-
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Fahrerassistenzsystem zur Unterstützung eines Fahrers eines Kraftfahrzeugs bei der Berücksichtung von Verkehrszeichen.
-
Der Straßenverkehr ist insbesondere in den Städten durch eine große Zahl von Verkehrszeichen geregelt, deren Dichte trotz vereinzelter gegenteiliger Bemühungen im Laufe der Jahre immer weiter anwächst. Viele Verkehrszeichen sind nicht für alle Fahrzeugtypen relevant, manche gelten nur zu bestimmten Tageszeiten oder sind nur unter bestimmten Witterungsbedingungen zu berücksichtigen. Ein Fahrer, der sich im Straßenverkehr bewegt, muss ständig zwischen für ihn relevanten und irrelevanten Verkehrszeichen unterscheiden, und es besteht immer die Gefahr, dass ein einzelnes Verkehrszeichen übersehen wird. Dies führt häufig zu Unsicherheit darüber, welche Ge- oder Verbote auf einem aktuell befahrenen Streckabschnitt gültig sind, und in der Folge zu der tatsächlichen Gefahrenlage schlecht angepasstem Fahrverhalten. Sowohl ein für die bestehende Gefahrenlage zu aggressives als auch ein für andere Verkehrsteilnehmer unerwartet defensives Fahrverhalten kann zu Problemen führen. Daher sind Fahrerassistenzsysteme entwickelt worden, die dem Fahrer jederzeit die auf einem soeben befahrenen Steckenabschnitt gültigen Zeichen anzeigen sollen.
-
Ein Fahrerassistenzsystem mit Mitteln zum Erfassen von Verkehrszeichen und Bereitstellen von einer aktuellen Position des Fahrzeugs entsprechender Verkehrszeicheninformation zur Ausgabe an einen Fahrer des Fahrzeugs ist aus
DE 10 2008 043 756 A1 bekannt. Ein solches Fahrerassistenzsystem bietet dem Fahrer zwar die Möglichkeit, sich jederzeit zu vergewissern, welche Verkehrszeichen auf einem aktuell befahrenen Streckenabschnitt Gültigkeit haben, doch das zugrunde liegende Problem, dass eine üppige Straßenbeschilderung das Aufnahmevermögen des Fahrers überfordert, bleibt ungelöst. Das Problem, das ein wichtiges Schild unter einer Vielzahl anderer Schilder nicht oder nicht rechtzeitig wahrgenommen wird, besteht unabhängig davon, ob diese Schilder am Straßenrand aufgestellt sind oder auf einem Anzeigeschirm eines Fahrerassistenzsystems zu sehen sind.
-
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist, ein Fahrerassistenzsystem zu schaffen, das dem Fahrer das Berücksichtigen wichtiger Verkehrsschilder wirksam erleichtert.
-
Die Aufgabe wird gelöst, indem ein Fahrerassistenzsystem mit Erfassungsmitteln zum Erfassen von für einen aktuell befahrenen Streckenabschnitt gültigen Verkehrszeichen und Ausgabemitteln zum Ausgeben wenigstens eines von mehreren gleichzeitig als gültig erfassten Verkehrszeichen ferner Beurteilungsmittel aufweist zum Beurteilen der Relevanz der als gültig erfassten Verkehrszeichen und Auswählen des wenigstens einen Verkehrszeichens mit der höchsten Relevanz zur Ausgabe durch die Ausgabemittel.
-
Im einfachsten Fall kann das Beurteilungsmittel eingerichtet sein, solche Verkehrszeichen als irrelevant auszusortieren, die für das Fahrzeug, in dem das Fahrerassistenzsystem verwendet ist, bedingt durch die Bauart des Fahrzeugs keine Bedeutung haben. So können z. B. nur für LKW oder Krafträder geltende Verkehrszeichen ausgeschieden werden, wenn das Fahrerassistenzsystem in einem PKW eingebaut ist.
