft ein neues Verfahren zum gleichzeitigen Laugieren
oder Nercerisieren und Färben voü Textilgut aus Baumwollte oder von Textilgut, das
Baumwolle enthält,. mit Küpen-oder Schwefelfarbstoffen.
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Textilgut aus Baumwolle oder solches, das Baumwollfasern zusammen
mit anderem Fasermaterial enthält, wird in der Praxis sehr häufig vor bzw. na.ch
dem Färben mercerisiert oder laugiert, wobei es mit konzentrierten Alkalilaugen
behandelt wird. Ma.n nimmt eine derartige alkalische Behandlung der Baumwolle aus
verschiedenen Gründen vor. So wird dadurch z.B. der Griff und der Glanz des Gewebes
verbessert und die Anfärbba.rkei-t erhöht.
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Man führt die alkalische Behandlung in praxisüblicher Weise immer
getrennt vom Färbevorgang, d.h. in einem besonderen Arbeitsgang durch. Zur Erzielung
optimaler Ergebnisse nimmt man dabei vielfach zwischen beiden Veredlungsvorgängen
.eine umständliche Zwischentrocknung des Textilgutes vor. Trotz aller Vorsichtsmassnahmen
können a.uch da.nn noch Schwierigkeiten auftreten. So erhält man z.B. beim Färben
von vormercerisierten, dichtgeschlagenen Geweben mit Küperifarbstoffen vielfach
eine unruhige, "russige" Färbung mit schlechter Durchfärbung und Reibechtheit. Mercerisiert
man beispielsweise ein mit Küpenfarbstoffen gefärbtes Baumwollmaterial, so muss
der Farbtonumschlag, der bei der na.chträglichen Alkalibehandlung a.uftritt, berücksichtigt
werden. Da. die Bedingungen dieser Nachbehandlung nicht immer exakt einzuhalten
sind, ist es schwierig, Fa.rbtonschwa.nkungen von Partie zu Pa.rtie zu vermeiden.
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Es wurde nun gefunden, dass man Textilgut auf sehr vorteilha.fte Weise
und unter Vermeidung der gena.nnten Schwierigkei-.
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ten gleichzeitig legieren oder mercerisieren und mit Küpen-oder Schwefelfarbstoffen
färben kann, wenn ma.n (a) den Küpen- oder Schwefelfarbstoff in einer 2,5- bis 6,5-,
vorzugsweise 3,5- bis 6,5-molaren wässrigen Lösung eines Alkalihydroxids, die gegebenenfalls
das zur Verküpung der Farbstoffe erforderliche Reduktionsmittel enthält, auf das
Textilgut aufbringt oder (b) auf das nach üblichen Methoden mit Küpen- oder Schwefelfarbstoffen
imprägnierte, gegebenenfalls zwischengetrocknete Textilgut, eine 2,5- bis 6,5-,
vorzugsweise 3,5- bis 6,5-molare wässrige Lösung eines Alkalihydroxids, die gegebenenfalls
das zur Verküpung der Farbstoffe erforderliche Reduktionsmittel enthält, aufbringt
und die Färbung auf an sich übliche Weise vervollständigt.
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Das neue Verfahren ist auf Textilgut anwendbar, das aus Baumwolle
besteht oder das Baumwolle neben anderem Fasermaterial, wie Polyester, enthält.
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Als Alkalihydroxide kommen Lithium-, Kalium- oder Natriumhydroxid
in Betracht. Die Verwendung von Natriumhydroxid ist von besonderem technischen Interesse.
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Das erfindungsgemässe Verfahren führt man z.B. so aus, dass man den
Küpen- oder Schwefelfarbstoff in einer 2,5- bis 6,5-, vorzugsweise 3,5- bis 6,5-molaren
wässrigen Lösung eines Alkalihydroxids auf das Textilgut aufbringt und die Färbung
auf an sich übliche Weise vervollständigt.
