DE10108849C2 - Verfahren zur Steuerung von Insassenschutzeinrichtungen in einem Fahrzeug - Google Patents
Verfahren zur Steuerung von Insassenschutzeinrichtungen in einem FahrzeugInfo
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Abstract
Bei derartigen Verfahren zur Steuerung von Insassenschutzeinrichtungen in einem Fahrzeug werden richtungsselektiv Beschleunigungssignale und/oder daraus abgeleitete Signale mit Auslösebedingungen verglichen und zu einem relativ frühen Zeitpunkt im Verlaufe eines Unfalls eine Entscheidung über die Auslösung der Insassenschutzeinrichtungen getroffen. Durch Fahrbahnunebenheiten, Schlaglochdurchfahrten oder Bordsteinberührungen treten jedoch ebenfalls innerhalb dieses Auslösezeitraums vergleichbar starke Beschleunigungskräfte auf, so dass die Gefahr einer Fehlauslösung besteht. DOLLAR A Es wird daher das Beschleunigungssignal entlang einer Achse in beide Richtungen erfasst und entsprechend der Richtung vorzeichenbehaftet zu einem Beschleunigungsintegralsignal integriert, vorzugsweise zeitlich begrenzt auf ein relativ zum Gesamtbeschleunigungsverlauf relativ kurzes Integrationszeitfenster. Das so erzeugte Beschleunigungsintegralsignal wird auf ein Überschreiten einer Mindestschwelle in eine Richtung und einen sich daran anschließenden Vorzeichenwechsel überwacht und in Abhängigkeit von diesem Vorzeichenwechsel die Auslöseschwellen erhöht oder die Auslöseentscheidung ganz unterdrückt. Die Auslöseschwellen oder die Auslöseentscheidung für alle oder bestimmte Insassenschutzeinrichtungen werden entsprechend angepasst. Durch ein nur zeitweises Erhöhen von Auslöseschwellen oder eine Zurücknahme der Maßnahmen zur Verhinderung der Fehlauslösung in Abhängigkeit vom weiteren ...
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung von Insassenschutzeinrichtungen
in einem Fahrzeug gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Ein derartiges
Verfahren ist beispielsweise der DE 196 09 077 C1 zu entnehmen.
Gerade im Bereich der Erfassung eines Seitenaufpralls treten durch Fahrbahn
unebenheiten, sei es durch das Durchfahren von Schlaglöchern oder das frontale
oder seitliche Auftreffen auf eine Bordsteinkante, oder durch andere
Krafteinwirkungen, bspw. Hammerschläge etc. erhebliche Störungen auf. Die dabei
erreichten Amplituden der jeweiligen Beschleunigungssignale bzw. der daraus
abgeleiteten Signale erreichen Bereiche, in denen die üblicherweise als Auslöse
bedingungen verwendeten Auslöseschwellen erreicht oder überschritten werden,
obwohl keine dementsprechende Insassengefährdung vorliegt. Besonders
problematisch ist dabei, dass bereits sehr frühzeitig über die Auslösung einzelner
Insassenschutzeinrichtungen entschieden werden muß, damit diese ihre Schutz
wirkung voll entfalten können. Demzufolge müssen die Signale bereits sehr früh
bewertet werden. Ein Abwarten des weiteren, für die Auslöseentscheidung
möglicherweise signifikanteren Verlaufs ist nicht möglich. Die Fehlauslösungen
erschrecken den Insassen, führen neben kleineren Verletzungen aufgrund der
eigentlichen Wirkung der Insassenschutzeinrichtungen auch zu einer Einschränkung
im Reaktionsvermögen und gefährden so die Insassen sowie andere
Verkehrsteilnehmer.
Wird nun die auf das Fahrzeug einwirkende Beschleunigung erfasst, so zeigen
derartige Misuse-Fälle eine deutliche Schwingungsneigung. Wird nun das
Beschleunigungssignal in beide Richtungen vorzeichenbehaftet integriert, so liefern
die Beschleunigungssignale in diesen Misuse-Fällen deutliche negative Beiträge, die
zur Herabsetzung des Beschleunigungsintegralwerts führen.
