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Die Erfindung betrifft eine Otoplastik mit einer Entnahmehilfe.
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Sowohl beim Gehörschutz, als auch in der Hörgerätetechnik werden hohe Anforderungen an die durch einen Benutzer zu tragenden Ohreinsätze gestellt, da diese in der Regel über einen längeren Zeitraum bis hin zu ganzen Tagen getragen werden müssen. Ein angenehmer Tragekomfort der Ohreinsätze ist daher entscheidend für die Akzeptanz des Gehörschutzes/des Hörgerätes beim Tragenden. Zu dem erforderlichen Tragekomfort tritt oftmals die Anforderung hinzu, die Ohreinsätze aber auch die Hörgeräte selber möglichst gut zu kaschieren, um diese wenig sichtbar zu gestalten. Die genannten Anforderungen werden insbesondere durch individuell angepasste oder maßgefertigte Ohreinsätze, die Otoplastiken, erfüllt, die gleichermaßen für individualisierten Gehörschutz als auch für Hörgeräte verwendet werden. Bei diesen ist die Form ihrer Außenseite individuell an den Verlauf des Gehörganges des Trägers angepasst.
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Die
DE 10 2009 013 286 A1 offenbart ein Herstellverfahren einer Otoplastik, wobei die Otoplastik unter anderem einen Hohlkanal und eine Abstützung aufweist, wobei die Abstützung insbesondere am Antitragus flächig anliegt. Zudem ist sowohl die Otoplastik, als auch deren Abstützung je nach Gehörgang individuell formbar und hergestellbar. Darüber hinaus ist die Haltefläche der Abstützung relativ unsichtbar, indem die Fläche außen nur bis an die Ohrkrümmungen des Außenohres reicht.
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Die
DE 10 2004 050 133 A1 offenbart eine trichterförmige Otoplastik mit einer Belüftungsöffnung, welche sich zur Gänze im Inneren des Gehörgangs befindet und ausschließlich dort fixiert ist, es also keiner weiteren Halterung im Concha- oder Cymba-Bereich bedarf.
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Eine entsprechend tief in einem Gehörgang getragene Otoplastik ist jedoch nur schwer von außen zugänglich ist und durch den Benutzer nur schwer und ggf. sogar nur unter Verwendung von Hilfsmitteln in das Ohr einsetzbar oder aus diesem entnehmbar. Es ist daher bekannt, an derartige Otoplastiken Entnahmehilfen anzuordnen, die in Richtung der Ohrmuschel weisen und dort frei enden. Insbesondere ist ein in die Otoplastik eingearbeiteter Nylonfaden bekannt, dessen freies Ende aus dem Ohr hängend oder steifer ausgebildet im Ohr frei endend ist und an dem die Otoplastik mit einer einfachen Handbewegung entnehmbar ist. Nachteilig an derartigen Nylonfäden ist jedoch, dass diese leicht reißen und sie nicht ohne weiteres wieder miteinander verbindbar sind.
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Vor diesem Hintergrund stellt sich die Erfindung die Aufgabe, eine Otoplastik anzugeben, deren Alltagstauglichkeit und insbesondere Anwenderfreundlichkeit verbessert sind.
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Diese Aufgabe wird bei einer Otoplastik, aufweisend einen individuell an das Ohr eines Benutzers angepassten Hauptteil und einen einstückig oder stoffschlüssig daran angeordneten und vom Hauptteil weg weisenden länglichen Teil mit einem freien Ende, wobei das freie Ende derart an das Ohr eines Benutzers angepasst ist, dass es im Benutzungsfall an dessen Antitragus anliegend ist, dadurch gelöst, dass das freie Ende des länglichen Teils eine Kugel und/oder einen Steg aufweist.