-
Um die Übersichtlichkeit der Ausgabe für den Fahrer weiter zu verbessern und die Zahl der nicht auszugebenden Verkehrszeichen vergrößern zu können, sind die Beurteilungsmittel vorzugsweise mit wenigstens einem Sensor zum Erfassen eines zeitlich veränderlichen Parameters, z. B. einem Betriebsparameter des Fahrzeugs oder einem Klimaparameter, verbunden und eingerichtet, die Relevanz der zu einem gegebenen Zeitpunkt als gültig erfassten Verkehrszeichen anhand dieses veränderlichen Parameters zu beurteilen.
-
Um zu einem gegebenen Zeitpunkt die Menge der ausgegebenen Verkehrszeichen auf diejenigen zu beschränken, die tatsächlich einen Einfluss auf das Fahrverhalten des Fahrers haben können, ist es zweckmäßig, nicht nur einen, sondern diverse Parameter zu berücksichtigen. So kann als wenigstens ein Sensor ein Tachometer vorgesehen sein und die Beurteilungsmittel können eingerichtet sein, die Relevanz von geschwindigkeits- oder parkbezogenen Verkehrsschildern und/oder von Gefahr-Warnzeichen anhand der von dem Tachometer erfassten Geschwindigkeit zu beurteilen.
-
Ob der Fahrer zu parken beabsichtigt, kann nicht nur anhand der Geschwindigkeit des Fahrzeugs, sondern auch an einem in einem Getriebe des Fahrzeugs eingelegten Gang erfasst werden; insbesondere das Einlegen des Rückwärtsgangs ist ein gutes Indiz für ein beabsichtigtes Parken. Daher kann zweckmäßigerweise auch ein Sensor vorgesehen sein, um einen in einem Getriebe des Fahrzeugs eingelegten Gang zu erfassen, und die Beurteilungsmittel können eingerichtet sein, die Relevanz von parkbezogenen Verkehrsschildern anhand des erfassten Gangs zu beurteilen.
-
Um eine korrekte Beurteilung der Relevanz von schnee- und eisbezogenen Verkehrsschildern zu ermöglichen, sollte auch ein Thermometer als Sensor vorgesehen sein.
-
Auch bei der Beurteilung der Relevanz von Kurven-Warnzeichen oder Schleudergefahr-Warnzeichen kann die Berücksichtigung möglicher Straßenglätte anhand der Temperatur sinnvoll sein.
-
Um die Relevanz von Kurven-Warnzeichen und/oder Schleudergefahr-Warnzeichen korrekt einschätzen zu können, kann es ferner zweckmäßig sein, einen Niederschlagssensor vorzusehen. Ein solcher Sensor kann direkt die Anwesenheit von Niederschlag an der Karosserie erkennen; die Erkennung kann aber auch auf der Reaktion des Fahrers auf Niederschlag basieren, indem z. B. der Sensor den Betriebszustand eines Scheibenwischers oder die Stellung eines den Scheibenwischer steuernden Schalters erfasst.
-
Auf diese Weise erfasster Niederschlag kann auch ein Kriterium für die Beurteilung der Relevanz eines Steinschlag-Warnzeichens sein, da bei durch Regen aufgeweichtem Untergrund die Gefahr erhöht ist, dass sich lose Steine von einem Hang lösen.
-
Ferner kann als Sensor ein Blinkerschalter vorgesehen sein, an dessen Betätigung durch den Fahrer dessen Absicht, abzubiegen oder die Fahrspur zu wechseln erkennbar ist. Dies ermöglicht eine zutreffende Beurteilung der Relevanz von fahrtrichtungsbezogenen Verkehrszeichen, von Kreisverkehr-Warnzeichen, Gegenverkehr-Warnzeichen und/oder Überholverbotszeichen.
-
Ein Gaspedalsensor kann vorgesehen sein, um eine korrekte Beurteilung der Relevanz von geschwindigkeitsbezogenen Verkehrszeichen und/oder Überholverbotszeichen zu ermöglichen.
-
Voraussetzung für einen Überholvorgang ist die Existenz eines zu überholenden Fahrzeugs. Daher kann die Beurteilung der Relevanz eines Überholverbotszeichens zweckmäßigerweise auch auf der Erfassung eines vorausfahrenden Fahrzeugs durch einen entsprechenden Sensor, typischerweise einen Radarsensor oder eine Kamera, basieren.