Zur Vermeidung von Fehlauslösungen in diesen Misuse-Fällen schlägt die DE 196 09 077 C1
daher vor, das Beschleunigungssignal vor der Integration mit einer
zeitabhängigen Gewichtungsfunktion zu gewichten, entgegengesetzt gerichtete
Anteile somit zu dämpfen und vorzugsweise zusätzlich auch die der Auslöseschwelle
zeitabhängig anzupassen. Eine rein zeitabhängige Anpassung der Auslöseschwellen
wird jedoch den doch erheblich zeitlich unterschiedlichen Beschleunigungsverläufen
in Abhängigkeit von der Unfallschwere und Unfallart nur unzureichend gerecht.
Der DE 42 20 720 A1 und DE 44 20 114 A1 sind weitere Auslöseverfahren zu entnehmen,
bei neben der Stärke der auf das Fahrzeug einwirkenden Beschleunigungskräfte
auch deren Richtung und andere Einflußgrößen bewertet werden und das
Auslöseverhalten, insbesondere der Auslösezeitpunkt, entsprechend angepaßt wird.
Die DE 39 24 507 A1 beschreibt ein Verfahren zur Auslösung, bei dem die als
Auslösebedingung dienenden Schwellwerte in Abhängigkeit von bestimmten
Betriebsparametern des Fahrzeuges veränderbar sind, um die Auslöseempfind
lichkeit der Rückhaltemittel zu vergrößern. Die dabei angewendete Herabsetzung
der Auslöseschwellen verstärkt jedoch auch die Anzahl von Fehlauslösungen.
Aus der EP 0 693 404 B1 ist ein Verfahren zur Steuerung von Seitenairbags einer
passiven Sicherheitseinrichtung für Kraftfahrzeuge zu entnehmen, bei dem zur
Erkennung eines Seitenaufpralls die Signale zweier gerade entgegensetzt zueinander
auf jeweils eine Fahrzeugseite gerichteter bidirektionaler Kollisionssensoren
miteinander verglichen werden. Als Kollisionssensoren werden dabei üblicherweise
Beschleunigungssensoren eingesetzt, die Beschleunigungssignale oder daraus
abgeleitete Signale, insbesondere ein Beschleunigungsintegralsignal erzeugen. Für
die Erfassung der Beschleunigung in beide Richtungen können dabei neben zwei
entsprechend entgegengesetzt gerichteten Beschleunigungssensoren auch
Sensoren mit Sensitivität in beide Richtungen eingesetzt werden, wie sie beispiels
weise aus der DE 28 46 371 A1 oder DE 44 11 130 A1 bekannt sind. Während der auf
der Seite des Aufpralls befindliche Sensor ein relativ starkes Beschleunigungssignal
erzeugt, weist der Beschleunigungssensor an der entgegengesetzten Fahrzeugseite
zur gleichen Zeit ein entsprechend entgegengesetzt gerichtetes
Beschleunigungssignal niedrigerer Amplitude auf.
Der DE 196 48 917 A1 ist ein Auswerteverfahren zu entnehmen, bei dem die
Beschleunigungssignale über ein zeitlich begrenztes Integrationszeitfenster
vorzeichenbehaftet zu einem Beschleunigungsintegralsignal integriert werden.
Des weiteren ist aus der WO 94/14638 A1 ein Integrationszeitfenster zwischen 4
und 10 Millisekunden bekannt.
Der WO 00/13944 A1 kann eine Berücksichtigung des zeitlichen Abstands zweier
signifikanter Punkte im Beschleunigungssignalverlauf und eine Pegelanpassung nur
im Laufe eines eine Zeitschwelle unterschreitenden Abstands entnommen werden.