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Der Hauptteil stellt dabei den wesentlichen Teil der Otoplastik dar, welcher in seiner Außenkontur an die Form des Ohrs eines Benutzers angepasst ist und der einer bereits bekannten, im Stand der Technik üblichen Otoplastik entspricht. Dieser Teil kann erfindungsgemäß im Falle einer Gehörschutzotoplastik ein Schall-Dämpfungselement aufweisen und im Fall einer Hörgeräteotoplastik entsprechende Anschlüsse für Schallschläuche oder Stecker oder Lautsprecher. Der an den Hauptteil angeformte längliche Teil ist mit großem Vorteil erfindungsgemäß so ausgestaltet, dass er neben seiner Funktion als Entnahme- und Einsetzhilfe ergänzend und überwiegend dazu geeignet und ausgebildet ist, sich am Antitragus des Trägers abzustützen. Der längliche Teil ist damit erfindungsgemäß ebenfalls speziell an das Ohr eines Benutzers angepasst, und passt daher nur für diesen. Durch das Anliegen am Antitragus wird die Otoplastik mit Vorteil abgestützt und erhält so eine erhöhte Stabilität im Ohr erhält. Kaubewegungen oder andere größere Bewegungen der Kiefermuskulatur führen damit nicht mehr dazu, dass sich die Lage der Otoplastik relativ zum Ohr verschiebt. Gleichzeitig ist der längliche Teil durch den Antitragus mindestens teilweise verdeckt. Nur noch zusätzlich ist der der längliche Teil dazu geeignet, als Entnahmehilfe verwendet zu werden. Dadurch, dass der längliche Teil und der Hauptteil einstückig ausgebildet sind, sind diese dauerhaft stabil miteinander verbunden, eine häufige Entnahme/Einführung sind damit problemlos möglich. Die Ausbildung einer Kugel und/oder eines Steges an dem freien Ende erhöht nochmals den Tragekomfort der Otoplastik, da so scharfe oder spitze Kanten an dem freien Ende, welcher regelmäßig mit einem erhöhten Druck an den Antitragus gedrückt wird, vermieden werden.
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In Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass der Steg T-förmig ausgebildet ist.
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In Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass das freie Ende form- und oder kraftschlüssig am Antitragus anliegend ist. Dadurch ist die Stabilität der Otoplastik im Ohr weiter erhöht und der längliche Teil in seiner überwiegenden Funktion als Stütze der Otoplastik im Ohr des Benutzers effizienter. Den Tragekomfort beeinflusst diese Ausgestaltung dabei nicht, da der Antitragus selbst ein stabiler Teil des Ohrs des Benutzers ist und so keine wesentlichen Verformungen durch die Otoplastik erfolgt.
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In Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass das längliche Teil durch Wahl seiner Position und Ausrichtung relativ zum Hauptteil an einen Benutzer angepasst ist. Dies vereinfacht die Herstellung der erfindungsgemäßen Otoplastik, da die Anpassung nur in zwei Parametern erfolgen muß, die dem planenden Hörgerätetechniker durch die Ohrabformung beide vorliegen. Zusätzlich oder alternativ wäre auch eine Anpassung in der Krümmung des länglichen Teils erfindungsgemäß. Hierbei ist jedoch bevorzugt darauf zu achten, dass eine möglichst optimale Anpassung an ein Trägerohr mit einem möglichst geringen Arbeitsaufwand erreicht wird, so dass eine größere Stückzahl erfindungsgemäßer Otoplastiken an einem Arbeitstag plan- und auch herstellbar sind.
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In Weiterbildung ist vorgesehen, dass Hauptteil und länglicher Teil separat hergestellt und erst in einem weiteren Herstellungsverfahrensschritt stoffschlüssig miteinander verbunden werden. Dies ermöglicht eine Vorfertigung häufiger Formen des länglichen Teils.
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In Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass der längliche Teil eine Krümmung aufweist. Durch die Krümmung erhält der längliche Teil neben einer besseren Anpassung an den Verlauf des Antitragus auch eine Federeigenschaft, durch die insbesondere Kaubewegungen des Benutzers durch den länglichen Teil abfederbar sind, ohne dass der Benutzer übermäßig viel Druck auf dem Antitragus oder dem Gehörgang erfährt.
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In Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Krümmung derart ausgestaltet ist, dass der längliche Teil im Bereich der Krümmung an der Innenseite der Ohrmuschel des Benutzers anliegend ist. Diese Krümmung ist insbesondere derart geformt, dass der längliche Teil über einen Großteil seiner Länge, insbesondere über seine gesamte Länge an der Innenseite des Ohrs des Benutzers anliegend ist. So ist weiter die Stabilität der Otoplastik innerhalb des Ohrs des Benutzers, aber auch die des länglichen Teils selbst erhöht, da so Kraftspitzen auf den länglichen Teil, beispielsweise durch Kaubewegungen des Benutzers, insbesondere in der gesamten Länge des länglichen Teils von der Innenseite des Ohrs abgefangen werden.
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In Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass das freie Ende des länglichen Teils derart ausgestaltet und orientiert ist, dass es durch den Antitragus des Benutzers bedeckt, vorzugsweise verdeckt, ist. Dadurch ist die Otoplastik weitestgehend in dem Ohr versteckt und von außen nur eingeschränkt sichtbar.