-
Das Erfassungsergebnis eines solchen Sensors kann auch genutzt werden, um die Relevanz von Splitt-Schotter-Warnzeichen und/oder Stauwarnzeichen zu beurteilen.
-
Des Weiteren kann ein Bremssensor vorgesehen sein, um zu erfassen, wenn sich das Fahrzeug einer Kreuzung, an der Vorfahrt zu gewähren ist, ungebremst nähert, und ggf. dem entsprechenden Vorfahrt-Gewähren-Schild eine hohe Relevanz zuzuweisen.
-
Als Ausgabemittel des Fahrerassistenzsystems ist typischerweise ein Bildschirm vorgesehen, auf dem eine begrenzte Zahl von aktuell gültigen und für relevant befundenen Verkehrzeichen darstellbar ist. Es können aber auch akustische Ausgabemittel, insbesondere Sprachausgabemittel, vorgesehen sein, um den Fahrer im Bedarfsfall auf ein Verkehrsschild extrem hoher Relevanz oder eine plötzliche Änderung der Relevanzbeurteilung hinzuweisen.
-
Erfindungsgegenstand sind auch ein Computerprogrammprodukt, welches Instruktionen umfasst, die bei Ausführung auf einem Computer diesen befähigen, als Beurteilungsmittel in dem oben beschriebenen Fahrerassistenzsystem zu arbeiten, sowie ein computerlesbarer Datenträger, auf dem solche Instruktionen aufgezeichnet sind.
-
Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die beigefügten Figuren. Aus dieser Beschreibung und den Figuren gehen auch Merkmale der Ausführungsbeispiele hervor, die nicht in den Ansprüchen erwähnt sind. Solche Merkmale können auch in anderen als den hier spezifisch offenbarten Kombinationen auftreten. Die Tatsache, dass mehrere solche Merkmale in einem gleichen Satz oder in einer anderen Art von Textzusammenhang miteinander erwähnt sind, rechtfertigt daher nicht den Schluss, dass sie nur in der spezifisch offenbarten Kombination auftreten können; stattdessen ist grundsätzlich davon auszugehen, dass von mehreren solchen Merkmalen auch einzelne weggelassen oder abgewandelt werden können, sofern dies die Funktionsfähigkeit der Erfindung nicht in Frage stellt. Es zeigen:
-
1 ein Blockdiagramm eines erfindungsgemäßen Fahrerassistenzsystems; und
-
2 ein Flussdiagramm eines im Prozessor des Assistenzsystems ablaufenden Arbeitsverfahrens.
-
1 zeigt ein Blockdiagramm des erfindungsgemäßen Fahrerassistenzsystems. Ein zentraler Prozessor 1, typischerweise ein Mikroprozessor, ist mit einer Kamera 2 verbunden, die in einem Fahrzeug auf die vor dem Fahrzeug liegende Fahrbahn ausgerichtet montiert ist, typischerweise zwischen einem Rückspiegel und einer Frontscheibe der Fahrgastzelle des Fahrzeugs. Die Kamera 2 liefert Bilder, die vom Mikroprozessor 1 auf darin dargestellte Verkehrszeichen und eventuell auch auf andere Verkehrsteilnehmer und deren Entfernung vom Fahrzeug analysiert werden. Wenn ein Verkehrzeichen gefunden wird, bestimmt der Mikroprozessor 1 auch den Typ des Verkehrszeichens und aktualisiert anhand des Ergebnisses eine in einem Arbeitsspeicher 3 geführte Liste der für den gegenwärtig von dem Fahrzeug befahrenen Streckenabschnitt gültigen Verkehrszeichen.
-
An den Mikroprozessor 1 kann ferner ein Navigationssignalempfänger 4 angeschlossen sein. Dieser kann Teil eines an sich bekannten Fahrzeugnavigationssystems sein. Moderne Fahrzeugnavigationssysteme verfügen in der Regel über einen Kartendatensatz, der nicht nur den Verlauf, sondern auch die Kategorie eines Verkehrsweges wie etwa innerstädtisch, Landstraße, Schnellstraße angibt und aus der somit eine für einen aktuell befahrenen Streckenabschnitt geltende Geschwindigkeitsbeschränkung ableitbar ist. Es können aber auch Verkehrsschilder direkt in den Kartendaten eines solchen Fahrzeugnavigationssystems verzeichnet und entsprechend der aktuellen geografischen Position des Fahrzeugs an den Mikroprozessor 1 gemeldet werden, um die Liste der gültigen Verkehrszeichen im Arbeitsspeicher 3 zu aktualisieren.