Die DE 198 06 836 C1 beschreibt eine Rücksetzung einer Auslöseunterdrückung
bei Unterschreitung einer Mindestschwelle für eine Zeitdauer durch das
Beschleunigungssignal.
Eine Reihe von Verfahren zur Steuerung von Insassenschutzeinrichtungen, wie bspw.
aus der EP 0 567 900 B1, der DE 195 34 760 A1, der US 5,948,032 oder US 5,339,242
versuchen daher durch Analyse des Frequenzspektrums oder bestimmter
Frequenzanteile der Beschleunigungssignale bzw. der daraus abgeleiteten Signale,
solche Störungen zu erkennen. Der Aufwand für eine solche Analyse ist relativ hoch
und die Fehlerrate demgegenüber nicht zufriedenstellend. Insbesondere überlagern
sich die Frequenzbereiche von Störungen aufgrund Fahrbahnunebenheiten mit den
Frequenzbereichen, bei denen auslöserelevante Beschleunigungsverläufe zugrunde
liegen, so dass eine beispielsweise in der DE 195 34 760 A1 vorgeschlagene
Herausfilterung durch einen Tiefpass nicht möglich erscheint.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein weiteres Verfahren zur Steuerung von Insassen
schutzeinrichtungen vorzustellen, welches mit einfachen Mitteln einen Großteil der
fahrbahnbedingten Störungen erkennt und Fehlauslösungen verhindert oder
zumindest reduziert. Die Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale des
Anspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen sind den Unteransprüchen zu
entnehmen.
Grundgedanke auch dieses Verfahrens ist, dass Fahrbahnunebenheiten signifikante
Schwingungen des Fahrzeugs und damit ein zeitlich abfolgendes Auslenken der
Beschleunigungssignale, der daraus abgeleiteten Signale oder entsprechender
Signalteile in jeweils einander entgegengesetzte Richtungen auf einer Achse um
eine beschleunigungsfreie Nullage hervorrufen. Bei entsprechend signifikanten
Schwingungen kann daher im Beschleunigungsintegralsignal, vorzugsweise einem
zeitlich begrenzt auf ein relativ zum Gesamtbeschleunigungsverlauf relativ kurzes
Integrationszeitfenster integriertes Beschleunigungsintegralsignal, ein Vorzeichen
wechsel erkannt und in Abhängigkeit von diesem Vorzeichenwechsel die
Auslöseschwellen erhöht oder die Auslöseentscheidung ganz unterdrückt werden.
Zur Vermeidung von Störungen durch geringfügige Schwingungen sollte das
Beschleunigungsintegralsignal zuvor eine Mindestschwelle überschritten haben.
Selbstverständlich können vorzugsweise zusätzliche Kriterien die Entscheidungs
findung verfeinern, bspw. durch Vorgabe einer Zeitdauer zum Übersteigen der
Mindestschwelle oder einem Zeitfenster, in welchem von einem ersten Maximum in
die eine Richtung an ein Vorzeichenwechsel in die entgegengesetzte Richtung
auftreten muß.
Die Auslöseschwellen und/oder die Auslöseentscheidung werden für alle oder
bestimmte Insassenschutzeinrichtungen angepasst. Vorzugsweise erfolgt diese
Anpassung, bspw. das Erhöhen von Auslöseschwellen nur zeitweise oder in
Abhängigkeit vom weiteren Beschleunigungsverlauf, so dass auch Unfälle mit am
Anfang schwingendem Verlauf erkannt und eine Auslösung noch rechtzeitig aktiviert
werden. Zu berücksichtigen ist dabei immer der relativ frühe Zeitpunkt, in dem eine
Auslöseentscheidung getroffen werden muß.
