<Desc/Clms Page number 1>
Verfahren zur Gewinnung von zur Flavanongruppe gehörenden Stoffen mit vitaminartigen Eigenschaften.
Gewisse Pflanzen, insbesondere Citrusarten, enthalten glukosidische Substanzen, die in die Flavanongruppe gehören und die vitaminartige Eigenschaften zeigen. Ihre chemische Konstitution ist noch nicht restlos aufgeklärt ; es dürfte sich hauptsächlich um ein bisher unbekanntes Glukosid des Eriodictyols handeln, das teils als solches. als leicht in Wasser lösliche Substanz, teils als Doppelverbindung mit Hesperidin als in Wasser schwer lösliche, kristallisierte Verbindung vorliegt.
Entsprechend den Löslichkeitseigenschaften des Eriodictyolglukosids führen beim Versuch zu seiner Isolierung die bisher bekannt gewordenen Verfahren zur Herstellung von Substanzen dieser chemischen Gruppe von Pflanzen, wie sie beispielsweise in Klein : Handbuch der Pf lanzenanalyse, 3. Band, 2. Teil (1932) Seite 881-889, beschrieben sind, nicht zum Ziel. Man erhält bei Anwendung dieser Methoden nur sehr unreine Endstoffe, die für pharmazeutische Zwecke nicht in Frage kommen.
Es wurde nun gefunden, dass man die erwähnten Stoffe in wesentlich reinerer Form dadurch gewinnen kann, dass man aus der durch ein beliebiges an sich bekanntes ExtraktionsverfahrEn mit Alkohol oder anderen mit Wasser mischbaren organischen Lösungsmitteln aus Citiusfrüchten oder deren Schalen hergestellten Lösung den herzustellenden Flavanonabkommling mit den Hydroxyden von Alkali-oder Erdalkalimetallen ausfällt und den erhaltenen Niederschlag mit Säure zerlegt. Diese Zerlegung kann auf mancherlei Weise geschehen. Man kann den Niederschlag z. B. in einem organischen mit Wasser mischbaren Lösungsmittel suspendieren und mit Säure zerlegen, wobei sich das Alkalibzw. Erdalkalisalz der zugesetzten Säure fest abscheidet, während das Flavanonderivat in Lösung geht.
Es kann auch vorteilhaft sein, die Zerlegung des Niederschlages in wässeriger Lösung vorzunehmen. Die Ausfällung mit Alkali-oder Erdalkalihydroxyden kann jedoch nur aus einem organischen mit Wasser mischbaren Lösungsmittel vorgenommen werden, da der Niederschlag nur in diesem entsteht, in Wasser hingegen löslich ist. Als solche mit Wasser mischbare organische Lösungsmittel kommen beispielsweise Aceton oder Alkohole in Betracht. Die Lösungsmittel brauchen nicht völlig wasserfrei zu sein, es kommt lediglich darauf an, dass die Bildung eines Niederschlages nicht verhindert wird.
Der aus flavanonhaltigen Pflanzen hergestellte Rohextrakt wird zweckmässig zuerst auf bekannte Art vermittelt Lösungen von Sehwermetallsalzen, z. B. von Bleiacetat, von den Verunreinigungen befreit. Zu diesem Zweck wird dem Pflanzenextrakt das gelöste Schwermetallsalz, z. B. Bleiacetat, zunächst in saurem Milieu zugesetzt, der entstandene Niederschlag abgetrennt und die Lösung mit Ammoniak alkalisch gemacht, wodurch das Flavanonat des Schwermetalls ausfällt. Dieses Flavanonat wird dann in wässeriger oder beispielsweise alkoholischer Suspension weiterbehandelt. Wird die Zersetzung der Suspension in Wasser als Dispergierflüssigkeit durch eine stärkere Säure als das Flavanon, z.
B. durch Schwefelwasserstoff, vorgenommen, so engt man zweckmässigerweise die nach Abscheidung des Schwermetallsalzes zurückbleibende wässerige Flavanonlösung so weit ein, dass durch Zusatz des organischen Lösungsmittels die Verunreinigungen gefällt werden und die Lösung genügend wasserfrei ist, um das Flavanon durch Alkali-oderErdaIkalihydroxyd abtrennen zu können.