-
Ein Bildschirm 5 ist an den Mikroprozessor 1 angeschlossen, um auf ihm Bilder der jeweils gültigen Verkehrszeichen aus der Liste anzuzeigen. Solange die Zahl der Verkehrszeichen auf der Liste kürzer ist als eine maximal zulässige Zahl von auf dem Bildschirm 5 darzustellenden Verkehrzeichen, können sämtliche Verkehrszeichen der Liste angezeigt werden. Ist jedoch die Liste länger, dann muss eine zweckmäßige Auswahl der anzuzeigenden Verkehrszeichen erfolgen. Um diese Auswahl vorzunehmen, ist der Mikroprozessor 1 mit diversen Sensoren verbunden.
-
1 zeigt als Beispiel solcher Sensoren ein Tachometer 6, ein Thermometer 7 zur Erfassung der Außentemperatur, einen Getriebesensor 8, der zur Erfassung eines in einem Schaltgetriebe des Fahrzeugs eingelegten Gangs an dem Schaltgetriebe oder an einem das Getriebe steuernden Schalt-Wählhebel angeordnet ist, einen Blinkerschalter 9, der den Blinker des Fahrzeugs steuert und dessen Ausgangssignal folglich anzeigt, ob und ggf. welcher Blinker des Fahrzeugs gesetzt ist, einen Scheibenwischerschalter 10, dessen Ausgangssignal den Betriebszustand eines Scheibenwischers anzeigt, einen Gaspedalsensor 11, zum Erfassen der Stellung des Gaspedals oder eines über das Gaspedal betätigten Elements wie etwa einer Drosselklappe, und einem Bremspedalsensor 12, der an einem Bremspedal zum Erfassen von dessen Stellung oder an beliebiger geeigneter Stelle eines Bremskreises zum Erfassen des darin herrschenden, über das Bremspedal gesteuerten Bremsdrucks angeordnet sein kann.
-
Alle diese Sensoren lassen Rückschlüsse auf die Relevanz unterschiedlicher Typen von Verkehrsschildern zu. Wenn für einen aktuell befahrenen Streckenabschnitt eine Geschwindigkeitsbeschränkung gilt, d. h. wenn z. B. ein Schild des Typs 274 der Straßenverkehrsordnung (alle im Folgenden genannten dreistelligen Nummern von Verkehrszeichen sind die Typnummern der StVO) von der Kamera 2 erfasst oder vom Navigationssystem als gültig gemeldet worden ist, dann ist die Relevanz dieses Schildes hoch, wenn die vom Tachometer 6 erfasste Geschwindigkeit nahe an oder über der durch das Schild spezifizierten zulässigen Höchstgeschwindigkeit liegt, und sie ist umso geringer, je niedriger die vom Tachometer 6 erfasste Geschwindigkeit ist. Umgekehrt kann einem Schild von Typ 275, das eine Mindestgeschwindigkeit vorschreibt, eine umso höhere Relevanz zugewiesen werden, je niedriger die Geschwindigkeit des Fahrzeugs ist.
-
Die Ausgabe des Thermometers 7 wird insbesondere bei der Beurteilung der Relevanz der Verkehrszeichen 113 (Schnee- oder Eisglätte) und 114 (Schleuder- oder Rutschgefahr) berücksichtigt. Die Relevanz dieser Schilder ist jeweils am höchsten in einem Temperaturbereich um 0°C und nimmt zu positiven Temperaturen hin ab.