Im Seitencrashbereich ergaben Versuche nämlich einen hervorzuhebenen
Sonderfall, in dem ein Fahrzeug deutlich oberhalb des Schwerpunktes seitlich von
einem Objekt getroffen wird, bspw. dem Fahrerhaus eines Lkw. Es kommt dabei
zunächst zu einer Kippbewegung, die bei Sensoren unterhalb des Schwerpunkts,
insbesondere im Karosserietunnel zu einer entgegengesetzten Auslenkung führt, an
die sich jedoch dann ein wiederum für einen Unfall signifikant starker Anstieg in die
entgegengesetzte Richtung anschließt. Der Anfangsverlauf des Beschleunigungs
signals bzw. der daraus abgeleiteten Signale weist einen für Schwingungen
charakteristischen Verlauf auf. Zur Vermeidung bzw. Verringerung von Verletzung
bei den Insassen ist dennoch eine Auslösung der Insassenschutzeinrichtungen
erforderlich. Aus diesem Grund erweist es sich als besonders bevorzugt, entweder
mit erhöhten Auslöseschwellen zu arbeiten oder die Sperrung der Auslösung wieder
aufzuheben, sofern die Beschleunigung in eine der Richtungen einen unfalltypischen
einseitigen Anstieg annimmt, auch wenn zuvor ein Schwingen beobachtet wurde.
Die genaue Dimensionierung der Schwellen und Zeitfenster ist dabei in starkem
Maße von den individuellen Fahrzeugeigenschaften abhängig, insbesondere von der
Auslegung der Federung, der Karosseriesteifigkeit und der Größe der Knautsch
zonen. Die bisherigen Fehlauslösungen aufgrund von Fahrbahnunebenheiten können
weitestgehend vermieden werden, ohne dass die Auslösung bei üblichen oder
diesen besonderen Unfallsituationen behindert würde.
Die Erfindung soll nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen und Figuren näher
erläutert werden. Kurze Beschreibung der Figuren:
Fig. 1 Skizzierung der bei einer Fahrbahnunebenheit auftretenden
Beschleunigungskräfte an einem Fahrzeug
Fig. 2 Verlauf der Beschleunigungssignale für verschiedene im Fahrzeug
angeordnete und gerichtete Beschleunigungssensoren
Fig. 3 Skizze der Schwellenanpassung
Fig. 4 eines atypischen Seitencrashs oberhalb des Fahrzeugschwerpunkts
Fig. 5 Beschleunigungssignal und Beschleunigungsintegralsignal beim
Seitencrash gemäß Fig. 4
Die Fig. 1 zeigt ein Fahrzeug 1 mit einem Insassenschutzsystem, wobei unter
schiedliche Möglichkeiten der Anordnung der Beschleunigungssensoren S1, S2, S3
und eine Zentraleinheit 2 gezeigt wurden, auf die Darstellung der Insassenschutz
einrichtungen, wie Airbags, Gurtstrammer etc. jedoch verzichtet wurde. Die
Beschleunigungssensoren können beispielsweise zentral im Karosserietunnel
angeordnet sein, wie bei S1 der Fall, oder in den seitlichen Außenbereichen des
Fahrzeugs, wie bei S2 und S3 gezeigt. Alle hier betrachteten Sensoren sind auf die
Y-Achse senkrecht zur Fahrtrichtung X ausgerichtet. Selbstverständlich kann eine
solche Betrachtung aufgrund des Superpositionsprinzips auch für beliebige andere
Achsen durchgeführt werden. Für Fahrbahnunebenheiten ist der Beschleunigungs
verlauf in der Y-Achse jedoch besonders deutlich und weitgehend frei von anderen
Einflußgrößen.
Es können bidirektionale Sensoren wie S1 eingesetzt werden, die ein entsprechend
vorzeichenbehaftetes Signal erzeugen, oder einfache Sensoren, die nur in eine
Richtung operieren, wie S2 und S3, die jedoch zusammengenommen genauso in der
Lage sind, die erforderlichen Signale für die Bewertung der Beschleunigung in
einander entgegengesetzte Richtungen zu liefern. Die entsprechenden Verläufe der
Beschleunigungssignale für die verschiedenen Beschleunigungssensoren sind in
Fig. 2 anhand einer Schlaglochdurchfahrt gezeigt.