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In Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass sie im Wesentlichen aus einem Silikon, einer Weich- oder einer Hartplastik besteht. Derartige Materialien haben sowohl gute Stabilitätseigenschaften als auch einen hohen Tragekomfort.
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In Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass sie eine Durchgangsöffnung, insbesondere als eine Ventilationsöffnung, und/oder ein Dämm- und/oder ein Filterelement aufweist. Derartige Dämm- und Filterelemente sind insbesondere für den Gehörschutz essentiell, da diese die Effektivität der geräuschdämmenden Wirkung des gesamten Einsatzes bestimmen. Eine Ventilationsöffnung hingegen verhindert einen Druckstau im Gehörgang. Zuletzt kann in einer breiteren Durchgangsöffnung der Lautsprecher eines Hörgeräts oder aber das genannte Dämm- oder Filterelement eingepasst werden.
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Die Erfindung wird in einer bevorzugten Ausführungsform unter Bezugnahme auf eine Zeichnung beispielhaft beschrieben, wobei weitere vorteilhafte Einzelheiten der Zeichnung zu entnehmen sind.
- 1 zeigt eine schematische Ansicht einer ersten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Otoplastik im Benutzungszustand.
- 2 zeigt eine schematische Ansicht einer zweiten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Otoplastik im Benutzungszustand.
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1 zeigt eine schematische Ansicht einer ersten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Otoplastik 1 im Benutzungszustand. Die Otoplastik 1 besteht im Wesentlichen aus einem Hauptteil 2 und einem länglichen Teil 3. Der Hauptteil 2 ist an ein Ohr eines Benutzers individuell angepasst geformt und ist daher in dessen Gehörgang passend einsetzbar. Der längliche Teil 3 ist einstückig oder stoffschlüssig mit dem Hauptteil 2 verbunden. Auch der längliche Teil 3 ist an das Ohr des Benutzers angepasst. Er ist insbesondere in seiner Position und seinem Winkel zum Hauptteil 2 derart ausgebildet dass das freie Ende 4 des länglichen Teils 3 an dem Antitragus 6 des Ohrs des Benutzers auf eine Wiese anliegend ist, dass er die Otoplastik 1 im Ohr stabilisierend ist, ohne den Tragekomfort der Otoplastik 1 aufgrund eines etwaigen unangenehmen Drucks des freien Endes 4 auf den Antitragus 6 einzuschränken. Für einen verbesserten Tragekomfort weist das freie Ende 4 eine Kugel auf, die artgemäß keine Kanten oder Spitzen aufweist und so nicht unangenehm auf den Antitragus drückt. Der längliche Teil 3 weist zudem eine Krümmung 5 auf, welche ihm eine federnde Wirkung verleiht, durch die insbesondere Kaubewegungen des Benutzers abgefedert und nicht wesentlich auf den Antitragus 6 übertragen werden.
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2 zeigt eine schematische Ansicht einer zweiten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Otoplastik 1 im eingesetzten Zustand. Wie auch in der zuvor beschriebenen Ausführungsform ist die Otoplastik im Wesentlichen gebildet aus einem Hauptteil 2 und einem länglichen Teil 3, dessen freies Ende 4 im Benutzungsfall wie dargestellt am Antitragus 6 anliegend ist. Dazu ist auch hier eine Krümmung 5 des länglichen Teils 3 mit entsprechender Federwirkung vorgesehen. Unterscheidend zu der ersten Ausführungsform weist diese am freien Ende 4 einen abgerundeten T-förmigen Steg auf, welcher derart an das Ohr des Benutzers angepasst ist, dass er möglichst großflächig an der Innenseite des Antitragus 6 anliegend ist, sodass für den Benutzer unangenehme, punktuelle Drücke vermieden werden. Dabei ist der T-förmige Steg derart dimensioniert, dass dieser möglichst vollumfänglich vom Antitragus 6 verdeckt und von außen nicht sichtbar ist. Hierbei ist der T-förmige Steg erfindungsgemäß entweder ebenfalls individualisiert, vorzugsweise jedoch durch Maßanlehnung an einen mittleren Antitragusabstand und -auswölbung kaum individualisiert. Als Materialien sind alle entsprechend weichen oder harten, körperverträglichen Materialien oder Materialgemische erfindungsgemäß.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Otoplastik
- 2
- Hauptteil
- 3
- Länglicher Teil
- 4
- Freies Ende
- 5
- Krümmung
- 6
- Antitragus