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Diese
Erfindung bezieht sich auf eine Bogenrotationsmaschine mit Einrichtung
zur formenden Bearbeitung von Bedruckstoffen und auf ein Verfahren zum
Betrieb einer solchen Bogenrotationsdruckmaschine.
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Als
Technik zur formenden Bearbeitung von Bedruckstoffen sind Rillen,
Perforieren, Stanzen (mit und ohne Gegenform) und Prägen (mit
und ohne Gegenform) bestens bekannt. Die Aufgabe dieser formenden
Bearbeitung von Bedruckstoffen liegt einmal in dem Trennen einzelner
Druckprodukte aus dem Gesamtbogen, dem Rillen zur Erleichterung
des Falzvorganges, dem Perforieren und dem Prägen zum Erzeugen von taktilen,
haptisch erfassbaren Oberflächen.
Der Prägevorgang
dient der Veredelung von Oberflächen,
aber auch immer mehr zum Transport von Informationen durch taktil
erfassbare Kodierungen. Die Bestrebungen zu einem barrierefreien
Zugang zu Informationen erfordert bei immer mehr Produktgruppen
das Aufbringen von kodierten Blindenschriften, der so genannten
Brailleschrift, die aus einzelnen, aus der Bedruckstoffoberfläche herausragenden
Punktkombinationen besteht und daher haptisch ertastbar ist. Für Pharmaverpackungen
werden solche ertastbaren Informationen auf Verpackungen sogar jetzt
schon oder in naher Zukunft gesetzlich vorgeschrieben.
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Beim
Prägen
wird generell zwischen dem Hochprägen (das geprägte Relief
ragt über
die Bedruckstoffoberfläche
hinaus) und dem Tiefprägen
(eine Vertiefung wird in den Bedruckstoff geprägt) unterschieden. Die Prägeform mit
den hoch stehenden Prägeelementen
nennt man Patrize, die Gegenform mit Vertiefungen Matrize. Zum teil
werden auch Gegenformen, die elastische oder andere verformbare Eigenschaften
haben, aber keine Vertiefungen aufweisen, als Matrize bezeichnet.
Matrize ist folglich generell die Gegenform zur Patrize. Die meisten
Anwendungen erfordern ein Hochprägen,
insbesondere wenn haptisch erfassbare Informationen, z.B. durch Blindenschrift,
transportiert werden sollen.
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Am
häufigsten
werden Präge-
und Stanztechniken in separaten Maschinen ausgeführt, aber es kommt aus verschiedenen
Gründen
immer der Wunsch auf diese formenden Veränderungen des Bedruckstoffes
in der Druckmaschine auszuführen. Anwendungen
dieser Techniken innerhalb der Druckmaschine sind bestens bekannt.
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In
der
DD 231760 wird ein
Verfahren zum Prägen
auf Bogenoffsetdruckmaschinen beschrieben, bei dem auf den Gegendruckzylinder
einer Druckmaschine eine für
die Prägung
geeignete Bimetallplatte (Patrize) aufgeklebt wird und ein Gummituch
auf einem Gummizylinder eines Druckwerkes oder auf dem Formzylinder
eines Lackwerkes als Matrize dient. Diese Art der Anwendung hat
den wesentlichen Nachteil, dass das Kleben einer solchen Platte auf
den Gegendruckzylinder sehr aufwendig ist und eine spätere Registerkorrektur
sehr schwer möglich ist.
Ein weiterer Nachteil bei Druckmaschinen mit doppelt großen Gegendruckzylindern
besteht darin, dass zwei Patrizen passgenau auf den Gegendruckzylinder
montiert werden müssen.
Neben den hohen Kosten für
die Erstellung zweier Patrizen muss mindestens die doppelte Rüstzeit für die Montage
der Patrizenplatten veranschlagt werden.
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In
der
DE 20111983 U1 wird
eine Druckmaschine beschrieben, bei der der Gegendruckzylinder durch
eine spezielle Schutzfolie gegen die mechanischen Einwirkungen der
formenden Werkzeuge geschützt
sind. Nachteilig ist dabei, dass ein Hochprägen nicht möglich ist, da dafür sich die
Prägeform
auf dem Gegendruckzylinder befinden müsste.
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Weiterentwicklungen
von entsprechenden Schutzmechanismen für Zylinder einer Druckmaschine
ergeben sich aus den Patentschriften
DE 19826974 C2 und der
DE 10211991 A1 . Bei beiden Patentschriften
wird die wechselseitige Anwendung der Schutzfolien auf Gegendruck-
oder Formzylinder beschrieben, je nachdem, ob eine Hoch- oder Tiefprägung erwünscht wird.
