DE102017011724A1

DE102017011724A1 - Verfahren zum Betrieb einer Sicherheitsvorrichtung

Info

Publication number: DE102017011724A1
Application number: DE102017011724.1A
Authority: DE
Inventors: Klaus Hermann; Christoph von Hugo
Original assignee: Daimler AG
Current assignee: Mercedes Benz Group AG
Priority date: 2017-12-18
Filing date: 2017-12-18
Publication date: 2018-07-12

Abstract

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb einer Sicherheitsvorrichtung (S) eines Fahrzeuges (1) mit einer Umgebungssensorik (U) und einem Bremssystem (B), wobei bei einer erfassten dem Fahrzeug (1) bevorstehenden Kollision mit einem ungeschützten Verkehrsteilnehmer (2) ein Bremseingriff automatisch eingeleitet wird. Erfindungsgemäß wird der Bremseingriff auch bei einer erfassten gegenteiligen Aktion eines Fahrzeugnutzers fortgeführt.

Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb einer Sicherheitsvorrichtung eines Fahrzeuges mit einer Umgebungssensorik und einem Bremssystem, wobei bei einer erfassten dem Fahrzeug bevorstehenden Kollision mit einem ungeschützten Verkehrsteilnehmer ein Bremseingriff automatisch eingeleitet wird.
Aus der DE 10 2011 112 985 A1 sind ein Verfahren zum Betrieb einer Sicherheitsvorrichtung eines Fahrzeuges und eine solche Sicherheitsvorrichtung bekannt. Die Sicherheitsvorrichtung umfasst eine Umfeldsensorik, wobei in Abhängigkeit einer ermittelten Kritikalität einer erfassten Fahrsituation Sicherheitsmaßnahmen stufenweise aktiviert werden. In einer ersten Stufe wird bei mittels der Umfeldsensorik detektiertem Fußgänger mittels erfasster Signale der Umfeldsensorik eine Kollisionswahrscheinlichkeit ermittelt. Bei bestehender Kollisionswahrscheinlichkeit wird eine Warnung an einen Fahrer des Fahrzeuges ausgegeben und ein Motormoment einer Antriebseinheit des Fahrzeuges wird automatisch verringert.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein gegenüber dem Stand der Technik verbessertes Verfahren zum Betrieb einer Sicherheitsvorrichtung eines Fahrzeuges anzugeben.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die in Anspruch 1 angegebenen Merkmale gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
Ein Verfahren zum Betrieb einer Sicherheitsvorrichtung eines Fahrzeuges mit einer Umgebungssensorik und einem Bremssystem sieht vor, dass bei einer erfassten, dem Fahrzeug bevorstehenden Kollision mit einem ungeschützten Verkehrsteilnehmer ein Bremseingriff automatisch eingeleitet wird. Erfindungsgemäß wird der Bremseingriff auch bei einer erfassten gegenteiligen Aktion eines Fahrzeugnutzers fortgeführt.
Dadurch, dass der Bremseingriff fortgeführt wird, auch wenn der Fahrzeugnutzer beispielsweise ein Fahrpedal als gegenteilige Aktion betätigt, kann die Gefahr, dass das Fahrzeug in eine Menschenmenge fährt, wesentlich verringert werden. Insbesondere kann durch Anwendung des Verfahrens ein Terrorangriff auf ungeschützte Verkehrsteilnehmer weitestgehend ausgeschlossen werden, da das Fahrzeug bei ermittelter Kollisionswahrscheinlichkeit automatisch abgebremst wird.
Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit, dass ein Fahrzeugnutzer versehentlich auf einen ungeschützten Verkehrsteilnehmer oder mehrere ungeschützte Verkehrsteilnehmer zufährt und das Fahrpedal betätigt, beispielsweise weil der Fahrzeugnutzer einen epileptischen Anfall oder einen Herzinfarkt hat und sich verkrampft. Auch in einem solchen Fall wird der Bremseingriff fortgeführt, so dass zumindest eine Kollisionsschwere verringert werden kann.
Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im Folgenden anhand einer Zeichnung näher erläutert.
Dabei zeigt die:

1 schematisch ein auf eine Menschenmenge zufahrendes Fahrzeug.