Wie skizzenhaft angedeutet, führt eine Fahrbahnunebenheit, bspw. ein Schlagloch,
zu einer Krafteinwirkung auf die Radaufhängung und damit die Karosserie senkrecht
zur Fahrtrichtung X. Dies verursacht je nach Lage und Ausrichtung der
Beschleunigungssensoren eine Signalauslenkung.
Wie Fig. 2 zeigt, weist das Beschleunigungssignal a(t) in einem ersten Zeitabschnitt
bis t2 zu einer Auslenkung in die Richtung +Y gefolgt von einem noch stärkeren
Rückschwingen nach -Y auf. Während des Zeitabschnitts T11 überschreitet dabei
das Beschleunigungssignal a(t) die Mindestschwelle Y0. Die Mindestschwelle dient
dabei einer Beschränkung auf Beschleunigungskräfte, die geeignet sind, eine
auslöserelevante Dimension anzunehmen. Zum Zeitpunkt t1 erreicht das
Beschleunigungssignal das erste lokale Maximum Ymax1. Bei einer üblichen
Crashsignatur würden weitere lokale Maxima in Richtung +Y ohne Nulldurchgang
folgen. Hier jedoch erfolgt in t2 ein Nulldurchgang und ein entsprechend starker
Anstieg in die entgegengesetzte Richtung -Y.
Aus dem entsprechend der Richtung der Beschleunigungskräfte vorzeichen
behafteten Beschleunigungssignal a(t) wird das Beschleunigungsintegralsignal ∫a(t)dt
durch Integration, vorzugsweise über ein auf eine Zeitdauer zwischen 2 und 12
Millisekunden, vorzugsweise zwischen 2 und 5 ms begrenztes Integrations
zeitfenster gewonnen. Das Integrationszeitfenster ist somit relativ kurz gegenüber
dem Gesamtbeschleunigungsverlauf und auch kürzer als übliche für die Bewertung
der Geschwindigkeitsänderung aus dem Gesamtbeschleunigungsverlauf verwendete
Integrationszeitfenster, deren Zeitdauern im Bereich von über 10 ms bis ca. 20 ms
liegen.
Dieses Beschleunigungsintegralsignal ∫a(t)dt nimmt ab dem Zeitpunkt t2 wieder ab
und überschreitet zum Zeitpunkt t3 den Nullpunkt - es tritt also der entscheidungs
erhebliche Vorzeichenwechsel auf.
Zu diesem Zeitpunkt t3 wird eine Anpassung der Auslösebedingungen, insbesondere
der Auslöseschwelle von yfire0 auf yfire1 vorgenommen, wie in Fig. 3 skizziert.
Zu berücksichtigen ist dabei, dass zu einem verhältnismäßig frühen Zeitpunkt im
Beschleunigungsverlauf eines Unfalls bereits über die Auslösung bzw.
Nichtauslösung der Insassenschutzeinrichtungen entschieden werden muß. Selbst
bei Hochgeschwindigkeitsunfällen ist die bis dahin eingetretene Verzögerung deut
lich kleiner als die Gesamtverzögerung. Demzufolge sind auch die Auslöseschwellen
Yfire0 entsprechend niedrig. Fahrzeuge mit elastischen Dämpfungsverhalten
erreichen bei Schlaglochdurchfahrten Beschleunigungsamplituden in vergleichbarer
Größenordnung, was zur ungewollten Auslösung führen kann. Aus diesem Grund
erweist es sich als äußerst vorteilhaft, die Auslösebedingungen beim Auftreten
solcher Schwingungen anzupassen. In Fig. 2 wird die Auslöseschwelle auf Yfire1
hochgesetzt.
Dabei können sowohl die der jeweiligen Richtung zuzuordnenden Signalteile (+Y, -Y)
des Beschleunigungssignals als auch getrennte Signale entsprechend ihrer Richtung
zur Auswertung verwendet werden.
