DE176324C

DE176324C -

Info

Publication number: DE176324C
Application number: DENDAT176324D
Authority: DE
Publication date: 1900-01-01

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

Zum gleichmäßigen Schleppen von Lastschiiten in Binnenschiffahrtsstraßen mittels Treidellokomotiven ist es notwendig, daß die Geschwindigkeit der Lokomotive unabhängig von der Geschwindigkeit des Schiffes geregelt wird. Da nämlich die Lokomotive oft ganz andere Wege zurückzulegen hat als das Schiff, ζ. B. bei Krümmungen und Ausbuchtungen (Ladestellen) der Wasserstraße, beim Passieren von Brücken, bei Steigungen des Treidelpfades oder dann, wenn das Zug'seil über ein Hindernis hinweggehoben, werden soll, so muß die Lokomotive oft langsamer oder schneller fahren, um einen gleichmäßigen Zug auf das Schiff auszuüben.

Es ist bekannt, zu diesem Zwecke die Treidellokomotiven mit einer Wickeltrommel auszurüsten, auf der bei Änderung der Lokomotivgeschwindigkeit das Zugseil nach Bedarf auf- und abgewickelt werden kann.

Die Anwendung dieser notwendigen Einrichtung hat aber große Nachteile. Zunächst nimmt sie die Kraft und die Zeit des Lokomotivführers in hohem Grade in Anspruch.

Wenn fernerhin der Lokomotivführer das Seil, um den. Abstand zwischen Lokomotive und Lastenschiff zu ändern, auch nur wenig zu schnell oder zu" langsam auf- oder abwickelt, so kann das Zugseil leicht ins Wasser tauchen, sich an irgend welchen Gegenständen fangen und dadurch zu Störungen des Schleppzuges Anlaß geben, oder aber das Zugseil kann übermäßig stark angespannt werden, und Beschädigungen der Lokomotive oder des Lastschiffes herbeiführen.

Diese Nachteile nach Möglichkeit zu verringern, ist der Zweck der vorliegenden Erfindung. Sie besteht darin, daß die an und für sich notwendige Wickeltrommel durch einen Motor angetrieben wird, der vom Führerstande aus schnell und in bequemer Weise durch den Lokomotivführer oder auch selbsttätig" derart geregelt werden kann, daß, sobald die Lokomotive schneller oder langsamer fahren soll, oder wenn sonst eine Ande-' rung des Abstandes zwischen Lokomotive und Schiff erfolgt, das Seil so schnell auf- und abgewickelt wird, daß die Seilspannung sich nicht ändert. Dabei wird zwischen Motor und Wickeltronimel ein selbstsperrendes ■■ Schneckengetriebe oder ein anderer selbstsperrender Übertragungsmechanismus eingeschaltet, so daß bei unveränderter Lokomotivgeschwindigkeit auch kein Auf- und Ab- ! wickeln des Seiles stattfinden kann.

Ähnliche Einrichtungen sind auch beim Schleppbetriebe von Lastschiffen auf hoher See durch Schleppboote angewendet worden. ; Sie dienen hier aber nur als Sicherheitsvorrichtung gegen Zerreißen des Schlepptaues. j Da nämlich die Schiffe bei Seegang ihren j Abstand in gewissen Grenzen fortwährend j wechseln und dadurch das Seil entspannt und ! plötzlich wieder gespannt wird, so ist eine ^] elastische Verbindung der beiden Schiffe nötig, damit das Seil nicht überlastet wird. Die "Schiffe bleiben dabei im Mittel immer gleichweit voneinander entfernt.

Die beim Schleppbetriebe mit Treidellokomotiven häufig notwendige absichtliche

oder selbsttätige Änderung der Lokomotivgeschwindigkeit bei unveränderter Schiffsgeschwindigkeit wird durch einen feinstufigen Regelungsmechanismus ermöglicht, durch den Drehsinn und Geschwindigkeit des Wickelmotors verändert werden kann. Der Regelungsapparat kann entweder vom Führer bedient werden oder kann selbsttätig in Abhängigkeit von der Spannung des Seiles zur

ίο Wirkung gebracht werden. Dadurch ist es möglich, in genau demselben Maße, in dem die Lokomotivgeschwindigkeit erhöht oder vermindert wird, das Seil auf- und abzuwickeln. In der Zeichnung ist die Verbindung des Regelungsapparates mit dem Wickelmotor und der Seiltrommel dargestellt. Die Anordnung der Fig. 1 geht davon aus, daß einer bestimmten für den Treidelbetrieb zulässigen oder gewünschten Seilspannung eine bestimmte Belastung- (Stromstärke) des Lokomotivmotors entspricht.