In der einzigen Figur ist ein auf eine Menschenmenge M zufahrendes Fahrzeug 1 dargestellt.
Die Menschenmenge M besteht aus Fußgängern als sogenannte ungeschützte Verkehrsteilnehmer 2, wobei die Menschenmenge M beispielsweise auf einen Einlass in ein Gebäude, z. B. in eine Konzerthalle o. ä., wartet.
Das auf die Menschenmenge M zufahrende Fahrzeug 1 verfügt über eine Sicherheitsvorrichtung S, die eine Umgebungssensorik U und ein zumindest teilautomatisiertes Bremssystems B umfasst. Die Umgebungssensorik U weist eine Anzahl von Erfassungseinheiten auf, mittels welcher im Fahrbetrieb des Fahrzeuges 1 fortlaufend Signale erfasst werden, wobei die Erfassungseinheiten als Kamera, lidar- und/oder radarbasierte Erfassungseinheiten ausgeführt sein können. Insbesondere wird anhand der erfassten Signale eine Umgebung des Fahrzeuges 1 und sich in dieser befindende Objekte erfasst.
Wird anhand erfasster Signale, insbesondere frontseitig am Fahrzeug 1 angeordneter Erfassungseinheiten, ermittelt, dass dem Fahrzeug 1 eine Kollision mit einem ungeschützten Verkehrsteilnehmer 2 oder mehreren ungeschützten Verkehrsteilnehmern 2 bevorsteht, eine Kollisionswahrscheinlichkeit also verhältnismäßig hoch ist, wird mittels der Sicherheitsvorrichtung S ein Bremseingriff automatisch eingeleitet, so dass das Fahrzeug 1 abgebremst wird. Durch den automatischen Bremseingriff besteht die Möglichkeit, dass die Kollision des Fahrzeuges 1 mit ungeschützten Verkehrsteilnehmern 2 vermieden wird oder eine Kollisionsschwere zumindest verringert werden kann.
Handelt es sich bei einem Fahrzeugnutzer um einen Terroristen, welcher beabsichtigt, das Fahrzeug 1 in die Menschenmenge M zu steuern, um möglichst viele ungeschützte Verkehrsteilnehmer 2 zu verletzten oder sogar zu töten, so kann dieser gemäß dem Stand der Technik den automatischen Bremseingriff, insbesondere durch Betätigen eines Fahrpedals des Fahrzeuges 1 übersteuern. Dadurch wird der automatische Bremseingriff aufgehoben und das Fahrzeug 1 fährt in die Menschenmenge M.
Um das Risiko einer solchen Tat weitestgehend ausschließen zu können, ist vorgesehen, dass der automatisch eingeleitete Bremseingriff auch bei einer gegenteiligen Aktion des Fahrzeugnutzers, insbesondere einer Betätigung des Fahrpedals, dennoch fortgeführt wird.
Das Fahrzeug 1 verringert also trotz Betätigen des Fahrpedals durch den Fahrzeugnutzer weiterhin seine Fahrgeschwindigkeit und kann in den Stillstand versetzt werden, um das Risiko, dass das Fahrzeug 1 in die Menschenmenge M gesteuert wird, wesentlich zu reduzieren.
Denkbar ist auch, dass bei eingeleitetem automatischen Bremseingriff und versuchter gegenteiliger Aktion ein Warnhinweis an den Fahrzeugnutzer ausgegeben wird, so dass dieser, sofern tatsächlich ein Irrtum vorliegt, auf diesen aufmerksam gemacht wird und dadurch das Zufahren auf die Menschenmenge M verhindert werden kann.
Zudem kann der Warnhinweis auch außerhalb des Fahrzeuges 1 ausgegeben werden, so dass die ungeschützten Verkehrsteilnehmer 2 auf das sich ihnen nähernde Fahrzeug 1 aufmerksam gemacht werden und für die ungeschützten Verkehrsteilnehmer 2 die Chance besteht, dem Fahrzeug 1 auszuweichen, um dadurch Schlimmeres zu verhindern.
Wird anhand erfasster Signale der Umgebungssensorik S ermittelt, dass es sich bei dem in der Umgebung des Fahrzeuges 1 erfassten Objektes, mit dem dem Fahrzeug 1 eine Kollision bevorsteht, nicht um einen ungeschützten Verkehrsteilnehmer 2, sondern beispielsweise um ein Fahrzeug 1 oder ein Bauwerk handelt, wird der automatische Bremseingriff zur Kollisionsvermeidung eingeleitet. In einem solchen Fall besteht hingegen die Möglichkeit, dass der automatische Bremseingriff, insbesondere durch Betätigen des Fahrpedals des Fahrzeuges 1, übersteuert werden kann. Beispielsweise kann der Fahrzeugnutzer durch einen Lenkeingriff und eine Beschleunigung des Fahrzeuges 1, d. h. durch Übersteuern des automatisch eingeleiteten Bremseingriffes, die Kollision vermeiden.
Die Übersteuerung des automatischen Bremseingriffes ist also nur möglich, wenn es sich bei dem erfassten Objekt nicht um einen ungeschützten Verkehrsteilnehmer 2 handelt.
Mittels Anwendung eines oben beschriebenen Verfahrens kann der Schutz ungeschützter Verkehrsteilnehmer 2, wie Fußgänger, Radfahrer und auch Motorradfahrer, insbesondere im öffentlichen Raum, wesentlich erhöht werden.
Bezugszeichenliste

1: Fahrzeug
2: Verkehrsteilnehmer
B: Bremssystem
M: Menschenmenge
S: Sicherheitsvorrichtung
U: Umgebungssensorik

ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
Zitierte Patentliteratur

DE 102011112985 A1 [0002]

Claims

Verfahren zum Betrieb einer Sicherheitsvorrichtung (S) eines Fahrzeuges (1) mit einer Umgebungssensorik (U) und einem Bremssystem (B), wobei bei einer erfassten dem Fahrzeug (1) bevorstehenden Kollision mit einem ungeschützten Verkehrsteilnehmer (2) ein Bremseingriff automatisch eingeleitet wird, dadurch gekennzeichnet, dass der Bremseingriff auch bei einer erfassten gegenteiligen Aktion eines Fahrzeugnutzers fortgeführt wird.
Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als gegenteilige Aktion zumindest eine Betätigung eines Fahrpedals des Fahrzeuges (1) erfasst wird.
Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass bei einer erfassten gegenteiligen Aktion ein Warnhinweis zumindest an den Fahrzeugnutzer des Fahrzeuges (1) ausgegeben wird.