Wie Fig. 2 verdeutlicht, besteht auch die Möglichkeit, die Periodendauer T1 bzw.
T11 zu bewerten, in der in diesem Beispiel die Beschleunigung bzw. das Beschleu
nigungsintegral in die positive Richtung auf der Y-Achse die Schwelle Y0 übersteigt.
Sofern T1 bzw. T11 einen vorgegebenen Wert übersteigen und nachfolgend die
Beschleunigung in die entgegengesetzte Richtung, also "-Y", wechselt, kann von
einem schwingenden Verlauf ausgegangen werden.
Zudem wird ausgehend von einem Anfangszeitpunkt, in dem das Beschleunigungs
signal oder das daraus abgeleitete Signal einen signifikanten Wert angenommen hat,
ein Zeitfenster T4 bzw. T41 gestartet und ein Vorzeichenwechsel nur dann für die
Heraufsetzung der Auslöseschwellen gewertet, wenn dieser Vorzeichenwechsel des
Beschleunigungsintegralsignals ∫a(t)dt innerhalb dieses Zeitfensters eintritt.
Als Anfangszeitpunkt bietet sich beispielsweise der Zeitpunkt t1 eines ersten, die
Mindestschwelle übersteigenden lokalen Maximums ymax1 des Beschleunigungs
signals oder das lokale Maximum des Beschleunigungsintegralsignals in t2 an.
Die Auswahl und Anpassung der jeweils geeigneten Merkmale sind für den
Fachmann bei Kenntnis des signifikanten Verlaufs unter Kenntnis der hier vor
gestellten Lösungen ohne weiteres möglich.
Fig. 4 skizziert den bereits eingangs beschriebenen atypischen Seitencrash, bei
dem das Fahrzeug 1 deutlich oberhalb des Schwerpunktes seitlich von einem Objekt
getroffen wird, bspw. dem Fahrerhaus eines Lkw. Es kommt dabei zunächst zu einer
Kippbewegung, die bei einem Sensor S1 im Karosserietunnel unterhalb des
Schwerpunkts zu einer entgegengesetzten Auslenkung führt, an die sich jedoch
dann ein wiederum für einen Unfall signifikant starker Anstieg in die entgegen
gesetzte Richtung anschließt. Der Anfangsverlauf des Beschleunigungssignals bzw.
der daraus abgeleiteten Signale weist, wie in Fig. 5 dargestellt, einen für
Schwingungen charakteristischen Verlauf auf. Aus diesem Grunde wird zunächst in
t3 bei Eintritt des Vorzeichenwechsels des Beschleunigungsintegralsignals die
Auslöseschwelle von Yfire0 auf Yfire1 erhöht. Erst im späteren Verlauf nach t4 wird
die einseitige Dominanz in +Y-Richtung deutlich.
Zur Vermeidung bzw. Verringerung von Verletzung bei den Insassen ist dennoch
eine Auslösung der Insassenschutzeinrichtungen erforderlich. Aus diesem Grund
erweist es sich als besonders bevorzugt, entweder mit erhöhten Auslöseschwellen
zu arbeiten, auch wenn zuvor ein Schwingen beobachtet wurde. Die genaue
Dimensionierung der Schwellen und Zeitfenster ist dabei in starkem Maße von den
individuellen Fahrzeugeigenschaften abhängig, insbesondere von der Auslegung der
Federung, der Karosseriesteifigkeit und der Größe der Knautschzonen.
Die Seitencrashauswertung kann zudem unter Berücksichtigung von Signalen von
zusätzlichen seitlich ausgelagerten Seitencrashsensoren und Sensoren in der
Zentraleinheit ergänzt werden, wobei die jeweils vorgegebenen Auslöseschwellen
bei einem signifikanten Vorzeichenwechsel des Beschleunigungsintegralsignals
entsprechend angehoben werden, vorzugsweise für eine Zeitdauer T3.