Das Treidelseil ^ ist über eine, beispielsweise an dem Seilmaste befestigte Seilrolle r zur Seiltrommel t geführt, die von dem W'ickelmotor 11 angetrieben wird. Wenn der Hebel h des Regelungsapparates te sich in der Mittellage befindet, so ist der Motor η abgeschaltet. Die Bewegung des Regulierhebels nach rechts und links möge der Rechts- und Linksdrehung des Motores bezw. dem Auf- und Abwickeln des Seiles entsprechen. Der Hebel wird nun mittels eines Relais 'p bewegt, das in den Stromkreis des Lokomotivmotors m geschaltet ist. Bei dem Strome, der dem gewünschten Seilzuge entspricht, befindet sich der Hebel in der Mittellage. Sinkt beispielsweise der Strom des Lokomotivmotors bezw. die Seilspannung, so wird das Seil aufgewickelt.

Damit der Führer unabhängig von dem Relais und der Seilspannung im Bedarfsfalle das Seil beliebig auf- und abwickeln kann, ist der Regelungsapparat auf dem Führerstande angebracht und der Hebel h mit einem Handgriffe g versehen.

Anstatt die Verstellung des Hebels h von der Seilspannung mittels eines Relais abhängig zu machen, kann man auch die Seilspannung direkt auf den Hebel wirken lassen.

In Fig. 2 ist eine solche Anordnung dargestellt, in der die Rolle r des Treidelseiles d.11 dem Hebel h selbst befestigt ist. Durch ein Gewicht q oder auch durch Federn wird der Hebel h bei normaler Seilspannung in der Mittelstellung gehalten. Überwiegt die Spannung des Zugseiles die des Gewichtes, so wird das Seil abgewickelt. Wenn dagegen das Seil zu sehr durchhängt, so wird der Hebel h durch das Gewicht q derart verstellt, daß das Seil aufgewickelt wird.

Zur Entlastung des Führers'kann der Regelungsmechanismus für den Wickelmotor mit dem Steuerungsmechanismus für die Fahrgeschwindigkeit der Lokomotive so gekuppelt werden, daß jeder \^rerringerung oder Zunahme der Lokomotivgeschwindigkeit eine bestimmte Geschwindigkeit des Auf- oder Abwickeins des Zugseiles entspricht.

Claims

Patent-Ansprüche :

1. Einrichtung zur Regelung des Sclileppbetriebes von Schiffen mittels Treidellokomotiven, bei denen das Schleppseil bei Änderung der Lokomotivgeschwindigkeit auf eine Wickeltrommel auf- oder abgewickelt wird, dadurch gekennzeichnet, daß zwecks Änderung der Geschwindigkeit der Lokomotive unabhängig von der Schiffsgeschwindigkeit ein Motor angeordnet ist, welcher zur Veränderung der Seillänge zwischen Lokomotive und Schiff das Seil auf die Wickeltrommel auf- oder abwickelt.

2. Ausführungsform der Einrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine feinstufige Regelungsvorrichtung für den motorischen Antrieb der Wickel- ■ trommel auf dem Führerstande der Lokomotive angeordnet wird.

3. Ausführungsform der Einrichtung nach Anspruch 1 und 2. dadurch gekennzeichnet, daß die Regelungsvorrichtung' für den motorischen Antrieb der Seilwickelvorrichtung· derart mit der Regelungsvorrichtung für die Lokomotivgeschwindigkeit gekuppelt ist, daß jeder Zu- oder Abnahme der Lokomotivgeschwindigkeit eine bestimmte Geschwindigkeit des Seilab- und -aufwickelns entspricht.

Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.