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Zur Vervollständigung der Färbung kann man den mit der alkalischen
Pigmentierflotte auf das Textilgut aufgeklotzten Farbstoff ohne Zwischentrocknung
nach dem sogenannten "Pad-Jig-Verfahren" im Jigger verküpen und fixieren. Man kann
das mit der alkalischen Pigmentierflotte imprägnierte Textilgut aber auch nach dem
sogenannten " "Pad-Steam-Verfahren" in einer kontinuierlichen Arbeitsweise direkt
durch einen Dämpfer
führen, wo es in sogenannten Boosters mit einer
alkalischen Reduktionsmittelflotte getränkt wird. In der Dampfatmosphäre wird der
Farbstoff reduziert und fixiert.
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Das zur Reduktion des Farbstoffs erforderliche Reduktionsmittel kann
man aber auch der alkalischen Farbstoffdispersion zusetzen und das mit dieser Dispersion
imprägnierte Textilgut entsprechend dem sogenannten "Pad-Roll-Verfahren" in einer
Dämpfkammer fertigstellen, in der der Farbstoff innerhalb von 2 bis 4 Stunden reduziert
und fixiert wird. Auch hier kann man.
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das imprägnierte Textilgut durch einen kontinuierlich arbeitenden
Dämpfer fuhren, wobei der Farbstoff verküpt und fixiert. wird (einbadiges Pad-Steam-Verfahren).
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Nach einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens
behandelt man das auf übliche Weise mit Küpen- oder Schwefelfarbstoffen imprägnierte
Textilgut mit der 2,5- bis 6,5-, vorzugsweise 3,5- bis 6,5-molaren wässrigen Alkalihydroxidlösung
und vervollständigt die Färbung auf an sich übliche Weise.
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Diese Arbeitsweise wählt man beispielsweise dann, wenn man na.ch dem
"Pad-Jig-Verfahren" mit Zwischentrocknung arbeiten will. Dabei wird das mit dem
Farbstoff imprägnierte Gewebe vor der Behandlung mit der Alkalihydroxidlösung getrocknet.
Die Färbung stellt man dadurch fertig, dass man auf das mit der wässrigen Alkalihydroxidlösung
behandelte Textilgut in einem Jigger eine alkalische Reduktionsmittellösung einwirken
lässt, wobei der Farbstoff verküpt und fixiert wird.
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Man kann auch in diesem Falle das zur Reduktion des Farbstoffs erforderliche
Reduktionsmittel zu der wässrigen Alkalihydroxidlösung geben und den Farbstoff in
einem kontinuierlichen Dämpfer verküpen und fixieren (zweibadiges Pad-Steam-Verfahren).
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Will man nach dem neuen Verfahren z.B. ein Mischgewebe aus Polyester
und Baumwolle behandeln, so imprägniert man das mit einer wässrigen Dispersion von
Dispersions- und Küpenfarbstoffbehandelt und zur Fixierung des. Dispersionsfa.rbstoffes
einer
Hitzebehandlung (Thermosolverfahren) unterworfene Textilgut
.in einem zweiten Foulard mit der wässrigen Lösung des Alkalihydroxids, die das
zur Reduktion des Küpenfarbstoffes erforderliche Reduktionsmittel enthält, und vervollständigt
die -Färbung in einem Dämpfer.
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Nach dem neuen Verfahren, das in besonders wirtscha.ftlicher Weise
zwei bisher getrennte Arbeitsvorgänge zusammenfasst, erhält man mit einem hohen
Mass an Reproduzierbarkeit in der Durchfärbung und Reibechtheit verbesserte Färbungen.
Eine erhebliche Verbesserung wird beim Färben von dichtgeschlagenem Baumwollgewebe
erzielt, bei der man nach der bisherigen Arbeitsweise ein unruhiges (russiges) Warenbild
erhält. Bei der Anwendung des neuen Verfahrens auf Mischgeweben aus Baumwolle und
Polyester ergibt sich ein weiterer Vorteil dadurch, dass die üblicherweise bei der-
Fixierung des Dispersionsfarbstoffes durch Erhitzen (Thermosolverfahren) auftretende
Verhärtung des Gewebes rückgängig gemacht wird.