Wird aber der durch
Bleiacetat gewonnene Flavanonatniederschlag in einem organischen Lösungsmittel suspendiert-aufgearbeitet, so kann man nach Abtrennung des Bleies mit einer stärkeren Säure als das Flavanon, das in der Lösung zurückgebliebene Flavanon unmittelbar ausfällen.
<Desc/Clms Page number 2>
Beispiele :
1. 150 kg frische Zitronenschalen werden mit dem Fleischwolf gemahlen und mit 150 l etwa 90% eigen Alkohol über Nacht verrührt. Am nächsten Tag wird an der Fruchtpresse ausgepresst, der
Rückstand nochmals mit 75 l Alkohol extrahiert, die vereinigten Presssäfte mit 2% Bariumacetat versetzt und die Fällung abgeschleudert. Nun wird 1% Bleiacetat zur klaren Lösung gegeben, die entstandene Fällung abgetrennt, und die Lösung mit Ammoniak deutlich alkalisch gemacht.
Die abgeschleudert Fällung wird in 10 1 5% piger Essigsäure fein suspendiert, mit Ammoniak (unter starkem
Rühren) neutralisiert, dann scharf zentrifugiert, die Fällung in 10 ! absolutem Alkohol suspendiert und unter Rühren und Kühlung mit konzentrierter Schwefelsäure bis zur kongosauren Reaktion ver- setzt. Die Fällung wird abgetrennt, mit Alkohol ausgewaschen und dann verworfen.
Die Lösung wird nun unter starkem Rühren durch vorsichtigen Zusatz von alkoholischer
Natronlauge so weit neutralisiert, dass die Reaktion gegen Methylrot neutral ist. Nach einigem Stehen wird vom harzigen Niederschlag abgegossen, dieser in 150 cm3 Wasser gelöst, die Lösung wieder auf methylrotneutrale Reaktion gebracht und mit l ! Alkohol versetzt. Die Fällung wird verworfen und die Flüssigkeiten vereinigt. Die Lösung wird nun über Nacht auf-150 abgekühlt, dann in ein auf - 150 vorgekühltes Gefäss abdekantiert und unter starkem Rühren weiter mit alkoholischer Natron- lauge in dünnem Strahl versetzt, bis die Lösung Phenolphtalein stark rötet. Der Niederschlag wird sofort unter Stickstoff abgeschleudert und dann in n-Salzsäure aufgenommen.
Die so gewonnene
Lösung wird mit Bicarbonat bis zur kongonegativen Reaktion versetzt. Beim Stehen scheidet sich ein Teil des Flavanons, u. zw. die Doppelverbindung von Eriodictyolglukosid-Hesperidin ab, die verbleibende Lösung von Eriodictyolglukosid wird kolorimetrisch auf einen bestimmten Gehalt eingestellt, steril filtriert und in Ampullen abgefüllt.
Aus der beim Abkühlen der neutralen auf-15 entstandenen Fällung kann durch Aufnehmen im Wasser, Fällen mit Alkohol und weitere Behandlung der Lösung wie oben, eine weitere Menge Flava- none gewonnen werden.
2. 100 kg von der äusseren, gelb gefärbten, ölhaltigen Schicht befreiten Pomeranzenschalen werden mit dem Fleischwolf gemahlen und unter Erwärmen mit 200 l, dann nochmals mit 100 ! abso- lutem Alkohol extrahiert Die vereinigten Extrakte werden gegen Methylrot neutralisiert und abge- kühlt. Durch weitere Behandlung entsprechend den letzten Verfahrenssehritten von Beispiel 1, also
Tiefkühlung und Fällen mit alkoholischer Natronlauge, erhält man hier ohne Bleifällung ein genügend reines Präparat.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Gewinnung von zur Flavanongruppe gehörenden Stoffen mit vitaminartigen
Eigenschaften, dadurch gekennzeichnet, dass man die diese Stoffe enthaltenden Pflanzenteile mit einem mit Wasser mischbaren organischen Lösungsmittel extrahiert, zu dem Extrakt ein Alkali-oder
Erdalkalihydroxyd hinzufügt und den so gewonnenen Niederschlag mit Hilfe einer Säure zersetzt.