-
In die Beurteilung der Relevanz des Schildes 114 geht vorzugsweise auch die Stellung des Scheibenwischerschalters 10 oder das Erfassungsergebnis eines Regensensors ein. Dabei kann es zweckmäßig sein, nicht nur das aktuelle Erfassungsergebnis, sondern auch vergangene Erfassungsergebnisse zu berücksichtigen, da durch Niederschlag erhöhte Schleudergefahr auch nach Ende des Niederschlags eine Zeit lang fortbesteht. Wie lange zurückliegender Niederschlag zu berücksichtigen ist, kann von der Umgebungstemperatur abhängig gemacht werden; es kann aber auch zusätzlich ein Helligkeitssensor vorgesehen werden, um zu berücksichtigen, dass eine Straße nach einem Regen bei Nacht länger nass bleibt als tagsüber, und dass eine regennasse Fahrbahn bei Sonne schneller abtrocknet als bei bedecktem Himmel.
-
Die Bedeutung des Getriebesensors 8 liegt in erster Linie darin, dass das Fahren bei niedriger Geschwindigkeit mit niedrigerem Gang und insbesondere das Fahren im Rückwärtsgang auf den Wunsch des Fahrers, zu parken, hindeutet. Schilder wie etwa die Typen 283 (absolutes Halteverbot), 286 (eingeschränktes Halteverbot), 291 (Parkscheibenpflicht) bekommen demnach zweckmäßigerweise beim Fahren im zweiten oder einem höheren Gang allenfalls minimale Relevanz, beim Fahren im ersten Gang eine erhöhte Relevanz und beim Fahren im Rückwärtsgang eine sehr hohe Relevanz zugewiesen.
-
Alternativ oder ergänzend können für die Relevanzbeurteilung dieser Schilder auch Daten des Navigationssystems herangezogen werden: wenn dieses anzeigt, dass sich das Fahrzeug in unmittelbarer Nähe zum Ziel einer von dem Navigationssystem verfolgten Fahrtroute befindet, dann ist damit zu rechnen, dass der Fahrer einen Parkplatz sucht und die diesbezüglichen Schilder für ihn somit relevant sind.
-
Wenn der Blinkerschalter 9 ein Blinken nach links anzeigt, dann weist dies auf einen Wunsch des Fahrers hin, nach links abzubiegen oder (in Ländern mit Rechtsverkehr) zu überholen. In einem solchen Fall, bekommen Schilder, die eine andere Fahrtrichtung als die durch das Blinken angezeigte vorschreiben, wie etwa 209, 211, 214, 215, 227, aber auch ein Überholverbotsschild 276 hohe Relevanz. Um die Absicht des Fahrers, zu überholen oder abzubiegen, genauer vorhersagen und die Relevanz der entsprechenden Schilder besser beurteilen zu können, können weitere Kriterien herangezogen werden. Beispielsweise ist es anhand von Daten des Navigationssystems möglich zu beurteilen, ob überhaupt ein Verkehrsweg existiert, auf den nach links abgebogen werden könnte. Wenn dies nicht der Fall ist, spricht dies für ein beabsichtigtes Überholmanöver, und das Überholverbot 276 bekommt eine höhere Relevanz als die Schilder 209, 211, 214, 215. Umgekehrt kann der Mikroprozessor 1 anhand der Bilder der Kamera 2 beurteilen, ob ein vorausfahrendes Fahrzeug vorhanden ist, das überholt werden könnte. Wenn dies nicht der Fall ist, bekommen die Fahrtrichtungsschilder 209, 211, 214, 215 eine höhere Relevanz als das Überholverbot 276.
-
Der Bremspedalsensor 12 ermöglicht, ggf. in Kombination mit dem Tachometer 6, eine Beurteilung, ob der Fahrer ein Gefahrzeichen, insbesondere aber ein Vorfahrt-Gewähren-Zeichen vom Typ 205 oder 206, angemessen berücksichtigt. Falls daran – wegen hoher Geschwindigkeit und fehlender Betätigung des Bremspedals – Zweifel bestehen, erhalten diese Schilder eine erhöhte Relevanz.