Der Nachteil bei dieser Lösung
besteht aber weiterhin, dass bei einer Hochprägung in einer Druckmaschine
mit doppelt großen
Gegendruckzylindern zwei Formen passgenau auf einen Gegendruckzylinder
(
11) aufgebracht werden müssen.
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In
der
DE 4435307 C2 wird
eine Verfahren und Vorrichtung zum Perforieren, Stanzen und Prägen offenbart,
das gekennzeichnet ist dadurch, dass die mechanische Bearbeitung
des Bedruckstoffes in der Druckmaschine vor dem eigentlichen Druckvorgang
erfolgt. Die Problemstellung, dass Druckfarbe sich auf den formgebenden
Werkzeugen ablegt, ist damit zwar nicht gegeben, da nur der unbedruckte Bedruckstoff
verformt wird. Allerdings besteht die Problematik, dass die Prägungen durch
den Drucklauf durch die nachfolgenden Druckwerke zu mindestens teilweise
wieder egalisiert werden.
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In
der
DE 4138278 C2 wird
eine Druckmaschine offenbart, die nach dem letzten Druckwerk ein Lackierwerk
aufweist, dass wahlweise zum Lackieren oder zum Stanzen, Rillen
oder Perforieren eingesetzt werden kann. Der Nachteil dieser Lösung liegt darin
begründet,
dass die meisten Druckprodukte lackiert werden müssen, d.h. ein gleichzeitiges
mechanisches Verformen des Bedruckstoffes und ein Lackiervorgang
gefordert sind. Diese Lösung
der wahlweisen Benutzung des Lackwerks kann daher nur für einen
sehr geringen Anteil von Druckaufträgen genutzt werden. In dieser
Erfindung ist auch offenbart, dass der Lackiereinrichtung, die wechselweise
zum Lackieren oder mechanischen Verformen des Bedruckstoffes dient,
eine Bogenwendeeinrichtung vorgeordnet ist, d.h. der Bogen kann
wahlweise dem Lackwerk mit der Schön- oder Widerdruckseite zugeführt werden,
wodurch bei einer Prägung
oder Rillung bei einer Druckmaschine mit doppeltgroßen Gegendruckzylindern
und einer Schutzauflage auf dem Gegendruckzylinder. Bei Hoch- oder
Tiefprägung
immer nur eine Präge-
oder Rillform benutzt werden kann, die auf dem Formzylinder einer
Druckmaschine aufgespannt wird.
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In
der
DD 95851 ist eine
Bogenrotationsdruckmaschine beschrieben, bei der ein Stanzwerk mit
einer Bogenrotationsdruckmaschine über eine Kupplung verbunden ist. Ähnliche
Lösungen
der Verbindung von Stanzwerken mit Bogendruckmaschinen sind auch
aus der
US 3832944 ,
der DE 20 2004 018 764 U1 und aus der DE 20 2004 018 763 U1 bekannt.
Nachteilig bei diesen Lösungen
ist jedoch, dass es sich bei den Stanzwerken um teure Sondermaschinenaggregate
handelt und diese für
einen Betrieb der Druckmaschine ohne mechanische Verformung des
Bedruckstoffes eher hinderlich sind.
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Aufgabe
der Erfindung ist es eine Bogendruckmaschine mit doppelt großen Gegendruckzylindern
zu definieren, die eine Lackierung und eine mechanische Verformung
in einem Druckdurchgang kombiniert und mit einer Ganzform zur mechanischen
Verformung des Bedruckstoffes bei der Hoch- und Tiefprägung auskommt.
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Gelöst wird
diese Aufgabe durch die kennzeichnenden Merkmale von Anspruch 1.
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Weiterbildungen
der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen 2 bis 5.
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Im
Folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispieles näher beschrieben.
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Die
einzige zeichnerische Darstellungen zeigt
eine Konfiguration
einer Bogendruckmaschine.