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Die günstigen Ergebisse, die man nach dem neuen Verfahren erhält,
waren nicht zu erwarten, da z.B. angenommen werden musste, dass die hohe Alkalikonzentration
in der Farbstoffflotte eine nachteilige Agglomeration des Farbstoffs bewirkt.-Ebensowenig
war zu erwarten, dass der Laugier- bzw. Mercerisier-Effekt auch schon in den Pällen
eintritt, in denen die Alkalimenge erst zusammen mit dem Reduktionsmittel auf das
pigmentierte Textilgut gebracht wird- und für die Reaktion mit der Faser nur eine
relativ kurze Dämpfzeit zur Verfügung steht.
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Die in den Beispielen genannten Teile und Prozente sind Gewichtsteile
und Gewichtsprozente.
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Beispiel 1 Pad -Jig-Pärbeverfahren : Nicht lsugierte Baumwoll-Mantelpopeline
wird in einem ha.ndelsüblichen Dreiwalzenfoulard mit einer
wässrigen
Aufbereitung von 20 Teilen des Farbstoffs Vat Blue 6 Colour.Index Nr. 69 825 225
Teilen Natriumhydroxid 10 Teilen eines alkalibeständigen Netzmittels 745 Teilen
Wasser 1000 Teile bei einer Flottenaufnahme von 120 % imprägniert und anschliessend
im Jigger im Flottenverhältnis 1 : 5 bei 55°C 40 Minuten mit einer wässrigen Lösung,
die im Liter 5 Teile Natriumhydroxid 8 Teile Natriumdithionit 1 Teil eines Egalisierhilfsmittels
2 Teile des Tetranatriumsalzes der Äthylendiamintetraessigsäure enthält, behandelt.
Nach dem üblichen Spülen, Oxidieren, Seifen und Spülen erhält man eine ruhige, brillante
Blaufärbung von starker Farbkraft.
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Verfährt man wie beschrieben, jedoch ohne die hohen Alkalimengen in
der Pårbstoffklotzflotte, so erhält man eine erheblich farbschwächere Färbung. Eine
entsprechende Färbung auf vormercerisierter Baumwollpopeline ergibt ohne die hohe
Alkalimenge im Farbstoffklotzbad ein unruhiges, "russiges" Warenbild.
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Die Durchfärbung und Reibechtheit sind in diesem Falle snhlechter.
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Beispiel 2 Pad-Steam-Verfahren: Ein webstuhlrohes Baumwollgewebe
mittlerer Qualität und einem hohen Anteil unreifer Baumwolle wird in einem handelsüblichen
Zweiwalzenfoulard mit einer wässrigen Aufbereitung von 40 Teilen des Farbstoffs
Vat Blue 67 20 Teilen eines Verdickungsmittels auf Acrylat-Basis 5 Teilen eines
Netzmittels 935 Teilen Wasser 1000 Teile
bei einer- Flottenaufnahme
von 70 imprägniert und bei 1200C getrocknet. Anschliessend wird das GeWebe mit einer
Lösung von 180 Teilen Natriumhydroxid 40 Teilen Natriumdithionit 10 Teilen eines
alkalibeständigen Netzmittels 770 Teilen Wasser 1000 Teile bei einer Flottenaufnahme
von 130 % imprägniert und kontinuierlich in der luftfreien Sattdampfatmosphäre eines
Dämpfers bei 10200 1 Minute gedämpft. Nach der üblichen Nachbehandlung erhält man
eine farbstarke, egale Färbung von guter Durchfärbung.
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Färbt man nicht die angegeben, sondern mit der im Pad-Steam-Verfahren
üblichen geringen Alkalimenge im Chemikalienfoulard, so erhält man eine Färbung
mit einer grossen Anzahl nicht a;-' gefärbter, kleiner weisser Flecken (nicht angefärbte
unreife Baumwolle), die auch deutlich farbschwächer ist.