-
Einen vollständigen Arbeitsablauf des Mikroprozessors 1 zeigt 2 in Form eines Flussdiagramms. Dieser Arbeitsablauf wird, während das Fahrzeug in Bewegung ist, fortlaufend wiederholt, vorzugweise mehrmals pro Sekunde. In Schritt S1 empfängt der Mikroprozessor 1 ein Bild von der Kamera 2. In Schritt S2 erfolgt eine Analyse auf in dem Bild enthaltene Verkehrszeichen sowie auf das Vorhandensein anderer Verkehrsteilnehmer. Sind im Bild Verkehrsschilder vorhanden, dann wird ihr Typ ermittelt, und die Liste der geltenden Verkehrszeichen im Arbeitsspeicher 3 wird in Schritt S3 aktualisiert. Die Aktualisierung kann in der Hinzufügung neuer Verkehrszeichen zur Liste bestehen, aber auch in deren Löschung, falls ein neu erkanntes Verkehrszeichen ein bereits in der Liste enthaltenes aufhebt.
-
In Schritt S4 werden die diversen für die Beurteilung der Relevanz der in der Liste verzeichneten Verkehrsschilder benötigten Sensoren 6 bis 12 abgefragt. In Schritt S5 erfolgt die Beurteilung der Relevanz. Um die Relevanz verschiedener Verkehrsschilder vergleichbar zu machen, werden in Schritt S5 für jedes Verkehrsschild der Liste nach einem jeweils für seinen Typ spezifischen Algorithmus in Funktion der Sensorausgaben Punkte vergeben. Allgemeine Gefahrzeichen wie etwa die Schilder 101 bis 151, erhalten, solange keine Sensordaten vorliegen, die eine höhere Relevanz rechtfertigen, z. B. 10 Punkte, Vorschriftzeichen wie etwa die Zeichen 205 bis 215, die in der Regel nur auf einen kurzen Streckenabschnitt, dort aber zwingend zu berücksichtigen sind, erhalten einen höheren Wert von z. B. 20 Punkten. Derselbe Punktwert kann für Verbotszeichen wie 250, 251, 260 bis 270 gerechtfertigt sein, wenn diese auf das Fahrzeug unter Berücksichtigung seines Typs, seines Gewichts oder seiner Abmessungen anwendbar sind. Auf das Fahrzeug nicht anwendbare Verbotszeichen erhalten 0 Punkte. Ein Geschwindigkeitsbeschränkungszeichen 274 erhält z. B. 0 Punkte, wenn die Fahrzeuggeschwindigkeit um wenigstens 20 km/h unter der zulässigen Höchstgeschwindigkeit liegt, 10 Punkte, wenn sie bis zu 20 km/h unter der zulässigen Höchstgeschwindigkeit liegt, und 20 oder mehr Punkte in Abhängigkeit vom Ausmaß der Übertretung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Die Vorfahrt-Gewähren-Schilder 205, 206 können behandelt werden wie eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 oder 40 km/h; das Schild 206 bekommt zusätzliche Punkte zugewiesen, falls der Bremspedalsensor 12 keine Bremsbetätigung anzeigt. Fahrtrichtungszeichen wie 205, 211, 214, 215 können standardmäßig 10 Punkte bekommen, wobei die Punktzahl vermindert werden kann, wenn der Blinkerschalter 9 einen in Richtung der von ihnen vorgeschriebenen Fahrtrichtung gesetzten Blinker anzeigt, und die Punktzahl heraufgesetzt wird, wenn der Blinker entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung gesetzt ist.
-
Das Überholverbotszeichen 276 erhält einen niedrigen Wert von z. B. 5 Punkten, wenn im aktuellen Bild der Kamera 2 kein vorausfahrendes Fahrzeug zu erkennen ist, oder wenn der Abstand zu einem solchen Fahrzeug groß genug ist, um bei der aktuellen Fahrzeuggeschwindigkeit sicheres Kolonnenfahren zu ermöglichen. Falls der Abstand unterschritten wird oder falls anhand von aufeinanderfolgenden Bildern eine deutliche Annäherung an das vorausfahrende Fahrzeug erkennbar ist, oder falls der Gaspedalsensor 11 eine zunehmende Betätigung des Gaspedals anzeigt, erhält das Schild 276 eine höhere Relevanz von z. B. 15 Punkten. Kommt noch das Setzen des linken Blinkers hinzu, kann eine abermals höhere Relevanz von z. B. 30 Punkten zugewiesen werden.