Claims (8)
1. Verfahren zur Steuerung von Insassenschutzeinrichtungen in einem Fahrzeug
(1), bei dem
- a) von einer oder mehreren Sensoreinheiten (s1, s2, s3) Beschleunigungs signale(a(t)) in einander entgegengesetzte Richtungen (±y) auf einer Achse (y) erfasst und
- b) die Beschleunigungssignale (a(t)) mit einander entgegengesetzten Richtungen (+Y, -Y) entsprechend ihrer Richtung vorzeichenbehaftet zu einem Beschleunigungsintegralsignal (∫a(t)dt) integriert werden,
- c) die Beschleunigungssignale (a(t)) und/oder daraus abgeleiteten Signale mit veränderbaren Auslöseschwellen (Yfire) verglichen und eine Entscheidung über die Auslösung der Insassenschutzeinrichtungen getroffen wird,
- a) das Beschleunigungsintegralsignal (∫a(t)dt) auf ein Überschreiten einer Mindestschwelle in eine Richtung und einen sich daran anschließenden Vorzeichenwechsel (∫a(t)dt = 0 in t3) überwacht wird und
- b) in Abhängigkeit von diesem Vorzeichenwechsel des Beschleunigungs integralsignals (∫a(t)dt) die Auslöseschwellen (Yfire0 =< Yfire1) erhöht oder die Auslösung unterdrückt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein Vorzeichen
wechsel nur erfasst wird, wenn das Beschleunigungssignal (a(t)) oder das
Beschleunigungsintegralsignal (∫a(t)dt) die Mindestschwelle (y0) für eine
vorgegebene Zeitdauer (T1, T11) übersteigt.
3. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass die Beschleunigungssignale (a(t)) über ein zeitlich begrenztes Integrations
zeitfenster vorzeichenbehaftet zu dem Beschleunigungsintegralsignal (∫a(t)dt)
integriert werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die
Beschleunigungssignale über ein Integrationszeitfenster zwischen 2 und 10
Millisekunden, vorzugsweise zwischen 2 und 5 ms, integriert werden.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass der Zeitpunkt (t1, t11) eines ersten, die Mindestschwelle übersteigenden
lokalen Maximums (ymax1) des Beschleunigungssignals (a(t)) oder des
Beschleunigungsintegralsignals (∫a(t)dt) in eine Richtung (+y/-y) bestimmt,
ausgehend von diesem Zeitpunkt (t1) ein Zeitfenster (T4, T41) festgelegt und
nur dann die Auslöseschwellen erhöht oder die Auslöseentscheidung
angepasst werden, wenn der Vorzeichenwechsel in die entgegengesetzte
Richtung(-y/+y) innerhalb dieses Zeitfensters (T4/T41) eintritt.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass die Erhöhung der Auslöseschwellen bzw. die Unterdrückung der
Auslöseentscheidung nach Ablauf einer vorgegebenen Zeit (T3) oder in
Abhängigkeit vom weiteren Verlauf des Beschleunigungssignals (a(t)) bzw. der
daraus abgeleiteten Signale (∫a(t)dt) wieder zurückgesetzt werden.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Erhöhung
der Auslöseschwellen bzw. die Unterdrückung der Auslöseentscheidung wieder
zurückgesetzt werden, wenn das Beschleunigungssignal (a(t)) bzw. die daraus
abgeleiteten Signale (∫a(t)dt) eine Mindestschwelle (y0) für eine vorgegebene
Zeitdauer unterschreitet.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Erhöhung der
Auslöseschwellen bzw. die Unterdrückung der Auslöseentscheidung wieder
zurückgesetzt werden, wenn das Beschleunigungssignal (a(t)) bzw. die daraus
abgeleiteten Signale (∫a(t)dt) eine erste obere Schwelle für eine vorgegebene
Zeitdauer oder eine gegenüber der erste Schwelle noch größere zweite
Schwelle überschreiten.
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