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Die
Aufgabe wird gelöst,
indem eine Bogenrotationsdruckmaschine mit doppelt großen Druckzylindern 11 und
n-Offsetdruckwerken ein so genanntes Doppellackwerk mit einem oder
zwei Transfermodulen 4 mit Trockneraufbauten zwischen den
Lackwerken 2 und 3 nachgeschaltet werden. Nach
dem letzten Transfermodul 4 vor dem in Bogenlaufrichtung letztem
Lackwerk folgte eine Wendeeinrichtung 15, die dem letzten
Lackwerk 3 den Bogen entweder mit der Schön- oder
mit der Widerdruckseite diesem Lackwerk zuführt. Dieses Lackwerk 3 ist
als Kombinationsdruckwerk ausgeführt,
denn der Formzylinder 14 kann entweder eine Gummi tuch oder
eine Lackform zum Lackieren oder ein Perforier-, Präge- und/oder
Stanzform aufnehmen. Dies ermöglicht
einerseits die beidseitige Lackierung des Bedruckstoffes, aber auch
eine wahlweise Hoch- oder Tiefprägung
bei Einsatz einer entsprechenden Form je nach Stellung der Wendung.
Der Vorteil ist, dass für
einfache Präge-Aufgaben
nur eine Prägeform
benötigt wird,
die auf den Formzylinder 14 gespannt wird. Der Gegendruckzylinder
wird mit einem geeigneten, flächigen
Stoff, Leder, Folie bespannt oder beklebt. Die Aufgabe der Matrize
wird von diesen aufgeklebten oder aufgespannten Materialien übernommen.
Idealerweise haben diese auf den Gegendruckzylinder aufgespannten
Materialien eine farbabweisende Ausrüstung.
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Ein
weiterer Vorteil dieser Lösung
ist, dass das erste Lackwerk immer noch für die Lackierung zur Verfügung steht
und die fast 100% Forderung nach einer Lackierung im Faltschachteldruck
erfüllt wird.
Durch die zwei Transfermodule 4 mit Trockneraufbauten ist
die Durchtrocknung des Lackfilms bis zum Erreichen der Wendeeinrichtung
soweit gewährleistet,
dass ein Ablegen vermieden wird.
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Neben
der Kosteneinsparung im Falle der Hochprägung gegenüber dem Geradeausbetrieb (hier
würden
zwei Patrizen auf dem doppelt großen Gegendruckzylinder 11 benötigt) durch
den Einsatz nur einer Form auf dem Formzylinder 14, fallen
außerdem
deutlich geringere Rüstzeiten
an, da Lackwerke am Formzylinder 10, 14 von Hause
aus Spannvorrichtungen aufweisen, die ein schnelles Rüsten und
Registern der Form ermöglichen.
Außerdem
weist der Formzylinder 10, 14 ein elektrisches Register
auf, dass im Falle kleinerer Korrekturen diese leicht vom Leitstand
der Bogendruckmaschine ausgeführt
werden können.
Bei einer Form, z.B. zum Prägen,
die auf dem Gegendruckzylinder aufgespannt oder aufgeklebt sind,
sind die Korrekturen deutlich aufwendiger oder zum Teil sogar unmöglich, da
der Gegendruckzylinder keine Registervorrichtung aufweist. Erschwerend
kommt hinzu, dass aufgrund des doppelt großen Gegendruckzylinders 11 die
beiden Formen auf den beiden Zylinderhälften des Gegendruckzylinders 11 zueinander
passen müssen.
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Ein
weiterer Vorteil ergibt sich, wenn wie bei der Faltschachtelherstellung üblich, der
Stanz und der Rillvorgang, kombiniert ausgeführt werden. Bei dicken Bedruckstoffen
muss der Rillvorgang von der Bogenrückseite ausgeführt werden.
Bei einem Geradeausbetrieb muss dann die Stanzform auf den Formzylinder
und die Rilllinien auf den Gegendruckzylinder aufgeklebt werden.
Wird der Bogen vor dem mechanischen Verformungschritt durch eine
Wendeeinrichtung 15 umstülpt, so können beide Bearbeitungschritte
in einer Form vereint werden.
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Durch
die Lösung
im Sinne der Erfindung werden wesentliche Vorteile vereint: Die
Lackierung und die mechanische Verformung können im Arbeitsdurchgang erfolgen,
in der Regel wird nur eine Form zur mechanischen Einwirkung benötigt und
der Stanz- und Rillvorgang können
gleichzeitig durchgeführt
werden.
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- 1
- Druckwerk
- 2
- 1.
Lackierwerk
- 3
- 2.
Lackierwerk
- 4
- Transfermodul
- 5
- Ausleger
- 6
- Auslegerstapel
- 7
- Bogenaufgang
im Ausleger
- 8
- Plattenzylinder
- 9
- Gummizylinder
- 10
- Anlagetrommel
- 11
- Gegendruckzylinder
- 12
- Formzylinder
des 1. Lackwerkes
- 13
- Rasterwalze
mit Kammerrakel
- 14
- Formzylinder
des 2. Lackwerkes
- 15
- Wendeeinrichtung