-
Abweichend von der oben angegebenen allgemeinen Regel für die Schilder 101 bis 151 kann auch die Relevanz des Splitt-Warnschildes 116 vom Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug abhängig gemacht werden. Bei ausreichendem Abstand kann die Relevanz niedrig, z. B. bei 5 Punkten angesetzt werden; ist der Abstand klein genug, so dass das Fahrzeug vom Splitt getroffen werden kann, den ein vorausfahrendes Fahrzeug aufwirbelt, kann eine höhere Relevanz von 20 oder, bei sehr geringem Abstand, 30 Punkten vergeben werden.
-
Das Schnee- oder Eisglätte-Warnschild 113 kann, ebenfalls abweichend von der obigen allgemeinen Regel, bei Temperaturen über 10°C eine Relevanz von 0 Punkten bekommen. Unterhalb von 10°C kann die Relevanz in einem oder mehreren Schritten auf bis zu 30 Punkte im Temperaturbereich von –5°C bis +2°C zunehmen. Zusätzliche Relevanzpunkte werden zugewiesen, falls gleichzeitig der Schalter 10 anzeigt, dass der Scheibenwischer in Betrieb ist.
-
Auch die Schilder 114, Schleudergefahr und 115, Steinschlag, sollten bei Niederschlag höhere Relevanzwerte erhalten als bei trockenem Wetter.
-
Nachdem allen Schildern der im Arbeitsspeicher 3 geführten Liste Relevanzwerte zugewiesen worden sind, wird in Schritt S6 überprüft, ob sich Änderungen gegenüber einer vorhergehenden Iteration des Verfahrens ergeben haben, sei es durch Zuweisen einer erhöhten Relevanz zu einem bereits in der Liste vorhandenen Schild oder durch Neuaufnahme eines Schildes in die Liste. Wenn ja, wird in Schritt S7 überprüft, ob einer der geänderten Relevanzwerte auf ein hohes Gefahrenpotential von z. B. über 25 Punkten hinweist. Wenn dies der Fall ist, kann in Schritt S8 eine Sprachansage erzeugt werden, um den Fahrer auf die Gefahrensituation hinzuweisen. Zu diesem Zweck kann ein Sprachsyntheseprogramm auf dem Mikroprozessor 1 implementiert und ein Lautsprecher 13 an ihn angeschlossen sein. Wenn keine Sprachansage erfolgt, oder im Anschluss an diese wird in Schritt S9 eine vorgegebene Zahl von Schildern, z. B. vier Stück, aus der Liste ausgewählt, die die höchsten Relevanzwerte erhalten haben, und auf dem Bildschirm 5 ausgegeben. Wenn in Schritt S6 keine Änderung der Prioritäten festgestellt worden ist, bleibt der Bildschirminhalt unverändert. So ist der Fahrer durch einen Blick auf den Bildschirm 5 jederzeit über die für ihn jeweils wichtigsten geltenden Verkehrsschilder informiert.
-
Die oben beschriebenen Verfahren zum Zuweisen von Relevanzpunkten sind lediglich als Beispiel zu verstehen und können beliebig verfeinert werden. Z. B. kann vorgesehen werden, dass Verkehrzeichen sich in ihrer Relevanz gegenseitig beeinflussen. Einem Gefälle-Warnschild 108 kann z. B. eine erhöhte Relevanz zukommen, wenn es in Kombination mit einem Warnschild vom Typ 113, 114 oder 116 auftritt und diesem bereits hohe Relevanz zugewiesen worden ist.
-
Bezugszeichenliste
-
- 1
- Mikroprozessor
- 2
- Kamera
- 3
- Arbeitsspeicher
- 4
- Navigationssignalempfänger
- 5
- Bildschirm
- 6
- Tachometer
- 7
- Thermometer
- 8
- Getriebesensor
- 9
- Blinkerschalter
- 10
- Scheibenwischerschalter
- 11
- Gaspedalsensor
- 12
- Bremspedalsensor
- 13
- Lautsprecher
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- DE 102008043756 A1 [0003]